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Veröffentlicht am 10.09.2024

Das Warten auf Cristi - eine "Nicht-Liebes-Geschichte"

Das Schweigen meiner Freundin
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Giulia und Cristi - eine Verbindung seit den frühen Kindertagen. Was als Freundschaft begann, entwickelte sich zu so viel mehr und erstreckte sich schließlich über ein ganzes Leben, mit unzähligen Aufs ...

Giulia und Cristi - eine Verbindung seit den frühen Kindertagen. Was als Freundschaft begann, entwickelte sich zu so viel mehr und erstreckte sich schließlich über ein ganzes Leben, mit unzähligen Aufs und Abs. Es ist ein Kommen und Gehen, voller Hoffnung, voller Verzweiflung und mit ganz viel Gefühl. Während Cristi die Spielregeln vorzugeben scheint, ist Giulia Passagier in dieser emotionalen Achterbahn, die trauriger nicht sein könnte. Dass auch Mattia eine Rolle spielt, macht das Ganze nicht einfacher, und auch er begleitet die beiden Frauen auf unterschiedliche Weise ein ganzes Leben lang.

Mit "Das Schweigen meiner Freundin" ist Giulia Baldelli ein einfühlsamer Roman gelungen, um eine ganz große Liebe, die die Protagonistin Giulia über viele Jahrzehnte verfolgt. Meistert sie ihr Leben nach außen hin sehr gut, ist sie emotional von der von Kindheit an instabilen Cristi abhängig, die Tempo und Intensität der Beziehung der Frauen zu einander vorgibt und somit letzten Endes Giulia ganzes Leben und ihre Verhältnisse zu anderen Menschen bestimmt.

"Das Schweigen meiner Freundin" ist ein Roman voller Gefühl - in vielerlei Hinsicht. Werden wir einerseits sehr detailliert in die Beziehung der Protagonistinnen zu einander eingebunden, so verursacht das Buch auch vielerlei Emotionen beim Leser. Zwischen Freude und Unverständnis, teilweise auch Wut, sowohl auf die manipulative Cristi als auch auf Giulia, die sich in ihre Abhängigkeit begibt, war alles dabei. Insgesamt ist das Buch aber eher traurig gefärbt, allzu sehr fiebert man ob der ausführlichen Schilderungen doch mit und allzu viele Rückschläge in den Beziehungen gilt es zu verarbeiten. Manchmal erscheint es schier unbegreiflich, wie viel jemand bereit ist, für die Erfüllung seiner Träume in Kauf zu nehmen und nicht einmal hatte ich während des Lesens das Gefühl, Giulia an den Schultern rütteln und zum Erwachen aus ihrer Traumwelt bewegen zu wollen.

Baldelli hat mit "Das Schweigen meiner Freundin" ein Buch geschaffen, das mich viel zum Nachdenken und zum Überdenken von Beziehungen angeregt hat. Wo sind die Grenzen, wie weit darf Liebe gehen? Was ist man bereit zu akzeptieren um dem Menschen, den man liebt, nahe zu sein? Und Ist es wirklich Liebe, wenn ein solches Ungleichgewicht zwischen beiden Seiten besteht, wenn einer so viel mehr hinnimmt und einer die Regeln vorgibt?

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch wenn manche Episoden zwischendurch etwas langatmig waren. In wunderschöner Sprache und ohne große Umschweife hat uns Baldelli mit ihrem Buch das Porträt zweier unterschiedlicher Frauen vorgestellt und es hat mir Freude gemacht, beim Lesen in die Geschichte von Cristi und Giulia einzutauchen und vieles über die ganz besondere und sicher nicht alltägliche Beziehung zwischen den beiden Frauen zu erfahren. Und gleichzeitig war ich dankbar, mich nach dem Lesen in meiner eigenen, unkomplizierten Beziehung wiederzufinden.

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Veröffentlicht am 03.09.2024

Urlaubsflair und Intrigen vor der Küste Kroatiens

Die kleine Bucht in Kroatien
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Maddie verdient sich als "gute Seele" einer Luxusjacht ihren Lebensunterhalt. Was erst wie ein entspannter Sommerjob wirkt, entpuppt sich als Knochenjob, machen ihr doch die versnobbten Gäste des Bootes ...

