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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.01.2023

Eine Geschichte, in die man sich hineinkuscheln könnte

Zweckfreie Kuchenanwendungen
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Singapur ist die Stadt, der Staat, aus der diese wunderbar warmherzige Geschichte zu uns herüberweht, ein Ort, den man doch eher, klischeehaft, mit negativen Begriffen verbindet. So ganz falsch liegt man ...

Singapur ist die Stadt, der Staat, aus der diese wunderbar warmherzige Geschichte zu uns herüberweht, ein Ort, den man doch eher, klischeehaft, mit negativen Begriffen verbindet. So ganz falsch liegt man damit sicher nicht und Regeln, Reglementierungen werden hier tatsächlich auch ganz groß geschrieben. Es gibt viel Verbotenes und Dinge, die nicht sein dürfen, aber doch ein Grundrecht eines jeden sein sollten. Aber sie werden nicht verschwiegen in diesem Buch und durchaus auch angeprangert. Und sie gehören zu dieser Geschichte dazu. Aber das Erste oder besser der Erste, der einem hier begegnet, ist Sukhin, 35 Jahre alt, Lehrer für englische Literatur und wirklich kein Sonnenschein für seine Umgebung. Er ist ein grummeliger Eigenbrödler, hält nicht viel von den Menschen, macht dies aber, vorwiegend still in sich gekehrt, mich sich selbst aus. Seine Liebe sind die Bücher und dann noch die Kulinarik. Und als guter Sohn ist er auch für die Kartonsammlung seiner Eltern zuständig, abstauben, für den Fall der Fälle. Und einen guten Freund hat er auch, einen herzallerbesten, seinen Kollegen Dennis, unerträglich freundlich und anhänglich, in Sukhins Augen, aber irgendwie doch ein Freund. Dann beim Einkauf für die Fakultätsparty zum chinesische Neujahrsfest, die ihm aufgetragen wurde, stolpert Sukhin über eine Ansammlung von Kartons, die sich als das Zuhause einer Frau herausstellen. Und Sukhin, er kennt sie, erkennt diese Frau wieder. Es ist Jinn, die Freundin, die ihn vor Jahren so plötzlich verlassen hat, einfach verschwunden ist. Nun lebt sie also hier, obdachlos auf der Straße. Sukhin übernimmt, sehr ungewöhnlich für ihn, Initiative, will Jinn helfen, nähert sich ihr an. Zwei Menschen, die keine Nähe wollen oder nun doch?
Dieses Buch, die Geschichte, die es in sich trägt, man kann nicht anders, sie ist einfach zum 'liebhaben'. Es sind seine Protagonisten, keiner ist einfach, jeder hat seine Vergangenheit, seine Lasten zu tragen und man ist mit der Zeit geworden, was man nun mal ist. Das hört sich nicht sympathisch an, ist es aber und noch viel mehr. Man lächelt mit und über sie, aber niemals im Bösen, dafür sorgt die Autorin schon. Man erlebt Fehler und falsche Entscheidungen, aber die Menschen dahinter, gehen einem nie verloren, so rührend, so achtungsvoll gehen sie ihren Weg.
Diese Geschichte, sie hat mich begeistert und berührt, mit ihrer emotionalen Wärme und ihrer feinen Zartheit, Mensch(lich) zu sein.

Veröffentlicht am 30.12.2022

Erfrischend anders

Henny & Ponger
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Das erste Mal treffen sich Henny und Ponger in der S-Bahn und warum sie sich überhaupt wahrnehmen, ist ein Zufall. Sie lesen dasselbe Buch. Dann zieht Henny plötzlich die Notbremse und verschwindet. Und ...

