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Veröffentlicht am 25.08.2021

Nur der Leuchtturm kennt die Wahrheit

Die Leuchtturmwärter
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Gedanken der Einsamkeit, nicht nur von den drei Leuchtturmwärtern, sondern auch von deren Frauen. Das unerklärliche Ereignis steht von Beginn an im Raum – wie konnte so etwas geschehen und wer war dafür ...

Gedanken der Einsamkeit, nicht nur von den drei Leuchtturmwärtern, sondern auch von deren Frauen. Das unerklärliche Ereignis steht von Beginn an im Raum – wie konnte so etwas geschehen und wer war dafür verantwortlich? Wenn etwas nicht klar ist, wenn man etwas nicht erklären kann, dann entsteht der Raum für Theorien. Manche sind nachvollziehbar, andere überhaupt nicht. Doch so lange man nichts Genaues weiß, scheint vieles möglich zu sein. Diese Tatsache erhält die Spannung der Geschichte aufrecht.
Die Autorin streut sehr geschickt nach und nach Informationen in die angenehm kurzen Kapitel ein. Am Anfang weiß auch der Leser noch nicht viel, doch mit zunehmenden Seiten erfährt man immer etwas mehr. Wie standen die Frauen zu ihren Männern, wie standen sie zu den anderen Männern? Was dachten die Männer über ihre Frauen und über die Frauen der anderen. Und wie war das Verhältnis der Frauen untereinander und das Verhältnis der Männer zueinander? Das wird erst nach und nach klarer und ergibt schließlich ein überzeugendes Gesamtbild. Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten, auch mysteriöse Ereignisse werden mit eingeflochten. Als Leser entwickelt man eigene Theorien, meine wurde am Schluss dann doch nicht ganz bestätigt.

Sehr vielschichtige Gedanken und Empfindungen der beschriebenen Personen werden mit eindrücklicher Sprache dargestellt. An sich normale Menschen müssen mit ungewöhnlichen Situationen zurecht kommen. Die Paare leben ein paar Wochen eng zusammen, dann sind sie wieder wochenlang getrennt. Das tut bestimmt nicht jeder Beziehung gut. Ein Schriftsteller versucht, sich mit Gesprächen mit den drei Frauen der Wärter einen Eindruck zu verschaffen. Die Damen öffnen sich nur langsam, und nur langsam setzt sich ein Bild zusammen, das manchmal auch ein wenig überrascht.

Ein großartiges Buch, das mich von Anfang bis Ende gefesselt hat! Man beteiligt sich selbst an den Spekulationen über das Geschehen. Und man lernt auch einiges über Leuchtturmwärter, ihre Leuchttürme, und das Leben in ihnen.

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Veröffentlicht am 10.06.2021

Auf den Punkt gebracht

Was, wenn wir einfach die Welt retten?
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Humorvolle Darstellung unserer Situation und fundierte Hinweise auf das, was wir tun sollten, um die Katastrophe noch abzuwenden. Nicht das erste Buch dieser Art, aber angesichts der drängenden Problematik ...

Humorvolle Darstellung unserer Situation und fundierte Hinweise auf das, was wir tun sollten, um die Katastrophe noch abzuwenden. Nicht das erste Buch dieser Art, aber angesichts der drängenden Problematik ist jedes Buch dieser Art ein notwendiges Buch. Das, was Schätzing hier schreibt, kann gar nicht oft genug geschrieben und gesagt werden. Die Aussagen sind sachlich fundiert, aber sie sind auch gut zu lesen, das macht es einfacher, den Ausführungen zu folgen als eine rein wissenschaftliche Analyse. Vieles ist uns natürlich bekannt, wir wissen das, aber handeln wir auch danach? Da könnte viel mehr getan werden, vor allem durch die Politiker. Schätzing stellt jedoch uns selbst, die einfachen Menschen, in den Mittelpunkt. Denn jeder Einzelne kann etwas tun. Gut fand ich auch die Hinweise auf bestimmte Internetseiten, die in verschiedenen Situationen weiterhelfen können. Ganz konkrete Empfehlungen, die jeder nachvollziehen kann.
Sicher muss man nicht jede Ausführung teilen, aber als Denkanstoß kann man es schon verstehen. Nicht neu ist auch der Ansatz, dass man sichere Atomkraftwerde als Übergangslösung weiterbetreiben sollte, um die Klimaziele zu erreichen oder sich zumindest besser anzunähern. Das ist umstritten, aber darüber nachdenken sollte man auf jeden Fall.
Wir müssen etwas tun, soviel ist klar, wir wissen das. Wann fangen wir an?

