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Veröffentlicht am 04.02.2024

leider nicht mein Fall

On thin Ice
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"Der Gedanken, dass sie mein Glücksbringer ist, ist schon lange nicht mehr der Grund für unsere Treffen. Trotzdem bin ich immer noch ein Typ, der keine feste Beziehung will.“
(Dax in On thin ice)

Worum ...

"Der Gedanken, dass sie mein Glücksbringer ist, ist schon lange nicht mehr der Grund für unsere Treffen. Trotzdem bin ich immer noch ein Typ, der keine feste Beziehung will.“
(Dax in On thin ice)

Worum geht’s?

Mein Leben ist wie eine große Party. Ich bin ein bisschen laut und manche finden mich zu direkt, aber mit mir hast du eine gute Zeit. Außer du heißt Demi Harrison. Dann tust du so, als wäre ich der Teufel persönlich. Was keinen Sinn ergibt, denn bei den letzten Winterspielen habe ich deine Welt gerockt. Wie auch immer, ich muss mich darauf konzentrieren, Gold zu gewinnen. Ich war ganz vorne mit dabei, doch seit die Winter Classics begonnen haben, habe ich meinen Biss verloren. Ich bin nicht abergläubisch, aber es gibt nur einen Unterschied zwischen meinen früheren Medaillengewinnen und diesen Spielen – Demi. Ich habe in der Vergangenheit erstaunliche Kunststücke vollbracht, aber um sie zu überreden, mir zu verzeihen, könnte ich Unterstützung vom Schicksal gebrauchen.

On thin ice ist Band 2 der Winter Games-Reihe. Die Geschichte ist in sich geschlossen und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Dax geschrieben. Das Buch beinhaltet sexuellen Content.

Meine Meinung

Als bekennender Piper Rayne-Fan war ich vom ersten Teil der Winter Games Reihe leider gelinde gesagt enttäuscht. Sports Romance ist eigentlich mein Ding, aber irgendwie fehlte es bei Cold as Ice an allem – vor allem an Tiefe und Gefühl. Entsprechend zwiegespalten bin ich an Band 2 herangegangen und muss leider sagen, dass sich nichts verändert hat.

Wie auch Band 1 startet On thin ice mittendrin. Einfach vor Ort, mitten in der Handlung, ohne Vorgeschichte. Zwar ist in Cold as ice ein bisschen Kontext enthalten, aber bei Weitem nicht so viel, dass man sagen kann, dass man die Charaktere sofort versteht oder dass man von „Vorkenntnissen“ reden kann. Dax glaubt fest daran, dass Demi sein Glücksbringer ist. Vor vier Jahren hatte er während der Winter Games etwas mit ihr und hat Gold geholt. Jetzt möchte er das wiederholen und mit ihr quasi etwas unverbindliches haben. Dass Demi aber damals das Herz gebrochen wurde, wird erwähnt, aber irgendwie nicht groß thematisiert. Denn irgendwie ist sie total bereitwillig dabei, als Dax sie anspricht, ob sie Bettbuddys sein möchten. Und fortan? Geht es eigentlich die ganze Zeit nur um Gefummel und Gevögel. Die Geschichte hat wieder relativ wenig Seiten und man ist wahnsinnig schnell durch. Dass das Buch zum Großteil aus Sexszenen besteht oder aus Szenen, wo die Charaktere über Sex reden oder Dax über Sex nachdenkt, sorgt erst recht dafür, dass man schnell durch ist.

Ich fand die Geschichte leider wahnsinnig langweilig und vor allem leider: wahnsinnig platt. Also wirklich so richtig platt. So kenne ich Piper Rayne gar nicht, von denen ich immerhin schon über 20 Bücher gelesen habe. Mir fehlte der Witz, der Charme, die Spritzigkeit. Mir fehlte das Gefühl, die Greifbarkeit, irgendwie alles. Die Charaktere sind eindimensional, Dax sieht das Leben irgendwie nur als Spaß und Demi nur als seinen Glücksbringer. Selbst kurz vor Ende spricht er immer wieder davon, dass er kein Mensch für Beziehungen ist. Demis Sicht fehlt komplett, weswegen sie noch viel blasser ist. Die ganze Zeit geht es nur darum, dass beide miteinander rummachen. Sei es, als sie im Zug unterwegs sind (und Dax sogar noch darüber nachdenkt, ob das in Korea bestraft wird). Oder nach dem Training, vor dem Training, zwischen dem Training. Erst im letzten Drittel kommt etwas mehr Substanz in die Geschichte, als es um die Familien der beiden geht. Aber auch hier: Jegliche Tiefe wird quasi im Keim erstickt. Dax telefoniert einmal mit seiner Mutter, Demi muss sich einmal mit ihrer Mutter auseinandersetzen. Man hätte hier so viel aus den Situationen machen können, aber offenbar war das gar nicht gewollt. Drübergebügelt ist bei diesem Buch das Motto: Über die Themen und Dax über Demi. Die Geschichte rennt und gleichzeitig passiert einfach gar nichts. Das ist paradox, aber leider der Kern. Das ganze Drumherum wurde fast komplett ausgeblendet, allenfalls minimal am Rande besprochen. Nicht einmal der obligatorische große Knall am Ende war in irgendeiner Form sinnig, was vermutlich daran lag, dass man vorher bereits kaum Verbindung zu den Charakteren und vor allem zur Beziehung aufbauen konnte. Bisher ist die Reihe leider nur ein anspruchsloser Read für Zwischendurch, der mehr Bums als Wums enthält.


Mein Fazit

On thin ice ist für mich eher ein Bums-Buch als eine ernstzunehmende Liebesgeschichte. Die Handlung hat keine Tiefe, die Beziehung kaum Entwicklung und die Charaktere sind eindimensional und platt. Ich hoffe, dass Band 3 es noch rausreißen kann.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 04.02.2024

vielschichtig und niedlich

Tokioregen
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„Manchmal versteht der Verstand noch nicht ganz, was das Herz schon weiß.“
(Chiyoko in Tokioregen)

Worum geht’s?

Malu möchte nichts wie weg – weg von Zuhause, weg aus Deutschland, weg aus ihrem Leben. ...

„Manchmal versteht der Verstand noch nicht ganz, was das Herz schon weiß.“
(Chiyoko in Tokioregen)

Worum geht’s?

Malu möchte nichts wie weg – weg von Zuhause, weg aus Deutschland, weg aus ihrem Leben. Als sie die Chance zu einem Schüleraustausch nach Japan bekommt, ergreift sie daher sofort die Gelegenheit. Und sie glaubt, sich bestens vorbereitet zu haben. Doch Tokio in seiner Andersartigkeit haut sie um, genauso wie ihr geheimnisvoller neuer Mitschüler Kentaro. Nur langsam lässt sie ihn an sich heran, aber Kentaro zeigt ihr sein ganz eigenes Tokio, und Malu entdeckt eine Seite an sich selbst, die sie alleine niemals gefunden hätte. Während romantischer Dates im neondurchtränkten Sommerregen, verrückter Karaoke-Sessions und magischer Momente im Mondschein auf den Dächern der Stadt wachsen ihre Gefühle füreinander unaufhaltsam. Doch dann sucht eine verheerende Katastrophe Tokio heim, und Malu muss alles daransetzen, im Chaos der verwüsteten Millionenmetropole ihre große Liebe wiederzufinden …

Tokioregen ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Malu geschrieben. Es sind potenziell triggernde Inhalte (Naturkatastrophe, Verlust/Tod) enthalten.

Meine Meinung

Tokioregen ist eines dieser Beispiele, wie viel Auswirkung ein Farbschnitt haben kann. Denn der war es, der mich auf das Buch gebracht hat. Ich habe ihn gesehen und gedacht „Oh, ist der schön“ und dann den Klappentext gelesen – und war sofort hooked. Ich liebe Bücher, die in fremde Kulturen entführen, dem Leser Einblicke gewähren in fremde Lebensweisen. Und ich kann nur sagen: Das ist der Autorin hier unfassbar toll gelungen.

Das Buch begleitet die anfangs 16-jährige Malu. Für ein Auslandsjahr über die Schule darf sie nach Japan, genauer gesagt nach Tokio. Von Anfang an merkt der Leser, dass Malu vor etwas davon läuft, was sich im Laufe der Geschichte erklärt. Denn man mag verwundert sein, dass Malu überhaupt nach Tokio geflogen ist, denn sie ist unsicher, fast schon überfordert, hochgradig tollpatschig. Was sie also geritten hat, diese Reise zu machen, muss gewichtig sein – und das ist es. Vieles an diesem Buch ist gewichtig, aber von Anfang an. Malu kommt nun also in Tokio an, trifft auf ihre Gastfamilie und bekommt direkt Bauchschmerzen, denn die gleichaltrige Gastschwester Aya scheint sie nicht zu mögen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten, einige Fettnäpfchen, jeder Menge charmanter Ausrutscher und Chaosgedanken findet Malu ihren Weg aber in der neuen Stadt. Der Leser erlebt Tokio durch Malu, Stück für Stück wird er in Gepflogenheiten, Besonderheiten und das quirlige Leben in dieser riesigen Metropole eingeführt. Ich fand es wahnsinnig interessant und vor allem vielschichtig, es sind so komplett kleine Sachen, wie etwa, dass man mit dem Finger nicht auf etwas zeigt, sich zur Begrüßung verbeugt, über Legenden und Mythen, einige sozialkritische Aspekte wie die Einheitlichkeit und der Druck, der auf zum Beispiel den Schülern lastet bis hin zu technischen Finessen, für deren Fortschrittlichkeit Japan bekannt ist. Die ersten 2/3 des Buches befassen sich hauptsächlich hiermit, mit Malus Leben vor Ort, wie sie zur Schule geht. Sie hängt mit Aya und ihren Freundinnen ab, sie isst Ramen, sie bekommt eine Schuluniform. Und alles ist so wahnsinnig toll geschrieben, so lebhaft und greifbar. Man merkt in jedem Satz, dass die Autorin weiß, wovon sie redet und schreibt. Ich habe mich gefühlt, als würde mich das Buch aufsaugen, als würde ich das geschäftige Treiben auf der großen Kreuzung fühlen, das Klingeln der Spielautomaten hören und Malus Überforderung bei der Navigation durch ihre Hightech-Schule spüren.

Ein anderer Aspekt ist die aufkeimende Liebesgeschichte zu Kentaro. Er ist relativ geheimnisvoll, hat Tattoos, Kontakte zur Yakuza und einen reichen, unglaublich kalten Vater. Er ist mit Malu in der Klasse, hat selbst einen deutschen Hintergrund und zwischen beiden ist von Anfang an eine Anziehung, die vor allem Malu aber sehr abblockt und Kentaro immer wieder vor den Kopf stößt. Die beiden haben sehr süße, sehr schön und auch sehr gefühlvolle Situationen miteinander, ich würde aber sagen, dass der Fokus in diesem Buch auf Malu und ihrer Entwicklung liegt. Die Liebesgeschichte ist nettes Beiwerk, aber der geneigte Leser soll bitte keinen Liebesroman erwarten. Wenn überhaupt, ist es ein „Liebe dich selbst“-Liebesroman, denn Malu wird stärker, selbstbewusster und reifer im Laufe der Geschichte. Kentaro und Malu machen Spaß zusammen, vor allem weil Kentaro sie nochmal in andere Bereiche der Kultur (etwa die Spielhallen und die berühmten Onsen-Bäder) einführt.

Nach 2/3 des Buches kommt dann der große Knall. Das unvorstellbare, reale Grauen. Bis dahin ist das Buch so wunderbar leicht, mitreißend und lebhaft. Und dann wird jegliches Leben aus der Geschichte gezogen. Das ist der Autorin in beeindruckender Art und Weise gelungen. Die Emotionen, die in den nächsten Kapiteln aufkamen. Die greifbare Verzweiflung. Eine Mischung aus Hoffnungslosigkeit und Überforderung. Ich habe das alles gespürt und mitgefiebert, mitgezittert und mitgehofft. Ich habe wirklich große Begeisterung für die Erzählweise der Autorin. Eine derartige Katastrophe so vielschichtig darzustellen – mit einer Mischung aus Hoffnung, Angst und Verzweiflung. Das muss man einfach lesen. Ein kleines Aber gibt es leider dennoch. Denn die etwa letzten 10-15 Prozent des Buches, wenn Malu auf der Suche nach Kentaro ist, haben mich ein wenig verloren. Das war mir einfach zu viel, zu abgedreht, zu verrückt. Es hat mir mich persönlich nicht so gepasst und ich hätte mir gewünscht, dass die letzten actionreichen Szenen nicht dagewesen wären. Aber das ist vermutlich Geschmackssache.

Mein Fazit

Tokioregen ist ein wahnsinnig toll geschriebenes, vielschichtiges Buch. Mit Protagonistin Malu kann der Leser Tokio und die japanische Kultur entdecken, sich in der Geschichte verlieren. Die große Katastrophe ist beeindruckend dargestellt, die Liebesgeschichte niedlich, wenn auch etwas dezent. Nur die letzten Wendungen waren mir dann doch zu viel. Aber auf jeden Fall kann ich eine große Leseempfehlung für das Buch abgeben.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 18.01.2024

ein wunderschöner Abschluss

Jetzt sind wir endlos (Jetzt-Trilogie, Band 3)
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„Ich glaube, dass wir immer nach diesem gewissen Etwas suchen. Dass wir unsere Gehirne mit Liebesgeschichten aus Büchern und von Leinwänden füttern, dabei aber vergessen, dass es nicht ihr Ziel ist, uns ...

„Ich glaube, dass wir immer nach diesem gewissen Etwas suchen. Dass wir unsere Gehirne mit Liebesgeschichten aus Büchern und von Leinwänden füttern, dabei aber vergessen, dass es nicht ihr Ziel ist, uns von wahrer Liebe zu erzählen.“
(aus einem Blogpost in Jetzt sind wir endlos)

Worum geht’s?

Am ersten Tag des neuen Jahres gibt Amanda sich ein Versprechen: Die nächsten 365 Tage werden anders. Sie wird anders. Vier Jahre, nachdem ihre erste große Liebe ihr das Herz zerbombt hat, trifft sie auf Émil. Émil, den Künstler. Émil, der so frei ist, wie Amanda es immer sein wollte. Émil, der sie dazu bringt, endlich wieder einen Pinsel in die Hand zu nehmen. Amanda lässt sich auf einen Deal ein, doch schnell wird klar: Malen mit Émil ist nie nur malen. Und so muss sie sich fragen: Was tust du, wenn die Person, die dich plötzlich alles wieder fühlen lässt, der beste Freund deines Bruders ist?

Jetzt sind wir echt ist Band 3 der Jetzt-Reihe. Die Geschichte ist in sich geschlossen. Vorkenntnisse sind nicht notwendig.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Emil und Amanda erzählt. Der Schreibstil der Autorin ist wortgewandt und poetisch. Im Buch ist sexueller Content enthalten.

Meine Meinung

Ich habe es schon ein Tausend Mal gesagt und ich werde es noch zig Tausende Male öfter sagen: Diese Autorin ist etwas Besonderes. Ich habe mittlerweile so viele Bücher von ihr gelesen und jedes Mal aufs Neue verliebe ich mich in diesen einzigartigen, unglaublich wortgewandten, poetischen und dabei gleichzeitig so ehrlichen, ungefilterten Schreibstil, der sich immer so anfühlt, als würde man die eigenen Gedanken im Kopf jagen. 1000 Impulse gleichzeitig, 1000000 Gefühle und jede Menge Emotionen in jedem Wort, in jeder Silbe, zwischen jeder Zeile. Ich weiß, dass viele Leute diesen Schreibstil nicht unbedingt mögen und das ist okay. Denn jeder ist anders und jeder sucht vielleicht auch etwas anderes in den Geschichten, die er liest. Für mich ist jeder Ausflug in ein Buch der Autorin ein Ausflug in ein Wortmeisterwerk. Ich bin hier für die Botschaften, die Gefühle, das melancholische Denken. Natürlich sind auch die Handlungen nicht schlecht, keine Frage. Aber die wahre Magie des Buches liegt in den Worten.

