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Veröffentlicht am 28.01.2021

eine faszinierende, intensive und mitreißende Geschichte

Between Your Words
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„Jedes Mal zog die Verwirrung über ihr Gesicht und fegte alles weg. Löschte unsere fünf Minuten. Löschte, wer und was wir füreinander waren.“
(Jim über Thea in Between your words)

Worum geht’s?

Fünf ...

„Jedes Mal zog die Verwirrung über ihr Gesicht und fegte alles weg. Löschte unsere fünf Minuten. Löschte, wer und was wir füreinander waren.“
(Jim über Thea in Between your words)

Worum geht’s?

Fünf Minuten. In guten Situationen vielleicht auch ein paar mehr. Das ist alles, was Thea noch vom Leben hat. Nach einem schrecklichen Autounfall leidet sie unter dem zweitschlimmsten Fall von Amnesie. Nach etwa fünf Minuten löscht ihr Gehirn ihr Kurzzeitgedächtnis, ein Zugriff auf ihr Langzeitgedächtnis ist kaum möglich. Seit über zwei Jahren lebt sie nun in einem Sanatorium für Leute mit Gehirnverletzungen. Hier fängt Jim eine Tätigkeit als Hilfspfleger an und ist von Tag 1 an von der jungen Frau fasziniert. Je mehr er sich um sie kümmert, desto mehr realisiert er, dass in ihren Bildern Botschaften versteckt sind, dass irgendwo die richtige Thea gefangen ist. Als eine riskante OP bevorsteht, könnte es Theas Leben für immer ändern – und ihr ihr altes Leben zurückgeben. Doch was ist, wenn der Preis für die Erinnerungen zu hoch ist?

Between your words ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Durch das Buch führen Jim und Thea als Ich-Erzähler, wobei der Erzählanteil von Jim überwiegt. Die Geschichte verläuft linear. Das Buch ist in drei Teile unterteilt und verfügt über zwei Epiloge. Der Schreibstil der Autorin ist emotional und tiefgründig. Das Buch enthält leichte Erotikszenen und potenziell triggerende Inhalte wie Verlust und sexuellen Missbrauch.

Meine Meinung

Was ist, wenn du dich nicht an dein Leben erinnern könntest? Wenn da ein großes Nichts wäre, was nach fünf Minuten immer wieder gelöscht wird? Wie ein Neustart, ein Sprung in einer Schallplatte oder eine Blase. der du nie entkommst? Diese Fragen waren es, die mich an diesem Buch am meisten gereizt haben. Nachdem Emma Scott und ich mal absolute Herzschmerzbuddys und mal absolute Anti-Freunde sind, hatte ich hohe Erwartungen, aber zugleich auch viele Ängste im Hinblick auf dieses Buch. Doch am Ende kann ich sagen: Ich wünschte, ich könnte meine Erinnerung an Between your words verlieren und könnte dieses wundervolle Buch noch einmal lesen.

Between your words begleitet die gemeinsame Reise und Thea und Jim. Thea ist eine junge Frau, die einst voller künstlerischer Ambitionen wunderbare Kunstwerke gemalt hat, deren Leben aber durch einen furchtbaren Unfall auf den Kopf gestellt wird. Nicht nur verliert sie ihre Eltern, sie verliert sich selbst und alles, was sie ausmacht – nämlich ihr Gedächtnis. Seit über zwei Jahren ist sie im Sanatorium untergebracht und auf Hilfe und Routinen angewiesen. Denn nach etwa fünf Minuten startet ihr Gehirn regelrecht neu. Leute, mit denen sie eben noch gesprochen hat, sind nun fremd. Tätigkeiten, die sie begonnen hat, erkennt sie nicht wieder. Nur ganz wenige Sachen sind ihr geblieben, etwa ihre kunstvollen Zeichnungen, in denen sich endlose Wortketten verstecken. Genau diese Wortketten sind es auch, die Jim entdeckt. Jim, dem das Leben bisher echt nicht gut mitgespielt hat, kommt als Hilfspfleger ins Sanatorium. Als Kind und Jugendlicher durch zahlreiche Pflegefamilien gegeben, in der Schule gemobbt und bedroht und mit einem Sprachfehler belegt, hat er sich durch das Leben gekämpft. Sein Traum? Sprachtherapeut werden, damit Kinder nicht das durchmachen müssen, was er erlebt hat. Doch daran, es zu schaffen, glaubt er nicht. Als er an seinem Arbeitsplatz auf Thea trifft, ist er von Anfang an von ihr fasziniert. Er beginnt, sich um sie zu kümmern, ihr Künstlerbedarf zu besorgen und ihr bei Spaziergängen Musik vorzuspielen. Zunehmend merkt er, dass Thea „noch da“ ist. Als ein Arzt mit einer noch nicht erprobten OP-Möglichkeit daherkommt, besteht auf einmal die Chance, dass Thea ihr Leben zurückkriegen kann. Doch wie wird sie sein und wie wird sie zu Jim stehen? Und die viel schlimmere Frage: Was ist, wenn alles anders läuft, als alle hoffen?

Teil 1. Teil 2, Teil 3. Unauffällige Worte, die in diesem Buch aber für sehr viel stehen. Denn Between your words ist in 3 Teile unterteilt und würde ich ihnen Überschriften geben müssen, wäre es wahrscheinlich: Faszination, Hoffnung, Verzweiflung.

