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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.01.2022

Ein alltägliches Leben und dann der große Bruch

Erschütterung
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Zach Wells, Afroamerikaner, Professor für Geologie und Paläobiologe, Ehemann, Vater, es ist alles da, was für ein gutes Leben steht und dieses Leben ist alltäglich, unbedeutend, langweilig und emotional, ...

Zach Wells, Afroamerikaner, Professor für Geologie und Paläobiologe, Ehemann, Vater, es ist alles da, was für ein gutes Leben steht und dieses Leben ist alltäglich, unbedeutend, langweilig und emotional, gerade bezogen auf seine Ehe, kälter geworden. Nur das Vatersein, für seine 12-jährige Tochter Sarah, erfüllt ihn mit einem positiven warmen Gefühl der Liebe. Und dann der Schock, sein Kind leidet an einer seltenen genetisch verursachten Erkrankung, die unweigerlich zum Tod führen wird und dies sehr bald. Sein Kind wird dahinsiechen und ihn verlassen. Wells Verzweiflung ist grenzenlos. Bald wird es nichts mehr geben, was sein Leben noch sinnvoll sein lassen kann. Und dann taucht da dieser Hilferuf auf, in Form eines Zettels, den er in einer bei Ebay erstandenen Second-Hand-Jacke, gefunden hat. Und er flieht, vor dem Siechtum seiner Tochter, hinein in dieses Abenteuerkonstrukt, das ihn nach New Mexico führt.
Das also ist die Geschichte, zwei Handlungsstränge, eingewoben darin Themen u.a. aus Wells Berufsleben, die zeigen, dass er eigentlich dazu gehört, mitten drin in den realen Alltäglichkeiten der amerikanischen Gesellschaft, die bis hin zum Trumpismus reichen. Und das alles eingebettet in eine literarisch sehr gehobene ambitionierte Sprache mit dem ein oder anderen Extratüpel obendrauf, man bekommt hier als Leser schon etwas geboten. Das ist richtig gut gemacht und sollte so auch seine Würdigung finden. Bei mir allerdings ist das Emotionale, diese Erschütterung, nicht mit der Intensität angekommen, die ich erwartet hätte. Ich denke, der Autor hat dies bewusst so gewählt, um einem nicht die Sicht zu versperren, für die vielen thematischen Facetten, die die Geschichte in sich trägt. Ich hätte es mir diesbezüglich etwas 'natürlicher' gewünscht. Und, was mich schon während des Lesens beschäftigt hat, die Krankheit seiner Tochter, das kann man wohl, vorsichtig ausgedrückt, unter Schicksal verzeichnen. Und das zu verwinden, ist schwer. Aber als Vater davonzulaufen, genau in der Zeit, wo sein Kind ihn so sehr an seiner Seite braucht, wie will man sich das jemals verzeihen.
Doch fernab meiner kleinen persönlichen Abschweifung, kann ich diesem Buch auf jeden Fall eine Empfehlung aussprechen. Es ist wirklich gut.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Das Kriegsgeschehen in Lappland 1944, die indigene Bevölkerung und eine sehr persönliche Recherche danach

Land aus Schnee und Asche
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Was ist vom 2. Weltkrieg im Norden Finnlands angekommen, ein eher wenig bekanntes Thema, gerade vor dem Hintergrund seiner indigenen Bevölkerung, den Samen. 1947, die Geschehnisse sind noch nicht vernarbt ...

