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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.07.2019

wunderschön und emotional

Perfectly Broken
5

„Egal, wie unsere Geschichte ausgehen wird, ob Happy End oder nicht… ich werde hier auf meiner Seite der Wand auf dich warten.“ (Chase zu Brooke in Perfectly Broken)

Worum geht’s?

Ein Jahr ist es her. ...

„Egal, wie unsere Geschichte ausgehen wird, ob Happy End oder nicht… ich werde hier auf meiner Seite der Wand auf dich warten.“ (Chase zu Brooke in Perfectly Broken)

Worum geht’s?

Ein Jahr ist es her. An ihrem Geburtstag erhält Brooke einen Hundewelpen namens Ghost, ein Geschenk ihres Freundes Thomas. Als Thomas noch kurz losmöchte, um einen Hundekorb zu holen, kehrt er nie wieder zurück. Brooke bleibt allein mit Ghost, in einer Welt aus Schmerz und Tränen. Alles erinnert sie an Thomas, die Liebe ihres Lebens. Darum entscheidet sie, von Manchester ins Örtchen Bedford zu ziehen. Dort angekommen findet sie eine tolle Wohnung zu einem Top-Preis. Nur einen Haken hat das Ganze: Es gibt dort eine Tür zur Nachbarwohnung, mitten in ihrem Schlafzimmer. Diese Tür ist seit Ewigkeiten verschlossen und niemand hat den Schlüssel. Schon bald stellt Brooke fest, dass sie dank der Tür alles aus der Nachbarwohnung hören kann. Doch als ihr Nachbar Chase anfängt, mit ihr durch die Wand zu reden, wird ihr Leben und ihr Herz auf eine harte Probe gestellt…

Perfectly Broken ist in sich abgeschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Perfectly Broken ist ein absoluter Hingucker. Obwohl es keinen Hinweis auf den Inhalt gibt, passt es sehr gut zum Buch. Die goldenen Schlingen im Hintergrund erinnern entfernt an Risse, was wiederum gut zum Titel passt. Das Cover wirkt sehr feminin und modern und hätte im Handel meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Die Geschichte startet mit einem kurzen Prolog und startet dann nach einem Zeitsprung in der Gegenwart. Im Anschluss verläuft die Geschichte linear, es gibt jedoch vereinzelte Rückblenden, welche durch Kursivschrift erkennbar sind. Die Geschichte wird teils durch Brooke, teils durch Chase erzählt, wobei nicht zwingend kapitelweise auch ein Erzählerwechsel erfolgt. Insgesamt überwiegen Brookes Kapitel etwas. Der Schreibstil ist sehr angenehm flüssig, leicht verständlich und zu den Charakteren passend. Es ist sprachlich angemessen für den Bereich junge Erwachsene. Es gibt keine derbe Sprache, einen sehr geringen Erotikanteil. Die Autorin präsentiert vor allem einen sehr emotionalen Schreibstil.

Mein Fazit

Perfectly Broken ist eines dieser Bücher, bei dem man denkt „oh, das klingt ja ganz gut“. So landete es auf meiner Leseliste. Von der Autorin kannte ich bislang nur ihre Dark Romance Selfpublisher Bücher, umso gespannter war ich auf einen Liebesroman. Als dann die Leseprobe rauskam und ich von der Leseprobe nach wenigen Seiten schon Gänsehaut hatte, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt und auf jeden Fall lesen muss. Nachdem ich es verschlungen habe und ich das ein oder andere Tränchen verdrückt habe, kann ich definitiv sagen: Dies ist eines meiner Highlights 2019.

Die Geschichte startet mit einem Prolog, der mir bereits ordentlich Gänsehaut beschwert hat, denn er erzählt ansatzweise Brookes Vergangenheit mit Thomas. Nach einem Sprung lernen wir die Gegenwartsbrooke (mit Ghost an ihrer Seite) kennen, die beabsichtigt, Manchester zu verlassen und woanders neu anzufangen. So landet sie in Bedford und schaut sich eine Wohnung an, die jedoch einen Haken hat: Es gibt eine Durchgangstür, die zwar verschlossen ist, Brooke jedoch nicht ganz geheuer erscheint. Bald beginnt ein Dialog mit ihrem Nachbarn Chase, die beiden schieben sich Zettelchen unter der Tür durch, reden miteinander und eine Freundschaft entwickelt sich. Chase möchte die Unbekannte gern trösten, Brooke weigert sich aber vehement, Chase persönlich gegenüberzutreten. Denn sie hat das Gefühl, Thomas damit zu verraten und zu betrügen…

