Platzhalter für Profilbild

SofieWalden

Lesejury Star
offline

SofieWalden ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SofieWalden über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2019

Eine Frau in dieser Zeit

Die Farben des Feuers
0

Im Jahr 1927 verstirbt der französische Bankier Marcel Péricourt, zuvor einem großen Bankimperium vorstehend und eine wirkliche Größe in der Welt des Geldes. Alleinige Erbin ist seine Tochter Madeleine, ...

Im Jahr 1927 verstirbt der französische Bankier Marcel Péricourt, zuvor einem großen Bankimperium vorstehend und eine wirkliche Größe in der Welt des Geldes. Alleinige Erbin ist seine Tochter Madeleine, geschieden von einem Mann, der im Gefängnis sitzt und Mutter eines siebenjährigen Jungen, Paul. Am Tag der Beerdigung stürzt Paul aus einem Fenster im ersten Stock. Er überlebt, bleibt aber gelähmt und muss sein Leben fortan im Rollstuhl verbringen. Und natürlich kümmert sich seine Mutter vorrangig um ihren schwer verletzten Sohn, anstatt sich in die Materie des Bankengeschäfts zu stürzen, um so vielleicht eine Chance zu haben, das Unternehmen ihres Vaters angemessen erfolgreich und bestimmt durch eigene Hand fortzuführen. Aber die 'Anderen', ob ihr Prokurist, die Verwandtschaft oder ihr von der Poesie beseelter Liebhaber, sie nutzen die Gunst der Stunde und versuchen, durch Machtspielchen und Intrigen, mehr wie nur ein Stück vom Kuchen abzubekommen und es gelingt, fast vollständig. Doch Madeleine kommt zurück, entwickelt eine Cleverness und Stärke, die ihr niemand zugetraut hat und rächt sich, an allen, die sich daran beteiligt haben, sie fast vollständig in den Ruin zu treiben.
Es ist die grandiose Erzählkunst des Autors, die aus dieser Geschichte ein packendes hochspannendes Buch macht. Die Finesse, mit der Lemaitre die einzelnen Personen zum Leben erweckt, die Beschreibung, wie Madeleine langsam in den ruinösen Abwärtsstrudel der intriganten Gesellschaft gerät und dann das große Aufbäumen der 'Heldin', all das zeichnet sich mit zunehmender Spannung vor unserem inneren Auge ab . Und dabei sind die historischen Gegebenheiten dieser Zeit so wunderbar elegant mit in das Geschehen einbaut, dass das alles einfach echt und 'ganz nah dran' herüberkommt.
Dieses Buch sollte man auf jeden Fall nicht an sich vorüber gehen lassen, es ist ein literarisches Erlebnis.

Veröffentlicht am 05.01.2019

Killer sein in der asiatischen Welt

Die Plotter
0

Raeseng gehört zu den Plottern, einer Killerorganisation. Schussbereit beobachtet er den alten Mann, sein Opfer, durch das Zielfernrohr seines Gewehrs, sieht ihm beim Arbeiten in seinem Garten und beim ...

