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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2020

Dieses Buch wirkt nach

Ich rette die Welt - aber erst mal eine rauchen
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Lea ist Kriegsreporterin und momentan mit ihrem (engen) Freund Nathan in Syrien unterwegs. Sie ist quasi mittendrin statt nur dabei und entgeht oft nur knapp schwersten Verletzungen, während um sie rum ...

Lea ist Kriegsreporterin und momentan mit ihrem (engen) Freund Nathan in Syrien unterwegs. Sie ist quasi mittendrin statt nur dabei und entgeht oft nur knapp schwersten Verletzungen, während um sie rum der Tod allgegenwärtig ist. Was treibt eine junge Frau dazu, freiwillig in einem Gebiet zu arbeiten, in dem Tod und Verderben sich täglich die Hand geben?

„Ich rette die Welt, aber erstmal eine rauchen“ ist ein Buch, welches zwar als Thriller bezeichnet wird, aber so viel mehr als ein Politthriller ist. Das Cover wirkt fast wie von einem Jugendbuch, aber der Inhalt lässt auch den abgebrühtesten Leser nicht kalt. Lea und ihre Freunde nehmen die Leser mit in die erste Reihe des Krieges. Dorthin, wo Menschen sterben, Kinder sterben und doch noch der Anflug eines normalen Lebens herrscht, Tee getrunken wird, Ball gespielt wird, damit man nicht durchdreht. Wo normale Gespräche und aufkeimende Gefühle durch Schüsse gestört werden, aber einfach später fortgesetzt werden.

Wen die Handlung allein nicht nachdenklich macht, der beginnt spätestens bei den philosophischen Bemerkungen der Protagonisten zu grübeln. Es ist ein Buch, das nachdenklich macht, ohne zu belehren. Ein unglaublich spannend geschriebenes Buch mit viel Botschaft zwischen den Zeilen. Ein Buch, welches beim Leser auf jeden Fall nachwirkt. Ein Buch, welches den Leser auf seinem sicheren Sofa mitnimmt in die vorderste Reihe des Konfliktes.

Ich habe es sehr gern gelesen und kann es nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 15.01.2020

atmosphärisches Buch mit zu perfekter Heldin

Der Hof der Wunder
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Paris 1823. Was wäre wenn? In „ Der Hof der Wunder“ ist die französische Revolution gescheitert. Der Adel lebt in Fülle und Reichtum, während neun Gilden die Stadt unter sich aufgeteilt haben.Nina Thenardier, ...

Paris 1823. Was wäre wenn? In „ Der Hof der Wunder“ ist die französische Revolution gescheitert. Der Adel lebt in Fülle und Reichtum, während neun Gilden die Stadt unter sich aufgeteilt haben.Nina Thenardier, die schwarze Katze, ist Mitglied der Diebesgilde. Ihr Vater hat ihre Schwester an die Gilde des Fleisches verkauft und auch ihrer Adoptivschwester Ettie droht ein böses Schicksal. Doch Nina kämpft. Erst um die eine, dann um die andere Schwester. Solche Kämpfe sind schon zu ruhigen Zeiten schwer. Eine erneute Hungersnot und der Beginn einer Revolution machen den Kampf aber noch schwerer und plötzlich sind nicht nur ihre Schwestern bedroht, sondern ganz Paris.


Wer dieses Buch in die Hand nimmt, der legt es so schnell nicht beiseite, denn das Layout ist wirklich toll. Paris im Hintergrund und die rot umrandete Krähe springen sofort ins Auge. Auch die Umschlaginnenseiten sind sehr schön und die Krähe zu Beginn jedes Kapitels gefiel mir immer besser.


„Der Hof der Wunder“ ist ein Retelling des Dschungelbuches gemischt mit Les Miserables. Die Gilden sind an das Dschungelbuch angelehnt, als Beispiel nenne ich nur die Gilde des Fleisches mit ihrem Chef dem Tiger und die Protagonisten tragen alle Namen aus les Miserables. Wahrscheinlich sind die Protagonisten aus diesem Grunde meist recht blass beschrieben und ihre Beschreibung geht nicht sonderlich in die Tiefe. Man kennt sie ja eigentlich schon. Was mir aber an Nina nicht gefiel war, dass sie zwar gottlob nicht wahnsinnig hübsch ist, aber dafür unglaublich geschickt, klug und bei allen Männern begehrt. Die waghalsigsten Manöver gelingen ihr und die Männer der Pariser Unterwelt, aber auch des Adels liegen ihr quasi zu Füßen. Ich hätte mich über ein wenig mehr Normalität des Charakters gefreut. Ich finde schon allwissende Erzähler oft schwierig, aber allwissende Protagonisten sind eine Steigerung, mit der ich schwerlich umgehen kann.


Die anderen Charaktere fand ich hingegen richtig gut. Sie ware sehr vielschichtig entworfen, hatten Ecken und Kanten und gewannen mein Herz oder auch meine Ablehnung im Sturm. Mit manchen hatte ich oft Mitleid, mehr als mit Nina. Ich glaube, die aderen Charaktere haben mich für ihre Perfektion sehr gut entschädigen können.


