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Veröffentlicht am 29.05.2022

Kinderbuch mit viel Liebe zum Detail und ernstem Hintergrund

Die Marveller – Magie aus Licht und Dunkelheit - Das gefährliche erste Jahr
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Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Also, ...

Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Also, Freunde. „Die Marveller“ gibt es offensichtlich auch als ebook. Aber bitte, bitte kauft euch das Print!!!!! Es ist einfach so wunderschön!!!!!
Alleine schon die goldenen Highlights auf dem Cover im Titel und den Details sind ein absoluter Blickfang, ganz zu schweigen davon, dass das Cover wirklich ein Glanzstück für sich ist.
Aber auch die Innengestaltung ist die volle Punktzahl wert! Im Buchdeckel findet man den Grundriss des Außengeländes des Instituts, auf den ersten Seiten eine Übersicht über die Paragone mit ihrem jeweiligen Logo, das auch unter die einzelnen Kapitelüberschriften abgedruckt ist.
Zu Beginn der einzelnen Teile, in die das Buch gegliedert ist, ist eine Zeichnung eines Flaschenbaums abgebildet, und nach den Kapiteln finden Ausschnitte aus Ellas „Sternenpost“, sich Zeitungsausschnitte, teilweise kleine oder größere Zeichnungen, wie das Institutsgebäude von vorne oder ein Fahnungsposter.
Das Buch ist mit so viel Liebe aufgemacht, dass es unabhängig vom Inhalt alleine deshalb schon unheimlich viel Spaß macht, es durchzublättern. Dafür, dass das Buch nur 16,00 € kostet, bekommt man hier also mehr, als man verlangen kann.


Meine Meinung:
Meine Meinung zum Inhalt fällt ähnlich begeistert aus. Zwar ist „Die Marveller“ mit einer elfjährigen Protagonistin eindeutig an wesentlich jüngere Leser*innen gerichtet, aber auch ich als Erwachsene hatte beim Lesen unglaublich viel Spaß und war gleichzeitig positiv überrascht davon, wie viel ich hieraus mitnehmen konnte. Falls ihr also skeptisch seid, ob das Buch angesichts der Zielgruppe etwas für euch ist: braucht ihr definitiv nicht. Wenn ihr gerne (Urban) Fantasy lest, werdet ihr auch an „Die Marveller“ viel Freude haben!


Vor allem anfangs sind mir beim Lesen noch einige Parallelen zu Harry Potter aufgefallen, was aber aufgrund der Zauberschule für Kinder als Setting auch nicht weiter verwunderlich ist. So ist die Protagonistin Ella wie Harry in ihrem ersten Jahr elf Jahre alt, die „Zauberer“, hier „Marveller“ genannt, werden in fünf „Paragone“ aufgeteilt, was an die vier Häuser von Hogwarts erinnert, es gibt eine starke Zauberin, die vor einigen Jahren in Ungnade gefallen ist und hier die Rolle des Bösewichts einnimmt, und die Protagonistin stellt sich allen Gefahren zusammen mit ihren beiden Freunden.
Das Grundgerüst ist also sehr ähnlich, je nach Ansicht vielleicht sogar so sehr, dass es schon ins Negative fällt. Mich hat es allerdings gar nicht gestört, denn abgesehen von der gleichen Basis haben Harry Potter und „Die Marveller“ nichts gemeinsam.


Das fängt schon mit dem Magiesystem an, das außer der Aufteilung in die fünf Paragone nichts mit dem aus Harry Potter gemein hat.
So sind die einzelnen Paragone nochmals in gefühlt unendlich viele Unterformen der Magieausprägungen unterteilt, deren Besitzer alle jeweils Unterschiedlichstes können. Daneben gibt es noch die Fabulierer, die anders als die Marveller, die bereits Vorhandenes manipulieren, Dinge zum Wachsen und Entstehen bringen können. So ganz habe ich die Funktionsweise der unterschiedlichen Magiearten noch nicht verstanden, und angesichts der vielen verschiedenen Möglichkeiten ist es auch sehr schwierig, da den Überblick zu behalten, aber der Grundstein ist gelegt und bietet sehr viel Potenzial für die Folgebände, dieses auszuschöpfen.


Darüber hinaus geht auch das gesellschaftliche System, das dem Buch zugrunde liegt, weit über alles hinaus, was man jemals in allen sieben Harry Potter-Bänden jenseits von Hogwarts erfährt. Zum einen, weil es in jeder Hinsicht divers ist, zum anderen, weil damit (auch in der Realität bestehende) soziale Strukturen hinterfragt werden, und man sich im Laufe der Handlung zwangsläufig fragt, ob die Einteilung in „gut“ und „böse“, wie sie vorgenommen wird, wirklich sinnvoll und überhaupt erst möglich ist.

„‚Unsere Welt tut so, als sei sie allem und jedem gegenüber offen, dabei ist sie das in Wahrheit nur für die wenigsten. Für diejenigen, die sich an die Grenzen halten, die ihnen auferlegt werden. Unsere Geschichte ist turbulant. Wir haben nicht immer problemlos zueinandergefunden. Nicht so, wie wir es gerne behaupten. Mit Worten sind wir ganz groß. Aber es ist eine Sache, gesagt zu bekommen, dass man dazugehört, und eine völlig andere, es auch gezeigt zu bekommen. […].‘“ (S. 442)