Faszination. Anders kann ich den ersten Teil nicht beschreiben. Durch Jim erhalten wir Einblicke in das Leben und die Arbeitsweise des Sanatoriums. Durch seine Augen betrachtet der Leser, wie Thea lebt und handelt. Es ist ein wahnsinnig schwieriges Thema und ich bin verblüfft, wie greifbar Emma Scott es umgesetzt hat. Auf erschütternde, eindringliche Weise zeigt sie dem Leser, was für ein Leben Thea aufgezwungen wurde und führt wiederkehrend durch die Thematik, wie es ist, wenn sich alles von selbst löscht. Ein Leben, bei dem an allen Gegenständen Post-Its kleben müssen, damit Thea weiß, wo was ist. Wo sie immer wieder die gleichen Fragen stellt, weil sie denkt, gerade erst aufgewacht zu sein. Ein Leben zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Wieder und wieder durchläuft Jim gewisse Dialoge mit Thea und die zunehmende Erkenntnis, wie grausam ihr Schicksal ist, sorgte bei mir für Gänsehaut. Das schwere Gefühl, welches ich in der Brust spürte, wollte nicht weggehen. Und mit dem Gefühl kam auch das Kopfkino: Was wäre, wenn? Wie würde man selbst in so einer Situation – sowohl als Thea als auch als Jim – handeln? Doch auch die Einblicke in die Folgen für Theas Schwester Delia, die immer wieder vorkommt, sind erschütternd. Die Einblicke in die Arbeitsweise des Sanatoriums, wo außer Jim niemand wirklich versucht, Thea zu verstehen. Und auch die Hilflosigkeit, unter der Thea leiden muss, wird facettenreich dargestellt. Es gibt einige Ereignisse, die wahnsinnig bedrückend sind, bei denen sich aber vor allem zeigt, wie wahnsinnig wichtig es ist, dass jemand – in diesem Fall Jim – aufmerksam in der Umgangsweise mit den Patienten ist. Teil 1 zeigt einfach so sehr, wie schwierig die Lage für alle Beteiligten ist. Und natürlich wirft der Abschnitt auch die Frage auf: wie soll eine Liebesgeschichte zwischen zwei Leuten funktionieren, wenn einer sich nach wenigen Minuten nicht an den anderen erinnern kann?

Und hier kommt die Hoffnung. Teil 2. Während in anderen Büchern von Emma Scott vor allem die Gegensätze oft das Wundermitel sind, ist es hier anders. Sicher sind Thea und Jim in vielen Punkten unterschiedlich, aber sie sind keine extremen Gegensätze. Jim ist kein Badboy, sondern einfach der liebe Junge von Nebenan, der anderen helfen möchte und seine Bestimmung darin findet, an Theas Seite zu sein und sie zu lieben – egal ob mit Erinnerungen oder ohne. Thea ist anfangs so hilflos und dann so übermütig, dass man sie stoppen will. Kann man es ihr verübeln? Ganz sicher nicht. Zwar empfand ich es zwischenzeitlich auch hin und wieder als anstrengend, aber gleichzeitig war im Hinterkopf immer der Gedanke daran, dass man es nachvollziehen kann. Jim und Thea haben – obwohl das Schicksal sie mehr als einmal gebeutelt hat – eine wahnsinnig lebensbejahende Art, eine besondere Form von Zuversicht. Und das ist es, womit sie einem vor allem im zweiten Teil abholen können. Mit einer trügerisch leichtfüßigen Art lässt Emma Scott den Leser Hoffnung erleben. Hoffnung, weil auf einmal alles anders sein könnte. Weil Thea und Jim doch eine Chance kriegen, die man ihnen so sehr wünscht. Hoffnung, weil Thea aus ihrem unglaublichen Gefängnis ausbrechen kann und in der Lage ist, zu erzählen, wie es war. Das große Nichts, zu dem sie auf keinen Fall zurückmöchte. Der Schwung, der nunmehr in die Geschichte kommt, reißt einen schnell mit. Und dennoch bleibt ein kleiner Funken Zweifel. Was wäre, wenn? Aber welches wenn überhaupt? Viele Theorien haben sich mir aufgezwungen und am Ende war es doch eine ganz andere Wendung. Denn nach der Hoffnung kommt

Die Verzweiflung. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich es nicht genau so erwartet hätte. Eine Emma Scott ist niemand, der einfach so ein Happy End für seine Charaktere gewährt. Trügerische Sicherheit, ein anhaltendes Glücksgefühl beim Lesen – und dann der Schlag, den man befürchtet hat, aber dennoch nur bedingt kommen sah. Thea, die so sehr leben möchte und das erleben mag, was ihr in den letzten Jahren vergönnt war. Jim, der sie beschützen möchte und ihr so sehr verfällt, dass rationale Entscheidungen vielleicht nicht die erste Wahl sind. Und dennoch kann man es beiden in keinster Weise verübeln. Es ist ein Spiel mit der Hoffnung, mit der Zuversicht und mit dem Willen, beiden ihre Chance zu geben. Aber es ist auch die brutale Ehrlichkeit, die benötigte Erdung und der Moment, wo das Herz vor Verzweiflung bricht, was diese Geschichte für mich so greifbar und real gemacht hat. Das Leben ist kein Wunschkonzert, keine Zaubertüte. Es ist eine Lotterie und wer hoch pokert, kann viel verlieren. Wie soll ich nur in Worte fassen, wie der letzte Teil mein Herz zerlegt hat? Wie Emma Scott mit so simplen Stolpersteinen, so starken Entscheidungen und so wehtuenden Momenten einen Abschluss gestaltet, der diesem Buch in unglaublicher Weise gerecht wird, dass ich wirklich voller Begeisterung las, welchen Weg die Autorin für Jim und Thea vorgesehen hat? Ich kann es kaum in Worte fassen. Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, es ist Schmerz, Hoffnung, Verzweiflung, Wut, Angst, Freude und jede Menge Emotionen dazwischen.

Das Buch gipfelt in zwei Epilogen. Ich bin normalerweise kein Fan davon, wenn es zwei gibt. Aber ich verstehe bei diesem Buch, wieso es nötig war. Ich oute mich als bekennender Fan von Epilog 1 und gestehe, dass das Buch für mich liebend gern an dieser Stelle hätte enden dürfen. Wirklich. Es war für mich wunderbar rund, stimmig, es war perfekt. Ich verstehe aber auch, dass die meisten Leser Epilog 2 brauchen – aus emotionaler Sicht. Und das ist in Ordnung, denn beide Epiloge, so unterschiedlich wie sie auch sind, passen zu der Geschichte.

