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Veröffentlicht am 05.11.2023

ein Kunstwerk

Jetzt sind wir eins (Jetzt-Trilogie, Band 2)
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„Du bist okay.“
(Tillie an sisch selbst in Jetzt sind wir eins)

Worum geht’s?

Via Interrail durch Skandinavien: Das Videoprojekt ist Tillies letzte Chance auf ein Stipendium. Der Haken? Für professionellen ...

„Du bist okay.“
(Tillie an sisch selbst in Jetzt sind wir eins)

Worum geht’s?

Via Interrail durch Skandinavien: Das Videoprojekt ist Tillies letzte Chance auf ein Stipendium. Der Haken? Für professionellen Content braucht sie Hilfe. Den perfekten Reisepartner hätte sie sogar: Fotografiestudent Jonathan. Blöd nur, dass Tillie ausgerechnet seinem Bruder das Herz gebrochen hat und Jonathan sie seitdem hasst. Widerwillig sagt er zu – unter der Bedingung, das Tattoo auf ihrem Oberschenkel ablichten zu dürfen. Was sie dabei nicht einkalkuliert hat: Dass er beim Anblick der Narben unter der Tinte nicht wegsieht. Dass er Tillie eigentlich immer ansieht ...

Jetzt sind wir echt ist Band 1 der Jetzt-Reihe. Die Geschichte ist in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Jonathan und Tillie erzählt. Der Schreibstil der Autorin ist wortgewandt und poetisch. Im Buch ist sexueller Content sowie möglicher Trigger enthalten.

Meine Meinung

Wörter können ein Meisterwerk sein. Zusammenhängend, einzeln, wirr durcheinander. Es gibt Bücher, bei denen geht es gar nicht so sehr um die Geschichte, sondern die Magie der Worte. Und dieses Buch gehört dazu. Generell die Bücher der Autorin. Ich weiß, dass viele Leute mit ihrem außergewöhnlichen, speziellen Schreibstil nur bedingt klarkommen, aber ich liebe, liebe, liebe ihn. So echt, so ungefiltert und so voller Gedanken und Emotionen, dass man beim Lesen selbst melancholisch wird, nachdenkt und vielleicht auch die ein oder andere Botschaft mitnehmen kann. Aber kommen wird zur Geschichte von Tillie und Jonathan…

In die Geschichte habe ich schnell und einfach reingefunden. Tillie ist von Anfang an ein mitreißender, komplizierter Charakter. Sie ist nach Absage ihres Stipendiums in Geldnot und möchte sich für ein anderes Stipendium bewerben, hierfür braucht sie aber eine besondere Art von Projekt. Das Leben für sie ist nicht einfach, sie hat Zwangsgedanken, die Stimme in ihrem Kopf erklärt ihr immer wieder, wie schmutzig sie ist. Schon von Anfang hat haben mich ihre Gedanken bedrückt, während sie gleichzeitig so viele nachvollziehbare sozialkritische Aspekte einfangen. Slutshaming, die Verurteilung der sexuellen Freiheit von jungen Frauen, die Leichtigkeit des Lebens im Kontrast zur Erwartungshaltung an Tillie und Tillies eigene Erwartungen an sie selbst. Als Tillies Ex Leander noch ein Gedicht veröffentlicht, in dem er Tillie als Medusa betitelt und ihr attestiert, dass sie ein furchtbarer Mensch ist, bricht mein Herz für sie endgültig. Die Abwärtsspirale ihrer Gedanken, in denen sie an sich selbst zweifelt, sich selbst fertig macht, weil sie Leander nicht lieben konnte und die stete Frage, ob sie ihm falsche Hoffnungen gemacht hat, ziehen sich durch die ganze Geschichte. Denn Leander ist Jonathans Bruder.

