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Veröffentlicht am 04.05.2020

wenn ein Buch nicht weiß, was es sein will

Crazy in Love (Weston-High-Reihe 1)
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„Es ist, als würde sie versuchen, unsichtbar zu sein, und gleichzeitig ist sie aber superpräsent.“
(Ben über Sasha in Crazy in Love)

Worum geht’s?

5000 Meilen von Zuhause entfernt startet Sasha in ein ...

„Es ist, als würde sie versuchen, unsichtbar zu sein, und gleichzeitig ist sie aber superpräsent.“
(Ben über Sasha in Crazy in Love)

Worum geht’s?

5000 Meilen von Zuhause entfernt startet Sasha in ein Abenteuer: Sie wird ihr letztes Schuljahr in Boston an der Weston High verbringen, einer elitären Schule, die sie perfekt auf ihr Wunschstudium in Yale vorbereiten soll. Bei der Familie ihres Vaters lebend muss sie sich nicht nur mit Anfeindungen auseinandersetzen, die von ihren Verwandten kommen, sondern auch schnell lernen, was für ein Mienenfeld die Highschool hier bedeutet. Besonders Ben, Star der Schule, scheint zu einem ernsten Problem für sie werden. Denn aus anfänglicher Antipathie wird schnell ein Herzrasen, wenn er in der Nähe ist… Doch kann das gutgehen?

Crazy in Love ist Band 1 der dreiteiligen Weston High Reihe und ist nicht in sich geschlossen. Das Buch wird mit Hopelessly in Love fortgesetzt.

Schreibstil / Gestaltung

Das verspielte Cover in einem kräftigen Rosa mit goldfarbenen Schriftzug und einer goldfarbenen Verzierung wirkt feminin und ansprechend. Es passt zum Buch und dem Genre. Das Buch wird wechselnd aus Sicht von Ben und Sasha in der Ich-Perspektive erzählt, wobei Sashas Kapitel überwiegen. Die Kapitel sind entsprechend beschriftet. Die Geschichte hat einen linearen Verlauf. Der Schreibstil ist sehr locker und leicht gehalten, generell wirkt das Buch recht jugendlich und frisch. Das Buch beinhaltet keine explizite Sprache und nur eine nicht sonderlich explizite Intimszene.

Mein Fazit

Coverliebe, anders kann ich meine erste Begeisterung für dieses Buch nicht benennen. Das wunderschöne Cover, diese tollen Farben und der vielversprechende Titel hatten meine Aufmerksamkeit, der Klappentext hat mich dann für sich gewonnen. Neue Schule, Vorbereitung aufs College, ein reicher Jungs als Love Interest – das sind alles gute Grundlagen. Was die Autorin jedoch daraus gemacht hat, hat mich nicht gerade crazy in love fallen lassen.

Sasha hat es geschafft. Sie konnte ein Stipendium an der renommierten Weston High Schule ergattern. Wenn sie ihr letztes Schuljahr hier erfolgreich absolviert, stehen ihre Chancen, in Yale genommen zu werden und Medizin studieren zu können deutlich höher. Denn Medizin in Yale ist ihr Traum, ihr Wunsch, ihr Ziel. Es gibt für sie keinen anderen Ort. Aber hierfür muss sie hart arbeiten und ist bereit, Opfer zu bringen, weshalb sie sich sogar in die Höhle der Löwen begibt: Denn in Boston soll sie bei der Familie ihres Vaters leben. Ausgerechnet die Familie, die ihren Dad damals verstoßen hat, als er ihre Mutter geschwängert und geheiratet hat und die seitdem nie den Kontakt zueinander hatten. Als wäre es nicht schon schwer genug, ihre unbekannten Verwandten kennenzulernen, ähnelt auch das Schulleben einem Spießrutenlauf. Ein Haufen Rich Kids, ein sehr anspruchsvolles Lehrprogramm und das Fehlen von Freunden setzen Sasha schnell zu. Das hat sie sich definitiv einfacher vorgestellt. Als dann auch noch der Schulstar Ben etwas gegen sie hat, scheint es aussichtslos und Sasha fängt an, an ihrem Plan zu zweifeln. Doch als sie Ben überraschend außerhalb der Schule trifft und sein Geheimnis erfährt, werden die Karten neu gemischt. Und irgendwie ist da plötzlich auch ein Kribbeln, wenn Ben in ihrer Nähe ist. Doch wie soll es gehen, wenn zwei Welten aufeinandertreffen, die vermeintlich nichts gemeinsam haben?

In der Schule hat man mir beigebracht, dass die W-Fragen essenziell für Texte sind. Wer, wo, wie und was erhält man hier zu genüge, aber das magische Warum – daran scheitert es bei Crazy in Love massiv. Offenbar wusste die Autorin nicht so ganz, was sie eigentlich möchte: Soll es ein Young Adult Buch sein oder vielleicht doch lieber New Adult? Soll es humorvoll-spritzig sein oder ernst mit Tiefe? Soll es eine Haters to Lovers Romance Geschichte werden? Ich hatte beim Lesen das Gefühl, Emma Winter wusste es nicht. Vielleicht wollte sie aber auch zu viel. Es ist von allem ein bisschen, aber nichts konsequent. Es wirkt so, als hätte man eine Kiste mit Puzzleteilen ausgekippt, der Leser darf sich dann selbst etwas zurechtpuzzeln. Zwar ist das Buch wirklich kurzweilig und gut lesbar, es ist nicht sonderlich anspruchsvoll und wirklich angenehm für Zwischendurch, zugleich fehlt es aber auch an einem roten Faden (es wirkt eher wie eine sehr willkürliche gestrichelte Linie, die sich durch das Buch zieht), an konsequenter Charakterentwicklung und einer nachvollziehbaren Dynamik zwischen den Charakteren – und damit meine ich nicht nur Ben und Sasha, sondern eigentlich generell jeden.

Denn eine Sache, die dieses Buch auszeichnet: Jeder ist extrem sprunghaft, ändert alle paar Seiten eine Meinung, Einstellung und Haltung und selbstverständlich kriegt der Leser oftmals nicht einmal ansatzweise eine Erklärung hierfür. So muss man damit leben, dass allein Sasha etwa 10x ihre Haltung zu Ben ändert, ohne dass es nachvollziehbar ist, wieso eigentlich. Es startet schon bei der anfänglichen Abneigung, die einfach da ist. Dann ist sie weg, dann ist sie wieder da, dann ist sie wieder weg. So ein Pingpong-Spiel zieht sich durch das ganze Buch – vermeintlich das einzig Konsequente der Autorin neben Sashas absolut übertriebenen Vorliebe für Listen, hierzu aber später. Es ist einfach paradox. Man hat das Gefühl, dass in diesem Buch so wenig passiert, aber zugleich zu viel geschieht, was einen total überrumpelt, weil es plötzlich eingeflochten wird und genauso plötzlich wieder geht. Es fehlt einfach ein gewisser Flow und vor allem hat man stets das Gefühl, dass sämtliche Punkte hochgradig überdramatisiert werden. Es gibt nicht greifbare Twists, nicht erklärbare Meinungsänderungen und es tauchen Leute auf, die so selbstverständlich als beste Freunde oder Vertrauensperson integriert werden, dass man fast schon lachen möchte – immerhin kennt man sich gerade erst kurze Zeit.

Man muss aber auch festhalten, dass das Buch bereits auf einem wackligen Grundgerüst steht. Wieso zieht ein Mädchen zu einer ihr wildfremden Familie, die ihren Dad einst verstoßen hat, um an seiner Schule das letzte Jahr zu machen, obwohl sie weiß, dass dies eine Eliteschule ist? Dass natürlich jegliche Klischees bedient werden müssen von zickigen Mädels, die sich auf ihr elitäres Gehabe etwas einbilden (und Sasha natürlich stereotypisch sich über die Leute stellt und sich gedanklich über diese und das Schulleben amüsiert) und von unausstehlichen Rich Kids, die denken, ihnen liegt die Welt zu Füßen, war vorhersehbar und stört mich auch gar nicht so sehr. Fühlt sich halt bisschen wie eine unschuldige Version von Gossipgirl an, unterstreicht aber auch die Oberflächlichkeit des Buches. Sobald Sasha da ist, hat man oft das Gefühl, dass sie sich gar nicht mehr auf Yale und ihre Studien konzentriert, die Autorin baut dann aber hier und da nochmal einen Satz ein, dass sie natürlich sooo viel gelernt und gemacht hat. Daran teilnehmen dürfen wir aber nicht, stattdessen verkosten wir lieber wieder Cupcakes.

