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Veröffentlicht am 05.08.2022

So leise und doch so laut!

Nothing Left for Us (deutsche Ausgabe von Radio Silence)
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Vielen lieben Dank an den Loewe-Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon bei „Loveless“ ...

Vielen lieben Dank an den Loewe-Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon bei „Loveless“ bin ich sehr froh darüber, dass der Verlag das Originalcover übernommen hat. Die Bücher der Autorin sehen so charakteristisch aus, dass man sie im Laden sofort wiedererkennt! Ganz abgesehen davon, dass ich ein großer Fan von dem minimalistischen Design mit den winzigen Details bin. Und natürlich davon, dass die Bücher zusammen einen Regenbogen ergeben! :D
Ich verstehe allerdings nicht so gut, warum der Verlag aus „Radio Silence“ „Nothing left for us“ gemacht hat. Der Titel passt zwar sehr gut, aber warum hat er nicht, wie bei „Loveless“ auch, den Originaltitel übernommen und stattdessen einen anderen englischen gewählt?

Meine Meinung:
Ahhhhhhhhh!! Ich schreibe zu dem Buch bewusst „nur“ eine Kurzrezension, denn ich habe echt wirklich nicht viel zu sagen. Meistens hinterlasse ich auf Goodreads direkt nach Beenden eines Buches ein schnelles Kurzfazit, hier habe ich allerdings nur geschrieben: „Ich weiß nicht wie, aber Alice Oseman schafft es einfach.“.
„Was schafft sie einfach?“, fragt ihr euch jetzt? ALLES! Ach, keine Ahnung. Ich habe das Buch vor gut zweieinhalb Wochen beendet, und ich weiß immer noch nicht, wie ich in einem zusammenhängenden Text ausdrücken soll, wie begeistert ich mal wieder vom Werk der Autorin bin.

Die Autorin zeigt auch hier wieder einmal, dass sie weiß, Emotionen zu schreiben ohne großen Knall oder viel Brimborium. „Nothing left for us“ ist so leise und ruhig, aber der Inhalt ist so laut und bedeutsam und schafft es auf Anhieb ins Leserherz.
Dabei spielen natürlich die beiden Protagonisten Frances und Aled eine wesentliche Rolle. Auf den ersten Blick könnten sie nicht unterschiedlicher sein: Sie die ehrgeizige Schülersprecherin, die ihre Freizeit mit Lernen verbringt, um es nach der Schule auf ihr Wunschcollege zu schaffen. Dabei setzt sie sich selbst stark unter Druck und macht die Schule zu ihrem Lebensmittelpunkt. Aled dagegen ist sehr ruhig, fast schon unscheinbar, und redet mit kaum jemandem.
Im Laufe der Handlung finden die beiden dann heraus, dass sie doch viel mehr miteinander gemeinsam haben, allen voran die Liebe zu einem Podcast, dessen Produzent zufällig Aled selbst ist. Sie verbringen den ganzen Sommer miteinander und werden zu sehr guten Freunden. Und das war´s auch schon! Zugegeben, ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass sich zwischen Frances und Aled eine Romanze entwickelt, weil es in YA nun mal immer so ist, dass der Junge und das Mädchen sich ineinander verlieben. Aber Aled und Frances sind bloß sehr gute Freunde, die sich auf platonische Art lieben und deren Verbindung nicht weniger greifbar ist als eine romantische Beziehung. Dazu trägt zum einen bei, dass beide starke, ausgereifte und vor allem facettenreiche Figuren sind, die für sich selbst stehen können.

Zum anderen ist Osemans Pacing, mit dem sie die Freundschaft entwickelt, sie Höhen und Tiefen durchleben lässt und den „Großen Konflikt“ vorbereitet und auflöst, einfach perfekt. Sie schafft es, dass einem zu Beginn innerhalb kürzester Zeit die Figuren ans Herz wachsen; ihre Gedanken, Gefühle und Probleme sind so echt, dass man sie mit Leichtigkeit nachempfinden kann. Als Leserin findet man sich in Frances‘ und Aleds Situation wieder, weil die einfach so echt sind. Man fühlt sich beim Lesen von Oseman gehört und verstanden, und das sorgt dann dafür, dass man, einmal angefangen, sich nicht mehr von der Sogwirkung, die „Nothing left for us“ hat, lösen kann, sich in die Figuren verliebt und das Buch innerhalb kürzester Zeit durchliest.

