viel Potenzial, was verschenkt wird
Falling Princess „Du kannst dich nur auf dich selbst verlassen. Das hier ist kein verdammtes Märchen. Kein Ritter in glänzender Rüstung wird kommen, um dich zu retten.“
(Ein Unbekannter zu Lorelai in Falling Princess ...
„Du kannst dich nur auf dich selbst verlassen. Das hier ist kein verdammtes Märchen. Kein Ritter in glänzender Rüstung wird kommen, um dich zu retten.“
(Ein Unbekannter zu Lorelai in Falling Princess 1)
Worum geht’s?
Lorelai hat es nicht leicht im Leben. Erst verliert sie ihre Mutter, dann wird auch noch ihr Vater schwer verletzt. In Trauer und voller Schuldgefühlen entscheidet sich Lorelai, zu verschwinden. Sie will ein Leben weit weg von den dunklen Machenschaften ihres Vaters und den Gefahren, die diese ihr unbekannte Welt mit sich bringt. An ihrem neuen Wohnort taucht eines Nachts ein Fremder auf, zu dem sie sich sofort hingezogen führt. Er ist gefährlich, das spürt sie. Und er scheint sie zu kennen. Aber woher? Und wieso ist es Alec so wichtig, Lorelai beschützen zu wollen?
„Falling Princess – Nur böse Mädchen spielen mit dem Feuer“ ist Band 1 der Falling Princess Reihe und nicht in sich geschlossen. Die Geschichte wird fortgesetzt.
Schreibstil / Gestaltung
Das schwarze Cover ist mit einigen farbigen Verzierungen und einem Titel mit Körnchen ein schöner Hingucker, gibt jedoch keine Hinweise auf den Inhalt preis. Das Buch wird chronologisch in der Ich-Perspektive erzählt, wobei die erste Hälfte des Buches nur Lorelai Erzähler ist, später wechselt sie sich mit Alec ab. Anfangs sind die Kapitel mit Zeitangaben versehen, später nicht mehr. Dies führt dazu, dass man im Laufe des Buches etwas das Zeitgefühl verliert. In dem Buch gibt es einige Kraftausdrücke, härtere Sprache und auch gewalttätige Szenen, die jedoch recht seicht ausfallen. Sexueller Content kommt in dem Buch nur ganz leicht angekratzt vor. Der Schreibstil der Autorin ist sehr lebhaft und lässt sich sehr gut lesen. Er ist flüssig und passt zum Buch.
Mein Fazit
Falling Princess habe ich schon öfter gesehen, aber war aufgrund der Titelähnlichkeit zu einer anderen großen Dark Romance-Selfpublisherin etwas abgeschreckt. Nachdem ich erste positive Meinungen gehört habe, wollte ich das Buch aber wirklich gern lesen. Es ist mein erstes Buch von er Autorin Mel Hope, ganz sicher nicht mein erstes Dark Romance Buch. Ich hatte bereits vorher gelesen, dass das Buch für Dark Romance verhältnismäßig seicht sein soll, aber mit soetwas habe ich kein Problem. Es muss nicht immer brutal und sexlastig sein. Dennoch konnte mich Falling Princess leider in vielen Punkten nicht überzeugen.
Der Einstieg in das Buch verrät bereits, dass dies eine düstere Geschichte wird. Lorelai hat ihre Mutter verloren und lebt nun mit ihrem Vater zusammen. Der scheint in dubiose, vielleicht illegale Geschäfte verwickelt zu sein, jedenfalls wird das Haus und auch Lorelai bewacht. Als eines Nachts ein Überfall erfolgt und Lorelai in einer scheinbar aussichtslosen Lage ist, geschieht ein schreckliches Unglück. Dieses Unglück zerfrisst Lorelai vor lauter Schuldgefühlen, birgt aber auch jede Menge Gefahren für sie. Daher entscheidet sie sich, abzuhauen und ein neues Leben unter dem Radar zu führen. Als hier eines Nachts ein beeindruckender Unbekannter auftaucht, der alles über Lorelai zu wissen scheint, merkt sie, dass sie ihrer Vergangenheit nicht entfliehen kann. Doch ist Alec, der sagt, sie müsse sich an ihn erinnern, wirklich Freund? Oder ist er eine weitere Person, die Lorelai nach dem Leben trachtet und sie über ein Spielbrett jagt, von dem sie die Spielregel nicht kennt?
