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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2023

Erschütternd

Agonie (Milosevic und Frey ermitteln 2)
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Der verstörende Prolog setzt den Ton für das Thema der Handlung: Grausamkeit!

Grausamkeit, die die meisten Menschen Tieren ganz selbstverständlich zumuten, weil sie Bestandteile von ihnen so gerne essen, ...

Der verstörende Prolog setzt den Ton für das Thema der Handlung: Grausamkeit!

Grausamkeit, die die meisten Menschen Tieren ganz selbstverständlich zumuten, weil sie Bestandteile von ihnen so gerne essen, am besten zum kleinen Preis. Grausamkeit, die Menschen anderen Menschen antun, weil sie ignorant, verbittert, überfordert oder opportunistisch sind. Und Grausamkeit erzeugt Grausamkeit...

Das komplexe Thema Nutztierhaltung wird differenziert sowie eindrücklich behandelt und geschickt mit der Haupthandlung verflochten.

Milo und Vincent bringen ein bisschen Leichtigkeit in die düstere Handlung, denn die beiden begegnen sich fast ausschließlich mit Hilfe von schwarzhumorigen Kabbeleien. Vincent ist nach einer schweren Verletzung (für die sich Milo verantwortlich fühlt) körperlich wie seelisch angeschlagen und entsprechend dünnhäutig - was Milo nervt. Gleichzeitig fühlt sie sich schuldig bzw. Hat Mitleid, weshalb sie versucht, freundlich zu sein. Aber Milos Lebensgefährtin, eine Zeugin sowie eine weitere Ermittlerin mischen die spezielle Beziehung der beiden ganz schön auf, was interessant und unterhaltsam gestaltet ist!

Das Hamburger LKA-Team um Milo und Vincent untersucht den spektakulär inszenierten Mord an einer bekannten Tierwohl-Influencerin. Aber es bleibt nicht bei einem Mordopfer...

Meiner Meinung nach ist aufgrund der Dramaturgie relativ schnell klar, was hier los ist und ich mag es lieber, wenn die Geschehnisse lange rätselhaft bleiben. Zum Ende hin wird es jedoch noch einmal spannend und dramatisch.

In “Agonie” haben mich Milos turbulentes Privatleben und das bislang unlösbare Problem Nutztierhaltung mehr bewegt als die Ermittlungen.

Die facettenreichen zwischenmenschlichen Aspekte, eine erschütternde Perspektive und die ambivalente Täterfigur gehen wirklich unter die Haut!

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Für mich ist hier das Setting die Hauptfigur!

Der Eisbrecher
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Olivia hat einen Nervenzusammenbruch, zeitgleich stirbt der Künstler, dessen Ausstellungen sie und ihr Freund, ein Kunstagent, betreuen. Seine Werke werden daraufhin begehrter und die beiden organisieren ...

Olivia hat einen Nervenzusammenbruch, zeitgleich stirbt der Künstler, dessen Ausstellungen sie und ihr Freund, ein Kunstagent, betreuen. Seine Werke werden daraufhin begehrter und die beiden organisieren eine Auktion auf einer Kreuzfahrt in die Antarktis. Doch Olivias Freund verpasst die Abfahrt in Argentinien, kurz zuvor war die Rede von Drohbotschaften und auch Olivia kommt bei einer Sicherheitsübung auf dem Schiff beinahe ums Leben...

Was ist hier los? Wer hat es warum die beiden abgesehen?

Und wie steht es um Olivias Belastbarkeit? Sie hat sich erst vor kurzem von ihrem Burn-Out erholt, außerdem hat sie aufgrund eines Jugendtraumas Angststörungen. Die vielen verschiedenen, mal vagen, mal konkreten, Bedrohungen während der Reise verstören sie zusätzlich. Ist sie dem Druck gewachsen die prestigeträchtige Kunst-Veranstaltung alleine zu einem Erfolg zu machen? Oder sollte ihre Karriere ihr geringstes Problem sein? Während eines Ausflugs auf das ewige Eis wird es schließlich lebensgefährlich...

