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Veröffentlicht am 18.08.2020

besser als Band 1 und mit Tiefe, aber weiterhin Längen

A single word
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„Es gibt Dinge, die zu schmerzhaft sind, um sie jemals auszusprechen.“
(Henri in A single word)

Worum geht’s?

Oxy kann es nicht fassen: Als sie das erste Mal auf den Henri, den Bruder ihrer Mitbewohnerin ...

„Es gibt Dinge, die zu schmerzhaft sind, um sie jemals auszusprechen.“
(Henri in A single word)

Worum geht’s?

Oxy kann es nicht fassen: Als sie das erste Mal auf den Henri, den Bruder ihrer Mitbewohnerin Ella, trifft, benimmt er sich wie die Axt im Walde. Wieso der gutaussehende Erbe einer der größten Modehausketten etwas gegen Oxy hat, kann sie sich wirklich nicht erklären. Doch nachdem Ella ihre Mädels immer wieder vor dem Herzensbrecher warnt, ist es Oxy eigentlich auch egal: Henri bedeutet Ärger und auf so etwas steht sie nicht. Als sich ihre Wege aber immer öfter kreuzen und Oxy endlich weiß, was Henri gegen sie hat, kann sie sich dem verdächtigen Kribbeln nicht mehr entziehen. Nur wieso ist Henri, notorischer Herzensbrecher und One-Night-Stand-Verfechter, so hart zu knacken? Oxy kann nicht ahnen, dass Henri ein Geheimnis hütet, dass so traumatisch ist, dass es sein Leben und seine Sichtweise für immer verändert…

A single word ist Band 2 der LOVE-Reihe. Jedes Buch ist in sich geschlossen, die Charaktere der anderen Bände kommen jedoch vor und die Geschichten laufen teilweise zeitgleich.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist dieses Mal in satten Orange-Tönen gehalten und zeigt wieder den gleichen Tüllstoff. Die Reihenzugehörigkeit ist sofort erkennbar, die Gestaltung ist stimmig und zum Buch passend. Das Buch verläuft linear und umfasst etwa den gleichen Zeitraum wie Band 1. Die Geschichte wird durch Henri und Oxana wechselnd in der Ich-Perspektive erzählt, wobei Oxanas Kapitel überwiegen. Der Schreibstil ist locker-leicht, das Buch lässt sich gut und flüssig lesen.

Mein Fazit

Nach einem durchwachsenen Start in die Reihe mit A single night, wo mich die Liebesgeschichte leider kaum, aber die Fashionidee dafür sehr begeistert hat, war ich gespannt, wie es bei Band 2 sein wird.

In A single night geht es dieses Mal um Oxy und Henri. Oxy ist eines der vier Mädels, welche zusammen in der Studenten-WG in Plymouth wohnen. Oxy hat eine Zeit lang für einen bekannten Designer gearbeitet und ist nun von Paris hergezogen. In ihrer WG trifft sie auf Henri, seinerseits Bruder ihrer Mitbewohnerin Ella und auch Miteigentümer des großen Modehauses French Chic. Henri will eigentlich nur Ella besuchen, gerät aber direkt mit Oxy aneinander, da er glaubt, sie würde Ellas Geheimnis um ihre Herkunft lüften wollen und hätte daher Ella erpresst. Dieses auf einem Missverständnis beruhende Intermezzo führt dazu, dass beide sich aus dem Weg gehen. Zumindest solange, bis Ella Oxy über Weihnachten mit nach Paris nimmt. Hier sind Oxy und Henri ein wenig wie Hund und Katz, giften sich an und trauen sich nicht über den Weg. Doch gleichzeitig ist da eine komische Anziehungskraft zwischen den beiden. Stück für Stück entwickelt sich aus Feinden eine Art Freundschaft, die schon bald zu wilden Funken und kribbelnden Schmetterlingen wird. Aber Henri ist kompliziert. Denn seit einem traumatischen Erlebnis, über das er mit niemanden reden will, hat er einen sehr extremen Lebensstil: Viele Partys, noch mehr Arbeit, jede Menge Frauen und ganz viel Sport. Hauptasche, er hat keine Zeit, nachzudenken. Ist Oxy nur eine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten oder kann sie diejenige sein, die den rastlosen jungen Mann auffangen kann?

Weiter geht’s also mit dieser aufgedrehten, aber unglaublich tollen Mädels-WG, ihrem Traum von Modedesign und Fashionfotografie und ihren komplizierten Liebesgeschichten. Da ich von Band 1 nur mittelmäßig angetan war und vor allem die doch recht präsenten Längen und die schon sehr ausufernden Szenen mich teilweise nicht zum Weiterlesen motivieren konnten, war ich gespannt, ob es mir hier auch so gehen wird. Gleich vorweg: Ja und nein. Ja, weil auch A single word wieder ähnlich aufgebaut ist wie A single nicht. Es gibt sehr viel Drumherum, die Autorin ist schon eher detailverliebt und mag es, eine gewisse Atmosphäre aufzubauen. Das macht das Buch manchmal vielleicht etwas zäh und man fliegt nicht so durch die Geschichte, dafür muss ich aber auch sagen, dass die Autorin es wirklich schön macht. Die rauschenden Beschreibungen rund um das Studium, die Modeliebe der Mädels, Paris und Plymouth – es ist wirklich toll gelungen. Aber es ist halt leider auch ein bisschen zu viel. Die Kapitel sind ähnlich wie in Band 1 wirklich lang, man hat wenige Szenenwechsel und manchmal fühlte ich mich etwas verloren, weil ich das Gefühl hatte, die ganze Zeit auf ein „Jetzt geht’s los“ zu warten, was nicht kommt. Gleichzeitig konnte mich aber die Geschichte von Henri und Oxy abholen, ich habe mitgefiebert und mir gewünscht, dass beide miteinander reden und Henris Geheimnis gelüftet wird. Deswegen konnte ich das Buch oftmals nicht aus der Hand legen, wollte unbedingt weiterlesen und mehr wissen und verstehen. Das war bei Band 1 nicht der Fall. Daher gibt’s hier eine klare Verbesserung.

Allerdings muss ich halt auch zugestehen, dass allein das erste Drittel des Buches eine Art überlange Einleitung ist und beleuchtet, wie und wieso Oxy nach Plymouth kommt, wie Ella einzieht, die Mädels zueinander finden und erst dann Oxy und Henri aufeinandertreffen. Im nächsten Drittel geht es dann auch hauptsächlich um die beiden und ob sie zusammenfinden können und sollten, aber auch, wie steinig der Weg ist, wie sehr Gewohnheiten und Gerüchte prägen und wie schwer es ist, etwas zu wagen. Das letzte Drittel behandelt dann vor allem die Hürden, denen beide gegenüberstehen und wie Henri sich entwickeln muss. Es gibt einige Momente zum Lachen, einige zum Verzweifeln, ein paar zum Schmunzeln und auch den ein oder anderen, wo einem schwer ums Herz wird, was vor allem an Henris Geschichte liegt. Insgesamt muss ich sagen, dass A single word aber einen doch recht flachen Spannungsbogen hat und nicht mit Dramen, Twists und lautem Geknall daherkommt. Es ist eine eher ruhige Geschichte, bei der es viel um Entwicklung, Einsicht und final auch um das Thema Heilung geht. Das alles wird natürlich wieder mit einer gehörigen Portion Fashion garniert, durch Henri gibt es auch oberflächliche Einblicke in die Frage des Modeverkaufs, durch Oxy hier und da in das Arbeiten für Designer und overall natürlich auch ins Studium. Dennoch ist die Handlung des Buches für über 500 Seiten übersichtlich, alles teilweise zu viel gestreckt und an einigen Stellen hätte man – vor allem im Hinblick auf Oxy – lieber mehr Tiefe als Drumherum einbauen sollen.

Auch hier spielt Mode natürlich wieder ein großes Thema. Die Mädels berichten viel, man erhält vielseitige Einblicke in die Modewelt. Ich muss der Autorin wirklich lassen, wie großartig sie hier Hintergrundwissen einbaut. Man erhält etwa Einblicke in die Programme, die die Mädels brauchen, in Gedanken bei den Designentwürfen, aber auch in die Ateliers. Für Leute, die das Thema aber grundsätzlich uninteressant finden, wird das Buch (bzw. die Reihe) vermutlich nichts sein. Das Thema ist sehr präsent und das ist auch einer der Punkte, die mich sowohl in Band 1 als auch hier wirklich sehr begeistern. Ich mag diese Einblicke sehr und freue mich auf weitere, wobei Band 3 und 4 vermutlich eher die Fotografie aufgreifen werden.