Generell scheint die Fokussetzung in diesem Buch etwas aus dem Ruder gelaufen zu sein. Während anfangs Yale, Yale, Yale das Thema ist, ist dies bald irgendwie nur noch Nebensache und es geht nur noch um Ben – und Cupcakes. Würde man meinen, dass somit zumindest die Lovestory anständig aufgebaut wird, so war ich zutiefst enttäuscht. Nein, sie ist nicht greifbar, nicht nachvollziehbar, nicht präsent. Warum sind dort Gefühle, was sind da eigentlich für Gefühle? Keine Ahnung. Das liegt vor allem auch daran, dass Ben eigentlich von Anfang an eine ganz andere Agenda verfolgt, diese aber irgendwo verloren geht – oder zumindest nicht mehr angesprochen wird – und er ganz andere Ambitionen hat. Nur wieso wird für mich einfach nicht offenkundig. So gibt es auch einige Szenen, wo sowohl Ben als auch Sasha komplett irrational handeln und es so zu einer verdrehten Welt im Buch führt, etwa als Ben das Weite sucht, obwohl Sasha eigentlich die Gehörnte ist und Sasha Drama schiebt, ohne vorher mal zu fragen, was los ist. Ich muss wirklich sagen, dass es mich auch verwirrt, dass ich mehr über Sashas Cupcakevorliebe, ihre Rezepte und Backsessions weiß als über ihren Hintergrund, über ihre Zukunftswünsche und ihre Vorbereitungen auf Yale.

Für mich ist Crazy in Love deutlich im Bereich Young Adult anzusiedeln. Die Charaktere wirken über weite Strecken unreif, allen voran die Protagonistin Sasha. Es gibt die typischen Problemchen an der Schule, das wahnsitzige Verknalltsein von Teenagern, die typische Wankelmütigkeit von ich hasse dich zu ich liebe dich zu ich hasse dich und auch das Setting rund um die Highschool vermag in keinster Weise thematisch im Bereich New Adult angesiedelt zu sein. Das kann auch nicht durch die Sexszene gerettet werden, die so hanebüchen deplatziert eingebunden wird, als wäre der Autorin kurz vorm Ende eingefallen, dass klassischerweise im New Adult Genre etwas Bettsport notwendig ist. Mist, muss halt schnell noch rein, lassen wir die extrem sprunghafte Protagonistin halt mal wieder in einer schwachen Minute ihre Meinung ändern, nachdem sie vorher ja so viel leiden musste. Es versaut dem Leser in meinen Augen einfach extrem den Lesespaß, wenn man permanent Konflikte einbaut, die man dann aber ohne Kommunikation, ohne Lösung einfach begräbt. Schwamm drüber, das scheint hier sowieso ein absoluter Ansatz zu sein. Erst dramatisieren bis zum geht nicht mehr, dann aber einfach abhaken und weitermachen. Führt massiv zu Frust und lässt die Glaubwürdigkeit von Gefühlen und der Beziehung massiv leiden.

Zu den Charakteren muss ich sagen: Sasha hat es unproblematisch auf meine Liste der nervigsten Protagonisten geschafft. Bereits nach kurzer Zeit hat ihre vorurteilsbehaftete Art und ihr zwanghafter Drang, Listen zu schreiben, mich auf die Palme gebracht. Nicht, dass ich Listen nicht mag. Oh doch, ich liebe sie. Aber es ist unnormal und fast schon wahnsinnig, was Sasha für Listen schreibt und es trägt nicht gerade dazu bei, die Protagonistin ernstnehmen zu wollen, wenn sie Listen wie „Wie finde ich Freunde“ oder „Anti-Ben-Liste“ schreibt. Sicher mag der ein oder andere dies lustig finden, für mich war es einfach nur unangenehm, da man permanent das Gefühl hatte, dass Sasha ein aufgedrehter Teenie ist, der sich seine Gedanken aufschreiben muss, weil der Horizont sonst überladen ist. Von Sashas Art, Buchstaben von bestimmten Worten zu zählen, möchte ich eigentlich gar nicht erst anfangen. Aber Wahnsinn – 8 Buchstaben – trifft es ziemlich gut. Wenn man bedenkt, dass sie in weniger als einem Jahr nach Yale möchte und dort Medizin studieren mag, sehe ich schwarz. Mit 7 Buchstaben und zwei Ausrufezeichen. Zu Ben kann ich wenig sagen. Er wird als der typische Superstar hingestellt, der weiß, dass er Kohle und Einfluss hat. Natürlich möchte er das alles aber gar nicht und hat ganz andere Ambitionen, von denen niemand wissen darf, weil sein Vater genaue Vorstellungen hat, was Ben tun und lassen soll. Mehr habe ich über Ben aber auch nicht erfahren, er war eindimensional und oberflächlich. Gleiches gilt leider auch für die absolut austauschbaren und ohne großen Wiedererkennungswert eingebauten Nebencharaktere wie die zickige Cousine, die plötzlich auftauchenden Freunde an der Schule, die Kollegen auf der Arbeit. Es ist sogar so gewesen, dass ich hin und wieder einige Charaktere für andere gehalten habe, weil (abgesehen von der Namensähnlichkeit) mir gar nicht wirklich bewusst war, wo Charakter X jetzt herkam und wieso sie so eng zueinanderstehen. Generell bedienen eigentlich alle Charaktere vorgesehene Klischees. Ihre jeweilige Rolle spielen sie aber zumindest gut.

Am Ende muss ich mich aber zumindest insoweit geschlagen geben, dass ich offen zugebe: Ich habe Fragen. Ich möchte einige Punkte, die hier nicht geklärt wurden, gern aufgelöst wissen und verspüre daher auch das Bedürfnis, Band 2 lesen zu wollen. Vielleicht auch mit ein bisschen Hoffnung, dass Sasha ihre übertriebene Art etwas ablegt und zur Ruhe kommt. Auf jeden Fall hätte ich gern meine Fragezeichen beantwortet, insbesondere was auch die Familiengeschichten angeht. Da sich das Buch recht schnell und einfach hat lesen lassen, denke ich, dass trotz aller Kritik die Lektüre von Band 2 drin sein wird, nur halt mit deutlich niedrigeren Erwartungen.

Einen Punkt muss ich an dieser Stelle aber noch ansprechen. Ich weiß, dass man das Rad nicht neu erfinden kann und dass es genreintern häufig zu Überschneidungen kommt. Das stört mich in der Regel auch nicht. Hier muss ich aber sagen, dass ich wirklich überdeutliche Parallelen zur Maxton Hall Reihe von Mona Kasten sehe. Beide Protagonistinnen haben eine Obsession für eine gewisse Uni als oberes Ziel, beide haben eine ausufernde Vorliebe für Listen. In Crazy in Love haben Sasha und ihre Freundin ein Fashioninstagram, bei Maxton Hall die Schwester einen Fashionblog, in beiden Büchern sind die männlichen Protagonisten im Konflikt mit den väterlichen Erwartungen, weil sie was anderes machen wollen als vorgegeben, beide Bücher behandeln normales Mädchen vs. reichen Superjungen, das Mädchen weiß das Geheimnis vom Jungen, was den Jungen dazu bringt, das Mädchen beeinflussen zu wollen. Dass auch noch beide Bücher zufälligerweise einen besten Freund des Protagonisten haben, bei dem die Familie aktuell in einer (finanziellen) Schieflage ist, war dann auch nur noch ein weiterer Haken auf der Übereinstimmungsliste. Es ist wirklich schwierig, über so viel Überschneidungen hinwegzugucken.

Insgesamt erweist sich Crazy in Love somit als anstrengendes Buch, welches nicht wirklich etwas mitbringt, was einen begeistern kann, gleichzeitig aber zu viele Sachen ungeklärt bleiben, als dass man freiwillig sagt „ich lese Band 2 nicht“. Ich hatte einfach zu sehr das Gefühl, dass das Buch nicht weiß, was es sein will oder sein soll und somit ein unrunder, viel zu bunter Haufen entstanden ist, der zudem leider noch mehr als deutlich Parallelen zu anderen Genrebüchern aufweist. Hier gab es so viel Potenzial, welches einfach nicht genutzt wurde. Aber immerhin gibt es so wahnsinnig viel Luft nach oben für Band 2. Und man muss Crazy in Love zumindest zugutehalten, dass es kurzweilig und gut lesbar ist.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.05.2020

wäre ohne Liebesgeschichte stärker gewesen

Das Licht von tausend Sternen
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„Ich habe gelernt, das Leben als eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen zu sehen, und jede einzeln zu genießen oder abzuhaken.“
(Harper in Das Licht von tausend Sternen)

Worum geht’s?

Tagsüber ist ...

„Ich habe gelernt, das Leben als eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen zu sehen, und jede einzeln zu genießen oder abzuhaken.“
(Harper in Das Licht von tausend Sternen)

Worum geht’s?

