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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2018

Ein literarisches Ereignis

Die Unversehrten
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Violenta und Martin führen eine Wochenendpartnerschaft, vorübergehend, denn nach Abschluss ihres Studiums bzw. seiner Promotion, wollen sie sich eine aufregende Stadt, irgendwo auf der Welt suchen, endlich ...

Violenta und Martin führen eine Wochenendpartnerschaft, vorübergehend, denn nach Abschluss ihres Studiums bzw. seiner Promotion, wollen sie sich eine aufregende Stadt, irgendwo auf der Welt suchen, endlich zusammen leben und Karriere machen. Martins gelegentlichen sexuellen Aktivitäten mit irgendwelchen Frauen machen Vio nichts aus, sie sind für beide ohne Bedeutung. Doch eines Tages ist es anders. Klara macht es Martin nicht so leicht und Martin gefällt das sehr, Martin gefällt Klara sehr und dann wird sie schwanger. Er gesteht Vio die Sache und möchte in Zukunft in der Nähe der Tochter leben, sie aufwachsen sehen. Ihre gemeinsamen Träume wären damit ausgelebt. Vio beendet die Beziehung und beginnt das geplante Leben draußen in der Welt allein. Und Martin heiratet Klara und lebt Familie. Doch eines Tages auf einem Kongress hört er ein Hallo hinter sich und Violenta ist wieder da.

Und es beginnt, das kleine ungeheuer intensive Kammerspiel zwischen drei erwachsenen Menschen, zwei Frauen und einem Mann, und einem Kind dazu.
Diese Geschichte ist stark. Kurze Sätze, ohne Schnörkel, ohne Ablenkung, ganz auf das Wesentliche präzisiert, von einer Echtheit und gnadenlosen Ehrlichkeit, die wehtut. Mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen, ohne etwas kaputt zu machen.
Ein Romandebüt von ungeheurer Kraft.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Eine große Familie und ihr Projekt 'Zuhause schaffen und leben' in der Nachwendezeit

Wo ist Norden
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1990, kurz nach der Wende, nutzt eine Familie die Gelegenheit, ein altes, sanierungsbedürftiges Gutshaus im weitflächigen mecklenburgischen Hinterland zu erstehen. Es folgt die aufwendige, irgendwie nie ...

1990, kurz nach der Wende, nutzt eine Familie die Gelegenheit, ein altes, sanierungsbedürftiges Gutshaus im weitflächigen mecklenburgischen Hinterland zu erstehen. Es folgt die aufwendige, irgendwie nie abgeschlossene Renovierung des Gebäudes. Die Mutter, Marlene, ist die treibende Kraft für dieses Mammutunternehmen und alle müssen mit ran. Neben den drei Kindern sind auch ein ganzer Haufen anderer Familienmitglieder an dem 'Gemeinschaftsprojekt' beteiligt. Die Großeltern ziehen mit ein und Marlenes Bruder, ein Arzt, kommt fast jedes Wochenende aus der Stadt und stellt Geld und die eigene Muskelkraft zur Verfügung. Turbulent geht es zu und die Gestaltung des 'Wohn- und Lebenstraums' steht irgendwie auch stellvertretend für die sehr in Bewegung befindliche Familiengemeinschaft. Sorgen und Nöte, eigene Lebenswünsche und -Perspektiven werden geradezu niedergedrückt vom Handwerkeln und all den anderen Problemen rund um den Gutshausumbau.
Und eine Einbindung im Gefüge der kleinen Dorfgemeinschaft, in die sie alle so einfach eingebrochen sind, ist auch nicht wirklich gegeben, zugezogene Außenseiter von weit weg eben.
Das Café, das Marlene schließlich eröffnet, findet wenigstens regen Anklang und bringt etwas, allerdings nie genug, Geld in die Familienkasse.
Der Einblick in diese sehr lebhafte Groß-Familie, ihre Konflikte, das Gezerre und Gezanke, das Miteinander und Aufbegehren, kommt sehr unterhaltsam mit leicht geschriebener Feder daher. Ein bisschen geht verloren, was dieses Leben hier den einzelnen Personen abverlangt, was sie selbst dafür zurückstellen oder gar ganz aufgeben müssen. Ein klein wenig mehr Notwendigkeit, die eigenen Belange zu leben, hätte man sich gewünscht. Manchmal möchte man dem ein oder anderen zurufen, denk doch mal an dich selbst. Aber als Leser ist man dafür ja nicht vorgesehen und es bleibt, darüber nachzudenken, dass einem dies in der eigenen Familie nicht passiert. Die Erwartung, das die kurz nach der Wende-Aktion eine vielleicht dann auch recht interessante politisch-persönliche Sichtweise mit in den Roman einbringen würde, wurde eher weniger erfüllt, aber im Nachhinein hat das diesem sehr unterhaltsamen Buch auch keinen Abbruch getan. Familie auf seine ganz spezielle Art.

Veröffentlicht am 22.03.2018

Zwei Menschen und ihre Liebe, immer da, aber nie gelebt

Eine Liebe, in Gedanken
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Antonia und Edgar lernen sich im Hamburg von 1964 kennen und lieben. Sie haben gemeinsame Pläne, ein Leben fern der Heimat, ausbrechend aus den einer jungen Frau gesteckten Grenzen im Deutschland dieser ...