Anders als bei A single night mit Libby und Jasper konnte mich dieses Mal auch die Liebesgeschichte von Oxy und Henri insgesamt überzeugen. Zwar haben beide einen holprigen Start, danach entwickelt sich aber etwas Tolles. Henri bemüht sich um Oxy, Oxy achtet auf Henri und merkt, dass etwas im Argen ist. Die beiden haben keine von 0 auf 100 Beziehung, im Gegenteil entwickelt sich alles sehr solide und in einer guten Geschwindigkeit. Immer wieder gibt es Hindernisse und Probleme, denen sich beide stellen müssen. Es ist schon eine kleine Auf-und-Ab-Fahrt mit den beiden, denn vor allem Henri stößt Oxy manchmal (unbewusst) von sich, weil er keine Nähe aufbauen möchte. Die beiden haben es definitiv nicht leicht und gerade Henri haut halt wirklich das ein oder andere Mal voll daneben. Oxy ist jedoch eine sehr liebevolle und empathische Person, die mit einer Engelsgeduld und viel Verständnis begeistern kann. Denn Henris Verhalten steht in direktem Zusammenhang mit seinem Geheimnis. Dieses wird zunächst erst nur angedeutet, später aber aufgelöst. Ich muss dazu sagen, dass ich recht schnell wusste, was es ist. Nicht, weil es so offensichtlich war, sondern weil es ein reales Ereignis ist, an das sich viele vermutlich noch erinnern können. Als in dem Buch ein gewisses Datum angesprochen wurde, war mir klar, worum es gehen wird. Und ich war zwiegespalten, weil ich Angst hatte, wie die Autorin es umsetzt. Aber meine Sorge war grundlos. Die Auflösung, die Einbindung in die Geschichte, die Folgen, aber auch die Auswirkungen auf das Umfeld wurden großartig herausgearbeitet. Ich finde auch, dass die Autorin in einer wohldosierten Weise das Grauen eingefangen und verarbeitet hat, ohne dass es effekthascherisch oder irgendwie unangenehm wirkt. Solche Ereignisse benötigen ein großes Fingerspitzengefühl – und das hat die Autorin hier für mich absolut bewiesen. Niemals hätte ich erwartet, bei A single word eine derartig tiefgründige und emotionale Backgroundstory zu finden.

Allerdings geht damit auch einher, dass Oxys Geschichte etwas in den Hintergrund gerät und für meinen Geschmack wenig aufgegriffen wird. Sie wirkt dadurch teilweise etwas wie ein Nebencharakter, der hauptsächlich als Support für Henris Entwicklung da ist. Dies wird aber auch durch eine enorme Präsenz von Ella unterstützt. Ella ist von Anfang bis Ende sehr gegenwärtig in dem Buch, ihre eigene Geschichte, ihre Meinungen und ihre Beziehungsprobleme kommen oft vor. Für mich hat Ella und ihre Energie Oxy leider öfter überlagert und kombiniert mit der Schwere um Henris Thematik geht Oxy einfach ein bisschen unter. Mich hatte das mit Ella auch stark gewundert, da sie ja noch ein eigenes Buch kriegt.

Ein Punkt, bei dem ich etwas unschlüssig bin, ob er mir gefallen hat: Das Buch spielt quasi parallel zu Band 1. Es wird nahezu der gleiche Zeitraum umfasst, beginnend beim Einzug in die WG und das Ende ist die Abschlusskollektion. Das führt dazu, dass man zahlreiche Szenen noch einmal erlebt, die bereits in Band 1 vorkamen und wie ich mal vermute auch in Band 3 und 4 vorkommen werden. So begleitet man die Einzugsgeschichte erneut, ist beim Shoppen im Stoffladen dabei, erlebt die Halloweenparty erneut und hat auch sonst viele Punkte aus Band 1 in unterschiedlicher Länge wieder in diesem Buch. Auf der einen Seite ist das cool, weil man dieses Mal durch Oxys Augen natürlich andere Aspekte erlebt oder andere Erkenntnisse gewinnt. Andererseits ist es aber müßig, alles so gesehen nochmal zu erleben. Immer wieder werden am Rand Punkte angesprochen, die man in Band 1 bereits ausführlich erlebt hat. Nur der Mittelteil, wo Ella und Oxy in Paris sind, war neu. Das restliche Drumherum ist bekannt. Manchmal war es lustig, wie zB Oxy sich wundert, wieso Libby von Jasper ein Kleid zum Geburtstag kriegt, wenn man durch Band 1 die komplette Geschichte kennt. Zugleich ist es aber auch anstrengend, nochmal auf zig Seiten den Shoppingbummel durchzukauen. Ich bin echt unentschlossen, wie es mir gefallen hat. Irgendwie mag ich die Idee, aber die Umsetzung war manchmal etwas zäh und führte so auch ein bisschen dazu, dass das Buch wieder länger ist als es sein müsste.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass mir A single word deutlich besser gefallen hat als A single night. Die Liebesgeschichte von Oxy und Henri funktioniert gut, entwickelt sich greifbar und ein wider Erwarten erschreckendes Geheimnis um Henri gibt dem Buch überraschende Tiefe. Leider geht Oxy vor allem neben Ella etwas unter, die Mädelsclique liefert aber zugleich auch wieder mit viel Charme ab. Das Buch hat hier und da wieder etwas Längen und vor allem Leser von Band 1 könnten sich durch wiederkehrende Ereignisse etwas gelangweilt fühlen. Der Autorin ist insgesamt aber ein gutes Buch gelungen, was nur vielleicht ein paar zu viele Seiten hat.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2020

leider nicht begeistert

Everything you are
2

„Jegliche Ablenkung, mag sie auch noch so sexy sein, ist ab sofort tabu.“
(Emma in Everything you are)

Worum geht’s?

Emma ist gerade an ihrer Traum-Uni angekommen, wo sie nach dem Tod ihres Bruders endlich ...

„Jegliche Ablenkung, mag sie auch noch so sexy sein, ist ab sofort tabu.“
(Emma in Everything you are)

Worum geht’s?

Emma ist gerade an ihrer Traum-Uni angekommen, wo sie nach dem Tod ihres Bruders endlich ein neues Leben anfangen will. Sie nimmt ihr Studium sehr ernst und ist dankbar für ihr Stipendium. Doch schon bald schleicht sich eine Ablenkung in ihr Leben: ein gutaussehender Unbekannte, der ihren Kopf verdreht und ihr Herz rasen lässt. Aber dann muss Emma feststellen, dass er Geheimnisse hat und sie nicht weiß, mit wem sie es zu tun hat. Und zu allem Übel stellt sich auch noch heraus, dass ausgerechnet ihre Mitbewohnerin und Freundin Lara auf den Typen steht. Was soll Emma nur tun?

Everything you are ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist recht girly, verträumt und niedlich gehalten. Es passt zum Genre, hat jedoch keinen Bezug zum Inhalt des Buches. Auf jeden Fall ist es ein Hingucker. Das Buch wird ausschließlich von Emma in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft linear, es gibt zahlreiche Zeitsprünge nach vorn. Der Schreibstil ist locker und angenehm zu lesen. Er ist für ein Jugendbuch sehr passend. Das Buch enthält oberflächlich erotische Inhalte, die sie hauptsächlich im angedeuteten Bereich bewege. Es ist frei von Kraftausdrücken.

Meine Meinung

Don’t judge a book by its cover. Nach dieser Prämisse lebe ich schon sehr lange. Ein grausames Cover kann die tollste Geschichte beinhalten, das schönste aber auch die langweiligste. Bei Everything you are haben mich aber sowohl Cover als auch Klappentext echt überzeugt und ich freute mich auf das Buch. So viel Frust, wie mir das Buch dann aber bereitet hat, hätte ich niemals erwartet.

