ein wundervoller Abschluss
Funkenstille (Sweet Lemon Agency, Band 3)„Ich musste Joscha Rittberger anlügen, damit ich bei ihm ich selbst sein konnte. Nicht die Amelie, zu der das Leben mich gemacht hatte. Sondern die, die ich hätte sein sollen.“
(Amelie in Funkenstille) ...
„Ich musste Joscha Rittberger anlügen, damit ich bei ihm ich selbst sein konnte. Nicht die Amelie, zu der das Leben mich gemacht hatte. Sondern die, die ich hätte sein sollen.“
(Amelie in Funkenstille)
Worum geht’s?
Amelie hat keine Zeit für Ablenkung. Sie opfert alles, um ihrer kleinen Schwester die Kindheit zu ermöglichen, die ihr selbst verwehrt geblieben ist – sogar ihre große Liebe. Sechs Jahre ist es her, dass Joscha ohne sie nach England gegangen ist, um seine Fußballkarriere voranzutreiben. Als der Torwart jetzt zu seinem Heimatverein zurückkehrt, hat er nicht nur sportliche Ziele. Er will Amelie zurückerobern. Doch kaum glaubt auch sie an eine gemeinsame Zukunft, beginnt die Presse, in ihrer Vergangenheit zu wühlen.
Funkenstille ist Band 3 der Sweet Lemon Agency-Reihe. Die Geschichte um Amelie und Joscha ist in sich geschlossen. Vorkenntnisse sind nicht nötig.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Joscha und Amelie geschrieben. Das Buch beinhaltet sexuellen Content. Es werden potenziell triggernde Themen wie Kindesvernachlässigung und Drogen thematisiert.
Meine Meinung
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge habe ich Funkenstille entgegengesehen. Die Sweet Lemon Agency Reihe hat mich bisher sehr begeistert, die turbulente Agentur mit ihren verrückten, aber liebenswerten Charakteren habe ich sehr ins Herz geschlossen. Mit Amelies Geschichte kam nun die Mitarbeiterin, über die man bisher am wenigsten wusste.
Denn Amelie hat die Vormundschaft über ihre kleine Schwester Lola übernommen. Aus einem Haushalt stammend, wo sie ihren Vater nicht kennt und ihre Mutter die Drogen über ihr Kind gestellt hat, hat Amelie alle Widrigkeiten überstanden und sich zu einer starken Frau entwickelt. Das Buch beinhaltet Geschichte aus Amelies Vergangenheit, bei denen sie hungernd allein zurückgelassen wurde und ihre Mutter bei zwielichtigen Aktivitäten sehen musste. Amelies einziges Licht war ihre Liebe zu Joscha Rittberger, den jungen Fußballprofi, der aber bald nach England ging. Ursprünglich wollte Amelie mitgehen, aber als sie erfuhr, dass ihre Mutter schwanger ist, hat sie Joscha ziehen lassen – aus Angst, dass er ihretwegen bleiben würde. Nun sind sechs Jahre vergangen und Joscha ist zurück und plötzlich steht alles Kopf.
Ich weiß gar nicht, was mich an der Geschichte am meisten begeistern konnte. Amelie als liebevoller Mutterersatz, der alles für Lola tut, manchmal an sich selbst zweifelt, jeden Cent zweimal umdreht, um ihrer Schwester alles zu ermöglichen, was sie nie durfte und konnte? Joscha, der so liebevoll und verständnisvoll in Amelies Leben tritt und nach einem anfänglichen Schock (er dachte, Lola könnte seine Tochter sein) sein Bestes gibt, Amelie glücklich zu machen, für sie da zu sein und sie und Lola zu schützen? Die found family Bande aus der Agentur, die Amelie nach all der Zeit des Abstands bedingungslos und herzlich als Freundin in ihrer Mitte empfängt und ihr zeigt, dass sie niemals allein ist? Dieses Buch hat das alles und kann damit eine wahnsinnig große Bandbreite an Emotionen bedienen: Frust und Wut auf Amelies Mutter, Anerkennung und Mitleid für Amelie, Herzchenaugen für Amelie und Joscha, zahlreiche Lachfalten für Lolas unglaublich niedliche Sprüche (Kindermund tut Wahrheit kund!) und auch ein bisschen Hoffnung und Verzweiflung.
Mit Amelies Geschichte hat man natürlich schwere Kost, die massive Auswirkungen auf Amelie hatte. Sie ist eine Löwenmama für Lola, die sich selbst ein Bein ausreißen würde, damit niemand denkt, Lola wird nicht geliebt und gepflegt. Dass sie dabei permanent sich selbst zurücksteckt, geht einem schon an die Nieren. So viel Liebe, so viel Hingabe – und dafür hat Amelie auch ihre große Liebe aufgegeben. Dass Wiederzueinanderfinden mit Joscha hat mir gut gefallen. Es ist eine behutsame Entwicklung, die das vorige Knistern einfängt, aber auch thematisiert, dass viel passiert ist und sich vor allem in Amelies Leben viel geändert hat. Joscha erkennt auch zunehmend, dass er die Warnzeichen ignoriert hat und vielleicht auch zu jung und eingebildet war, als er Fußballprofi wurde. Mit seinem Leben als Profi gibt es eine durchaus interessante Storyline, die vor allem auch durch die mediale Beachtung bedeutend ist. Ich bewundere die Autorin dafür, wie sie es geschafft hat, diese Vielzahl an Themen zu jonglieren, ohne dass es untergeht oder bloß zweckmäßig wirkt.
Doch auch das Drumherum hat mir gut gefallen. Geburtstage, bei denen Joscha herrlich normal sein kann, wahnsinnig witzige Jokes mit einer aufbrechenden Leichtigkeit, eine niedliche Lovestory zwischen Jesse und Joschas Bruder Elias, Einblicke in die Entwicklung der vergangenen Pärchen und vor allem die Gruppendynamik der Agentur – Funkenstille hat so viel zu bieten. Es ist ein Buch voller Leichtigkeit und Schwere, voller Licht und Schatten, aber vor allem voller Liebe: Geschwisterliebe, die erste große Liebe, die wahre Liebe, die freundschaftliche Liebe – und auch die Liebe zu sich selbst und das für sich selbst einstehen. Was es damit auf sich hat? Dass muss jeder für sich selbst herausfinden.
Mein Fazit
Funkenstille ist ein wundervoller Abschluss einer interessanten Reihe um eine sympathische Werbeagentur. Amelie und Joscha waren ein tolles Pärchen und ein wunderbares Beispiel, wie Second Chance gut funktionieren kann. Ich habe das Buch absolut geliebt!
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]