So haben alle beteiligten Parteien ihre eigenen Motive, die per se vielleicht alle nicht unbedingt schlecht sind. Durch Ellas Aufmerksamkeit und Aufgewecktheit erkennt man schnell, dass die Entscheidungen, die die Marvellergesellschaft getroffen hat und weiterhin trifft, nicht alle so richtig sein können, wie sie es darstellen, und dass das Arkanum möglicherweise vieles verdeckt. Trotzdem muss man anerkennen, dass die dahinterstehenden Motive für sich genommen durchaus berechtigt sind; bloß an der Umsetzung hapert es vielleicht.
Auf der anderen Seite bekommt man durch kurze Kapitel zwischendurch aus der Sicht einer mysteriösen Frau, deren Identität erst mit fortlaufender Handlung klar wird, einen Blick auf die vermeintlich „böse“ Seite. Auch hier stellt man fest, dass sie mit ihren Motiven vielleicht nicht unbedingt so falsch liegt, wie das Arkanum es darstellt, aber die Art, wie dessen Gegenspieler versuchen, ihre Ziele zu erreichen, ebenso wenig „richtig“ ist, wie die Weise der Marveller, ihre Werte zu schützen.
„Die Marveller“ stellt hier die Einordnungen in „schwarz“ und „weiß“ infrage und zeigt auf, dass es eigentlich nur Grautöne gibt und es viel wichtiger ist, miteinander zu kommunizieren und sich in den anderen hineinzuversetzen, als seine Handlungen von vornherein zu verurteilen. Die Autorin hat es dabei geschafft, diese Aussage so subtil in den Konflikt des Buches einzubauen, dass dem Leser zwar deutlich wird, worauf sie hinaus möchte, ohne dabei jedoch den mahnenden Zeigefinger zu heben.

Das hat mir sehr gut gefallen, ebenso die Einarbeitung des Alltagsrassismus in die Geschichte, mit dem die Protagonistin regelmäßig konfrontiert wird. Ella stammt aus einer Fabulierer-Familie, ebenfalls Zauberer, aber nach dem gesellschaftlichen System, in dem die Marveller buchstäblich über den Fabulierern stehen und leben, nicht die „richtige“ Art Magiebegabter. Auch hier findet sich also zum einen die eben angesprochene Gegenüberstellung von „gut“ und „böse“, aber damit werden auch Parallelen zum real existierenden Rassismus gegenüber PoC gezogen; ebenfalls wieder ohne symbolischen Fingerzeig, aber so deutlich, dass der Leser die Ungerechtigkeiten nachempfinden kann.


Das liegt zum Teil auch an der Protagonistin Ella, die für ihre elf Jahre zwar noch sehr jung ist, in die man sich aber trotzdem auch als Erwachsener nicht weniger gut hineinversetzen kann. Zwar verhält sie sich insbesondere in Bezug auf Emotionalität und guten Glauben ihren Mitmenschen gegenüber ihrem Alter entsprechend, dennoch niemals etwa unkontrolliert impulsiv oder naiv.
Natürlich macht sie Fehler, wie jedes andere Kind auch, aber sie ist reflektiert, wächst an ihren Fehltritten und Aufgaben und ist darüber hinaus überaus aufgeweckt, clever und handelt zudem sehr überlegt. Ich denke, vor allem als jüngere Leserin hätte ich in ihr ein großartiges Vorbild gesehen, aber auch jetzt war ich sehr beeindruckt vor allem davon, wie besonnen und reif sie in jede Situation geht und wie viel sie bemerkt, was mir selbst beim Lesen gar nicht aufgefallen ist. Sie stellt Verbindungen her, auf die ich niemals gekommen wäre und die mich jedes Mal überrascht haben. Dabei kann sie vor allem die Art, wie insbesondere die Erwachsenen, aber auch ihre Mitschüler mit ihr umgehen, sehr gut einschätzen und lässt sich nichts weismachen.
Ella ist eine tolle Protagonistin, über die ich gerne noch mehr lesen möchte!


Zuletzt hat mich auch das Erzähltempo der Autorin zu 100 % überzeugt! Sie versteht es, schnellere Szenen, in denen viel passiert und Ella in Gefahr ist, mit langsameren Momenten, in denen Geheimnisse aufgedeckt oder neue Fragen aufgeworfen werden oder die dem Characterbuilding dienen, so abzuwechseln, dass man stets gefesselt ist, mitfiebert und weiterlesen will. Sehr raffiniert fand ich hier die oben bereits erwähnten kurzen Kapitel aus der Sicht der mysteriösen Frau oder die Einschübe zwischendurch in Form von Zeitungsartikeln oder Interviews, in denen dem Leser ein Überblick auf das gewährt wird, was außerhalb von Ellas Wahrnehmung passiert. So wird nicht nur die Gestaltung des Buches in die Geschichte integriert, man hat auch gleich ein größeres Bild von dem Geschehen als die Protagonistin und weiß ein wenig mehr als sie. Dennoch verrät die Autorin damit nicht so viel, dass man sich die großen Twists vorher erschließen kann; im Gegenteil steigert sich die Spannung durch die eigenen Theorien, die von den Zusatzinformationen gefüttert werden, nur weiter.
Insgesamt wird dadurch die Erzählung rund und in sich schlüssig, es wird ein Universum geschaffen, das so tatsächlich existieren könnte. Man glaubt der Autorin jedes Wort, das sie schreibt.
Ich freue mich auf die Fortsetzung!


