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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2021

Wie ein Hitchcock Film!

Ein Tod ist nicht genug
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Dieser komplexe Thriller beginnt still & leise, nimmt dann an Fahr auf, und zum Ende hin wird er sehr ereignisreich: die Wendungen bzw. Überraschung übertreffen sich gegenseitig…

Der gutgläubige Harry ...

Dieser komplexe Thriller beginnt still & leise, nimmt dann an Fahr auf, und zum Ende hin wird er sehr ereignisreich: die Wendungen bzw. Überraschung übertreffen sich gegenseitig…

Der gutgläubige Harry hat gerade das College abgeschlossen, als er zu der Beerdigung seines Vaters nach Hause fahren muss. Dort verbringt er viel Zeit alleine mit seiner Stiefmutter, die er jedoch nie richtig kennengelernt hat, sodass er im Grunde kaum etwas über sie weiß.

Als sich der Verdacht erhärtet, dass sein Vater keines natürlichen Todes gestorben sein könnte, gerät er in einen Strudel aus Gerüchten, unschönen Wahrheiten, Lügen, sexueller & emotionaler Verwirrung sowie einem fehlgeleiteten "Beschützerinstinkt"…

Die Geschichte wechselt zwischen Gegenwart & Vergangenheit: im jetzt geht um Harry und seine Erkenntnisse bzw. Erlebnisse. Im früher lernen die Leser*innen die Stiefmutter als Jugendliche kennen: die junge Alice ist ein höchst ambivalenter Charakter – sie ist schlau, stark & selbstbestimmt, sie bekommt was sie will, aber die Kehrseite der Medaille ist eine unterschwellige Skrupellosigkeit, die in bestimmten Situationen Bahn bricht…

Aber nur weil sie ein manipulatives Miststück sein konnte, heißt das nicht, dass andere um sie herum nicht auch aus dem Hintergrund die Fäden gezogen haben…

Ich finde der Autor beschreibt viele Eigenheiten bzw. Veranlagungen der menschlichen Natur scharfsinnig, sensibel sowie differenziert. Auch das schwierige Thema „Verführung von Minderjährigen“, also wenn Erwachsene ganz gezielt Jugendliche "für sich zu gewinnen versuchen", beleuchtet er meiner Meinung nach von allen Seiten.

Der atmosphärische Schreibstil sorgt für eine herrlich unheilvolle, mysteriöse sowie melancholische Stimmung. Die Figuren sind sehr interessant und die vielschichtige Handlung wartet mit vielen faszinierenden Enthüllungen auf!

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Veröffentlicht am 29.03.2021

Ein Thriller wie Matrjoschka Puppen

Der Erlkönig
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1. Was für eine Sogwirkung: ich habe „Der Erlkönig“ innerhalb von eineinhalb Tagen regelrecht verschlungen, und mein Gehirn wurde - vor allem während des letzten Drittels - ganz schön durchgerührt!

2. ...

1. Was für eine Sogwirkung: ich habe „Der Erlkönig“ innerhalb von eineinhalb Tagen regelrecht verschlungen, und mein Gehirn wurde - vor allem während des letzten Drittels - ganz schön durchgerührt!

2. Was für ein Labyrinth: Der Plot herrlich undurchsichtig, rätselhaft, und verschachtelt.

2018 stellt Professor François Villemin seinen Studierenden den Fall namens "Sandrines Refugien" vor. Geht es dabei um einen Kriminalfall, um einen psychiatrischen Fall, oder beides? Ist sie ein Opfer oder eine Täterin? Oder beides?

Nach dieser Einführung, erfahren die Leser*innen von den Umständen, die Sandrine 1986 zu einer speziellen Insel führten. Ca. 2/3 lang wechseln sich die Ereignisse aus dem Jahr 1949 rund um Sandrines Großmutter, und ihre eigenen Erfahrungen auf dem Eiland, ab. Dann geht es hauptsächlich um die Geschehnisse, die sich nach ihrem Ausflug auf der Insel ereigneten: der traumatisierte, aber motivierte Kommissar Damien begann zu ermitteln, denn die junge Frau war blutüberströmte und zutiefst verstört. Sie berichtete von den Schatten des 2. Weltkrieges, von toten Kindern, sie erzählte vom Erlkönig sowie dem unerträglichem Leid der Inselbewohner.

Aber wie hängen Nazi-Gräueltaten von vor 40 Jahren, die unglücksseligen Inselbewohner, der Erlkönig, Sandrines Trauma, und die tragische Vergangenheit des Ermittlers zusammen? Der Autor streut zwar viele Hinweise, diese sind allerdings so geschickt nebensächlich in ein elaboriertes Rätsel eingebaut, dass die Auflösung wohl niemand auch nur zu erahnen kann. Zum Ende hin amüsiert sich der Professor über die Studierenden „indem er ihnen ihre Unfähigkeit vorführte, Lösungen zu finden, die direkt vor ihrer Nase lagen“. Ich finde der Autor macht das Gleiche mit der Leserschaft, wobei er für mein Empfinden bei einem entscheidenden Aspekt ziemlich trickreich vorgeht - das trübt für mich jedoch weder den Lesegenuss im Nachhinein, noch die unerwartete Auflösung!

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Veröffentlicht am 17.03.2021

Verstörend, düster, packend!

Das Landhaus
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Dieses Erstlingswerk ist durchweg subtil & beklemmend spannend, sowie erfreulich ereignisreich. Isabel, die Protagonistin, leidet unter einem körperlichen und seelischen Trauma, denn als Jugendliche ist ...