Jugendbücher haben bei mir einen besonderen Stand, ganz ehrlich. Ich bin bei Jugendbüchern toleranter, akzeptiere mehr und kann auch mit einem gewissen Grad an Sprunghaftigkeit leben. Ja, sogar wenn es nicht ganz rund ist, bin ich bei einem Jugendbuch dazu bereit, da großzügig drüber hinwegzugucken. Das liegt einfach daran, dass Jugendbücher für eine andere Zielgruppe geschrieben sind als ich repräsentiere und der junge Leser einige Sachen anders sieht als ein Erwachsener. Dies möchte ich vorschieben, denn leider war dieses Buch für mich in fast jeder Hinsicht eine Enttäuschung. Mir ist selten ein Buch untergekommen, dass so wenig wusste, was es sein will und wo es hinwill wie Everything you are. Zumindest hat es sich für mich so angefühlt. Aber fangen wir vorne an. Grob gesehen lässt sich das Buch wohl in gute drei Drittel einteilen – Drittel 1 ist Emma am College, Drittel 2 ist Emma mit dem Unbekannten und Drittel 3 ist der Versuch eines wendungsreichen Plots rund um das Geheimnis des Unbekannten mit Krimi- und Herzschmerzelementen oder so. Das ganze Buch hindurch schleppen sich die Szenen so vor sich hin und ich sage bewusst die Szenen, weil es immer so wirkt, als sei es eine endlose, wahllose Aneinanderreihung von Momenten, die dann 2-3 Seiten füllen und dann abgehakt sind. Es wird so oft gesprungen, dass ich permanent das Gefühl hatte, weder die Handlung noch die Charaktere noch ihre Intentionen wirklich begreifen zu können. Zack, zack, zack, so ging es. Das ändert sich dann gegen Ende vom zweiten Drittel – hier gibt es das erste Mal eine längere, ausführliche, aufeinander aufgebaute Szene über zahlreiche Seiten. Wie wir inhaltlich und auch auf der Gefühlseben hier hingekommen sind, hat sich mir nur leider nicht erschlossen. Aber hierzu sage ich ausführlich im Rahmen der Liebesbeziehung etwas. Auf jeden Fall geht es nach der Szene wieder weiter mit den stetigen Wechseln. Hier zwei Seiten im Wohnheim, dann drei in der Bibliothek, dann 5 beim Backen mit Freunden. Es war fast so, als wäre das alles nur wahlloses Verbundsmaterial, um zu den von der Autorin avisierten Schlüsselszenen zu kommen. Und hier lag der Fokus offenbar ganz massiv auf einen ganz bestimmten Trip der Protagonistin und des Unbekannten nach New York, das Drumherum und eine bestimmte Gala. Alles davon, alles danach wirkt willkürlich aneinandergereiht, ohne Tiefe, wird manchmal mit ausuferndem Drumherum garniert und gibt vor allem eins – sehr wenig Einblick in die Gedanken der Beteiligten. Sowieso erzählt nur Emma in diesem Buch, was den männlichen Protagonisten per se schon in den Schatten stellt. Doch selbst Emmas Erzählungen und Ausführungen waren platt, nichtssagend und oftmals auch sprunghaft. An so vielen Stellen war für mich nicht begreifbar, wieso die Beteiligten tun, was sie tun. Wieso Emma für den Unbekannten Gefühle entwickelt (den sie bereits nach gut zwei Dutzend Seiten trifft und er ihr direkt erstmal an den BH geht). Sowieso ist der Unbekannte ständig dabei, Emma zu küssen und sie zu begrabbeln, obwohl man sich noch nichtmal wirklich kennt. Eine solide Grundlage für eine nachvollziehbare Beziehung sieht anders aus.

Hinzu kommt, dass Emma permanent ihre eigenen Gedanken über den Haufen wirft. Anfangs wird gebetsmühlenartig wiederholt, dass sie sich auf die Uni konzentrieren will und daher der Unbekannte tabu ist. Blöderweise stolpert sie gefühlt 5x überraschend in Situationen, wo er auftaucht und ihr hilft. Es verläuft jedes Mal nach Schema F. Hi, Anfassen/Kuss, Bye. Wer er ist, erfährt sie später durch einen blöden Zufall. Als Schwarm ihrer Mitbewohnerin Lara ist er dann für sie tabu, wird gebetsmühlenartig wiederholt. Hält sie sich natürlich nicht dran, zu verführerisch ist er. Und irgendwie landen sie dann auf einem Date, bei dem der Unbekannte so dick auffährt, dass es unfreiwillig komisch wirkte. Sollte vermutlich verdammt süß sein, wirkte aber nur so, als würde die fehlende Verbindung der beiden kaschiert werden. Da ist halt irgendwie eine interessante Anziehung, aber auf einmal ist es was Ernstes, Lara ist so semi-vergessen, man macht rum und ehe sich Emma versieht, ist sie nach New York eingeladen, zu einer riesigen Benefizgala. Standesgemäß holt der Junge natürlich den Helikopter raus, führt sie zum Pizzaessen und in eine edle Boutique aus, bevor man zur gigantischen Gala geht, wo sie fotografiert werden. Der Gedanke an Lara kommt Emma nicht, leider fällt ihr – wenig überraschend – das Fotografiere der Paparazzi dann auf die Füße. Es folgt ein Streit, der vor allem zeigt, wie instabil die Freundschaft zwischen ihr und Lara war. So ist es leider auch an alle Ecken und Enden. Als Emma plötzlich eine neue Freundin Abigall hat, mit der sie Kekse backt, fragte ich mich, wie schnell hier Bäumchen wechsel dich geht. In Krisenzeiten wiederum halten Emma und Lara – ohne sich jemals ausgesprochen zu haben – wieder zusammen. Gleiches gilt auch für Emma und den Unbekannten, der ihr hier und da eine Lüge aufgetischt hat und sie später kurzzeitig aus seinem Leben ausschließen muss. Zum Finale, dachte ich, kommt hier wenigstens etwas greifbarer Input, aber das suchte ich vergebens. Das Buch endet ohne jegliche Aussprache, jegliches Gefühl. Das fehlende Gefühl schlängelt sich durch das Buch. Nicht nur im Bezug auf die Liebesbeziehung, sondern etwa auch, wenn Emma von ihrem toten Bruder redet. Zwei Sätze, dann wird das Thema gewechselt. Diese ganzen Szenen- und Themensprünge waren anstrengend und enttäuschend. Kurios fand ich’s ich, dass sich immer wieder an bestimmten Sachen aufgehangen wird. Emma findet so beim Unbekannten eine Waffe, reimt sich ihren Quatsch zusammen und muss am Ende feststellen, dass alles ja ganz anders war. Obwohl sie – gebetsmühlenartig – sagt, er hat eine Waffe, ist ein Badboy und es gibt ja auch noch Drogengerüchte um ihn, hat sie nicht das Bedürfnis, sich von ihm fernzuhalten. Wenn man aber permanent die Protagonisten eines Buches nicht versteht und es beinahe so wirkt, als seien willkürliche Handlungsmomente zusammengefügt, kann das schnell zu Frust führen. Da haben auch die ewigen Zeitsprünge, die gefühlt eine Ewigkeit an Zeit vergehen lassen, ihren Anteil dran. Generell fand ich das Buch rückblickend recht handlungsarm.

Die Liebesgeschichte war für mich von vorne bis hinten nicht greifbar. Ich kann ja noch verstehen, dass der Unbekannte es mochte, dass Emma ihn nicht erkannt hat. Dann überkamen ihn bereits nach wenigen Minuten seine Gefühle, er begrapscht sie und küsst sie, obwohl man kaum 3 Sätze miteinander gewechselt hat? Kein guter Start. So geht es immer weiter. Die beiden treffen sich zumeist zufällig, wechseln vielleicht ein paar Sätze, hin und wieder vielleicht mal einen Kuss und dann ist plötzlich von „ich liebe dich“ die Rede und von Eltern kennenlernen und das Einführen in die Gesellschaft, obwohl klar ist, dass dort Paparazzi sind? Es wirkte alles einfach nicht sonderlich durchdacht. Im Finale geht es dann auch darum, dass der Unbekannte sich zum Schutz von Emma zurückziehen muss, weil ihn seine Vergangenheit einholt. Wochenlang haben sie keinen Kontakt, aber als man sich wiedersieht, ist alles vergessen. The end. Nein, diese Liebesgeschichte kann nicht überzeugen. Sie bringt kaum etwas mit, arbeitet mit dem wenigen noch zu wenig und verläuft sich zu sehr in klischeehaften Aw-Momenten, die durch die mangelnde Bindung das Herz nicht erreichen können.