Tagsüber ist Harper eine ganz normale Studentin. Doch nach der Vorlesung, wenn sie nach Hause kommt, verwandelt sie sich in einen anderen Menschen: Das Mädchen, was liebevoll ihren stark autistischen kleinen Bruder pflegt und auf ihn aufpasst, während die alleinerziehende Mutter arbeiten geht. Der Spagat zwischen den beiden Welten gelingt ihr, bis Ashton in ihr Leben tritt. Denn in seiner Gegenwart spürt sie ein Kribbeln. Aber ihr kleiner Bruder Ben kann mit Veränderungen schwer leben und wenn Harper mit Ashton zusammenkommen würde, würde ihr dann noch genug Zeit bleiben? Als Harper dann noch von Ashtons Familiengeschichte erfährt, weiß sie, dass ihre Welten nie zusammenpassen werden. Doch so einfach gibt Ashton nicht auf…

Das Licht von tausend Sternen ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in matt-dunkelgrau gehalten und wird mit gold- und silberfolierten Illustrationen verschönert, ebenso ist der Titel und Autorenname foliert. Das Cover wirkt verspielt und romantisch, zugleich aber auch nicht kitschig. Es passt zum Buch und ist ein wahrer Hingucker. Die Erzählweise des Buches ist linear, im späteren Verlauf kommen im Zuge von Traumsequenzen kleine Rückblicke in Ashtons Vergangenheit vor. Diese sind nicht entsprechend beschriftet, aber als solche erkennbar. Die Erzählperspektive erfolgt in der Ich-Form, wechselnd durch Harper und Ashton. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, sprachlich für Jugendliche und (junge) Erwachsene angemessen. Es gibt wenige angedeutete Intimszenen und selten wird mal geflucht.

Mein Fazit

Auch wenn das Buch mit seinem wahrlich wunderschönen Cover ein Hingucker ist, war es dieses Mal der Klappentext, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein autistischer Bruder, der versorgt werden muss, der Spagat zwischen Unileben und Familienleben und das kombiniert mit einer Liebesgeschichte? Klang emotional, innovativ und vielversprechend. Von der Autorin habe ich bisher nichts gelesen, daher war ich durchaus gespannt. Und ich kann sagen: Das Buch war eine gute Wahl.

Harper verlangt von sich selbst, ihr Studium ernstzunehmen und bereitet sich so schon zum Semesterbeginn fleißig auf ihre Vorlesungen vor. Während sie in der Bibliothek sitzt, stolpert Ashton mit seinen Freunden Becca und Will herein. Und als er Harper anschaut, liegt sofort ein Knistern in der Luft. Selbstbewusst tritt Ashton auf sie zu und fragt sie nach einem Date. Harper denkt aber gar nicht daran, sie hat keine Zeit für Ablenkungen und erst recht keine Lust darauf, für Ashton ein Abenteuer zu sein. Also lässt sie ihn abblitzen. Ash, der der absolute Womanizer ist, kommt damit nicht so wirklich klar, denn zwischen ihnen ist irgendetwas. Daher fängt er an, es immer wieder zu versuchen und Harper davon zu überzeugen, ihm eine Chance zu geben. Doch Harper hält ihn stets auf Abstand. Denn nach der Uni wird sie nach Hause gehen, zu ihrer alleinerziehenden Mutter und ihrem Bruder Ben. Alles in ihrem Privatleben ist darauf ausgerichtet, für Ben da zu sein. Sein Leben als Autist prägt das Familienleben sehr und verlangt Harper einiges ab. Und niemand soll wissen, wie es bei ihr zuhause aussieht, wie es um ihrem Bruder steht und vor allem soll niemand das empfindliche Gleichgewicht bei ihr zuhause stören, das für ihren Bruder so wichtig ist. Nur kennt Harper Ash noch nicht, der sehr hartnäckig ist und nicht aufgeben möchte. Wird er Harpers Panzer knacken können?

Nachdem ich mich vom Einstieg ins Buch doch schon eher überrumpelt gefühlt habe und schon große Befürchtungen hatte, was das schnelle Aufkeimen von Interesse bei Ashton anging, war meine anfängliche Euphorie erst einmal etwas begraben. Durch das wirklich rasante (sowohl zeitlich als auch inhaltlich) Aufeinandertreffen von Harper und Ashton, ohne einen von beiden vorher wirklich kennengelernt zu haben, hat es etwas gedauert, bis ich eine leichte Verbindung aufgebaut hatte. Als Harpers uns dann jedoch die ersten Einblicke in ihr Familienlieben gibt, war es um mich geschehen. Im Grunde genommen bewegt sich das Buch auf zwei Handlungsebenen: die Liebesgeschichte und die familiäre Geschichte. Harper ist sehr stark bemüht, zu verhindern, dass beide Ebenen aufeinandertreffen und ist damit auch tatsächlich über lange Zeit sehr erfolgreich. Bei mir führte dies aber dazu, dass es fast so war, als würde man zwei Bücher lesen. Ein ernstes, emotionales und ein belangloses, kitschiges. Denn die Liebesgeschichte zwischen Harper und Ashton konnte mich zu keiner Zeit für sich gewinnen oder auch nur ansatzweise vom Hocker hauen. Es ist eine fast schon stereotypische Aneinanderreihung von Szenen, die man aus zig Collegeromanen kennt. Ein individueller Mehrwert wird nicht mitgeliefert, ganz im Gegenteil gelang es der Autorin auch nicht, mir Ashton als legitimes Love Interest vorzustellen. Die Geschichte um Harpers Familie hingegen hatte von Anfang an Schlagkraft und hat mich berührt. Es war schwer, miterleben zu müssen, wie es um Ben steht, wie komplex Harpers Leben zuhause aussieht und wie es theoretisch zwei Harpers gibt. Besonders ab der Hälfte des Buches führt dies dazu, dass mein Interesse eingeschränkt war. Denn etwa ab der Hälfte steht mehr als deutlich die Liebesgeschichte zurück und bis auf das große Drama am Ende spielt Harpers Familie gefühlt keine Rolle mehr. Es ist wirklich dann nur noch ein 0815-Liebesroman.

Ashton und Harper sind nicht stimmig für mich gewesen. Von Anfang an bleibt es offen, was Ashton bewegt hat, zu Harper zu gehen. Was Harper bewegt hat, ihn erst zu korben, später dann aber doch nochmal seine Gegenwart zu suchen. Wieso die beiden zueinander finden und auf welcher Grundlage eigentlich, da sich beide überhaupt nicht kennen und vor allem beide die grundlegenden Geheimnisse ihres Lebens, die nunmal ihr Dasein prägen, für sich behalten. Harper will auf Teufel kommt raus nicht, dass jemand von Ben erfährt. Nur warum? Stattdessen lügt sie und sucht Ausflüchte, was zu Skepsis und Reibungen führt. An irgendeinem Punkt redet sie sich ein, sie würde Ashton verlieren, deswegen spielt sie lieber weiterhin Scharade. Das war der Punkt, wo auch meine Stimmung langsam kippte und die mir von Anfang an sympathische Harper erste Abzüge auf der Beliebheitsskala hinnehmen musste, die später noch viel heftiger ausfallen, weil sie eine absolut unglückliche Wandlung durchmacht. Auch im Laufe der Handlung hatte ich oft das Gefühl, dass Ashton und die Clique fast schon schlechten Einfluss auf Harper haben. Ashton hingegen ist von Anfang an sehr ausdauernd und penetrant, ich fand ihn nervig, übergriffig und weit entfernt von süß. Durch einige Verhaltensweisen macht er Harper indirekt das Leben schwer. Geprägt von seiner zerrütteten Familie, was er immer wieder betont, aber wie ein trotziges Kind auch gar nicht mal angehen möchte (und entsprechend schnell wird es auch irgendwie am Ende abgehandelt), gilt bei Ashtion vor allem eins: Er will der Mittelpunkt sein. Vor dem Hintergrund seiner Geschichte ist es ja irgendwie ganz leicht nachvollziehbar, führt aber halt auch dazu, dass er für mich von Anfang an unten durch war. Daher konnte mich die Liebesstory nicht ergreifen und das übliche Drama ließ mich mehr als nur kalt. Ich würde sogar noch weiter gehen, dass durch Harpers eigenmächtiges Einmischen in Ashs Familie und Ashs penetrante Mittelpunktart, die Harpers Freiheitsdrang triggert und sie von ihrer Familie entfremdet, so viel verbrannte Asche vorliegt, dass ich mir gewünscht hätte, das Thema Liebe wäre einfach gegraben gewesen. Zwei angeblich so erwachsene Leute, die vom Schicksal so gebeutelt wurden, aber dennoch nicht in der Lage sind, grundlegend miteinander zu reden, das war irgendwie zu viel und zu gekünstelt. Daher: Fette Abzüge für die Liebesgeschichte, die es für mich nicht einmal gebraucht hätte.

