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Veröffentlicht am 10.09.2024

Das Leben des berühmten Schriftstellers Robert Louis Stevenson

Die Leuchttürme der Stevensons
1

Der Roman erzählt die Geschichte des Schriftstellers Robert Louis Stevenson Ende des 18. Jahrhunderts. Die Familie Stevenson ist seit Generationen für ihren Leuchtturmbau in aller Welt bekannt. Louis soll ...

Der Roman erzählt die Geschichte des Schriftstellers Robert Louis Stevenson Ende des 18. Jahrhunderts. Die Familie Stevenson ist seit Generationen für ihren Leuchtturmbau in aller Welt bekannt. Louis soll als Ingenieur die Leuchtturmbaudynastie fortführen, belegt ein Studium der Ingenieurwissenschaften in Edinburgh und hilft seinem Vater im Büro und bei Planungen und Kontrollen der Leuchttürme vor Ort. Louis kann dem ganzen allerdings wenig abgewinnen und flüchtet sich zunehmend in die Schreiberei - sehr zum Missfallen seines Vaters, der die große Verantwortung um den Leuchtturmbau an Louis weitergeben möchte.

Dies war mein erster Roman von Sabine Weiss. Direkt aufgefallen ist mir das Cover mit seinen harmonischen Farben, der tosenden See und dem klassischen Leuchtturm. Zu Beginn wird erzählt, wie Louis schon seit seiner Kindheit mit Krankheiten zu kämpfen hat. Es wird eine besonders schlimme Nacht beschrieben, in der er nicht aufhören kann zu husten und sein Kindermädchen sowie seine Eltern es mit der Angst zu tun bekommen. Auch Louis Mutter, Maggie, ist oft kränklich und schwach, sein Vater ebenso, auch wenn dieser es so gut es geht, um der Firma wegen, versteckt.
Die eigentliche Handlung beginnt im Jahr 1868. Louis belegt Kurse an der Universität und muss bei seinem Vater im Büro helfen. Es wird schnell deutlich, dass der Vater ihm einen ungeheuren Druck auferlegt und ihn regelrecht zwingt, als einziges Kind, die Firma fortzuführen. Von einer Karriere als Schriftsteller will er nichts hören und lässt Louis das auch oft spüren. Von ihm geht eine Strenge und Härte aus, die mit Sicherheit der damaligen Zeit geschuldet ist, aber es lässt einen als Leser doch oft traurig zurück.
Louis ist ein sympathischer junger Mann. Er widmet sich voller Hingabe der Schreiberei, feilt mit seinem Cousin an einer Geschichte und bringt dafür den nötigen Elan auf, der ihm für den Leuchtturmbau fehlt. Man merkt ihm seinen Zwiespalt direkt zu Beginn an: er möchte seine Eltern zufriedenstellen und blickt auch mit Demut auf die Leistung seiner Vorfahren zurück, möchte sich andererseits auch selbst verwirklichen und Schriftsteller werden.
Man begleitet Louis bei seinemAlltag, er kämpft immer mehr mit diesem Zwiespalt. Die Eltern trauen ihm wenig zu, auch wegen seiner Kränklichkeit, andererseits werden auch oft unlösbare Dinge verlangt und ein immenser Druck ausgeübt.
Das Ende hätte für meinen Geschmack noch weiter ausgeführt werden können, der Epilog liefert jedoch die Antworten auf viele Fragen, die man beim Lesen hatte. Allgemein hatte das Buch einige Längen, wohingegen einige wichtige Passagen eher schnell abgehandelt werden und man gerne mehr darüber gelesen hätte.

Im Nachwort der Autorin wird deutlich, wie viel Mühe und Zeit sie in die Recherche und Planung des Buches gesteckt hat. Man bekommt selbst direkt Lust, sich die Leuchttürme anzusehen, die die Familie Stevenson gebaut und hinterlassen hat. Im Buchumschlag ist eine wunderschöne und detaillierte Karte der Leuchttürme der Stevenson rund um Großbritannien gedruckt. Sie hätte für mich noch mehr Details haben können, aber jeder kann sich dank der vielen Quellen aus Weiss´ Nachwort selbst über einige Dinge und Details informieren.

