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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2022

Kriminunterhaltung mit Whiskeydunst und Dubliner Flair

Ein Schuss Whiskey
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Als Krimischreiber mit Schreibblockade wählt Janus Rossner einen ungewöhnlichen Weg, um wieder an Inspiration zu kommen. Er begibt sich auf eine ausgedehnte Pubtour durch Dublin. Dass mit dem Alkohol ist ...

Als Krimischreiber mit Schreibblockade wählt Janus Rossner einen ungewöhnlichen Weg, um wieder an Inspiration zu kommen. Er begibt sich auf eine ausgedehnte Pubtour durch Dublin. Dass mit dem Alkohol ist ja so eine Sache und meistens kommt es anders wie man denkt. So ist das auch hier, denn Janus nicht mehr sehr trittfester Nachhauseweg beschert etwas sehr reales, einen Mord. Eine junge Frau wird, mit Rezitationen irischer Literaten auf den Lippen, durch einen Kopfschuss getötet, direkt vor den Augen unseres Protagonisten. Und noch besser, keiner glaubt ihm das Erlebte. Selbst Janus selbst hat kurzfristig mal so seine Zweifel, denn Wiskey ist schon ein zwar sehr edles, aber auch heftiges Gebräu und davon hatte er ja nun mal einiges intus. Aber nein, das hier war echt und so macht er sich, ein bisschen weibliche Unterstützung inklusive, ans Ermitteln. Dabei kommt viel Dubliner Flair und noch mehr fundiertes Wissen über irischen Whiskey ins Spiel und der Krimi nimmt, über viele schräge Ecken, seinen sehr unterhaltsamen erquicklichen Verlauf.
Nach Gin und Rum beweist der Autor in seinem nun dritten Kriminalroman mit einem alkoholischen Aufhänger, dass er auch zum Thema irischer Wiskey jede Menge interessantes Wissen zu bieten hat. Und das als Leser näher beleuchtet zu bekommen, eingebunden in eine sehr vielfältig angelegte Krimiunterhaltung, das macht einfach richtig Spaß.
Und als kleine Bemerkung am Rande. Wer sich nach diesem Buch einen irischen Wiskey einschenkt, hat ein ganz anderes Bewusstsein für dieses edle Gebräu.

Veröffentlicht am 02.12.2022

Die Zukunft kommt einem in vielem sehr bekannt vor

Turn me on, dead man
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Dies ist eine Geschichte aus der Zukunft, nicht abgehoben, nicht so richtig weit weg von unserer Welt heute, eher, erschreckend intensiv voller mieser Machenschaften der Menschen, die sich Politiker nennen ...

Dies ist eine Geschichte aus der Zukunft, nicht abgehoben, nicht so richtig weit weg von unserer Welt heute, eher, erschreckend intensiv voller mieser Machenschaften der Menschen, die sich Politiker nennen und sich auch so aufführen, als Lenker unserer Welt. So etwas wie Freiheit, Eigenbestimmtheit gibt es nicht mehr, zu unserem besten und gespitzelt wird, was das Zeug hält. Aber das ist noch lang nicht alles.
Dieses Buch, es war nicht leicht, sich auf diese Geschichte einzulassen, ihr eine Chance zu geben. Nicht alles war rund, einige Abzweigungen waren überraschend und spannend, andere haben es ein wenig verwirrend gemacht, aber insgesamt ist das Experiment für einen selbst geglückt. Etwas kantig, aber interessant, spannend und wohltuend vom 'Üblichen' entfernt.
Ein überraschendes angenehmes Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 02.12.2022

Eine düstere Dystopie, die einem Kunstfilm gleicht

In einer einzigen Welt
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Nora ist eine ehemalige Influencerin, die nun, in selbst gewählter Zurückgezogenheit, in einem ehemaligen Kino vor sich hinlebt. Ohne dass sie sich dessen gewahr ist, lebt dort auch ein Pilz, der sich, ...