Richtig begeistert hat mich dafür die Familiengeschichte von Harper. Die Einblicke, die die Autorin hier gewährt, sind ungefiltert und authentisch. Sie berühren, sie reißen mit, sie verblüffen – aber sie machen auch traurig. Die Einschränkungen, die Harper und ihre Mutter hinnehmen, um Ben ein Leben zu ermöglichen, sind gigantisch. So liebevoll und echt, wie hier das Verhalten von Ben und Harper beschrieben wird, hat mich wirklich vom Hocker gehauen. Wie schwer muss es sein, ein stabiles Umfeld für ein derart autistisches Kind zu bauen? Es ist eindrucksvoll, wie gute und nicht so gute Tage geschildert werden. Wie auf die Verzweiflung von Mutter und Tochter eingegangen wird, wie es an den Nerven, den Kräften und dennoch zu keiner Zeit an der unbändigen Liebe zerrt, das Leben nach Ben auszurichten. Ihre Mutter verlangt Harper von Anfang an sehr viel ab und die beiden sind ein eingespieltes Team, was durch Ashton, die Uni und Harpers aufkeimendem Drang, etwas vom Leben zu haben und etwas mit ihren Freunden zu erleben, aus den Gleichgewicht gerät. Und das fand ich wirklich interessant und zugleich schmerzhaft. Der anfängliche Spagat zwischen Uni und Ben wird immer mehr zu einem Sowohl als auch und später zu einem Entweder Oder. Und an dieser Stelle hat Harpers bei mir unglaublich viel Sympathie verloren. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass man aus der belastenden Situation auch teilweise ausbrechen mag und als junge Frau hat sie auch Bedürfnisse. Aber in meinen Augen war das nichts, was man nicht hätte klären können. Stattdessen fährt Harper eine Egotour, die alles implodieren lässt. Die Beziehung von ihr und ihrer Mutter ist sehr komplex und verändert sich im Laufe des Buches, so wie sich auch Mutter und Tochter verändern. Beide müssen Erkenntnisse erlangen und verdauen, die ihre Dynamik in Frage stellen. In einer unglaublich tragischen Verkettung führt dies zu einem großen Unglück, was alles auf den Kopf und in Frage stellt. Ich war schockiert und überrascht, welchen Weg die Autorin eingeschlagen hat und ziehe am Ende den Hut dafür, dass sie dies so greifbar hinbekommen hat – anders als die lauwarme Liebesgeschichte.

Von den Charakteren her muss ich sagen, dass ich mit Ashton zu keiner Zeit warm geworden bin. Von Anfang an wirkt er übertrieben und affektiert. Seine selbstsichere Art wirkt unsympathisch und auch seine Handlungen begeistern mich nicht gerade. Er hatte für mich verhältnismäßig wenig Tiefe, was überraschend ist, da auch er eine durchaus ergreifende Geschichte hat. Diese wird aber primär als Entschuldigung für sein Fehlverhalten und seine Ich-Bezogenheit verwendet. Ashton ist stur und das nicht nur auf der Ebene, dass er nicht aufgibt, Harper für sich zu gewinnen, sondern auch, wenn es um Reden und Klären geht, was durchaus nervig war. Harper war anfangs sehr toll, verliert im Buch aber immer weitere meine Sympathie, da sie sich in eine einheitliche Masse zu den anderen Studenten in diesem Buch verwandelt, für die Freiheit, Party und Unischwänzen normal sind. Anfangs noch sehr vernünftig, scheint es fast so, als würde Ashton schlechten Einfluss auf sie haben. Diese Wandlung hat mich enttäuscht, ist aber immerhin nicht unbedingt unrealistisch. Als weitere Charaktere gibt es Harpers Mutter und Ben. Beide sind gut gelungen, hätten aber gern mehr Raum einnehmen dürfen. Zudem kommt Ashtons Eltern vor, die sehr oberflächlich und recht austauschbar sind. Ashtons Freunde Becca und Will hingegen waren sehr lustig und hatten in ihrer unterstützenden Rolle guten Einzug in die Geschichte gehalten. Gerade Becca rettet Ashton wohl mehr als einmal sein Hinterteil.

Etwas zwiegespalten bin ich vom ganzen Endpart des Buches. Natürlich kommt in solchen Büchern immer reichlich Drama zusammen, aber hier wirkte es etwas überspitzt. Nicht nur die Familienebene, sondern auch die Liebesebene wurden gecrashed und in beiden Fällen muss ich sagen: Hätte das in dieser Form sein müssen? Insbesondere zwischen Ashton und Harper wirkte es einfach gestellt und übertrieben, vor allem von Ashton, der mal wieder zeigte, dass er sehr egoistisch ist und auch nicht gerade „hier“ beim Verteilen der Empathie gerufen hat. Auf der Familienebene passt der Knall ja durchaus, die Konsequenzen davon zeigen aber, wie sich Harper verändert hat – und das für mich nicht unbedingt positiv. Als es dann zur finalen Katastrophe kommt und die Karten neu sortiert werden auf beiden Ebenen, hätte ich mir einfach teilweise andere und vor allem empathischere Lösungen gewünscht. Dennoch kann ich mit der Endsequenz, wie sie hier eingebracht wurde, durchaus leben. Begeisterung ruft sich aber nicht in mir hervor.

Insgesamt ist „Das Licht von tausend Sternen“ ein gutes Buch, welches mich aber vor allem mit der Storyline um Harper und ihren Bruder gewinnen konnte, während die Liebesgeschichte für mich sehr klischeehaft und teilweise auch wenig authentisch herüberkam. Vor allem die zweite Hälfte des Buches verliert sich sehr in einem 0815-Liebesroman. Das hochdramatische Finale war für mich nicht so ganz passend, dennoch habe ich mich von dem Buch im Großen und Ganzen abgeholt gefühlt und hatte Freude beim Lesen. Wäre das Buch durchgängig so stark wie in der ersten Hälfte, wäre es ein wahres Highlight gewesen, aber leider verläuft es sich etwas und auch die Charaktere verspielen zum Teil stark ihre Sympathien.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.04.2020

verloren zwischen Mathe und Physik

Can you help me find you?
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„Zwei Teilchen können so miteinander verschlungen sein, dass ihre Verbindung sich nicht mehr lösen lässt. Für den Rest ihrer Existenz.“
(Evie zu ihrem Lehrer in Can you help me find you)

Worum geht’s?

Evie ...

„Zwei Teilchen können so miteinander verschlungen sein, dass ihre Verbindung sich nicht mehr lösen lässt. Für den Rest ihrer Existenz.“
(Evie zu ihrem Lehrer in Can you help me find you)

Worum geht’s?

Evie ist kein normales Mädchen. Geprägt von dem Leben mit einer Psychologin als Mutter und einem Mathematiker als Vater, begrabt in Naturwissenschaften und Überfliegerin in Mathematik, wurden ihr auch zahlreiche Ängste und ein fehlender Sinn für das menschliche Miteinander mit in die Wiege gelegt. Doch immerhin hat sie ihren besten Freund Caleb. Seit ihrer Kindheit ist er an ihrer Seite und passt auf sie auf. Was Evie nicht weiß: Caleb ist schon ewig in sie verliebt. 15 Beinaheküsse inklusive. Evie hingegen interessiert sich nicht für Jungs und schon gar nicht fürs Küssen und erst recht nicht mit Caleb. Aber der Neue an der Schule, Leo, flirtet mit ihr und in seiner Gegenwart empfindet sie unbekannte Gefühle. Sehr zum Frust von Caleb, der auf die Idee kommt, Evie online als Fremder zu kontaktieren. Und somit ist das (Gefühls-)Chaos perfekt…

Can you help me find you ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in einem zarten Rosa gehalten und wird von schwarzen schemenhaften Figuren geziert, die am Handy sind. Die männliche Figur hält sich hierbei zweifelnd den Kopf. Die Gestaltung ist sehr schön, dezent und zugleich süß. Der Titel hat direkten Bezug zum Inhalt des Buches. Sowohl Cover als auch Titel deuten auf eine Zugehörigkeit zum Romance-Genre hin. Das Buch wird wechselnd aus Sicht von Evie und Caleb erzählt, die Kapitel sind entsprechend übertitelt. Man merkt jedoch auch inhaltlich, wer erzählt, da Evies Kapitel sehr sachlich sind, während Caleb etwas kraftvoller ist. Der Schreibstil ist insgesamt eher nüchtern und sehr schnelllebig. Das Buch enthält zahlreiche Anspielungen auf Naturwissenschaften, insgesamt ist es aber sprachlich recht jugendlich gehalten. Das Buch beinhaltet keine explizite Sprache und keine Intimszenen.

Mein Fazit

Can you help me find you klang nach einem klassischen, aber zeitgleich herrlich erfrischenden Buch. Die Konstellation verliebter bester Freund mit dem Schulneuling und dann auch noch dem Onlineflirt verspricht bereits viel Trubel. Dies kombiniert mit dem recht ungewöhnlichen Ort (eine Schule für naturwissenschaftlich begabte Kinder) und einer etwas anderen Protagonistin versprach viel Lesefreude. Doch leider kam alles anders.

