Profilbild von SophiaDango

SophiaDango

Lesejury Profi
offline

SophiaDango ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SophiaDango über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2024

Einmaliger und satirischer Roman über die Verlagswelt

Yellowface
0

June Hayward und Athena Liu sind Freundinnen seit dem Studium und sie beide haben einen Traum: erfolgreich als Autorin tätig sein. Während Athena, die asiatisch-amerikanischer Herkunft ist, der Erfolg ...

June Hayward und Athena Liu sind Freundinnen seit dem Studium und sie beide haben einen Traum: erfolgreich als Autorin tätig sein. Während Athena, die asiatisch-amerikanischer Herkunft ist, der Erfolg scheinbar mühelos zufliegt und die einen großen Bestsellerroman schreibt, tut sich (die "durchschnittliche") June schwer und der Erfolg ihres Debütromans bleibt aus. Als die beiden in Athenas Wohnung sind, stirbt Athena überraschend und auf tragische Weise. Da bietet sich für June eine zu verlockende Gelegenheit: sie klaut das unveröffentlichte Manuskript Athenas, das gerade fertig geworden ist. Unter ihrem Namen veröffentlicht sie das überarbeitete Werk und es wird ein Bestseller, sie bekommt endlich die Aufmerksamkeit, den Ruhm und Erfolg, die sie nie hatte als Autorin. Aber wird sie dieser Verrat irgendwann noch einholen?

Ich muss sagen, dass ich erstmal abgewartet habe, bis ich das Buch gelesen habe, weil ich bei solch gehypten Büchern erstmal skeptisch bin. Aber ich wurde nicht enttäuscht :)
Rebecca F. Kuang bringt uns als Lesern hier die Verlagswelt mit ihren Schattenseiten näher, von der viele wahrscheinlich vorher keine Ahnung hatten. Es thematisiert aber auch so viel mehr: den Wunsch nach Anerkennung und Erfolg, die harte Welt als Autor und damit einhergehend Neid, Missgunst und Scheitern, nicht zuletzt auch Rassismus. June wirkt als Hauptfigur nicht sympathisch, oft habe ich mich dabei ertappt, wie sich sie verurteilt habe für ihr Verhalten und ihre Gedanken. Gleichzeitig rechtfertigt sie ihr Handeln aber immer wieder geschickt und man grübelt, wo der Verrat an ihrer Freundin anfängt und ob ihr der Erfolg zusteht, den sie für Athenas Urwerk bekommt.
Der Sprachstil ist aus der Ich-Erzählerperspektive Junes sehr locker und zugänglich, sie lässt uns an allem teilhaben, was ihr im Kopf umhergeht.

Ein starkes Buch und für mich absolut verdient ein Bestseller und so erfolgreich. Ich werde noch lange über das Buch nachdenken, weil ich immer wieder neue Aspekte finde, über die man nachdenken möchte. Von mir eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.06.2024

Spannender und fesselnder Krimi aus Südschweden

COLD CASE - Das letzte Bild
1

Der Kriminalroman "Das letzte Bild" ist der vierte Band einer Cold Case-Reihe um die Ermittlerin Tess Hjalmarsson. Ich hatte zuvor noch nichts von Tina Frennstedt gelesen, konnte der Handlung und den Charakteren ...

Der Kriminalroman "Das letzte Bild" ist der vierte Band einer Cold Case-Reihe um die Ermittlerin Tess Hjalmarsson. Ich hatte zuvor noch nichts von Tina Frennstedt gelesen, konnte der Handlung und den Charakteren jedoch gut folgen.

Tess Hjalmarsson ist Ermittlerin im Cold Case-Team der schwedischen Polizei. Sie ist zu Beginn des Buches vom polizeilichen Dienst suspendiert. Auf der dubiosen Website Murderpix tauchen Fotos der vor siebzehn Jahren verschwundenen Jenny Ramsvik aus Schweden auf. Tess hatte damals in dem Fall ermittelt, der Täter konnte jedoch nie gefunden und von Jenny fehlte ebenso jede Spur. Gemeinsam mit dem dänischen Profiler Carsten Morris und weiteren Kollegen beginnt sie nun, dieser Spur nachzugehen als auf der Website weitere Bilder eines ebenfalls verschwundenen Mädchens auftauchen. Das Team arbeitet nun unter Hochdruck daran, den oder die Täter zu finden.
In einem zweiten Handlungsstrang folgen wir der Schauspielerin Kate Sands, die mit ihrem Mann und ihrer Tochter nach Südschweden gezogen ist. Sie ist das Opfer eines Stalkers, der immer wieder Briefe und seltsame Dinge in ihrem Garten hinterlässt.