Fazit:
Wir alle kennen mindestens eine Geschichte über eine Zauberschule für Kinder, und obwohl „Die Marveller“ an einigen Stellen (die fünf Paragone aka Häuser, das verzauberte Gebäude, der magische Unterricht) sehr stark an Harry Potter erinnert, steht diese Geschichte doch fest auf eigenen Beinen!
Das Magiesystem, die gesellschaftlichen Strukturen der Marveller und Fabulierer und die einzelnen Figuren sind mit so viel Liebe zum Detail ausgearbeitet, dass man sich schon nach wenigen Seiten im Arkanum verliert und gar nicht mehr weg möchte.
Darüber hinaus bietet „Die Marveller“ einen ernsten Hintergrund, der zum Nachdenken anregt, ohne den Finger zu erheben, und überzeugt mit einer hohen Plotdichte und vielen Überraschungen, die definitiv auch Erwachsene begeistern können. Ich habe nichts auszusetzen und freue mich auf die Fortsetzung!
5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.05.2022

Highlight mit Suchtfaktor!

Legendborn – Der geheime Bund
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Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Ma sieht im Vordergrund den Titel in gold-orangener Schrift, darunter das Schwert Excalibur, das aus einem scheinbar glühenden Stein herausragt. Hinter dem Titel und am Rand ranken sich goldene Äste, von denen Blätter abfallen und die die dunkle Tür im Hintergrund einrahmen. Es wird viel mit Kontrasten gearbeitet, wodurch das Cover eine mystische, geheimnisvolle Grundstimmung erhält, was die Thematik des Geheimbundes rund um die Artussage widerspiegelt.
Der Titel „Legendborn“ wurde aus dem Original übernommen, was ich insofern super finde, als dass diese Bezeichnung in der Geschichte eine relevante Rolle einnimmt.
Man sollte meinen, dass „Legendborn“ mit rund 730 Seiten für ein broschiertes Buch äußerst anfällig für Leserillen ist, aber die Buchrücken ist so flexibel, dass er selbst bei relativ unvorsichtigem Lesen (was irgendwann bei der Dicke gar nicht mehr vermeidbar ist) heile bleibt. 16 € kann man dafür also gerne ausgeben!


Meine Meinung:
„Legendborn“ ist ein großes Highlight! Ich weiß gar nicht, was ich hier sonst noch schreiben sollte. Das Buch ist ein PAGETURNER!!!! Es sollte echt mindestens genauso krass gehyped werden, wie andere Bücher, denn das hat „Legendborn“ alle Male verdient!

„‚Du bist jetzt mein König, cariad.‘“ (S. 715)


Das fängt schon mit der Protagonistin Bree an. Sie hat einen wunderbar trockenen Humor, der einen oft zum Lachen bringt und mit dem sie mehrfach pointiert genau das anspricht, was dem Leser durch den Kopf geht. Man kann sich super in sie hineinversetzen und sie ist einem auf Anhieb sympathisch.
Sehr beeindruckend fand ich es, wie ruhig und ausgeglichen sie in Situationen geblieben ist, in denen ich an ihrer Stelle ganz anders reagiert hätte. Trotzdem lässt sie nichts mit sich machen, was sie nicht will, und zeigt deutlich ihre Grenzen auf.

Auch Nick und Selwyn, die anderen beiden Hauptfiguren, sind toll ausgearbeitet, auch wenn man ehrlicherweise sagen muss, dass von vornherein klar ist, welche Rollen sie jeweils einnehmen werden: Nick ist der blonde Good Guy und Selwyn dunkelhaarig und broody. Need I say more? xD
Wir haben hier also offensichtlich ein Liebesdreieck, und während mich das normalerweise nervt, weil es in den meisten Fällen unweigerlich zu einem unnötigen Hin und Her führt, hat die Autorin das trope hier hervorragend umgesetzt, denn Bree hat, obwohl die beiden charakterlich sehr unterschiedlich sind, sowohl mit Nick als auch Selwyn eine unheimlich starke Chemie. Man kann quasi gar nicht anders, als sie mit beiden zu shippen. Genau diese Funken tragen wesentlich zu der Sogwirkung der Geschichte bei!

„‚Für mich bist du keine holde Maid in Nöten, Bree. Du bist eine Kriegerin. Du bist stark und wunderschön und brillant und mutig.‘ Er presst seine Stirn gegen meine, seine Augen schließen sich, und er holt Luft, flach und gepresst. ‚Und ich würde dich wirklich gern küssen.‘“ (S. 320)


Darüber hinaus haben auch die beiden Jungs eine gemeinsame Vergangenheit, und man fragt sich durchweg, was wohl passiert sein mag, dass die beiden jetzt scheinbar Rivalen sind. Denn auch, wenn sie die meiste Zeit nicht gut aufeinander zu sprechen sind, merkt man deutlich, dass die starke Bindung, die sie als Kinder zusammen aufgebaut haben, sich auch in der Gegenwart auswirkt und sie trotz allem, was passiert ist, einander noch wichtig sind. Die Autorin bedient sich also zwar eines Liebesdreiecks, aber was mir hier so gut gefallen hat, ist dass sie mit den Klischees dieses tropes bricht und das Spannungspotenzial, dass es hat, bestmöglich ausnutzt und ihren Figuren dadurch noch mehr Tiefe gibt.


Inhaltlich ist „Legendborn“ auch noch einmal auf einem ganz anderen Level grandios. Das Buch erzählt die Artussage neu und mit völlig eigenen Regeln, ohne zu stark von den wesentlichen Aspekten der Sage abzuweichen. Die Autorin hat sich hierfür ein ganz eigenes, durchaus sehr komplexes, aber wunderbar erklärtes und gut durchdachtes Magiesystem zusammen mit einer Welt, die parallel zum normalen Leben an der University of North Carolina exisitert und von Dämonen und einem weit verzweigten Geheimbund aus Dämonenjägern dominiert wird, ausgedacht, worüber man zusammen mit der Protagonistin erst nach und nach einen Überblick bekommt. Dabei blickt man anfangs noch nicht wirklich durch, allerdings hindert dies einen nicht daran, sich der Geschichte völlig hinzugeben und sich von ihr komplett vereinnahmen zu lassen.
Denn auch wenn man zunächst vielleicht noch nicht allzu viel versteht, ist man nichtsdestotrotz durch das hohe Pacing und die vielen überraschenden Twists gefesselt. Man rätselt mit und stellt eigene Theorien auf; nach und nach kristallisieren sich dann Zusammenhänge heraus, mit denen man überhaupt nicht gerechnet hätte, was nur dafür sorgt, dass man sich noch weniger von „Legendborn“ lösen kann.