“Der Eisbrecher” ist ein atmosphärischer, rätselhafter Spannungsroman, der meiner Meinung nach alleine schon wegen des faszinierenden Settings lesenswert ist!

Für meinen Geschmack hätte die Handlung ein bisschen mehr Tempo vertragen können und ich hätte mir die Spannung etwas intensiver gewünscht, die nebenhafte Bedrohungslage, die langsam, aber sicher Form annimmt, wirkt insgesamt dennoch mitreißend. Zum Ende wird es nervenaufreibend und überraschend...

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Veröffentlicht am 16.11.2023

Anders als erwartet...

The Institution
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Nachdem innerhalb einer Station, hoch oben im Turm eines psychiatrischen Hochsicherheitsgefängnisses, einer Pflegekraft ein brutaler Zwangskaiserschnitt angetan wurde, das Neugeborene entführt und Lösegeld ...

Nachdem innerhalb einer Station, hoch oben im Turm eines psychiatrischen Hochsicherheitsgefängnisses, einer Pflegekraft ein brutaler Zwangskaiserschnitt angetan wurde, das Neugeborene entführt und Lösegeld gefordert wurde, soll die renommierte Profilerin Connie undercover ermitteln. Sie muss möglichst schnell Erkenntnisse liefern, denn das Baby hat kaum Überlebenschancen, wenn es nicht bald professionell versorgt wird. Connie begibt sich also unter Kriminelle, die zu den gefährlichsten Menschen der Welt gehören, um ihr geniales Gespür einsetzen.

“The Institution” verliert wirklich keine Zeit - man ist sofort mitten im Geschehen: Connie untersucht die Leiche der Pflegekraft, um sich einen Eindruck des Tathergangs zu verschaffen, sie erklärt den Hinterbliebenen die Prioritäten und bespricht ihren Einsatz mit dem Leiter der Einrichtung. Dann mischt sie sich, unter Vortäuschung falscher Tatsachen, unter das Personal und die kriminellen Patienten...

Man bekommt auf Anhieb einen Eindruck von der beklemmenden Atmosphäre, der Dringlichkeit der Lage sowie der Protagonistin. Connie ist ungemein professionell, pragmatisch und empathisch gleichermaßen, düstere Andeutungen bezüglich ihrer Vergangenheit machen neugierig...

Connies Erlebnisse sowie Ermittlungen werden sehr abwechslungsreich, interessant, nervenaufreibend und somit absolut packend geschildert. Zwischendurch gibt es kurze Einblicke in die Vergangenheit der Insassen, man erfährt was sie warum getan haben.

Ab ca. der 2. Hälfte entwickelt sich die Handlung in eine Richtung, die meinen Geschmack nicht mehr traf. Connies Verhalten ändert sich, meiner Ansicht nach verliert sie ihre Professionalität und Vernunft, was ich wenig plausibel fand, und die Geschehnisse überschlagen sich auf eine Weise, die ich als unglaubwürdig empfand – dabei geht es allerdings durchweg spannend zu, ich habe das Buch innerhalb von 12 Stunden verschlungen!

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Veröffentlicht am 01.11.2023

Toller Auftakt!

One Of Six - Verrat
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“One of Six” ist insgesamt sehr atmosphärisch, die Romanze zwischen den Hauptfiguren ist süß und kommt meiner Meinung nach erfreulicherweise ohne Kitsch oder Klischees aus. Die beiden sind wirklich cool: ...

“One of Six” ist insgesamt sehr atmosphärisch, die Romanze zwischen den Hauptfiguren ist süß und kommt meiner Meinung nach erfreulicherweise ohne Kitsch oder Klischees aus. Die beiden sind wirklich cool: Realistisch, vernünftig, selbstkritisch, humorvoll, empathisch, sie können für sich einstehen und besonders Devan hat den gesunden Egoismus meiner Ansicht nach perfektioniert. Die beiden begegnen sich auf Augenhöhe, sie verbiegen sich weder füreinander noch für andere. Echte Schwächen, mit denen sie pragmatisch umgehen, lassen sie lebensecht wirken.

Ihr Innenleben wird dem entsprechend intelligent sowie feinfühlig, außerdem sehr eindrücklich geschildert.