Anfangs fand ich die Idee mit der Kommunikation durch die Tür etwas urig und komisch. Doch die Autorin hat es sehr schnell geschafft, mich hierfür zu begeistern. Aus Zettelchen werden kurze Gespräche, aus kurzen Gesprächen werden längere und schon bald wird für beide der Dialog zu einem wichtigen, festen Bestandteil ihres Lebens. Es gibt allerdings auf beiden Seiten einen Haken: Brooke fühlt sich, als würde sie Thomas betrügen, die Liebe ihres Lebens. Chase hingegen ist in einer Beziehung, die an allen Enden kriselt. Es ist ein langer Weg, den Chase gehen muss, um Brooke aus ihrem Schneckenhaus zu holen und ein noch längerer Weg, den Brooke im Geiste gehen muss, um von ihren Schuldgefühlen Abstand zu nehmen. Hierbei erleben beide viele wirklich schöne Momente, die so passend und selbstverständlich vorkamen, dass ich zu keiner Zeit das Gefühl hatte, hier wurde zu viel konstruiert, zu viel gewollt und zu sehr übertrieben. Es sind Kleinigkeiten, wie das abendliche Vorlesen von Chase, der Brooke ihre Liebesromane vorliest, obwohl er sie hasst. Es sind Momente, die so süß sind, ohne kitschig zu wirken. Momente, die mir direkt ins Herz gegangen sind und mich sehr schnell an Brooke und Chase gebunden haben.

Die Autorin verliert hierbei aber nie die Ernsthaftigkeit der Situation aus den Augen. Brooke leidet und das nicht zu knapp. In einer unglaublich ergreifenden Art schafft Sarah Stankewitz es dabei, dieses Leid greifbar zu machen. Ich konnte Brookes Schmerz fühlen, er hat mir immer wieder das Herz gebrochen und ich habe mir so sehr für sie gewünscht, dass sie wieder Licht in ihrem Leben sehen kann. Damit einher geht auch die Frage, die sich dem Leser immer wieder stellt: Betrügt Brooke Thomas, wenn sie nach seinem Tod versucht, wieder glücklich zu werden? Verrät sie hiermit ihre Liebe? In einer behutsamen Art wagt sich die Autorin an dieses Thema.

Behutsam ist sowieso ein Wort, was bei diesem Buch sehr gut passt. Hier gibt es keine Hauruck-Methode, mit der Chase versucht, Brooke für sich zu gewinnen. Es ist ein langer, steiniger Weg, ein stetes Auf und Ab, denn mal lässt Brooke die Nähe von Chase zu, mal macht sie komplett dicht. Es ist eine Achterbahnfahrt, bei der man absolut mitfiebert. Für mich ist das Buch tatsächlich auch ziemlich realistisch gehalten. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass nicht nachvollziehbare Sprünge gemacht wurden, plötzlich eine „alles ist gut“-Stimmung herrschte oder Brooke spontan von 0 auf 100 ihre Meinung geändert hat. Das hat mir sehr gut gefallen, weil die Geschichte somit für mich sehr greifbar war. Sicher ist das Buch nicht frei von Dramen, es wird aber auf – in meinen Augen – unnötige Dramen verzichtet, die nur dafür da sind, das Buch in die Länge zu ziehen. Es gibt eine doch dramatische und emotionale Enthüllung, die ich so zwar durchaus vorhergesehen habe, die mich ab Ende aber dennoch eiskalt erwischt hat – aufgrund der Emotionalität und wie die Charaktere damit umgegangen sind. Kurz vor Ende kommt erneut etwas Drama auf, welches jedoch auf einem seichten Niveau bleibt und vor allem für die Beziehungsdynamik durchaus notwendig war, da hiermit wichtige Erkenntnisse verbunden waren. Ansonsten empfand ich das Buch als dramenlos und spannungsarm – zwei Sachen, die das Buch aber auch gar nicht nötig hat, da es mit seiner Emotionalität bereits so stark punkten kann. Hier muss ich vor allem das Ende des Buches noch einmal hervorheben, welches mit einem unglaublich ergreifenden Brief schließt und bei mir unweigerlich direkt die Tränendrüsen angesprochen hat. Taschentücher braucht man bei diesem Buch definitiv.

