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Veröffentlicht am 28.11.2021

Mir fehlte der Zugang zur Protagonistin

The Sky in your Eyes
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Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Dass das Cover ein absoluter Traum ist, muss ...

Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Dass das Cover ein absoluter Traum ist, muss ich, glaube ich, nicht extra noch betonen. Nicht nur, weil ich Nordlichter einfach nur unglaublich schön finde und das Cover förmlich „Fernweh“ schreit, sondern auch, weil sich genau dieses Bild auch in der Geschichte wiederfindet. Gleiches gilt für den Titel, der an einer Stelle aufgegriffen wird.
Beides harmoniert wunderbar miteinander!


Meine Meinung:
Sobald ich von „The Sky in Your Eyes“ erfahren hatte, stand für mich fest, dass ich das Buch lesen muss. Die Kanada-Dilogie der Autorin habe ich absolut geliebt, wegen des Settings, wegen ihres Schreibstils, aber vor allem wegen der Protagonisten, insbesondere Rae und Cayden.

Auch „The Sky in Your Eyes“ überzeugt mit seinem traumhaften Setting auf Island und dem wunderbar poetischen und bildhaften, gleichzeitig sehr nahbaren Schreibstil der Autorin. Ich weiß nicht wie, aber bisher hat Kira Mohn es mit jedem der drei Bücher, die ich jetzt von ihr gelesen habe, geschafft, dass mich das Fernweh packt und nicht mehr loslässt. Ich wollte schon immer mal nach Island, vor allem in der Hoffnung, die Nordlichter zu sehen, aber nach diesem Buch ist dieser Wunsch umso größer (und das, obwohl ich die Kälte eigentlich gar nicht mag…)!
Wenn man sich also bei ihren Büchern auf eines verlassen kann, ist, dass sie es schaffen, einen mit ihrer Wohlfühlatmosphäre an absolut traumhaften Orten zu verzaubern.


All dies gerät in meinen Augen durch Elín leider so stark in den Hintergrund, dass man es gar nicht wirklich genießen kann.
Laut Klappentext beschäftigt sich dieses Buch mit den Themen Bodyshaming und Selbstfindung, und während ersteres durchaus sehr stark im Fokus ist, fehlte mir bei zweitem doch ein wenig die Substanz.
Elín ist stark unzufrieden mit ihrer Figur, ihr Denken und ihre Handlungen sind von Unsicherheiten geprägt, sie hat Bodyshaming und vor allem psychischen aber auch physischen Missbrauch erfahren. Dadurch ist es nicht verwunderlich, dass sie keinerlei Selbstwertgefühl hat und ihr Handeln und Denken durch ständige Zweifel und Selbst-Bashing beeinflusst werden. Aus Leserperspektive tut es fast schon weh, dass sie sich selbst so sieht und wie sehr sie sich niedermacht und selbst kleinhält, weil sie so unsicher ist. Jemand, der selbst nicht betroffen ist, kann sich gar nicht vorstellen, wie es sein muss, sich so zu fühlen.

Aus diesem Grund konnte ich mich wohl auch nicht so gut in sie hineinversetzen. Für mein Empfinden war es beim Lesen sogar schon fast „too much“, dass sie sich gefühlt in jedem Satz auf ihr Gewicht und äußeres Erscheinen reduziert, jedes gesagte Wort von anderen im Kopf dreimal umdreht und sich einfach nicht traut, aus sich herauszukommen und den Platz in der Welt, der ihr zusteht, zu beanspruchen.
In der Danksagung weist die Autorin darauf hin, dass sie sich in diesem Buch mit den Erfahrungen von fünf Frauen auseinandergesetzt hat – Elíns Verhalten ist also durchaus fundiert, weshalb ich mir gar nicht das Urteil herausnehmen will, dass es „too much“ ist. Ist es ja offenbar nicht!

