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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2017

Wieder eine tolle Geschichte!

Das Erwachen des Feuers
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Wie schon in den Rabenschatten-Büchern entführt der Autor den Leser auch im Auftaktband seiner neuen Trilogie in eine ganz andere Welt. Diese Welt (und es ist keineswegs dieselbe wie in der Rabenschatten-Reihe) ...

Wie schon in den Rabenschatten-Büchern entführt der Autor den Leser auch im Auftaktband seiner neuen Trilogie in eine ganz andere Welt. Diese Welt (und es ist keineswegs dieselbe wie in der Rabenschatten-Reihe) wird uns durch zwei Karten im Buch etwas näher gebracht. Auf einem der Kontinente, Arradsia, leben auch Drachen. Die werden von den Menschen gejagt, weil ihr Blut ein kostbares Handelsgut ist. Es gibt vier Arten dieser fabelhaften Tiere, rote, blaue, grüne und schwarze Drachen. Das Blut einer jeden Drachenart ist für die meisten Menschen tödlich, aber es gibt Ausnahmen. Im Schnitt jeder 1000. Mensch verträgt das Drachenblut. Diesen sogenannten „Blutgesegneten“ verleihen schon ein paar Tropfen davon außergewöhnliche Fähigkeiten. Diese sind, je nach Drachenart, unterschiedlich. Der Legende nach soll es auch weiße Drachen geben, sie sollen die mächtigste Art sein, aber bisher konnte noch kein „Weißer“ gesichtet werden. Viele halten ihn eben darum für einen Mythos. Aber einige mächtige Personen glauben an seine Existenz.
Da die vier bekannten Drachenarten immer weniger werden und vom Aussterben bedroht sind, könnte das begehrte Drachenblut bald sehr knapp werden. Das würde aber bedeuten, dass die Macht, die dieses Blut dem Kontinent Arradsia verleiht, bald versiegt. Dann würde man einen Krieg gegen das starke Corvantinische Kaiserreich verlieren. Die Entdeckung des weißen Drachen und die Nutzung seines Blutes würde das Kräfteverhältnis wieder zugunsten von Arradsia verschieben. Daher wird eine Expedition losgeschickt, um den weißen Drachen zu finden.

Drei Handlungsstränge verfolgen abwechselnd die Hauptprotagonisten. Das sind Claydon (Clay), ein unregistrierter Blutgesegneter ohne viel Erfahrung, der mit auf die Expedition geschickt wird. Lizanne, eine Geheimagentin des Eisenboot-Handelssyndikats, die trotz ihrer Jugend schon sehr viel Erfahrung hat und sehr abgeklärt wirkt, ebenfalls eine Blutgesegnete. Und Hilemore, ein Seemann und Offizier des Syndikats, der auf einem Kriegsschiff seinen Dienst antritt.
Zunächst getrennt, nähern sich die Handlungsstränge im Verlauf der Geschichte einander an. Die komplexe Welt ist sehr detailliert beschrieben, die Spannung nimmt zu und bleibt bis zum Schluss auf einem hohen Niveau erhalten. Natürlich werden nicht alle Fragen beantwortet, es gibt ja noch zwei weitere Bände, doch man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Wieder ein großartiger Auftaktband von Ryan, der sich damit als erstklassiger Fantasy-Autor etabliert hat. Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 10.08.2017

Ein Urlaub in Afrika

Der Sandmaler
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Mankells Geschichte stammt aus dem Jahr 1974, sie liegt nun in der deutschen Übersetzung vor. Sie spricht Themen an, die uns auch heute noch beschäftigen. Gedankenlose Touristen, die im Urlaub nur Strand ...