Im Fokus der Geschichte stehen die beiden Protagonisten Brooke und Chase. Brooke ist sehr in ihrer Trauer gefangen, zugleich aber auch vom Willen getrieben, aus der Trauer zu entkommen. Sie ist stark, aber schwach zugleich. Sie wirkt manchmal auf eine positive Art und Weise unbeholfen und sie konnte mich als Leserin sehr schnell für sich gewinnen. Ich habe mit ihr gelitten, es hat mein Herz bluten lassen, was sie durchmanchen muss und musste. Chase hingegen muss definitiv auf jeden Bookboyfriend-Nominierungsliste, auch wenn er seine Schattenseiten hat (z.B. seine Freundin). Er gibt sich viel Mühe, ohne dabei stalkerhaft oder übergriffig zu wirken. Er ist sehr verständnisvoll und gewährt Brooke viele Freiräume, ist aber dennoch immer für sie da. Die beiden haben mir als Pärchen sehr gefallen. Es gibt zudem einige Nebencharaktere, etwa Chase besten Freund und Brookes Kollegin und Freundin. Die beiden spielen allerdings eher eine untergeordnete Rolle, bringen für mich aber Potenzial für eine eigene Story mit.

Ein klitzekleines bisschen Meckern muss ich dennoch: Im Vordergrund der Story steht Brooke und ihr Verlust. Als man später die Story von Chase erfährt, benimmt sich Brooke ihm gegenüber meiner Meinung nach unfair – hierfür kann sie im Zweifel nichts, einfach aufgrund ihrer Verfassung. Schade finde ich allerdings, dass diese Thematik später nicht noch einmal aufgegriffen wurde und aus den Augen verloren wurde, dass auch Chase einiges durchmachen musste. Es fühlte sich für mich unfair an, dass seinem Leid keine große Aufmerksamkeit gewidmet wurde, vor allem, nachdem er sich von Brooke einiges anhören musste.

Insgesamt kann ich nur sagen: Dieses Buch hat mein Herz gebrochen. Mehr als einmal. Hat mir mehr als einmal Gänsehaut beschert. Mir mehr als einmal die Tränen in die Augen getrieben. Es ist ein Buch, welches so schlicht daherkommt, mit einer Story ohne die üblichen großen Dramen und einen dabei so fertig macht, dass man weinen möchte. Die Autorin hat mit ihrem ergreifenden Schreibstil eine wunderschöne Geschichte gesponnen, die mich zerstört und wieder zusammengesetzt hat. Diese Liebesgeschichte um Brooke und Chase bekommt für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen. Absolute Lese- und Heulempfehlung!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 22.07.2019

traumhaft und wunderschön

Die Schöne und das Biest
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„Zudem schickte sie Abschriften davon in alle Länder der Erde, auf dass die Menschen niemals aufhörten, von den wundersamen Abenteuern der Schönen und des Biests zu erzählen…“ (aus der Schmuckausgabe von ...

„Zudem schickte sie Abschriften davon in alle Länder der Erde, auf dass die Menschen niemals aufhörten, von den wundersamen Abenteuern der Schönen und des Biests zu erzählen…“ (aus der Schmuckausgabe von „Die Schöne und das Biest“)

Was ist das?

Die Schöne und das Biest ist wahrscheinlich eines der bekanntesten Märchen der Welt. Die Geschichte um den verzauberten Prinzen, der zu einem hässlichen Biest wurde, und nur von wahrer Liebe gerettet werden kann, wurde bereits vielfältig interpretiert und in Szene gesetzt. Die Schmuckausgabe des Coppenrath Verlags erzählt die Geschichte mit liebevoll illustrierten Bildern und zahlreichen interaktiven Extras.

Wie sieht es aus?

Die Schmuckausgabe befindet sich formattechnisch zwischen dem Din A5 und Din A4 Format. Das Cover des Buches ist rot-matt mit diversen Goldprägungen und einigen Illustrationen auf dem Cover. Auf der Rückseite befinden sich kurze Informationen zu dem Buch. Die Haptik des Buches fühlt sich sehr hochwertig an und vermittelt zugleich das Gefühl, ein älteres Exemplar in der Hand zu halten, was auch durch Prägungen und Gestaltung unterstützt wird. Alles steht für die klassische Vorstellung eines Märchenbuches, wie man es bereits oftmals in Filmen gesehen hat.

