Mystisch, gruselig und mit viel schriftstellerischer Eleganz
MelmothHelen Franklin lebt in Prag und fristet dort ihr Leben als Übersetzerin von Gebrauchsanweisungen. Sie selbst empfindet ihr selbstgewähltes Dasein als armselig, aber gleichzeitig genießt sie es, sich auf ...
Helen Franklin lebt in Prag und fristet dort ihr Leben als Übersetzerin von Gebrauchsanweisungen. Sie selbst empfindet ihr selbstgewähltes Dasein als armselig, aber gleichzeitig genießt sie es, sich auf diese Weise zu bestrafen, für etwas, dass sie einmal getan hat, aber erst einmal ein Geheimnis bleibt. Einer ihrer wenigen Freunde, Karel, der an der hiesigen Universität unterrichtet, übergibt ihr eines Tages ein Manuskript, mit der Bitte, sich damit zu beschäftigen. Ihn selbst hat das Schriftstück und die Umstände drum herum schon völlig aus der Fassung gebracht. Helen nimmt sich der Sache an, teils aus Pflichtbewusstsein dem Freund gegenüber, teils auch aus eigener Neugier. Und von diesem Zeitpunkt an wird alles anders. Denn Melmoth, die Zeugin, von der das Manuskript handelt, und die Legende, die sich um diese rankt, schleichen sich langsam ein, in Helens Leben. So voller Geheimnisse, gruselig, auch durchaus grausig und von Mystik durchzogen, greift diese Frau nach ihr, und zieht sie und auch den Leser ganz tief hinein in eine tiefe Düsternis, die die ganze Geschichte durchtränkt. Aber man hält sie aus, diese schaurige Dunkelheit, denn im Gegenzug erlebt man darin einen komplexen, kunstvoll verschachtelten und von großem schriftstellerischem Können getragenen Handlungsbogen, in seiner Gesamtheit wirklich nahezu perfekt. So habe ich es zumindest empfunden
Ein nicht einfacher, so ganz anderer Roman, Genreübergreifend und alle Erwartungen übertreffend, mit einer oder mehreren eleganten Wendungen nach Irgendwo. Sie werden es erleben.