Darüber hinaus spricht sie wichtige Themen wie mental health, akademischen Druck, Freundschaften und Heranwachsen auf sensible, nahbare Weise an, bei der es einem leichtfällt, sich hineinzufühlen, bei der man sich gesehen fühlt. Kurz: Alice Oseman trifft den Nerv der Generation, an die die Bücher gerichtet sind, und schafft dadurch ein zweites Zuhause.


Fazit:
„Nothing left for us“ ist erst mein zweites Buch der Autorin gewesen, aber sie zählt schon zu meinen Top-5-Lieblingsautor
innen. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass sie es schafft, mit wenigen Worten so viel auszudrücken und den Leser so stark zu berühren und persönlich anzusprechen, dass man sich beim Lesen sofort aufgehoben, wahrgenommen und zuhause fühlt.
Große Liebe, großes Highlight und riesengroße Leseempfehlung!
5/5 Lesehasen.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2022

Ein Highlight und möglicherweise eine neue Lieblingsautorin?

Loveless (deutsche Ausgabe)
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Vielen lieben Dank an den Loewe-Verlag und NetGalley für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Ich ...

Vielen lieben Dank an den Loewe-Verlag und NetGalley für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Ich liebe die Cover der Bücher der Autorin sehr! Man erkennt sofort, dass sie alle zusammengehören, gleichzeitig wird durch kleine Details und die unterschiedliche Grundfarbe deutlich, dass es sich jeweils um abgeschlossene Einzelbände handelt. Als kleines Highlight kann man sich mit den Büchern der Autorin eine Mini-Prideflag bauen! ♥
Schön finde ich im Übrigen auch, dass das Cover von „Loveless“ in den Farben der Flagge für Asexualität (Lila, Weiß, Schwarz) gehalten ist. Ein kleines Detail, das aber sehr viel ausmacht!
Der Zusammenhang zwischen dem Titel und dem Thema ist klar, aber er wird im Inhalt auch immer wieder aufgegriffen, sodass einem dessen eigentliche Bedeutung erst beim Lesen deutlich wird.
Insofern finde ich es spitze, dass der deutsche Verlag sowohl Cover als auch Titel übernommen hat!


Meine Meinung:
Hach, ich weiß gar nicht, was ich euch hier jetzt groß erzählen soll.
Bereits nach wenigen Seiten habe ich gemerkt, dass „Loveless“ Highlight-Potenzial hat. Der Schreibstil hat mich von Beginn an mit seiner Echtheit, Jugendlichkeit und dem Humor eingenommen. Unterstützt von Chats zwischen Georgia und ihren Freunden, in denen jeder eine eigene, wiedererkennbare Art zu schreiben hat (z.B. schreibt Georgia alles klein, interpunktiert nicht durchgängig und schreibt oft mehrere kürzere Nachrichten an einem Stück statt einer langen mit Absätzen), Autorin baut die Jugendsprache, Popkulturreferenzen und umgangssprachliche Ausdrücke so natürlich in die Dialoge und Gedanken der Protagonistin ein, dass man es dem Buch ohne Frage abkauft, dass Georgia und ihre Freunde 18 bzw. 19 Jahre alt sind. Das sorgt aber nicht nur für Authentizität, sondern auch dafür, dass man den Figuren viel näher ist.

Aber auch unabhängig davon wachsen einem Georgia, Pip, Jason und Rooney schnell ans Herz. Jede
r von ihnen hat hier eine eigene Geschichte, die zwar praktisch neben Georgias laufen, aber dennoch etwas zum Hauptplot beitragen, ohne dass es ihnen dabei an der nötigen Tiefe fehlt.
Man fiebert mit ihnen allen mit, wobei man manche Handlungen der vier natürlich besser nachvollziehen kann als andere. Trotzdem war ich, auch wenn ich vielleicht in manchen Situationen an der Stelle der Protagonisten anders gehandelt hätte, niemals genervt oder hatte das Gefühl, dass die Autorin manches überspitzt darstellt oder überdramatisiert. Die gesamte Erzählung ist in sich rund und stimmig, man folgt den Figuren gespannt durch alle Hochs und Tiefs und ist ganz einfach mitgerissen.

Georgias Erkenntnis über ihre Sexualität, was Asexualität und Aromantik sind, und wie sie sich selbst kennen- und lieben lernt, stellt die Autorin darüber hinaus auf wunderbar ergreifende, authentische und nachvollziehbare Art und Weise dar. Man kann Georgias Verwirrung, ihre Verzweiflung und Wut sehr gut nachempfinden und sich vorstellen, wie sie sich fühlen muss. Die Sensibilität, mit der Oseman an die Thematik herangeht, ist überaus berührend und begleitet einen nachhaltig.
Bereits nach wenigen Seiten in „Loveless“ wusste ich, dass ich die anderen Bücher der Autorin auch definitiv lesen werde!

„Ich war wütend auf die Welt, weil sie mich dazu brachte zu hassen, wer ich war. Ich war wütend auf mich selbst, weil ich zuließ, dass diese Gefühle meine Freundschaften mit den besten Menschen der Welt ruinierten. Ich war wütend auf jeden Liebesfilm, jede Fanfic-Story, jedes einzelne dumme OTP, das mich dazu gebracht hatte, mich danach zu sehnen, die perfekte romantische Beziehung zu finden. Es war zweifellos genau wegen dieser Vorgeschichte, dass sich meine Identität wie ein Verlust anfühlte, obwohl es in Wirklichkeit eine wunderschöne Entdeckung hätte sein sollen.“ (S. 259/377 im ebook)


Fazit:
„Loveless“ hat alles, was man sich von einem Buch wünscht: liebenswerte Figuren, die richtige Mischung aus ernsten Themen und Humor, Spannung, Emotionalität und ganz viel Liebe (jeglicher Art!!). 💜
Alice Osemans Darstellung von Asexualität und Aromantik sowie davon, sich selbst zu finden und besser kennenzulernen, ist authentisch, herzergreifend und sehr sensibel. Großes Highlight und natürlich 5/5 Lesehasen!!!

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Veröffentlicht am 09.07.2022

Cuteste academic rivals to lovers ever

Falling in love was not the plan
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Vielen lieben Dank an den Forever-Verlag und Vorablesen.de für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover war der ...

Vielen lieben Dank an den Forever-Verlag und Vorablesen.de für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover war der ausschlaggebende Grund dafür, aus dem ich mich für „Falling in love was not the plan“ von meinen Bonuspunkten bei vorablesen.de ausgesucht habe. Dass ich das Cover super süß finde, ist damit also schon gesagt! 😍
Ich liebe diese poppigen Farben, den leichten Kontrast des rosa Kreuzes und die Zeichnungen der beiden Protagonisten, die wirklich gut getroffen sind. Das Buch ist ein richtiger Eyecatcher!
Einzig mit dem Titel habe ich wieder ein Problem: Er passt zwar, aber im Original heißt das Buch „Not Here to Be Liked“. Wieso muss der deutsche Verlag wieder einen anderen englischen Titel auswählen? Das werde ich wohl nie verstehen. 😅

Meine Meinung:
Das Buch ist so unverschämt NIEDLICH!!!!! 😍
Ich weiß gar nicht, wie ich anständige Worte hierfür finden soll. Allzu viel werde ich aber wahrscheinlich sowieso nicht zu sagen haben, außer, dass mir das Buch wirklich super gefallen hat.
Angefangen mit der Protagonistin Eliza, die an Ehrgeizigkeit und Selbstbewusstsein kaum zu übertreffen ist. Sie weiß genau, was sie will und was sie von manchen Situationen hält, und scheut auch nicht davor, genau das jedem mitzuteilen. Gerade zum Thema Feminismus hat sie eine sehr starke Meinung, die für viele Konflikte mit ihren Mitschülern sorgt, sie im Laufe der Handlung allerdings auch zwingt, umzudenken und ihre Überzeugungen zu hinterfragen.
Denn Feminismus und Sexismus werden hier sehr groß thematisiert, allerdings ohne den sprichwörtlichen erhobenen Zeigefinger, sondern viel mehr im Rahmen eines Lernprozesses der Protagonistin. Sie muss lernen, was es wirklich heißt, sich gegen das Patriarchat zu wehren, Feministin zu sein und Sexismus bzw. internalisierte Misogynie zu erkennen und zu bekämpfen.
Dabei lernen Eliza wie auch Len und ihre Mitschüler sich selbst besser kennen, wachsen über sich hinaus und knüpfen neue Freundschaften. Character growth schreibt die Autorin in „Falling in love was not the plan“ sehr groß und setzt es super um!

Quasi nebenbei entwickelt sie die Liebesgeschichte zwischen Eliza und Len, die ein Paradebeispiel für academic rivals to lovers ist, und aufgrund deren Niedlichkeit man Gefahr läuft, zu überzuckern. Viel mehr kann ich dazu wirklich nicht sagen, die beiden sind SO CUTE, lest das Buch am besten selbst.
Der Einstieg ins Buch fiel mir nicht ganz so leicht; habe für die ersten 50-80 Seiten knapp zwei Wochen gebraucht, aber sobald Eliza und Len mehr Zeit miteinander verbringen, war ich im Suchtmodus und ich habe die restlichen 250 Seiten innerhalb von 24 Stunden durchgelesen. Die Chemie zwischen den beiden ist praktisch mit den Händen greifbar, Elizas Zielstrebigkeit und Ernsthaftigkeit bildet einen starken Kontrast zu Lens Verlorenheit und Lockerheit, und zusammen sorgen sie dafür, dass der Leser ein paar sehr unterhaltsame Lesestunden bekommt.
Ich habe mir von „Falling in love was not the plan“ eine süße Lovestory für zwischendurch erhofft, aber bekommen habe ich ein unerwartetes Highlight! 🥰

„Etwas an der Art, wie er das zugibt, während er ein gezacktes Blatt von dem Rosenbusch neben seiner Schulter abreißt, lässt mich wünschen, dass er mich küsst. Ich will spüren, wie sein Kuss wieder alles auflöst wie die anderen Male, und dann möchte ich hören, wie er ihn beschreibt, damit ich auch noch seine Worte behalten kann, die Erinnerung in Poesie eingesponnen, die ich in einer kleinen Ecke meines Herzens verstauen kann.“ (S. 271/352)


Fazit:
„Falling in love was not the plan“ ist eine der cutesten Academic-rivals-to-lovers-Geschichten, die ich bisher gelesen habe.
Es gibt hier mindestens so viele niedliche wie nervenaufreibende Szenen zwischen Eliza und Len, deren Chemie förmlich greifbar ist und aufgrund ihrer Rivalität es ab Seite 1 heftig knistert.
Darüber hinaus wachsen beide Protagonisten wie auch sämtliche Nebenfiguren über sich hinaus und lernen, was es bedeutet, Feministin zu sein, (internalisierten) Sexismus zu bekämpfen und füreinander einzustehen - das Buch punktet also nicht nur mit einer kribbeligen Lovestory, sondern vor allem mit tollem Characterbuilding und einer wichtigen Message.
Ein unerwartetes Highlight! ❤️
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Optisch ein Hingucker, inhaltlich sehr persönlich und emotional

Zu Mensch
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Vielen lieben Dank an den Antje Kunstmann-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Vorab: Normalerweise fließt ...

Vielen lieben Dank an den Antje Kunstmann-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Vorab: Normalerweise fließt die Aufmachung eines Buches ja nicht in meine Bewertung mit ein, weil sie im Regelfall vom Verlag stammt und nur wenig zum Inhalt beiträgt. Hier ist es allerdings so, dass „Zu Mensch“ von der Aufmachung wesentlich mitgetragen wird, daher wirkt sie sich ausnahmsweise auf meine Endbewertung aus.