Die Seiten des Buches sind matt und haben eine hellbeige Färbung, welche erneut das Image eines älteren Buches unterstützt. Die Seiten sind stabiler und dicker als durchschnittliches Papier. Der Druck ist gestochen scharf, in einer angenehmen Schriftgröße auch für ältere Leute gehalten und wird durch einige gestalterische Elemente, etwa bei den Seitenzahlen, ergänzt. Immer wieder lassen sich kleinere und größere Illustrationen zur Unterstützung der Geschichte finden. Die jeweiligen Kapitel werden mit einer doppelseitigen Zeichnung eingeleitet. Es gibt viele goldene Verzierungen, die im Licht glänzen. Insgesamt merkt man, dass sehr viel Liebe fürs Detail und sehr viel Kreativität in die Gestaltung geflossen sind.

Zusätzlich sind in dem Buch zahlreiche interaktive Extras enthalten. Diese lassen sich zumeist auf- oder ausklappen, teilweise auch drehen. Sie sind fest im Buch installiert und lassen sich nicht herausnehmen, was auch nicht notwendig ist. Die Gestaltung hierbei ist erneut sehr liebevoll ausgefallen. Ich fand die Extras sehr schön gemacht und eine tolle Idee, sehe sie aber zugleich nicht als zwingend notwendig an. Sämtliche Extras sind durch Seidenpapier oder Kartonage eingeschlagen, um die Buchseiten vor Beschädigungen und Abdrücken zu schützen.

Was erwartet einen?

Die Geschichte um die Schöne und das Biest ist auf die französische Autorin Gabrielle Suzanne Barbot de Villeneuve zurückzuführen. Ihr Märchen ist auch die Grundlage dieser Schmuckausgabe. Es wurde übersetzt und durch Zeichnungen der Designkünstler MinaLima ergänzt. Die grundlegende Geschichte weicht jedoch in vielerlei Punkten von der heutzutage bekannten, maßgeblich von Disney geprägten Geschichte ab. Man erhält hier also eine zwar im Kern bekannte, jedoch in der Umsetzung andere Geschichte. Dies hat mir sehr gut gefallen. Die Beziehungsentwicklung läuft etwas anders und weniger kitschig ab als bei der Disney-Interpretation, es gibt keine verzauberten Gegenstände und auch der Grund für den Fluch und der familiäre Hintergrund der Schönen und des Biestes sind etwas anders. Insgesamt wirkt die Originalgeschichte der Autorin deutlich erwachsener und weniger kitschig, ist jedoch nicht minder lesenswert und verzaubernd. Besonders die vielen Illustrationen, die der klassischen Vorstellung eines Märchenbuches entsprechen, machen dieses Buch zu einem Erlebnis.

Die Übersetzung der Geschichte empfinde ich als durchweg gelungen. Die Geschichte ist verständlich wiedergegeben, behält sich aber den märchenhaften Erzählstil bei und wirkt sprachlich raffiniert. Während des Lesens habe ich mich stets verzaubert gefühlt und hatte beim Lesen das Gefühl, beinahe die klassische Erzählstimme einer alten Dame im Ohr zu haben, die mir eine verzauberte Liebesgeschichte vorliest. Es ist ein guter Spagat zwischen Verständlichkeit und Beibehalten des Charmes der vergangenen Zeit gelungen.

Mein Fazit

Die Schöne und das Biest ist seit Kindstagen an meine Lieblingsgeschichte und ich kenne zahlreiche Interpretationen hiervon. Als ich auf die Schmuckausgabe des Coppenrath Verlags kam, war mir klar, dass ich sie unbedingt lesen muss. Und ich wurde nicht enttäuscht: Der Name hält, was er verspricht!

Bereits das Äußere des Buches ließ mich schwärmen. Das Buch wirkt, als sei es aus einer anderen Zeit, direkt aus den Händen zahlreicher Vorfahren, die diese zauberhafte Geschichte hochwertig für die Nachwelt aufgearbeitet haben. Die goldenen Details lassen das Buch noch hochwertiger erscheinen. Auch das Innere setzt diesen Eindruck der Hochwertigkeit fort. Dickeres Papier, die sanfte Färbung, die zahlreichen Verzierungen – es ist wirklich, als hätte man ein altes Märchenbuch aufgeschlagen. Ich war regelrecht verzaubert ob der ganzen Details. Es gab immer etwas zum Gucken und Staunen.