Raeseng gehört zu den Plottern, einer Killerorganisation. Schussbereit beobachtet er den alten Mann, sein Opfer, durch das Zielfernrohr seines Gewehrs, sieht ihm beim Arbeiten in seinem Garten und beim Spielen mit seinem Hund zu. Er könnte nun abdrücken, aber noch ist 'sein' idealer Zeitpunkt nicht da. Und dann kommt alles anders. Die Sache weicht vollkommen von dem vorgegebenen Reglement ab, auch wenn das Ergebnis schließlich wieder stimmt. Der Auftrag wird erfolgreich ausgeführt. Aber gebrochene Regeln bedeuten bei den Plottern den Tod und so findet sich Raeseng nun selbst auf der Abschussliste wieder. Als Baby in einer Mülltonne gefunden, wurde er von Old Racoon, dem Chef der Plotterorganisation, aufgenommen und zu einem Meisterkiller ausgebildet. Alles hat seine Strukturen, es gibt Regeln und ein politisches System. Das gewährt Stabilität. Doch die Dinge ändern sich. Das politische Machtgefüge ist dabei, in seiner bisherigen Form auseinander zu brechen, der Große Racoon wird alt und Begehrlichkeiten des jungen Hanja, einem ebenfalls von Racoon ausgebildeten Killer, verschieben das stabile Gleichgewicht zusehends. Und mittendrin nun Raeseng, der anfängt, die Dinge zu hinterfragen. Begriffe wie Moral erhalten Bedeutung in seiner Gedankenwelt. Und diese 'unruhige Welt' wird uns Lesern absolut fantastisch und hoch spannend dargeboten. Das Genre Thriller dringt hier in ganz neue Dimensionen vor, der die normale Krimi-Action-Begrifflichkeit weit übersteigt. Ein besonderer Roman, getragen von der doch vielfach noch recht unbekannten (Gedanken)-Welt der koreanischen Gesellschaft und ihrer Werte, aber auch vom Mut des Autors, einfach einmal gegen die pauschal vordefinierten Leseerwartungen anzuschreiben. Ein tolles 'anderes Buch', ein echtes Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 11.12.2018

Er will ein Bad Boy sein und dann wird etwas anderes draus

Bad Boy by Banana
0

Tom Sandmann ist Steuerberater und als solcher Partner in einer gutgehenden Kanzlei. Sein Leben ist konservativ, 'gesittet' und den allgemeinen Vorstellungen entsprechend sehr vorzeigbar. Doch mit 48 hat ...

Tom Sandmann ist Steuerberater und als solcher Partner in einer gutgehenden Kanzlei. Sein Leben ist konservativ, 'gesittet' und den allgemeinen Vorstellungen entsprechend sehr vorzeigbar. Doch mit 48 hat Tom nur den Wunsch, auszubrechen aus diesem gesellschaftlichen Gefängnis. Und er setzt dies dann auch gleich mal ordentlich um. Als er schließlich nach einer durchfeierten Silvesternacht mit seinem Wagen in der Schaufensterscheibe eines stadtbekannten Nachtclubs landet, zwingt ihn sein Partner zu einer Auszeit. In einer Blockhütte in Finnland soll er wieder zu sich kommen, wieder normal werden und dann in sein altes Leben zurückkehren. Doch das Blockhaus wurde doppelt belegt und Nancy, die junge Frau, die dort ebenfalls 'eingecheckt' hat, bietet Tom ordentlich paroli, zeigt sich dabei aber gleichzeitig so charmant und für Tom irgendwie aufregend, dass er sich sehr schnell in sie verliebt. Und dann ist Nancy einfach weg. Tom kehrt nach Hause zurück, eigentlich will er jetzt vernünftig sein, aber die Zeit mit der jungen Frau geht ihm nicht aus dem Kopf und er beginnt sie zu suchen.
Eine Geschichte, die sowohl von der Sprache her wie auch bzgl. seiner Genrezugehörigkeit als eher speziell zu bezeichnen ist, aber genau die doch recht robusten eher männlich geprägte Ausdrucks-passagen und die sogenannte Liebesgeschichte, die dann eigentlich doch eher keine ist, macht dieses Buch lesenswert. Das ist gewöhnungsbedürftig und ich kann gut nachvollziehen, wenn sich jemand nicht damit anfreunden kann, aber mir hat es dann doch recht gut gefallen. Im zweiten Teil, nach Toms Rückkehr aus Finnland, wird es manchmal etwas zu sehr 'am realen' vorbei, aber das macht die Autorin beim nächsten Buch dann besser. Via Selfpublishing auf den Markt gebracht, ist dieser Roman wirklich sehr beachtenswert und genau das sollte man dann auch tun.