Nichtsdestotrotz kann ich nicht behaupten, dass das Lesen für mich nicht anstrengend war. Es klingt jetzt sicherlich hart und unsensibel, wenn ich sage, dass Elín mich zeitweise genervt hat, vor allem, wenn sie inkonsequent gehandelt oder andere auf sich herumtrampeln lassen und das dann zu allem Überfluss auch noch als berechtigt erachtet hat. Aber so war es.
Damit will ich aber auf keinen Fall die Erfahrungen und Empfindungen anderer Frauen invalidieren! Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es viele Leserinnen gibt, die sich in Elín wiederfinden und denen dieses Buch und ihre Entwicklung Kraft geben. Denn Entwicklung ist bei Elín durchaus erkennbar (wenn ich es auch stark bemängele, dass dafür Jón – ein Mann – nötig war und sie ihre Stärke nicht durch sich selbst findet).
Auf mich hat das alles aber einfach nicht gepasst. Ich denke, Elín ist eine Protagonistin, die so stark polarisiert, dass man sich entweder in ihr wiederfindet – dann ist „The Sky in Your Eyes“ ohne Frage wertvoll – oder eben nicht, und dann kann man mit dem Buch, das hauptsächlich von der Protagonistin getragen wird, leider auch nicht viel anfangen.

Schade fand ich es, dass „The Sky in Your Eyes“ im Übrigen nicht gerade durch Tiefe glänzt. Nicht nur Jón bleibt durchweg konturenlos – er ist ein hübscher, netter Mann mit einer schwierigen Vergangenheit, das war´s. Auch die Konflikte mit Daníel und Magnús bekommen meines Erachtens nicht genügend Aufmerksamkeit. Beides wären super Aufhänger gewesen, an denen Elín die Chance gehabt hätte, zu wachsen und sich zu behaupten, aber beides wird zum Ende meiner Meinung nach zu lasch und nicht mit dem nötigen Feuer aufgelöst.


Fazit:
„The Sky in Your Eyes“ ist nicht für jeden etwas. Ich kann mir vorstellen, dass jemandem, der ähnliche Probleme hat wie Elín, ihre Geschichte und ihre Entwicklung Mut machen können, wodurch das Buch zu etwas sehr Wertvollem wird. Ich persönlich konnte mich in Elíns Lage jedoch nicht hineinversetzen. Sie polarisiert so sehr, dass ihre Gedanken und Handlungen mich zeitweise stark genervt haben, ohne damit jetzt ihre Erfahrungen oder die anderer Frauen invalidieren zu wollen. Für mich hat es aber schlicht nicht gepasst.
Hinzu kommt, dass sowohl die anderen größeren Konflikte als auch Jón zu flach bleiben, als dass man hier von einem Highlight sprechen könnte. Lediglich Setting und Schreibstil sind mal wieder atemberaubend schön und sorgen dafür, dass man trotz allem durchaus leichte Lesestunden hat.

Angesichts der Ernsthaftigkeit der Themen und der Tatsache, dass ich als Außenstehende nicht beurteilen kann, wie es ist, wenn man sich fühlt wie Elín, habe ich lange überlegt, ob ich dem Buch überhaupt eine Bewertung gebe. Da ich hier aber ja meine Erfahrungen mit dem Buch als solches bewerte und wie ich es als Leserin empfunden habe, habe ich mich letztlich dafür entschieden, dem Buch aufgrund meiner Schwierigkeiten mit der Protagonistin und der teils fehlenden Tiefe zwei Punkte abzuziehen.
Für alle, die vielleicht auch Unsicherheiten in Bezug auf ihren Körper empfinden, kann ich dennoch eine Leseempfehlung aussprechen. Trotzdem sei an dieser Stelle einmal der Hinweis gegeben, dass eventuell eine Triggerwarnung bezüglich Bodyshaming (vor allem Selbst-Bashing) und Essstörungen angebracht wäre.