Für mich ist Between your words keine richtige -oder eher keine reine - Liebesgeschichte. Sicher spielt Liebe eine Rolle, eine sehr große sogar. Aber ich finde, dass es das Buch in unzulässiger Weise auf etwas reduzieren würde, was dem Buch nicht allein gerecht wird. Between your words ist so viel mehr als eine Liebesgeschichte. Es ist der Leidensweg einer jungen Frau, der durch einen Unfall alles genommen wurde, was sie ausmacht. Es ist der holprige Weg eines jungen Mannes, der seinen Job so gut macht, dass einige denken, er schießt über das Ziel hinaus. Es ist eine Niederschrift eines medizinischen Phänomens, an das sich die Autorin wagt und mit dem sie eine Geschichte aufbaut, die sich tief ins Herz bohrt. Es ist eine Geschichte voller Hoffnung, voller Rückschläge, voller Zuversicht und voller Zweifel. Emma Scott zaubert hier eine wahnsinnig emotionale, unglaublich beeindruckende Geschichte, die mein Herz und meinen Kopf für lange Zeit nicht mehr verlassen wird. Sie ist für mich eine Magierin der Emotionen, die aber nicht nur in einer Liebesgeschichte zu finden sind, sondern weit darüber hinaus gehen.


Mein Fazit

Zwischen den Seiten dieses Buches findet man eine unglaublich faszinierende Geschichte, die bedrückt aber zugleich auch beeindruckt. Das Thema um Theas Amnesie wurde vielseitig aufgearbeitet und mit vielen Höhen und Tiefen eingebaut. Zwar hätte die Liebesgeschichte sicher an einigen Stellen etwas mehr Substanz kriegen können, aber Jim und Thea zusammen sind einfach so toll, dass es einen überhaupt nicht stört. Mit den zahlreichen Wendungen und einem bewegenden Finale voller Gänsehaut ist es ein Buch, welches lange in Erinnerung bleiben wird. Dank zweier Epiloge ist auch für jedes Leserherz etwas dabei. Eine absolute Leseempfehlung!

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.01.2021

schwächere Fortsetzung

Don't HATE me
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„Das hier war ein Fehler. Ein riesiger, gewaltiger Fehler. Aber ich wusste auch, ein Teil von mir würde ihn genießen.“
(Lyall in Don’t hate me)

Worum geht’s?

Nach ihrem fluchtartigen Abschied aus Kilmore ...

„Das hier war ein Fehler. Ein riesiger, gewaltiger Fehler. Aber ich wusste auch, ein Teil von mir würde ihn genießen.“
(Lyall in Don’t hate me)

Worum geht’s?

Nach ihrem fluchtartigen Abschied aus Kilmore sind Monate vergangen. Kenzie hat nichts mehr von Lyall gehört und versucht, ihn zu vergessen. Zu sehr ist sie von den Geheimnissen verletzt. Doch dann tut sich ihr eine Gelegenheit auf, die sie nutzen muss: Lyalls Mutter Dora möchte sie für die Neugestaltung einer Hotelanlage auf Korfu als Mitarbeiterin – und kurzerhand sagt Kenzie zu. Auf Korfu trifft sie dann aber auf die eine Person, die sie nicht wiedersehen möchte. Haben sie und Lyall noch eine Chance? Während beide versuchen, sich irgendwie miteinander zu arrangieren, verbergen sich im Hintergrund einige Gefahren…

Don’t hate me ist Band 2 der Don’t love me-Reihe und nicht in sich geschlossen. Die Geschichte von Lyall und Kenzie wird in Band 3 fortgesetzt. Vorkenntnisse aus Band 1 sind notwendig.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Die Geschichte ist wieder chronologisch aufgebaut und hat zwischendurch kleinere, nicht ausgewiesene Zeitsprünge. Der Schreibstil ist angenehm locker, gut lesbar und passt zum Alter der Protagonisten. Auch dieses Mal führen wieder Lyall und Kenzie als Ich-Erzähler durch die Geschichte. Das Buch beinhaltet nicht-expliziten sexuellen Content.

Meine Meinung

Nachdem ich von Don’t love me ja wirklich überrascht und insgesamt begeistert war, hatte ich hohe Erwartungen an Band 2. Bei Trilogien ist oft das Problem, dass der Mittelband eine gewisse Füllfunktion hat und genau das war hier auch meine Befürchtung. Während Band 1 in einigen Punkten vom klassischen New Adult Roman abwich, konnte mich Band 2 in vielen Punkten leider nicht wirklich abholen. Aber von Anfang an…

Nachdem Kenzie und Lyall beim dramatischen Ende von Band 1 getrennte Wege gegangen sind, sind mittlerweile ganze 5 Monate vergangen – ohne jeglichen Kontakt. Kenzie ist zurück bei ihrer Familie und Lyall in Chicago, wo er studiert und sich immer wieder den familiären Verpflichtungen ausgesetzt sieht. Weiterhin sind die Erwartungen von Lyalls Großmutter hoch und der Druck, aus dem ganzen Konstrukt auszubrechen, bleibt ungebrochen. Hinzu kommt noch, dass Lyall das Gefühl hat, verfolgt zu werden. Kenzie hingegen kümmert sich um ihre Familie, in der es einige Änderungen gibt. Gleichzeitig leidet sie immer noch stark unter ihrem gebrochenen Herzen. Als Lyalls Mutter Dora sie kurzfristig für ein Projekt auf Korfu anfragt, sagt sie ohne zu überlegen zu. Sie kann noch nicht ahnen, dass sie hier auf Lyall treffen wird. Während Kenzie die erste Zeit auf Korfu genießt, ändert sich dies schlagartig, als Lyall kommt. Soll sie gehen oder soll sie bleiben? Es ist mehr als kompliziert. Dabei würde man sich eigentlich nur wünschen, dass beide endlich mal miteinander reden und das Thema ansprechen, was zwischen ihnen steht. Doch stattdessen gehen sie sich lieber aus dem Weg. Irgendwann scheint das Bauprojekt aber durch verschiedene Umstände bedroht und hier liegt der Schlüssel dazu, dass beide zumindest wieder miteinander reden. Haben sie noch eine Chance? Denn Gefühle sind auf jeden Fall noch da.