Die Newton Academy ist der Traumort für Evie: Unter vielen Gleichgesinnten, die begabt und begeistert hinsichtlich Naturwissenschaften sind, ist es endlich ein Ort, wo Evie keine Angst haben muss, gemobbt zu werden oder nicht verstanden zu werden. Nur an der zwischenmenschlichen Kommunikation hapert es noch ein wenig, aber hierfür hat sie ja ihren besten Freund Caleb und ihre Freundin Bex. Als eines Tages im Physikunterricht Leo auf den Plan tritt und Evie mit seiner Herangehensweise überrascht, ist ihr Interesse an ihm geweckt. Ein Interesse, was sie bisher nie gespürt hat. Und ein Interesse, von dem Caleb hofft, dass es nur eine Phase ist. Denn seit Ewigkeiten ist er in seine beste Freundin verliebt und war sich immer sicher, dass sie eines Tages auch ihre Gefühle für ihn erkennen wird. Doch er kann nichts tun. Schritt für Schritt schleicht sich Leo auf den Platz an Evies Seite, den Caleb insgeheim immer für sich beansprucht hat. Und von dem jeder wusste, dass er Caleb gehört und gehören wird. Nur Evie offenbar nicht. Und je ernster es mit Leo wird, desto mehr muss Caleb sich eingestehen, dass er nicht ihr erster Kuss sein wird. Doch seiner besten Freundin zuliebe macht er gute Miene zum bösen Spiel und unterstützt sie, wo es nur geht. So kommt es auch, dass er ihr helfen möchte, zum nationalen Wettbewerb Frontier zu gehen. Letztes Jahr erlitt Evie einen Nervenzusammenbruch auf dem Weg zum Wettbewerb. Mit Caleb an ihrer Seite sollte es doch dieses Mal klappen, oder? Aber es wird kompliziert, als während der Vorbereitungsphase plötzlich Milo auf den Plan tritt – ein unbekannter Frontierteilnehmer, den Evie im Netz kennenlernt und zu dem sie sich hingezogen führt. Was Evie nicht wissen kann: Caleb hat Milo ins Leben gerufen, um Evie endlich für sich zu gewinnen. Plötzlich steht Evie gefühlsmäßig zwischen Leo und Milo – und eigentlich sind da auch noch Gefühle für Caleb.

Ich hatte nie Probleme mit Mathematik. Oder mit Naturwissenschaften. Sicher, ich bin auch kein Genie wie Evie, aber im Gegensatz zu vielen waren die Fächer für mich nie ein Graus. Daher fand ich die Idee, mal etwas untypische Charaktere (Hand aufs Herz, normalerweise würde man sie wohl als Streber betiteln und in den Büchern geht’s ja meistens um die Cool Kids, Sportler etc.) an einem eigentlich klassischen Ort (eine Schule) zu nutzen, sehr ansprechend. Auch die Dreier- bzw. Vierer-Konstellation versprach viel Drama, Verwirrung und Witz. Doch am Ende wurde recht wenig von meiner Erwartung erfüllt. Can you help me find you ist ein Buch, was in die Handlung integriert sehr viel Mathematik, Physik und Spezialwissen einbaut. Ich rede dabei nicht von seitenlangen Abhandlungen, aber oftmals kam es mir so vor, als sei die Mathematik und die hiermit verbundenen Gedanken im Vordergrund – und eben keine Liebesgeschichte. Es wird regelmäßig von Ansätzen, Theorien, Modellen und anderen naturwissenschaftlichen Themen gesprochen. Eigentlich kein Problem, sollte man meinen. Ich habe mich aber irgendwann komplett verloren gefühlt. Denn es werden Namen genannt, bestimmte Theorien eingeführt, Sachen als selbstverständlich hingestellt (etwa Evies Frontierprojekt, wo ich bis heute nicht verstanden habe, was es ist und was der Sinn davon sein soll) und sehr wenig erklärt. Ich möchte aber eigentlich auch gar nicht, dass es erklärt wird, weil dann das Thema wohl noch mehr ausufern würde. Aber zeitgleich möchte ich auch nichts vor den Latz geknallt bekommen, was ich überhaupt nicht, nicht einmal ansatzweise, begreifen kann. Und so kam es schon bald dazu, dass die Handlung für mich sehr zäh, sachlich und ein Stück weit auch langweilig wurde. Es ist einfach sehr viel Theorie und mathematisches Fachwissen in das Buch eingebracht. Ich frage mich vor allem, wie das erst für einen Jugendlichen sein muss, der in der Schule vielleicht gerade Wahrscheinlichkeitsrechnung oder Ableitungen lernt.

Der oftmals im Fokus stehenden Mathematik fällt es leider auch zum Opfer, dass ich das Gefühl hatte, oftmals nicht in die Köpfe hineingucken zu können. Evie gewährt immer nur sehr kurze Einblicke in ihre Gedanken, noch weniger in ihre Gefühle. Es ist, als würde sich bei ihr alles um die Naturwissenschaften drehen. Das führt dazu, dass ihre Gefühle nicht greifbar waren und ihre Entscheidungen für mich nicht immer nachvollziehbar waren. Sie kam mir extrem sprunghaft vor und an einigen Stellen, insbesondere was dann die Liebesthematiken angeht, wirkte es auch so, als wäre hier jetzt was konstruiert. Ich habe weder verstehen können, was sie an Leo toll findet (abgesehen von seiner offenbar grandiosen Lösung einer Hausaufgabe), noch, was sie später an Milo gutfindet, den sie online kennenlernt und bei dem sie bereits nach einer Handvoll Nachrichten irgendwie total verliebt ist. Einzig die Abneigung gegenüber einer Beziehung mit Caleb war nachvollziehbar, wieso sich später ihre Gefühle und Gedanken diesbezüglich ändern, habe ich aber auch nicht ganz begreifen können. Insgesamt ist Evies kaum vorhandene Gefühlswelt sehr wirr, sprunghaft und nicht stimmig. Die Autorin hat ihr mehr Liebe zur Mathematik als zu Menschen mit auf den Weg gegeben, was aber dazu führt, dass es krampfhaft wirkt, wie sie mit Leo flirtet, wie sie mit Milo flirtet und wie sie Caleb abweist.

Bereits der Anfang des Buches hat dazu geführt, dass ich immer mal wieder das Buch weggelegt habe. Ich sagte ja bereits, dass es teilweise sehr zäh war. Es dauert ewig, bis man das Gefühl hat, in der Geschichte angekommen zu sein. Bei mir trat diese Effekt etwa nach der Hälfte auf, wo es langsam um das Thema Frontier und Milo ging. Bis dahin passiert hier mal ein bisschen, da mal ein bisschen, die komische gekünstelte Beziehung zu Leo wird immer wieder thematisiert und auch Calebs recht offene Abneigung gegenüber der Beziehung ist Thema. Es gibt ein paar Unterrichtsstunden, ein paar Therapiestunden und ein bisschen Drumherum. Aber es wirkte so, als gäbe es keinen roten Faden, als hätte die Autorin einfach darauf losgeschrieben und das führt auch dazu, dass der Schreibstil sehr sachlich, präzise und vor allem sehr abhandelnd rüberkommt. Dialoge sind abgehakt, es gibt keinen richtigen Flow und eine gewisse Sprunghaftigkeit macht sich breit. An vielen Stellen kam mir das Buch so nüchtern vor, dass es sich eher wie ein Drehbuch liest. X tut dies, Y tut das, X sagt jenes, Szenenwechsel. Die zweite Hälfte wird zumindest hinsichtlich des roten Fadens besser, der Erzählstil bleibt recht gleich. Als Milo in Evies Leben tritt, wird es etwas chaotisch. Die beiden chatten über die Frontier-Seite, dem Leser werden aber nur sehr wenige Chats gezeigt. Das führte unweigerlich dazu, dass ich nicht verstanden habe, wie Evie so schnell von Milo so begeistert sein konnte. Generell wirkte es immer so, als würde Evie sich direkt verlieben – oder eben verlieben müssen, weil das jetzt so erwartet wird. Das Warum, das Wie, das blieb für mich stets offen.

Was ich jedoch thematisch stark fand, war die Entwicklung von Evie. Anfangs ist sie noch sehr zurückhaltend, geprägt von ihren Ängsten und den Einflüssen ihrer Eltern. Mit der Zeit wird sie selbstsicherer, auch ihre Therapie hilft ihr sehr dabei. Sie weiß, was sie will. Sie kann besser einschätzen, was sie sich zumuten kann. Und sie ist auch bereit, für ihre Träume zu kämpfen. Im Hintergrund des Buches schlummert nämlich vor allem mit ihrer Mutter ein Konflikt. Ihre Mutter als Psychologin sieht Evie offenbar permanent als Forschungsobjekt, zeigt oftmals übergriffiges Verhalten und bevormundet Evie in vielen Punkten. Den Höhepunkt findet das Ganze später beim Frontier. Hier muss ich sagen, dass die komplexe Beziehung von Mutter und Tochter für meinen Geschmack zu einfach abgehandelt wird, aber zumindest ein starkes Signal durch Evie gesetzt wird. Was auch irgendwie etwas halbgar eingeführt wurde, war die Kritik an dem System, dass Mädchen unterschätzt werden und in den Naturwissenschaften unterrepräsentiert sind. Immer mal wieder kommt das am Rande vor, was ich durchaus begrüße, aber zugleich das Gefühl hatte, die Autorin hat es unbedingt einbringen wollen, aber dann nicht zu Ende gebracht. Denn die Anmerkungen verpuffen einfach.