Was ist vom 2. Weltkrieg im Norden Finnlands angekommen, ein eher wenig bekanntes Thema, gerade vor dem Hintergrund seiner indigenen Bevölkerung, den Samen. 1947, die Geschehnisse sind noch nicht vernarbt und die Spuren noch frisch, macht sich die Fotografin Iskari auf den Weg nach Lappland, diesem kargen kalten Landstrich, der seine Bewohner prägt, um die 'Maßnahmen der Heilung' zu dokumentieren. Doch es steckt mehr hinter ihrem Kommen, denn ihr nicht aus dem Krieg zurückgekehrter Mann soll hier laut Listung 1944 als Kriegsgefangener kasaniert gewesen sein. Und so macht sie sich auf die Suche,lernt die Menschen an diesem so unwirklichen Ort kennen, spürt die Ablehnung und das Bedürfnis, 'schlafende Hunde nicht aufzuwecken', denn auch hier gab es Verbrechen gegen die Menschlichkeit und niemand will noch etwas davon wissen. Doch dann wird ihr ein Tagebuch zugespielt, in dem die Dinge stehen, wie sie waren, unverblümt, abgekoppelt von jedem Gefühl, grausam und zutiefst bewegend.
Das Buch pendelt in seinem Fortkommen zwischen diesen beiden Dokumentierungen hin und her und dass das Danach, das die junge Iskari zum Tragen bringt, so kurz nach den eigentlichen Geschehnissen spielt, hat seinen Reiz und schafft Intensität und auch eine recht gut funktionierende Interaktion.
Man merkt, wie sehr der Autorin das Thema am Herzen liegt und sie will Aufmerksamkeit dafür schaffen. Im ersten Teil ist man auch, ohne überhaupt nachzudenken, sehr mit dabei. Die Beschreibungen sind größtenteils schonungslos und mit einer unmittelbaren
Präsenz dargeboten. Da kann man sich wirklich absolut nicht entziehen. So waren die Dinge und jetzt kommen sie auf den Tisch. Irgendwann hat man jedoch das Gefühl, Rautiainen hat Angst, ihre Leser nicht bei der Stange halten zu können. Sie versucht künstlich Spannung aufzubauen und das enttäuscht. Ein bisschen verliert sie die Richtung und das Geschehen zieht sich. Gerne würde man ihr sagen, sie soll sich nicht verunsichern lassen, vertrau deinen schriftstellerischen Fähigkeiten und 'bleib dran'. Aber das klingt härter, wie es gemeint ist. An sich ist die Geschichte sehr interessant und offenbart so manches, was bisher noch wenig öffentlich angesprochen wurde, schon gar nicht in Romanform. Ein Lob für den Erstling der Autorin, der genauso ambitioniert rüber kommt, wie er gemeint ist. Es bleibt noch etwas Luft nach oben, aber man wird bestimmt bald wieder etwas von ihr lesen können. Ich bin gespannt und neugierig darauf und dann auch sicher wieder mit dabei.

Veröffentlicht am 27.11.2021

Pferde als Seelenverwandte, ein Geheimnis und die Insel der Fantasie

Insel der Sturmpferde 1: Eine Freundschaft aus Wind und Magie
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Dies ist der erste Band einer neuen Fantasiebuchreihe, in der es um die Insel Maolis geht, einer ganz besonderen Insel. Hier fegt der Wind in allen möglichen Farben durch die Gegend und jeder Mensch, der ...

Dies ist der erste Band einer neuen Fantasiebuchreihe, in der es um die Insel Maolis geht, einer ganz besonderen Insel. Hier fegt der Wind in allen möglichen Farben durch die Gegend und jeder Mensch, der hier lebt, hat ein Pferd, das sein treuester und innigster Freund ist. Natürlich hat auch Nilla einen solchen Seelenverwandten, Sturmwind ist sein Name und sie beide galoppieren, ja sie fliegen förmlich über den Strand, wenn sie versuchen, schneller zu sein wie dieser brausende Wind, der so viel Kraft hat und den nur Nillas Ziehvater Jun bändigen kann. Eines Tages nun taucht ein fremdes Mädchen auf der Insel auf. Ihr Name ist Luna und sie hat ihr Pferd Mondlicht mit dabei. Den beiden geht es nicht gut und so nimmt Jun sie bei sich auf. Nilla merkt sehr bald, das Luna schon sehr anders ist und sie ist sich sicher, das sie ein Geheimnis mit sich herumträgt. Und natürlich müssen Nilla und ihr Sturmwind unbedingt dahinter kommen und herausfinden, was es ist.
Diese Geschichte ist sehr schön erzählt. Es fällt einem leicht, dabei zu bleiben, wenn die Handlung vorankommt und mal fühlt sich auch ein bisschen wie in einem Traum, den man als pferdebegeistertes Kind, das zudem auf Fantasie steht, richtig gerne erlebt, wenn auch nicht in seinen Gedanken, dann, umso toller, hier auf dem Papier.
Und ich denke, diese 'Freundschaft aus Wind und Magie' wird seine neu gewonnene Leserschaft mit viel Vorfreude auch zur Fortsetzung dieser Buchreihe tragen.