Nora ist eine ehemalige Influencerin, die nun, in selbst gewählter Zurückgezogenheit, in einem ehemaligen Kino vor sich hinlebt. Ohne dass sie sich dessen gewahr ist, lebt dort auch ein Pilz, der sich, ganz langsam, sozusagen am Bewusstsein aller anderen Lebenwesen vorbei, ausbreitet. Wo dies hinsteuert, welche Absichten diese wuchernde Kreatur hat, für was dieser Pilz steht in dieser düsteren dystopischen Welt, weiß das jemand? Kann man es sich denken, steht er symbolisch für etwas aus unserem eigenen inzwischen selbstverständlichen Lebensalltag mit der gar nicht immer wirklich greifbaren um uns herumwabbernden digitalen Internetwelt. Auf jeden Fall treibt dieser Pilz, zumindest als Erzähler dieser Geschichte, das irgendwie an einen Kunstfilm erinnernde Geschehen, nur eben auf Papier gestaltet, voran. Es gibt noch ein drittes, eher etwas blasseres Element in diesem einzigartigen literarischem Konstrukt, Andreu, der erst einmal damit beschäftigt ist, eine alte Dame auf ihrer Kreuzfahrt zu begleiten und nebenher Nora durch Aufsaugen sämtlicher Informationen über sie quasi stalkt. Als dann die Eingezwängheit auf dem Schiff endlich ein Ende findet, macht dieser sich auf den Weg, zu ihr.
Diese Geschichte ist gigantisch abstrus, abstrakt, faszinierend, so ganz anders, manchmal auch gruselig und ein eher mulmiges Bauchgefühl ist sowieso öfters mal dabei. Meint der Autor das hier ernst, will er uns, seine manchmal doch recht angestrengten Leser fordern, herausfordern, will er sehen, wie weit er gehen kann, bis wir die Segel streichen. Man weiß es nicht, aber im Ergebnis sieht es doch so aus, man kann nicht anders, man bleibt dabei!
Und egal, was wir für uns aus dieser Geschichte 'gewonnen' haben, vergessen tut man dieses Werk nicht so schnell.
Das hier wirkt noch lange nach.

Veröffentlicht am 20.11.2022

Reisen zurück in die neapolitanische Heimat und die Suche nach der eigenen Identität

Spurlos in Neapel
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Der ominöse Er, der Erzähler dieser Geschichte, immer wieder drängt es ihn zu Reisen in seine alte Heimat. Vordergründig reist er aus der Schweiz an, um sich bei einem Schneider maßgerecht einkleiden zu ...

Der ominöse Er, der Erzähler dieser Geschichte, immer wieder drängt es ihn zu Reisen in seine alte Heimat. Vordergründig reist er aus der Schweiz an, um sich bei einem Schneider maßgerecht einkleiden zu lassen, doch eigentlich ergibt sich die Dringlichkeit dieser Besuche aus dem Empfinden heraus, hier etwas wiederzufinden. Er wandelt durch die Gassen Neapels, dieser Stadt, deren besonderes Flair aus italienischem La Dolce Vita und Camorraumtrieben hier mit einer Authentizität zum Ausdruck gebracht wird, die seinesgleichen sucht. Er streift Orte, er kommuniziert mit Menschen, auf dem Weg wohin? Einzig greifbar ist die Erwähnung eines Antonio Esposito, der als Kind, aufgenommen von einer Mafiafamilie, innerhalb dieses Systems zu Ansehen gelangte und dann verschwand.
Dieser Roman, sein Autor, da findet sich viel persönliches Bestreben, der alten Heimat wieder näher zu kommen, nach Aufarbeitung der eigenen Familienkonstellation, nach der Suche der eigenen Identität und ich denke, den Erzähler im Buch selbst zur Hauptperson der Geschichte zu machen, da dirigiert der Autor durchaus mit autobiographischen Zügen das Geschehen.
Ein besonderes Buch und der Reiz, sich mitnehmen zu lassen, auf diese imaginäre Suche, die dann, zumindest glaubt man das als Leser, am Ende doch noch seine Auflösung findet, das hat schon seinen 'Charme'.
Sicher nicht für jedermann, aber es hat was.

Veröffentlicht am 11.11.2022

Kurzweiliger Schmunzelspaß, schön ausgestattet

Von Erwachsenen hab ich mir mehr erwartet. Erfundene und gefundene Dialoge
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Kindermund tut Wahrheit kund, heißt es doch immer so schön. Zumindest ein bisschen tut es das in diesem netten Büchlein für kleine Zwischendurchlesestunden auch. Mutter-Kind-Dialoge, inspiriert von der ...

Kindermund tut Wahrheit kund, heißt es doch immer so schön. Zumindest ein bisschen tut es das in diesem netten Büchlein für kleine Zwischendurchlesestunden auch. Mutter-Kind-Dialoge, inspiriert von der Lockdown-Situation während der Hochcorona-Phase, manchmal reicht schon ein 'Hin-und-Her'-Dialog, um den Leser zum Schmunzeln zu bringen. Natürlich kommen nicht alle Passagen gleich gut bei einem an, aber es gibt ja genug davon, um für sich ganz persönlich fündig zu werden. Und die Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die einigen der Wortwechsel jeweils gegenüber stehen, sie runden das Gesamtprojekt angemessen ab.
Kurzweilig für eine kleine Auszeit, wann immer man sie braucht und auch als Geschenk eine schöne Idee.