3/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.11.2021

Extrem langer Einstieg, aber Komplexizität zeichnet sich ab

Die Töchter der Phönixreiter – Crown of Feathers
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Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin-Random-House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin-Random-House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist ein absoluter Eyecatcher! Die verschiedenen Brauntöne, das Gold und das Rot harmonieren super miteinander. Wenn man das Buch sieht, weiß man sofort, dass hier epische High Fantasy auf einen wartet! Insgesamt ist das Buch augenscheinlich sehr hochwertig gebunden, unter dem Schutzumschlag auf dem Buchrücken ist der Titel eingeprägt und goldfoliert und eine Karte ist auch vorhanden. Ich kann mich nicht beschweren!


Meine Meinung:
Der Einstieg in das Buch fiel mir alles andere als leicht. Da ich ja relativ viel High Fantasy lese, weiß ich, dass es manchmal ein bisschen dauert, bis man sich in der neuen Welt mit dem unbekannten Magiesystem zurechtgefunden hat, aber „Crown of Feathers“ lässt sich damit besonders viel Zeit.

Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt: Hauptsächlich aus Veronykas, aber auch aus der Sicht von Tristan und Sev. Da ist es nicht verwunderlich – zumal bei über 600 Seiten –, dass der rote Faden nicht gleich erkennbar ist. Hier hat es aber, wie gesagt, sehr lange gedauert. Das erste Drittel (fast schon die erste Hälfte) besteht hauptsächlich aus Dialogen und inneren Monologen, die zwar dabei helfen, die Protagonisten ein wenig einzuschätzen, die aber inhaltlich nicht viel beisteuern. Bis auf vereinzelte Szenen passiert hier nicht viel, das einen dazu zwingt weiterzulesen, vielmehr muss man sich fast schon dazu überreden, da es eben schlicht langweilig ist.

Als die Protagonisten dann irgendwann nach und nach zusammenfinden, findet sich auch ein roter Faden und es ist endlich absehbar, wohin das Ganze führen soll. Es kommt ein bisschen Schwung in die Geschichte und auch wenn inhaltlich nach wie vor nicht viel passiert, fängt man endlich an, eigene Theorien aufzustellen und freut sich aufs Weiterlesen und darauf, herauszufinden, ob man recht hat.

Im weiteren Verlauf stellt sich dann leider heraus, dass man mit den meisten Theorien richtigliegt, da Vieles eben doch offensichtlich und die große Auflösung daher nicht sonderlich überraschend ist. Darüber kann ich jedoch hinwegsehen, da im letzten Drittel dann endlich absehbar ist, wie viel Potenzial die Reihe hat und dass die Chancen hochstehen, dass die Autorin dieses im Folgeband auch nutzen wird.
Die Rückblenden zwischendurch, die Geschichtslektionen und alle Konflikte ergeben endlich einen Sinn und man erkennt, wie hochkomplex die Zusammenhänge in „Crown of Feathers“ tatsächlich sind. Wenn der Anfang also auch im Nachhinein für mein Empfinden selbst für politisch angehauchte High Fantasy immer noch viel zu langwierig ist, macht es durchaus Sinn, dass die Autorin sich für den Aufbau so viel Zeit gelassen hat.
Ich denke, in ihren Fortsetzungen kann die Reihe mit Blick auf das äußerst ausgeklügelte Magiesystem, das atemberaubende Setting, die verworrene Politik, Krieg, Spionage, Intrigen und die ganzen, geschickt subtil eingefädelten Gefühle, episch werden.