Mankells Geschichte stammt aus dem Jahr 1974, sie liegt nun in der deutschen Übersetzung vor. Sie spricht Themen an, die uns auch heute noch beschäftigen. Gedankenlose Touristen, die im Urlaub nur Strand und Bar besuchen, gibt es heute wie damals reichlich. Sie interessieren sich nicht für Land und Leute, sie wollen nur ihren Spaß. Dafür steht Stefan in diesem Buch. Hätte er nicht Elisabeth an seiner Seite, würde er vermutlich die wenigen Ausflüge auch nicht gemacht haben. Elisabeth steht für eine andere Kategorie von Urlaubern. Sie möchte schon etwas über das Leben der Menschen im Land erfahren, auch wenn sie das am Anfang ihrer Reise wohl selbst noch nicht weiß. Sie lässt sich einfangen von ihrer Umgebung, lernt eine einheimsche Familie kennen und erfährt von Sven einiges über die Geschichte und die Bevölkerung. Diese Reise macht sie reifer und sicherer, während Stefan weitgehend der Alte bleibt.
Der Titel „Sandmaler“ irritiert vielleicht ein wenig, denn der hat tatsächlich nur einen sehr kurzen Auftritt. Aber möglicherweise war das ja auch nur als Metapher gemeint. Das flüchtige Bild im Sand, das man sich ansehen, aber nicht mitnehmen kann. Mitnehmen kann man nur den Eindruck des Bildes, das man gesehen hat.
Dass der Sozialismus uns rettet und der Kapitalismus ja schuld ist an den Umständen im Land, ist vielleicht etwas zu einfach dargestellt. Die Kritik ist natürlich berechtigt, die reichen Länder beuten die armen Nationen aus. Die Armut wird zum Problem, von dem sich die Betroffenen kaum befreien können. Aber wäre das im Sozialismus wirklich besser? Einige Länder haben es versucht, ein Erfolgsmodell war es nicht. Ich denke auch nicht, dass man Sozialismus und Kapitalismus gegeneinander stellen sollte. Würde der Kapitalismus nach den fairen Regeln seiner Erfinder ablaufen, würde es den Menschen überall gut gehen. Denn Unterdrückung, Zollschranken und Protekionismus dürfte es dann nicht geben. Leider sieht die Realität anders aus. Der Sozialismus ist theoretisch ebenfalls ein gutes Modell, aber in der Praxis stehen Korruption und Egoismus dem Funktionieren im Wege. Ich will damit sagen, dass es nicht auf das System ankommt, unter dem Menschen leben. Es kommt auf die Menschen an, die es ausüben. Und da es keine perfekten Menschen gibt, gibt es auch keine perfekten Systeme.
Die Systemkritik im Buch soll vermutlich auch nur ein Anstoß sein, mal intensiver darüber nachzudenken. Nachdenken sollten wir auch über unser Verhalten im Urlaub, wenn der uns in ein fremdes Land führt. Für eine umfassende kritische Betrachtung ist dieses Buch zu kurz. Als Impulsgeber und Anregung zum Nachdenken ist es aber sehr gut geeignet. Auch heute noch.

Veröffentlicht am 25.07.2017

Ziemlich düster

Dunkels Gesetz
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Das Positive zuerst: Die kurzen Kapitel lassen sich gut lesen. Man kommt schnell durch das Buch, das ja auch nicht sehr dick ist. Die Geschichte hat mich nicht angesprochen. Ein Exsöldner, der mit seiner ...

Das Positive zuerst: Die kurzen Kapitel lassen sich gut lesen. Man kommt schnell durch das Buch, das ja auch nicht sehr dick ist. Die Geschichte hat mich nicht angesprochen. Ein Exsöldner, der mit seiner Vergangenheit hadert, soll in einem heruntergekommenen Ort eine heruntergekommene, stillgelegte Fabrik bewachen. Er entdeckt zwei heruntergekommene Einheimische bei ihrem Drogenversteck und legt sich mit ihnen an. Für einige geht das nicht gut aus. Tja, das war's im Grunde. Die Personen bleiben flach, die Geschichte ist nur mäßig spannend. Der lokale Slang hat mir nicht gefallen, manchmal hab ich nicht verstanden, was gemeint sein sollte. Und es bleiben am Ende Fragen offen. Welche Rolle spielte die alte Frau? Mir kam es so vor, als kannte sie Dunkel von früher. War das so? Meiner Ansicht nach hätte diese Geschichte einige Seiten mehr verdient mit einer verständlicheren Sprache. Das einzige, was sehr deutlich wird, ist die düstere Stimmung, die über allem liegt. Ein guter Krimi sieht anders aus.

Veröffentlicht am 22.07.2017

Interessante Aspekte spannend erzählt

Die Lieferantin
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Die Protagonistin Ellie verkauft Drogen hoher Qualität und liefert sie per Drohnen aus. Technisch sehr anspruchsvoll und deshalb in der nahen Zukunft angesiedelt, denn heute ließen sich die Drohnen wohl ...

Die Protagonistin Ellie verkauft Drogen hoher Qualität und liefert sie per Drohnen aus. Technisch sehr anspruchsvoll und deshalb in der nahen Zukunft angesiedelt, denn heute ließen sich die Drohnen wohl noch nicht so zielgenau steuern. Natürlich ist dieses visionäre Geschäftsmodell den Drogenbossen vor Ort ein Dorn im Auge. Sie wollen die unliebsame Konkurrenz beseitigen, doch zunächst müssen sie herausfinden, wer und wo sie überhaupt ist. Dazu ist ihnen fast jedes Mittel recht, sie schrecken auch vor brutaler Gewalt nicht zurück.
Ellie liefert nur reinen Stoff, ihr Bruder starb durch die Drogen, und sie macht schlechte, gepanschte Ware dafür verantwortlich. Da der Drogenverkauf illegal ist, sind die Preise hoch. Und der Gewinn lässt sich noch steigern, wenn man den reinen Stoff mit billigen Zutaten vermischt. Dagegen will Ellie kämpfen. Eine härtere Drogenpolitik und schärfere Gesetze sind nicht hilfreich, sie würden die Ware nur noch weiter verteuern und die Beschaffungskriminalität steigern.
Die Geschichte ist eingängig und gut geschrieben, die Autorin schildert ein Szenario nach dem Brexit und vor einem Druxit, einer härteren Gangart gegen den illegalen Drogenhandel durch verschärfte Maßnahmen der Polizei und der Legislative.