Darüber hinaus arbeitet die Autorin die Trauer und das Trauma Brees durch den Tod ihrer Mutter hervorragend aus. Man bekommt einen guten Blick in ihre Gefühlswelt und kann sich sehr gut in ihre Wut, ihre Einsamkeit und ihre Traurigkeit hineinversetzen. Auch den Alltagsrassismus, mit dem Bree ständig konfrontiert ist, sowie das Generationentrauma vieler Schwarzer Amerikaner*innen vor allem in den Südstaaten hat die Autorin sehr gut in die Geschichte integriert!


Zuletzt kann ich nur noch den Schreibstil Deonns loben. Sie schafft es stets, den richtigen Farbe aus Ernsthaftigkeit, Romantik oder gut und gerne auch mal viel Sarkasmus zu treffen und damit die passende Grundstimmung zu erzeugen. Sie gibt ihren eigenen großartigen, subtilen Humor an ihre Protagonistin weiter und sorgt für einen Erzählton, der einen mitreißt und mitfühlen lässt.


Fazit:
„Legendborn: Der Geheimbund“ ist ein riesengroßes Highlight, das einen viel größeren Hype verdient hat und dessen Fortsetzung ich kaum abwarten kann!
Alle drei Protagonisten wachsen einem sehr schnell ans Herz, man fiebert mit ihnen mit und vor allem Bree entpuppt sich früh als Lieblingsfigur. Die Liebesgeschichte zwischen Bree, Nick und Selwyn ist mit vielen Funken, ein bisschen Slow Burn und toller Chemie zwischen den einzelnen Figuren großartig aufgebaut.
Die Autorin arbeitet die Trauer und das Trauma der Protagonistin hervorragend aus und macht deutlich, wie sich Alltagsrassismus und Generationentrauma auf PoC auswirkt. Dabei trifft sie stets den richtigen Ton und sorgt mit subtilem Humor darüber hinaus auch für viele Lacher.
Zuletzt hat mir auch das Magiesystem und die Neuerzählung der Artussage super gefallen, und ich bin gespannt, wie es weitergeht!
Uneingeschränkte Leseempfehlung und natürlich 5/5 Lesehasen!

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.05.2022

Bleibt minimal hinter dem Auftakt zurück

Askeria: Hüter des Seelenfeuers
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Vielen lieben Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon bei „Die letzte Generation“ ...

Vielen lieben Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon bei „Die letzte Generation“ kann ich die Aufmachung hier wieder nur loben. Auf den ersten Blick scheinen 15,99 € (bzw. 2 € mehr, wenn man nicht direkt von der Autorin, sondern über einen Händler kauft) für ein Taschenbuch nicht wenig. Allerdings ist das Papier sehr dick, der Einband ist fest und auch innen kann die Buchgestaltung mit vielen schönen Details überzeugen. So finden sich wie im Auftakt statt Kapitelüberschriften kleine Bildchen, die jeweils für eine Figur stehen, und am Anfang des Buches kann man jeweils eine detaillierte Karte von Mitaeria und Malluma bewundern, die man über einen QR-Code mit dem Handy auch in Farbe abrufen kann.
In meiner Rezension zu Band 1 habe ich besonders gelobt, wie sehr die Autorin auf Details bedacht ist und an alles Mögliche gedacht hat, und genau das spiegelt sich auch in der Aufmachung wider.
Darüber hinaus ist auch das Cover wieder wunderschön. Wie auch schon bei dem Cover von „Die letzte Generation“ steht der Schmetterling im Fokus, der, wie wir jetzt wissen, für den Geheimbund Askeria steht. Auch hier findet man bei näherem Betrachten des Covers einige Zahnräder, allerdings stehen sie hier nicht im Fokus. Stattdessen wirkt der Schmetterling, als sei er aus einem flirrenden Energienetz, was dem Cover zum einen ein dynamisches, atmosphärisches Aussehen gibt, zum anderen auch einen sehr starken Bezug zum Inhalt hat, der einem jedoch erst hinterher wirklich bewusst wird. Das liebe ich!
Abgerundet wird das Cover nur noch von der dunkelblauen Grundfarbe, die mit ihren hellblauen Sprengseln an einen Nachthimmel erinnert, was ich nicht nur in ästhetischer Hinsicht wunderschön finde, sondern mich vor allem auch an die Farbstimmung von Malluma erinnert, und von dem lilafarbenen Feuer am unteren Bildrand, das offensichtlich für das Seelenfeuer, auf dem auch im Titel bezuggenommen wird, stehen soll.
Aufgrund dieser nahezu perfekten Aufmachung sind knapp 16 € also mehr als gerechtfertigt!


Meine Meinung:
Während ich hinsichtlich des Covers also eindeutig die Fortsetzung bevorzuge, hat mir inhaltlich doch der Auftakt ein wenig mehr gefallen, wobei das hauptsächlich am Mittelteil liegt.