Veröffentlicht am 12.11.2021

Ein Freundinnen-Abenteuer der eigenen Art

Mädchenmeuterei
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Die fünf Freundinnen in dieser Geschichte haben schon ein gemeinsames Abenteuer hinter sich, der Roman 'Mädchenmeute' erzählt davon. Es muss wohl schon sehr heftig gewesen sein, was sie da gemeinsam erlebt ...

Die fünf Freundinnen in dieser Geschichte haben schon ein gemeinsames Abenteuer hinter sich, der Roman 'Mädchenmeute' erzählt davon. Es muss wohl schon sehr heftig gewesen sein, was sie da gemeinsam erlebt haben, denn die fünf mit ihren doch sehr unterschiedlichen Charaktere sind inzwischen richtig zusammen gewachsen, auch wenn es dann und wann mal ordentlich rumst zwischen ihnen. Auf jeden Fall stürzen sie sich hier gleich in ihr nächstes Abenteuer, denn Bea, eine von ihnen, hat per Video Hilferufe abgesendet und natürlich bedeutet das für die anderen, dass sie sie suchen müssen. Dazu besteigen sie ein Containerschiff nach Marokko und was da unterwegs so alles passiert, angefangen mit der sehr grobschlächtigen Crew, in deren undurchsichtige Geschäftchen die vier dann irgendwie hineingeraten, das ist schon ordentlich ereignisreich. Da muss man Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen, handeln und für vier doch noch recht unbedarfte Jugendliche kann das schon mal sehr überfordernd sein. Da gibt es auch mal ordentlich Streit, aber schließlich heißt das Zauberwort zusammenhalten, denn Freundschaft ist schon 'ne ganz starke Bank'.
Manchmal kommt die Geschichte durchaus etwas wirr und trubelig rüber, dazu die flippige Jugendsprache - da wollte die Autorin wohl ein wenig zu viel auf Augenhöhe sein- es gibt also schon etwas zu kritteln. Aber insgesamt ist es doch ein sehr lebendiges unterhaltsames Abenteuer, nicht immer an jeder Ecke nachvollziehbar und Mainstream schon gar nicht. Aber gerade dafür gibt es ein Sternchen extra.

Veröffentlicht am 06.11.2021

Original die Queen, eine wunderbar schräge Detektivgeschichte, very british natürlich

Die unhöfliche Tote
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Eine Tote im königlichen Poolhaus und die Queen ist natürlich 'not amused'. Und obwohl das ja eigentlich Sache der Polizei ist, macht sich die Chefin lieber selbst ans Werk, im Schlepptau ihre
Privatsekretärin ...

Eine Tote im königlichen Poolhaus und die Queen ist natürlich 'not amused'. Und obwohl das ja eigentlich Sache der Polizei ist, macht sich die Chefin lieber selbst ans Werk, im Schlepptau ihre
Privatsekretärin Rozie, die ihrer Majestät schon bei ihrem ersten Fall sehr taff zur Seite gestanden hat.
Es macht als Leser einfach großen Spaß, mit der 'echten Queen' vor Augen, deren ermittelnden Pfaden durch die Palastflure zu folgen, über ihre kleinen Tricks und ihr cleveres Ränkespiel zu staunen und bei all dem zu denken, genauso hätte es sein können, exactly.
Herrlich very british!
Und die vorangestellte würdevolle Erwähnung des gerade verstorbenen Ehegattens von Queen Elizabeth Prinz Philipp ist eine sehr passende und angemessene Geste, die der Haltung gegenüber der auf leichte Leseunterhaltung angelegten Geschichte sehr gut tut.

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