Nachdem ich vor allem im ersten Drittel lange nach einem Flow gesucht habe, hatte ich gegen Hälfte des Buches kurzzeitig Hoffnung, dass es besser wird. Zwar war mir klar, dass die Liebelei nicht plötzlich logisch wird, aber zumindest das Drumherum hätte passend gemacht werden können. Doch leider wird hier dann richtig dick aufgetragen, vermeidbare Dramen ausgetragen und das Ganze noch wohldosiert mit ein wenig Intimität abgerundet. Unweigerlich zieht sich danach natürlich der Protagonist zurück, was Emma verzweifeln lässt. Die Auflösung hierfür – und der Weg, wie Emma es herausfindet – waren leider mehr als zweifelhaft. Die Vergangenheit des Unbekannten wird angekratzt und Emmas überraschend übergriffige distanzlose Tätigkeit, die zu ihren Erkenntnissen führt, war so schmerzhaft konstruiert, dass ich nur noch müde lachen konnte. In einem verzweifelt und wahnwitzig anmutenden Finale, bei dem man sich fragt, was eigentlich Emmas Intention war, geht es drunter und drüber – und nichts ergibt Sinn. Einer abschließenden Erklärung bleibt die Autorin am Ende zumindest für mich auch schuldig, auch wenn hier und da was angedeutet wird. Das Buch endet auch so abrupt, dass ich verwundert war. Immerhin hat gerade in der ersten Hälfte und phasenweise auch in der zweiten so viel Drumherum so viel Platz eingenommen, dass gerade für eine solide Aufklärung mehr Raum drin hätte sein sollen. So gehe ich frustriert, ohne Erklärungen und ohne jegliches Gefühl für die Lovestory aus dem Buch.

Abschließend kann ich zu den Charakteren gar nicht so viel sagen. Emma ist blass, eindimensional und austauschbar. Ich habe kaum etwas über sie erfahren, konnte wenig in ihre Gedanken abtauchen und habe – abgesehen davon, dass sie offenbar gern Leute verurteilt (Emma ist vor allem im ersten Teil des Buches sehr damit beschäftigt, Leute um sie herum herabzuwerten, für ihre Art zu verurteilen und ihnen einen Stempel auszudrücken) und sich als reifer hält, nur weil sie keine Party besuchen will – wenig von ihr mitbekommen. Noch weniger wurde der Unbekannte beleuchtet, bei dem alle Klischees des typischen Badboys aufgetischt wurden, die dann gegen Ende demontiert wurden. Er ist ein guter Junge, der verdammt viel Geld hat und in der Vergangenheit viel falsch machte. Mehr weiß ich über ihn auch wieder nicht. Ansonsten gibt es noch die Mitbewohnerin Lara, die als typisches It-Girl genau das Gegenteil von Emma sein soll. Klischees, Stereotypen und Abziehbildchen von Collegefilmen soweit das Auge reicht.

Mein Fazit

Everything you are hätte sicher Potenzial gehabt, eine tolle Geschichte zu werden. Der Schreibstil der Autorin ist gut und auch die Grundidee hat mir gefallen. Doch leider ist das Buch beinahe eine wahllose Aneinanderreihung von Szenen, die dazu führten, dass ich keine Bindung zu den Charakteren aufbauen und somit bei der Geschichte nicht mitfiebern konnte. Bis auf minimale Ereignisse war die Geschichte recht vorhersehbar und das wenige Unvorhersehbare wirkte für mich einfach nur gewollt und konstruiert. Obwohl ich sowieso nicht mit riesigen Erwartungen an das Buch herangegangen bin, muss ich sagen, dass ich recht enttäuscht bin. Leider keine Empfehlung von mir.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2020

tolle Wohlfühlgeschichte

Love is Loud – Ich höre nur dich
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„Ein perfektes Ineinandergreifen von Form und Freiheit, Kontrolle und Zügellosigkeit, Vernunft und Impulsivität.“
(Link über die Musik in Love is loud)

Worum geht’s?

Franzis Leben ist vor allem von ...

„Ein perfektes Ineinandergreifen von Form und Freiheit, Kontrolle und Zügellosigkeit, Vernunft und Impulsivität.“
(Link über die Musik in Love is loud)

Worum geht’s?

Franzis Leben ist vor allem von einer Sache bestimmt: Sicherheit. Die junge Frau ist stets darauf bedacht, planvoll an Sachen heranzugehen, die sicherste Variante zu wählen und bloß nicht aufzufallen. Nach ihrem erfolgreichen Studium erlaubt sie sich jedoch einmal, aus der Sicherheit auszubrechen. Für ein freiwilliges soziales Jahr fliegt sie nach New Orleans, um den alten und sehr griesgrämigen Mann Hugo zu betreuen. Anfangs noch hochgradig überfordert von der Stadt, fängt New Orleans schon bald an, Franzi zu verändern. Und nicht nur die Stadt, auch ein verdammt gutaussehender Straßenmusiker namens Link stellt mit seiner lockeren Art Franzis Leben total auf den Kopf. Franzi ist fest entschlossen, das Beste aus diesem einen Jahr zu machen. Doch was ist, wenn ihr Herz danach nicht bereit ist, nach Deutschland zurückzukehren?

Love is loud ist Band 1 der „Love is“-Reihe. Die Geschichte ist in sich geschlossen, die Protagonisten der Folgebände sowie die alles verbindende Band kommen jedoch vor.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist mit seinen vielseitigen Verzierungen und bunten Farben sehr ansprechend und fröhlich. Die Gestaltung passt gut zu dem Handlungsort New Orleans. Das Cover ist ein Hingucker und erregt Aufmerksamkeit. Die Geschichte wird wechselnd durch Franzi und Link in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft linear, es gibt jedoch einige Zeitsprünge, meist mehrere Wochen umfassend. Der Schreibstil ist sehr locker, angenehm lesbar und kann einen mitreißen. Das Buch enthält mehrere Intimszenen.

Mein Meinung

Ich habe ja bekanntermaßen ein Herz für sämtliche Arten von Musiker-Geschichten. Daher war es wenig verwunderlich, dass diese Reihe von Kathinka Engel meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Von der Autorin habe ich bisher noch nichts gelesen, aber schon oft gehört, dass ihre Bücher wunderbar leicht und entspannt sein sollen. New Orleans als Setting fand ich auch ziemlich innovativ und freute mich sehr auf diese Reise. Und was soll ich sagen? Ich werde eindeutig wiederkommen!

Bei Love is loud stehen Franzi und Link im Vordergrund. Franzi ist gerade aus Deutschland nach New Orleans geflogen, um dort einen sozialen Job anzunehmen. Sie soll den Schwiegervater von Faye betreuen. Doch Hugo macht es ihr von Anfang an schwer. Er ist abweisend, hat eine große Klappe und stößt Franzi regelmäßig von den Kopf. Damit ist Franzi mehr als überfordert. Denn in ihrem Leben galt bisher: Bloß nicht auffallen, bloß keine Risiken eingehen. Dieses Jahr war eigentlich dafür gedacht, ein einziges Mal ein Abenteuer zu erleben, bevor sie in ihre sichere Zukunft mit dem sicheren Schreibtischjob zurückkehrt. Auf einmal zweifelt sie ihre Entscheidung an, denn das eindrucksvolle und lebhafte New Orleans, der Grießgram und das ganze Drumherum bringen sie an ihre Grenzen. Dann beginnt Hugo allerdings, Franzi das wahre Seele New Orleans zu zeigen: die Musik. Und so trifft Franzi auf Straßenmusiker Link, der sofort von der jungen Deutschen angetan ist. Link lebt nach einigen Schicksalsschlägen auf der Straße, hält sich mit den Auftritten in er Fußgängerzone über Wasser und springt nachts gern durch zahlreiche – zumeist touristische – Betten. Mit seiner „Es zählt das Hier und Jetzt“-Haltung ist er das genaue Gegenteil von „eine abgesicherte Zukunft ist das wichtigste“-Franzi. Er bedeutet Freiheit und Abenteuer, sie bedeutet Beständigkeit und Vernunft. Und natürlich heißt es, dass Gegensätze sich anziehen, aber kann diese Liebe Bestand haben? Denn immerhin hat Franzi nur ein Jahr in dieser pulsierenden Stadt…

Willkommen in dieser bunten Stadt! Die Autorin entführt in diesem Buch in eine lebendige Welt, die die Protagonistin Franzi ziemlich schnell zur Anpassung zwingt. Bei diesem Buch geht es viel um Entwicklung und um die Einflüsse, die durch unser Umfeld auf uns wirken. Es geht um die Vergangenheit, wie sie uns prägt und wie sie uns manchmal vielleicht auch zurückhalten kann. Es geht um prägende Erlebnisse, die unser Jetzt in einem anderen Licht erscheinen lassen. Das erste Drittel des Buches ist vor allem vom Entdecken und „Ankommen“ beeinflusst. Gemeinsam mit Franzi lernen wir New Orleans kennen, erhalten Einblicke in die (Straßen-)Musik und die Lebensweise der Einwohner. Durch Link erhalten wir einzigartige Einblicke und durch Hugo zumeist lustige Kommentierungen, die zusammengewürfelt eine wirklich mitreißende Geschichte präsentieren. Wirklich von Anfang an war ich gut gelaunt, habe mich in den Bann ziehen lassen und es einfach genossen. Leider flacht die Geschichte dann in der Mitte recht stark ab. Im Fokus stehen Link und Franzi, die gemeinsam die Stadt und auch sich gegenseitig erkunden. In der Mitte des Buches kam es mir dann fast so vor, als wäre die Leichtigkeit und Magie verflogen und es nur noch darum gehen, hier und da und überall übereinander herzufallen und Franzi möglichst vielseitig aus ihrer Comfort Zone und ihrem Schamgefühl herauszulocken. Ich gebe zu: Kurzzeitig fand ich das wirklich nur noch nervig und flach. Ein Glück kann die Geschichte dann aber im letzten Drittel wieder einiges an Fahrt aufnehmen und mit so manchen Twists in den verschiedenen Storylines auch teilweise überraschen. Love is loud ist ein bunter Haufen, bei dem es um Träume und Visionen geht, um Aufopferung und das Für-Sich-Selbst-Einstehen, um die Liebe zur Musik und die Liebe zur Stadt. Der Autorin ist eine gute Mischung aus all dem gelungen.