Dadurch, dass „Hüter des Seelenfeuers“ genau an der Stelle einsetzt, wo „Die letzte Generation“ endet, ist man zunächst wieder sofort in der Handlung drin. Zugegebenermaßen hatte ich nichtsdestotrotz minimalste (!) Schwierigkeiten beim Einstieg, obwohl bei mir zwischen Band 1 und 2 nur ein knapper Monat lag. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ich noch größere Schwierigkeiten gehabt hätte, wenn ich Band 1 direkt zum Erscheinungstermin gelesen hätte und dann ein ganzes Jahr auf die Fortsetzung hätte warten müssen.
Das liegt aber ganz einfach daran, wie unfassbar komplex diese Reihe ist und wie viel bereits im Auftakt passiert ist. Da gerade diese inhaltliche Dichte, bei der man beim Lesen auch viel mitdenken muss, genau das ist, was „Askeria“ ausmacht, kann man daran jedoch, denke ich, nicht wirklich etwas ändern, und das muss man für mein Empfinden auch gar nicht. Natürlich wird die Reihe, wie ich das auch schon in meiner Rezension zum Auftakt mehrfach erwähnt hatte, dadurch definitiv nichts für High Fantasy-Einsteiger, und ein „Buch für zwischendurch“ ist „Askeria“ auch nichts. Das müsst ihr definitiv bedenken, wenn ihr überlegt, mit der Reihe zu starten!
Aber durch die oben bereits erwähnte Detailverliebtheit der Autorin hat man trotz anfänglicher Einstiegsschwierigkeiten den Anschluss sehr schnell wiedergefunden, da sie durch subtil eingestreute Hinweise auf die vergangene Handlung dem Leser bei der Erinnerung hilft.

Hat man diese (wirklich kleine!) Schwelle also überwunden, geht es direkt spannend weiter, was sich vor allem darin äußert, dass man fast schon übergangslos mit neuen Informationen versorgt wird. Man hat also gerade mal vielleicht 50 bis 100 Seiten gelesen und ist schon wieder voll am Miträtseln, denn gerade die Rückblenden aus Soutas und Lias Sicht geben neue Hinweise auf. Deshalb, und weil man dabei Mallluma endlich kennenlernt (dazu später noch mehr), haben mir diese Kapitel am besten gefallen!
Man saugt jede noch so kleine Information auf, sammelt sie, stellt eigene Theorien auf, rätselt darüber, wohin die Reise noch führen könnte und was andere Hinweise wohl bedeuten könnten, nur um dann am Ende erneut festzustellen, dass man gegen das Genie der Autorin sowieso keine Chance hat. Ich schaffe es ohne Erinnerungen und To-Do-Listen kaum, daran zu denken, meinen eigenen Kopf mitzunehmen, wenn ich das Haus verlasse, insofern bin ich jedes Mal sprachlos, wenn ich daran denke, wie ungeheuer komplex „Askeria“ ist. Ich wiederhole mich hier, aber das ist wirklich krass, Leute!
Im Übrigen ist das auch der Grund, weshalb ich mit jeweils gut einem Monat unverhältnismäßig lange für die beiden Bücher gebraucht habe. Es sind eben viele Informationen, die man aufnehmen und verarbeiten muss (oder will, in dem Fall, man will ja nichts verpassen! xD), was das Lesen anspruchsvoll macht und die volle Aufmerksamkeit erfordert. Noch einmal: Die Reihe ist daher nicht für jeden was, aber wer Spaß am Rätseln hat, kommt hier voll auf seine Kosten!


All dies schafft die Autorin quasi nebenbei, während sie den Weltenaufbau und das Magiesystem erklärt, die Entwicklung der Figuren voranbringt und zwischendurch auch mal für Spannung sorgt. Einzig im Mittelteil stagniert hier die Handlung etwas. Das mag aber auch gut nur mein subjektives Empfinden sein, ich kann mir nämlich sehr gut vorstellen, dass ich das hier allein aus dem Grund so wahrgenommen habe, weil mich Piaras kurzzeitige anstrengende Sturheit gegenüber Souta in Bezug auf ihre Beziehung mit Rigoras sehr genervt hat. Das wiederum liegt womöglich einzig daran, dass ich in diesem Punkt mit Souta voll einer Meinung bin und ihr Verhalten nicht nachvollziehen bzw. gutheißen kann – das war ja im Prinzip mein Hauptkritikpunkt an Band 1. Dass sich dieser Konflikt dann in diesem Band kurzfristig fortsetzen würde, war mir daher von vornherein klar, das war ja schon im Auftakt angelegt. Deshalb hat dieser Aspekt hier zwar letztlich dafür gesorgt, dass „Hüter des Seelenfeuers“ mich im Mittelteil nicht ganz catchen konnte, was wiederum der Grund für meinen Punktabzug am Ende ist, aber im Ganzen ändert das trotz allem nichts an der Genialität der Reihe.

Wenn überhaupt, dann spricht die Tatsache, dass mich der ganze Konflikt rund um Piara, Rigoras und Souta so stark mitnehmen konnte, für beachtliches Characterbuilding! Eine Figur muss es erstmal schaffen, dass ich vergesse, dass sie fiktiv ist, und beim Lesen anfange mit ihr zu argumentieren. :D


Sobald Piara und Souta sich ausgesprochen haben, war ich im Übrigen nicht mehr genervt und die Handlung hat sich auch nicht mehr gezogen (was weiterhin dafür spricht, dass ich nur aufgrund des Konfliktes so empfunden habe). Stattdessen kann man sich wie auch zu Beginn wieder über die vielen (versteckten und offenkundigen) Rätsel freuen, und vor allem das Worldbuilding bestaunen!
Wie oben bereits angeschnitten, lernt man hier endlich den anderen Kontinent Malluma kennen. Wie auch Mitaeria hat er einzigartige Bewohner, die aber ihre ganz eigenen Gepflogenheiten, Sitten und Gesellschaftsstrukturen haben und die man zusammen mit Souta kennenlernt. Dabei sind mir die vielen Gegensätze zwischen den beiden Kontinenten, die sich nicht nur darin äußern, dass es auf Mitaeria fast dauerhaft Tag ist, während Malluma nahezu durchgehend in der Dunkelheit liegt, beim Lesen besonders positiv aufgefallen. Auch hier findet sich die Detailverliebtheit der Autorin also wieder, was einem aber nur beim besonders aufmerksamen Lesen auffällt! Man kann den Weltenbau wieder nur in den höchsten Tönen loben.


