Ein Leben, neu erforscht aus der Zwischenwelt, mitten im Bürgerkrieg des eigenen Landes
Die sieben Monde des Maali AlmeidaAnfang der 1990er Jahre, in Sri Lanka wütet ein Bürgerkrieg, bereits seit 1983. Und er wird noch fast weitere 20 Jahre dauern, bis 2009, ohne das für die Tamilen angestrebte Ergebnis, die Unabhängigkeit ...
Anfang der 1990er Jahre, in Sri Lanka wütet ein Bürgerkrieg, bereits seit 1983. Und er wird noch fast weitere 20 Jahre dauern, bis 2009, ohne das für die Tamilen angestrebte Ergebnis, die Unabhängigkeit von den Singhalesen, zu erreichen. An die 100000 Tote werden am Ende das schreckliche Fazit dieser Horrorjahre sein und im Nachhinein gesehen, allzu genau hat die Welt bei diesem Konflikt nicht hingeschaut. Dieses Buch, das den Booker Prize 2022 erhalten hat, wird dies ändern, mit einer Geschichte, die dafür einen ganz eigenen ungewöhnlichen Weg geht. Besonders in jeder Weise ist hier einfach alles.
Als der Fotografen Maali Almeida zu sich kommt, findet er sich in einer Zwischenwelt wieder. Hier landet man, wenn man gestorben ist, um sich für das endgültige Jenseits zu registrieren. Aber die Frage nach der Art seines Ablebens kann er nicht beantworten und so hat er nun ganze sieben Monde sprich Tage Zeit, um quasi zu ermitteln, wer ihn, so sieht es zumindest aus, ermordet hat. Da ist viel zu tun, den Almeida war sowohl in seinem privaten Bereich als auch in seinen beruflichen Ambitionen ziemlich umtriebig, mit sehr ambivalenten Ergebnissen bzgl. dem, was man als gut, sympathisch oder eben als das Gegenteil werten könnte. Das Glücksspiel war eines seiner Leidenschaften und mit der Treue zu seinem Freund nahm er es auch nicht immer so genau. Und dann war da natürlich sein Leben als Fotograf, in dem er sehr engagiert versucht hat, es einzufangen, das Grauen des Krieges, die unsäglichen Verbrechen, vielfach gesteuert von den mächtigen Cliquen und politischen Drahtziehern in seinem Land. Und diese Bilder, seine Bilder, sind Beweise. Man kann sich vorstellen, das diese 'geisterhafte' Suche nach Antworten auf eine ganz andere Weise vonstatten geht und ganz anderen Regeln und Gesetzen folgt. Und trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb ist dieses Buch so lebendig, wild, voller Wendungen, intensiv und von kaum aushaltbarer Wahrheit über diese Zeit.
Es ist auf jeden Fall ein Ereignis der außerordentlichen Art, sich dieser Geschichte anzunehmen und sie macht es einem, gerade in der Phase des Einlesens nicht immer leicht. Aber wer 'mehr' sucht, hier wird er es finden, auf so vielfältige Weise, das es manchmal schon weh tut.