Direkt der Einstieg in das Buch lässt einen mit Gänsehaut zurück. Der Leser ist direkt im Geschehen der Vergangenheit drin und wird mit vielen Fragezeichen zurück gelassen. Die Kapitel wechseln sich ab mit den Handlungen um Tess und ihren Ermittlungen und Kate. Einige Kapitel werfen uns aber auch zurück in die Vergangenheit der verschwundenen Mädchen kurz vor ihrem Verschwinden. Der Leser erfährt so immer die richtige Portion an Wissen und Hinweisen, damit es immer spannend bleibt und es wird nie zu viel verraten oder etwas vorweg genommen. Generell ist der Schreibstil sehr angenehm und gut zu lesen.

Tess ist mir direkt sympathisch gewesen. Sie ist eine Vollblutermittlerin, die den Angehörigen von Jenny Ramsvik unbedingt die Gewissheit geben möchte, was mit ihrer Tochter passiert ist. Sie gibt nicht auf und nimmt sich auch immer wieder der alten Fällen an. Ich fand es zuerst bedenklich, dass sie trotz ihrer Suspendierung das Angebot aus Dänemark annimmt, gemeinsam mit dem Team dort zu ermitteln. Man merkt jedoch schnell, dass ihr die Aufklärung der Vemisstenfälle zu wichtig sind, als dass sie noch mehr Zeit und Hinweise verstreichen lassen kann.
Kate Sands ist Schauspielerin und mit ihrem Mann und ihrer Tochter im Teenageralter nach Schweden gezogen. Eigentlich hatte sie dort auf Ruhe und Privatsphäre gehofft, das Stalking geht jedoch weiter. Direkt zu Beginn war mir ihr Mann Jeff sehr unsympathisch: er spielt die Briefe, die Kate vom Stalker bekommt und die Zeichen in ihrem Garten herunter und meint, das wäre nichts und man müsse das ignorieren.
Ich kann Kates Angst und Sorgen gut nachvollziehen, dass sie sich in die Sache hineinsteigert. Aber würde man dann in ein einsames Haus auf dem Land ziehen ohne große Sicherheitsvorkehrungen? Da sie eine erfolgreiche Schauspielerin ist, die oft im Rampenlicht steht, hätte ich gedacht, dass man da gerade vorsichtiger ist. Nichtsdestotrotz ist dieser Handlungsstrang ebenso spannend und man fragt sich immerzu, ob und wie die beiden Geschichten um die verschwundenen Mädchen und Kate zusammenhängen.

Die Autorin baut gekonnt einen Spannungsbogen auf und es wird eine geladene und fesselnde Stimmung erzeugt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe immer neue Theorien aufgestellt, was mit den verschwundenen Mädchen passiert sein könnte.
Handwerklich und technisch ist das Buch sehr gut ausgearbeitet, da Tina Frennstedt selbst Kriminalreporterin beim schwedischen Fernsehen ist und Expertin für ungeklärte Mordfälle. Man erfährt einiges über die Arbeit der Polizei in einem Cold Case-Team, wie oft kleinste Details den entscheidenen Hinweis geben können. Mich hat auch beeindruckt, was heute technisch alles möglich ist und zur Aufklärung eines Vermisstenfalls beitragen kann.

Von mir gibt es eine Lesempfehlung für alle, die einen guten (Cold Case-)Krimi suchen, der in Schweden spielt und sich kurzweilige Unterhaltung wünschen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 18.05.2024

Absolute Empfehlung und mein Lesehighlight in diesem Jahr

Das Ende von gestern ist der Anfang von morgen
1

Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen in verschiedenen Zeitebenen erzählt.

Im gegenwärtigen London sucht die 30-jährige Gilly nach der Trennung von ihrem Partner eine Wohnung. Mit ihrer quirligen ...

Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen in verschiedenen Zeitebenen erzählt.

Im gegenwärtigen London sucht die 30-jährige Gilly nach der Trennung von ihrem Partner eine Wohnung. Mit ihrer quirligen und symphatischen Art findet sie ein Apartment in einem viktorianischen Mietshaus im Stadtteil Camden. Nach ihrem Umzug erfährt sie jedoch von einem Verkauf und einer anstehenden Luxussanierung des Hauses. Gemeinsam mit ihren Nachbarn, allen voran Owen, setzt sie alles daran, dies zu verhindern. Dabei stoßen sie auf ein Geheimnis aus der Vergangenheit, das alles verändern wird.