„Manchmal wird der Titel der Königin gegeben, manchmal muss er genommen werden. Und manchmal ist diese Ehre derart in Blut und Verrat getränkt, dass sie glitschig wird, doch wir stecken trotzdem die Hand danach aus, mit Gift an den Fingern und Rache im Herzen.“ (S. 238)


Ähnlich wie das Worldbuilding brauchen auch die Protagonisten eine Weile, bis sie aus sich herauskommen und erkennbar ist, was alles in ihnen steckt.
Vor allem Veronyka macht eine starke Entwicklung durch. Während sie anfangs noch sehr abhängig von ihrer Schwester ist und sich selbst nicht besonders viel zutraut, kommt sie im Laufe der Handlung immer mehr aus sich heraus, erkennt ihr eigenes Potenzial und fängt an, für sich selbst und das, was sie für richtig hält, einzustehen.
Ähnliches gilt für Tristan und Sev, wobei man von den beiden, insbesondere von Tristan, natürlich nicht ganz so viel mitbekommt wie von Veronyka. Ich hoffe, in den Folgebänden erfährt man noch mehr von ihnen, vor allem Sevs Handlungsstrang kann sich nach dem, was sich am Ende andeutet, in eine sehr spannende Richtung entwickeln!
Gut gefallen hat mir auch die Beziehung zwischen Veronyka und Tristan. Die beiden verbindet eine wunderbar tiefe Freundschaft, die sich (vielleicht?) zu etwas mehr entwickeln könnte. Das alles steht jedoch nicht im Fokus, sondern entwickelt sich eher subtil im Hintergrund und erhält dadurch umso mehr Substanz.


Fazit:
Der Aufbau ist sehr langwierig und zieht sich fast über die erste Hälfte des Buches. Daher würde ich „Crown of Feathers“ auch eher niemandem empfehlen, der High Fantasy noch nicht so gewöhnt ist, da ich mir vorstellen kann, dass man dann schnell gelangweilt ist.
Wenn man diese Phase jedoch erstmal überwunden hat, erkennt man nach und nach, was für eine unglaublich gut durchdachte, hochkomplexe High Fantasy sich hier versteckt. Das Buch hat alles, was ich mir von dem Genre erhoffe: Ein ausgeklügeltes Magiesystem, ein atemberaubendes Setting, verworrene Politik, Krieg, Spionage, Intrigen und ganz viel Gefühl.
Für den zweiten Teil erhoffe ich mir ein etwas schnelleres Erzähltempo und einige nicht ganz so leicht vorhersehbare Twists.
4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.11.2021

Im Vergleich zum Vorgänger eine herbe Enttäuschung

Der Zorn des Oktopus
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Vielen lieben Dank an den Bastei Lübbe-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Farbgebung ...

Vielen lieben Dank an den Bastei Lübbe-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Farbgebung zumindest gefällt mir super. Im Nachhinein verstehe ich jedoch weder den Zusammenhang zwischen Titel und Inhalt noch den zwischen diesem Band und „Der neunte Arm des Oktopus“ – es gibt nämlich keinen!
Zwar tauchen hier am Rande einige Oktopoden auf, aber plotrelevant sind sie nicht und zornig ebenso wenig, nicht einmal metaphorisch. Der Bezug zum Vorgänger ist ebenfalls unsinnig, aber dazu unten mehr.


Meine Meinung:
Von „Der neunte Arm des Oktopus“ war ich absolut begeistert. Es hat mich vor allem deshalb so fasziniert, weil es das Gedankenexperiment, was passieren würde, wenn sich Russland, China und die USA zur „Klima-Allianz“ zusammenschließen würden, sowie auch die Klimakrise an sich sowohl aus gesellschaftlicher, moralischer als auch aus rechtlicher Perspektive beleuchtet. Insbesondere auch der Bezug zu aktuellen Ereignissen und das Weiterspinnen aktueller Konflikte verleihen dem Buch etwas Schreckliches, das nicht nur fesselt, sondern vor allem ernsthaft zum Nachdenken anregt. Der trockene, sachliche Schreibstil des Autors betont diese Ernsthaftigkeit dabei noch und passt daher wunderbar zum Buch.