Antonia und Edgar lernen sich im Hamburg von 1964 kennen und lieben. Sie haben gemeinsame Pläne, ein Leben fern der Heimat, ausbrechend aus den einer jungen Frau gesteckten Grenzen im Deutschland dieser Zeit. Edgar bekommt die Chance, in Hongkong den Außenposten einer Handelsfirma aufzubauen und Toni soll nachkommen, sobald er eine stabile Grundlage geschaffen hat. Toni wartet, sozusagen auf gepackten Koffern, darauf, das es endlich soweit ist, doch letztendlich zieht sie die Konsequenz aus Edgars Vertröstungen, bricht die Beziehung ab und beginnt ihr eigenes, teilweise recht unkonventionelles Leben zu leben. Doch immer läuft eine Sequenz von Edgar und ihrer Liebe zu ihm mit, unerfüllt und, das fragt sich zumindest die Tochter nach dem Tod ihrer Mutter, ihr Glück im eigenen hier und jetzt behindernd. Was wäre gewesen, wenn … Edgar sie zu sich geholt hätte und sie es gelebt hätten, ihre Liebe in diesem fremden Land. Und so macht sich die Tochter auf den Weg, diesen Mann kennenzulernen, nur ein einziges Mal mit ihm zusammen zu treffen und ihm all die Fragen zu stellen, die sie beschäftigen.
Dieses berührende Buch, in dem eine große Liebe unerfüllt und ohne Happy-End bleibt, ich kann es nur empfehlen. Die wunderbare Schreibweise, seine Emotionalität und das eigentlich doch sehr erfüllt erscheinende Leben? von Toni bewegt und ist etwas sehr Besonders, abseits des normalen Erwartungen eines Romans an das Thema Liebe(n).

Veröffentlicht am 21.03.2018

Ein Thriller der absoluten Extraklasse

Aisha
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Axel Steen kommt gerade aus der Rehabilitation zurück an seinen Arbeitsplatz. Doch statt sich langsam wieder einfinden zu können, wird er sofort mit dem Mord an einem ehemaligen Mitarbeiter des dänischen ...

Axel Steen kommt gerade aus der Rehabilitation zurück an seinen Arbeitsplatz. Doch statt sich langsam wieder einfinden zu können, wird er sofort mit dem Mord an einem ehemaligen Mitarbeiter des dänischen Geheimdienstes PET konfrontiert. Dann ein weiterer Mord an einem Mitarbeiter desselben Einsatzkommandos und Steen fängt an, die Hintergründe deren gemeinsamen Terroreinsatzes zu ergründen. Es wird ihm nicht leichtgemacht, zu erfahren, was damals passiert ist. Zudem erfährt der Fall für Steen eine sehr persönliche emotionale Seite, denn seine Freundin Henriette und sein schon in den Vorbänden eine Rolle spielender Widersacher Jens Jessen gehörten ebenfalls zu dieser Truppe. Und dann taucht bei seinen Recherchen auch immer wieder der Name eines Mädchens auf, Aisha heißt sie und Steen hat das Gefühl, das sie eine entscheidende Rolle spielt in diesem 'Spiel'.
Diese Geschichte ist groß, ein Thriller der absoluten Extraklasse, mit einem Spannungsbogen, der erst relativ langsam ansteigt, dann aber geradezu explodiert. Hier ist nichts einfach, das Gut und Böse verschwimmt in diesem ungeheuer real aufgestellten Fall fast vollständig und auch der politische Aspekt kommt in einem sehr angemessenen Maß zum Tragen. Für jeden Freund des Thriller-Genres ist dieser dänische Kommissar und sein neuester Fall ein absolutes Muss.

Veröffentlicht am 19.03.2018

Gelungener Abenteuerkrimi aus dem Reich der Naturwissenschaften

Der Schlüssel des Salomon
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Im europäischen Kernforschungszentrum CERN muss ein absolut bahnbrechendes Experiment vorzeitig abgebrochen werden, da in einem der Teilchendetektoren die Leiche des Wissenschaftsdirektors der CIA gefunden ...

Im europäischen Kernforschungszentrum CERN muss ein absolut bahnbrechendes Experiment vorzeitig abgebrochen werden, da in einem der Teilchendetektoren die Leiche des Wissenschaftsdirektors der CIA gefunden wird. Auf dem Zettel in dessen Hand steht der Name des Codespezialisten Tómas Noronha. Für die CIA ist sofort klar, Tómas ist der Mörder und dieser hat nur eine Chance, nicht als solcher verurteilt zu werden. Er muss das Rätsel selbst lösen und den eigentlichen Täter finden. Seine Ermittlungen führen ihn in Bereiche des naturwissenschaftlichen Universums, die die Grenzen des faktischen Wissens der Menschheit zu sprengen drohen, und die eigenen dazu. Aber eine Alternative gibt es nicht.
Die unglaubliche Spannung, die die reale Wissenschaft, speziell in den Bereichen der universellen und kosmischen Quantenphysik, an uns Leser weitergibt, ist literarisch mehr als gelungen und die einfache klare Darlegung eines eigentlich hochspezifischen und komplexen Themas sorgt dafür, dass auch weniger geschultes Lesepublikum hier bestens unterhalten wird.
Und wenn man dann am Ende mal kurz über das Gelesene nachdenkt, wird man überrascht feststellen, wie viel man dabei doch gelernt hat, ohne es überhaupt bemerkt zu haben.