Maddie verdient sich als "gute Seele" einer Luxusjacht ihren Lebensunterhalt. Was erst wie ein entspannter Sommerjob wirkt, entpuppt sich als Knochenjob, machen ihr doch die versnobbten Gäste des Bootes mit ihren Sonderwünschen und Befindlichkeiten das Leben schwer. Zwischen Glanz und Glamour und unzähligen Intrigen zeigen die einzelnen Charaktere jedoch bald ihr wahres Gesicht und auch wenn Maddie den Gästen gegenüber ursprünglich sehr reserviert ist, zeigt sich der arrogante Nick später doch recht sympathisch. Kann er vielleicht sogar Maddies Herz erobern?

Mit "Die kleine Bucht in Kroatien" ist Julie Caplin einmal mehr ein toller Wohlfühlroman gelungen, der einen direkt mitnimmt an die kroatische Küste und mit seinem Sommerfeeling bezaubert. Ob sympathisch oder nicht, die Charaktere sind durchaus gut geschildert, sodass man gerne Teil der Crew wird und Maddie beisteht, wie sie die Möchtegern-High Society bedient.

Natürlich werden hier viele Clichées der "Reichen und Schönen" bedient, und natürlich gibt es irgendwie ein Happy End. Dennoch gibt es etliche Aufs und Abs, die das Buch unterhaltsam machen und vor allem das Setting ist bezaubernd. Es gibt Intrigen, es gibt kroatisches Flair und natürlich, wie es sich für einen "Feel good" Roman gehört, auch viele Emotionen in verschiedene Richtungen.

Ich habe es selbst in Kroatien am Strand gelesen, was natürlich toll gepasst hat. Es gibt keine großen Überraschungen, solche habe ich auch nicht erwartet, aber Caplin hat es einmal mehr geschafft, ein Buch zu schreiben, das man gerne in einem durch lesen will, weil man doch gerne wissen mag, wie sich Maddie, Nick & Co weiter entwickeln und während ihrer gemeinsamen Reise erleben. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen und kann auch gelesen werden, ohne die anderen Bände der "Romantic Escapes" Reihe zu kennen.

Für mich war "Die kleine Bucht in Kroatien" eine wunderschöne Sommerlektüre, ein bisschen zum Träumen, ein bisschen zum Mitfiebern und ein bisschen zum Wohlfühlen. Ein schönes Lesevergnügen vor der kroatischen Küste, das Lust auf Sonne, Strand und Meer und auf die nächste Bände der Reihe macht.

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Veröffentlicht am 25.08.2024

Ausflug in Omas Pensionistenheim

Hortensientage
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In "Hortensientage" erzählt Manuela Inusa die Geschichte ihrer Großeltern Lisa und Werner, über ihre ganz große Liebe und wie diese den 2. Weltkrieg überstanden und all die Schwierigkeiten der damaligen ...

In "Hortensientage" erzählt Manuela Inusa die Geschichte ihrer Großeltern Lisa und Werner, über ihre ganz große Liebe und wie diese den 2. Weltkrieg überstanden und all die Schwierigkeiten der damaligen Zeit überwunden hat. Anhand der Geschichten von Oma Lisa, die sie regelmäßig im Pensionistenheim besucht, anhand von Bildern und Postkarten macht sich Ela ein Bild der Vergangenheit ihrer Großeltern und versucht, die Lisa und den Werner von damals kennenzulernen und mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren.

Das Buch ist ein sehr persönliches Buch von Inusa, sie lässt uns an ihrem Familienleben teilhaben, bringt auch immer wieder kurze Episoden vom Zusammentreffen ihrer eigenen Kinder und ihres Mannes mit Oma Lisa ins Spiel, was grundsätzlich nett ist. Großteils schildert Inusa die Geschichte aus ihrer eigenen Sicht, teilweise werden auch Briefe oder die direkten Erzählungen der Oma wiedergegeben.

Grundsätzlich fand ich die Idee des Buches sehr schön, weshalb ich es unbedingt lesen wollte. Die Umsetzung hat mir aber leider nicht gefallen. Ein Großteil der Geschichte spielt im Pensionistenheim von Oma Lisa, wo langatmig die immer gleichen Episoden, die Probleme und Eigenheiten der anderen Bewohner und im Endeffekt die Eintönigkeit des Lebens dort geschildert werden. Das war allerdings nicht das, was der Klappentext versprochen hat, der eigentliche Plot, die Liebesgeschichte und historischen Begebenheiten der Großeltern wurden nur sehr oberflächlich gestreift und kamen für meinen Geschmack viel zu kurz.