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Weniger arbeiten, mehr leben...

Sturmvögel
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Auf einer kleinen Insel vor der Küste, vermutlich eine der Halligen, ist das Leben nicht so leicht. Die kleine Emmy lebt dort mit drei Schwestern, einer strengen Großmutter und ihren Eltern, die ihre Kinder ...

Auf einer kleinen Insel vor der Küste, vermutlich eine der Halligen, ist das Leben nicht so leicht. Die kleine Emmy lebt dort mit drei Schwestern, einer strengen Großmutter und ihren Eltern, die ihre Kinder sehr lieben. Viel zu früh verliert Emmy ihre Eltern, die Großmutter ist auch verstorben, und die Kinder sind plötzlich Waisen. Sie werden getrennt auf das Festland geschickt, Emmy kommt zu einer wohlhabenden Familie nach Berlin, wo sie eine Anstellung als Dienstmädchen antritt. Meistens, nicht immer, behandelt man sie recht anständig. Berlin ist in der Zeit zwischen den Weltkriegen zunächst eine blühende Metropole, später dann auch getroffen von der Wirtschaftskrise.
Das Buch beschreibt Emmys Leben von ihrer Jugend bis nach dem zweiten Weltkrieg, und mit Zeitsprüngen das Leben der alten Emmy in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Da wird Emmy 80 Jahre alt und hat drei Kinder: Hilde, Otto und Tessa. Auch Anni, die Tochter vom Ex von Tessa, lebt bei ihnen. Emmys Kinder wissen offenbar nicht viel über ihr Leben, erst als sie den Keller der alten Dame aufräumen, finden sie Papiere, die ihnen zu denken geben.
Es entwickelt sich eine spannende Geschichte über das Leben von Emmy, der Leser wird von Beginn an in den Bann dieser Figuren hineingezogen. Es ist wunderbar zu lesen, es wird nie langweilig und auch die Spannung bleibt bis zu Schluss erhalten.

Ich gestehe, dieses Buch stand zunächst nicht auf meiner Leseliste. Erst durch viele positive und interessante Rezensionen bin ich darauf aufmerksam geworden. Ich habe es nicht nur nicht bereut, ich war am Ende begeistert von dieser Geschichte! Großartig geschrieben, tolle Charaktere, und immer wieder Emmy. Eine bewundernswerte Frau, die Schwierigkeiten nicht klein kriegen können. Sie bewältigt ihr keineswegs leichtes Leben mit viel Humor und großer Kraft. Zwei Kriege, eine schwierige Ehe und große Verluste – das Leben hat ihr viel abverlangt, aber sie hat nie aufgegeben. Unbedingt lesenswert!

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Veröffentlicht am 31.05.2021

Wiener Blut

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Makabere Verbrechen, skurrile Charaktere, bizarre Rituale – das zeichnet die historischen Krimis von Oliver Pötzsch aus. So auch in diesem neuen Fall mit neuen Ermittlern im alten Wien der 1890er Jahre. ...

Makabere Verbrechen, skurrile Charaktere, bizarre Rituale – das zeichnet die historischen Krimis von Oliver Pötzsch aus. So auch in diesem neuen Fall mit neuen Ermittlern im alten Wien der 1890er Jahre. Schreckliche Taten sind es, die der junge Inspektor Leo von Herzfeldt bearbeiten muss. Ist er doch selbst gerade erst in Wien eingetroffen und noch ganz neu bei den Wiener Sicherheitsbehörden. Er spricht lupenreines Hochdeutsch und wirkt etwas arrogant, was bei den neuen Kollegen nicht so gut ankommt. Außerdem ist er ein Verfechter neuer Methoden der Kriminalistik. Tatortfotos, Spurensicherung, Laboranalyse sind noch sehr neu und in Wien noch nicht etabliert. Kein leichter Start für Leo, und dann noch diese brutalen Morde. Die Ermittlungen beginnen für Leo auf dem Wiener Zentralfriedhof, wo er den kauzigen Totengräber Augustin Rothmayer kennenlernt. Der alte Mann hat sehr viel Erfahrung mit Leichen, was den Ermittlungen durchaus zugute kommt. Allerdings verhält sich Leo auch gegenüber Rothmayer zunächst ziemlich hochnäsig, was mich ein wenig gestört hat. Davon abgesehen steckt hinter diesem Fall sehr viel mehr als nur ein brutales Verbrechen.