Veröffentlicht am 07.12.2018

Das Treffen und ein schlimmes Geheimnis aus Kindertagen

Als das Leben vor uns lag
0

Fünf junge Mädchen, in einem Nonneninternat zu einer Zweckgemeinschaft geworden, treffen sich, wie so oft, in der Nacht, um Spiele zu spielen. Diesmal ist 'Mutprobe' angesagt, von Olga festgelegt, der ...

Fünf junge Mädchen, in einem Nonneninternat zu einer Zweckgemeinschaft geworden, treffen sich, wie so oft, in der Nacht, um Spiele zu spielen. Diesmal ist 'Mutprobe' angesagt, von Olga festgelegt, der Dominaten der kleinen Gruppe. Es wird ihr letztes Zusammenkommen sein, denn nach dieser Nacht ist alles anders. Dreißig Jahre später im Spanien der Nachfrancozeit, wo nun auch Frauen ihr eigenständiges, vor allem auch beruflich, selbstbestimmtes Leben führen können, richtet eben diese Olga, zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Marta, die demnächst an diesem Ort ein eigenes Restaurant aufmachen wird, ein Essen aus, das Wiedersehen der fünf Frauen, die so verschiedene Lebenswege beschritten haben und deren jetzige Lebenssituation unterschiedlicher nicht sein kann. Anfangs bringt man sich gegenseitig auf den neuesten Stand ihrer aller, vermeintlich glücklichen Leben, doch schon bald bröckelt die Fassade und die persönlichen Abgründe tun sich auf, sowohl bzgl. dem, was ihr Leben betrifft und auch bzgl. des schlimmen Geschehens von damals, über das niemand mehr gesprochen und von dem angeblich niemand so richtig gewusst hat.
Extrem elegant geschrieben ist diese Geschichte, prall gefüllt mit Emotionen, gestreift von der Rolle der Frau im Spanien unter Franco und danach, klerikalen 'Umtrieben' und noch einigen anderen Dingen. Man könnte denken, dies wäre mehr, wie es dem Roman gut tut, aber dies ist nicht der Fall und es ist der Schreibkunst der Autorin zu verdanken, das hier alles so richtig und passend rüber kommt. Mich hat das Buch von Anfang an gepackt. Da liegt eine nicht greifbare Spannung in der Luft und am Ende wurde mehr vor uns ausgebreitet, wie nur die Offenbarung eines alten Geheimnisses. Berührend, menschlich und sehr echt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 19.11.2018

Ein spannender Krimi im Prag von heute

Der Mann am Grund
0

Der Sohn eines Architekten wird auf dem Grund eines Badesees entdeckt. Dies ist der Beginn eines Kriminalfalls, der von Kommissar Marián Holina und seinem neuen Kollegen Diviš Mrštík bearbeitet wird. Der ...

Der Sohn eines Architekten wird auf dem Grund eines Badesees entdeckt. Dies ist der Beginn eines Kriminalfalls, der von Kommissar Marián Holina und seinem neuen Kollegen Diviš Mrštík bearbeitet wird. Der Fall spielt im heutigen Prag und es bleibt nicht bei einem Toten. Die Suche nach dem Mörder gestaltet sich schwierig und richtig spannend, denn hier steht nicht nur ein Verdächtiger im Focus des Ermittlerduos. Bis die Zusammenhänge zwischen den Taten und dem sich letztendlich als Täter herauskristallisierten Mörder endgültig aufgeklärt sind, erlebt man einen gut aufgebauten Krimi mit einem sympathischen und durchaus interessanten Kriminaler, der auch Erstes aus seinem Privatleben preisgibt. Denn dies könnte durchaus der erste Band einer vielleicht ja weiter fortzuführenden neuen Reihe sein. Ich denke mal, das hängt ein bisschen davon ab, wie dieser Prager Ermittler beim Publikum aufgenommen wird. Also für mich darf es gerne weitermachen.