Jonathan ist ein relativ blasser Charakter, was angesichts von Tillies Präsenz für mich kein großes Problem war. Er hat ein unfassbar besonderes Auge für Fotografie und so kommt es, dass Tillie ihn als Partner für ihr Stipendiumsprojekt anfragt. Denn Jonathan sucht besondere Fotomodelle und Tillie mit ihren äußerlichen und inneren Narben ist genau, was er sucht und braucht. Aber er hat was gegen Tillie. Anfangs denkt man, dass es daran lag, dass sie Leander das Herz gebrochen hat, aber im zunehmenden Verlauf merkt man, dass er Gefühle für sie hat und sich daran stört, die „Freundin seines Bruders“ zu begehren. Als beide ihre Reise beginnen, ist Jonathan kühl, abweisend und teilweise fast schon fies zu Tillie, aber schon bald führt ihr Trip beide näher zueinander. Und hier beginnt ein emotionales Auf und Ab, was so greifbar war, dass ich wirklich mitgelitten habe. Tillies Zwangsgedanken, die Art wie sie zu sich selbst spricht, sich selbst herabwertet und dafür verurteilt, Jonathan zu begehren. Der Gedankenstrudel ist so wortgewaltig und ehrlich. Schonungslos, verworren und real. Ja, der Schreibstil mag kompliziert sein, aber das Buch lebt davon. Es lebt davon, so ungefiltert zu sein. So, als würden die eigenen Gedanken wild durcheinanderpurzeln. Einige Gedankengänge sind dabei fast schon poetisch, andere einfach nur roh und straight forward. Von der Reise der beiden kann ich als Leser ein wenig mitnehmen, aber es ist kein Roadtrip-Roman, wo man unglaublich viel von Landschaft und Kultur miterlebt, im Gegenteil steht die persönliche Entwicklung und die aufkeimende Beziehung so viel mehr im Fokus.

Als beide nach ihrem Trip zurückkehren, platzt die Realität in ihre frischen Gefühle. Es war klar, dass es so kommen muss und ich fand die Entwicklungen nachvollziehbar. Die Auswirkungen der Entwicklungen auf Tillies Gedanken war enorm greifbar und hat mich sehr mitgenommen. Die Autorin hat einfach ein super Fingerspitzengefühl dafür, wie sie mit solch schwierigen Themen umzugehen hat. Das gesamte Buch hat eine gewisse Schwere, Jonathan und Tillie sind auch beides gute Denker, die viel Kopfchaos mitbringen. Was mich leider nicht ganz so sehr abgeholt hat, waren die Spice-Szenen. Diese sind explizit beschrieben und auch nicht unbedingt 0815-Standard, für mein persönliches Empfinden haben sie nicht so sehr reingepasst, aber ich denke, da hat jeder eine andere Ansicht. Außerdem hat der Rest des Buches meine Gedanken diesbezüglich absolut überlagert, sodass es Meckern auf hohem Niveau ist.

Mein Fazit

Jetzt sind wir eins ist eine wunderbare Fortsetzung mit einer besonderen Protagonistin, vielen schweren Gedanken und jeder Menge Gefühl. Die Emotionen und Gedanken wirken echt und real, der Schreibstil ist wortgewaltig und besonders. Ich weiß, wieso ich die Bücher der Autorin so sehr liebe.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 05.11.2023

rundum begeistert

Two Lives to Rise (Breaking Waves 2)
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„Aber vor mir auf dem Boden liegt meine Todesanzeige, und jedes einzelne Wort davon ist auf furchtbar schmerzhafte Art und Weise wahr.“
(Isabella in Two lives to rise)

Worum geht’s?

Avery, Isabella, ...

„Aber vor mir auf dem Boden liegt meine Todesanzeige, und jedes einzelne Wort davon ist auf furchtbar schmerzhafte Art und Weise wahr.“
(Isabella in Two lives to rise)

Worum geht’s?

Avery, Isabella, Odina, Lee und Josie sind jung, wild und die besten Freundinnen, seit sie sich im Surfcamp auf einer kleinen Insel vor der Küste South Carolinas kennenlernten. Es ist der Sommer ihres Lebens – bis Josie plötzlich spurlos verschwindet. Erst zehn Jahre später gibt es eine Spur ... sabella ist die Erbin eines Luxushotels auf Harbour Bridge und wohnt in einer traumhaften Villa mitten in der Natur. Ihr Leben scheint perfekt. Doch was niemand weiß: Sie ist zutiefst unglücklich und einsam. Als ihre einstige Freundin Avery auf der Insel auftaucht und in der Vergangenheit herumstochert, bröckelt Isabellas mühsam errichte Fassade. Und dann ist da noch ihr neuer, unverschämt attraktiver Nachbar Preston, der sie mit seinem Baulärm um den Schlaf und Verstand bringt. Isabella kann Nähe kaum ertragen, hat zehn Jahre lang versucht, zu vergessen und jeden auf Abstand gehalten. Nur Preston lässt sich von ihr nicht einschüchtern. Er ermutigt sie, sich den Schrecken ihrer Vergangenheit zu stellen. Denn nur so lässt sich Josies Schicksal aufklären...