Dieses Mal hat es mir tatsächlich etwas schwer gefallen, in die Geschichte hinein zu finden. Ich kann nicht so wirklich erklären, woran das liegt oder gelegen haben könnte aber irgendwie fühlte sich die Geschichte holprig an. Fast ein bisschen so, fast ein bisschen so, als würde die Autorin mit angezogener Handbremse fahren. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Protagonistin Manda, die von ihrem eigenen Wert nicht überzeugt ist. Böse Worte, verletzende Erlebnisse der Vergangenheit sitzen bis heute wie ein Teufelchen auf ihrer Schulter. Manda hat einst die Kunst geliebt, aber hat sich von ihr abgewendet. Als sie nun quasi gezwungen wird, bei einem Event einen Malkurs zu unterstützen, ist das für sie eine große Last. Doch genau bei diesem Kurs lernt sie Emil kennen, der so anders ist als sie. Er steht dort als Model, selbstsicher, in voller Pracht, beeindruckend. Und er fordert Manda heraus, denn er möchte verstehen, wieso eine so talentierte Frau ihre Liebe zur Kunst aufgegeben hat. Und so schlägt er ihr vor, dass beide abseits von allen anderen im sicheren Rahmen nur zu zweit malen. Kunst schaffen. Und genau diese Momente sind es, die Manda ihre Liebe zur Kunst wiederfinden lassen. Im Laufe der Geschichte gibt es viele Sachen, die Emil tut, um Manda herauszufordern, aber auf eine gute Art. Denn Manda entdeckt dadurch auch ein Stück weit ihre Liebe zu sich selbst, zu ihrem Körper und zur Sexualität. Dass Manda dabei die kleine Schwester von Emils besten Freund ist, wird zwar auch immer wieder thematisiert, ist für mich aber ehrlich gesagt zu vernachlässigen gewesen. Es gibt hier und da einige Szenen, wo ihr Bruder den typischen Bruder heraushängen lässt, aber davon ab war es für die Geschichte wenig tragend.

Tragender ist, welche Päckchen beide rumtragen. Die einen mögen offensichtlich sein, die anderen vielleicht nicht. Die Autorin thematisiert in ihren Büchern immer aktuelle Themen, aber vor allem auch alltägliche, die oft untergehen. Hier ist es etwa, wie schwierig das Leben generell als junge Erwachsene ist, als Person, die ihren Platz in der Welt finden muss und möchte, die gleichzeitig aber an sich zweifelt. Und Manda kennt viele Formen von Zweifeln, vor allem Selbstzweifel. Nicht gut genug zu sein, nicht hübsch genug zu sein, nicht begehrenswert zu sein. Bodyshaming, vielleicht ein Stück weit auch die Störung der eigenen Körperwahrnehmung, fehlende Selbstliebe. Es ist so wenig und gleichzeitig so viel, so gewichtig und gleichzeitig so verdammt alltäglich, dass es wehtut, Mandas Gedanken zu lesen. Denn wie viele Leute haben die gleichen Gedanken, die gleichen Sorgen. Wir leben in einer Welt, wo so viel perfekt zu sein scheint, uns vorgelebt wird, dass alles perfekt, gut, toll, mega sein muss. Aber dem ist nicht so und die Autorin hat den Mut, den Leser in eben diese Gedanken einzuladen, die viele haben, aber über die so wenige sprechen. Emil ist im Verhältnis zu Manda laut, auffällig, stark. Er ist präsent, lebensfroh. Denkt man. Denn auch Emil hat sein Päckchen und es zeigt sich in verschiedenen Formen. Vor allem kurz vorm Ende, als jede Menge Zufälle und Gedanken aufeinanderfallen und einen bedauerlichen Strudel aus Unglück und Zweifeln auslösen, gibt es eine beeindruckende Darstellung davon, wie der Schein trügen kann, wie Gewitterwolken die Sonnenstrahlen überschatten können. Die Autorin hat sich hier einem seltenen Thema angenommen und es erschreckend real eingefangen.

Im Buch werden zahlreiche Formen von Beziehungen thematisiert. Die von Emil zu seiner Mutter, die eine angesehene Therapeutin ist, aber bei der wichtigsten Person versagt. Die von Manda zu ihren Freundinnen Tillie und Lucy, die der Leser aus Band 1 und 2 kennt, mit denen sie gemeinsam den Blog führt und der eine Stimme dafür geworden ist, gewichtige Themen von jungen Frauen aufzuzeigen und einzubringen. Freundinnen, die nicht dauerhaft da sind, aber trotzdem stets zur Seite stehen. Und natürlich die Beziehung von Emil und Manda. Und die hat mich leider nicht so wirklich doll überzeugen können. Das ganze Kopfchaos war wunderbar, es gab nette explizite Szenen, aber das wirkliche Fünkchen Gefühl, die Greifbarkeit der Anziehung der beiden zueinander ist mir ein bisschen zu sehr auf der Strecke geblieben. Das fand ich schade, aber es halt auch schon ziemlich sehr Meckern auf hohem Niveau.


Mein Fazit

Jetzt sind wir endlos ist ein wunderschöner Abschluss einer extrem besonderen Reihe voller Kopfchaos und Wortpoesie. Hier treffen schweren Gedanken auf leichte Momente, eine ruhige Protagonistin auf einen lauten Wirbelwind. Mit einen unglaublich besonderen Schreibstil, ungefilterten Gedanken und verwirrend echten Gefühlen berührt mich das Buch auf einer Ebene, wie wenige Bücher es schaffen. Hier geht es nicht so sehr um die Geschichte an sich, sondern um die Worte, die diese Geschichte und vor allem die Hintergründe erzählen.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 07.01.2024

unterhaltsam und spritzig

The Do-Over – Sie sucht nach ihrer Geschichte – er läuft vor seiner davon
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"Du hast ein Rückgrat – du musst dich nur daran erinnern, wie man es benutzt.“
(Grandma Mimi zu Perci in The Do-Over)

Worum geht’s?

Perci hat es nicht leicht: Erst wird sie von ihrem Ex auf die denkbar ...

"Du hast ein Rückgrat – du musst dich nur daran erinnern, wie man es benutzt.“
(Grandma Mimi zu Perci in The Do-Over)

Worum geht’s?

Perci hat es nicht leicht: Erst wird sie von ihrem Ex auf die denkbar demütigendste Weise abserviert (Zu Silvester! Live im Radio!), dann mischt sich ihre übergriffige Mutter in ihr Liebesleben ein. Um sie sich vom Leibe zu halten, erfindet Perci einen Fake-Boyfriend und nennt dummerweise den Namen ihres Nachbarn. Ihres sehr, sehr heißen Nachbarn. Der keine Ahnung hat, dass er Perci angeblich datet …

The Do-Over ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Perci geschrieben. Das Buch beinhaltet sexuellen Content. Es sind potenziell triggernde Inhalte aus dem Bereich Fatshaming / Bodyshaming enthalten.

Meine Meinung

Als mir The Do-Over auf der Messe vorgestellt wurde, war mir sofort klar, dass ich das Buch lesen möchte. Eine Plus Size Protagonistin, ein heißer Nachbar und jede Menge Witz? Das klingt perfekt. Und in vielen Punkten war dieses Buch es auch – aber vor allem ist es eine Geschichte, die ganz anders ist, als man erwartet. Gleich vorab: Für mich ist The Do-Over eine Lebensgeschichte und keine Liebesgeschichte.

Percis Leben ist turbulent und gleichzeitig hochgradig langweilig. Das behauptet zumindest ihr Ex, der statt einen Antrag zu machen öffentlich über das Radio mit Perci Schluss macht. Sie sei einfach zu langweilig und ja, vielleicht hat er recht. Verletzt, enttäuscht und von ihrer Familie unter Druck gesetzt, fängt Perci an, sich Vorsätze zu machen für ihr neues Jahr. Doch alles kommt ganz anders, als sie denkt. Der Nachbar, der mit der vorlauten Lilah neben ihr wohnt, wird plötzlich ihr Fake-Freund, statt im familiären Betrieb Kreditanträge zu abzuarbeiten (wohlgemerkt unter Aufsicht ihres furchtbaren Exfreundes) landet Perci in einem Kindergarten und sie wird „die neue Perci“, die auch mal Widerworte gibt. Chaos eindeutig vorprogrammiert.