Die Original-Geschichte ist nicht ganz so zauberhaft und süß wie die Gegenwartsinterpretationen, wirkt dafür aber deutlich märchenhafter und komplexer. Mir hat es Spaß gemacht, eine etwas anderen Geschichtsverlauf mit anderen Ursachen kennenzulernen und zu verstehen, wie aus dieser Geschichte die modernen Varianten abgeleitet wurden. Selten empfand ich das Buch allerdings als etwas schwer zu verstehen, was wahrscheinlich auch dem Alter der Ursprungsgeschichte (immerhin ist es aus 1740) zuzuschreiben ist. Das Buch ist in meinen Augen jedenfalls kein Kinderbuch und auch für Kinder schwer bis gar nicht zu verstehen. Die Erwachsenen werden aber sicher ihre Freunde mit dem Buch haben.

Was ich mir tatsächlich noch gewünscht hätte, wäre ein Lesezeichen gewesen. Dadurch, dass zahlreiche Seidenpapierseiten und Kartonseite im Buch zum Schutz vorhanden sind, erkennt man sein Lesezeichen nicht sofort. Hier wäre es vielleicht eine gute Ergänzung gewesen, ein Bandlesezeichen in das Buch zu integrieren.

Alles in allem bin ich von dieser wunderschönen Schmuckausgabe sehr begeistert. Die schöne Geschichte wird sehr hochwertig und edel verpackt wiedergegeben, die Illustrationen sind stimmig. Dieses Buch ist perfekt für alle Träumer, die sich verzaubern lassen wollen. Für alle Fans, die mit dieser Geschichte groß geworden sind. Für Leute, die sich etwas Besonderes gönnen möchten oder etwas Wunderschönes verschenken mögen. Auf jedem Fall ist diese Schmuckausgabe viel zu schade, um nur im Regal zu stehen. Deshalb wird sie bei mir fortan als Coffee Table-Book liegen und mich immer wieder in eine ferne, zauberhafte Welt entführen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 27.06.2019

emotionale Achterbahnfahrt

Hurt me gently
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„Mein Stolz war zu groß, größer als mein Verstand je war. Und mein Leben… es war ohnehin nichts mehr wert.“ (Grayson in Hurt me gently)

Worum geht’s?

Grayson, gutaussehender, schwerreicher Erbe eines ...

„Mein Stolz war zu groß, größer als mein Verstand je war. Und mein Leben… es war ohnehin nichts mehr wert.“ (Grayson in Hurt me gently)

Worum geht’s?

Grayson, gutaussehender, schwerreicher Erbe eines Konzerns, hat eigentlich alles – und doch hat er nichts. Und dieses Nichts versucht er verzweifelt, mit Drogen und Frauen zu kompensieren. Als er einen abends unter Drogeneinfluss einen schweren Unfall verursacht, trifft er auf seinen persönlichen Schutzengel: Eden. Das junge Frau wollte nur einen entspannten Abend im Park verbringen und etwas frische Luft schnappen, als sie den Crash bemerkt und Grayson das Leben rettet. Danach fängt alles an, kompliziert zu werden. Denn Eden redet nicht. Seit dem tragischen Selbstmord ihrer Mutter hat Eden ihre Stimme verloren und sitzt in einer psychiatrischen Einrichtung, wohin sie zurückmuss. Doch Grayson denkt gar nicht daran, seinen Schutzengel ziehen zu lassen. Er möchte Eden helfen, ihre Stimme wiederzufinden… Und ganz vielleicht kann Eden ihm auch helfen, seine innere Leere zu füllen…

Hurt me gently ist Band 2 der Wrecked-Reihe von Katie Weber. Für das Buch werden keine Vorkenntnisse benötigt, allerdings kommen die Hauptcharaktere aus Band 1 und den Folgebänden als Randfiguren vor. Es empfiehlt sich daher, die Reihe in der Reihenfolge zu lesen.

Schreibstil / Gestaltung

Auch das Cover von Hurt me gently ist wieder ein absoluter Hingucker. Dieses Mal ist das Cover in silberfarbener Glitzeroptik gehalten und passt somit wunderbar zu Band 1, hat jedoch auch etwas Eigenständiges an sich. Erneut gibt die Gestaltung keinen Hinweis auf den Inhalt, gibt mit der dunklen Farbwahl aber den Hinweis, dass einen hier keine rosarote Liebesgeschichte erwartet.

Die Geschichte wird chronologisch erzählt. Die beiden Protagonisten Grayson und Eden führen abwechselnd in der Ich-Perspektive durch die Geschichte. Die Kapitel werden durch jeweilige Überschrift mit dem Namen der erzählenden Person eingeleitet, wobei auch inhaltlich durch die unterschiedliche Art der beiden Charaktere schnell offensichtlich wird, wer erzählt. Denn beide Protagonisten haben eine eigenständige Persönlichkeit, die im Erzählstil wiederzufinden ist.