Während ich bei Band 1 von Anfang an in der Geschichte war, hat es hier lange – sehr lange – gedauert. Kenzie und Lyall führen erst einmal ihre eigenen Leben, was ja vollkommen in Ordnung ist. Seite um Seite vergeht, man erfährt etwas über Lyalls Nachbarin, über Kenzies neues Familienmitglied, zwischendurch geht es noch kurz nach Kilmore. Aber es fühlt sich an, als würde man permanent auf einer Stelle treten. Zwar ist dank des lockeren Schreibstils das Lesen keine Qual und man kommt schnell durch das Buch, aber ich hatte auch das Gefühl, es bleibt wenig hängen. Als Kenzie völlig überstützt spontan nach Korfu aufbricht, war klar, wie es weitergehen wird. Aber was soll’s, immerhin müssen beide ja endlich mal in die Pötte kommen. Auf Korfu hatte ich ernsthafte „Band 1 in Form von 2.0“-Vibes. Ein Hotelprojekt, Kenzie kann sich wieder wunderbar hervortuen, viel Drumherum, hier und da kleinere Intrigen, ein bisschen Drama und dann der große Knall. Es war absolut okay, aber gleichzeitig eben auch absolut das Gefühl, alles noch einmal durchzuleben. Nach über zwei Dritteln des Buches kommt es dann endlich zur erwarteten Aussprache, die aber so kurz und überschaubar bleibt, dass ich etwas enttäuscht war. Danach geht’s recht fix von 0 auf 100, keine großen Überraschungen. In meinen Augen hat die Autorin es sich viel zu einfach gemacht, denn auf der einen Seite wird Lyalls Geheimnis als großer Betrug an Kenzie dargestellt (immerhin wird damit ja auch Kenzies Flucht gerechtfertigt und selbst Monate später zerbricht sie sich noch ihren Kopf, wie sie Lyall SOOO falsch einschätzen konnte) und dann verkommt es als typische Drama-Blendgarante, die man deutlicher früher und deutlich einfacher hätte lösen können. Die gefühlt überhasteten Entscheidungen am Ende des Buches, die zu mehr Fragezeichen als Antworten führen, aber natürlich nette Grundsteine für Band 3 legen, wirkten für mich aufgrund des doch recht gediegenen Verlaufs von Band 2 zu überzogen und zu gewollt. Ich bin gespannt, wie die Autorin in Band 3 die Entwicklungen erklären – und vor allem retten – möchte.

Für mich bleibt die Liebesgeschichte von Lyall und Kenzie einfach farblos und wenig greifbar. Ich hatte bereits bei Band 1 kritisiert, dass es mir nicht klar war, wie aus Knistern mehr wurde und es dann zu so einem Drama führen konnte. Die Beziehungsentwicklung war für mich bereits im Kern wenig erkennbar und das hat sich auch bei Band 2 nicht gebessert. Auf der einen Seite leiden beide monatelang, auf der anderen Seite hat niemand das Bedürfnis, das Problem anzugehen. Als es dann endlich auf den Tisch kommt, geht alles so schnell und verpufft, dass man das Gefühl hat, hier von der Oberflächlichkeit der Beziehung irritiert zu sein. Entsprechend kommt auch das gleiche Problem wie in Band 1 hier wieder zum Tragen: Wieso handelt Lyall so, wie er es im Finale tut? Nach einer Ewigkeit, die er einen gewissen Plan verfolgt, wird er binnen Sekunden über Bord geworfen und alles ist nur noch auf eine Sache gepolt: Kenzie. Es war für mich eine Enttäuschung, um ehrlich zu sein. Eine so wenig gefestigte Beziehung, so viele Hintergründe, Intrigen, Geheimnisse, Probleme, Gefahren – und dann so eine schnell gezündete Entscheidung, die nicht nur Lyalls Leben, sondern auch das seiner ganzen Familie mitbeeinflusst? Tut mir leid, aber das konnte ich nur bedingt abkaufen. Aus dramaturgischer Sicht macht es natürlich Sinn. Bei mir hat es aber nur zu dezentem Augenverdrehen geführt.

Gut gelungen finde ich hingegen weiterhin die Charaktere als solche. Kenzie bleibt sympathisch und selbstbewusst, sie entwickelt sich aber auch kaum weiter. Die zahlreichen Nebencharaktere, insbesondere Finlay und Edina aus Lyalls Familie, bringen einen besonderen Charme und jede Menge Witz in das Buch. Ich hätte von beiden gerne mehr und hoffe, dass sie in Band 3 präsenter sind. Die Familiengeschichte von Lyall kommt in diesem Teil etwas weniger auf den Tisch, dafür geht es mehr um das Inselfeeling, den Ausbau und den Konkurrenzkampf mit einem Feind. Hierdurch gibt es einige fast schon actionreiche Szenen, die die Geschichte etwas auflockern. Ich bin bei Band 3 vor allem aber darauf gespannt, wie das familiäre Problem gelöst wird und wer im Hintergrund wieso die Fäden zieht.