Storytechnisch muss ich sagen: Die Idee hat was. Aber, und jetzt kommt das fette Aber: Die Umsetzung ist in meinen Augen nicht gelungen. Man nehme eine Frau, die vor den Feinden ihres Vaters flieht und abtaucht, wo ein Unbekannter erscheint und sie warnt, dass sie gejagt wird. Der Unbekannte will sie beschützen, aber sie ist sich unsicher. Wer sind die Feinde, kann sie Alec vertrauen, was ist mit ihrem Vater, von was für Geschäften reden wir, wer sind die stets auftauchenden Unbekannten, wo bringt Alec Lorelai hin, wer sind seine Kompagnons, wer jagt Lorelai und vor allem warum, wieso scheint jeder Lorelai zu kennen, obwohl ihr Vater sie stets verdeckt gehalten hat, wieso erhebt Alec Ansprüche auf Lorelai? Es gibt sehr viele Fragezeichen in diesem Buch, mit laufender Geschichte kommen immer weitere dazu, ich könnte mit meiner Aufzählung wohl ewig weitermachen. Aber leider gibt es nur Fragezeichen, keine einzige Antwort. Am Ende hat man regelrecht alles hinterfragt, aber auf nichts – wirklich gar nichts – eine Antwort bekommen. Und ja, das hat mich frustriert. Sicher muss noch einiges offenbleiben für Fortsetzungen, aber wirklich ohne eine einzige Erklärung oder nur den Hauch einer Erklärung? Das war irgendwie zu wenig. Denn so zweifelt mein Unterbewusstsein sofort an, ob es hier überhaupt eine stichhaltige, runde Geschichte im Hintergrund gibt. Alles wird nur angerissen und angedeutet. Es ist, als hätte man mir ein 1000 Teile Puzzle verspochen, mir aber nur 50 Teile gegeben und hieraus soll ich ein Bild machen, was mich motiviert, weiterzulesen und Band 2 lesen zu wollen.
Es gibt aber auch noch ein weiteres Problem. Vor allem das erste Drittel ist geprägt von Gedankengängen. Lorelai denkt und denkt und denkt, bewertet, verurteilt, denkt. In Dialogen sind oftmals zig Gedankenzeilen zwischen zwei Antworten. Grundsätzlich ist Denken gar kein Problem und ich mag es, in den Kopf der Charaktere einzutauchen. Aber Lorelais Gedanken drehen sich im Kreis, gehen von a nach b zu z. Anfangs dachte ich, man bräuchte diese Infos für später, aber einen Großteil davon braucht man nicht. Im Gegenteil reißt es einen immer wieder aus dem Geschehen und so vergehen wirklich Kapitel, ohne, dass etwas passiert. Deshalb hatte ich am Ende auch das Gefühl, dass das Buch kaum Handlung hatte. Außerdem kam man sich nicht nur durch die Gedanken vor wie bei „und täglich grüßt das Murmeltier“, denn Lorelai wird in diesem Buch insgesamt dreimal angegangen, jedes Mal auf sexueller Ebene, jedes Mal von einem Kerl, der seine eigentliche Aufgabe nicht ernstnimmt und Spaß will. Zwar weiß sie sich meistens zu retten, ist schlagfertig, taff. Andererseits war es spätestens beim dritten Mal ein „nicht schon wieder..“-Gefühl. Das zweite Drittel vom Buch mit dem Aufeinandertreffen von Alec und Lorelai war gut, aber auch hier waren ausufernde Gedankengänge überall und es gab so manche 180-Grad-Momente, die nicht stimmig wirkten. Dennoch gab der Mittelteil nach dem zähen Start Hoffnung.
Das letzte Drittel des Buches ist dann im Vergleich plötzlich ganz schnell, eine Szene jagt die andere, es wirkte fast schon wahllos aneinandergereiht. Das Ende kam für mich sehr plötzlich und wirkte reingebaut, ohne dass es passt. Es wirkte unstimmig und deplatziert, ergab irgendwie auch vor den vorherigen Seiten keinen nachvollziehbaren Sinn und ist vor allem eins: Ein Cliffhanger. Ja, man möchte wissen, was da wieso passiert. Aber es war für mich nicht nachvollziehbar, wie es zu der Situation kam, wieso Lorelai sich so entschieden hat. Es war diese Art von Ende, bei der man denkt „hä?“ – und das fand ich schade. Generell war es aber so, dass die letzten etwa 50 Seiten komisch verwirrend waren. Ich hatte das Gefühl, etwas verpasst zu haben, etwas überlesen zu haben. Alec und Lorelei wechseln mehrfach ihre Art, ihre Beziehung zueinander und Lorelai ihre Meinung zu Alec. Hinzu kommt, dass Alec aus dem Nichts Ambitionen kundtut, Lorelai bestrafen zu wollen -was Lorelai unerhört, aber natürlich hochgradig anregend findet. Es kommt ein Gefühlsschleudertrauma aus „sie will weg, sie will bleiben, er ist böse zu ihr, er ist zuckersüß“ und ja, irgendwie kam nichts davon an. Es war wirklich so, als hätte ich ein Memo übersehen, dass sie die Situation urplötzlich geändert hat. Es wirkte fast so, als wäre ich plötzlich in einen Folgeband gelandet. Grundsätzliche Thematiken spielten kaum noch eine Rolle, etwa „wer ist eigentlich Alec“ oder „was ist mit ihrem Vater / in welchen Machenschaften steckt ihr Vater“ und es wirkte auch verwirrend, dass Lorelai sich bei Alec sicher fühlt, sich zugleich eingesperrt fühlt, abhauen will, aber bei ihm sein will, aber doch abhauen will. Und so blieb ich nur verwirrt und ratlos zurück.