London, 1974. Die fast achtzehnjährige Pippa St. George, wohlhabend und aus gutem Haus mit einem einflussreichen Vater in der Politik, langweilt sich in ihrem vorgezeichneten Leben mit seinen Konventionen und Erwartungen. Bei einem Discobesuch mit einer Freundin, der für sie erstmal ein Schock ist und alles verändern wird, lernt sie den Punk-Sänger Oz kennen. Oz gehört zur unteren Schicht der Gesellschaft und schreit seinen Unmut über die Gesellschaft und Politik auf der Bühne in seinen Songs heraus. Er repräsentiert alles, was in Pippas Familie verachtet wird, bringt jedoch Pippa zum Nachdenken über ihren vorgezeichneten Weg und ihre Rolle als Frau. Trotz aller Unterschiede lernen sich Pippa und Oz kennen und kommen sich näher. Doch kann eine Beziehung unter diesen Umständen funktionieren und werden die beiden irgendwann von der harten Realität eingeholt?

Kathinka Engel hat bereits mit großem Erfolg mehrere New Adult-Romane verfasst. „Das Ende von gestern ist der Anfang von morgen“ ist ihr erster Roman für Erwachsene und der erste Roman, den ich von ihr lesen durfte. Sie hat eine große Affinität zu London, was sich auch in diesem Roman widerspiegelt.

Gilly ist mir mit ihrer herzlichen und quirligen Art sofort symphatisch. Sie muss sich nach ihrer Trennung neu finden und weiter entwickeln. Mit ihr können sich wahrscheinlich viele junge Frauen gut identifizieren: mit 30 ist sie nochmal Single, von Heiraten, Kinder bekommen und einem Eigenheim noch weit entfernt. Oft stellt sie sich selbst und ihren Lebensweg infrage, man begleitet sie auf diesem Weg der Selbstfindung, den sie großartig meistert. Selbst die schrullige Nachbarin fasst langsam Vertrauen zu Gilly, nachdem diese nicht aufgehört hat, nett zu sein und sich zu kümmern.
Auch Pippa ist mir direkt symphatisch, auch wenn sie zuerst anders wirkt. Sie folgt brav den Erwartungen ihrer einflussreichen Familie, stellt diese, ihre Rolle als Frau und ihre Fremdbestimmung zunehmend infrage. Dies wird verstärkt durch Oz, der ihr stets auf Augenhöhe und mit Respekt begegnet und ihr das erste Mal zeigt, dass es auch andere Wege im Leben gibt, die nicht fremdbestimmt sind. Wie Gilly entwickelt sich auch Pippa immer weiter und findet zu sich selbst.

Kathinka Engel baut in die Geschichte immer wieder geschickt Metaphern und Vergleiche ein, die man ebenso in sein eigenes Leben übertragen kann. Generell ist der Schreibstil nie überladen oder kitschig und flüssig zu lesen. Die beiden Handlungsstränge wechseln sich ab mit einer guten Länge, sodass man sich stets in beide Geschichten hinein findet. Kathinka Engel schafft es, so mitfühlend, herzlich und aufrichtig voller Emotionen zu schreiben, dass man nicht anders kann, als weiterzulesen.

Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung, das Buch gehört nun zu meinen Lieblingsbüchern und ist mein Lesehighlight in diesem Jahr! Ich denke noch oft daran zurück, auch, weil es Kathinka Engel gelungen ist, eine so gefühlvolle Geschichte zu erzählen, aus der man selbst so viel mitnehmen kann. Der Roman ist ein Paradebeispiel für die Selbstbestimmung vor allem als Frau und dass es nie zu spät ist, sich weiterzuentwickeln.
Auch als Geschenk kann ich mir das Buch super vorstellen.
Unbedingt Taschentücher bereit halten ;)

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 11.10.2024

Tolle Zeitreise in das Paris der 1950er Jahre mit sympathischen Charakteren

Ein Tropfen vom Glück
0

16.09.1954: In Charmally-les-Vignes wird der Winzer Pierre Chaveau nach einem feuchtfröhlichen Abend auf dem Nachhauseweg von einem gleißenden Licht geblendet - und seitdem nie wieder gesehen.
September ...