Aus diesen Gründen habe ich mich sehr auf „Der Zorn des Oktopus“ gefreut; ich hatte gehofft, dass hier auf ähnliche Weise andere Fragen aufgeworfen werden, die ebenso nachdenklich stimmen.
Mittlerweile bin ich jedoch der Überzeugung, dass der Autor es bei „Der neunte Arm des Oktopus“ hätte belassen sollen – damit ist die Sache nämlich auserzählt, wie dieses Buch wunderbar beweist.


All das oben Gesagte lässt sich auf „Der Zorn des Oktopus“ nicht übertragen. Das, was Band 1 so besonders macht - der Bezug zur Klimakrise und ihre Auswirkungen - geraten hier extrem in den Hintergrund bzw. werden nur noch als Aufhänger für einen Komplott genommen, der an vielen Stellen unnötig aufgebauscht wird und den man auch sehr gut auf rund 200-300 Seiten weniger hätte auflösen können. Stattdessen bedienen die Autoren sich viel zu vieler Informationen, die schlicht irrelevant sind und überdies neigen sie zu ständigen Wiederholungen.
Die Sachlichkeit und Nüchternheit, mit denen Rossmann im Vorgänger dafür gesorgt hat, dass man das große Ganze im Blick behält und über die aufgeworfenen Fragen nachdenken kann, führen hier dazu, dass man sich schnell langweilt.

Es geht nämlich hier, wie gesagt, gar nicht mehr wirklich um die Klimakrise, die Klimaallianz und die Probleme, die beides mit sich zieht. Beides ist noch da, beides wird erwähnt, aber beides könnte genauso gut einfach weggelassen werden. Im Fokus stehen eben der Komplott, der im Übrigen durch jeden x-beliebigen Komplott aus jedem x-beliebigen Actionfilm ersetzt werden könnte, und Thomas Pierpaoli, ein Beamter, der für sich schon sehr blass, eindimensional und schlicht langweilig ist, was durch den trockenen Schreibstil nur noch betont wird.
Auch Pierpaoli weist keine Besonderheiten auf, ist austauschbar wie jedes andere Element in dieser Geschichte, und ist kein Protagonist, mit dem man mitfiebert. Mir war er einfach egal, ebenso egal wie das, was mit dem Quantencomputer passiert, der ebenfalls durch jeden x-beliebigen Gegenstand von gewissem Wert ausgetauscht werden könnte, ohne dass sich inhaltlich etwas ändern würde.

Während „Der neunte Arm des Oktopus“ also sozialpolitische, ethische und rechtliche Fragen zu aktuellen Problemen aufwirft und ein wirklich interessantes Gedankenexperiment darstellt, wirkt „Der Zorn des Oktopus“ stattdessen wie ein oberflächlicher Actionthriller ohne viel Action, dafür mit Figuren und Handlungssträngen, die blass und austauschbar bleiben. Der Bezug zum Vorgänger bleibt fraglich, vielmehr wird der Eindruck erweckt, hier wollte jemand auf den Erfolgszug des ersten Buches aufspringen.


Fazit:
Dem Buch fehlt es in jeder Hinsicht an Tiefe. Figuren, Plot und Aufbau sind nichts Besonderes und finden sich so in jedem amerikanischen Actionfilm wieder, bloß ohne die Action und Spannung.
Der Bezug zu „Der neunte Arm des Oktopus“, der durch den Titel und einige Erwähnungen hergestellt wird, ist so eigentlich gar nicht gerechtfertigt, da weder die Klimaallianz noch die Klimakrise an sich wirklich relevant für den Inhalt sind; sie dienen lediglich als Aufhänger für den Komplott, aber der Konflikt selbst ist offenbar nach dem Vorgängerband bereits auserzählt. Beim Leser werden dadurch falsche Hoffnungen geweckt, und am Ende ist man enttäuscht.
2/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Hätte viel mehr sein können, als es ist

Die Chroniken der Meerjungfrau - Der Fluch der Wellen
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Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin-Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die ...

Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin-Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Aufmachung der gesamten Reihe ist wunderschön, darüber brauchen wir gar nicht groß zu reden. Die Details auf dem Schnitt, die Prägung auf dem Cover, die Farbgebung – alles harmonisiert wunderbar und ist noch dazu ein toller Blickfang im Regal!
Zwar finde ich, dass auch dafür 18 € immer noch ein stolzer Preis ist, aber immerhin bekommt man hier dafür dann auch etwas fürs Auge.


Meine Meinung:
„Die Chroniken der Meerjungfrau“ ist ein Arielle-Retelling, das – laut Klappentext – eher düster ausfallen soll, vielleicht ein bisschen gruselig ist, aber jedenfalls spannend und bedrohlich.
Na ja. Ein Arielle-Retelling ist es auf jeden Fall, der Rest trifft es leider nicht ganz so gut. Versteht mich nicht falsch, „Die Chroniken der Meerjungfrau“ ist immer noch ein gutes Buch, aber insgesamt etwas enttäuschend. Ich denke, wenn man das Ganze etwas anders (etwas weniger dramatisch) einleiten würde, wäre die Enttäuschung nach dem Lesen nicht ganz so groß.


Der Schreib- bzw. der Erzählstil ist auktorial. Das mag Viele jetzt vielleicht abschrecken – man braucht wirklich eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat – aber irgendwann merkt man es gar nicht mehr. Es passt nämlich auf jeden Fall zur Grundstimmung des Buches!
Trotzdem liegt hier in meinen Augen ein großer Knackpunkt. Normalerweise habe ich nämlich spätestens nach einer kurzen Eingewöhnung mit einem auktorialen Stil keine Probleme mehr, auch wenn ein solcher oft dafür sorgt, dass eine gewisse Grunddistanz gewahrt bleibt.

Hier geht das Ganze jedoch über diese „Grunddistanz“ hinaus – die Figuren und auch das Geschehen sind durchweg sehr weit von einem entfernt, man kann keine Bindung aufbauen und ist dann auch entsprechend wenig angefixt.

Zwar hat mir Amelia als Protagonistin super gefallen, vor allem weil sie sich in keiner Situation unterbuttern oder veräppeln lässt, und sich immer zu behaupten weiß – selbst im Amerika in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Frau nicht mehr als ein hübscher Armschmuck für den Mann sein durfte. Als Meerjungfrau kennt Amelia sich in der Menschenwelt kaum bis gar nicht aus, weiß nur wenig um die Gepflogenheiten und Traditionen und ist ständig gezwungen, sich anzupassen, um nicht allzu sehr aufzufallen.
Das schafft sie, ohne dabei ihr Gesicht oder ihr Wesen zu verlieren. Sie ist trotz ihrer Unwissenheit nicht dumm oder naiv, und weiß das auch. Sie kennt ihren Wert und lässt sich nicht von anderen – insbesondere nicht von den Männern – verunsichert. Amelia kontert, sie ist schlau und selbstbewusst. Kurz: Eine tolle Protagonistin!

„Verwechseln Sie nicht die Enthüllung meines Körpers mit der Enthüllung meines Herzens. Mein Herz bewahrt seine eigenen Geheimnisse, und sie gehören weder Ihnen noch irgendwem sonst, bloß weil Sie mich mit einem Fischschwanz gesehen haben.“ (S. 174f.)

Trotz allem habe ich nicht wirklich mit ihr mitgefühlt. Das liegt zum einen, wie erwähnt, an der Distanz, die der Schreibstil aufbaut, und die man nicht überbrücken kann.

Zum anderen liegt es aber auch daran, dass man als Leser merkt, dass sie eigentlich nie wirklich in Gefahr ist und auch sonst nicht groß etwas passiert.
Es wird sich hier größtenteils unterhalten; Amelia verhandelt gut, und man weiß, dass sie sich nicht über den Tisch ziehen lässt. Es fehlt dem Buch schlicht an einer Bedrohung oder einem „Bösewicht“.
Die Figur, die diese Rolle eigentlich einnehmen sollte – P. T. Barnum – ist nämlich lange nicht so furchteinflößend oder bedrohlich, wie es im Klappentext den Anschein hat und wie sich daher auch erhofft. Vielmehr bleibt er, wie auch alle anderen Figuren außer Amelia, sehr blass und eintönig. Das ist schade, da sich so überhaupt keine Spannung aufbaut. Dabei hat er durchaus das Potenzial, viel skrupelloser, viel grausamer zu sein; die Autorin hätte hier durchaus Mut beweisen und ihn (wie auch andere) zu einem Monster machen können, aber das hat sie nicht getan.

Mein Rezensionstitel fasst das gut zusammen: „Die Chroniken der Meerjungfrau“ hätte viel mehr sein können, als es letztlich ist.


Fazit:
Das Buch ist nett für zwischendurch. Es lässt sich angenehm lesen und ist ein interessantes Retelling von Arielle. Viel hat es jedoch nicht zu bieten, vor allem inhaltlich nicht: Plotmäßig passiert kaum etwas und vor allem der „Bösewicht“ ist längst nicht so böse, wie er hätte sein können.
Dadurch wird man beim Lesen etwas enttäuscht, insbesondere da der Klappentext andere Versprechungen macht. Wäre dem nicht so, wäre vielleicht auch die Enttäuschung nicht so groß.
Amelia ist jedoch eine tolle Protagonistin, die ich gerne mochte, wenn ich auch durch die Distanz, die der Schreibstil verursacht, weder zu ihr noch zu anderen Figuren eine richtige Bindung aufbauen konnte.
3/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Eintönig und viel unnötiges Hin und Her

Die Unmöglichkeit, bei Tag die Liebe zu finden
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Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin-Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin-Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist ein absoluter Hingucker! Mir gefällt vor allem die pastellige Farbgebung und das Verspielte super; sowohl die kleinen Särge wie auch der Titel selbst sind außerdem ein Hinweis darauf, dass einen hier ein Vampirroman erwartet.
Was für mich allerdings unverständlich ist, ist der stolze Preis: Das Buch ist „nur“ ein etwas größeres Taschenbuch, es weist keine Besonderheiten wie eine übermäßig schöne Innengestaltung oÄ. auf, die die 15 € rechtfertigen könnten. Im Laden würde ich alleine deshalb das Buch nicht mitnehmen.


Meine Meinung:
Ich habe mich auf das Buch gefreut, da sowohl Titel als auch Klappentext auf eine leichte, humorvolle sapphic love story hindeuten – es gibt immer noch viel zu wenige queere Bücher auf dem deutschen Markt, insbesondere wlw-Geschichten! Das alles waren also die ausschlaggebenden Gründe dafür, weshalb ich das Buch letztlich lesen wollte, obwohl Vampire jetzt nicht unbedingt zu meinen Lieblingswesen zählen.
Sapphisch ist das Buch zwar, und zumindest anfangs ist es auch ein bisschen humorvoll, aber leichte, schöne Lesestunden hatte ich damit trotzdem nicht.


Der Anfang ist noch ähnlich vielversprechend wie der Klappentext. Die Geschichte fängt mit einem Rückblick an, der einen direkt dazu veranlasst, Theorien darüber, was passiert sein könnte und wie es zur Gegenwart gekommen ist, aufzustellen. Sowas mag ich sehr gerne (vor allem dann, wenn auch kenntlich gemacht wird, dass es sich um eine Rückblende handelt. Sonst bin ich verwirrt.).
Außerdem konnten mich sowohl Angela als auch Chloe auf den ersten rund 100-150 Seiten noch super unterhalten: Beide haben zu Beginn noch einen trockenen, sarkastischen Humor, der mich gut mitnehmen konnte.

Dann lässt das jedoch schlagartig nach. Irgendwann fällt einem auf, dass schon länger keine amüsante Unterhaltung mehr stattgefunden hat, man wartet auf den nächsten humorigen Satz, wird mit dessen Ausbleiben aber bis zum Ende enttäuscht.
Das fällt vor allem deshalb negativ auf, weil das Buch sonst nichts hat, mit dem es punkten kann. Insbesondere ab dem Zeitpunkt, als Angela und Chloe aufeinandertreffen, passiert nichts Neues mehr. Stattdessen gehen beide Protagonistinnen bloß zwei Schritte vorwärts und dann gleich wieder drei zurück, sie drehen sich nur noch im Kreis, ohne wirklich einander und sich selbst mit ihren Problemen zu konfrontieren.

Sie reden nicht miteinander, handeln irrational, statt das Offensichtliche zu tun, was alle Probleme lösen würde, und verursachen dadurch unnötiges Drama, das nur noch mehr unnötiges Drama mit sich zieht und dem Leser den letzten Nerv raubt.


Das wiederum sorgt dafür, dass ich auch ihre Beziehung an sich nicht wirklich nachfühlen konnte. Sie ist einfach von jetzt auf gleich da, ohne dass sie überhaupt erstmal entsteht, und eine Weiterentwicklung ist (natürlich) schon mal gar nicht zu sehen. Warum haben die beiden sich jetzt ineinander verliebt? Warum wollen sie zusammenbleiben? Das ist mir nicht klargeworden. Ihrer Beziehung fehlt es also an Tiefe, aber das ist wenig überraschend, wenn die beiden Protagonistinnen selbst auch nicht wirklich durch Mehrdimensionalität glänzen.

Wie ihre Beziehung zueinander sind sowohl Angela als auch Chloe als Hauptfiguren einfach „da“. Ich kann im Nachhinein nichts benennen, was sie in irgendeiner Weise besonders macht, weshalb man unbedingt mit ihnen mitfiebern müsste – da ist nichts! Zwar haben sie beide durchaus Schlimmes durchleben müssen und mit Dämonen zu kämpfen, aber wirklich nachvollziehen kann man das als Leser nicht. Angela und Chloe bleiben stattdessen eindimensional und farblos und man könnte sie beliebig durch andere Figuren ersetzen.

Gleiches lässt sich im Übrigen auch auf das Vampirthema übertragen. Der Vampirismus ist in diesem Buch nicht besonders ausgeprägt; es wird mit Klischees gespielt, was an sich nicht unbedingt schlecht ist, vor allem nicht in einem humoristisch angelegten Buch. Aber mehr als darauf eingegangen wird hier nicht; der Autor geht nicht in die Tiefe, trägt nichts Eigenes dazu bei. Hinzu kommt, dass der Vampirismus eigentlich auch gar nicht wirklich plotrelevant ist – genauso gut könnte man das Vampirthema einfach aus dem Buch streichen, und zurück bleibt die gleiche Geschichte.


Fazit:
Titel und Klappentext versprechen eine humorvolle, leichte sapphic love story, die man leider nur ganz oberflächlich bekommt. Der Humor ist da – anfangs jedenfalls, dann verschwindet er einfach irgendwann und kommt nicht mehr wieder. Sowohl die Protagonistinnen als auch die Geschichte an sich, insbesondere die Liebesbeziehung und der Vampirismus bleiben sehr oberflächlich und farblos. Es gibt eigentlich nichts, was dieses Buch besonders macht oder dafür sorgt, dass es einem im Gedächtnis bleibt – außer diese eine Situation, in der Angela absolut unsinnig handelt und unnötiges Drama verursacht. Wenn die beiden nur miteinander kommunizieren würden!!!
Es ist nicht anstrengend zu lesen, aber wirklich viel Spaß macht es aber auch nicht.
2/5 Lesehasen.

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