Sabine Weiss hat sich eng an die wirkliche Geschichte der Familie Stevenson gehalten und daraus einen unterhaltsamen und gut gearbeiteten Roman gebaut, der die jungen Jahre des späteren Schriftstellers Robert Louis Stevenson beleuchtet. Ich werde mir die Werke von ihm nochmals vornehmen und mit anderen Augen darauf schauen, weil ich nun bei vielen Geschichten weiß, woher die Inspiration dazu kam.
Ich kann das Buch jedem empfehlen, der gerne Bücher von Stevenson liest und sich für die Anfangsjahre des Schriftstellers interessiert, aber auch einen spannenden und gut ausgearbeiteten Roman sucht.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Geschichte
Veröffentlicht am 05.09.2024

Gefährliche Polizeiarbeit in einem Schalker Fanclub

Eric Holler: Blau und Weiß
0

Georg Himmelreich ist neuer Kommissariatsleiter in Gelsenkirchen-Buer und heuert Privatdetektiv Eric Holler an, sich in einen Schalker Fanclub einzuschleusen. Dort sollen zwielichtige Dinge laufen. Da ...

Georg Himmelreich ist neuer Kommissariatsleiter in Gelsenkirchen-Buer und heuert Privatdetektiv Eric Holler an, sich in einen Schalker Fanclub einzuschleusen. Dort sollen zwielichtige Dinge laufen. Da die Polizei Beweise braucht, sollen Holler und der Kommissar Manfred Werthofen den Fanclubgründer Thomas Ritterlich dingfest machen. Der schreckt jedoch vor nichts zurück und Holler und Werthofen machen sich die Geldgier Ritterlichs mit einem gefährlichen Plan zunutze. Werden die den Fall lösen können und unbeschadet aus der Ermittlung raus kommen?

Ich hatte vorher noch nichts von Roman Just gelesen. Das Cover spricht mich leider gar nicht an, die Spiegelungen der Texte passen nicht ins Bild, auch die Farben nicht.
Da es ein paar Vorgängerbände zu dem Krimi gibt, musste ich mich erst in die Geschichte rein finden, man ist zwar sofort im Geschehen, aber die Charaktere bleiben erstmal oberflächlich. Generell hätte ich mir mehr Tiefe sowohl der Charaktere als auch der Handlung gewünscht, mit 150 Seiten ist der Krimi auch sehr kurz, gerade das Ende hätte für meinen Geschmack mehr ausgestaltet werden können. Ich hätte gerne gewusst, wie es unmittelbar danach weitergeht.
In der Fußballthematik bin ich generell nicht bewandert, es war aber interessant zu sehen, wie es in einem Fanclub zugehen kann und die Polizei dann versucht, den Club zu sprengen. An manchen Stellen war es mir allerdings zu viel des Guten mit dem Thema Schalke und Fußball.
Auch einige Rechtschreibfehler sind mir aufgefallen.

Alles in allem ein kurzweiliges Krimivergnügen mit ein paar Schwachstellen und Luft nach oben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.09.2024

Seichter Auftakt einer Cosy Crime-Reihe mit Luft nach oben

Nuss und Schluss. Ein Hansel & Pretzel Krimi
4

Die deutsche Auswanderin Linn Sommer zieht nach einer gescheiterten Ehe ins beschauliche Örtchen Kitchener-Waterloo in Kanada. Doch der Schein der Idylle trügt: an ihrem ersten Arbeitstag in einer deutschen ...

Die deutsche Auswanderin Linn Sommer zieht nach einer gescheiterten Ehe ins beschauliche Örtchen Kitchener-Waterloo in Kanada. Doch der Schein der Idylle trügt: an ihrem ersten Arbeitstag in einer deutschen Bäckerei findet sie eine Leiche hinter dem Haus. Die unbeliebte Stadträtin Sydney Stark ist tot, neben ihr liegt eine Nussecke. Sofort geraten die Besitzer der Bäckerei Marianne und Rainer in Verdacht. Linns Ermittlungsinstinkt ist geweckt und sie ermittelt auf eigene Faust. Beim Ermitteln stößt sie außerdem auf zwei Männer, die ihr Interesse wecken.