Die Diskussion um eine Legalisierung des Drogenverkaufs ist ja nicht neu, aus ökonomischer Sicht macht das durchaus Sinn. Die kriminellen Kartelle würden ihre Geschäftsgrundlage verlieren, die Preise würden sinken, Korruption und Beschaffungskriminalität ebenfalls. Natürlich würde es immer noch Drogenmissbrauch und Abhängigkeit geben, aber diese Problematik wird auch durch Verbote nicht beseitigt. Das beste Beispiel dafür ist die Prohibition in den USA der 1920er Jahre. Nach der Legalisierung war kriminellen Banden sowie korrupten Politikern und Beamten ihr Geschäftsmodell entzogen und die Preise sanken wieder. Volkswirtschaftlich macht eine Legalisierung also Sinn.

Ein Buch, das zum Nachdenken und zur Diskussion anregt. Auf jeden Fall lesenswert.

Veröffentlicht am 20.07.2017

Familie Kuisl ermittelt in München

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf
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Der siebte Band um die Henkerstochter Magdalena und ihre Familie ist ebenso spannend wie seine Vorgänger. Oliver Pötzsch, ein Nachfahre der Henkerdynastie um die Kuisls, recherchiert sehr sorgfältig und ...

Der siebte Band um die Henkerstochter Magdalena und ihre Familie ist ebenso spannend wie seine Vorgänger. Oliver Pötzsch, ein Nachfahre der Henkerdynastie um die Kuisls, recherchiert sehr sorgfältig und schreibt sehr flüssig. Es macht Spaß, in seine Geschichten aus dem 17. Jahrhundert einzutauchen und sich mitreißen zu lassen. Und man kann das Buch auch problemlos lesen, wenn man die sechs vorherigen Bände noch nicht kennt. Sehr interessant sind die historischen Karten/Stadtpläne, die am Anfang des Buches stehen. Ebenso wie die Touren zu den Schauplätzen des Romans, die der Autor am Ende des Bandes beschreibt. Die allerdings sollte man wirklich erst nach dem Roman anschauen, sonst erfährt man die Auflösung zu früh.

Wieder einmal begibt sich die Familie Kuisl/Fronwieser auf Reisen. Der alte Jakob ist in den Rat der Zwölf berufen worden und wurde zur Tagung nach München eingeladen. Magdalena und Simon reisen mit, weil Simon ein medizinisches Traktat, das er verfasst hat, einem bekannten Münchener Arzt vorstellen möchte. Und Magdalena hofft, dass sich Möglichkeiten ergeben, ihren begabten Sohn Peter an einer guten Schule in München unterzubringen. Ihre Söhne Peter und Paul sowie die kleine Sophia sind auch mit dabei. Barbara muss auch mit, weil ihr Vater Jakob für sie einen Mann finden will, der am zweckmäßigsten auch ein Henker sein sollte. Da kommt das Treffen mit elf anderen Henkern gerade recht. Barbara ist allerdings nicht sehr begeistert. Und sie hütet ein Geheimnis, von dem ihr Vater nichts weiß: sie ist bereits schwanger.
Und kaum erreicht die Familie München, werden sich auch schon in einen Kriminalfall verwickelt. Ein junges Mädchen wurde brutal ermordet. Es stellt sich bald heraus, daß mehrere junge Frauen ermordet wurden, alle auf eine Art und Weise, wie es sonst nur Henker tun. Jetzt fällt der Verdacht auf die Henker, die Leute sind beunruhigt. Doch dann trifft es auch den Rat selbst. Niemand fühlt sich mehr sicher. Jakob ermittelt, versucht, Zusammenhänge zu erkennen. Magdalena unterstützt die Nachforschungen auf ihre Weise und gerät bald in ernste Gefahr. Simon hat einen Ermittlungsauftrag der besonderen Art von der Kurfürstin erhalten. Und auch Peter und Paul sind involviert. Der Autor folgt den einzelnen Ermittlungssträngen, alle finden etwas heraus, doch erst gegen Ende werden die Ergebnisse zusammen geführt. Es bleibt spannend bis zu Schluss. Wieder eine sehr gute Geschichte von Pötzsch.