„Hüter des Seelenfeuers“ endet zuletzt mit einem unerhört fiesen Cliffhanger, und ich bin überfroh, dass Band 3 bereits erhältlich ist und ich nicht ein ganzes Jahr darauf warten muss.


Fazit:
Dieser Band konnte mich nicht ganz so sehr von sich überzeugen wie sein Vorgänger, was hauptsächlich daran lag, dass Piara zwischendurch sehr anstrengend war und sich der Mittelteil etwas gezogen hat.
Aber das hat sich irgendwann wieder gelegt, und ab dann glänzt „Askeria“ wie gewohnt insbesondere mit hervorragendem Worldbuilding und einer Undurchsichtigkeit, die die Geschichte zwar sehr komplex macht, aber die vor allem dafür sorgt, dass man gar nicht anders kann, als eigene Theorien aufzustellen und mitzurätseln! Man entdeckt immer wieder Neues und ist stets überrascht davon, wie dicht verwoben alles ist und wie gut die Autorin ihr Werk durchdacht hat.
Das ist die größte Stärke der Reihe, die mit Leichtigkeit die Schwierigkeiten des Mittelteils überschattet, und zusammen mit dem Cliffhanger dafür sorgt, dass Band 3 auf der Wunschliste weit nach oben wandert.
3,5/5 Lesehasen, aber mit sehr starker Tendenz zu den 4 Punkten (man könnte also sagen 3,75/ 5 Lesehasen, wenn mein Bewertungssystem das zuließe).

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Veröffentlicht am 30.04.2022

Langsamer Einstieg, aber grandioses Worldbuilding und authentische mental health rep

A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebeliebeliebe das Cover!! Mir gefällt ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebeliebeliebe das Cover!! Mir gefällt dabei besonders gut, dass der Stil dem des Originalcovers sehr ähnlich ist, gleichzeitig hat die deutsche Variante einen eigenen Charme: Auf dem Auftakt sieht man das Gesicht von Karina, auf dem Folgeband das von Malik. Legt man die beiden Bücher nebeneinander, sehen die Protagonisten sich an! Toll dabei finde ich, dass das Cover des zweiten Bandes auf dem hinteren Buchdeckel dieses Bandes abgebildet ist und die hintere Klappe in dessen rötlicher Farbgebung gehalten ist, während die vordere die Farbe des Covers hat.
Abgesehen davon ist das Cover mit dem dunkelgrünen Hintergrund und den goldgelb angedeuteten Ornamenten eher schlicht, wenn auch sehr edel gehalten. Die Innenklappen sind im ähnlichen Design mit Zitaten aus dem Buch ausgestaltet.
Die sehr hochwertige Aufmachung wird dazu noch garniert von dem wunderschönen grünen Farbschnitt mit den gleichen goldgelben Ornamenten, die auf dem Cover zu finden sind!
Insgesamt hat sich hiermit der Knaur-Verlag mal wieder selbst übertroffen.
Im Übrigen gefällt es mir sehr gut, dass der Originaltitel übernommen und ihm nur ein deutscher Untertitel hinzugefügt wurde.


Meine Meinung:
Auch wenn „A Song of Wraiths and Ruin“ kein Highlight geworden ist, ist es doch ein mehr als gelungener Auftakt einer einzigartigen High Fantasy-Dilogie!

Der Grund für den Punktabzug liegt dabei zum einen darin, dass die meisten Twists hier doch früh vorhersehbar sind und man daher wenig überrascht wird. Darüber hinaus bleibt Vieles bis zum Schluss noch offen und unklar, insbesondere was das Magiesystem angeht. Ich habe immer noch nicht so ganz die Funktionsweise der unterschiedlichen Magiearten verstanden, ob und inwiefern die Magie limitiert ist, was ihre Stärken sind, ihre Quellen usw. Also eigentlich alles, was ich mir in einer High Fantasy von einem ausgeklügelten Magiesystem erhoffe. Trotzdem hat mir die Magie hier ausgesprochen gut gefallen; wenn sie von den Figuren angewandt wird, kann man sie jedes Mal fast schon vor sich sehen! Meine Kritikpunkte können ja immer noch vom zweiten Band aufgelöst werden.

Viel stärker fällt dagegen der doch sehr langatmigen Einstieg negativ auf. Während ich zwar durchaus finde, dass er sich gerade in Bezug auf das Worldbuilding ausgezahlt hat, braucht ASOWAR doch eine ganze Weile, bis es fesselt.
Denn wie es für einen Auftakt typisch ist, wird in der ersten Hälfte sehr viel Energie darauf verwendet, den Weltenbau zu umreißen, in das Magiesystem einzuführen und die Figuren vorzustellen. Als großer Fan auch von langsamer High Fantasy hat mir das Lesen auch hier viel Spaß gemacht, was vor allem an dem Weltenbau gelegen hat, dazu später mehr. Dennoch habe auch ich mich irgendwann gefragt, wann es endlich losgeht; das Pacing ist der Autorin hier nicht ganz so gut gelungen. Ich glaube, es hätte dem Buch besser bekommen, wenn sie nicht alle schnellen Szenen, in denen sich die Handlung überschlägt, und alle Twists in das letzte Drittel verlegt, sondern auch in den ersten zwei Dritteln ein paar kleinere Konflikte mehr in die Story integriert hätte. Das hätte sie nicht vom Aufbau abgelenkt, aber es hätte der Geschichte etwas mehr Spannung verliehen. So konzentriert sich die Sogwirkung von ASOWAR auf die letzten 200 Seiten, und im Mittelteil braucht man dagegen ein wenig Durchhaltevermögen.