16.09.1954: In Charmally-les-Vignes wird der Winzer Pierre Chaveau nach einem feuchtfröhlichen Abend auf dem Nachhauseweg von einem gleißenden Licht geblendet - und seitdem nie wieder gesehen.
September 2017: Die vier Bewohner eines Hauses in Paris finden sich nach einem verhinderten Einbruch zusammen im Keller wieder. Hubert findet eine Flasche Wein aus dem Jahr 1954, die er gemeinsam mit den anderen öffnet und leer trinkt. Am nächsten Tag scheint zunächst alles normal, doch nach und nach merken die vier, Hubert, Magalie, Julien und Bob, dass sie sich nicht mehr im Jahr 2017 befinden sondern im Jahr 1954. Nach dem ersten Schock versuchen sie gemeinsam, eine Möglichkeit zu finden, wieder in ihr "altes" Leben zurückkehren.

Das Cover finde ich, wie fast alle von Antoine Laurain, sehr gut gestaltet. Den Anfang des Buchs musste ich zwei Mal lesen, weil es darin um das Verschwinden Pierre Chaveaus im Jahr 1954 geht. Direkt danach wechselt man ins Jahr 2017 und lernt die vier Charaktere kennen, die alle im Haus wohnen und teilweise auch arbeiten. Huberts Vorfahren bauten das Haus und er ist stolz, immer noch Teil des Hauses zu sein. Bob ist Amerikaner und hat sich dort allein ein Zimmer gemietet, er spricht etwas französisch und kommt schnell mit den anderen Bewohnern ins Gespräch. Magalie, die von allen nur Abby genannt wird, kleidet sich im Gothic-Stil, ist Restauratorin und hat einen kleinen Laden im Erdgeschoss. Julien ist der Enkel von Pierre Chaveau, der damals verschwand und interessiert sich, auch wegen aller möglichen Theorien über das Verschwinden, sehr für Ufos und trägt alles an Literatur zusammen, was er dazu finden kann.
Die Charaktere sind einem allesamt sofort sympathisch, es ist eine bunte Gruppe, die sich unter normalen Umständen kaum zusammen finden würde. Das Buch lebt für mich von der schönen Erzählweise, gerade in das Paris der 1950er Jahre kann man sich sehr gut zurück versetzen.
Auch die Abenteuer, die die vier erleben, wird gut beschrieben. Mein Kritikpunkt ist allerdings, dass das Buch gerne noch einige Seiten mehr vertragen könnte. Ich hätte mir noch mehr Überraschungen und Wendungen gewünscht.

Alles in allem trotzdem ein tolles Buch für alle, die sich gerne in die Stadt der Liebe hinein lesen möchten und Antoine Laurain so oder so als Autor bereits schätzen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.09.2024

Gelungener Auftakt einer Krimireihe

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
0

Tess Hjalmarsson arbeitet in der Cold Case-Abteilung der Polizei in Schweden. Als zu einem früheren Vermisstenfall neue Spuren am Tatort auftauchen, öffnet sie die Akte erneut und ist fest entschlossen, ...

Tess Hjalmarsson arbeitet in der Cold Case-Abteilung der Polizei in Schweden. Als zu einem früheren Vermisstenfall neue Spuren am Tatort auftauchen, öffnet sie die Akte erneut und ist fest entschlossen, den Täter zu finden. Als dann wieder ein Mädchen verschwindet, geht Tess davon aus, dass es derselbe Täter wie damals sein muss. Aber sie muss sich beeilen, bevor er erneut zuschlagen kann.

Ich hatte von Tina Frennstedt bereits "Cold Case - Das letzte Bild" gelesen (den neuesten Band) und dies hier war mein zweiter Band. Wieder einmal konnte mich Tina Frennstedt mit ihrem Krimi überzeugen.
Der Erzählstil ist gut und leicht zu lesen. Die beiden Geschichten sind sehr spannend erzählt und man rätselt die ganze Zeit mit, wer der Täter ist. Auch das Privatleben von Tess, was nicht immer einfach ist, wird beleuchtet, das hat mir gut gefallen und lässt die Geschichte noch realistischer und nahbarer erscheinen. Auch die Auflösung ist schlüssig. Mein einziger kleiner Kritikpunkt sind die Längen, die das Buch an einigen Stellen hatte, was dem Ganzen in seiner Spannung keinen Abbruch tut.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung an alle, die einen gut gearbeiteten, kurzweiligen und vor allem spannenden Krimi suchen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere