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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.04.2019

extrem spanennd und super fesselnd

Blood & Roses - Buch 2
1

„Inzwischen solltest du es eigentlich besser wissen, Sloane. Du bist ein zorniges Mädchen, ja, aber ich bin auch ein zorniger Junge. Und wenn du vorhast, Bestrafungen auszuteilen, dann must du besser auch ...

„Inzwischen solltest du es eigentlich besser wissen, Sloane. Du bist ein zorniges Mädchen, ja, aber ich bin auch ein zorniger Junge. Und wenn du vorhast, Bestrafungen auszuteilen, dann must du besser auch bereit, im Gegenzug einzustecken.“ (Zeth zu Sloane in Blood & Roses)

Worum geht’s?

Sloane konnte auf der Suche nach ihrer vermissten Schwester einen großen Fortschritt machen: Zeth sagt, er hat sie gefunden. Doch um sie zu retten, will er Sloane nicht in Gefahr bringen. Als er aufbricht und Sloane darum bittet, auf seine Freundin Lacey aufzupassen, muss diese sich die Frage stellen: Wie sehr kann sie Zeth vertrauen? Denn Zeth bewegt sich in einer dunklen Welt und schon bald kommt auch Sloane ungewollt mit ihr in Berührung…

Blood & Roses 2 ist der zweiter Band einer sechsteiligen Reihe und ist nicht in sich geschlossen. Es werden Vorkenntnisse aus dem ersten Band benötigt, da die Geschichte unmittelbar fortgeführt wird.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Blood & Roses 2 ist gut gelungen. Es passt hervorragend zu Band 1, wirkt geheimnisvoll und düster. Herzkönig und Herzdame – ist dies ein versteckter Hinweis auf den Fortgang der Story? Man wird es sehen.

Nach einem ersten Kapitel aus Zeths Sicht gibt es einen Zeitsprung zurück. Ab hier wird das Buch chronologisch erzählt. Der Prolog gibt Hinweise auf Geschehnisse, die am Ende des Buches und in Band 3 eine Rolle spielen könnten. Erneut erzählen wieder Sloane und Zeth abwechselnd aus ihrer Sicht. Hierbei fällt erneut auf, wie differenziert die beiden Charaktere ausgearbeitet sind, denn beide wirken in ihren Kapiteln passend unterschiedlich mit ihrer eigenen Art und Sprechweise. Ähnlich wie Band 1 ist auch Band 2 sehr direkt geschrieben, lässt sich leicht und flüssig lesen. Insbesondere Zeth präsentiert gerne Kraftausdrücke und es gibt auch einige Erotikszenen, die erneut anspruchsvoll und niveauvoll ausgearbeitet sind. Sprachlich zeigt das Buch, dass es zum Dark Romance Genre gehört.

Mein Fazit

Band 1 war eine absolute Lesefreude. In einem Rutsch durchgelesen und voller Begeisterung mit jeder Menge Fragen zurückgelassen war daher klar, dass Band 2 schnell hermuss.

In das Buch habe ich unproblematisch hereingefunden. Das erste Kapitel stellte mich direkt auf die Probe, denn hier wird auf ein zukünftiges Erlebnis Bezug genommen und man möchte verdammt nochmal wissen, was da passiert ist und was es zu bedeuten hat. Danach springt die Story zwei Wochen zurück zum Ende von Band 1 und verläuft sodann linear. Hier passiert einiges und noch viel mehr wird angedeutet. Der Spannungsbogen des Buches ist erneut sehr hoch. Man erhält in Band 2 wesentlich mehr Einblicke in Zeths bisherigen und gegenwärtiges Leben. Hierdurch gewinnt man einen komplett neuen Eindruck von Zeth, realisiert aber auch, wie böse und düster seine Welt eigentlich ist. Es gibt viele interessante Storylines und insgesamt kommt Blood & Roses 2 mit viel Action, einer gehörigen Portion Thrill und etwas Drama daher. Die Mischung ist dabei so gut gelungen, dass jede Facette des Buches begeistert und ein „ich will mehr“ hervorruft. Man möchte mehr über Sloane und ihre Schwester wissen, man möchte mehr über Zeth wissen, man möchte mehr über eine mögliche Verschwörung im Hintergrund wissen und nicht zuletzt möchte man wissen, was aus Zeth und Sloane wird. Wie bereits in Band 1 ist man unentschlossen, ob Zeth das Verderben für Sloane bedeuten wird oder ob Sloane das Licht in Zeths Leben sein wird. Denn bei Blood & Roses bin ich mir gegenwärtig nicht sicher, welchen Weg die Autorin einschlagen wird. Dafür ist und bleibt Zeth zu unvorhersehbar und Sloane berechtigt skeptisch. Es gibt einige Twists, einige Überraschungen und jede Menge Fragezeichen – genug, dass man sich gut unterhalten fühlt, aber nicht zu viel, als dass es unrealistisch und überzogen wird. Die Autorin spielt hierbei aber auch sehr gut mit dem Leser, denn es gibt zahlreiche Szenen, die Sloanes Zerrissenheit und Zeths Empathielosigkeit zeigen, nur um dann später aus dem Nichts mit einzelnen Sätzen das Herz schwerwerden zu lassen. So hat einer von Zeths Gedankengängen kurz vor Ende des Buches mein Herz endgültig herausgerissen.

Eines meiner Highlights in Band 1 war ja Zeth. Und auch in Band 2 bleibt er mein Highlight. Die Autorin präsentiert uns einen kaputten, brutalen Badboy, der nicht gerade mit seinen Gefühlen und seiner Empathie punkten kann, dabei aber stets interessant und faszinierend daherkommt. Seine bissigen Kommentare, seine selbstironischen Gedanken und auch die Direktheit seiner Ansagen gegenüber Sloane machen ihn einfach durchweg besonders. Man kann definitiv sagen, dass ich mich komplett in Zeth verschossen habe. Und dann ist da Sloane, die in ihrer Gestaltung so gut gelungen ist, dass es eine Freude ist, über sie und ihre Gedanken zu lesen. Sie ist mutig, sie ist stark – aber dabei nicht überzogen. Sie traut sich was, manchmal geht es aber auch schief. Oftmals nervt es an Büchern, wenn die komplett unterfahrenen Protagonistinnen auf einmal in jeder Situation die rettende Idee haben und wie Wonder Woman wirken. Nicht so bei Sloane. Bodenständig, intelligent, tapfer – aber eben auch nicht unfehlbar. Sie reflektiert ihre Handlungen, sie weiß um Zeth und seine ungesunden Seiten, sie kennt Elend und Abgründe durch ihren Job. Gemeinsam mit Zeth ist sie die perfekte Mischung für ein Buch, bei dem man auf jeder Seite die Chemie der Charaktere regelrecht greifen kann. Die beiden bewegen sich auf Augenhöhe, schrecken nicht voreinander zurück, es gibt starke Wortgefechte und noch stärkere Erotikszenen. Es macht einfach Spaß, sich von den beiden verzaubern zu lassen.

Band 2 schlägt im Bereich Erotik etwas mehr zu als Band 1, dafür empfand ich die Szenen als weniger heftig. Durchweg sind die Szenen sehr fesselnd und sinnlich verpackt. Die Autorin legt ein hohes Niveau an den Tag und schafft es dabei zugleich, die Erotikszenen so selbstverständlich passend einzubauen, dass man wirklich die Notwendigkeit für den Fortgang der Story sieht. Das habe ich nicht oft bei Dark Romance Büchern, denn oftmals wirkt es so, als sei die Erotik sehr willkürlich eingebaut.

Band 2 hat knapp 30 Seiten mehr als Band 1 – aber immer noch verhältnismäßig wenig. Hierdurch leidet aber weder die Spannung noch die Handlung selbst. Als die letzte Seite angebrochen war, war daher die Trauer groß, dass das Buch vorbei ist. Man wünscht sich als Leser nur, dass es weitergeht, dass man mehr von Zeth und Sloane miterleben darf und freut sich auf die Fortsetzungen. Denn Blood & Roses ist jeden Cent wert. Blood & Roses 2 konnte mich genauso - wenn nicht sogar noch mehr – begeistern wie Band 1. Nach zwei Büchern muss ich sagen: Blood & Roses ist eindeutig die beste Dark Romance Reihe, die ich bisher gelesen habe.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 02.04.2019

düster und fesselnd - ein toller Reihenauftakt

Blood & Roses - Buch 1
1

„Das ist meine Welt. Eine Welt, in der regelmäßig Menschen abgestochen und erschossen werden. Sie ist dunkel. Sie ist beängstigend. Menschen sterben darin.“ (Zeth zu Sloane in Blood & Roses)

Worum geht’s?

Um ...

„Das ist meine Welt. Eine Welt, in der regelmäßig Menschen abgestochen und erschossen werden. Sie ist dunkel. Sie ist beängstigend. Menschen sterben darin.“ (Zeth zu Sloane in Blood & Roses)

Worum geht’s?

Um ihre entführte Schwester zu retten, ist Sloane bereit, ein großes Opfer zu bringen: Um an Informationen zu gelangen, gibt sie ihre Jungfräulichkeit auf. Der Unbekannte, der Sloane die Unschuld raubt und hierbei in der Dunkelheit verborgen bleibt, ist düster und geheimnisvoll. Und wie er in ihr Leben kam, so verschwand er auch wieder. Doch Sloane kann ihn nicht vergessen. Als zwei Jahre später eine junge Frau in das Krankenhaus eingeliefert wird und Sloane als Ärztin sie rettet, hört sie seine unverkennbare Stimme. Und jetzt hat sie nicht nur ein Gesicht zur Stimme, sondern auch einen Namen: Zeth. Doch wer ist Zeth und was weiß er über Sloanes Schwester?

Blood & Roses 1 ist der Auftaktband einer sechsteiligen Reihe und ist nicht in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Blood & Roses ist in dunklen Farben mit einer goldenen Maske sehr passend für das Buch. Es ist eine direkt Anspielung zu einer Szene gegen Ende des Buches und stimmt den Leser gestalterisch auf die düstere Welt des Buches ein.

Das Buch ist chronologisch erzählt mit einem größeren Zeitsprung nach dem ersten Kapitel. Die Geschichte wird sowohl aus Sloanes als auch aus Zeths Sicht in der jeweiligen Ich-Perspektive erzählt. Sprachlich merkt man hierbei sofort, welcher Charakter erzählt. Die Kapitel sind zumeist etwas länger.

Der Schreibstil ist sehr direkt, die Autorin ist ein Freundin ungeschönter Worte. Es gibt diverse Kraftausdrücke und einige Erotikszenen. Dennoch bewegt sich das Buch auf einem anspruchsvollen und angemessenen Niveau, wirkt weder billig noch überzogen.

Mein Fazit

Blood & Roses war eine Reihe, um die ich immer ein wenig herumgetänzelt bin. Laut Festa hat das Buch eine Einstufung 5 von 5 auf der Sex- und Obszönitätenskala. Gelinde gesagt: Ja, ich hatte ein wenig Angst. Doch die Story klang so interessant, dass ich am Ende doch den Sprung über die Klippe wagen wollte. Und so viel sei bereits jetzt verraten: Ich habe keine Sekunde davon bereut.

Der Einstieg in das Buch gelang mir sehr gut und packte mich sofort. Das Buch beginnt mit der Situation, in der Sloane auf den Unbekannten trifft und sie Sex haben. Die Szene ist extrem fesselnd, etwas düster und hat mich zum Luftanhalten gebracht. Denn wir wissen zu dem Zeitpunkt nur, was Sloane weiß. Wer ist der Unbekannte, was will er, welche Informationen hat er? So beginnt bereits ab Seite 1 ein Rätselraten, welches nie verstummt. Denn immer wieder tauchen neue Storylines auf, die das Interesse wecken. Wir tauchen ein in ein Milieu aus Drogen- und Menschenhandel, aus Verderben und Verführung. Am Ende des Buches bleiben viele Fragen: Was ist mit Sloanes Schwester passiert, welche Geheimnisse hat Zeth, was wird im Großen und Ganzen gespielt?

Der Spannungsbogen des Buches ist sehr hoch. Durchgängig ist man entweder von Fragen oder von den Erlebnissen getrieben, weiterzulesen. Ein Schock jagt den nächsten, man fühlt sich dem hilflos ausgeliefert und es fühlt sich ziemlich gut an. Es gibt zahlreiche Erkenntnisse, die einen wie ein Schlag in die Magengrube vorkommen. Es gibt zahlreiche Momente, wo man unsicher ist, ob man „aw“ sagen soll oder lieber ganz schnell weglaufen mag. Es gibt Momente, in denen man sich wie ein stiller Beobachter fühlt, der eigentlich Reißaus nehmen sollte, aber sich nicht abwenden kann und mit einem Gefühlswirrwarr aus Faszination und Frustration doch am Ball bleibt. Man kann regelrecht Zeths hämisches Lachen im Nacken spüren, wie er sich darüber lustig macht, dass man ihm und dem Buch von Seite zu Seite mehr verfällt, entgegen aller Warnungen. Denn Zeth macht seinen Job verdammt gut: Er warnt uns regelmäßig, dass er nicht der Märchenprinz ist. Doch ein Fünkchen Resthoffnung bleibt doch…

Selten haben mich zwei Charaktere so sehr begeistert wie Zeth und Sloane. Sloane ist mutig, ohne zu übertrieben zu wirken. Sie reflektiert und realisiert vieles, geht an ihre Grenzen und darüber hinaus. Zu keiner Zeit hatte ich hierbei aber das Gefühl, dass ich ihre Entscheidungen nicht nachvollziehen kann. Häufig ist im Dark Romance Genre bei mir leider so, dass die Protagonistinnen wahnwitzige Entscheidungen ohne Sinn, Verstand und Erklärung treffen. So ging es mir bei Sloane nie, insbesondere, da sie selbst regelmäßig im inneren Zwiespalt steht. Sloane weiß, was sie will. Zeth hingegen ist düster, gefährlich, wirkt etwas unkontrolliert und zugleich unglaublich betörend. Sein Job ist ungewöhnlich, sein Verhalten ist ungehobelt, aber zugleich glänzt er mit Intelligenz und einer interessanten Seite, die man mit viel Wohlwollen vielleicht als leicht empathisch bezeichnen könnte. Und diese beiden zusammen machen einfach Spaß - starke Wortgefechte, eine wahnsinnige Energie und eine undefinierbare Anziehungskraft.

Besonders gut gelungen fand ich aber auch, dass Zeth in seinen Kapiteln häufig bissig-sarkastische und selbstironische Kommentare von sich gibt. Das lockert das Buch sehr gut auf und man verliert sich nicht zu sehr in dieser dunklen Welt. Generell ist die unterschiedlich gewählte Erzählweise für Sloanes und Zeths Kapitel hervorragend gelungen. Man merkt den Unterschied in ihrem Charakter, in ihren Verhaltensweise und so spiegelt es sich auch in der Wort- und Denkweise wider. Während Sloanes Kapitel eher bodenständig sind, flucht Zeth viel und nimmt kaum ein Blatt vor dem Mund.

Der durch die Festa-Skala befürchtete hohe und harte Erotikanteil blieb tatsächlich zum Großteil aus. Es gibt wenige Erotikszenen, die dafür aber sehr intensiv und packend sind. Die Autorin hat die Szenen hierbei aber sehr niveauvoll und ansprechend verpackt. Dennoch gibt es Inhalte, die eventuell nicht jeder lesen mag. Ohne zu spoilern mag ich hierbei zumindest so viel sagen, dass die Beteiligung mehrere Leute eine Rolle spielt und auch ein Messer. Blood & Roses befindet sich irgendwo zwischen „was zum Teufel“ und „wow“, geht für mich jetzt aber nicht ins Unerträgliche.

Die Magie des Buches fesselt einen von Seite 1 an. Man merkt gar nicht, wie Seite um Seite vergehen, man mehr und mehr gebannt dort sitzt und mehr will. Man möchte Sloane zurufen, sie soll weglaufen, doch tief im Herzen will man, dass sie es nicht tut. Man möchte Zeth zurufen, er soll seine verdammten Finger von ihr lassen, doch insgeheim will man sehen, wer für wen am Ende das Verdammnis sein wird. Leider ist das Buch verhältnismäßig kurz, mit nur knapp 170 Seiten. Hierdurch lässt sich das Buch andererseits aber auch gut an einem Abend lesen.

Blood & Roses ist ein packender, düsterer Auftakt, der absolut Lust auf mehr macht. Das Buch hat mich vollkommen gebannt und nicht wieder losgelassen. Ich brauche mehr, ich will mehr!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 30.03.2019

emotionale und spannende Einblicke

Briefe an Obama
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„Bei solchen Gelegenheiten wird man wieder daran erinnert, dass dieses Amt etwas Besonderes ist und dass eine Antwort den Menschen das Gefühl vermittelt, ihr Leben, ihre Sorgen sind wichtig. Und das kann ...

„Bei solchen Gelegenheiten wird man wieder daran erinnert, dass dieses Amt etwas Besonderes ist und dass eine Antwort den Menschen das Gefühl vermittelt, ihr Leben, ihre Sorgen sind wichtig. Und das kann in kleinem, manchmal aber auch im entscheidenden Maß verändern, wie sie selbst ihr Leben betrachten.“ (Obama in Briefe an Obama)

Worum geht’s?

„10 letters a day“ – das hat Barack Obama entschieden, als er ins Amt des amerikanischen Präsidenten trat. Jeden Tag möchte er 10 Briefe der Bürger vorgelegt bekommen, die sich an ihn wenden. Er war der erste Präsident, der dies konsequent verfolgte. Er wollte wissen, was da Volk bewegt. „Briefe an Obama“ beleuchtet das Phänomen „10 LADs“, die riesige Maschinerie hinter der Postbearbeitung und die Briefe selbst.

Schreibstil / Gestaltung

Das Hardcover-Buch mit abnehmbaren Schutzumschlag zeigt Barack Obama grübelnd und lesend in einem Sessel sitzend. Das Cover passt sehr gut zur Vorstellung, dass Obama sich jeden Abend die Mappe der 10 ausgewählten Briefe mit ins private Büro nahm. Das Cover ist schlicht und unaufdringlich.

Das Buch geht chronologisch durch Obamas Amtszeit und beginnt bereits zum Zeitpunkt, als er gewählt, aber noch nicht an der Macht ist. Es gibt stets eine Auswahl aus Zuschriften, welche gestalterisch aufgearbeitet wurden, einige mit Antwort von Obama, andere unbeantwortet. Auf die Briefe folgen stets 2-3 Kapitel, die von der Autorin geschrieben das System beleuchten, Einblicke in die Arbeitsweise geben und einen Brief mit seiner Hintergrundgeschichte beleuchten. In den Kapiteln kommen insbesondere auch die Mitarbeiter und Obama selbst regelmäßig zu Wort.

Mein Fazit

Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich erstmals durch den ehemaligen Cheffotografen des Weißen Hauses, Pete Souza. Seine Bildbände über Barack Obama fand ich sehr interessant und auf Instagram stellte er das Buch „To Obama“ vor. Umso glücklicher war ich, dass das Buch nunmehr auf Deutsch erschienen ist. Aus zahlreichen Serien und Sendungen kannte ich das Prinzip der Briefe an den Präsidenten und war daher umso mehr gespannt, wie viel Wirklichkeit hierhinter steckte.

Der Einstieg in das Buch fiel mir etwas schwer. Das Buch startet unmittelbar – ohne Vorwort, ohne Einführung – mit der Auswahl der ersten Briefe, erst im Anschluss gibt es eine allgemeine Einführung der Autorin zum Thema und zu den Gründen, wieso sie das Buch schrieb. Tatsächlich wirkte der Teil merkwürdig unstrukturiert und ich war vor allem verwirrt. Mit Verlauf des Buches hatte man sich hieran aber schnell gewöhnt und die Abwechslung zwischen Erzählungen aus der Praxis, der Beleuchtung von Einzelfällen und den realen, echten Briefen (welche in Übersetzung vorliegen) gefiel mir sehr gut.

Etwas stört es mich, dass die Briefe gestalterisch aufgearbeitet sind, mit handschriftähnlichen Schriftarten zB. Auch der regelmäßige Wechsel in der Gestaltung sollte wohl die Vielfalt unterstreichen, wirkte aber irgendwie künstlich. Zudem hatte ich an einigen Stellen das Gefühl, dass ggf. durch die Übersetzung eine ungewollte Härte in Obamas Antworten eingeflossen ist. So fiel mir dies besonders im ersten Drittel des Buches vermehrt auf, dass die Briefe teils belehrend und fast schon gemein klangen. Ich vermute allerdings, dass dies primär der Übersetzungstatsache geschuldet ist. Fantastisch wäre es daher gewesen, wenn die Originale mit abgedruckt wären, allerdings würde dies definitiv den Rahmen des Buches sprengen.

Inhaltich bietet das Buch eine breite Palette. Es gab die berichtenden Teile, die den Gang der Briefe, die Arbeit der Kommunikationsleute und den Ablauf der Auswahl beleuchten. Es war sehr interessant, hier Einblicke zu erhalten. Viele Informationen kamen für mich sehr überraschend (etwa, dass teilweise bis zu 250000 Briefe die Woche kamen; dass Obama häufig Verfügungen für weitergehende Informationen machte oder auch, dass viele Briefe nicht nur bei Obama, sondern im halben Weißen Haus landeten). Das Buch beleuchtet eine Struktur, die ich mir nie hätte vorstellen können und die faszinierend zeigt, wie mit den Eindrücken einer Bevölkerung umgegangen wird. So erfährt man etwa, dass teilweise bis zu 400 Briefe am Tag Hilferufe sind, bei denen die Leute sich oder andere gefährden. Eine Sonderabteilung nimmt sich jedem dieser Fälle an. Die Auswahl der im Buch gezeigten Briefe ist von wütend über informativ bis zu lustig sehr vielfältig. Die meisten Briefe gehören jedoch in die Kategorie wütend, tragisch oder schön. Menschen erzählen Obama ihre Geschichten – und oftmals reagiert er hierauf, mit direkter Hilfe, mit Gesetzesänderungen, mit starken Worten.

Es waren zahlreiche bewegende Briefe dabei. In einem Brief schildert ein schwuler Mann, dass sein Partner als Soldat in den Krieg zieht und niemand wissen darf, dass er schwul ist. In einem anderen Brief berichten Eltern über ihre Tochter, die beim Terroranschlag am 9/11 gestorben ist. Ein anderer Brief erzählt die Geschichte eines Mannes, der einem illegalem Einwanderer ein Vater sein will, der Staat ihn aber abschieben will. Es gibt einen Brief einer Anwältin, die Obama für die Begnadigung eines Mandanten dankt. Es gibt zahlreiche Lobbriefe für Obama, Dankesbriefe für seine Reformen, aber auch einige kritische Stimmen und einen jungen Schüler, der um Hausaufgabenhilfe bittet. Auf jeden Fall ist „Briefe an Obama“ ein breitgefächertes Portfolio an Briefen, die die amerikanische Politik bewegen wollten und auch teilweise bewegt haben. Auch die Einzelfälle, die intensiver beleuchtet wurden, waren teilweise sehr interessant und zeigten, welche Auswirkung eine Antwort des Weißen Haues haben kann. Besonders in Erinnerung blieb mir das Kapitel „Rote Punkte“ – die Markierung für Briefe mit Selbst- oder Fremdgewährdung. Es war ein Kapitel, was mir Gänsehaut und Tränen beschwert hat.

Einzig kritisieren mag ich, dass gegen Ende hin – passend zum Ende von Obamas Amtszeit – natürlich auch das Thema Trump in den Briefen aufgegriffen wird. Hierbei merkt man die Positionierung der Autorin als Obama-Befürworterin doch sehr stark. Es gibt viele Briefe, die widerspiegeln, wie besorgt die Bevölkerung ist und auch durch das Zuwortkommen der Mitarbeiter wird ein klares Anti-Trump-Bild gezeichnet. Ein bisschen weniger Meinung und ein bisschen mehr Neutralität wären ein krönender Abschluss gewesen. Denn bis zu diesem Punkt ist das Buch sehr ausgewogen und zeigt auch viele Anti-Obama-Briefe, viel Kritik.

Am Ende ist „Briefe an Obama“ ein interessanter Einblick in ein fremdes, wenig bekanntes System, welches Obama in seiner Amtszeit als Präsident genutzt hat, um die Beweggründe des Volks zu erfahren. Es ist ein spannender Einblick in das Volk selbst und welche Themen es bewegt und ein teilweise emotionaler Nachweis, was manchmal durch simple Worte bewegt werden kann.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 28.03.2019

mehr Fachbuch als Sachbuch

Geheimnisse der Vernehmungskunst
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Worum geht’s?


Josef Wilfling hat über 40 Jahre als Polizist gearbeitet, davon über 22 Jahre bei der Mordkommission. Er kennt den Alltag und die Polizeiarbeit und möchte mit seinen Büchern Einblicke in ...

Worum geht’s?


Josef Wilfling hat über 40 Jahre als Polizist gearbeitet, davon über 22 Jahre bei der Mordkommission. Er kennt den Alltag und die Polizeiarbeit und möchte mit seinen Büchern Einblicke in eine Welt gewähren, die vielen normalerweise verborgen bleibt oder nur aus Tatort-Sendungen bekannt ist. Sein viertes Buch „Geheimnisse der Vernehmungskunst“ soll sein enormes Erfahrungswissen rund um das Thema Vernehmungen für die breite Öffentlichkeit zugänglich machen und damit noch tiefere Einblicke in die Welt der Strafverfahren liefern.



Schreibstil / Gestaltung


Das Cover zeigt Herrn Wilfling mit einem Tisch samt Stuhl im Hintergrund, das typische Bild eines Vernehmungszimmers. Der Titel ist in einer schreibmaschinenartigen Schrift geschrieben und passt zum Vernehmungsthema. Als Highlight gibt es zudem einen roten „Stempelabdruck“, der die Strategien des legendären Mordermittlers verspricht. Insgesamt wirkt die Gestaltung etwas effekthascherisch, passt zugleich aber auch zu den drei bisherigen Büchern des Autoren.


Das Buch umfasst nach einem Vorwort grob acht Hauptabschnitte mit jeweils mehreren kürzeren Unterabschnitten. Jeder Hauptabschnitt befasst sich mit einem anderen Aspekt rund um das Thema Vernehmung. Die Unterabschnitte sind von halbseitig bis mehrere Seiten lang. Im Anhang findet man Vernehmungskonzepte und ein Schlagwortregister. Der Schreibstil ist sehr nüchtern und sachlich gehalten mit vereinzelten persönlichen Äußerungen des Autoren.