Das zahlt sich insgesamt aber auch aus, denn vor allem das Worldbuilding ist, wie bereits angedeutet, grandios! Die Welt von ASOWAR ist an afrikanische Kulturen angelehnt, was im großen Pool einander sehr ähnlicher Fantasyadaptionen europäischer oder allgemein westlicher Kulturen schon ein Pluspunkt für sich ist.
Darüber hinaus webt die Autorin aber eine spannende, magische Welt mit ihren eigenen Regeln, Kulturen, einer weit in die Vergangenheit reichenden Geschichte, einer Politik geprägt von Ungerechtigkeiten, Unterdrückung und Rassismus, die hochkomplex ist, in der man sich auf Anhieb verliert und von der man unbedingt mehr erfahren muss!
Erst viel später ist mir dabei die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit aufgefallen, mit der Brown ihre Welt schafft und den Leser dahin entführt. Das geschieht so schleichend, dass ich es beim Lesen gar nicht gemerkt habe, und genau das ist für mich ein Zeichen eines hervorragenden Schreibstils!
Eine große Stärke des Buches ist also, dass man der Autorin alles ohne zu hinterfragen abkauft und sich in ihrer Welt verliert. Das hilft dann letztlich auch über den langen Einstieg hinweg und ist Grund dafür, weshalb ich dem Buch am Ende auch nicht mehr als nur einen Punkt abziehen kann.


Die zweite große Stärke von ASOWAR ist die mental health rep.
Beide der Protagonisten haben mit Problemen zu kämpfen: Karina leidet seit dem Tod ihrer Familie unter Migräneanfällen, sie hat Schwierigkeiten, sich im Anschluss anzupassen und muss sich noch dazu dem Druck stellen, Thronfolgerin von Sonande zu sein.
Malik leidet unter Angststörungen, social anxiety und Panikattacken. Die Art, wie die Autorin die Probleme beider Figuren darstellt, ist in meinen Augen sehr authentisch. Sie zeigt sehr gut auf, welche Situationen für die beiden schwierig sind, wie sie damit umgehen und welche Auswirkungen es auf ihren Alltag hat.
Karina und Malik sind darüber hinaus beide auf ihre Art sympathisch; Karina hat einen sehr lauten, fordernden Charakter, der auch darauf zurückzuführen ist, dass sie die Prinzessin ist. Demgegenüber ist Malik eher vorsichtiger und stiller, was natürlich auch mit seiner social anxiety und damit zusammenhängt, was er als Kind erlebt hat.
Beide schaffen es, sich auf ihre Art ihren jeweiligen Ängsten zu stellen und über sich hinauszuwachsen, ohne den Bezug zu sich selbst zu verlieren.

„‚Du bist nicht körperlich stark, nein. Niemand wird je Lieder über deine athletischen Fähigkeiten singen. Aber du bist gütig, Malik Hilali. Unterschätze nicht die Stärke, die man dafür braucht, in einer so grausamen Welt wie der unseren freundlich zu sein.‘“ (S. 451)

Darüber hinaus hat mir an den beiden Protagonisten vor allem sehr gut gefallen, wie die Autorin hier mit Gegensätzen gespielt hat, nicht nur in Bezug auf ihren Charakter, sondern auch bezüglich ihrer sozialen Herkunft, ihres Schicksals und der Geschichte ihrer Familien. Das ist nicht nur außerordentlich raffiniert, sondern gibt der Handlung an sich auch ein starkes Fundament.


Fazit:
„A Song of Wraiths and Ruin“ ist ein solider Auftakt, der mich vor allem im letzten Drittel fesseln konnte.
Der Anfang zieht sich etwas, einige Fragen blieben unbeantwortet – insbesondere in Bezug auf das Magiesystem erhoffe ich mir im Folgeband einfach mehr! – und die großen Twists waren fast alle vorhersehbar, daher gibts einen Stern Abzug. Ansonsten kann „A Song of Wraiths and Ruin“ vor allem mit einem tollen Worldbuilding, vielschichtigen Figuren und einer mitreißenden Idee überzeugen! Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung von Karinas und Maliks Geschichte.
4/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 30.04.2022

Hochspannende Thematik, Umsetzung eher nicht so

Die sieben Schalen des Zorns
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Vielen lieben Dank an den benevento-Verlag und Literaturtest für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch bereits ...

Vielen lieben Dank an den benevento-Verlag und Literaturtest für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch bereits bei „Die Wahrheit der Dinge“ ist die Aufmachung auch dieses Buches der Autor ein absoluter Hingucker. Der Titel ist im Fokus, ansonsten ist das Cover eher schlicht, aber nichtsdestotrotz ein Blickfang. Unter dem Umschlag ist das Negativ des Covers, was mir auch hier wieder sehr gefallen hat. Die Aufmachung ist (nicht zuletzt durch das Lesebändchen) sehr hochwertig, was den stolzen Preis von 22 € rechtfertigt.
Der Titel ist sehr prägnant. Ohne den Inhalt zu kennen, sagt er einem nicht viel (oder wenn man, wie in meinem Fall, die Bibel nicht kennt, und daher vor dem Lesen auch nicht bemerkt, dass es eine Anspielung daraus ist), aber im Anschluss muss man zugeben, dass er sehr raffiniert gewählt ist.