Mein absolutes Highlight in dieser Geschichte ist aber definitiv New Orleans. Der Autorin ist es gelungen, die Stadt wirklich absolut großartig zu beschreiben. Es war, als wäre man selbst vor Ort, würde durch Franzis und Links Augen die Stadt erkunden, Einblicke in die Lebensweise gewinnen. Die Energie von New Orleans ist fast schon unbeschreiblich und ich bin wirklich begeistert davon, wie toll die Autorin das eingefangen hat. New Orleans ist bunt und lebhaft und laut und voller Energie. Ich konnte die jazzigen Melodien beim Lesen fast hören, die Sonne auf der Haut spüren und mir das Gewusel auf den Straßen vorstellen. Hiervor ziehe ich wirklich den Hut. Zugleich hat die Autorin aber auch – vor allem durch Hugo – hier und da kritische Stimmen einfließen lassen, die den Wandel der Stadt zeigen. Außerdem erzählen Hugo und Link auch immer wieder Teile aus der Geschichte von New Orleans, etwa die verheerende Wirkung der Hurrikane. Allein schon wegen der ganzen Thematik um New Orleans habe ich große Lust, die Folgebände zu lesen. Das Setting war einfach großartig.

Dafür war es leider so, dass die zentrale Liebesgeschichte um Link und Franzi mich nicht wirklich catchen konnte. Das fand ich sehr schade. Das Problem war ja von Anfang an, dass man wusste, dass Franzi nur ein Jahr bleibt. Auch Link wird als wahrer Aufreißer beschrieben, der mehr als einmal darüber nachdenkt, Avancen anzunehmen. Die beiden lernen sich kennen und Link fängt an, Franzi sein New Orleans zu zeigen. An irgendeiner Stelle überschreiten sie den Punkt von Freunden zu Liebenden, aber dieser war für mich irgendwie nicht nachvollziehbar, nicht greifbar. Zwar konnte ich die beidseitige Attraktion schon verstehen und auch, dass sich da eine gewissen sexuelle Spannung aufgebaut hat, aber mehr leider auch nicht. Es war so, dass Link für mich von Anfang an als willkommenes Abenteuer für Franzi ins Buch kam. Link lockt sie aus der Reserve, lässt sie ihren Zukunftsplan überdenken und sie in irgendeiner Form leben. Es ist die Magie, dass in New Orleans alles einfach ist. Aber es fehlte mir irgendwie die Ernsthaftigkeit der Beziehung, die vor allem für das letzte Drittel des Buches aber von zentraler Bedeutung wäre. Leider war es öfter auch so, dass man Franzi ihr Unbehagen sehr angemerkt hat und ich Link dann irgendwie teilweise auch zu forsch fand, was mich besonders in der Mitte auch etwas angenervt hat. Es wirkte, als hätte die Autorin hier dann etwas zu viel gewollt, was leider die Glaubwürdigkeit etwas leiden lässt. Auch ist es so, dass die beiden für mich nie eine solide Beziehung aufbauen konnten, weil einfach fast überall die Tiefe fehlt. Links Geheimnis führt auch nicht zu tiefgründigen Gesprächen, sondern zu Franzis nächstem Abenteuer.

Natürlich haben sowohl Link als auch Franzi ihre Päckchen zu tragen und somit ihre eigene Geschichte. Bei Franzi geht es hierbei vor allem um das Thema Entwicklung. Als sie nach New Orleans kommt, ist sie eine recht unsichere junge Frau, die nicht auffallen möchte, alles richtig machen möchte und durch familiäre Erfahrungen auf Sicherheit gepolt ist. Von Anfang an wirkt sie wirklich sehr vorsichtig, hinterfragt ihre eigene Entscheidung laufend selbst und möchte regelrecht unsichtbar sein. Während ihrer Zeit in New Orleans geht es nun vor allem darum, dass sie ein neuartiges Lebensgefühl kennenlernt. Das Konzept von Freiheit und von Leichtigkeit kennt sie nicht und Stück für Stück entwickelt sie sich. Durch Hugo und durch Link, aber auch generell durch die Lebensfreude in New Orleans wird sie immer wieder vor Herausforderungen gestellt. Sie schwört sie selbst, dieses eine Jahr dafür zu nutzen, alles zu genießen und nicht an die Konsequenzen zu denken, bevor ihre festgefahrene Lebensvorstellung sie wieder einfängt. Zwar gibt es immer wieder Situationen, wo sie über ihren Schatten springt, ohne es wirklich zu wollen, aber zugleich sind es diese Sachen, die ihr helfen, eine andere Sichtweise zu gewinnen. Dies führt mehr und mehr zu Entscheidungen, die sie am Anfang nicht getroffen hätte. Mir hat ihre Entwicklung wirklich gut gefallen, auch wenn ich Franzi gerade am Anfang extrem anstrengend fand und sie manchmal gern geschüttelt hätte.

Link hingegen ist das alles nicht. Zu oft hat das Schicksal ihn bereits mit Füßen getreten, dass er festgestellt hat, dass es besser ist, im Hier und Jetzt für den Moment zu leben. Link ist ein bisschen ein kleiner Herumtreiber, unter seiner sehr freilebigen Oberfläche steckt aber auch viel Herz. Es kümmert sich um den Mann seiner verstorbenen Schwester und deren gemeinsame Kinder, um seine Band After Hours, um Franzi. Er hat ein großes Herz, ist aber auch sehr impulsiv und gerät so hin und wieder in Schwierigkeiten. Link hat eine tiefgründige Hintergrundgeschichte, die für meinen Geschmack aber ziemlich in den Hintergrund gerät. Generell hatte ich das Gefühl, dass Franzis Entwicklung zur selbstständigen und mutigen Frau Links eigene Geschichte oftmals überlagert hat. Auch Links Geheimnis wurde für mich nicht wirklich gewürdigt, die Konsequenzen von seinen Schwindeleien wurden etwas zu fix abgehandelt. Das führte unweigerlich dazu, dass ich das Gefühl hatte, Link ist nur dafür da, Franzi zu unterstützen, sein eigenes Übel geht aber etwas zu sehr unter. Das war wirklich schade, weil ich doch das Gefühl hatte, er hätte mehr zu erzählen als Franzi, deren Vergangenheit eher blass ist. Generell hat mich Link aber tatsächlich sehr an den Jack aus Titanic erinnert. Seine Energie, das beständige Beeinflussen von Franzi, das Auflockern von festgefahrenen Strukturen, aber auch seine Haltung gegenüber hatten genau diesen Vibe wie ihn der legendäre Jack hatte.

Neben Link und Franzi, zu denen ich ja schon einiges gesagt habe, gibt es auch noch einige Nebencharaktere. Besonders erwähnenswert sind hierbei die anderen After Hours Mitglieder, die zum Teil in den Folgebänden vorkommen werden und daher hier zwar vorkamen, aber noch recht eindimensional behandelt wurden. Und dann gibt es natürlich noch die Familie, bei der Franzi unterkommt. Faye, ihr Mann Victor und der alte Mann Hugo, Victors Sohn. Faye ist von Anfang an sehr lieb und man schließt sie direkt ins Herz, Victor kommt sehr wenig vor und spielt nur für einige Wendungen eine Rolle. Aber mein Lieblingscharakter? Eindeutig Hugo. Der schrullige alte Mann, der oft barfuß rumläuft, mehr als nur freche Sprüche auf der Zunge trägt, Franzi immer wieder ärgert, aber auch seinen Sohn permanent zur Weißglut treibt. Anfangs könnte man meinen, dass Hugo ein verbitterter Mann ist, der einfach nur griesgrämig daherkommt. Doch da steckt viel mehr hinter und im Verlaufe der Story schließt man diesen unkonventionellen Herren immer mehr ins Herz. Ich hoffe sehr, ihn in den Folgebänden noch regelmäßig wiederzusehen.