Two lives to rise ist Band 2 der Breaking Waves-Reihe. Die Geschichte um Isabella und Preston ist in sich geschlossen. Vorkenntnisse sind hilfreich, die Rahmenhandlung um Josie wird in den Folgebänden fortgesetzt.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch wird durch Isabella in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch spielt in der Gegenwart, durch Rückblenden-Kapitel wird jedoch auch die Jugendzeit beleuchtet. Das Buch beinhaltet sexuellen Content und potenziell triggernde Themen.

Meine Meinung

Nach einem wahnsinnig starken Start mit „One second to love“ war ich unglaublich gespannt auf dieses Buch. Die Geschichte um Josie, wilde Theorien und jede Menge Vermutungen haben mich in den letzten Wochen begleitet. Und ich war gespannt, ob die Autorin mich mit Band 2 wieder abholen oder vielleicht sogar noch mehr begeistern könnte. Kleiner Spoiler: Das hat sie!

Nachdem mich an Band 1 einige Punkte irritiert haben, bringt Band 2 viel Licht ins Dunkle. Insbesondere die Dynamiken der Freundschaft, die Hintergründe werden mehr beleuchtet, denn anders als Avery aus Band 1 ist Isabella dauerpräsent auf der Insel und war zudem mit Josie noch einmal ganz anders verbunden. Interessant ist hierbei auch, dass aus Isabellas Sicht einige Szenen vielleicht anders wirken oder eben tatsächlich anders sind, so etwa die Toilettenszene aus Band 1, bei der man nun erfährt, was wirklich war. Aber von vorn!

Two lives to rise begleitet Isabella, die irgendwie unglücklich ist. Das merkt der Leser, aber es dauert ein wenig, bis man erfährt und versteht, wieso. Isabella hatte einst Träume, Hoffnungen und Ambitionen, doch jetzt führt sie das Luxushotel ihrer Eltern, wohnt in einem riesigen Haus allein und Männerbekanntschaften unterliegen strengen Regeln. Schon bald drängte sich mir ein Verdacht auf, aber hierzu später mehr. Isabella ist wahnsinnig angefressen, weil ihr neuer Nachbar Preston im wahrsten Sinne des Wortes ein wandelndes DIY-Projekt ist, Lautstärke inklusive. Zwischen beiden fliegen von Anfang an die Fetzen, denn sie ist von ihm genervt und er vorverurteilt sie als versnobte reiche rücksichtslose Tussi. Bisschen Haters to Lovers, bisschen Miscommunication und auf jeden Fall eine gute Prise Humor begleiten die folgenden Aufeinandertreffen, bis beide beginnen, hinter die Fassade des jeweils anderen zu schauen. Und hier war ich davon verblüfft, mit welcher Leichtigkeit die Autorin dem Leser die Facetten von Preston aber vor allem von Isabella aufzeigt. Es hat sich so natürlich und ungekünstelt angefühlt, so dynamisch und passend, was gerade bei solchen Hate-Love-Geschichte oft ein Problem ist, weil man nicht versteht, wieso aus Hass plötzlich Liebe wird. Aber die Autorin hat hier so viel Gefühl, Verständnis und Nahbarkeit reingebracht, dass ich wirklich ein riesiger Fan von Isabella und Preston wurde. Denn er gibt ihr Raum, aber auch die Kraft, sich ihren Ängsten und verlorenen Träumen zu stellen. Hat mich in Band 1 die Lovestory nicht so begeistert, tat sie es in Band 2 so viel mehr. Ein Push and Pull, jede Menge charmanter Momente, viel Raum für Entwicklungen – man merkt, dass die Charaktere Erwachsene sind und die Autorin erlaubt ihnen Zweifel und Hoffnung zugleich.

