Ein Stück persönliche Realität in der abgehängten Provinz
WeltfriedenNach der Wende wurde 'abgewickelt. Auch dem Laborwerk am See, irgendwo in der brandenburgischen Provinz, erging es so. Seine Menschen, ihrer Existenz beraubt und nun? Die Jungen sind gegangen, einige der ...
Nach der Wende wurde 'abgewickelt. Auch dem Laborwerk am See, irgendwo in der brandenburgischen Provinz, erging es so. Seine Menschen, ihrer Existenz beraubt und nun? Die Jungen sind gegangen, einige der Alten geblieben. Zwei der ehemaligen Mitarbeiter, Erika und Hermann, kümmern sich hier um die Häuser am See und sollen nun, zehn Jahre danach, den ehemaligen Werkskindergarten 'Weltfrieden' entrümpeln, bevor auch dieser 'entsorgt' wird, für eine neue Grundstücksnutzung. Hier war damals der Abwickler untergekommen. Und er hat so einiges an Unterlagen zurückgelassen, was den beiden aufzeigt, dass bei dem Verkauf ordentlich was in die
eigenen Taschen geflossen ist. Diese Erkenntnis und der Gedanke, was vielleicht möglich gewesen wäre, er rüttelt sie auf. Ihre Freunde und sie empfinden Wut und ein Widerstreben, dies alles, auch nach dieser langen Zeit, so hinzunehmen. Die Resignation schlägt in Aufbegehren um. All das, was sie haben herunterschlucken müssen, es drängt nach oben, bitter und mit einem Gefühl, die Gelegenheit nutzen zu müssen, um Rache zu nehmen, in ihren Augen, um der Gerechtigkeit genüge zu tun, wenigstens ein bisschen.
Dieses Buch, es birgt eine kleine, aber sehr 'gehaltvolle' und intensive Geschichte über Menschen, die ihr Erleben des Umbruchs, der Abwicklung ihrer Lebenswelt und ihr jetzt zu uns Lesern tragen. Das war und ist die Realität, das fühlt man mit, wenn man ihnen zuhört und das alles auch an sich selbst herankommen lässt.
Ein wirklich starkes kleines Werk, das man nicht übersehen sollte.