Das erste Mal treffen sich Henny und Ponger in der S-Bahn und warum sie sich überhaupt wahrnehmen, ist ein Zufall. Sie lesen dasselbe Buch. Dann zieht Henny plötzlich die Notbremse und verschwindet. Und irgendwie bleibt Ponger auf der Bescherung sitzen. Doch das ist nicht das Ende ihrer Geschichte, denn Henny sucht Pongers Hilfe, um nach Hause zu kommen, was immer das auch heißen mag. Was folgt, ist eine Art Verfolgungsjagd mit sehr skurillen Männern in Black und gleichzeitig erleben wir einen Roadtrip Richtung Nordsee. Über das Davor, ihre Vergangenheit, ihre Situation, gerade im Leben, man erfährt wenig darüber und dass nur in kleinen Häppchen. Es gibt viele Warums und auch ein bisschen Sci-Fi, was mitschwirrt in dem Geschehen. Und natürlich mögen sich die beiden auch schon sehr, wenn auch Henny von 'Gefühlsduselei' aller Art so gar nichts hält, denn das macht nur Probleme und verursacht Schmerz.
Dieses Buch, es erzählt eine Geschichte, die aus dem Rahmen fällt. Seine Protagonisten sind anders, das Geschehen ist auch nicht immer so ganz von dieser Welt und dazu, natürlich absolut passend, die Sprache, immer genau auf den Punkt. Und bei 200 Kapiteln, die manchmal nur einen Satz lang sind, weiß man endgültig, das 'Übliche' ist hier außen vor. Kann dann auch schon mal schiefgehen, aber hier nicht.
Das Buch verlangt einem als Leser durchaus ab, im Kopf auf 'anders' umzuschalten, aber etwas Herausfordung darf ja ruhig sein. Und mit der Zeit merkt man, diese Geschichte macht richtig Spaß. Spannung, Entwicklung, Gefühle und ein Ende, das uns erlaubt, damit gut klar zu kommen.
Gefällt mir sehr.

Veröffentlicht am 29.12.2022

Xaver, der Junge, der auszog, seinen Traum zu leben

Xaver im Uhrenland
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Xaver lebt im Schwarzwald. Er ist dort Hirtenjunge, hat aber einen großen Traum. Er möchte das Uhrenhandwerk erlernen und dann wie die berühmten Schwarzwald-Engländer Uhren in England verkaufen. Ernst ...

Xaver lebt im Schwarzwald. Er ist dort Hirtenjunge, hat aber einen großen Traum. Er möchte das Uhrenhandwerk erlernen und dann wie die berühmten Schwarzwald-Engländer Uhren in England verkaufen. Ernst nimmt ihn mit diesem Wunsch keiner. Aber dann kommt sein Onkel aus England zu Besuch. Er ist von dem festen Willen des Jungen beeindruckt und bietet ihm an, mit nach London zu kommen. Dort soll er sich beweisen. Bis Weihnachten läuft die Frist. Dann entscheidet sich, darf er seinen Traum leben oder muss er zurück in seine Schwarzwälder Heimat reisen und das tun, was seine Eltern für sein Leben angedacht haben. Xaver gibt alles, obwohl es schwer ist, diese so ganz andere Welt in einer richtig großen Stadt, die englische Lebensweise und dann das furchbare Heimweh. Als er ein Mädchen kennenlernt, ihr Name ist Victoria, wie die Queen, wird alles besser und auch deren Großvater, der sehr gerne in Erinnerungen an die alte Heimat, den Schwarzwald schwelgt, ist Xaver sehr zugetan. Jetzt, mit Freunden im Rücken, wird es für den Jungen leichter. Doch dann passiert ihm ein Fehler, der all seine Träume zunichte machen könnte.
Dieses Buch, es ist richtig schön, eine rührende Geschichte, die dazu aufruft, seine Träume zu leben, mutig zu sein, nicht so schnell aufzugeben und die einem zeigt, wie wichtig der Rückhalt von Freunden ist, um auch schlechte Zeiten zu überstehen. Und neben dem Schwarzwald kommt auch das England der Victorianischen Zeit in dieser Geschichte sehr ausführlich vor. Und das ist sehr interessant, gerade auch wenn man an das 'Weihnachtliche' denkt. Und was diesem Buch einen ganz besonderen Zauber gibt, das sind die tollen Illustrationen, die das Flair dieser geschichtlichen Epoche wunderbar einfängt und die Augen der Kinder und auch der Erwachsenen noch ein bisschen mehr zum Leuchten bringt.

Veröffentlicht am 28.12.2022

Ein Ich, eine Insel, die Anderen und eine sterbende Natur

Schwerer als das Licht
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Diese Geschichte handelt von einer Frau. Sie lebt auf einer weitgehend einsamen Insel, einem idyllischen Ort, mit einer traumhaften intakten Flora und Fauna, Südseeklima und sehr weit weg, im Norden, ...