Es entwickelt sich eine äußerst spannende Geschichte, die mich von Anfang bis zum Ende gefesselt hat. Fast jeder Charakter hat so seine Geheimnisse, die manchmal doch überraschen. Es ist eine sehr gute Pötzsch-Geschichte, hochspannend und wie immer sehr gut geschrieben. Ich mag diesen Stil, es ist für mich immer wieder ein Lesevergnügen. Ich denke, im alten Wien geschehen noch viel zu viele Verbrechen, da gibt es auch weiterhin viel zu tun für Leo und Co., deshalb hoffe ich auf ein baldiges Wiederlesen!

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Veröffentlicht am 22.05.2021

Crackokalypse

Beautiful Things
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Ein erschütternder Bericht über die Drogensucht von Hunter Biden, von ihm selbst geschrieben. Die Tragödien dieser Familie sind schwer zu verdauen. Hunter verliert mit vier Jahren seine Mutter und seine ...

Ein erschütternder Bericht über die Drogensucht von Hunter Biden, von ihm selbst geschrieben. Die Tragödien dieser Familie sind schwer zu verdauen. Hunter verliert mit vier Jahren seine Mutter und seine kleine Schwester bei einem Autounfall. Auch er und sein Bruder Beau saßen in dem Auto, sie überlebten das Unglück. Ich hatte bei Hunters Schilderung den Eindruck, dass eine richtige Trauerarbeit nach dem schweren Verlust in der Familie gar nicht stattfand. Man verdrängte eher sehr schnell das Geschehen und wandte sich, auch mit Hilfe der Großfamilie, schnell wieder den täglichen Routinen zu. Vielleicht spielte das auch eine Rolle dabei, dass Hunter später so abrutschte. Er berichtet sehr offen über sein Drogenleben und seine Sucht. Allerdings kommt er immer wieder von den Drogen los, wenn auch manchmal nur kurze Zeit. Dank seiner privilegierten Stellung kann er fast jederzeit in eine gut ausgestattete Entzugsklinik gehen. Das unterscheidet ihn natürlich von den vielen Süchtigen, die sich so etwas nicht leisten können. Auch seine finanziellen Mittel für den Drogenkonsum sind beachtlich, er scheint unbegrenzt kaufen zu können, ohne in eine Beschaffungskriminalität abgleiten zu müssen. Auch das unterscheidet ihn vom „normalen“ Junkie. Es ist „einfach“ für ihn, nach einem erfolgreichen Versuch wieder rückfällig zu werden. Geld spielt offenbar keine Rolle. Vielleicht wäre er nicht so oft rückfällig geworden, wenn er nur knapp bei Kasse gewesen wäre. Aber das ist Spekulation. Hunter hatte die Mittel, und er hat sie entsprechend eingesetzt.
Der Tod seines geliebten Bruders Beau hat ihn sehr mitgenommen. Dieses Mal fühlt er die Trauer und der Rausch hilft ihm dabei. Seine Familie fängt ihn immer wieder auf, das ist bewundernswert. Und am Ende hat er offenbar tatsächlich Glück, den richtigen Menschen zu finden, der ihn nicht nur auffängt, sondern der ihm dauerhaft zur Seite steht.
Ich wünsche dem Autor, dass ihm der Ausstieg nun endlich gelingt, dass er clean bleibt. Ein sehr offener Bericht, der die Tragödie dieser Familie erkennen lässt. Dadurch versteht man einiges etwas besser, aber an manchen Stellen erscheint mir die Schilderung doch ein wenig weichgespült. Trotzdem sollte man dieses Buch lesen.

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