Ansonsten gefiel mir die Geschichte aber sehr gut. Sie ist sehr lebhaft geschrieben und ich konnte sofort eintauchen. Mir gefällt auch der hin und wieder auftretende Humor, der zwar sehr dezent ist, schließlich ist das Setting nicht sehr humorvoll, aber mich doch oft zum Schmunzeln brachte. So wird Nina beispielsweise einmal gebadet und regt sich über die Düfte und das Kämmen auf. Ich konnte mir die Szene sehr gut vorstellen und es war sehr angenehm, von einer Protagonistin zu lesen, die Glanz und Prunk mal nicht so berauschend findet, wie die Protagonisten so vieler anderer Bücher.


Das Buch ist sehr atmosphärisch geschrieben und es gelang mir stets, voll und ganz einzutauchen. Ich hatte von den einzelnen Protagonisten ein recht klares Bild vor Augen und auch der Hof der Wunder erschloss sich meinem inneren Auge. Ich mochte es sehr, dass die Autorin kein Blatt vor den Mund nimmt und Szenen einbaut, die man eigentlich nicht lesen möchte. Ein Bad in Exkrementen gehört beispielsweise dazu. Aber es passt perfekt ins Buch.


Alles in allem hat mir der Hof der Wunder sehr, sehr gut gefallen und ich liebte es, darin einzutauchen. Kester Grant hat mit ihrem Erstlingswerk ein wundervoll atmosphärisches Buch geschrieben, dass aber sicherlich nicht jedem Leser gerecht wird. Man muss sehr viel zwischen den Zeilen lesen, um es wirklich zu verstehen. Es ist ein besonderes Buch, aber gerade besondere Bücher passen nicht zu jedem. Ich hatte das Glück, dass dieses Buch mich völlig abgeholt hat und konnte es voll und ganz genießen.

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Veröffentlicht am 10.01.2020

Bayrisch- türkische Ermittlungen mit Schmunzelgarantie

Bülent Rambichler und der störrische Karpfen
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Strunzheim- ein beschaulicher Ort in Franken. Es könnte so friedlich und ruhig sein, hätten zwei ältere, neugierige Damen beim kneippen im Fischbecken nicht die Leiche des zweiten Bürgermeisters entdeckt. ...

Strunzheim- ein beschaulicher Ort in Franken. Es könnte so friedlich und ruhig sein, hätten zwei ältere, neugierige Damen beim kneippen im Fischbecken nicht die Leiche des zweiten Bürgermeisters entdeckt. Gut, dass der Sohn des Konkurrenten der Leiche bei der Polizei ist. Bülent Rambichler hat eine Aufklärungsquote von 100% ( ein Fall, ein Sieg) und wird von seinem besten Freund auf den Fall angesetzt. Bülent hasst zwar nichts mehr, als fernab des Schreibtisches zu ermitteln, aber da sein Vater und der zweite Bürgermeister keine Freunde sind und vor Kurzem noch Streit hatten, lässt er sich schweren Herzens doch überzeugen, die Ermittlungen aufzunehmen.


Als gezwungener Wahlbayer liebe ich bayrische Provinzkrimis. Bei diesem ist mir schon das Cover so dermaßen ins Auge gesprungen, dass ich ihn einfach lesen musste. So ein Wolpertinger Karpfen ist schon eine Augenweide. „Bülent Rambichler“ und der störrische Karpfen ist der zweite Fall des Ermittlers, aber man muss den ersten Band nicht kennen, um sofort in das Buch eintauchen zu können. Auf der Umschlaginnenseite werden die wichtigen Personen vorgestellt, aber selbst ohne das gelesen zu haben, kommt man gut ins Buch.


Anja Bogner schreibt unglaublich locker und humorvoll. Ich habe das Buch schon geliebt, bevor es wirklich angefangen hat. Auch die Charaktere sind sehr liebevoll beschrieben und erwachen vor dem inneren Auge sofort zum Leben. Man fühlt sich wirklich nach Strunzheim versetzt und kann problemlos in das Buch eintauchen.


Wie es sich für einen Provinzkrimi gehört, wird so einiges auf die Schippe genommen und das in einem herrlichen fränkisch, sodass man auf jeder Seite ein Grinsen im Gesicht hat. Die Geschichte selbst ist unblutig, spannend, lustig und nicht allzu durchschaubar. Es werden auch immer wieder kleine Geheimnisse aufgedeckt und die doch eher unkonventionellen Ermittlungsmethoden führen auch zu kleinen Problemen, sodass es beim Lesen nie langweilig wird.


Ich kann den „störrischen Karpfen“ jedem Fan von bayrischen Provinzkrimis ans Herz legen. Auch Fans von Rita Falks Eberhofer Reihe werden sicher Spaß mit Bülent haben, auch wenn der Eberhofer für mich unerreichbar bleibt. Es ist dennoch schön, auch mal andere Menschen kennenzulernen, denn Bayern hat durchaus Potential für mehr schrullige Ermittler.