Mein Fazit

Letztendlich empfand ich Don’t hate me ehrlich gesagt eher wie einen nicht so notwendigen Füllband, der teilweise wie eine kleine Neuauflage von Band 1 wirkt, vor allem aber die Geschichte nicht wirklich vorantreibt. Lediglich das letzte Viertel bringt etwas Fortschritt in Lyalls und Kenzies Geschichte, vorher ist es vor allem ein unterhaltsames Buch für Zwischendurch. Das Finale und der damit einhergehende Cliffhanger wirkte für mich allerdings zu gewollt und zu dramatisch. Dennoch werde ich den finalen Band lesen.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 24.01.2021

nettes Buch für Zwischendurch

A single kiss
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„Jeder Mensch hat drei Leben. Ein privates, ein öffentliches und eines, dass sich andere Menschen für ihn ausdenken.“
(Ein Spruch in A single kiss

Worum geht’s?

Ella gilt als Paris Hilton der französischen ...

„Jeder Mensch hat drei Leben. Ein privates, ein öffentliches und eines, dass sich andere Menschen für ihn ausdenken.“
(Ein Spruch in A single kiss

Worum geht’s?

Ella gilt als Paris Hilton der französischen High Society. Mit ihren Eltern, die das berühmte Modelabel French Chic führen, und ihrem Bruder steht sie auf der Sonnenseite des Lebens, macht regelmäßig Partys und landet in der Klatschpresse. Doch nach einem Gerücht kocht alles über und Ella sieht sich online zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt. Kurzerhand entscheidet sie, Paris zu verlassen und in Plymouth Modedesign zu studieren. Doch vor Ort lernt Ella nicht nur zum ersten Mal wahre Freundinnen kennen und entdeckt die Liebe zur Fotografie wieder, nein, sie entwickelt auch Gefühle für den vermeintlichen Bad Boy Callum. Blöd nur: Ella ist vergeben…

A single kiss ist Band 4 der LOVE-Reihe. Jedes Buch ist in sich geschlossen, die Charaktere der anderen Bände kommen jedoch vor und die Geschichten laufen teilweise zeitgleich.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch setzt mit einem Prolog in Paris vor den andere Bänden ein, ab dem ersten Kapitel spielt das Buch aber parallel zu den anderen Geschichten. Die Geschichte wird durch Callum und Ella wechselnd in der Ich-Perspektive erzählt. Der Schreibstil ist locker-leicht, das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Das Buch beinhaltet etwas sexuellen Content.

Meine Meinung

Der finale Band der LOVE-Reihe, wer kann es glauben? Ja, ich gehöre zu denen, die die Reihe bisher nicht in den Himmel gelobt haben, aber trotzdem immer weiter lesen. Wieso? Einerseits die Hoffnung, dass es besser wird, aber vor allem auch die tolle Mädels-WG und die Fashionthematik hat es mir sehr angetan. Doch auch bei Band 4 bin ich am Ende wieder von dem vielen verschenkten Potenzial etwas enttäuscht, wenngleich das Buch hinter Band 2 für mich noch der stärkte Teil ist.

Dieses Mal geht es um Ella und Callum. Ella war in den vorigen Bänden schon sehr präsent, vor allem in Band 2 um ihren Bruder Henri fand ich sie teilweise fast schon etwas zu präsent. Denn hier hat man bereits zum Teil ihre Liebesgeschichte mit Etienne, ihrem Freund, erfahren. Callum hingegen wirkte für mich bisher eher wie eine absolute Randfigur. Auf jeden Fall setzt A single kiss mit einem ausführlichen Prolog da an, wo es interessant ist: Ellas Stand in der französischen Gesellschaft und vor allem auch das ihr entgegenschlagende Onlinemobbing. Meine Vorfreude war beim Lesen also hoch, denn es ist ein Thema, wo es viel drüber zu reden gibt. Leider wird es nach dem Prolog nur noch sehr rudimentär eingebaut und diente eigentlich nur zur Erklärung von Ellas Flucht. Über die Hälfte des Buches verrennt sich die Geschichte im Üblichen: Erlebnisse, die man bereits aus Band 1-3 kennt (wenn auch dieses Mal in meinen Augen nicht so ausführlich), viel Plauderei über die Fotografie und jeder Menge Einblicke in die Arbeit von Callum und Val. Ja, Val, nicht Ella. Denn es dauert schon etwas, bis Ella und Callum so richtig aufeinandertreffen. Callum ist von Anfang an Feuer und Flamme für Ella, sie hingegen ist vorurteilsbehaftet (was mich sehr schwierig fand, denn gerade sie mit ihrer Vergangenheit weiß ja, wie schnell Gerüchte entstehen) und hält Callum von sich fern. Zwar findet sie ihn auch irgendwie interessant, aber es ist ja sowieso egal, denn sie hat Etienne. Die erste Hälfte geht es bei Ella hauptsächlich darum, wie unzufrieden sie mit der Beziehung zu Etienne ist und wie es gelegentlich in Callums Gegenwart kribbelt. Callum hingegen gewährt Einblicke in sein Leben als Fotograf, seine Arbeit und einige Telefonate mit seiner liebenswürdigen Großmutter. Und so vergehen Seite um Seite, wo ich mich fragte, wann es eigentlich mit beiden mal losgeht, denn auf dem Weg wird auch immer wieder eingebaut, dass alle denken, Callum und Val hätten etwas miteinander. Mal wieder plätschert die Geschichte vor sich hin, aber in einer angenehmen Art. Das Buch lässt sich trotz seiner über 500 Seiten überraschend schnell lesen, man hat zwischendurch etwas zum Schmunzeln und auch die Mädels-WG verliert rein gar nichts an Magie. Der aus Band 2 bekannte Ausflug nach Paris zu Silvester wird zum Wendepunkt der Geschichte und ab da wurde es mir dann ehrlich gesagt auch zu blöd.