Auch empfand ich es als sehr unangenehm, wie sehr Ela ihre Oma gedrängt hat, ihr von früher zu erzählen. Mit einer Beharrlichkeit und beinhahe ohne Respekt vor den Gefühlen der Großmutter, die einen Teil ihrer Geschichte für sich behalten wollte, wurde diese immer und immer wieder mit Fragen bombardiert, die sie einfach nicht beantworten wollte - bis sie schließlich nachgegeben und manche Episoden ihres Lebens erzählt hat. Als Leserin empfand ich das unglaublich respektlos und ich war mehrmals kurz davor, das Buch wegzulegen.

Die Geschichten, die Oma Lisa schließlich erzählt hat, waren, ob bewusst oder unbewusst, oberflächlich geschildert - hätte man einige Seiten ausgelassen, wäre das für den Fortgang des Buches völlig irrelevant gewesen. Ob sich das alles wirklich so zugetragen hat, wieviel hier biografisch ist und was der schriftstellerischen Freiheit entsprungen ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich mag Inusas Bücher normalerweise sehr gerne, auch ihr Erzählstil gefällt mir ansonsten gut. Hier ist mir jedoch während des Lesens nicht gelungen, mich in die Geschichte hineinzuversetzen oder mich irgendwie dafür zu begeistern. Schade, denn eigentlich wäre das Thema super spannend gewesen.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Erntefest am Weingut von Osten - und andere Aufregungen in der Familie Hohenhausen

Zeit der Schwestern
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Schon den 3. Band lang dürfen wir jetzt die Familie Hohenhausen am schönen Bodensee begleiten und fast ein bisschen Teil der Familie sein. Im letzten Band steht nun Veri, die älteste der drei Schwestern ...

Schon den 3. Band lang dürfen wir jetzt die Familie Hohenhausen am schönen Bodensee begleiten und fast ein bisschen Teil der Familie sein. Im letzten Band steht nun Veri, die älteste der drei Schwestern im Zentrum des Geschehens. Bisher relativ unauffällig und immer um den Erfolg des Weinguts ihres Mannes bedacht, merkt Veri plötzlich, dass es in ihrer Ehe kriselt. Änderungen stehen daher an, Entscheidungen müssen getroffen werden, aber die Hohenhausens sind ein eingeschworener Clan und Dank der tatkräftigen Unterstützung vor allem ihrer beiden Schwestern Romy und Caro findet Veri schließlich den Mut, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen um nicht sich selbst und ihrem Glück im Wege zu stehen.

Auch im 3. Band ihrer Bodensee-Trilogie ist es Tanja Huthmacher wieder gelungen, die Familie Hohenhausen ins Herz zu schließen. Die einzelnen Charaktere sind ja schon aus den anderen Bänden bekannt, es empfiehlt sich auch, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Auch wenn vieles erklärt wird und die Handlung nicht allzu komplex ist, gerade die Familienverhältnisse bauen aufeinander auf und sind so bestimmt stimmiger. Das Szenario am wunderschönen Bodensee tut ein übriges dazu, dass man sich für das Buch einfach begeistern muss - nicht nur einmal hätte ich mir während des Lesens selbst gewünscht, jetzt auch durch die Weingärten spazieren zu dürfen oder mal eben eine Fähre an das andere Ende des Sees nehmen zu dürfen.

Huthmachers Erzählstil gefiel mir von Anfang an, sie nimmt einen mit, lässt einen in die Geschichte eintauchen und dadurch, dass das Buch in viele kurze Kapitel unterteilt ist, liest es sich auch wirklich zügig.

Die Herzlichkeit mit der die einzelnen Familienmitglieder geschildert werden, setzt sich auch in diesem Band fort. Es ist zwar ein bisschen schade, dass wir nunmehr nur am Rande noch erfahren, was sich gerade im Leben von Caro und Romy sowie ihrer kleinen Familien tut, aber es macht auch Freude, jetzt Veri, ihre Tochter Rosa und ihren Mann Stefan besser kennenzulernen. Manches ist zwar ein bisschen gar offensichtlich und die Handlung bietet jetzt keine großen Überraschungen, aber insgesamt war das Buch für mich eine absolute "Fühl-gut" Geschichte.