Mich hat das Cover direkt angesprochen, es vermittelt einerseits gut die Idylle in der Kleinstadt, verrät aber auf den zweiten Blick auch anhand des blutigen Messers, dass es um einen Mord geht. Direkt zu Beginn gibt es eine Auflistung und kurze Beschreibung der einzelnen Charaktere im Buch als Übersicht, was ich sehr gut als Orientierung finde. Auch der Einstieg fällt einem als Leser leicht, man ist direkt in der Geschichte drin, als Linn die Leiche findet. Das Buch ist aus ihrer Sicht geschrieben. Man erfährt so viel über ihre Gefühlslage und Eindrücke, jedoch bleibt auch alles sehr subjektiv. Vielleicht hätte mir ein außenstehender Erzähler hier besser gefallen.
Linn ist einem sympathisch, sie ist oft tollpatschig und unbedarft, hilft aber auch, wo sie kann und ist bemüht, den wahren Mörder Sydneys zu finden. Oft hat mich aber auch ihre Art in Bezug auf Männer genervt. Sie ist Single und gerade frisch getrennt, deshalb setzt anscheinend ihr Verstand komplett aus, sobald sie ein männliches Wesen sieht, das ihr zusagt. Das war mir oft zu viel des Guten.
Das Setting und die Kleinstadt an sich werden gut beschrieben, auch über die Charaktere erfährt man Einiges. Aber z.B. ihre Mitbewohner waren mir zu gewollt unterschiedlich und deshalb wirkten sie oft unglaubwürdig und überzogen. Zudem gibt es aufgrund von Sydneys Unbeliebtheit mehr als viele Verdächtige, für mich ein paar zu viel, da sich für fast jeden ein Motiv und einige Indizien finden lassen.
Das Ende konnte mich leider nicht überzeugen, für mich mutete es zu unrealistisch an.
Positiv allerdings sind die Rezepte auf den letzten Seiten, die man Nachbacken kann, sehr passend zum Thema der Bäckerei.

Alles in allem ein Cosy Crime, der sich gut weg lesen lässt, ich hätte mir allerdings mehr Tiefe der Figuren gewünscht und einige Dinge waren für mich unrealistisch und überzogen dargestellt. Da es jedoch noch mehr Teile der "Hansel & Pretzel" Reihe geben wird, wird auf Einiges vielleicht in den Folgebänden näher eingegangen. Fans von locker-leichtem Cosy Crime werden bei dem Krimi sicher auf ihre Kosten kommen.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 05.09.2024

Humorvolle Geschichte aus der Sicht eines Katers mit Tiefgang

Frankie
1

Frankie ist ein Straßenkater, aus seiner Sicht ist das Buch geschrieben. Er schlägt sich meist ganz gut durchs Leben und kommt zu Beginn der Geschichte an einem Haus vorbei, an dem er schon öfter langgelaufen ...

Frankie ist ein Straßenkater, aus seiner Sicht ist das Buch geschrieben. Er schlägt sich meist ganz gut durchs Leben und kommt zu Beginn der Geschichte an einem Haus vorbei, an dem er schon öfter langgelaufen ist. Er sieht einen Mann, den er vorher dort noch nie gesehen hat. Richard Gold möchte seinem Leben ein Ende machen als er Frankie draußen stehen sieht. Kurzerhand lässt er ihn ins Haus und die skurrile und außergewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden beginnt.

Mir hat das Cover gut gefallen, genauso habe ich mir Frankie auch beim Lesen vorgestellt. Er erzählt in seinem ganz eigenen Stil, oft unwissend, sodass man sich als Leser fragt, was er mit diesem oder jenem Begriff meint und sich dann die Hand vor die Stirn schlägt, weil er Dinge einfach anders umschreibt. Die Sprache ist einfach, man kommt sehr gut in die Geschichte rein und gewöhnt sich schnell an die Sichtweise des Katers. Meist locker und leicht fliegt man durch die Seiten, der melancholische und ernste Aspekt der Geschichte wird jedoch nie überdeckt.
Über Richard Gold erfährt man nur etwas aus Frankies Sicht, aber man kommt schnell dahinter, dass er einsam ist und nicht mehr leben möchte. Umso schöner ist es zu lesen, wie schnell er sich an Frankie als neuen "Freund" gewöhnt, der vor allem das weiche Bett und die regelmäßigen Mahlzeiten schätzt.