Ich fand es vorher schon schwierig, dass Ella sich so krampfhaft an Etienne festhält, zugleich aber für Callum schwärmt und Callum sie trotz Beziehungsstatus vergeben so hemmungslos anbaggert. Er macht gar keinen Hehl daraus, dass er sie will und wischt ihre Aussage, in einer Beziehung zu sein, hauptsächlich damit weg, dass sie ja offensichtlich unglücklich ist. Ja, er hat recht. Aber hat er das Recht dazu? Ich finde nein. Und entsprechend unangenehm fand ich das teilweise. Als Ella dann endlich an Silvester den Schlussstrich unter Etienne zieht, verliert sie keine Zeit und wendet sich Callum zu. Es entwickelt sie nahezu eine von 0 auf 100 Beziehung, die zwar durchaus süße Dates beinhaltet, aber einfach nur platt und farblos wirkt. Es fühlte sich zu keiner Zeit wie eine Beziehungsentwicklung an, denn ich habe weder verstehen können, woher die Gefühle kamen (Callum findet Ella von Anfang an faszinierend und Ella fühlt sich bei Callum real, mehr gab es in meinen Augen aber nicht als Erklärung) noch wieso Ella Callum nach der Trennung jetzt direkt eine Chance gibt. Es wirkte zu gewollt, zeitlich zu eng, fast schon verzweifelt. Die Liebesgeschichte in diesem Buch konnte mich wirklich kaum abholen. Auch der Versuch, am Ende noch ein wenig Drama reinzubringen, indem die typische „ich bin nicht gut genug für dich“-Karte gespielt wird, war irgendwie komisch und torpedierte einen Großteil der vorher getätigten Aussagen Callums, dass es darum geht, dass Ella in Plymouth sie selbst sein darf und nicht das It-Girl sein muss. Ich habe es Callum nicht abgekauft und entsprechend war auch das Ende dann eher lauwarm als ergreifend.

Die Einblicke in Ellas Leben als Mädchen aus reichem Haus, was in der Öffentlichkeit steht, waren für mich eigentlich das Beste an dem Buch – neben der Mädels-WG. Aber leider hat die Autorin in meinen Augen so viel Potenzial verschenkt, was diese Thematik angeht. Ich hatte nach dem starken Einstieg mehr erwartet, auch was die familiäre Situation angeht. Eigentlich wurde es wirklich nur als Erklärung dafür verwendet, wieso Ella gegangen ist und ungern zurückkehren möchte. Aber mehr war da am Ende dann auch nur. So bleibt eigentlich als Highlight wirklich nur die starke Freundschaft der Mädels, die zueinander gefunden haben.

Mein Fazit

Leider konnte auch A single kiss nicht wirklich für große Begeisterung sorgen. Nach einem starken Start hat die Geschichte wenig Input und die schnellen Änderungen, die dann endlich den Weg zur Liebesgeschichte ebnen, können auch nicht überzeugen. Final hat man einfach das Gefühl, dass hier zu wenig in die Liebesgeschichte investiert wurde und auch Ellas Backgroundgeschichte ungenutzt liegengelassen wurde. Nur die Clique kann wieder überzeugen, allerdings hat man auch hier wieder das Gefühl, fast alles schon zu kennen. Ich bin zwar traurig, die Mädels gehen zu lassen, aber zeitgleich irgendwie auch froh, dass die Reihe zuende ist.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 23.01.2021

ein tolles Workbook

Entdecke die Heldin in dir
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Was ist das?

Entdecke die Heldin in dir – so titelt die Autorin. Es geht darum, das eigene Ich zu analysieren und gute und schlechte Einflüsse zu finden und das Beste aus ihnen zu machen. Denn in jedem ...

Was ist das?

Entdecke die Heldin in dir – so titelt die Autorin. Es geht darum, das eigene Ich zu analysieren und gute und schlechte Einflüsse zu finden und das Beste aus ihnen zu machen. Denn in jedem steckt bereits die eigene Heldin, man muss nur lernen, gut mit ihr in Verbindung zu treten. Mit zahlreichen Aufgaben und Ideen unterstützt die Autorin den Analyseprozess und gibt dem Leser die Möglichkeit, sich selbst bewusster kennezulernen.

Wie sieht es aus?

Es handelt sich bei dem Workbook um eine broschierte Softcover-Ausgabe. Das in verschiedenen Rosatönen gehaltene Cover ist dezent und unaufdringlich, wirkt zugleich aber feminin und ansprechend. Der Titel ist teils goldfoliert. Das Format entspricht etwa dem A5-Format und das Buch ist ca. 1cm dick, sehr handlich und nicht sehr schwer. Es fühlt sich von der Haptik her wie ein normales Übungsbuch an.

Der Innenteil aus etwa 190 Seiten besteht aus unbeschichteten Papier von normaler Dicke. Die äußere Farbgebung setzt sich auch im Inneren vor. Mit zahlreichen farbigen Bildern, Ausfüllelementen und Grafiken ist das Buch sehr vielseitig gestaltet. Es gibt immer wieder einführende Worte und dann Aufgaben oder Impulse. Für die Aufgaben gibt es Freiräume zum Bearbeiten, mal in Formen von Felder, mal durch Blankoseiten und oftmals durch Linien. Der Platz hierfür ist in meinen Augen großzügig bemessen. Generell ist die Farbgebung sehr feminin und sanft, die Schrift ist sehr gradlinig und gut lesbar. Der Textanteil im Buch ist etwa 50%, die Texte sind prägnant und informativ.

Was erwartet einen?