Mein Fazit


Noch nie war ich nach der Lektüre eines Buches so zwiegespalten wie bei „Geheimnisse der Vernehmungskunst“. Mir sind die drei bisherigen Bücher des Herrn Wilfling bekannt und auch Jahre später gelten sie als eine meiner Top-Empfehlungen im Bereich der Real Crime Bücher. Groß war daher die Freude, als ich sah, dass Herr Wilfling ein weiteres Buch herausbringt. Ich ging davon aus, dass es in eine ähnliche Kerbe schlagen würde wie die Vorgänger. Auch der Klappentext klang für mich nach berichtender Erzählung aus der Polizeipraxis mit Erkenntnissen für den Alltag.


Als ich in der Vorschau das Inhaltsverzeichnis sah, war ich kurzzeitig irritiert und nicht überzeugt – und habe mich entgegen meines Bauchgefühls für das Buch entschieden. Das, so musste ich mittlerweile feststellen, war ein Fehler. Doch wieso? Ich weiß nicht, ob es an falscher Erwartung meinerseits aufgrund der bisherigen Bücher lag oder ob der Klappentext und die Infotexte etwas Falsches suggerieren: Geheimnisse der Vernehmungskunst ist für mich kein Real Crime Buch, es ist für mich kein Sachbuch und es ist vor allem kein Publikumsbuch. Bereits das sehr kleinschrittige Inhaltsverzeichnis gab den Hinweis darauf und dennoch habe ich es „übersehen“. Dieses als Handbuch bezeichnete Buch ist nichts anderes als ein Lehrbuch. Detailliert wird jeder Schritt rund um das Thema Vernehmung durchgearbeitet, inklusive gesetzlicher Grundlage und zahlreicher juristischer Definitionen. Das Buch liest sich von Seite 1 an wie eine Anleitung für (angehende) Vernehmungsbeamte. Herr Wilfling erwähnt in seinem Vorwort, dass die Erkenntnisse „für jene Leser, die nicht dem professionellen Bereich angehören“ auch alltagstauglich sind. Welche Erkenntnisse dies sein sollen, vermag mir bis zum Ende nicht einzuleuchten. Ich erfahre in diesem Buch, dass jemand nicht via Postkarte geladen werden darf, den Unterschied zwischen Spontanäußerungen und informatorischen Befragungen und wie der BGH und das BVerfG zum Thema verdeckte Ermittler stehen. Außerdem weiß ich jetzt, welche Punkte Verteidiger gerne anprangern – laut Autor unberechtigt, laut meiner Erfahrung oftmals berechtigt – und welche Stolpersteine später vor Gericht warten. Sind das Informationen, die der durchschnittliche Leser eines Publikumsverlags sucht? Ich denke nicht. Sind es Inhalte gewesen, die ich erhofft oder erwartet habe? Ja, aber anders verpackt.


Anders verpackt, das wäre es gewesen. Denn der innere Zwiespalt, in dem ich mich befinde: Das Buch ist brillant. Es ist lehrreich, es ist ausführlich, es ist hilfreich. Aber nicht für den Durchschnittsleser. So ein Buch erwarte ich im Bereich (juristischer) Fachliteratur. Es ist das optimale Lehrbuch, schön auf den Punkt geschrieben, mit zahlreichen Anekdoten und Meinungen gepaart. Man merkt, dass der Autor Polizeischüler unterrichtet. Denn genau so liest sich „Geheimnisse der Vernehmungskunst“ – wie ein ausformuliertes Vorlesungsskript. Aber so wirkt das Buch nun einmal äußerlich nicht. Insbesondere Kenner der Vorgängerbände könnten hier enttäuscht werden und interessierte Leser sich von der Sachlichkeit erschlagen fühlen. Das Cover suggeriert für mich einfach ein nettes Real Crime Erfahrungsberichte Buch und das hält das Buch nicht. Die wenigen Fälle, die erwähnt werden, wirken wie Übungsfälle an einer Polizeischule, zudem arbeitet der Autor mit vielen Zusammenfassungen – schwierig, wenn ein Unterabschnitt nur aus zwei Seiten besteht, was muss hier denn noch zusammengefasst werden?


Kurios anmutend finde ich auch den Abschnitt im Klappentext „Blick hinter die Kulissen, wie er spannender nicht sein könnte“. Dieses Buch hat gewiss vieles, aber sicher keine Spannung. Ich wüsste auch nicht, an welcher Stelle Spannung aufkommen könnte. Es ist definitiv informativ, es ist breit gefächert und es gewährt einzigartige Einblicke. Aber die nüchternen Beschreibungen, die andauernden Hinweise auf mögliche Fehlerquellen und das Gefühl, dass ich als Leser nicht Zielgruppe bin, lassen zu keiner Zeit auch nur den Hauch von Spannung aufkommen.


Mehr als einmal störte ich mich zudem an Äußerungen des Autoren. So schlägt er auch gern gegen Anwälte. Auf S. 51/52 wird unter anderem thematisiert, dass er als unschuldig Beschuldigter natürlich auf Teufel komm raus reden würde und sich erklären würde und er daher Anwälte mit ihrem Schweigerat nicht verstehen könne – gerade von jemanden, der erzählt, wie komplex Vernehmungssituationen sind und hier auf über 200 Seiten Tipps gibt, wie man am besten die Vernehmung beeinflussen kann, hätte ich mehr Weitsicht erwartet. Da der Autor aber bereits im Vorwort sagt, der Leser muss seine Meinung nicht teilen, schaue ich hierbei darüber hinweg.