Aber für mich das Highlight war einfach Isabella. Ja, ich mochte sie in Band 1 nicht so unbedingt, sie wirkte distanziert und man fragte sich, wieso eigentlich. Band 2 bringt so viel Licht ins Dunkle, mehr als einem vielleicht lieb ist. Denn Isabellas Story ist herzzerreißend und das auf vielen Ebenen. Man erfährt, welches Geheimnis Isabella hütet und auf grausame Weise ist auch nachvollziehbar, wieso. Es ist ein Dauerbrennerthema, dem sich die Autorin behutsam und stark angenommen hat, was sie mit verschiedenen Meinungen beleuchtet hat und wo sie Isabella die Macht zurückgibt, die ihr genommen wurde. Nämlich die Macht, selbst zu entscheiden, nachdem sie ihr Geheimnis offengelegt hat. Kein „xyz entscheidet einfach, etwas zu tun“. Und hierfür war ich sehr dankbar. Isabella durchläuft eine tolle Entwicklung in diesem Buch und bei jedem Traum, den sie aufgegeben hat, brach mein Herz ein bisschen mehr, während jeder Hoffnungsschimmer in der Gegenwart dafür Sorge trug, dass die Splitter wieder zusammengesetzt wurden. Ich glaube, ich habe mich selten so sehr in die Entwicklung einer Person verliebt wie hier bei Isabella. Für mich hat die Autorin eine unglaubliche Leistung erbracht, so glaubwürdig, greifbar und gleichzeitig so chaotisch wie man es vom Leben erwarten würde. Und selten fand ich Spice-Szenen so passend gut wie hier. Und das soll was heißen, aus meinem Mund, ich als Anti-Spice-Mensch.

Natürlich gibt es auch einige Fortschritte in der Dauercausa Josie. Man erfährt dank Isabella viel über die Dynamiken der Mädels untereinander (und während ich in Band 1 die Freundschaften etwas in Frage gestellt habe, war es hier deutlich greifbarer), darüber wie Josie sich von allen aus dem Leben „Aspekte geklaut“ hat, wie niemand wirklich wusste, wer Josie ist – wahrscheinlich nicht einmal Josie selbst. Und vor allem erfährt man sehr viel mehr über die Schattenseiten in Josies Leben als Schauspielerin, als Star. Ich hatte recht früh im Buch eine Vermutung bezüglich Isabella, die immer von einem Geheimnis sprach, von dem sie hoffte, dass es mit Josie verschwunden ist. Das Geheimnis wird aufgelöst und es ist erschütternd, bietet aber auch sehr viel Raum für weitere Vermutungen und erklärt so manche Entwicklungen nochmal mehr. Ich hatte eine ähnliche Vermutung in Bezug auf Josie und immer noch eine bevorzugte Theorie bezüglich ihres Verschwindens (vor allem noch einmal befeuert von der Enthüllung am Ende), bei der ich aber weiterhin denke, dass sie zu einfach wäre. Auch gibt es neue Rätsel, neue Zeitungsanzeigen und jede Menge weiterer Fragezeichen. Deswegen bin ich umso gespannter, was die Autorin bereit hält für Band 3 und 4.

Mein Fazit

Two lives to rise ist auf jeden Fall in meinen Augen rundum gelungen, kann mit einer starken Lovestory, einer fantastischen Charakterentwicklung und heftigen Enthüllungen um Josie punkten. Ein wahrer Pageturner, den ich in einem Zug weginhaliert habe, ohne es wirklich zu merken, einfach weil ich so gefesselt davon war.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 18.10.2023

intensiv, schmerzhaft und traurig

The way I used to be
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„Das Ganze betrifft nicht nur mich. Es betrifft uns alle.“
(Eden in The way I used to be)
Worum geht’s?

Alles, was Eden will, ist die Uhr zurückdrehen. Um diesen Tag noch mal zu leben. Sie würde alles ...