Das Buch ist unterteilt in drei Kapitel – Um dich herum, in dich drin und deine neue Vision. Bei Um dich herum geht es um die Faktoren, die sich aus unserem Umfeld bestimmen. Es geht darum, Freundschaften zu analysieren, Social Media Einflüsse zu erkennen und auch das eigene Zuhause anzuschauen. Im zweiten Abschnitt geht es um das Innere. Es geht um die Akzeptanz des eigenen Körpers, um Ängste und Glaubenssätze und das, was wir fühlen und denken. Im letzten Abschnitt geht es um die neue Vision, die uns antreiben soll. Von Zielsetzung über Motivation bis zu Erfolgsdokumentation ist hier alles dabei, um neue Ansätze zu finden. Die Autorin führt immer mit kurzen Texten in das jeweilige Thema ein und erzählt dabei auch viel über sich selbst und ihren Lebens- und Leidensweg. Sie wirkt dabei sehr sympathisch und man fühlt sich direkt wohl. Die Aufgaben und Impulse reichen von „notiere deine Gedanken“ bis zu „was verbindest du mit xyz“. Es sind vielseitige Fragen zu vielseitigen Themen mit interessanten Einblicken. Die Erkenntnisse, die man teilweise gewinnen kann, können teilweise sehr überraschend sein und manchmal ehrlich gesagt auch etwas schmerzhaft. Es ist aber auf jeden ein sehr motivierendes Buch, was auch dazu geeignet ist, den eigenen Erwartungshorizont an sich selbst etwas zu verschieben.

Mein Fazit

Selbstliebe ist ein komplexes, aber durchaus wichtiges Thema, das vor allem in unserer schnelllebigen Zeit durch die hohe Erwartungshaltung der Gesellschaft immer mehr in den Hintergrund gerät. Dieses wirklich liebevoll gestaltete Workbook ist ein toller Alltagsbegleiter, der mit kleinen und großen Aufgaben und Fragen Anregungen gibt, um einmal „aufzuräumen“ und sich selbst besser zu verstehen. Mit einer hohen inhaltlichen Vielfalt von Themen, die sowohl das Umfeld als auch das Innere beleuchten, hat man wirklich ganzheitliche Ansätze. Zwischen den Seiten verstecken sich viele tolle Tipps und Ideen, von denen ich einige definitiv umsetzen werde. Auch wenn nicht jede Aufgabe meinen Geschmack trifft, kann mich das Buch im Ganzen sehr begeistern. Es ist definitiv ein Buch, das mir langfristig helfen wird, einiges zu verändern. Denn ich muss für mich selbst der wichtigste Mensch sein.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 17.01.2021

spannend und gut geschrieben

Don't LOVE me
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„Er kann sogar dich zerstören. Bitte gib ihm keine Gelegenheit dazu.“
(Ein Freund zu Kenzie über Lyall in Don’t love me)

Worum geht’s?

Nachdem ihr gewünschtes Praktikum abgesagt wurde, muss Kenzie kurzerhand ...

„Er kann sogar dich zerstören. Bitte gib ihm keine Gelegenheit dazu.“
(Ein Freund zu Kenzie über Lyall in Don’t love me)

Worum geht’s?

Nachdem ihr gewünschtes Praktikum abgesagt wurde, muss Kenzie kurzerhand umdisponieren. So landet sie im Heimatort ihrer verstorbenen Mutter und unterstützt die Familienfreundin Paula bei der Innengestaltung des Hotelneubaus der örtlichen Luxushotels. Hier trifft sie auf Lyall, der von seiner Familie zwangsverpflichtet wurde, die Wogen vor Ort zu glätten, nachdem er vor drei Jahren für eine Katastrophe gesorgt hat, die ihm das Örtchen bis heute nicht verzeihen konnte. Und während alle Kenzie vor Lyall warnen, kann sie nicht anders und kommt ihm immer näher. Doch was ist, wenn Lyalls Vergangenheit alles zerstören kann?

Don’t love me ist Band 1 der Don’t love me-Reihe und nicht in sich geschlossen. Die Geschichte von Lyall und Kenzie wird in Band 2 fortgesetzt.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Die Geschichte ist chronologisch aufgebaut und hat zwischendurch kleinere, nicht ausgewiesene Zeitsprünge. Der Schreibstil ist angenehm, gut lesbar und passt zum Alter der Protagonisten. Sowohl Lyall als auch Kenzie führen als Ich-Erzähler durch die Geschichte. Das Buch beinhaltet nicht-expliziten sexuellen Content.

Meine Meinung

Don’t love me ist mein erstes Buch von der Autorin Lena Kiefer. Ich hatte bereits sehr viel Gutes über sie gehört und der Klappentext sprach mich sehr an, weshalb ich dem Ganzen gern eine Chance geben wollte. Hatte ich ehrlich gesagt einen recht normalen New Adult Roman erwartet, so wurde ich doch sehr davon überrascht, wie die Autorin die Geschichte aufgebaut hat.

Im Fokus der Geschichte stehen Lyall und Kenzie, die beide unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Kenzie zuhause nach dem Unfalltod ihrer Mutter das Leben ihres Vaters und ihrer drei Schwestern managt, kommt Lyall aus sehr reichem Haus – seiner Familie gehört eine gigantische Hotelkette, die von seiner Großmutter mit eiserner Hand geführt wird. Was die beiden miteinander verbindet? Kenzies Weg führt für ein Praktikum nach Schottland, wo auch Lyall von seiner Familie einbestellt wurde, um die Wogen zu glätten. Denn vor 3 Jahren ist etwas Schlimmes passiert und seitdem ist Lyall verachtet und gefürchtet im Ort. Was genau passiert ist, damit spielt die Autorin als Spannungsbogen fast durch das ganze Buch. Kenzie, die als Neuankömmling von den Geschehnissen natürlich keine Ahnung hat, wird immer wieder von verschiedenen Personen darauf hingewiesen, vorsichtig zu sein. Doch sie versteht nicht wieso, denn Lyall ist zwar teils recht arrogant, aber Kenzie gegenüber eigentlich immer nett. Als beide auch immer wieder zusammenarbeiten, beginnt es zu knistern. Aber es ist kompliziert, denn Lyall soll auf gar keinen Fall eine Beziehung eingehen und auch Kenzie ist sich unsicher, wo das mit Lyall hinführen soll. Als sich die Ereignisse dann überschlagen, lüftet Lyall sein Geheimnis. Doch am Ende muss Kenzie sich fragen: Hat er überhaupt die Wahrheit gesagt?

