Zwei Mörder auf der Flucht
Königsmörder1660: Die Herrschaft Cromwells geht zu Ende und die Monarchie ist in England wiederhergestellt. Der neue König erlässt ein Generalpardon, um einen Schlussstrich unter die langen Jahre des Bürgerkrieges ...
1660: Die Herrschaft Cromwells geht zu Ende und die Monarchie ist in England wiederhergestellt. Der neue König erlässt ein Generalpardon, um einen Schlussstrich unter die langen Jahre des Bürgerkrieges ziehen zu können. Davon ausgenommen sind jedoch all diejenigen Männer, die ihre Unterschrift unter das Todesurteil des alten Königs Charles I. gesetzt hatten. Das gilt auch für Oberst Edward Whalley und dessen Schwiegersohn. so sehen sich die beiden treuen Anhänger Cromwells dazu genötigt, England heimlich zu verlassen und in die englischen Kolonien Amerikas zu fliehen. In den dortigen fanatischen puritanischen Gemeinden, die mehr und mehr versuchen, vom englischen Thron unabhängig zu werden, finden die beiden Unterschlupf, dennoch mit der ständigen Angst im Nacken, von den Häschern des Königs aufgespürt zu werden. Denn ein Mann, Richard Nayler, hat es sich zur Aufgabe gemacht, all jene, die den König ans messer geliefert hatten, zur Strecke zu bringen.
Bei Königsmörder handelt es sich um meinen ersten Roman dieses Autors, denn dieser hat mich ganz besonders von der Thematik und vom Klappentext her angesprochen. Auch eilt dem Autor ein Ruf als grandioser Geschichtenerzähler voraus, der auch mir nicht ganz entgangen ist. Dementsprechend gehypt war ich auf dieses Buch. Der Einstieg begann auch schon vielversprechend, denn der sprachliche Stil Robert Harris` sprach mich von Beginn an an. Flüssig zu lesen und dennoch detailreich und eine tolle Atmosphäre gestaltend. Soweit so gut. Allerdings geriet mein Lesefluss zunehmend ins Stocken. Denn eines merkt man sofort: Robert Harris geht begnadet und eifrig an die Aufgabe heran, für seine Leserschaft ein Potpourri an interessanten Hintergrundfakten und historischen Tatsachsen zusammenzusammeln. So erfährt man einiges über den Englischen Bürgerkrieg oder auch das Große Feuer von London, das ebenfalls in den Handlungszeitraum fällt. Und auch mit Wissen über die Lebensweise in London und Neuengland des 17. Jahrhunderts wird man beim Lesen reichlich eingedeckt. Und hier liegt auch schon das Problem des ganzen. Die Fülle an Informationen ist derart reichlich, dass Spannung und Darlegung von Fakten sich nicht mehr in der Waage halten können. Die Spannung der Geschichte - auch wenn die Handlung ausreichend Potential dafür bieten würde - geht zu Gunsten des Hintergrundwissens verloren.
Auch mit der Ausgestaltung der Charaktere war ich nicht ganz zu frieden. Diese wirken von Anfang an alle zu einheitlich und es fiel mir im ersten Fünftel des Buches auch zunehmend schwer Oberst Whalley und Oberst Geoffe von einander zu unterscheiden. Hin und wieder musste ich noch einmal zum Personenregister am Anfang des Buches zurückblättern, um nachzuschauen, wer von den beiden nun William und wer Ned sei, vor allem aber auch, wer von den beiden noch einmal der ältere der beiden war. Mit der Zeit lichtete sich dieser Wald aus Verwirrung aber und die beiden entwickelten sich in meinen Augen zu eigenständigen Charakteren.
Kurzum, ein lesenswertes und vor allem interessantes Buch, auch wenn die Spannung hin und wieder sich eine Auszeit nimmt.