Meine Meinung:
„Die Sieben Schalen des Zorns“ behandelt die hochspannende Problematik der Sterbehilfe und die Frage danach, wann eine solche in Ordnung d. h. erlaubt ist, und ab welchem Punkt sie strafbar ist oder sein sollte, welche Grenzen ihr gesetzt sind und inwiefern diese Grenzen willkürlich sein könnten.
Diese Diskussion ist nicht nur für mich als Jurastudentin sehr interessant, sondern angesichts der Häufigkeit, mit der Fälle wie der behandelte im deutschen Alltag auftauchen, die sich oftmals im grauen Bereich, in dem die Handlung des Arztes ihm zumindest moralisch nicht zwingend vorzuwerfen ist, bewegen, generell relevant und sehr aktuell.


An dem Buch hat mir dabei sehr gut gefallen, wie der Autor die Diskussion anhand verschiedener Standpunkte, der Rechtsprechung und der Probleme und der Schwierigkeiten in solchen Sterbehilfe-Fällen dargestellt hat. All dies hat er sehr gut in die Handlung eingebaut, sodass man auch als juristischer Laie gut den einzelnen Argumenten folgen und sich eine eigene Meinung bilden kann.

„‚Ich glaube, ich habe was dazugelernt. Ich glaube, dass die Würde beim Sterben nicht aufhört. Sie ist nicht kleiner oder größer als zu Lebzeiten. Sie ist genauso da, also muss sie auch bis zum Schluss respektiert werden. Und wenn es bei mir mal so weit ist, will ich mich frei entscheiden können, ob ich meinem Leben ein Ende setze oder nicht. Und dann soll mir meine Ärztin auch helfen dürfen, ohne gleich dafür in den Knast zu kommen.‘“ (S. 227)

Dabei werden im Rahmen der Geschichte zunehmend mehr Handlungsstränge relevant, womit wir auch schon bei meinem ersten Kritikpunkt wären.
Zwar ist von Anfang an ersichtlich, dass der Autor auf etwas hinauswill, und beim Lesen kann man sich auch denken, welche Funktionen die einzelnen Subplots haben sollen, welche Rollen die vielen Figuren einnehmen und wohin das Ganze führen wird. Allerdings holt Thiele viel zu weit aus. Gerade im Mittelteil gibt es sehr viele Momente, in denen ich mich gefragt habe, ob es wirklich nötig ist, dass er uns so viele Details, so ausführliche Dialoge und viele augenscheinlich irrelevanten Informationen gibt. Ich denke, dem Buch hätte es sehr gut getan, wenn er sich gerade in diesen Szenen wesentlich kürzer gefasst und vielleicht auch das eine oder andere ausgelassen hätte.
Am Ende ergibt alles durchaus einen Sinn und alle gedanklichen Knoten lösen sich, aber durch diesen komplizierten, fast schon wirren Aufbau verliert man beim Lesen schnell den Fokus und das Interesse an der eigentlich relevanten Fragestellung des Buches. Die vielen interessanten Gedanken, die der Autor diesbezüglich hat, geraten dadurch mitunter zu sehr in den Hintergrund, und das Buch wird langweilig.


Hinzu kommt, dass die Figuren durchweg eher eindimensional bleiben. Ich habe das Buch vor zwei Wochen beendet und könnte jetzt weder die Protagonisten und schon gar nicht die Nebenfiguren näher charakterisieren. Zwar stehen sie im Rahmen der Diskussion stellvertretend für unterschiedliche Ansichten, was ich durchaus raffiniert fand, aber dabei bleiben sie durchweg blass und austauschbar. Über ihre Funktion in der Sterbehilfe-Problematik hinaus haben sie nämlich kaum nennenswerte Charakterzüge, sodass sie die Handlung nicht wirklich tragen können.


Gegen Ende kommt Thiele zu einem schönen Abschluss des Falles und fasst die Diskussion noch einmal zusammen, ohne ein endgültiges Schlussfazit zu ziehen. Das hat mir hier wiederum sehr gut gefallen, da man so auf den letzten Seiten noch einmal erneut dazu angeregt wird, über das Gelesene nachzudenken und sich seine eigene Meinung zu bilden. Die 200 Seiten davor, in denen sich die Handlung zu sehr gezogen hat, kann dieses Fazit jedoch nicht vollständig aufwiegen.


Fazit:
Der Autor überzeugt hier mit einer spannenden Diskussion der strafrechtlich und rechtspolitisch höchst relevanten Frage, ab wann Sterbehilfe strafbar ist bzw. sie es sein sollte, welche Grenzen dafür gelten und ob oder inwiefern diese Grenzen willkürlich gesetzt sind.
Er bedient sich dabei eines fiktiven Falls, der so ähnlich aber sicherlich in Deutschland an der Tagesordnung sein könnte.
Vor allem im Mittelteil wird das Lesen hier jedoch etwas anstrengend, da man zwischenzeitlich nicht wirklich den Eindruck hat, dass der Autor noch den Überblick behält, so viele verschiedene, scheinbar nebensächliche Handlungsstränge laufen nebenher. Am Ende ergibt alles durchaus einen Sinn und alle gedanklichen Knoten lösen sich, aber durch diesen komplizierten, fast schon wirren Aufbau verliert man beim Lesen schnell den Fokus und das Interesse an der eigentlich relevanten Fragestellung des Buches. Kurz: Die Idee ist hochspannend, die Umsetzung eher weniger.
3/5 Lesehasen.

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