Von Anfang an war ich wirklich in der Geschichte drin. Es ist der lebhafte, mitreißende Schreibstil, aber vor allem auch die Art der Protagonisten, die in diesem Buch Spaß machen. Ich werde nicht lügen und das Buch in den Himmel loben, denn dafür gab es doch einige Punkte, die mich gestört haben. Aber die spritzige Unterhaltung, die Lyall und Kenzie bieten, kann trotzdem überzeugen. Kenzie ist schlagfertig, steht für ihre Träume ein und geht mit einer gewissen Weitsicht, aber auch einer guten Portion Gutgläubigkeit durchs Leben. Damit ist sie kein naives Mauerblümchen, was in New Adult Büchern ja gern genutzt wird, aber eben auch keine Über-Braut, die alles kurz und klein schlägt. Kenzie hat mir gut gefallen und sie konnte definitiv Sympathiewerte sammeln, auch weil sie nicht sofort dem Gerede nachgibt oder vor großen Persönlichkeiten wie Lyalls Familie einknickt. Ich mochte auch die Einbindung von Kenzies Wunsch, Innendesign zu machen, sehr. Es war ein präsentes Thema, was aber auch nicht zu viel Raum einnahm, dass es wie ein Lückenfüller wirkt. Ehrlicherweise überwiegt in diesem Buch aber sowieso nicht Kenzies Leben – es spielt eine Rolle und es gibt hier auch die ein oder andere Entwicklung, aber die Autorin hat sich in meinen Augen mehr um die Story von Lyall und seiner Familie gekümmert. Das hat mir gut gefallen. Denn bei den Hendersons gibt es viel, worüber man berichten kann. Kleine familiäre Intrigen, Geheimnisse, Umsturzpläne, strenge Strukturen. Ich freue mich in den Folgebänden tatsächlich schon sehr darauf, wie sich das alles entwickelt. Gepaart mit Lyalls Geheimnis gibt es so nämlich einiges, was für Spannung sorgt.

Nicht so gut gelungen fand ich leider die Entwicklung der Liebesgeschichte. Es war ein klassisches Aufeinandertreffen, bei dem es knistert und gleichzeitig der Grundstein für eine kleine Kabbelei gelegt wird. Denn Lyall ist anfangs nicht nett zu Kenzie, was sie ihm nachträgt. Als beide dann beruflich aufeinandertreffen, müssen sie sich arrangieren. Lyall brennt recht schnell für die selbstbewusste Kenzie und auch sie interessiert sich für den hübschen Badboy. Irgendwie entwickelt sich dann etwas zwischen den beiden. Wie und warum? Das wurde mir nur bedingt klar. Zwar gibt es einige wirklich schöne Szenen und auch gute Gespräche, aber gleichzeitig war es so von 0 auf 100, kombiniert mit der schwierigen Hintergrundlage um Lyalls Geheimnis und Lyalls Verpflichtung, keine Beziehung einzugehen, um Ruhe reinzubringen. Das führte auch dazu, dass die letzten Entwicklungen im Buch etwas dumpf waren, da hierfür eine tiefe Verbindung notwendig wäre in meinen Augen, die aber beide für mich (noch) nicht aufbauen konnten. Daher verkommt der Cliffhanger fast schon zu einer Überreaktion und ich bin auch etwas von Kenzie enttäuscht, denn die Autorin hat sie an vielen Stellen anders reagieren lassen, als man es von New Adult Büchern kennt, nur hier nicht. Reden hilft, das war schon immer die Devise. Etwas störend fand ich tatsächlich aber auch, dass die Autorin permanent Jane Austin Anspielungen macht. Ich weiß nicht, in wie vielen Büchern das mittlerweile vorkam und in wie wenigen ich es passend fand. Aber was soll’s. Schauen wir mal, wie es mit Kenzie und Lyall weitergeht.

Auch rund um das Geheimnis muss ich sagen: Es war gut, aber manchmal auch etwas zäh. Das größte Problem, was ich bei solchen Büchern immer habe: Zig Personen sprechen Kenzie immer wieder darauf an, dass etwas Schlimmes passiert ist, sie vorsichtig sein soll und sowieso Lyall die Ausgeburt der Hölle ist. Doch nicht eine Person erklärt, wieso. Als Begründung hat die Autorin hier vor allem den gesellschaftlichen Druck verwendet, der durch den hochangesehenen Namen von Lyalls Familie als regional riesiger Arbeitgeber entsteht. Aber ganz ehrlich? Ich fand das teilweise schon etwas mau. Natürlich wird so der Spanungsbogen sehr hoch gehalten und der Leser hat zwischendurch immer wieder die Chance, sich durch kleine Hinweise eine eigenen Geschichte zusammenzureimen, aber gleichzeitig entsteht irgendwann auch ein kleines Gefühl von Genervtheit, weil man das Gefühl hat, nicht weiterzukommen. Als am Ende dann die Auflösungen – es gibt Lyalls Variante und die des Ortes – kommen, hat es zwar einen gewissen Überraschungseffekt, aber ich bin ehrlich, dass ich etwas mehr erwartet hätte. Andererseits gibt es eben auch noch zwei weitere Bücher, wo das Thema sicher nochmal aufkommt. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie die Autorin den Konflikt lösen möchte.

Mein Fazit

Am Ende hat mir Don’t love me doch gut gefallen und es hat Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Die Autorin hat einen angenehmen Schreibstil und die Protagonistin Kenzie ist wunderbar schlagfertig. Ich würde schon sagen, dass es ein etwas anderes New Adult Buch ist und mit einer sehr spannenden Hintergrundgeschichte punkten kann. Dafür wirkt die Liebesgeschichte etwas platt, sie hat allerdings ja auch noch zwei Bände, um sich anständig aufzubauen. Ich bin auf jeden Fall auf die Fortsetzung gespannt.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]