Auch bei Hurt me gently kann die Autorin wieder mit ihrem angenehmen, leichten Schreibstil überzeugen. Erneut habe ich das Buch in einem Zug durchgelesen. Das Buch ist für das New Adult Genre sprachlich passend, zudem wird bei dem männlichen Protagonisten erneut ein umfangreiches Konvolut an Flüchen und Kraftausdrücken präsentiert, allerdings etwas weniger als in Band 1 bei Kian. Auch in Band 2 zeigt sich Katie Weber gewohnt wortgewandt, dieses Mal jedoch deutlich emotionaler. Die wenigen Erotikszenen sind stets niveauvoll gehalten.

Mein Fazit

Stark begeistert von Love me Lordly habe ich direkt im Anschluss zu Hurt me gently gegriffen und das Buch an einem Abend direkt weginhaliert. Während ich erwartet hatte, eine dem Band 1 ähnliche Geschichte nur mit anderen Thematik vorzufinden, so war meine Überraschung wirklich groß. Denn die locker leichten Reibereien aus Band 1 sucht man in Band 2 vergebens. Der Fokus hier liegt auf einer emotionalen Geschichte und entsprechend behutsam verläuft Hurt me gently. Mit Grayson und Eden erhält man dieses Mal zwei komplexe Charaktere, die viel in ihrem Leben mitmachen mussten, Verlust erfahren haben und jetzt – jeder auf seine Art – hiermit leben müssen. Als beide aufeinandertreffen, entwickelt sich eine gefühlvolle Achterbahnfahrt, die mich mitgerissen und ergriffen hat.

Als der drogensüchtige Grayson sich eines Abends ans Steuer setzt und einen Unfall verursacht, ist es die süße Eden, die ihn rettet und bis ins Krankenhaus nicht von seiner Seite weicht. Hier ist es Grayson, der sie wiederum nicht mehr gehen lassen möchte, denn er sieht in ihr seinen Schutzengel und entwickelt zudem das Bedürfnis, sie zu schützen. Denn schon bald stellt er fest, dass Eden stumm ist. Langsam entwickelt sich die Geschichte zwischen den beiden, ein verzweifelter Kampf auf beiden Seiten, den jeweils anderen vor seinem persönlichen Abgrund zu retten. Denn mit der Zeit merkt Grayson eine Traurigkeit in Eden und realisiert, dass ihr etwas passiert sein muss, was sie ihre Stimme hat verlieren lassen. Und auch Eden realisiert, dass hinter Graysons Drogeneskapaden nicht nur ein reines Spaßverhalten verborgen liegt. Doch für beiden ist es schwer, ihre Dämonen hinter sich zu lassen, egal, wie sehr sie es wollen.

In diesem Buch sind die beiden Hauptcharaktere Eden und Grayson. Grayson hat bereits in Band 1 einen kurzen Auftritt gehabt und zeigte sich als relativ besonnen, seine Drogenthematik wurde aber bereits angesprochen. In diesem Buch erhalten wir Einblick in sein Inneres und stellen fest, dass sich hinter der harten Fassade ein sehr einsamer junger Mann verbirgt, der in seine Sucht flüchtet. Er und auch seine Freunde wissen, dass das nicht gut ist. Man spürt seinen Schmerz und seinen inneren Kampf, sich betäuben zu wollen, aber zugleich zu wissen, dass das nicht die Lösung seines Problems ist. Als er Eden kennenlernt, sieht er endlich zumindest ein kleines Licht. Doch im Verlauf der Story zeigt sich, dass Eden Lösung und Problem zugleich sein kann – denn seine Angst, wieder jemanden zu verlieren, sitzt so tief, dass er die Beziehung ungewollt torpediert. Grayson zeigt sich oft als sehr liebevoller Charakter, der sich viel um Eden und ihre Belange kümmert. Mit der Zeit findet er auch wieder Freude an Sachen, die er lange nicht gemacht hat. Und dann ist das Eden. Sie redet nicht mehr, irgendetwas blockiert sie innerlich. Sie möchte eigentlich reden, aber ihr Unterbewusstsein bestraft sie und hält sie davon ab. So oft möchte man ihr zurufen, sie kann es und sie wird es schaffen. So oft war ich verzweifelt und traurig, weil sie es nicht geschafft hat.