Zu den Charakteren kann ich eigentlich nur sagen: Evie ist ein komplexer Charakter. Man kann bei ihr gut erkennen, wie schwer das Leben sein kann, wenn man Emotionen nicht unbedingt erkennt. Von ihren vielen Ängsten geprägt hat sie es schwer im Leben und wird auch oftmals unterschätzt, da sich viele nicht vorstellen können, dass sie wirklich so ein Genie ist. Ich bin mit Evie leider durch das ganze Buch hindurch nicht wirklich warm geworden. Sie wirkt zwar nett, aber gleichzeitig unnahbar. Sie hat an der Schule oftmals aber auch den Namen Eiskönigin, was in meinen Augen passt. Caleb hingegen ist ein sehr lebhafter Charakter, der sehr kraftvoll ist. Er prügelt sich hin und wieder, er flucht gelegentlich, aber vor allem achtet er immer auf Evie. Es ist, als wäre sie sein Lebensmittelpunkt, was sehr süß ist. Er hat ein wenig den Ruf als Schulromeo weg, da er – zur Ablenkung von Evie -regelmäßig datet. Der weitere Charakter im Bunde, Leo, wirkt sehr platt und eindimensional. Er soll wohl der klassische Good Guy sein, den jeder toll findet. Erfrischend ist Evies beste Freundin Bex, die leider viel zu selten vorkommt. Mit ihrer Art bringt sie Leben ins Buch, hilft Evie und bricht die starren Naturwissenschaftsstrukturen etwas auf. Weitere Charaktere sind recht blasse Randcharaktere, die nicht weiter nennenswert sind.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich mir so sehr gewünscht hätte, dass das Buch mir gefällt. Die Grundidee und auch zahlreiche der Nebenhandlungen haben mir sehr gut gefallen und die starke Entwicklung der Evie war toll zu erleben. Aber die Umsetzung des Buches, die Erzählweise, die Sprunghaftigkeit und auch die fehlende Greifbarkeit der Emotionen zwischen den Charakteren führte dazu, dass ich kaum Bindung aufbauen konnte. Nach einer wirklich sehr zähen ersten Hälfte ist die zweite Hälfte zwar deutlich besser, aber unterm Strich war dies einfach nicht mein Buch. Das Verhältnis von Naturwissenschaften zu Gefühlen führt hier dazu, dass man sich verloren fühlt. Es bleibt ein etwas anderes Buch, was aus dem klassischen Genre ausbricht, hierbei aber auch sicher nicht jeden ansprechen kann und wird.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 22.04.2020

mit einigen Längen und einer schwierigen Protagonistin keine Glanzleistung

Verloren sind wir nur allein
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„Egal, wie sehr ich mich auch dagegen wehre, ich werde die Schatten meiner Vergangenheit niemals abschütteln können. Sie werden immer ein Teil von mir sein. Ob ich will oder nicht.“
(Jeff in Verloren ...

„Egal, wie sehr ich mich auch dagegen wehre, ich werde die Schatten meiner Vergangenheit niemals abschütteln können. Sie werden immer ein Teil von mir sein. Ob ich will oder nicht.“
(Jeff in Verloren sind wir nur allein)

Worum geht’s?

Nach dem Tod ihres Vaters leidet Sky. Zu groß ist der Schmerz. Als dann ihre Mutter ihr eröffnet, dass sie einen neuen Partner hat und die beiden nach Texas ziehen, bricht für Sky eine Welt zusammen. Weg von ihren Freunden und vom Grab ihres Vater ist sie gezwungen, sich neu einzuleben. Doch daran denkt Sky gar nicht: Sie will weg. Deswegen stößt sie alle von sich, um gar nicht erst Freundschaften aufzubauen. Aber Jeff, Neffe von Skys neuen Stiefvater, gibt nicht so schnell auf. Er möchte Sky zurück ins Leben holen. Mit seiner gutgelaunten Art eckt er bei Sky allerdings eher an. Jedoch beginnt Sky sich zu fragen, ob er wirklich so ein Sonnenschein ist, wie er immer vorgibt. Denn es scheint so, als würde auch Jeff ein dunkles Päckchen der Vergangenheit mit sich tragen. Kann er Sky zurück ins Licht holen oder wird sie endgültig in ihrer Trauer untergehen?

Das Buch ist in sich geschlossen und ein Einzelband.

Schreibstil / Gestaltung

Das wunderschöne Cover mit einem tollen Blumenmuster wirkt verspielt und niedlich, gibt jedoch keine Hinweise auf den Inhalt preis. Es wirkt dennoch ansprechend und ist ein schöner Hingucker.

Das Buch wird durch Sky und Jeff in der Ich-Perspektive erzählt, wobei nur Jeffs Parts entsprechend übertitelt sind. Das Buch verläuft chronologisch. Der Schreibstil ist sehr locker und angenehm zu lesen, das Buch passt sprachlich im Bereich Jugendbuch und junge Erwachsene. Das Buch enthält keine erotischen Inhalte und ist auch frei von Kraftausdrücken.

Mein Fazit

Verloren sind wir nur allein ist mein erstes Buch von Mila Summers, die bisher offenbar vorrangig im Bereich der Liebesromane tätig war und sich hier ans Young Adult Genre heranwagt. Die sehr niedliche Aufmachung und ein gut klingender Klappentext haben mich dazu gebracht, dieses Buch lesen zu wollen. Beührende Liebesgeschichte über die heilende Kraft der Liebe? Das klingt fantastisch. Doch leider, leider hat sich das Buch am Ende als etwas anderes entpuppt.

Es gibt Bücher, die überzeugen mit ihren Charakteren. Es gibt Bücher, die überzeugen mit ihrer Handlung. Hier ist beides nicht wirklich der Fall. Ein Buch steht und fällt einfach mit seinen Protagonisten und hier hat Sky volle Arbeit geleistet, dass das Buch fällt. Schon nach wenigen Seiten geht ihre kratzbürstige Art einem so auf die Nerven, dass man wenig Lust hat, weiterzulesen. Doch geprägt von Trauer und überfordert von dem neuen Umfeld kann man nun schonmal so sein. Deswegen wurde fleißig weitergelesen. Doch es wird nicht besser. Fast schon verzweifelt habe ich danach gesucht, zu verstehen, in welche Richtung das Buch gehen möchte. Es ist von allem ein bisschen, aber von nichts wirklich etwas Komplettes. Hier wird viel Highschool-Leben eingestreut, es gibt ein wenig Ranch-Leben mit Tieren, es gibt das klassische American Way of Life mit Festen, Feiern und einem Schulball, die wirklich absolut stereotypischen Klischees (die zickige Cheerleaderin, der sweete Footballstar, die etwas untypischen Außenseiter). Aber alles wirkte so gewollt zusammengewürfelt, dass es wie ein Abziehbildchen einer Vision wirkte, die nicht beim Herzen ankam. Vielleicht waren es zu viele Aspekte, die abgedeckt werden sollten, denn Trauer, der Umzug, neue Freunde, neue Liebe, der Zwist mit der Mutter, Mobbing an der Schule – es ist jede Menge thematischer Ballast, der an die Geschichte gefesselt ist. Es blieb aber einfach viel im Dunkeln, wieder anderes wirkte sehr sprunghaft und willkürlich. Das erste Drittel des Buches ist ein zäher Einstieg in die neue Stadt und den Start an der neuen Schule, das zweite Drittel dann Highschooldrama in Reinkultur und das letzte Drittel dann so überrumpelnd dramatisch, dass es fremd wirkte. Vor allem aber das Ende sorgte bei mir für viel Unmut: Schlag um Schlag wird die Geschichte vorangetrieben, natürlich hochdramatisch und eigentlich emotional – eigentlich sage ich deshalb, weil es mein Herz nicht erreichen konnte, da ich bereits vorher keine wahre Verbindung zu Sky aufbauen konnte. Jedenfalls gibt es noch zahlreiche ungelöste Probleme, Fragen und Umstände, dennoch wird radikal fix das Buch beendet. Das wirkte unstimmig und gehetzt, zumal vorher auf über 300 Seiten so viel Belangloses eingestreut wurde. Im Grunde kann man sagen: Es passiert nicht viel, aber wenn etwas passiert, wird es schnell wieder abgehakt. Das betrifft nicht nur das Ende mit der Story um Skys Mutter, sondern etwa auch Jeffs Geheimnis und Geschehnisse auf Festen.

Damit einhergehend war es für mich auch schwer, der sich entwickelnden Lovestory zu folgen. Jeff, der als Neffe des neuen Stiefvaters in die Story tritt, ist direkt von Anfang an auf Sky eingeschossen. Dass er eigentlich eine Freundin hat, wird gar nicht wirklich thematisiert, sondern allenfalls dadurch eingeflochten, dass er sich innerlich über die Oberflächlichkeit der Beziehung aufregt. Jeff tut alles dafür, Sky nahe zu sein, für Sky dazusein, sie aus ihrem Schneckenhaus zu holen. Sky hingegen tut alles, ihn von sich zu stoßen, sich über ihn aufzuregen und sich über seine Aufmerksamkeit aufzuregen. Wann und wieso sich das ändert, war für mich nicht greifbar. Auf einer gefühlsmäßigen Ebene war diese Beziehungsentwicklung nicht greifbar und die Beziehungsdynamik, die ebenfalls zwischen sprunghaft und klischeehaft wandelt, ebenso wenig. Es fehlt an Tiefe und die Einblicke in den Kopf der Charaktere sind zwar vorhanden, aber nicht sonderlich aufschlussreich. Natürlich kann man von einem Jugendbuch nicht zu viel erwarten, aber zumindest ein wenig, mit dem man arbeiten kann, wäre hilfreich.