„Das Ganze betrifft nicht nur mich. Es betrifft uns alle.“
(Eden in The way I used to be)
Worum geht’s?

Alles, was Eden will, ist die Uhr zurückdrehen. Um diesen Tag noch mal zu leben. Sie würde alles anders machen. Nicht über seine Witze lachen und ignorieren, wie er sie an diesem Abend ansah. Und sie würde definitiv ihre Schlafzimmertür abschließen. Aber Eden kann die Zeit nicht zurückdrehen. Also begräbt sie die Wahrheit, zusammen mit dem Mädchen, das sie mal war. Sie tut so, als bräuchte sie keine Freunde, keine Liebe, keine Gerechtigkeit. Als ihre Welt aus den Fugen gerät, wird klar: Die einzige Person, die Eden retten kann ... ist Eden.

The way I used to be ist Band 1 einer Dilogie. Die Geschichte endet mit einem offenen Ende ohne direkten Cliffhanger, es gibt eine thematische Fortsetzung.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive durch Eden erzählt, das Buch verläuft chronologisch. Im Buch sind potenziell triggernde Inhalte aus dem Bereich sexueller Übergriff enthalten. Die Geschehnisse werden explizit erwähnt.

Meine Meinung

Normalerweise mache ich doch eher einen Bogen um Booktok-Hypes. Einfach, weil in vielen Reviews Aspekte positiv bewertet werden, die für mich irrelevant sind. Nachdem ich aber eine Reihe Bewertungen zu dem Buch sah, in denen davon gesprochen wurde, wie sehr das Buch wehtut und einem zum Weinen bringt, wollte ich dem Buch eine Chance geben. Und darüber bin ich wahnsinnig froh. Denn The way I used to be ist eine unglaublich besondere, unglaublich schmerzhafte und leider auch unglaublich präsente Geschichte.

Gleich vorweg möchte ich klarstellen, dass dies kein Liebesroman ist. Liebe spielt zwar gelegentlich eine Rolle, aber es ist weder der Kern noch der Sinn der Geschichte. Genretechnisch würde ich das Buch wahrscheinlich als Denkstoff und Drama bezeichnen, aber Drama klingt so übertrieben-künstlich und das Buch ist alles, aber nicht das. Es ist real, echt, aus dem Leben gerissen. Etwas, was tagtäglich passiert. Was Leute schockiert, wenn sie es erfahren, aber Leute nicht sehen (wollen), wenn sie es nicht wissen. Das Buch fällt unter die Kategorie „Bücher, die bedrücken“ und „du wirst noch lange nach der letzten Seite darüber nachdenken“. Die Autorin hat hier nichts beschönigt, nichts romantisiert und vor allem die Liebe nicht als das perfekte Heilmittel genutzt. Sie gibt Eden eine Stimme, die Eden nutzt, vielleicht nicht immer so, wie der Leser es gern hätte. Sie lässt Eden ihre Geschichte erzählen in allen Facetten und diese Facetten sind vielleicht auch nicht immer, was der Leser erwartet. Man sollte nie vergessen, dass Traumata und Verarbeitung verschiedene Möglichkeiten hat. Aber kommen wir zur Geschichte:

Eden ist ein junges Mädchen, als es passiert. Es ist der beste Freund ihres großen Bruders. Kevin, den sie angehimmelt hat und mit dem sie Zeit verbracht hat. Kevin, der für sie fast wie ein eigener Bruder ist. Es passiert nachts. Und danach ist nichts mehr, wie zuvor. Das Buch startet direkt mit dem Erlebnis und mit einer Entscheidung, die Eden trifft, obwohl man sie anschreien möchte, es nicht zu tun: Sie erzählt es niemanden. Ein paar Mal setzt sie an, aber die Worte kommen nie aus ihrem Mund. Dafür kommen die Gedanken, ein Karussell aus Vorwürfen gegen sich selbst, Zweifeln, Wut, Enttäuschung und der nagende Frage, warum. Es ist schwere Kost, der Blick in Edens Kopf, in ihre Gefühlswelt. Warum hat sie die Tür nicht abgeschlossen, hätte sie es ahnen können, hat sie falsche Signale gesendet, wieso merkt niemand, was passiert ist. Und über allem schwebt „wer wird dir glauben“. Es gibt Edens „Danach“, ihr neues Leben, was sie nie wollte, was sie für sich aber gestaltet, wie sie es möchte. Denn das eine Mal, da konnte sie nicht entscheiden, was sie möchte. Sie ändert ihr Aussehen, sucht sich andere Hobbies, verliert den Kontakt zu einigen Leuten, die ihr wichtig waren. Sie baut sich einen Ruf auf, so weit weg von der Wahrheit, angefeuert durch Lügen und Gerüchte. Und mittendrin Eden, der das ganze vermeintlich nichts ausmacht, während innendrinnen sie sich immer mehr verliert, mit Verdrängen versucht, zu vergessen, mit ihren Männerbegegnungen versucht, die Erinnerung auszulöschen. Der Leser ist dabei, wie sie Schritt für Schritt in eine Abwärtsspirale gerät, während man sie nur in den Arm nehmen möchte. Wie sie mit ihren Eltern aneinandergerät, die für alles eine Erklärung haben – die Pubertät, der weggezogene Bruder, es gibt für alles eine vermeintliche Erklärung. Aber niemand macht sich die Mühe, Eden zuzuhören, sich mit ihr hinzusetzen. Eden hingegen rebelliert gegen alles und jeden, so machtlos versucht sie, sich die Kontrolle über alles zurückzuholen. Dass der Weg nicht der beste ist, weiß der Leser. Dass sie in Situationen gerät, die gefährlich sein können, weiß auch Eden, aber was soll denn noch Schlimmeres passieren? Eden wird eine andere Person, sie zerfällt vor den Augen des Lesers und entwickelt sich zu jemanden, der sie nie war – und vielleicht auch nie sein wollte.

Das Buch thematisiert neben dem inneren Kampf – und ich sage es gern noch einmal, dass dies schwere Kost ist – auch den Einfluss des Umfelds. Die Gerüchteküche an der Schule, die Flurpost, Mobbing, irgendwelche Behauptungen, die so verdreht werden, dass es am Ende eine ganz neue Geschichte gibt. Mittendrin findet Eden Josh, aber die Beziehung der beiden ist schwierig und fühlte sich für mich als Leser nicht richtig an, zu viele Probleme liegen zwischen den beiden. Die Verbindung zu Edens Bruder bröckelt, die Eltern werden von ihr angegiftet und auch zu ihren Freunden bricht die Verbindung zunehmend, denn alle finden Eden zickig, problematisch, zu promiskuitiv. Aber keiner versucht zu ergründen, wieso. Und damit trifft die Autorin ein großes Problem der Zeit: „Warum hast du denn nichts gesagt“ ist ein Standardspruch, wenn dann doch irgendwann alles hochkommt. Gefolgt von „das kann ich mir gar nicht vorstellen“. So ist es auch hier, als mehr Anschuldigungen gegen Kevin aufkommen. Wie das Umfeld damit umgeht, ist bedrückend, aber ein Stück weit auch menschlich. Das Thema überfordert Menschen und gerade dadurch ist es wichtig, immer wieder darüber zu reden. Edens Weg mag eine fiktive Geschichte sein, aber da draußen passiert es andauernd und das ist nicht fiktiv. Trauma hat viele Formen, Traumabewältigung ebenfalls und nicht jede Verhaltensänderung ist einfach nur „Pubertät“.

Das Ende des Buches hat mich etwas zwiegespalten. Ich denke, dass die Autorin eventuell ursprünglich keinen Folgeband schreiben wollte. Deswegen ist das Ende gleichzeitig offen (im Bezug auf Kevin) und gleichzeitig quasi abgeschlossen. Dennoch bin ich sehr froh zu wissen, dass demnächst doch noch eine Fortsetzung kommt, denn ich wüsste gern, wie sich einige Aspekte weiterentwickeln, insbesondere auch im Hinblick auf Edens Umfeld, aber auch Edens weitere Entwicklung. Aber streng genommen würde das Ende des Buches auch allein Bestand haben können und einfach viel Raum für eigene Gedankenspiele geben.