Hurt me gently ist eine wahre Achterbahnfahrt. Und das hat mir an dem Buch so sehr gefallen. Denn oftmals ist es so, dass das Problem erkannt und das Problem gelöst wird – auch wenn es unrealistisch ist. Mit Eden, die seit einem Jahr schweigt, und Grayson, der bereits länger verschiedene Drogen nimmt, hat man zwei schwerwiegende Probleme. Ich hatte Angst, dass hier einfach rüber gebügelt wird und beide mir nichts dir nichts wieder heil sind – absolut unrealistisch. Doch die Autorin hat sich nicht für diesen Weg entschieden. Sie lässt ihre Figuren immer wieder stolpern und fallen. Sie erlaubt beiden, auch frustriert zu sein, über sich selbst oder den jeweils anderen. Heilung ist kein gradliniger Prozess, sondern ein Auf und Ab. Und das wird hier sehr schön dargestellt. Ebenso fand ich es gelungen, dass professionelle Hilfe thematisiert wird. Denn wie oft hat man es in solchen Büchern, dass „liebe heilt alles“ als einzige Lösung präsentiert wird? Hier nicht und das macht das Buch für mich herrlich realistisch. Ich konnte und wollte mit Eden und Grayson mitleiden und mitfiebern, ob sie sich retten können.

Während ich bei Band 1 noch ein wenig das Störgefühl im zeitlichen Ablauf sah, konnte mich in dieser Hinsicht Band 2 deutlich zufriedener stimmen. In Band 1 umfasste die Story gerade einmal wenige Wochen, Band 2 hingegen umfasst zwar im Kern auch nur wenige Wochen, wird jedoch durch mehrere Zeitsprünge am Ende vorwärts getrieben und spricht hierbei die Charakterveränderungen über die Zeit an. Dadurch hatte man das Gefühl, dass den Charakteren Zeit gegeben wird, sich in ihre Umgebung und ihr „Schicksal“ zu fügen, ohne, dass es überrumpelt wirkt. Das hat mich vor allem aufgrund der Thematik um die Drogensucht und den doch recht langen Zeitraum um Edens Stummheit zufrieden gestimmt, da eine zu schnelle Lösung doch unglaubwürdig gewesen wäre. Denn nicht alles lässt sich in nur wenigen Tagen lösen.

Natürlich gibt es auch in diesem Buch wieder einige Sexszenen, allerdings für das Genre eher ungewöhnlich wenige und auch mit einer eher überschaubaren Länge. Die Szenen sind niveauvoll und nicht plump, sie passen gut in die Handlung. Kurzzeitig hatte ich Sorge, dass die Erotik genutzt wird, um die Beziehung der Protagonisten zu festigen und die eigentlichen Probleme einfach zu übergehen. Diese Befürchtung verlief sich jedoch relativ schnell.

Kleines Highlight war für mich, dass auch Alice und Kian wieder vorgekommen sind und der Leser erfahren hat, wie es mit ihnen weitergeht, ob sie noch zusammen sind und vor allem, wie Alice es mittlerweile geschafft hat, die Jungs um den Finger zu wickeln – Grayson hat sogar Angst vor ihr! Hierbei geraten die beiden aber nie so sehr in den Fokus, dass man von Eden und Grayson abgelenkt wird, man freut sich jedoch trotzdem, dass die beiden da sind und ihre Rolle haben. Für mich haben diese kleinen Auftritte das Buch einfach vollendens rund gemacht.

Am Ende des Buches gibt es noch eine sehr überraschende – und für mich echt nicht zu erwartende - Enthüllung, bei der ich sehr gespannt bin, ob und wie diese sich in den Folgebänden fortsetzen wird und welchen Einfluss sie auf die Jungs-Clique, Eden und die Beziehung zu Grayson haben wird.

Nach dem bereits starken Reihenauftakt Love me Lordly konnte mich die Autorin auch mit Hurt me gently überzeugen. Während mir bei Band 1 vor allem die Dynamik der beiden Charaktere gefallen hat, die sich auch gern mal kabbeln, ist es bei Band 2 die gefühlvolle Art, mit der diese Geschichte transportiert wird. Katie Weber erzählt hier eine emotionale Geschichte von Selbstbestrafung, Verzweiflung und Hoffnung. Eden und Grayson sind zwei gebrochene Charaktere, die sich gegenseitig zu retten versuchen und hierbei auch an ihre Grenzen kommen, stolpern dürfen. Das Buch ist so anders als sein Vorgänger und dennoch genauso stark. Für mich zeigt die Autorin hiermit, wie vielseitig talentiert sie ist – denn sie kann lustig, aber auch ernst. Ich bin gespannt, was uns in Band 3 erwartet, dieses Mal mit Easton.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise von der Autorin überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 24.06.2019

Wie man einen Badboy zähmt - oder auch nicht

Love me lordly
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„Ich war also tatsächlich das Aschenputtel, für das mich Paxton hielt. Nur hatte er keine Ahnung, wie tief das Loch war, in dem ich steckte. Nicht einmal Kristallschuhe und ein Prinz würden mich je aus ...