Lorelai und Alec sind die Hauptcharaktere in diesem Buch, wobei Alec erst recht spät dazutritt. Lorelai ist von Anfang an eine taffe Frau, die weiß, dass ihr Vater Dreck am Stecken hat, aber darüber nichts wirklich wissen möchte. Sie leidet an Alpträumen über den Tod ihrer Mutter und hat zu ihrem Vater eine eher abgekühlte Beziehung. Viel mehr habe ich aber über sie nicht erfahren, ich habe nicht einmal ein Gefühl, wie alt sie ist. Zumindest kommt es mir so vor. Zwar erhalten wir sehr ausführliche Einblicke in Lorelais Gedankenwelt, die Gedanken drehen sich aber immer und immer wieder um die gleichen Themen – die Mutter, den Vater, ihre Schuldgefühle und später Alec. Ich habe kein Bild von ihr im Kopf und keine Verbindung zu ihr. Alec hingegen wird etwas beschrieben, zeichnet sich aber vor allem durch seine Präsenz, seine Allwissenheit und eine gefährliche Aura aus. Er weiß alles, verrät aber nicht wieso. Er ist der mystische dunkle Prinz, der ja ach so gefährlich ist, aber zeitgleich merkt man hiervon nicht so viel. Er wirkt jedenfalls sehr rücksichtslos, zumindest was Lorelai und ihr Wohlergehen angeht. Warum? Das erfährt man zu keiner Zeit. Randcharaktere gibt es eigentlich kaum und die, die vorkommen, bleiben blass und eindimensional. Insgesamt hatte ich zu sehr das Gefühl, dass die Charaktere nicht ausgebaut und damit nicht greifbar waren.
Sexszenen gibt es in diesem Buch nicht. Es gibt wenige sinnliche Szenen, die durchaus gut verfasst sind. Zudem trägt Alec eine Vorliebe fürs Versohlen als Bestrafung in sich. Lorelai lässt dies über sich ergehen. Irgendwie war aber auch das nicht stimmig. Die rebellische Lorelai, die das anturnt, versohlt zu werden, aber Alec nicht die Befriedigung geben will, dass es ihr gefällt. Und wieso Alec jetzt aus dem Nichts damit ankam, weiß ich auch nicht. Man merkt durchaus eine gewissen sexuelle Anspannung zwischen den beiden, vereinzelt knistert es auch. Es gab auch einige wirklich gelungene Szenen, etwa das erste Aufeinandertreffen oder „das Vorspiel“ zu Alecs Popo-Session. Aber dann wieder wirkte alles etwas wild zusammengewürfelt. Ob man das Buch selbst als Dark Romance einstufen würde, da werden wahrscheinlich unterschiedliche Meinungen zu bestehen. Das Setting hat durchaus Dark Romance Elemente, aber es könnte auch durchaus Romance Thrill sein. Auf jeden Fall sollten Hardcore-Dark Romance-Fans nicht unbedingt zu dem Buch greifen oder ihre Erwartungen runterschrauben.
Falling Princess ist eine Geschichte mit unglaublich viel Potenzial, geschrieben von einer Autorin, bei der man merkt, dass sie schreiben und mit Worten umgehen kann. Umso mehr bin ich traurig darüber, dass diese guten Voraussetzungen in diesem Buch nicht genutzt wurden. Das Buch kam mir wie ein überlanger Prolog zur eigentlichen Geschichte vor und vor allem im letzten Drittel hatte ich das Gefühl, ganz viel verpasst zu haben, weil für mich nichts mehr so wirklich stimmig zusammengepasst hat. Die Charaktere bleiben sehr oberflächlich, man kann kaum eine Verbindung zu ihnen aufbauen. Die wenige Handlung wird durch ausufernde Gedankengänge unterbrochen, die dazu führen, dass man teilweise den Faden leicht verliert. Das Buch wirft leider durchgängig nur neue Fragezeichen in den Raum, macht aber keine Anstalten, auch nur ansatzweise etwas aufzulösen, was zu einem gewissen Grad an Frustration führt. Ich hoffe wirklich, dass der Folgeband oder die Folgebände besser werden. Denn die Geschichte um Alec und Lorelai interessiert mich durchaus.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise von der Autorin überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]