Mein Fazit

The way I used to be ist ein wahnsinnig intensives, berührendes Buch über das Leidensweg eines jungen Mädchens. Eden versucht, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen, verliert sich dabei aber mehr und mehr. Es ist eine emotionale, grausame und schmerzhafte Geschichte und ganz sicher kein Liebesroman. Ein unglaublich ehrliches Buch!

Veröffentlicht am 01.10.2023

beeindruckend und hochwertig

Gabrielle Chanel
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Was ist das?

Bei dem Buch „Gabrielle Chanel“ handelt es sich um einen großen Bildband über das Leben und die Werke der bekannten Modeschöpferin Gabrielle „Coco“ Chanel, die die Marke Chanel und viele ...

Was ist das?

Bei dem Buch „Gabrielle Chanel“ handelt es sich um einen großen Bildband über das Leben und die Werke der bekannten Modeschöpferin Gabrielle „Coco“ Chanel, die die Marke Chanel und viele wegweisende Modemomente geprägt hat. Mit hochwertigen Bildern von mehr als 180 Looks, zahlreichen Fotos aus dem privaten Leben der Coco Chanel und jeder Menge Hintergrundinformationen entsteht ein umfangreiches, opulentes Werk über eine einzigartige Frau.

Wie sieht es aus?

Es handelt sich um ein Hardcover-Buch in hochwertiger Bindung mit einem eleganten Leineneinband. Das Buch ist etwas größer als das klassische A4-Format, etwa 3cm dick und hat durch die hochwertige Ausstattung ein eindrucksvolles Eigengewicht. Das Buch besteht aus dickem Glanzpapier, welches die Farbbrillanz der Fotos gut wiedergeben kann. Die Innengestaltung ist schlicht, gradlinig und modern. Verschiedene Fotografien in Klein- und Großformaten, in Schwarz-Weiß und Farbe sowie kurze und lange Texte erschaffen ein umfangreiches, beeindruckendes Buch, was so viel mehr als nur ein Bildband ist.

Was erwartet einen?

In diesem Buch treffen einzigartige Einblicke auf von Gabrielle Chanel designte Stücke, ihr Leben und die Auswirkungen ihrer Karriere auf die Fashionwelt zusammen. Nach einem kurzen einleitenden Vorwort zur Ausstellung im Londoner Victoria & Albert Museum erhält der Leser eine Zusammenfassung über das Leben der Gabrielle Chanel, welche ohne richtige Ausbildung Hutmacherin wurde und mit ihrem besonderen Verständnis von Mode die reichen Kreise einkleidete. Umfangreich wird beleuchtet, wie diese weltbekannte Frau ihren Weg fand und mit viel Willen die Hindernisse meisterte, die ihr das Leben und die damalige Zeit bereiteten. Das Buch enthält Einblicke in die Entwicklung der Kosmetiksparte mit den ikonischen Parfüms und den steten Wandel der Stoffe. Auch Cocos Weg nach Hollywood, die sie prägenden Einflüsse und die Auswirkungen ihrer Adaptionen auf die Fashionwelt werden beleuchtet. In der zweiten Hälfte des Buches werden einzelne Looks anhand von Bildern, erklärenden Texten und beeindruckenden Detailaufnahmen beleuchtet.

Mein Fazit

Schon seit langer Zeit interessiere ich mich grundsätzlich für Mode und den Hintergrund von Modehäusern. Entsprechend fand ich diesen Bildband natürlich sehr ansprechend. Am Ende wurde ich aber positiv überrascht, weil meine Erwartungen übertroffen wurden. Hatte ich gedacht, dass hier – ganz in Form eines Bildbandes – lediglich Fotografien mit kurzen Informationen enthalten sind, merkte ich bereits zu Beginn des Buches, dass hier so viel mehr auf mich wartet. Allein die ausführlichen Informationen zu Gabrielle „Coco“ Chanel und ihrem Leben fand ich unglaublich spannend und eine absolut geeignete Grundlage, bevor es zu den vielseitigen Entwürfen kam. Die Fotografien zeigen, wie vielfältig Coco ihre Designs gestaltet hat, aber gleichzeitig ist immer ihre Handschrift erkennbar. Ein beeindruckendes Buch mit fantastischen Einblicken und hochwertiger Ausstattung.