Ein paar Worte möchte ich noch zum letzten Drittel des Buches loswerden. Hier wird einiges angebracht und es gibt einige Wendungen und Twists. Ich muss sagen, dass mich die meisten überrascht, einige hingegen nicht verwundert haben. So gibt es zu Link und seinem Geheimnis Enthüllungen, das Verhältnis zu Links Schwager Jasper leidet sehr, auch Hugo muss einige Enthüllungen hinnehmen und Franzi steht vor einem großen Gewissenskonflikt. Es sind alles keine lauten Dramen und generell verlaufen sie alle recht solide und gradlinig, sie konnten mich aber dennoch abholen und haben mich das Buch mit einem zufriedenen Gefühl beenden lassen. Ich mochte es sogar, dass hier jetzt kein übermäßiges Drama hingeknallt wurde, sondern es vor allem viel darum ging, dass die Charaktere für sich und ihre Überzeugungen einstehen müssen. Das very end war mir dann fast schon etwas zu fix und passt auch zu meiner Lovestory-Kritik, aber da es noch zwei weitere Bücher gibt, schau ich da mal gekonnt drüber hinweg.

Mein Fazit

Love is Loud ist ein wirklich toller Roman, bei dem die Autorin ein wunderschönes und unglaublich lebendiges New Orleans in beeindruckender Art und Weise wiedergibt. Von Anfang an kann die Geschichte mitreißen und man die Energie spüren. In der Mitte flacht die Story leider etwas ab, kann aber mit einem starken Finale und etwas Herzschmerz wieder überzeugen. Leider konnte mich die Liebesgeschichte von Link und Franzi nicht ganz abholen und vereinzelt hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht, vor allem aber Franzis Entwicklung und Links unkonventionelle Art haben mich glücklich gestimmt. Insgesamt ist es ein wunderbares Buch für einen lauen Sommerabend. Wohlfühlatmosphäre garantiert!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 08.08.2020

locker-lustige Lovestory

Lessons from a One-Night-Stand
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„Träume klopfen nicht eines Tages an deine Tür, um dir zu sagen, dass sie jetzt für dich bereit sein.“
(Holly zu Austin in Lessons from a One-Night-Stand)


Worum geht’s?

Ein One-Night-Stand ist eigentlich ...

„Träume klopfen nicht eines Tages an deine Tür, um dir zu sagen, dass sie jetzt für dich bereit sein.“
(Holly zu Austin in Lessons from a One-Night-Stand)


Worum geht’s?

Ein One-Night-Stand ist eigentlich ein Erlebnis für eine Nacht. So sollte es zumindest sein. Als Holly aber ihren neuen Job als Übergangsschulleiterin antritt, traut sie ihren Augen nicht: Ihr Lover ist ausgerechnet Lehrer und Coach an ihrer neuen Schule. Austin Bailey, stadtbekannt wie ein bunter Hund und hochgeschätzt in dem kleinen Örtchen, hingegen ist von diesem Wiedersehen mehr als überrumpelt. Und als kurze Zeit später der Gossipblog behauptet, Holly sei die Frau, mit der Austin eine heiße Nacht in seinem Jeep verbrachte, fliegen zwischen Holly und Austin zunächst die Fetzen – und sehr bald sprühen die Funken. Blöd nur, dass Holly den Job für lediglich 3 Monate hat und Austin eigentlich ganz weit weg als College-Coach arbeiten will…

Lessons from a One-Night-Stand ist Band 1 der Baileys-Reihe. Jeder Band ist in sich geschlossen und unabhängig lesbar, die Charaktere der Folgebände kommen aber bereits vor.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover zeigt ein Pärchen, was gerade am Übereinander-Herfallen ist. Die beiden Personen passen zu Holly und Austin in ihrer Funktion als leger gekleideter Lehrer und seriös gekleidete Rektorin. Sowohl Holly als auch Austin führen als Ich-Erzähler durch die Geschichte. Der Schreibstil ist locker-leicht, humorvoll und sehr mitreißend. Der Leser wird immer wieder direkt angesprochen. Es gibt semiexpliziten sexuellen Content.
Mein Fazit

Eigentlich bin ich echt kein Fan von humorvoller Literatur. Beim Lesen suche ich meist nach Herzschmerz, Drama und Verzweiflung. Doch dann stolperte ich letztes Jahr über Piper Rayes „Saving Chicago“-Reihe und konnte den heißen Männern in Uniform nicht widerstehen. Bis heute bin ich froh dadrüber: Denn ich habe eine regelrechte Begeisterung für Piper Rayne entwickelt. Daher war klar, dass ich auch die neue Baileys-Reihe lesen muss!

Lake Starlight ist ein süßer kleiner Ort, wo gefühlt jeder jeden kennt – und alle die Baileys. Nach dem tragischen Unfalltod der Eltern vor 9 Jahren hat Austin sich entschieden, zurückzukehren und sich um die Erziehung seiner jüngeren Geschwister zu kümmern. Als Highschool-Lehrer und Coach des Baseball-Teams wird er geschätzt und für seine Entscheidung, eine potenzielle Profikarriere hinter sich zu lassen und stattdessen die Elternrolle einzunehmen, sehr bewundert. Doch jetzt ist es endlich soweit: Die jüngsten Mädels sind kurz vorm Abschluss und für Austin wird es endlich Zeit, seinen Traum zu leben: Er will am College als Coach arbeiten und dafür Alaska verlassen. Ausgerechnet jetzt tritt Holly in sein Leben. Ein One-Night-Stand, der sich kurz danach als seine neue Chefin entpuppt und dank des stadteigenen Gossipblogs bald in aller Munde ist. Holly kann es nicht fassen, so schnell Stadtgespräch zu sein. Denn eigentlich ist sie hier, um ihren Vater zu finden, der sie als Baby verlassen hat. Eine Liaison mit Austin? Die steht sicher nicht auf ihrer Agenda. Doch Austins Charme ist grenzenlos und die Anziehung zwischen ihnen unendlich stark. Also schließen sie ein Arrangement: Keine Dates, keine Geschenke, keine Gefühle, nur Sex. Ob das gutgehen kann?

Piper Rayne is back! Ich hätte wirklich nie gedacht, dass ich mich mal so sehr auf ein humorvolles Buch freuen würde. Denn die Bücher fallen immer ins gleiche Schema: Spritzig, leichtfüßig, unterhaltsam, eher seichter Natur. Hier kommen keine hochdramatischen Wendungen, jede Menge erdrückender Herzschmerz oder aufwendige Entwicklungen. Nein, die Bücher haben eine gewisse Magie, als wenn mir eine gute Freundin davon erzählt, was sie gerade erlebt hat mit einem Mann. Und ich hätte nie gedacht, dass ich sowas mag, aber: Ich liebe es! Ich mag normalerweise auch keine Bücher, wo die Protagonisten die Leser ansprechen, aber hier passt es einfach wunderbar und macht alles noch witziger, da Holly und Austin ihre eigene Geschichte fleißig – manchmal sarkastisch, manchmal zynisch – kommentieren. Und so war es auch hier. Kaum mit dem Buch angefangen, musste ich bereits das erste Mal herzlich lachen. Austin zeigt bereits zu Beginn viel Witz und jede Menge Charme, Holly fährt von Anfang an ihre Krallen aus – und man weiß, dass dieses kleine Pulverfass in etwas Großartigem enden wird. Lessons from a One-Night-Stand ist kein Buch, was mit seiner Tiefe überzeugt, ja sogar Emotionen sind eher rar gesät. Es ist ein Buch für einen Tag in der Sonne, für einen kuschligen Abend bei einem Glas Wein auf dem Sofa, einfach ein Buch zum Abschalten, Schmunzeln und Spaß haben.