Die gut 1. Hälfte dreht sich um die Liebesgeschichte, die sich zwischen Luca und Devan entwickelt sowie um den Konkurrenzkampf zwischen den Influencern um den Job des Social Media Managers für das abgelegene Luxus-Urlaubresort. Vereinzelte beunruhigende Vorfälle kündigen Unheil an...

Während der 2. Hälfte wird die Thriller-Handlung immer konkreter: Die Lage wird lebensbedrohlich, die Spannung steigt. Das Misstrauen unter den Anwesenden ist greifbar und die Fragen “Wer hat es warum auf die Influencer abgesehen? Und ist die Person, von der die Bedrohung ausgeht außer- oder innerhalb der Gruppe?” bleiben lange offen.

Für mich wird “One of Six” zu spät packend, was daran liegt, dass mich Liebesgeschichten oder die Welt der Influencer kaum interessieren. Spätestens ab dem letzten Drittel dominiert die Thriller-Handlung, wegen der ich das Buch überhaupt lesen wollte, und die fand ich ereignis- sowie wendungsreich, nervenaufreibend und spannend gestaltet! Da es einen 2. Band geben wird, endet es leider ohne Auflösung, lediglich eine der vielen Fragen wird beantwortet...

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Veröffentlicht am 05.10.2023

Wenn die angepasste, bequeme Masse der Wahrheit im Weg steht...

Abgrund
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Cementines jüngere Schwester Poppy hat sich angeblich von einer Klippe gestürzt, Clementine zweifelt allerdings daran und taucht in Poppys Leben ein, um herauszufinden, was wirklich geschah. Als sie die ...

Cementines jüngere Schwester Poppy hat sich angeblich von einer Klippe gestürzt, Clementine zweifelt allerdings daran und taucht in Poppys Leben ein, um herauszufinden, was wirklich geschah. Als sie die schockierende Wahrheit erkennt, beginnt ein Kampf, denn die Polizei ist, genau wie ihre Eltern, nur daran interessiert, den Todesfall schnell hinter sich zu lassen. Das geht sogar so weit, dass sie Clementine für unzurechnungsfähig vor Trauer und Schuldgefühlen erklären. Clementine versteht, dass sie klug vorgehen muss, eindeutige Beweise finden muss, doch obwohl sie nicht alleine gegen die ignorante Masse kämpft, ist der Weg steinig und gefährlich...

Die Schwestern sind großartig gezeichnet, ich fand beide sympathisch: Clementine ist Naturwissenschaftlerin und macht gerade ihren Doktor, sie ist sehr selbstbewusst, tatkräftig, selbstkritisch sowie pragmatisch. Poppy ist Kunststudentin, sie ist unkonventionell, sensibel und liebenswert chaotisch. Aber auch die Nebencharaktere sind lebensecht und verfügen über Tiefe.

Ich empfand das 1. Viertel als eindringliches Psychodrama rund um das Thema Suizid: Es geht um die Hinterbliebenen, die seelische Qualen durchleben, weil sie unter Zweifeln oder Schuldgefühlen und dem Verlust leiden. Andere Angehörige wiederherum wollen sich mit dem Tod nicht wirklich befassen, sie glauben die offizielle Selbstmord-Variante, um mit dem Verlust abschließen. Dann gibt es eine Wahnsinns-Wendung und es wird es nervenaufreibend...

Trauer verwandelt sich in Wut und schließlich in Entschlossenheit, sodass die Schnitzeljagd nach dem Mörder beginnt. Es gibt viele Verdächtige, meiner Meinung nach zu viele, denn das Vorhandensein mehrerer junger Männer, die sich geradezu auffällig harmlos sowie hilfsbereit verhalten, wirkte auf mich ein bisschen zu konstruiert. Ein wenig mehr Tempo hätte der Handlung meiner Ansicht nach auch gutgetan.

“Der Abgrund” ist ein herrlich schonungsloser und gleichzeitig einfühlsamer, sprachgewaltiger, mysteriöser, mehrfach überraschender sowie erschütternder Spannungsroman.

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