Diese Geschichte handelt von einer Frau. Sie lebt auf einer weitgehend einsamen Insel, einem idyllischen Ort, mit einer traumhaften intakten Flora und Fauna, Südseeklima und sehr weit weg, im Norden, einem Menschenstamm. Das Hier und Jetzt, diese Frau, sie erzählt uns davon, ihr Ich erzählt uns von dieser kleinen selbstgeschaffenen? Utopie, die zu etwas ganz anderem werden soll, mit der Zeit. Die Dinge verlieren ihre Balance, die Natur funktioniert nicht mehr. Zuerst sterben die Pflanzen und die existentielle Bedrohung, die ihr Ich fühlt, sie nimmt sehr schnell zu. Es folgt die Verbarrikadierung. die Lebensresourcen werden weniger und wertvoller und alles wird zum Feind, greifbar gemacht durch die Menschenansiedlung, die, so scheint es, doch wohl existiert. Und langsam beginnt die anfängliche Konkretheit, hier einen realen Lebensentwurf, welchen Umständen auch immer geschuldet, vor sich zu haben, zu verschwimmen und es kommen Zweifel auf, an der Interpretation des Geschehens. Ist hiervon irgendetwas real, spielt sich das alles wirklich ab oder ist dies ein Traum, das innere Aufbäumen gegen vielleicht sich selbst, seinem eigenen kranken Geist. Denn was wissen wir schon, außer, dass wir hier zunehmend nichts wissen. Und soll das so sein oder habe ich als Leser nur den Anschluss verloren, abgehängt von der Vision einer Welt, die eins auf jeden Fall bewirkt, Intensität und ein Gefühl von Unsicherheit und Angst.
Dieses Buch, die Handlung, ist das hier ein Spiel, mit Worten, mit dem Leser als gedanklich aktivem Gegenpart. Es ist auf jeden Fall grandios anders, kunstvoll in seiner Darstellung und in der literarischen Umsetzung sowieso.
Und man selbst, man bleibt zurück, fragend, zweifelnd, verunsichert und auch begeistert, diesem Event beigewohnt zu haben.

Veröffentlicht am 28.12.2022

Einfach mal stehenbleiben und dann ausklinken aus dieser Welt, auf Zeit

Nicht aus der Welt
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Wer kennt das nicht, die Fülle des Alltags, der Druck, immer präsent, immer up to date zu sein und dazu die Probleme, mal gewichter, mal banal, die einem die Luft zum Atmen nehmen. Und man fragt sich, ...

Wer kennt das nicht, die Fülle des Alltags, der Druck, immer präsent, immer up to date zu sein und dazu die Probleme, mal gewichter, mal banal, die einem die Luft zum Atmen nehmen. Und man fragt sich, wo bleibe ich dabei. Genauso geht es den drei Protagonisten in diesem Buch, das dieses jedem doch sehr nahe Thema aufgreift und daraus eine Geschichte macht.
Denn hier gibt es sie, die wundersame rettende Auszeit, die den Menschen Zeit und Ruhe schenkt und die Möglichkeit, sich neu zu finden, um Kraft zu schöpfen, für den Wiedereinstieg oder vielleicht auch etwas völlig anders. Der Ort, der einem das beschert, ist ein Hotel und sein Chef, der Initiator dieses Traumkonstrukts, heißt Valentin. Er sucht die Menschen aus, Menschen, die es brauchen und lädt sie ein. Und so haben auch Hempel, Linda und Frederike hierher gefunden. Hempel ist eigentlich ohne hohen Ziele unterwegs in seinem Leben, aber um seiner in allen Belangen engagierten Freundin zu imponieren, behauptet er, unbedingt einmal den New York Marathon mitlaufen zu wollen. Und seine Freundin packt es an. Und nun sitzt er sozusagen in der Falle mit diesem irrwitzigen Unterfangen, dass für ihn niemals in Frage kommt. Bei Linda ist es die Höhenangst, die sie ausbremst und schlimme Folgen hat und Frederike wird von ihrer späten Mutterschaft und den ihr sonst aufdoktrierten Erwartungen niedergedrückt. Sie alle drei werden zu Gästen in diesem 'Unterschlupf' und dürfen bleiben, solange sie es benötigen.
Spannend, dieses Szenario und man erwartet viel. Tiefgang, Intensität, Zurückgeworfenheit auf sich selbst, ein nicht mehr weglaufen können und auch wollen vor dem, der man wirklich ist und der man sein will, das wird es sein, was hier 'erlebt' wird und so ist es auch, zu einem Teil. Denn sehr bald ist es mit der Zurückgezogenheit vorbei und stattdessen tritt das Aufeinandertreffen der drei Hauptprotagonisten und was sich daraus ergibt, in den Vordergrund.
Dieses Buch, es ist kurzweilig, auch überaschend lustig und sehr unterhaltsam. Man mag diese Menschen, alles ist gut nachvollziehbar und man kann sagen, es passt. Doch die Geschichte, die man bei dem gegebenen Ausgangsszenario erwartet, ist es nicht.

Ein angenehmes Lesevergnügen, nicht mehr und nicht weniger.