Dieses Erstlingswerk ist durchweg subtil & beklemmend spannend, sowie erfreulich ereignisreich. Isabel, die Protagonistin, leidet unter einem körperlichen und seelischen Trauma, denn als Jugendliche ist ihr Schreckliches widerfahren…

Als Erwachsene versucht sie noch 20 Jahren später, so gut es geht mit ihren Einschränkungen sowie Ängsten zu leben, und ihr ach so liebevoller Ehemann unterstützt sie dabei. Aber ist jemand der einem dabei hilft die eigenen Grenzen zu zementieren wirklich hilfreich? Nach dem Umzug aufs Land ändert sich vieles für Isabel, wodurch ihr Privat -und auch ihr Berufsleben ganz schön ins Schleudern geraten…

Der Schreibstil ist herrlich atmosphärisch und die Autorin beschreibt die vielen, verschieden Gefühle der Protagonistin ungemein sensibel, differenziert sowie greifbar. Die Hauptfigur fand ich weder sympathisch noch unsympathisch, auf jeden Fall ist sie sehr interessant! Die Handlung ist packend und wirklich unheimlich: es gibt die Ich-Perspektive der Protagonistin und die allwissende Sicht über den Bösewicht. Es ist faszinierend nach und nach herauszufinden was die beiden miteinander zu tun haben, und was daraus folgt…

Die Autorin legt gekonnt zwei vielversprechende Spuren, und ich bin ehrlich gesagt der falschen Fährte gefolgt!

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Großartig!

Searching Lucy
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Was für ein tolles Buch: der Schreibstil ist mitreißend und atmosphärisch, die Charaktere sind super interessant & differenziert dargestellt, und die Handlung ist ereignisreich, packend sowie überraschend!
Die ...

Was für ein tolles Buch: der Schreibstil ist mitreißend und atmosphärisch, die Charaktere sind super interessant & differenziert dargestellt, und die Handlung ist ereignisreich, packend sowie überraschend!
Die Autorin beschreibt so ziemlich Form von Leid äußerst feinfühlig und authentisch. Aber es gibt auch viel schwarzen Humor bzw. Sarkasmus, der die düstere Grundstimmung regelmäßig auflockert!
Viele der Figuren machen eine wirklich tolle Entwicklung durch und es ist rührend bzw. aufregend sie dabei zu begleiten.
„Searching Lucy“ ist ungemein unterhaltsam, dramatisch, spannend sowie erschütternd!

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Veröffentlicht am 08.03.2021

Ein Original

Das Geheimnis von Zimmer 622
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Nachdem ich den Roman nun kenne, muss ich sagen, dass ich den Klappentext als irreführend empfinde: Die Spurensuche der beiden Hobby-Detektive, der liebeskranke Schriftsteller & seine resolute Urlaubsbekanntschaft, ...

Nachdem ich den Roman nun kenne, muss ich sagen, dass ich den Klappentext als irreführend empfinde: Die Spurensuche der beiden Hobby-Detektive, der liebeskranke Schriftsteller & seine resolute Urlaubsbekanntschaft, macht den geringsten Teil der Geschichte aus. Hauptsächlich geht es um die Geschehnisse und Charaktere, die viele Jahre zuvor, mehr oder weniger direkt mit dem geheimnisvollen Mord zu tun hatten, sowie um die Ereignisse, die sich 15 Jahre davor ereigneten, und schlussendlich das besagte Todesopfer forderten.
Weil mir der Schriftsteller unsympathisch war und ich seine Bekannte weitestgehend uninteressant fand, war es mir nur Recht, dass sich der Plot wenig mit ihnen befasst.
Die Haupthandlung empfand ich als total verrückt, chaotisch sowie voller Archetypen: Der personifizierte Teufel, der rachsüchtige Versager, die Eiskunstlaufmutter und der treudoof ergebene Trabant – sie alle sind meiner Meinung so verstörend faszinierend wie ein Flugzeugabsturz in der Nachbarschaft, bei dem das eigene Haus als einziges heil bleibt! Dann wären da noch der hoffnungslose Romantiker, der verkannte Künstler und die verraten & verkaufte Tochter/Geliebte/Ehefrau. Andererseits sind hier nicht alle was sie vorzugeben sein…
Der Stil hat mich persönlich ein wenig an alte, lustig-ernste Filme erinnert (z.B. „Wir sind keine Engel“ oder „Manche mögen’s heiß“), in denen die Figuren wenig differenziert dargestellt werden, und das Schauspiel, aus heutiger Sicht, übertrieben wirkt: grotesk und irrwitzig eben. Die Geschehnisse finden größtenteils in einer Privatbank sowie in einem Nobelhotel, statt. Neben Macht und Geld sind auch Familie, Träume, Gewinner, Verlierer sowie Liebe, die Zutaten der abstrusen Irrungen & Wirrungen in „Das Geheimnis von Zimmer 622“.
Die Tatsache, dass sich der Autor als Romanfigur eingebaut hat, fand ich überflüssig, und die Ausführung bzw. Einbindung dieses Handlungsstrangs in die Haupthandlung, ist für meinen Geschmack nicht effektiv umgesetzt.
Im Großen und Ganzen hatte ich meine Freude mit diesem Füllhorn an Rätseln, unglücklichen Zufällen, Missverständnissen, Drama sowie Humor! Die komplexen Zusammenhänge, zusammen mit der packenden, ereignisreichen Handlung, haben mich dazu gezwungen zwei Nächte durchzumachen. Dank des mitreißenden, bildlichen, amüsanten sowie atmosphärischen Schreibstils, bin ich nur so durch die gut 500 Seiten der e-book Version geflogen!

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