ich habe das Buch geliebt
Wo der Regen uns berührt„Wie kann jemand der einen so sehr verletzt gleichzeitig auch so heilsam sein?“
(Diez in Wo der Regen uns berührt)
Worum geht’s?
Nachdem ihr Vater an der seltenen, vererbbaren Huntington-Krankheit ...
„Wie kann jemand der einen so sehr verletzt gleichzeitig auch so heilsam sein?“
(Diez in Wo der Regen uns berührt)
Worum geht’s?
Nachdem ihr Vater an der seltenen, vererbbaren Huntington-Krankheit gestorben ist, will die Studentin Ada einfach nur ihre Trauer und ihre Angst, vielleicht selbst zu erkranken, vergessen. Als sie den charismatischen Diez kennenlernt, bietet er für sie vor allem eine ungezwungene Ablenkung von all den Gedanken und Gefühlen, vor denen sie fliehen will. Doch für Diez ist die Zeit mit Ada bald sehr viel mehr als eine rein körperliche Beziehung. Immer wieder kommt es deshalb zwischen ihnen zum Streit, immer wieder stößt Ada Diez von sich. Bis sich auch in Diez‘ Leben ein Sturm zusammenbraut und nicht mehr nur Ada mit ihren Ängsten und Gefühlen konfrontiert wird …
Wo der Regen uns berührt ist Band 2 der Skyline-Reihe. Die Geschichte ist in sich geschlossen und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden.
Inhaltliche Hinweise
Die Geschichte wird durch Ada und Diez in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet Thematiken, die triggern können, insbesondere aus dem Bereich Verlust und Erkrankung.
Meine Meinung
Nach einem absolut grandiosen Band 1 war meine Vorfreude auf dieses Buch so astronomisch hoch, dass ich bei Ankunft des Buches echt kurzzeitig entschieden habe, das Buch erst einmal nicht zu lesen. Einfach, weil ich Angst hatte, dass meine Erwartungen nicht erfüllt werden. Und dann? Habe ich es in einem Rutsch, in Begleitung von viel Gänsehaut und jeder Menge Enge in der Brust, komplett weginhaliert.
Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass dieses Buch keine klassische Liebesgeschichte ist, dass dieses Buch kein Wohlfühlbuch mit ein wenig Mental Health ist – dieses Buch ist Mental Health mit ein wenig Lovestory! Es ist eine schwere, berührende, bedrückende Geschichte, dies aber gleichzeitig so viel Daseinsberechtigung hat, denn sie setzt sich mit Verlust auseinander. Ada verliert ihren Vater an eine Krankheit, Diez verliert in diesem Buch seine Schwester durch Suizid. Und die Wege der beiden kreuzen sich, als es schwer ist, und von da an immer wieder, denn Ada möchte vergessen, den Schmerz betäuben und fühlt sich von Diez verstanden, aber gleichzeitig hält sie ihn auf Abstand und möchte ihm nicht mehr als ihren Körper geben. Diez hingegen ist ein absoluter Golden Retriever, was man anfangs gar nicht erwarten würde, aber ich habe ihn so schnell ins Herz geschlossen. Beide Charaktere müssen in diesem Buch so viele Hindernisse und Schatten der Vergangenheit überwinden und die Autorin setzt dabei nicht auf „Liebe heilt alles“, sondern folgt eher dem Motto „du musst dich selbst heilen, aber dabei bekommst du sehr viel Unterstützung“. Das Buch greift Trauerbewältigungsgruppen auf, die Last der Unwissenheit – Diez fragt sich lange, was seine Schwester zu der Entscheidung getrieben hat – aber auch die Folgen von Verlust auf, denn Ada verliert nicht nur ihren Vater, sondern auch ihre Mutter an die Trauer, während Diez‘ Vater so tut, als hätte es seine Tochter nie gegeben. Trauer und ihre Bewältigung hat sehr viele Facetten und in diesem Buch kommen sehr viele davon vor. Schon bei Band 1 habe ich gesagt: Dieses Buch ist eine Abrechnung mit dem Leben mit seinen Hindernissen und Stolpersteinen, eine Liebeserklärung an die Hoffnung und den Mut, weiterzumachen. Und das gilt auch hier! Man muss sich nur klar sein, dass dieses Buch eine Mischung aus Gewitterwolken, Tänzen im Regen, Nebel und emotionalem Sturm ist.
Diez und Ada überzeugen beide als Charaktere mit Ecken und Kanten, mit Ängsten und Wünschen. Es geht um Grenzen, die manchmal, obwohl es schmerzt, aufgezeigt werden müssen. Es geht um Wut, die manchmal herausbricht und die falschen trifft. Es geht um Ängste, die das Handeln bestimmen können und zu Entscheidungen führen, die nicht immer das Beste für einen sind. Es ist eine turbulente Liebesgeschichte, bei der die Anziehung genauso stark ist wie die emotionale Belastung, die das Verhalten der Charaktere auslöst. Und trotz allem gibt es auch viel Leichtigkeit, viel Unterstützung – eine starke WG, gute Freund:innen und jede Menge kluge, aber nicht besserwisserische Tipps – und so viel Denkstoff, dass ich wahrscheinlich noch wochenlang über das Buch reden kann. Dieses Buch fällt unter die Kategorie „der Weg ist das Ziel“, denn es geht mehr um die Entwicklung und den Einfluss der Entscheidungen, als um das letztendliche Zusammenkommen der Charaktere. Es ist kein Wohlfühlbuch, keine Zuckerwatte-Herzchenaugen-Geschichte und diesen Anspruch hatte das Buch auch nie. Aber es ist ein Buch, was bewegt, zum Nachdenken anregt und vielleicht auch an der einen oder anderen Stelle herausfordert.
Mein Fazit
Wo der Regen uns berührt ist ein emotionale und ergreifende Geschichte um Verlust, Trauer und Angst. Ich habe das Buch sehr geliebt und ich bewundere die Autorin für ihre Fähigkeit, solch schwierige Themen so gut einzufangen. Schwere Kost, die wirklich berührt.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]