Die Hauptcharaktere in diesem Buch sind Sky und Jeff. Sky präsentiert sich von Anfang an als sehr in sich gekehrt. Sie leidet und trauert immer noch stark, nachdem ihr Vater vor zwei Jahren plötzlich verstarb. Verlustängste, aber auch der Schmerz sind immer noch sehr präsent. Der Umzug in ein neues Leben überfordert sie und macht sie wütend. Entsprechend bissig und gereizt ist sie über viele Seiten des Buches. Ihre Stimmung schwankt häufig zwischen „es ist gar nicht so schlimm“ und „ich möchte hier weg, mich stört alles“. Sky macht es einem extrem schwer, sie zu mögen. In regelrecht zerstörerischer Art fegt sie durch das Buch und ist oft damit beschäftigt, nette Menschen zu verletzen. Jeff hingegen ist der absolute Good Guy. Liebevoll, aufmerksam, stets bereit der Ritter auf dem weißen Pferd zu sein. Als Footballstar ist er an der Schule beliebt, er strahlt mit seinem Megalächeln, obwohl es in ihm ganz anders aussieht. Doch wer ist Jeff eigentlich und was zeichnet ihn aus? Das weiß ich nicht. Ich habe das Gefühl gehabt, dass er viel zu eindimensional war und fast schon mehr Neben- als Hauptcharakter war. Obwohl er eigene Kapitel hat, fand ich mich wenig in seiner Gedankenwelt wieder, denn selbst in seinen Gedanken steht Sky im Fokus. Die zahlreichen Nebencharaktere (von Freunden über Familie über Schulkameraden) waren zwar alle ganz nett, bleiben aber auch oberflächlich und spiele primär eine ihnen zugewiesene Rolle, die sich oftmals an Klischees und Stereotypen bedient. Hierbei werden aber auch viele Punkte angesprochen oder angedeutet, die aber nie wieder aufgegriffen oder gar beendet werden. Auch muss ich sagen, dass sich einige Entwicklungen nicht unbedingt realistisch angefühlt haben, etwa das direkte Aufnehmen von Sky durch Rachel und April, was binnen Tagen zu besten Freunden führt.

Die Autorin hat sich in meinen Augen viel zu sehr auf Sky versteift. Sky hier, Sky da, Sky überall. Ihre Trauer, ihre Wut, ihre Verzweiflung – stets steht Sky im Vordergrund. Aber zeitgleich wird immer und immer wieder angedeutet und eingebracht, dass die vielen Beteiligten, allen voran Jeff, auch Probleme haben. Diese gehen für meinen Geschmack im Buch aber extrem unter. Das führt unweigerlich dazu, dass man sich fragt: Fehlte die Zeit, um diese Probleme angemessen auszuarbeiten, fehlte die Lust, sie näher zu beleuchten oder wollte die Autorin sie unbedingt noch einbauen, ohne den Willen zu haben, ihnen auch Raum zu geben? Es sind durchaus emotionale und auch durchaus wichtige Punkte dabei, die viele Frage aufwarfen, die niemals beantwortet wurden. Gerade über Jeffs Päckchen der Vergangenheit hätte man in meinen Augen mehr erfahren sollen und müssen. Aber es wurde alles so beiläufig abgehandelt, dass wieder nur Sky im Fokus steht. Warum? Das habe ich nie verstanden. Denn so viel gab es in meinen Augen zu Sky einfach nicht zu erzählen. Ganz unweigerlich führte das sogar dazu, dass mich Sky immer mehr angenervt hat. Sky hier, Sky da. Sie ist das arme rohe Ei, was stets betüddelt werden muss, aber es gar nicht will. Sie schlägt permanent wild um sich, verletzt ihr Umfeld und die platte Erklärung hierfür ist stets ihre Trauer. Verlust ist ein wichtiges Thema und auch ein vielschichtiges, aber hier hatte ich einfach das Gefühl, dass die Autorin eine Ausrede für Skys Verhalten gesucht hat. Bis zu einem gewissen Grad ist ihr Handeln und ihre emotionale Instabilität damit ja erklärbar, aber irgendwann ist meine Toleranzgrenze auch erreicht gewesen. Sky ist nicht der einzige Mensch, dem Leid erfahren ist, sie tut aber so. Ich konnte Sky einfach nicht verstehen – vielleicht wollte ich sie aber auch nicht verstehen. Wie eine Abrissbirne ist sie zu jeder Zeit zielgerichtet damit beschäftigt, treffsicher Jeff, ihre Mutter und ihren neuen Stiefvater zu verletzen. Anfangs habe ich es ja noch verstanden (der Umzug, die neuen Leute, Jeffs übergriffiges Verhalten), aber irgendwann einfach nicht mehr. Es wirkte dann nur noch so, als würde sie aus Prinzip gegen alles und jeden sein.

Leider muss ich insgesamt sagen, dass „Verloren sind wir nur allein“ nicht abliefern konnte. Das Buch fällt mit seiner Protagonistin, die so unsympathisch ist, dass man nicht mit ihr mitleiden kann. Das Buch wirkt über weite Strecken handlungsarm und die so entstandenen Längen werden durch die plötzlichen Geschehnisse nicht aufgehoben. Das Buch lässt sich dafür aber locker-leicht lesen und man kommt gut durch. Es ist nur leider allenfalls ein Buch für Zwischendurch, was so viel mehr hätte sein können, man aber so nur das Gefühl hat, keine richtige Verbindung aufbauen zu können. Sehr schade!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 14.04.2020

allenfalls nett für Zwischendurch

Midnightsong. Es begann in New York
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„Eine Melodie verändert deinen Herzschlag. Ihr sanfter Klang streichelt deine Seele, ein schneller Rhythmus beschleunigt deine Atmung und kraftvolle Akkorde setzen Adrenalin frei. Egal wer du bist oder ...

„Eine Melodie verändert deinen Herzschlag. Ihr sanfter Klang streichelt deine Seele, ein schneller Rhythmus beschleunigt deine Atmung und kraftvolle Akkorde setzen Adrenalin frei. Egal wer du bist oder wo du lebst, ihre Wirkung ist bei allen gleich.“
(Ryle zu Lynn in Midnightsong)


Worum geht’s?

Lynn möchte eigentlich nur ihrer Schwester, bei der sie wohnen darf, einen Gefallen tun und übernimmt deswegen eine Schicht im Cafe ihrer Schwester. Doch als sie morgens auf dem Weg zur Arbeit ist, landet sie in einem gigantischen Menschenauflauf und wird von einem Mann darum gebeten, einer Gruppe von Jungs Unterschlupf im Cafe zu gewähren. Völlig überrumpelt lässt sich Lynn hierauf ein. Der Schock ist groß, als sie feststellt, dass die Gruppe niemand geringeres ist als die bekannte Boyband Reanimation. Als sie Frontmann Ryle gegenübersteht, spielt ihr Herz verrückt. Aber nach dem Verschwinden der Band ist es noch nicht vorbei: Denn die Band macht ihr ein Angebot, was sie nicht ausschlagen kann.

Midnightsong ist ein Einzelband und in sich geschlossen.


Schreibstil / Gestaltung

Das in verschiedene Lilatöne gehaltene Cover zeigt zwei Gesichter, vermeint die der Protagonisten. Mit leichten Lichtreflexen wirkt verträumt und romantisch. Es deutet auf eine Liebesgeschichte hin, verrät aber abgesehen vom Titel keinen musikalischen Bezug. Das Buch wird ausschließlich durch Lynn in der Ich-Perspektive mit einem linearen Verlauf erzählt. Der Schreibstil ist sehr locker und leicht gehalten, generell wirkt das Buch recht jugendlich und frisch. Das Buch beinhaltet keine explizite Sprache und keine Intimszenen.

Mein Fazit


Endlich mal wieder ein Musikerroman – das dachte ich mir, als ich dieses Buch entdeckte. Mein Herz schlägt für Geschichte um Musiker und Bands, die Klappentext klang süß und erinnerte an das klassische „unbekanntes Mädchen und der große Star“-Dilemma. Eigentlich eine gute Grundlage für ein tolles Buch. Doch leider, leider war dieser Song kein Hit für mich.