Insgesamt bleibt der Eindruck, dass man äußerlich ein publikumswirksames Buch auf den Markt bringen wollte – innerlich aber Fachliteratur präsentieren mag. Wäre das Buch als solches deklariert gewesen, hätte es von mir die volle Punktzahl erhalten (wobei: wäre es ausdrücklich als Lehrbuch deklariert gewesen, hätte ich es nie gelesen). Da es als solches für mich aber nicht erkennbar ist und daher für mich nicht den Erwartungen entsprach, kann ich hier leider nur Abstriche machen. Ich rate daher jedem: Vor dem Kauf das Inhaltsverzeichnis und eine Leseprobe anschauen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 27.03.2019

süße Story mit zu wenig Tiefgang

My Missing Piece
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„Ich war da. Ich war in ihrem Haus und ich kämpfte jeden Tag darum, überhaupt wahrgenommen zu werden. Nicht, dass meine Eltern gemein waren. Sie wollten mich nicht vergessen, weil sie mich nicht liebten, ...

„Ich war da. Ich war in ihrem Haus und ich kämpfte jeden Tag darum, überhaupt wahrgenommen zu werden. Nicht, dass meine Eltern gemein waren. Sie wollten mich nicht vergessen, weil sie mich nicht liebten, aber ich glaubte wirklich, dass sie mich nicht sehen wollten. Sie sahen sie, wenn sie mich sahen.“ (Mackenzie in My missing piece)

Worum geht’s?

Einen Tag vor ihrem 18. Geburtstag entscheidet sich Willow Malcolm, Selbstmord zu begehen. Ihre Zwillingsschwester Mackenzie bleibt allein zurück, mit einem Haufen Fragen und in tiefster Trauer. Gerade erst in einen neuen Ort gezogen, liegt ihr Leben in Trümmern. Sie muss sich an einer neuen Schule einfinden, ohne Freunde und mit wenig Unterstützung ihrer Familie. Doch dann lernt sie Ryan kennen, der beliebteste Junge der Stadt. Und er scheint Mackenzies Gefühle zu verstehen. Doch Trauer kann verschiedene Facetten haben und manchmal kann man nicht einfach weitermachen…

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover gefällt mir von der Farbgestaltung her sehr, das Motiv passt aber leider überhaupt nicht zum Buch und wirkt vollkommen unpassend. Bei einer derart emotionalen Geschichte wäre es angebrachter gewesen, auf die lyx-typischen halbnackten Eyecatcher zu verzichten.

Der Schreibstil ist ganz angenehm, relativ flüssig und zum teil emotionsgeladen. Das Buch ließ sich gut über längere Zeit lesen und war sprachlich angemessen für das Highschool-Setting. Die Geschichte wird ausschließlich aus Mackenzies Sicht in der Ich-Perspektive erzählt und ist größtenteils linear.

Mein Fazit

„My missing piece“ ist mein erstes Buch der Autorin Tijan. Der Klappentext klang sehr gut und vor allem ziemlich emotional, weshalb ich das Buch gern lesen wollte.

Leider hatte ich bereits einen holprigen Start. Nachdem ich die ersten Seiten gelesen hatte, hatte ich das Gefühl, dass ich nicht durchsteige. Die Geschichte beginnt mit Mackenzie, die nachts unfreiwillig im Bett von Ryan landet, weil sie sich in der Tür geirrt hat. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich begriffen habe, wieso sie bei Ryan übernachtet und wie der zeitliche Ablauf ist, insbesondere auch auf den Hinblick ihres Verlustes. Tatsächlich habe ich kurzerhand das Buch neu angefangen und beim zweiten Versuch mehr Durchblick gehabt. So einen Start in ein Buch hatte ich bisher noch nie gehabt.

Man erfährt bereits relativ am Anfang, dass sich Mackenzies Zwillingsschwester Willow umgebracht hat und man erfährt auch sehr detailliert, wie und vor allem das Auffinden ihrer Leiche. Diese Szene hat mich emotional sehr ergriffen und mir wirklich Gänsehaut beschwert. Bei „My missing piece“ steht das Verarbeiten und das Trauern im Vordergrund, generell also sehr emotionale Themen. Tatsächlich hatte ich aber das Gefühl, dass – abgesehen von der Selbstmordszene – die Emotionen in diesem Buch nicht wirklich stark sind. Mackenzie lernt Ryan kennen, der vor einige Zeit einen Freund verlor und daher ihre Trauer etwas verstehen kann. Sie freunden sich an, Mackenzie kommt an die neue Schule und auch familiär beeinflusst der Verlust natürlich das Leben. Doch irgendwie bleibt alles relativ oberflächlich. In der Schule gibt es die standardmäßigen Rangordnungsrumhackereien, außerschulisch geht es um das Thema Verlieben und Entdecken der Sexualität – die typischen Inhalte von Young Adult Romanen. Mir war zuerst nicht ganz bewusst, dass die Geschichte genretechnisch wohl am ehsten als Young Adult einzustufen ist, da die Charaktere zwar volljährig sind, jedoch zur Highschool gehen und somit das gewohnte Highschool-Drama vorkommt. An vielen Stellen war dies für mich auch nicht nachvollziehbar und wirkte unnötig aufgebauscht.

Nach einem wirklich emotionalen Start kam lange Zeit einfach gefühlt gar nichts. Ein bisschen Drama hier, ein bisschen Streit da, ein wenig Party hier, ein bisschen Rummachen da. Zwar denkt Mackenzie durchgängig an Willow, sie erscheint ihr regelmäßig als Geist, sie redet mit Willow in ihren Gedanken, sie träumt von ihr – aber dennoch kommt für mich die komplette Trauerthematik viel zu kurz. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sich die Autorin nicht entscheiden konnte, ob sie ein Young Adult Buch schreiben möchte oder ein emotionales Drama. Und somit landet „My Missing piece“ irgendwo dazwischen und stellt aber in keiner Hinsicht eine volle Zufriedenheit her. Der Trauerprozess bleibt blass bis unbeleuchtet, das Highschool-Thema bleibt oberflächlich, Willows Beweggründe bleiben komplett offen. Auf dem Weg zum Ende wird fast schon klischeehaft abgearbeitet, was man so braucht: Das erste Mal, Familienprobleme, die Highschool-Oberzicke, nutzlose Therapiestunden, Partys, der ein oder andere Wutausbruch. Es fehlt einfach an der Tiefe.

Und nicht nur der Story mangelt es an der Tiefe, auch den Charakteren. Mackenzie wird als einzige noch einigermaßen beleuchtet, sämtliche andere Charaktere aber werden nur grob umrissen. Insbesondere bei Ryan ist es doch sehr schade. Denn er ist ab Seite 1 da und irgendwie fehlte mir das Verständnis, wieso. Denn er wirft sich immer wieder für Mackenzie in die Schusslinie, er kommt nachts zu ihr, er ist immer da – dabei bleibt er aber einfach nur eindimensional. Wer ist Ryan und was sieht er in Mackenzie? Diese Frage ist mir bis zum Schluss nicht beantwortet gewesen. Ihre Beziehung wurde mir einfach vorgesetzt und ich musste sie akzeptieren, fertig.

Ich hatte große Hoffnungen, dass das Buch nach hinten heraus Land gutmachen kann. Ich hatte gehofft, dass hier irgendwo noch eine emotionale, starke Geschichte kommt und das Verarbeiten von Trauer thematisiert wird. Denn insgesamt habe ich vereinzelt Mitleid mit Mackenzie empfunden, aber über weite Teile habe ich einfach gar nichts gespürt. Zwischenzeitlich ging mir Mackenzie sogar stark auf die Nerven. Mir ist bewusst, dass jeder Mensch anders trauert. Dennoch ist Mackenzie permanent krawallgebürstet, legt sich – entgegen ihres Charakters, aber entsprechend Willows Charakters – immer wieder mit Leuten an und katapultiert sich hiermit ungewollt zu einem der beliebtesten Mädchen der Schule. Ich denke, die Autorin wollte hiermit für Mackenzie Raum schaffen, an ihrer Schwester festzuhalten, indem sie ihr Verhalten adaptiert. Tatsächlich machte es für mich aber Mackenzie nur noch wenig greifbarer. Ich wurde von Anfang an nicht wirklich warm mit ihr und das blieb leider auch so. Gegen Ende des Buches wurden dann viele Register gezogen, um den Leser mit einem Gefühl von „für Mackenzie wird alles gut“ zu entlassen. Das wirkte phasenweise etwas überzogen, phasenweise passte es aber auch gut ins Gesamtbild des Buches. Das Buch endet mit einer erschreckenden Erkenntnis, die für mich nicht ganz so überraschend kam, sich aber hervorragend in das Buch einfügt und mich ein wenig versöhnlicher gestimmt hat, andererseits aber mehr als ein Fragezeichen hinterlässt.

Insgesamt ist „My missing piece“ für mich ein netter Young Adult Roman, der aber leider nicht rund ist und dem die Tiefe und das Gefühl fehlt, um mich emotional so richtig mitzunehmen. Das Potenzial wäre auf jeden Fall da.

+++ es folgen im Weiteren mögliche Spoiler +++

Inhaltlich gab es auch einige Szenen, die für mich nicht gepasst haben. Insbesondere fand ich dabei eine Szene befremdlich, in der Mackenzie nach Hause kommt, ihre Mutter weg ist, ihr Vater nicht da ist und sie allein ist. Nachts trifft sie auf ihren Vater, der seine Sachen packt und nach fremden Parfüm riecht. Mackenzie kombiniert, dass er fremdgeht und auszieht. Damit konfrontiert bestätigt der Vater tatsächlich, dass er zu einer Kollegin zieht und die Familie verlässt. Einige zig Seiten später stellt sich aber heraus, dass sie keine Affäre ist und er nur temporär zu ihr zog wegen eines Projektes, sich die Eltern aber dennoch trennen wollen. Mackenzie macht ihren Standpunkt hierzu klar und dann zieht ihr Vater doch wieder zurück. Zunächst fand ich es komplett verwerfbar, dass ihr Vater in der bestehenden Krisensituation nicht die Notwendigkeit sieht, seiner Tochter die tatsächliche Situation zu schildern, sondern einfach ihrem Affärevorwurf zustimmt. Aber auch die Auflösung der Situation und das Zurückziehen des Vaters wirkte zu schnell, zu perfekt, zu gekünstelt. Was auf mich auch kurios wirkte, war die permanente Ansage der Mutter an die immerhin volljährige Mackenzie, dass sie keinen Sex haben soll. Mackenzie trinkt, schwänzt die Schule, schleicht sich nachts heraus – aber die einzige Sorge ist, sie soll kein Sex haben. Das wirkte alles etwas inkonsequent und deplatziert.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise von Netgalley und dem Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]