[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 01.10.2023

zum Entdecken und Träumen

Die Handtasche - Eine illustrierte Hommage an einen Modeklassiker
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Was ist das?

Mit „Die Handtasche“ stellt die weltbekannte Fashion-Illustratorin Megan Hess einen der vielseitigsten Gegenstände unseres Fashionalltags in den Fokus: die Handtasche in all ihren Facetten. ...

Was ist das?

Mit „Die Handtasche“ stellt die weltbekannte Fashion-Illustratorin Megan Hess einen der vielseitigsten Gegenstände unseres Fashionalltags in den Fokus: die Handtasche in all ihren Facetten. Mit liebevollen Zeichnungen, eindrucksvollen Zitaten und interessanten Hintergrundinformationen entführt die Autorin in die Welt der Handtasche und präsentiert die bekanntesten Taschen.

Wie sieht es aus?

Es handelt sich um ein kleines Hardcover-Buch in hochwertiger Bindung. Das Buch ist etwas größer als das A6 Format, kleiner jedoch als A5. Der Buchschnitt ist passend in schwarz-metallic gestaltet und schimmert edel. Das dezente Cover hat einen goldfolierten Titel. Trotz seiner Größe wirkt das Buch hochwertig und edel. Die gesamte Innengestaltung bleibt dem Farbschema treu – schwarz, Goldtöne, weiß und rote Lippen als Hingucker. Es ist eine bunte Mischung aus ganzseitigen Zitaten, ganzseitigen Zeichnungen und kleinen Begleittexten. Wie immer ist das Verhältnis zwischen Text und Bild sehr bildlastig, da im Vordergrund die Fashionzeichnungen stehen.

Was erwartet einen?

In ihren Büchern entführt Megan Hess mit ihren Modezeichnungen immer in eine andere Welt. Hier hat sie sich dem Thema „Tasche“ angekommen und präsentiert die wohl bekanntesten Variationen und die Idee dahinter. Die Zeichnungen sind immer absolute Hingucker und die Auswahl sehr vielseitig. Von alle möglichen bekannten Marken sind Taschen enthalten und so manche Tasche kam mir von der Optik sofort bekannt vor, ohne dass ich bisher wusste, wie sie heißt. Neben einem kleinen historischen Abriss und einer Reise durch die Designerideen sortiert nach den jeweiligen Labeln. Während dieser Reise durch die Zeit zaubert die Autorin auch immer wieder mit wunderschönen ganz- oder zweiseitigen unabhängigen Zeichnungen ein Lächeln auf das Gesicht. Die Detailliertheit der Zeichnungen lädt zum Verweilen und Entdecken ein und macht Lust auf mehr.

Mein Fazit

Als absoluter Megan Hess Fan freue ich mich jedes Mal aufs Neue, wenn eines ihrer Bücher im deutschen Prestel-Verlag erscheint. Seit vergangenem Jahr gibt es nicht nur die „großen“ Schmuckbände, sondern auch die „Fokus-Titel“ im Miniformat, zuerst um das kleine Schwarze und nun über Taschen. Doch auch im Kleinformat tobt die Autorin sich aus, zeigt tolle Designs, liebevolle Zeichnungen und gibt ein paar Informationen mit an die Hand. Natürlich kann bei einem derart kleinen Buch, bei dem zudem der Schwerpunkt auf die künstlerischen Fähigkeiten der Autorin liegen, nicht gerade viel Hintergrund mitgegeben werden, gleichzeitig gibt es immer wieder doppelseitige Zitate, die hier im Verhältnis vielleicht ein wenig wie Platzverschwendung wirken bei der eh schon geringen Anzahl an Seiten. Ich selbst fand das Buch jedoch wieder beeindruckend und zum Wegträumen. Ein liebevoll gestaltetes Mini-Coffeetable Book mit einer schönen Auswahl an Taschen und jeder Menge Handwerkskunst. Eine tolle Ergänzung für alle Fans der Autorin, für Fans von Fashion und Design oder auch für Leute, die einfach hübsche Sachen mögen. Auch als Geschenk super geeignet!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]