The Do-Over ist eine dieser Geschichten, die einen von Anfang an mitreißt. Perci ist eine starke Protagonistin zum Mitleiden, Mitfluchen und Mitfreuen. Der Leser darf sie begleiten, wie sie sich ihr Leben wiedererobert, wie sie endlich macht, was für sie gut ist. Doch dabei kriegt sie ordentlich Gegenwind, vor allem von ihrer Mutter. Toxische Sprüche, verletzende Worte, vermeintlich gut gemeinte Ratschläge – hier findet man alles. Percis perfekte Schwester mit dem widerlich perfekten Verlobten, der aber jedes Mal negativ in Erinnerung bleibt, wenn er auftaucht. Es geht sehr viel um Schein statt Sein, um Erwartungshaltung durch die Außenwelt und viele Sachen taten mir im Herzen weh. Doch Perci löst sich davon, arbeitet ehrenamtlich in einer Stelle für Frauen, die aus dem Gefängnis kommen und versuchen, wie ins Leben zu finden. Es ist eine tolle Entwicklung, die gegen Ende aber auch einiges an reflektierter Kritik mitbringt, denn natürlich hat auch Percis Entwicklung ihre Schattenseiten. Garniert wird das ganze Buch mit unschlagbaren Humor, vor allem was Percis Großmutter Mimi angeht, die zu Beginn jedes Kapitels witzige Kalendersprüche abgibt und auch zwischendurch definitiv nicht auf den Mund gefallen ist. Die komplizierten Familiengeflechte ziehen sich durch das ganze Buch, mit Percis Bedürfnis, ihre Mutter glücklich zu machen, aber gleichzeitig dem Gefühl, an den Erwartungen zu zerbrechen, weil sie sie unglücklich machen. Mehr als einmal wollte ich Percis Mutter, aber auch ihre Schwester ordentlich schütteln. Und ich finde, dass dies immer ein gutes Zeichen ist, wenn man emotional im Buch involviert ist.

Was mich leider nicht abholen konnte, war allerdings die versprochene Liebesgeschichte. Dieses Buch „verdient“ dieses Label einfach nicht, denn die Beziehung mit Nate ist eine nette, unterstützende Nebengeschichte, aber Perci braucht Nate nicht, Perci braucht keinen Mann an ihrer Seite, um ihren Wert zu finden und sich selbst zurückzugewinnen. Entsprechend untergeordnet plätschert die Geschichte im Hintergrund daher, es gibt ein paar nette Dates, nette Worte, aber es fehlt leider komplett die Tiefe und vor allem das Gefühl zwischen den beiden, was ich sehr schade fand. Auf einmal wird aus Fake Ernst, aus Nachbarn Datingpartner und genauso schnell knallt es zwischen beiden wieder. Die Szenen mit Lilah sind süß, bringen ein wenig Trubel in die Geschichte, aber ehrlich gesagt hätte es die ganze Nate-Storyline gar nicht gebraucht, denn Percis Entwicklung ist schon Handlung genug und hat mich vollkommen entertaint.

Mein Fazit

The Do-Over ist eine unterhaltsame, spritzige Lebensgeschichte um Perci, die sich aus der Erwartung ihrer Mutter herauskämpft. Eine starke Entwicklung mit viel Humor, aber dafür eine schwache Liebesgeschichte, die es vielleicht auch gar nicht gebraucht hätte. Tolles Buch für Zwischendurch zum Lachen!

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 07.01.2024

konnte mich leider nicht so abholen

Was wir uns versprechen (Light in the Dark 3)
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„Ich renne so schnell, wie ich mich an der Hoffnung festhalte, meine Gedanken und Gefühle abhängen zu können.“
(Julian in Was wir uns versprechen)

Worum geht’s?

Alicia weiß schon lange, dass sie die ...

„Ich renne so schnell, wie ich mich an der Hoffnung festhalte, meine Gedanken und Gefühle abhängen zu können.“
(Julian in Was wir uns versprechen)

Worum geht’s?

Alicia weiß schon lange, dass sie die toxische Beziehung zu ihrem Freund Timon beenden muss. Aber wie hält man durch, wenn der andere Part dir ständig das Gefühl gibt, alleine nichts wert zu sein? Julian hingegen ist das komplette Gegenteil: Er ist fürsorglich, zuvorkommend und unheimlich feinfühlig. Ein echter Freund eben. Nur leider ohne Boyfriend Potenzial, wie Alicia ihm ziemlich schnell klarmacht. Während Julian es satthat, dass Frauen sich lieber auf Bad Boys einlassen, als mit ihm auszugehen, stellt Alicia sich erstmalig die Frage: Wie kann es so verdammt schwierig sein, sich lieben zu lassen?

Was wir uns versprechen ist Band 3 der „Light in the dark“-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen. Vorkenntnisse sind nicht nötig, aber hilfreich. Es sind Spoiler zu Band 1 und enthalten.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Alicia und Julian geschrieben. Das Buch beinhaltet sexuellen Content und potenziell triggernde Thematiken.