Für mich war die ganze Bodensee-Trilogie, zuletzt aber natürlich das Finale "Traubenfest", ein schönes, sommerliches Leseerlebnis, das mir schöne Lesestunden beschert hat und mich oft an den Bodensee "hinträumen" lies. Eine klare Leseempfehlung für alle, denen nach leichter, sommerlicher Lektüre und Familiengeschichten ist, oder die einfach selbst gerne einen Ausflug an den Bodensee machen möchten. Nur als kleine Anmerkung: ich fand es ein kleines bisschen schade, dass eigentlich nur von der deutschen Seite aus erzählt wurde, auch der österreichische und der schweizer Teil des Sees haben viel zu bieten...

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Bewegende Autobiografie über ein leider allzu aktuelles Thema

Solito
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Der kleine Javier wächst bei seinen Großeltern in El Salvador auf, seine Eltern waren schon vor Jahren in die USA geflohen. Nun war es an der Zeit, dass ihnen Javier folgte und er machte sich mit gerade ...

Der kleine Javier wächst bei seinen Großeltern in El Salvador auf, seine Eltern waren schon vor Jahren in die USA geflohen. Nun war es an der Zeit, dass ihnen Javier folgte und er machte sich mit gerade mal 9 Jahren auf den Weg auf eine gefährliche Reise, mit dem Ziel in ein besseres Leben aufzubrechen und endlich wieder bei seinen Eltern zu sein. Über viele Wochen zieht sich die Flucht, erst in Begleitung seines Großvaters, schließlich aber auf sich alleine gestellt und auf die Hilfe fremder Personen angewiesen, nimmt Javier auf seinem Weg Dinge auf sich, die niemand erleben sollte.

Eindrucksvoll schildert Javier Zamora in seiner Autobiografie, wie er es als kleiner Junge geschafft hat, von El Salvador den weiten Weg bis in die USA zu seinen Eltern zurück zu legen. Unter schlimmsten Bedingungen und größten körperlichen Strapazen nahm er endlose Fußmärsche, Bootstouren und Transporterfahrten auf sich, um an sein Ziel zu gelangen.

Von Anfang an fesselt einen das Buch. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass das alles "echt" ist und auch jetzt noch jeden Tag hundert und tausendfach irgendwo auf der Welt passiert, wird man Teil der Geschichte und fiebert mit Javier mit. Wird er es schaffen, seine Eltern am Ende wiederzusehen? Jede Strapaze wird gefühlt zur eigenen Anstrengung, jede Hungerepisode, die der kleine Junge erlebt, fühlt man mit, ist Javier durstig, ist man es selbst auch. Das Buch ist ergreifend und berührend und es hinterlässt einen unglaublich tiefen Eindruck.

Obwohl mittlerweile erwachsen schildert Javier Zamora seine Flucht, wie er sie als kleiner Junge erlebt hat. Mit allen Bedürfnissen, die ein Kind hat, aber auch mit der kindlichen Naivität, in der er sich in das Abenteuer gestürzt hat. Viele Episoden verleiten fast ein bisschen zum Schmunzeln, weil sie "so Kind" sind. Javiers Scham vor anderen Leuten zu pinkeln zB hat in der ganzen Geschichte trotz des tragischen Hintergrundes so viel persönlichen Charme, dass man den Jungen einfach gern haben muss. Welch ein Glück, dass er auf seinem steinigen und manchmal lebensgefährlichen Weg immer wieder auf Menschen trifft, die ihn auch als Kind sehen, ihn mal Huckepack tragen, und die sich seiner annehmen.

Einziger Kritikpunkt (und daher auch nur 4 Sterne) meinerseits ist die Sprache. Das Buch ist gespickt mit spanischen Ausdrücken, die zwar authentisch wirken sollen und in einem 16seitigen Glossar erklärt werden, auf Dauer sind sie nur unglaublich mühsam und stören eigentlich den Lesefluss. Ein Bruchteil davon hätte auch gereicht. Aber ansonsten ist "Solito" eines meiner Lesehighlights dieses Jahres und ein Buch, über das ich bestimmt noch lange nachdenken werde.

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