Austin und Holly sind einfach unglaublich unterhaltsam. Holly kämpft von Anfang an gegen die Anziehung zu Austin an. Sie wollte ihren Lover auch eigentlich nicht wiedersehen und redet sich ein, was für ein schrecklicher Kerl er ist. Die Wahrheit liegt dem aber komplett fern, denn Austin ist aufmerksam, ein toller Lehrer, ein einfühlsamer Mensch und stets bemüht, anderen zu helfen. Und so erkennt Holly zunehmend, wie toll sie ihn findet. Wäre da nur nicht das Problem, dass beide ja planen, Lake Starlight wieder zu verlassen – und das nicht zusammen. Austin hingegen hat lange Zeit nur seine Schwestern im Fokus gehabt und ist gerade dabei, sich sein eigenes Leben zurückzuerobern. Für Beziehungen war bisher kein Platz, aber seine neue Rektorin bringt ihn um den Verstand. Und so entwickelt sich Stück für Stück – zwischen vielen energiegeladenen Wortgefechten, ruhigen Momenten und jeder Menge Verständnis – langsam etwas, was beide vor die große Frage stellt: Wie soll es weitergehen? Dass ihr Arrangement zum Scheitern verurteilt war, daran dürfte niemand ernsthaft gezweifelt haben. Die Frage ist nur: reicht ihre Anziehung, um eine Fernbeziehung durchzustehen? Oder sollen sie gar in Lake Starlight bleiben? Die Beziehungsentwicklung hat mir sehr gut gefallen und war greifbar für mich. Aus anfänglicher Anziehung wird langsam mehr, da beide anfangen, hinter die Fassade des anderen zu schauen. Natürlich warten in der Geschichte keine größeren Überraschungen (aber zumindest ein paar Hindernisse wie etwa die Geschichte um Hollys Vater), aber vor allem steckt dahinter eine sehr starke Botschaft. Denn als es am Ende um die Frage geht, wie die Zukunft aussieht, zeigen beide, wie eine funktionierende Beziehung gestrickt sein sollte.

Lake Starlight hat mir als Setting auch sehr gefallen. Ich konnte mir anhand der Beschreibungen den Ort, die Lebensart und das Feeling wirklich gut vorstellen. Es ist ein süßer, idyllischer Ort, der viel Potenzial mitbringt, eben auch weil sie alle kennen. Es wird auch mehrfach thematisiert, welche Bedeutung die Baileys für den Ort haben und wieso sie so angesehen sind, was teilweise vielleicht etwas übertrieben war, aber dennoch gepasst hat. Ein wenig Handlung findet auch an der Schule statt, wo vor allem auch gezeigt wird, was für ein guter Lehrer Austin ist und wie durchsetzungsfähig Holly handelt. Durch den Schulbetrieb und die Einblicke in Lake Starlight hat man auf jeden Fall begreifen können, wieso die Leute den Ort so lieben – und wieso Holly und Austin vielleicht an ihren Entscheidungen etwas zweifeln.

Holly und Austin haben mir als Charaktere gut gefallen. Sie sind vielseitig, decken verschiedene Aspekte ab und haben ihre Päckchen zu tragen. Die Charaktere sind nicht übermäßig tief ausgestaltet, weshalb man nur begrenzt Einblicke in ihre Geschichte erhält, es hat aber definitiv gereicht, um einen guten Draht zu ihnen aufzubauen. Austin ist so ziemlich perfekt und wohl ein wahrer Schwiegermutter-Traum. Selbstlos, gefühlvoll, aber auch streng, wenn‘s nötig ist. Holly ist eine selbstbewusste Frau, die weiß, was sie will und wie sie es will. Sie bietet Austin die Stirn und zeigt, wieso sie eine gute Rektorin ist. Es gibt zudem eine gigantische Menge an Nebencharakteren, insbesondere der Rest des Bailey-Clans. Immerhin hat Austin 8 Geschwister und noch zahlreiche weitere Familienmitglieder, die zum Großteil namentlich genannt werden. Ich bin ehrlich: Ich war heillos überfordert. Das ist aber nicht so schlimm, da nur eine Handvoll eine wichtige Rolle spielt – auch bereits die Protagonisten aus Band 2 und 3. Vielleicht wäre aber ein Familienstammbaum vorne im Buch eine gute Idee gewesen, bei so vielen Baileys.

Insgesamt war Lessons from a One-Night-Stand ein herrlich undramatisches, leichtes Buch, was man in einem Rutsch verschlingen konnte. Ich habe mich köstlich amüsiert, musste oft schmunzeln oder lachen und habe mich von Austin und Lake Starlight um den Finger wickeln lassen. Zwar habe ich Saving Chicago ein wenig mehr geliebt, dennoch stehen die Baileys dem in Nichts nach. Ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzungen!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 08.08.2020

leider nicht begeistert

Always in Love (Weston-High-Reihe 3)
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„Eine Liebe, die mehr zerstört, als sie zusammenhält, und bei der man sich nie sicher sein kann, sich nie wirklich fallen lassen kann.
(Ben in Always in love)

Worum geht’s?

Eigentlich sollte alles perfekt ...

„Eine Liebe, die mehr zerstört, als sie zusammenhält, und bei der man sich nie sicher sein kann, sich nie wirklich fallen lassen kann.
(Ben in Always in love)

Worum geht’s?

Eigentlich sollte alles perfekt sein. Sasha und Ben sind endlich in Yale bei den Vorbereitungskursen und scheinen ihre Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben Doch dann bricht wieder das Schicksal über sie hinein. Zu viele Zweifel scheinen zwischen ihnen zu stehen und immer neue Hindernisse tauchen auf, die ihre Liebe auf die Probe stellen? Dann begeht Sasha gleich zwei folgenschwere Fehler. Dieses Mal ist nicht ihr Herz gebrochen, sondern Bens in tausend Teile zerfetzt. Wird diese Liebe noch eine letzte Chance erhalten oder ist endgültig der Ofen aus?

Always in Love ist als Band 3 der abschließende Teil der Weston High Reihe. Es werden Vorkenntnisse aus Band 1 und 2 benötigt.

Schreibstil / Gestaltung

Auch Always in love verfügt über ein gleichartiges Cover wie seine Vorgänger, dieses Mal allerdings in Türkis. Der angepasste Schriftzug wird beibehalten. Auch hier ist die Reihenzugehörigkeit wieder sofort erkennbar. Wie bereits Hopelessly in Love sind sowohl Sasha als auch Ben Ich-Erzähler, auch June ist als Erzählerin wieder dabei. Sashas Anteil an den Kapiteln überwiegt. Die Geschichte verläuft linear mit einigen kleineren Zeitsprüngen. Die Geschichte setzt direkt am Ende von Band 2 an. Der Schreibstil bleibt ähnlich zu Band 2 recht locker und jugendlich. Das Buch beinhaltet keine explizite Sprache und nicht explizite Intimszenen.

Mein Fazit

Alle guten Dinge sind drei, sagt man. Entsprechend habe ich gehofft, dass Always in love die Reihe angemessen abrundet, abschließt und die noch losen Fäden aus Band 1 und 2 verbindet. Ich möchte nicht lügen: Ich hatte keine sonderlich hohen Erwartungen an das Buch, ich wollte vor allem wissen, wie die Autorin den Cliffhanger aus Band 2 löst und am Ende alles zum Abschluss bringt. Doch trotz nicht wirklich hoher Erwartungen bleibe ich enttäuscht zurück – sowohl von dem Buch als auch von der Reihe als solches.

Ich war ja etwas frustriert, dass wir am Ende von Band 2 regelrecht wieder in einer ähnlichen Situation wie am Ende von Band 1 steckten. Ben und Sasha sind gut dadrin, ihre Beziehung zu sabotieren, keine Frage. Dieses Mal ist es Sasha, die so heftig daneben gehauen hat. Nichts hat sie dazugelernt aus Band 1 und 2, aus ihrer Zeit in der High Society Bostons und vor allem: Sie vertraut Ben kein Stück. Das wird hier zu einem riesigen Problem, was nicht nur zu einem üblen Fehltritt, viel Streit und jeder Menge Zweifel führt. Nein, es führt auch dazu, dass ich angefangen habe, Sasha und Ben nicht mehr als Paar, sondern eher als Katastrophe wahrzunehmen. Am Ende von Band 2 wacht Sasha auf und merkt, was sie getan hat. Doch nicht nur das: Auch ihr Yale-Traum wackelt gewaltigst, als man ihr eine Hiobsbotschaft überreicht. Doppelte Dosis, so gesehen. Noch ehe sie überhaupt verarbeiten kann, was sie und was Ben da fabriziert haben, rennt sie in ihn hinein. Und wie zu erwarten war, explodiert die Bombe – Sasha knallt Ben ihre ganze Wut entgegen. Der ist mehr als perplex, immerhin weiß er von den Anschuldigungen und dem Yale-Dilemma ja noch gar nichts. Doch eins ist klar: So einen heftigen Ausrutscher kann er nicht so einfach wegstecken. Und zack, brechen zwei Herzen und jede Menge Träume. Doch Sasha? Die will nicht kampflos aufgeben. Immerhin hat sie erkannt, dass das größte Problem ihre eigenen Zweifel sind. Hat ihre Liebe noch eine Chance?