Meine Meinung

Bereits in Band 1 habe ich mich Hals über Kopf in Alicia und die Thematik um sie und ihre toxische Beziehung verliebt, weswegen ich unglaublich enttäuscht war, dass Band 2 nicht über sie ging. Lustigerweise habe ich Band 2 dann wiederum unglaublich geliebt und bin mit entsprechend hohen Erwartungen endlich zu Alicias Geschichte gekommen – und wurde sodann enttäuscht.

Bereits der Start war irgendwie holprig und durcheinander. Ich habe ein wenig gebraucht, in das Buch reinzufinden. Alicia ist geprägt durch ihre toxische Beziehung mit Timon, das Gefühl nie gut genug zu sein und dem Problem, dass Timon ihr sämtliche Freuden zunichte macht. Lustigerweise fand ich, dass man in Band 1 viel mehr Gefühl für die toxische Dynamik der beiden bekommen hat, während es mir hier zu kurz kam. Andererseits geht es in diesem Teil ja auch darum, dass sich Alicia von Timon löst und ihre eigene Stärke, ihren eigenen Wert wiederfinden soll. Das geschieht auf mehreren Ebenen, denn nicht nur in der Beziehung, sonderlich auch beruflich warten Veränderungen auf Alicia. Sie hat einen Praktikumsplatz in einer renommierten Werbeagentur, muss aber auch hier leider feststellen, dass einige Sachen nicht so sind, wie sie scheinen. Die Thematik um Alicias beruflichen Werdegang fand ich durcheinander, teilweise nicht so greifbar und dabei irgendwie auch komplett offensichtlich. Leider hatte ich das Gefühl, dass es ein Dauerthema war, was aber gleichzeitig dafür nicht viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Insgesamt hatte ich mit Alicia, ihren Gedanken, ihrer Sprunghaftigkeit und irgendwie auch einer gewissen Form von Naivität so meine Probleme, auch da es für mich teilweise im Widerspruch zu den Vorbänden stand, wo ich sie als deutlich stärker und reflektierter erlebt habe.

Abholen konnte mich dafür Julian aber sehr. Als männlicher Protagonist bekommt er viel Raum und seine eigene Geschichte. Er stottert, möchte aber als Lehrer arbeiten. Man begleitet ihn an die Schule, wo man merkt, wie grausam Kinder sind, aber wo Julian auch zeigt, wie offenherzig und beobachtend er ist. Die Geschichte um Julian und den „bösen“ Schüler fand ich gut gelungen, wenn auch etwas konstruiert. Aber ich mochte die Entwicklung, die Botschaft und Julians Bestreben, etwas zu verbessern, sehr. Julian leidet zudem sehr unter seinem Vater, der für das Stottern gar kein Verständnis hat. Ich fand Julians Handlungsstrang so viel ergreifender und bedrückender als Alicias, womit ich nicht gerechnet hätte.

Julian und Alicia haben für mich irgendwie nicht wirklich funktioniert zusammen. Man erfährt, dass beide als Kinder Freunde waren und erhält jede Menge Briefe der beiden, aber in der Gegenwart springt der Funke nicht über. Zufällig treffen sie sich nach zehn Jahren wieder, Insta-Love mit ein bisschen „wir möchten die Freundschaft nicht zerstören“. Dieses Gedankenhinundher hat es mir schwer gemacht, gerade auch nach der ewigen Freundschaftspause. Ich habe das Problem nicht verstanden, ich habe Alicia nicht verstanden und Julians „ja gut, dann muss ich jetzt offenbar ein Bad Boy werden“-Ausflug hat auch nicht gepasst. Insgesamt ist es so, dass die Geschichte dahinplätschert, sprunghaft ist und ich bei vielen Punkten das Gefühl hatte, es wurde angerissen, aber nie wirklich vollendens thematisiert. So erhält man jede Menge durchaus gewichtige Thematiken, aber wenig Input. So war das Buch, auf das ich mich am meisten gefreut habe, am Ende eine nette Geschichte für Nebenbei, aber sie wird leider nicht nachhaltig in meinem Kopf bleiben. Dafür fehlte zu viel.

Mein Fazit

Was wir uns versprechen ist ein Roman voller gewichtiger Themen, die aber leider nur angeschnitten werden. Die Liebesgeschichte konnte mich nicht abholen, ich habe auch das Grundproblem nicht verstanden, wieso sich beide so schwer tun. Ich bin vielleicht auch mit zu hohen Erwartungen an das Buch herangegangen.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]