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Veröffentlicht am 13.08.2024

Unkonventionell und gut

Verbrannte Gnade
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Schwester Holiday ist keine Nonne, wie man sie sich normalerweise vorstellt. Sie hat eine aufregende Vergangenheit hinter sich, von der ihre Tattoos noch sprechen. Die Tattoos kann sie verdecken, ihre ...

Schwester Holiday ist keine Nonne, wie man sie sich normalerweise vorstellt. Sie hat eine aufregende Vergangenheit hinter sich, von der ihre Tattoos noch sprechen. Die Tattoos kann sie verdecken, ihre eigenwillige Art aber nicht. Zum Glück, denn Schwester Holiday ist erfrischend anders.

Beim Lesen dieses Buches muss man sich immer wieder im Klaren sein, dass es sich um den ersten Band einer Reihe handelt. Deswegen kann es für den Leser:in den Anschein erwecken, dass der Fall ein wenig zu kurz kommt, zu unspektakulär ist und etwas zu viel Fokus auf unsere ermittelnde Nonne gelegt wird. Aber Schwester Holiday ist eine so schillernde Persönlichkeit, dass sie wirklich Raum braucht und ich finde es gut, sie in immer wieder eingestreuten Rückblenden besser kennenlernen zu können. Diese Rückblenden sind einfach in die Kapitel eingestreut, ohne dass besonders darauf hingewiesen wird, dass es eine Rückblende ist. Das könnte manch Leser:in ein wenig verwirren. Ich jedenfalls hatte einige „hä? Ahhhh!“ Momente. Sie fügen sich gut in die Geschichte ein und stören auch nicht den Spannungsbogen.

Für mich persönlich trat die Aufklärung des Falles immer mehr in den Hintergrund, weil ich die Geschichte als ganzes und auch den Schreibstil sehr genossen habe. Ich habe einige Stellen markiert, weil sie mich an Personen in meinem Umfeld erinnern und kenne mittlerweile einige Personen, die das Buch auch lesen möchten, weil ich ihnen kurze Abschnitte vorgelesen habe. Die Auflösung des Falles war schlüssig und für mich sehr überraschend.

Es ist ein unkonventionelles Buch, welches viele Themen anspricht: Krankheit, Tod, das Gefühl, nicht dazuzugehören und vieles mehr. Es ist manchmal ein wenig derb, so wie Schwester Holiday, und immer ein wenig besonders. Ich habe es genossen und hatte wirklich Spaß beim Lesen, aber es ist kein Highlight des Jahres. Dennoch werde ich mir die Folgebände auf jeden Fall ansehen.

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Veröffentlicht am 28.06.2024

Spannender Krimi im frühen 20. Jahrhundert

Maybrick und die Toten vom East End
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Ich finde, gerade Krimis, die in der Vergangenheit spielen, brauchen besondere Ermittler, die uns in dieser alten Welt an die Hand nehmen. Hier haben wir Joseph Maybrick, der dies vortrefflich beherrscht. ...

Ich finde, gerade Krimis, die in der Vergangenheit spielen, brauchen besondere Ermittler, die uns in dieser alten Welt an die Hand nehmen. Hier haben wir Joseph Maybrick, der dies vortrefflich beherrscht. Selbst im Armenviertel aufgewachsen, weiß dieser Mann, welche Sorgen und Probleme die Menschen haben und man fühlt mit ihm. Es wäre zu schön, wenn man jedem helfen könnte.

Die Geschichte ist spannend erzählt und der Schreibstil liest sich flüssig und leicht. Wir erleben die Geschichte aus mehreren Blickwinkeln, was sie nur noch lebendiger wirken lässt. Gerade dieses Setting profitiert von mehreren Perspektiven. Denn wir können es uns heute einfach nicht vorstellen, wie es ist, 1910 in einem Armenviertel aufzuwachsen.

Jede einzelne Figur hat eine unglaubliche Tiefe und ist gleichermaßen wichtig für die Geschichte. Die Autorin weiß auch, wie sie Betroffenheit weckt, ohne die Verbrechen plastisch zu schildern, was gerade beim Thema ermordete Kinder sehr hilfreich ist. Die düstere Atmosphäre, die Probleme der Menschen, die Sorgen und Nöte kommen perfekt beim Leser an. Da braucht es wirklich keine blutigen Szenen mit Ekelfaktor und ich bin sehr froh, dass dieses Buch darauf verzichtet.

Ich habe lange überlegt, ob ich diesem Buch vier oder fünf Sterne geben soll, denn es hat mich nicht 100% gepackt, war einfach kein Pageturner, aber ich kann nicht sagen, warum. Schreibstil, Story, Figuren, Cover, alles hat gepasst.
Hier könnte eine wirklich tolle neue Krimireihe entstehen und ich bin gespannt, ob es noch weitere Teile geben wird.

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