Für mich lautet die Antwort ganz klar: Auf gar keinen Fall. Ich gebe ja zu, dass mich das ewige Hin und Her mittlerweile sowieso schon stark genervt hat. Doch jetzt hat Sasha so richtig danebengegriffen und Ben ist – zurecht! – enttäuscht. Dennoch hat jeder das Bedürfnis, Sasha in Schutz zu nehmen, für sie ein gutes Wort einzulegen, ihm zu sagen, dass er ja eine Mitschuld steht und Sashas Überreaktion ja irgendwie verständlich sei. Bitte was?! Ich war fassungslos. Aber gut, kreative Freiheit und so. Jedenfalls entwickelt sich das Buch auf über 200 Seiten in ein „Ben, ich will dich zurück“ und ein „Sasha, ich dich aber nicht“. Zu jeder sich bietenden Gelegenheit schüttet Sasha ihm das Herz aus und Ben lässt keine Chance ungenutzt, ihr zu sagen, dass da nichts mehr ist. Zwar weiß der Leser nach Bens ewigen Gedanken, dass es nicht das fehlende Gefühl oder die Wut über Sashas Tat ist, sondern vielmehr das Bedürfnis, sie zu schützen. Denn sie kommt mit seinem Leben nicht klar, landet immer wieder in schwierigen Situationen und hat etwas Besseres verdient. Die Wahrheit ist aber: Ben hat etwas Besseres verdient. Sasha, die in diesem Teil unglaublich egoistisch und wenig empathisch daherkommt, trägt so dick auf, Ben zurückzugewinnen – flirtet aber zwischendurch mit einem Jungen aus Yale, den sie süß findet und in den sie sich verlieben könnte, wenn doch Ben nicht ihr Herz besetzen würde. Ich war mittlerweile so verwirrt und so wenig gehyped darauf, dass die beiden auch nur ansatzweise wieder zueinanderfinden, dass es wehtat. Natürlich wird hier und da gewaltig an der Kitschschraube gedreht und dann geht alles so ratzfatz, dass man sich schon wieder genervt fühlt, wieso es dann eigentlich 200+ Seiten gebraucht hat, wenn jetzt doch eh nichts besprochen, ausgesprochen oder reflektiert wird. Nichts als heiße Luft, leere Schwüre und fehlende Tiefe.

Tatsächlich ist diese ganze Geschichte mit dem Hin und Her auch so das einzige, was in diesem Buch vorkommt. Ganz wie bei Band 2 wird nämlich der zentrale Yale-Cliffhanger nach gut 20 Seiten schon wieder begraben- Problem erkannt, Problem gelöst, gar kein Problem. Ich verkneife mir an dieser Stelle, dass ich bereits vorher zu 100% vorhersagen konnte, was passiert ist, wer dahinter steckt und wieso das passiert ist. Auch die Maxton-Hall-Parallele lasse ich unkommentiert, weil ich dazu schon zu viel in den anderen Rezensionen gesagt habe. Jedenfalls ist das ganze Buch unter dem Thema „Den Scherbenhaufen wieder kitten“ ausgelegt, es gibt irgendwie kein Drumherum. Zwar kommt Sashas Mutter, es wird ein wenig mit der Granny geplaudert, am Rande noch ein, zwei kleine Enthüllungen eingestreut, die vermutlich die offenen Fragen bezüglich der Familie auflösen sollten. Aber abgesehen davon? Nichts. Ein Mädelstrip nach New York, ein bisschen Schule, etwas Yale-Feeling und ganz viel Herzschmerz-Drama. Bens familiäre Situation gerät fast komplett in den Hintergrund (außer, wenn Sasha total untypisch und übertrieben versucht, bei Bens Vater ein gutes Wort für ihn einzulegen) und ich empfand sogar den zugrundeliegenden Konflikt für Sashas Eifersuchtsanfall so unterpräsent, dass ich stark verwundert war. Die ganze Schule redet dadrüber, sogar bis zu Bens Vater kommt das ganze und dennoch hat niemand das Bedürfnis, das Anliegen zu klären oder in irgendeiner Form aufzulösen? Empfand ich als wenig glaubwürdig. Auch spielt Bens Job in der Redaktion kaum noch eine Rolle, die Enthüllung aus Band 1 gegenüber seinen Vater erst recht nicht mehr. Daddys Firma hingegen schon...

Denn hier kam so in etwa mein fettestes Fragezeichen. Vergleicht man den Klappentext, der auf diversen Onlineshop-Seiten erscheint mit dem, der auf das Buch gedruckt ist, findet sich online nämlich ein entscheidender Spoiler: In diesem steht, was in diesem Buch passiert und wozu es Ben zwingt. Das ganze Buch habe ich darauf gewartet, dass dieses Thema kommt, denn so würde zumindest etwas passiert. Es kam. Kurz vor Ende, bei etwa 90% des Buches. Es soll quasi der letzte Sargnagel in der konfliktbelasteten Beziehung von Sasha und Ben sein. Nur halt stopp! Es geht um Ben, es geht um seinen Vater, es geht um die Firma. Die Firma, in der Ben nie arbeiten wollte. Den Vater, der Ben rausgeworfen und mittellos gestellt hat. Die Firma, über die Ben eine große Enthüllungsstory geschrieben hat, deren Machenschaften ihm mehr als suspekt sind. Das ist hier aber auf einmal alles kein Thema mehr. Ben ist der großartige Retter in der Not, für die Firma, die er hasst, für den Vater, der ihn verstoßen und mit der sich zwar wieder angenähert, aber noch nicht wieder ausgesprochen hat. Hier war meine Geduld einfach nur noch am Ende. Es hat keinen Sinn gemacht, dass er sich so reinhängt, Sasha hierfür opfert und auch abgesehen von seiner persönlichen Haltung ergab die Begründung hinten und vorne keinen Sinn. Ein Glück taucht nach einer Handvoll Seiten Bens Mutter auf und beendet diese Farce. Dann geht’s auch ganz schnell und zack, Buch vorbei. Ich bin fast geneigt zu sagen: Ein Glück. Denn leider war das alles nicht wirklich was. Und das wenige, was passiert, ist hauptsächlich von Zufällen (oder ist es Schicksal?) geprägt und hierdurch fehlen an allen Ecken und Enden nachvollziehbare Erklärungen.

Ansonsten bleibt alles wie bisher. Sasha schreibt gelegentlich Listen, zählt weiterhin Buchstaben, weiß nicht wirklich, was sie will. Sie ist sprunghaft, wirkt naiv, ist teilweise anstrengend. Ben kommt irgendwie wenig vor, aber wenn, zeigt er eine recht erwachsene, reflektierte Art, die aber nur laufend dazu führt, dass man die Beziehung der beiden noch mehr anzweifelt. Auch June ist wieder mit von der Partie. Zwar hat sie dieses Mal ein paar Interaktionen mit Sasha, wieso sie eigene Kapitel hat, erschließt sich mir aber weiterhin nicht – außer, die Autorin beabsichtigt ein Spin Off zu ihr und Jess. Das führte unweigerlich auch dazu, dass ich die June-Kapitel ehrlich gesagt eher überflogen als gelesen habe. Ich bin am Ende aus diesem Buch – und dieser Reihe – gegangen mit dem Gefühl, dass hier noch viele lose Fäden rumfliegen, einige Entscheidungen der Protagonisten in späteren Teilen vergessen wurden (oder ihr Sinneswandel halt nicht deutlich erklärt wird, siehe Ben) und die Geschichte nicht wirklich in Fahrt kommt, weil es nur Hin und Her und viel Drumherum gibt. Am Ende bleibt auch einfach das Gefühl, dass diese Reihe mit drei Teilen viel zu lang war, mit ihrem Hin und Her viel zu anstrengend und für mich in vielen Punkten leider eine vorhersehbare Ähnlichkeit zu Maxton Hall aufweist.

Zusammenfassend hat mich Band 3 nicht überzeugen können. Ben und Sasha haben mittlerweile so viel verbrannte Erde hinterlassen, dass es schwer greifbar ist, wie hier wieder etwas gut werden soll. Die Protagonisten haben zu wenig Tiefe, was dazu führt, dass ihre Entscheidungen nicht greifbar sind. Da es auch keine nennenswerten Twists und Turns gab, konnte mich eigentlich nichts wirklich fesseln und begeistern. Immerhin ist das Buch aber im Vergleich zu Band 1 von Sashas Art (oder ihrem Listen-Cupcake-Wahnsinn) deutlich angenehmer. Ich bin auf jeden Fall weder Crazy, noch Hopelessly noch Always in love.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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