Der Roman ist mit knapp 190 Seiten zwar überschaubar, aber er verliert mit all seinem Humor und seiner leichten Erzählweise nie die wichtigen Dinge aus den Augen: wie sehr Freundschaft einem Menschen (und auch Tieren anscheinend) ins Leben zurück helfen kann und man nie alleine sein muss. Trotz der ungewöhnlichen Erzählweise kann ich das Buch sehr empfehlen.
Einzige kleine Kritikpunkte ist das für mich nicht ganz befriedigende Ende und die Kürze der Geschichte, für mich hätte es gerne noch ein paar mehr Seiten haben können.
Ein Muss für alle Katzenliebhaber, aber auch alle anderen werden sich an der Geschichte erfreuen.

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Veröffentlicht am 04.09.2024

Eine Fußpflegerin erzählt aus ihrem Alltag - berührend und empathisch

Marzahn, mon amour
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Katja Oskamp ist Mitte vierzig, als sie beschließt, Fußpflegerin zu werden. Ihr Mann ist krank, das Kind aus dem Haus und von der Schriftstellerei allein kann sie nicht leben. Sie arbeitet nach der Ausbildung ...

Katja Oskamp ist Mitte vierzig, als sie beschließt, Fußpflegerin zu werden. Ihr Mann ist krank, das Kind aus dem Haus und von der Schriftstellerei allein kann sie nicht leben. Sie arbeitet nach der Ausbildung zur Fußpflegerin im Kosmetiksalon einer Freundin in Berlin-Marzahn. Was für die meisten eher abschreckend ist, sieht Katja Oskamp als Chance: sie erzählt von ihrer Arbeit und von all den Menschen, die ihre Kunden sind.

Ich kannte Katja Oskamp vorher nicht, aber dass eine Schriftstellerin Fußpflegerin wird und darüber ein Buch schreibt, fand ich sehr interessant. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Das Buch ist in übersichtliche Kapitel unterteilt, angefangen bei der Ausbildung. Es wird in jedem Kapitel ein Kunde vorgestellt, der einen Termin bei ihr hat. Die Autorin beschreibt wunderbar jeden einzelnen Charakter mit seinen Ängsten, Nöten und Hoffnungen. Sie findet dabei ihre eigene Sprache, oft mit Witz und Charme, aber immer respektvoll.
Auf dem "pinkfarbenen Fußpflegethron", wie sie ihn nennt, sind alle gleich. Es kommen vorwiegend ältere Menschen, aber auch Jugendliche suchen gelegentlich die Fußpflege auf und sogar die 5-jährige Mizzi bekommt ihre Behandlung. Ihre Kunden kommen aus allen Schichten der Gesellschaft. Katja Oskamp übt ihren neuen Beruf mit Herz und viel Geduld aus, man merkt beim Lesen schnell, dass sie sich nie verbiegt, jedem Kunden mit Empathie begegnet und ihre Arbeit mag.
Einziger kleiner Kritikpunkt ist für mich das Cover. Es fällt auf den ersten Blick nur durch die pinke Schrift auf, erst beim zweiten Hinschauen erkennt man die typische Balkonfront eines Plattenbaus in Berlin.

Das Buch ist mit knapp 140 Seiten überschaubar, aber Katja Oskamp schafft es, auf jeden einzelnen Charakter einzugehen und seine Eigenheiten wiederzugeben, dass man oft lachen muss und sich fragt, warum dieser Beruf eigentlich so verpönt in der Gesellschaft ist und ihm nicht mehr Wichtigkeit zukommt. Mich hat Katja Oskamp überzeugt und in eine mir fremde Welt mitgenommen. Es lohnt sich, sich auf diese ungewohnte Thema einzulassen!

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