Das ist aber auch gut so, denn das Buch ist ein richtiger Hingucker! Nicht nur, dass die Gestaltung an sich durch das große Format, den Kunststoffeinband und den bunten Druck (und natürlich das Lesebändchen) schon sehr hochwertig ist und alleine deshalb den Preis von 30 € bereits rechtfertigt.
Vor allem aber unterstützen und ergänzen die Illustrationen und Skizzen das Lesen, und sorgen dafür, dass man auch abseits vom Inhalt bereits viel Spaß daran hat, durch das Buch zu blättern!
So findet man hier bspw. viele kleinere Skizzen, die etwa Bühnenbilder wie den Eisbären oder Szenen darstellen, über die Weitholz erzählt, oder einfach nur kleine Doodles sind, die die Seite etwas auflockern.
Darüber hinaus findet man hier auch einige Abbildungen handgeschriebener Songtexte von Herbert Grönemeyer sowie viele größere Illustrationen, die eine ganze Seite oder eine Doppelseite einnehmen, oder die als Hintergrund für den Text dienen, und die die Stimmung der jeweiligen Situation einfangen und sie auf den Betrachter übertragen.

Die Aufmachung des Buches lädt dazu ein, es länger zu betrachten und auf sich wirken zu lassen. Auf diese Art und Weise unterstützt es den Text und erleichtert es der Autorin, beim Leser die Gefühle auszulösen, die sie transportieren möchte. Es lohnt sich also definitiv, 30 € für die Printausgabe auszugeben!


Inhalt:

Aber auch unabhängig von den Illustrationen gelingt es Weitholz ganz wunderbar, die Emotionen einzufangen, die während der Entstehung des Albums „Mensch“ augenscheinlich vorherrschend waren.

„2021 sagt er: ‚Musik ist mein Zuhause. Sie ist mein Hochsicherheitstrakt, mein Geheimnis, das mich überallhin begleitet und das mir keiner nehmen kann. Wenn man Musik macht, wenn man schreibt, dann trägt man sich in eine Welt, auf die man sich verlassen kann. […].‘“ (S. 29)

Als Textdramaturgin war sie vor 20 Jahren dabei und kann daher aus erster Hand von den Schwierigkeiten und Durchbrüchen erzählen, denen sich Herbert und sein Team stellen mussten. Weitholz erhält dabei aber auch Unterstützung von Freunden, Bandmitgliedern, anderen Mitwirkenden und Herbert selbst, die sie mit Zitaten über das ganze Buch verteilt immer wieder zu Wort kommen lässt.
Dadurch fühlt es sich für den Leser an, als sei er selbst mit dabei gewesen; die Erinnerungen Weitholz‘ und aller anderen werden darüber fast schon zu eigenen Erinnerungen. Ich persönlich war bei Erscheinen des Albums 2002 mit drei Jahren zwar noch zu jung, um tatsächlich irgendetwas mitbekommen, geschweige denn eigene Erinnerungen zu haben, aber durch Weitholz´ sehr persönlichen Schreibstil, der zwischendurch fast schon an ein Tagebuch erinnert, verschiedene Anekdoten ihrerseits, von Herbert oder anderen, die Zitate, mit denen sich alle Beteiligten der Entstehung des Albums entsinnen, habe ich hin und wieder durchaus vergessen, dass ich nicht selbst dabei war und mich eigentlich gar nicht erinnern kann.

Sie schafft es also nicht nur, dass man der Erzählung super folgen kann und sich von den Emotionen, der Trauer, dem Spaß mitreißen lässt, und teilweise fast zu Tränen gerührt ist.
Sie schafft es auch, die Persönlichkeit und Verbundenheit, die sie mit Herbert und den Mitwirkenden teilt, zu transportieren, wodurch alle Beteiligten auch dem Leser vertraut und vor allem sehr nahbar und greifbar werden.
Dadurch wird das Buch zu etwas Besonderem. Man denkt beim Lesen gerne an die Musik von Grönemeyer, was sie einem bedeutet oder womit man sie verbindet. Man erinnert sich an vergangene Konzerte, kann das Erlebnis, das ein Konzertbesuch bei Herbert Grönemeyer ist, und von dem hier berichtet wird, nachempfinden, oder sehnt es herbei (mit diesem Buch ist es auch nicht mehr ganz so schade, dass die Jubiläumstour zum Album leider ausgefallen ist).

Zuletzt lernt man quasi als Kirsche auf dem Sahnehäubchen nebenbei einiges über Musik (-theorie) sowie die Entstehung eines Musikalbums, die Planung und Durchführung einer Konzertreihe, wer alles dahintersteht und was alles daran hängt. So ist „Zu Mensch“ also vielleicht nicht nur für Herbert-Fans sondern für alle Musikbegeisterte interessant.


Fazit:
Nicht nur die Aufmachung ist absolut traumhaft, auch der Inhalt ist interessant, spannend, lustig und emotional; dabei kommt man durch die Erzählung Weitholz‘ Herbert und seiner Crew sehr nahe. Große Empfehlung für alle, die Herberts Musik mögen, aber auch für jeden, der gerne mal erfahren möchte, wie so ein Album entsteht.
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Kinderbuch mit viel Liebe zum Detail und ernstem Hintergrund

Die Marveller – Magie aus Licht und Dunkelheit - Das gefährliche erste Jahr
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Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Also, ...

Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Also, Freunde. „Die Marveller“ gibt es offensichtlich auch als ebook. Aber bitte, bitte kauft euch das Print!!!!! Es ist einfach so wunderschön!!!!!
Alleine schon die goldenen Highlights auf dem Cover im Titel und den Details sind ein absoluter Blickfang, ganz zu schweigen davon, dass das Cover wirklich ein Glanzstück für sich ist.
Aber auch die Innengestaltung ist die volle Punktzahl wert! Im Buchdeckel findet man den Grundriss des Außengeländes des Instituts, auf den ersten Seiten eine Übersicht über die Paragone mit ihrem jeweiligen Logo, das auch unter die einzelnen Kapitelüberschriften abgedruckt ist.
Zu Beginn der einzelnen Teile, in die das Buch gegliedert ist, ist eine Zeichnung eines Flaschenbaums abgebildet, und nach den Kapiteln finden Ausschnitte aus Ellas „Sternenpost“, sich Zeitungsausschnitte, teilweise kleine oder größere Zeichnungen, wie das Institutsgebäude von vorne oder ein Fahnungsposter.
Das Buch ist mit so viel Liebe aufgemacht, dass es unabhängig vom Inhalt alleine deshalb schon unheimlich viel Spaß macht, es durchzublättern. Dafür, dass das Buch nur 16,00 € kostet, bekommt man hier also mehr, als man verlangen kann.


Meine Meinung:
Meine Meinung zum Inhalt fällt ähnlich begeistert aus. Zwar ist „Die Marveller“ mit einer elfjährigen Protagonistin eindeutig an wesentlich jüngere Leser*innen gerichtet, aber auch ich als Erwachsene hatte beim Lesen unglaublich viel Spaß und war gleichzeitig positiv überrascht davon, wie viel ich hieraus mitnehmen konnte. Falls ihr also skeptisch seid, ob das Buch angesichts der Zielgruppe etwas für euch ist: braucht ihr definitiv nicht. Wenn ihr gerne (Urban) Fantasy lest, werdet ihr auch an „Die Marveller“ viel Freude haben!


Vor allem anfangs sind mir beim Lesen noch einige Parallelen zu Harry Potter aufgefallen, was aber aufgrund der Zauberschule für Kinder als Setting auch nicht weiter verwunderlich ist. So ist die Protagonistin Ella wie Harry in ihrem ersten Jahr elf Jahre alt, die „Zauberer“, hier „Marveller“ genannt, werden in fünf „Paragone“ aufgeteilt, was an die vier Häuser von Hogwarts erinnert, es gibt eine starke Zauberin, die vor einigen Jahren in Ungnade gefallen ist und hier die Rolle des Bösewichts einnimmt, und die Protagonistin stellt sich allen Gefahren zusammen mit ihren beiden Freunden.
Das Grundgerüst ist also sehr ähnlich, je nach Ansicht vielleicht sogar so sehr, dass es schon ins Negative fällt. Mich hat es allerdings gar nicht gestört, denn abgesehen von der gleichen Basis haben Harry Potter und „Die Marveller“ nichts gemeinsam.


Das fängt schon mit dem Magiesystem an, das außer der Aufteilung in die fünf Paragone nichts mit dem aus Harry Potter gemein hat.
So sind die einzelnen Paragone nochmals in gefühlt unendlich viele Unterformen der Magieausprägungen unterteilt, deren Besitzer alle jeweils Unterschiedlichstes können. Daneben gibt es noch die Fabulierer, die anders als die Marveller, die bereits Vorhandenes manipulieren, Dinge zum Wachsen und Entstehen bringen können. So ganz habe ich die Funktionsweise der unterschiedlichen Magiearten noch nicht verstanden, und angesichts der vielen verschiedenen Möglichkeiten ist es auch sehr schwierig, da den Überblick zu behalten, aber der Grundstein ist gelegt und bietet sehr viel Potenzial für die Folgebände, dieses auszuschöpfen.


Darüber hinaus geht auch das gesellschaftliche System, das dem Buch zugrunde liegt, weit über alles hinaus, was man jemals in allen sieben Harry Potter-Bänden jenseits von Hogwarts erfährt. Zum einen, weil es in jeder Hinsicht divers ist, zum anderen, weil damit (auch in der Realität bestehende) soziale Strukturen hinterfragt werden, und man sich im Laufe der Handlung zwangsläufig fragt, ob die Einteilung in „gut“ und „böse“, wie sie vorgenommen wird, wirklich sinnvoll und überhaupt erst möglich ist.

„‚Unsere Welt tut so, als sei sie allem und jedem gegenüber offen, dabei ist sie das in Wahrheit nur für die wenigsten. Für diejenigen, die sich an die Grenzen halten, die ihnen auferlegt werden. Unsere Geschichte ist turbulant. Wir haben nicht immer problemlos zueinandergefunden. Nicht so, wie wir es gerne behaupten. Mit Worten sind wir ganz groß. Aber es ist eine Sache, gesagt zu bekommen, dass man dazugehört, und eine völlig andere, es auch gezeigt zu bekommen. […].‘“ (S. 442)


So haben alle beteiligten Parteien ihre eigenen Motive, die per se vielleicht alle nicht unbedingt schlecht sind. Durch Ellas Aufmerksamkeit und Aufgewecktheit erkennt man schnell, dass die Entscheidungen, die die Marvellergesellschaft getroffen hat und weiterhin trifft, nicht alle so richtig sein können, wie sie es darstellen, und dass das Arkanum möglicherweise vieles verdeckt. Trotzdem muss man anerkennen, dass die dahinterstehenden Motive für sich genommen durchaus berechtigt sind; bloß an der Umsetzung hapert es vielleicht.
Auf der anderen Seite bekommt man durch kurze Kapitel zwischendurch aus der Sicht einer mysteriösen Frau, deren Identität erst mit fortlaufender Handlung klar wird, einen Blick auf die vermeintlich „böse“ Seite. Auch hier stellt man fest, dass sie mit ihren Motiven vielleicht nicht unbedingt so falsch liegt, wie das Arkanum es darstellt, aber die Art, wie dessen Gegenspieler versuchen, ihre Ziele zu erreichen, ebenso wenig „richtig“ ist, wie die Weise der Marveller, ihre Werte zu schützen.
„Die Marveller“ stellt hier die Einordnungen in „schwarz“ und „weiß“ infrage und zeigt auf, dass es eigentlich nur Grautöne gibt und es viel wichtiger ist, miteinander zu kommunizieren und sich in den anderen hineinzuversetzen, als seine Handlungen von vornherein zu verurteilen. Die Autorin hat es dabei geschafft, diese Aussage so subtil in den Konflikt des Buches einzubauen, dass dem Leser zwar deutlich wird, worauf sie hinaus möchte, ohne dabei jedoch den mahnenden Zeigefinger zu heben.

Das hat mir sehr gut gefallen, ebenso die Einarbeitung des Alltagsrassismus in die Geschichte, mit dem die Protagonistin regelmäßig konfrontiert wird. Ella stammt aus einer Fabulierer-Familie, ebenfalls Zauberer, aber nach dem gesellschaftlichen System, in dem die Marveller buchstäblich über den Fabulierern stehen und leben, nicht die „richtige“ Art Magiebegabter. Auch hier findet sich also zum einen die eben angesprochene Gegenüberstellung von „gut“ und „böse“, aber damit werden auch Parallelen zum real existierenden Rassismus gegenüber PoC gezogen; ebenfalls wieder ohne symbolischen Fingerzeig, aber so deutlich, dass der Leser die Ungerechtigkeiten nachempfinden kann.


Das liegt zum Teil auch an der Protagonistin Ella, die für ihre elf Jahre zwar noch sehr jung ist, in die man sich aber trotzdem auch als Erwachsener nicht weniger gut hineinversetzen kann. Zwar verhält sie sich insbesondere in Bezug auf Emotionalität und guten Glauben ihren Mitmenschen gegenüber ihrem Alter entsprechend, dennoch niemals etwa unkontrolliert impulsiv oder naiv.
Natürlich macht sie Fehler, wie jedes andere Kind auch, aber sie ist reflektiert, wächst an ihren Fehltritten und Aufgaben und ist darüber hinaus überaus aufgeweckt, clever und handelt zudem sehr überlegt. Ich denke, vor allem als jüngere Leserin hätte ich in ihr ein großartiges Vorbild gesehen, aber auch jetzt war ich sehr beeindruckt vor allem davon, wie besonnen und reif sie in jede Situation geht und wie viel sie bemerkt, was mir selbst beim Lesen gar nicht aufgefallen ist. Sie stellt Verbindungen her, auf die ich niemals gekommen wäre und die mich jedes Mal überrascht haben. Dabei kann sie vor allem die Art, wie insbesondere die Erwachsenen, aber auch ihre Mitschüler mit ihr umgehen, sehr gut einschätzen und lässt sich nichts weismachen.
Ella ist eine tolle Protagonistin, über die ich gerne noch mehr lesen möchte!


Zuletzt hat mich auch das Erzähltempo der Autorin zu 100 % überzeugt! Sie versteht es, schnellere Szenen, in denen viel passiert und Ella in Gefahr ist, mit langsameren Momenten, in denen Geheimnisse aufgedeckt oder neue Fragen aufgeworfen werden oder die dem Characterbuilding dienen, so abzuwechseln, dass man stets gefesselt ist, mitfiebert und weiterlesen will. Sehr raffiniert fand ich hier die oben bereits erwähnten kurzen Kapitel aus der Sicht der mysteriösen Frau oder die Einschübe zwischendurch in Form von Zeitungsartikeln oder Interviews, in denen dem Leser ein Überblick auf das gewährt wird, was außerhalb von Ellas Wahrnehmung passiert. So wird nicht nur die Gestaltung des Buches in die Geschichte integriert, man hat auch gleich ein größeres Bild von dem Geschehen als die Protagonistin und weiß ein wenig mehr als sie. Dennoch verrät die Autorin damit nicht so viel, dass man sich die großen Twists vorher erschließen kann; im Gegenteil steigert sich die Spannung durch die eigenen Theorien, die von den Zusatzinformationen gefüttert werden, nur weiter.
Insgesamt wird dadurch die Erzählung rund und in sich schlüssig, es wird ein Universum geschaffen, das so tatsächlich existieren könnte. Man glaubt der Autorin jedes Wort, das sie schreibt.
Ich freue mich auf die Fortsetzung!


Fazit:
Wir alle kennen mindestens eine Geschichte über eine Zauberschule für Kinder, und obwohl „Die Marveller“ an einigen Stellen (die fünf Paragone aka Häuser, das verzauberte Gebäude, der magische Unterricht) sehr stark an Harry Potter erinnert, steht diese Geschichte doch fest auf eigenen Beinen!
Das Magiesystem, die gesellschaftlichen Strukturen der Marveller und Fabulierer und die einzelnen Figuren sind mit so viel Liebe zum Detail ausgearbeitet, dass man sich schon nach wenigen Seiten im Arkanum verliert und gar nicht mehr weg möchte.
Darüber hinaus bietet „Die Marveller“ einen ernsten Hintergrund, der zum Nachdenken anregt, ohne den Finger zu erheben, und überzeugt mit einer hohen Plotdichte und vielen Überraschungen, die definitiv auch Erwachsene begeistern können. Ich habe nichts auszusetzen und freue mich auf die Fortsetzung!
5/5 Lesehasen.

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