Sie will eigentlich nur ihrer Schwester helfen. Deshalb übernimmt Lynn eines Morgens die Ladenöffnung. Neu in New York lebt sie bei ihrer großen Schwester und bereitet ihre Unibewerbung vor. Als sie nun zum Cafe geht, trifft sie auf eine riesige Menschengruppe. Schnell flüchtet sie in den Laden, doch dann klopft ein Mann und bittet sie darum, Zuflucht zu gewähren und den Laden zu schließen. Sie hat nicht viel Zeit zu überlegen und plötzlich findet sie sich mit der gehypten Boyband Reanimation im Lagerraum des Cafes. Am liebsten würde sie im Erdboden versinken, doch dann zeigt Frontmann Ryle sogar Interesse an ihren Arbeiten. Denn Lynn ist flink mit dem Grafiktablett und bearbeitet hierauf Bilder. Nachdem die Jungs wieder verschwunden sind, entdeckt Lynn eine Instagramnachricht von Ryle, der ihr irgendwie unter die Haut gegangen ist. Doch damit nicht genug. Am nächsten Tag meldet sich der Manager und hat ein unglaubliches Angebot für sie: Sie soll mit auf Tour gehen und Fotos der Jungs für ihr neues Album machen. Dies wäre die Chance für ein Empfehlungsschreiben für ihre Unibewerbung. Doch 7 Tage gemeinsam mit Ryle? Das verunsichert Lynn sehr. Wird diese Reise für sie ein großes Abenteuer oder wird sie am Ende mit einem kaputten Herzen und zerbrochenen Träumen nach Hause zurückkehren?

Midnightsong war für mich irgendwie ein Buch, welches seine Melodie nicht gefunden hat. Es war, als wüsste die Autorin nicht ganz, was sie möchte: Young Adult oder New Adult? Tiefgründig oder humorvoll? Die Charaktere in dem Buch sind vom Alter her eher im Bereich New Adult, einige Thematiken sind auch deutlich dem New Adult Bereich zuzuordnen, dann aber wiederum benehmen sich die Charaktere sehr jugendlich und flatterhaft, machen typische Jugendwitze und wirken wir ein Haufen Teenies, die ihren Platz im Leben noch suchen. Das hat mich etwas verrückt gemacht, weil dadurch ein starkes Ungleichgewicht entstanden ist. Wir haben da einerseits eine Band, die auf große Tournee geht, sich ernsthaft mit dem Business auseinandersetzt und auf dicke Hose macht, zugleich aber ist hier mehr Justin Bieber als Rockstar-Romance angesagt. Dann gibt es Phasen, die sehr nachdenklich und ansatzweise tiefgründig, fast schon philosophisch daherkommen, aber gar nicht wirklich nachhallen können, weil sie immer im Keim erstickt werden. Ich war verwirrt ob so vieler Sachen in diesem Buch, dass ich nie das Gefühl hatte, wirklich abgeholt worden zu sein.

Es fing schon damit an, dass der Start so rasant und überrumpelnd war, dass der komplette Klappentext nach etwa 30 Seiten abgehandelt ist. Der Rest des Buches? Hier wird es interessant: Die 18-Jährige Lynn, die Ryle kurzzeitig gegenüberstand, hat ihn mit ihrer künstlerischen Arbeit so sehr überzeugt, dass er sie mit auf die Tour nehmen möchte. 7 Tage soll sie mit der Band unterwegs sein und Fotos für das Album bearbeiten. Natürlich ist es von Anfang an so, dass alle Lynn mögen, man hat von Anfang an eine sehr freundschaftliche Dynamik und es wird sehr viel Rücksicht auf sie genommen. Wie Lynn so nachhaltig auf Ryle wirken konnte (und vis versa!), habe ich aber nie verstanden. Das Buch lebte für mich von Sprunghaftigkeit. Es passiert so viel so schnell auf einmal, was so viel verändert. Es wirkte für mich extrem konstruiert und es fehlten etwas die Verbindungen zwischen den einzelnen Plotpunkten. Es war beinahe so, als hätte die Autorin bestimmte Aspekte, die sie thematisieren möchte, aber kein richtiges Drumherum und Dazwischen. Dadurch waren die Entscheidungen der Protagonisten für mich selten greifbar, nachvollziehbar oder gar fühlbar. Das fand ich extrem schade. Irgendwie war dann auch schon die Hälfte des Buches rum, es fühlte sich so an, als würden sich die Charaktere seit Ewigkeiten kennen – tatsächlich sind aber nur 3-4 Tage vergangen.

Hier geht es weiter, dass ich mich gefragt habe, wieso ein derartiger Aufbau gewählt wurde. Angeblich soll Lynn Fotos für das CD-Booklet machen und die Band hierfür 7 Tage begleiten. Aber: Die Band ist davon allein 3 Tage auf Heimatbesuch bei den Familien, sodass sie gar nicht bei der Band ist. Natürlich wird diese Pause dafür genutzt, die beiden Protagonisten enger zueinander finden zu lassen (und noch ein paar kleine Dramabomben vorzubereiten). Der zeitliche Ablauf war so unglaubwürdig und übertrieben, dass es für mich null nachvollziehbar war, wie Lynn und Ryle Gefühle füreinander entwickeln sollen und Ryle auch noch die Probleme, die sich aus seiner Bekanntheit ergeben, klären will. Die Autorin konnte mich auf einer emotionalen Ebene gar nicht erreichen und selbst objektiv schöne Szenen verhallten mangels Greifbarkeit der Emotionen. Eigentlich war das Buch eine Mischung aus niedlich, lustig und süß. Andere Worte fallen mir für das Buch eigentlich kaum ein.

Geht man von der Liebesgeschichte mal einen Schritt zurück und betrachtet den Rest, muss man feststellen, dass es ein nettes, unterhaltsames Buch für Zwischendurch ist, was ein wenig Einblicke in die Welt einer Boyband gibt, die im Tourfieber gefangen ist. Es gibt einige kritische Ansätze in dem Buch, die aber kaum ausgeführt werden. Es ist einfach ein Buch, was sehr oberflächlich und nett bleibt. Es ist durchaus mitreißend und lässt sich sehr fix lesen, weil es wirklich leichtfüßig ist. Aber leider eben auch nur das. Ich habe ganz sicher kein hochkomplexes Buch mit den absoluten Heulgaranten erwartet, aber zumindest ein wenig Tiefe hätte nicht geschadet. Dafür lässt das Buch kaum ein Klischee aus, erinnert an einigen Stellen an andere Bücher oder bekannte Filme und ist auch größtenteils sehr vorhersehbar. Es ist eine bunte Mischung vieler Aspekte, die für mich dazu geführt haben, dass das Buch unrund und viel zu gewollt wirkte. Es waren Klassiker dabei wie die verschmähte Flamme, die heimlich verknallte, biestige Assistentin, der rücksichtslose Manager und der verständnisvolle Ersatzdaddy. Es gab in meinen Augen kaum etwas Innovatives außer vielleicht Lynns Hobby mit den Grafikarbeiten, was aber wiederum so sehr überzogen wurde, dass es nervte. Denn natürlich öffnen die wenigen Tage mit Ryle ihr so viele Türen, dass sie quasi selbst zum Promi wird. Es war einfach unstimmig für mich. In einem grandios kitschigen Finale wird voll aufgefahren und hollywoodreif abgeliefert, der Epilog strotzt nur so von „wow, wie übertrieben“ und generell musste ich am Ende wieder über den zeitlichen Aspekt des Buches schmunzeln.

Die Hauptcharaktere Lynn und Ryle sind für mich recht schwer fassbar gewesen. Sie sind eindimensional und haben kaum Entwicklung in der Geschichte. Die wenige Entwicklung, die sie durchmachen, wirkt sprunghaft und unüberlegt. Es ist, als würde sie sich nur verändern, um Ryle zu gefallen. Lynn wirkt recht aufgeschlossen, aber zugleich nicht wie jemand, der sehr outgoing ist. Was sie aber wirklich ausmacht, konnte mir nicht vermittelt werden. Gleiches gilt für Ryle. Er ist mit seinem Popstar-Leben offenbar nur bedingt zufrieden, trifft sich hier und da mit Mädels, lächelt nett in die Kamera und plant im Hinterkopf seine Rebellion mit Lynn. Auch bei ihm weiß ich nicht, was ihn ausgemacht hat. Seine Sätze zum Thema Musik wirkten wie Worthülsen. Die restlichen Charaktere decken so ziemlich alles stereotypisch ab, was benötigt wird: eine begeisterte Schwester, ein strenger Manager, eine aufgedrehte, aber freundliche Band, eine eifersüchtige Exfreundin. Sie passen alle gut ins Buch und spielen ihre Rolle in solider Weise, mehr aber leider auch nicht.

Midnightsong ist ein Buch, was so hübsch daherkommt und so vielversprechend klang, am Ende aber nicht für immer im Kopf und Herzen bleibt, sondern eher wie ein netter Disney-Film für kurzweilige Unterhaltung sorgt. Wer Tiefe sucht, ist hier nicht gut beraten. Es ist ein locker, leichtes Leseerlebnis, gut für Zwischendurch. Aber weder etwas Neues, noch etwas Spektakuläres. Es heißt, ein Lied kann das Leben verändern. Midnightsong hat dies leider nicht geschafft.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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