„Ich war also tatsächlich das Aschenputtel, für das mich Paxton hielt. Nur hatte er keine Ahnung, wie tief das Loch war, in dem ich steckte. Nicht einmal Kristallschuhe und ein Prinz würden mich je aus dieser Hölle befreien können.“ (Alice in Love me Lordly)

Worum geht’s?

Die 20-Jährige Alice hat es schwer im Leben. Mit mehreren Jobs muss sich sie über Wasser halten. Als sie eines Tages müde und abgeschlagen nach einer langen Schicht im Parkhaus mit ihrem Auto ausparkt, rammt sie versehentlich einen edlen Ferrari von Kians Stiefvater. Ohne Versicherung wird das ein teurer Spaß und Alice weiß nicht, wie sie das Geld aufbringen soll. Der 25-Jährige Kian, Playboy und Mistkerl, lebt nicht in Geldsorgen. Doch sein Stiefvater macht ihm das Leben schwer. Da kommt es ihm gerade recht, dass Alice in seiner Schuld steht. Denn Alice ist das genaue Gegenteil von ihm – unschuldig und lieb. Kurzerhand schlägt er ihr einen Deal vor: Sie soll seine Fakefreundin spielen und sein ramponiertes Image aufpolieren, das seinem Stiefvater ein Dorn im Auge ist. Aber schon bald müssen sich die beiden fragen, wie viel sie wirklich faken…

Love me lordly ist Band 1 der Wrecked-Reihe von Katie Weber. Jedes Buch der Wrecked-Reihe geht um einen anderen Hauptcharakter, die Charaktere der anderen Bücher kommen jedoch vor.

Schreibstil / Gestaltung

Hingucker-Alarm! Das Cover hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Glitzeroptik und Gold, mehr braucht man nicht, um ein Funkeln in meinen Augen zu erzeugen. Die Optik passt gut zum Buch, da Love me Lordly keine zuckersüße Kitsch-Lovestory ist. Die anderen Bücher der Reihe haben zudem eine ähnliche Optik, wodurch die Reihenzugehörigkeit klar erkennbar ist.

Die Geschichte wird chronologisch erzählt, abwechselnd aus der Sicht von Alice und Kian in der jeweiligen Ich-Perspektive. Hierdurch erhält man Einblicke in die jeweiligen Gedanken der Protagonisten. Die jeweiligen Kapitel verfügen über eine Überschrift mit dem Hinweis, wer erzählt. Allerdings erkennt man auch anhand der Erzählung direkt, wer erzählt, da beide eine eigenständige Art haben und diese gut transportiert wird.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und gut lesbar. Ich habe das Buch in einem Zug gelesen. Sprachlich liegt das Buch auf einem normalen Niveau für New Adult Bücher, die Sätze sind nicht sonderlich komplex und daher kommt man leicht durchs Buch. Allerdings konnte mich die Autorin mit ihrer Wortgewandtheit sehr überzeugen, da hier wirklich ein facettenreicher Wortschatz vorliegt. Das Buch verfügt über wenige, aber sehr niveauvolle Erotikszenen. Die Kapitel von Kian spulen zudem ein buntes Programm an Kraftausdrücken und Flüchen ab.

Mein Fazit

Love me Lordly ist mein erstes Buch der Autorin. Der Klappentext hat mich sehr angesprochen, denn es klang nach einer klassischen Geschichte um einen verwöhnten Schnösel, der sein Geld und seine Stellung durch eine Fakebeziehung retten möchte. Doch das Buch überraschte mich, denn mit der süßen, aber taffen Alice und dem ungehobelten Mistkerl Kian bringt Katie Weber zwei starke Protagonisten aufs Feld, die mich immer wieder zum Schmunzeln und zum Fluchen brachten.

Natürlich ist die Grundidee nicht neu. Alice zerkratzt das teure Auto, hat aber kein Geld zum Begleichen des Schadens. Kian, der eigentlich genug Geld hat, aber ein Mistkerl ist, nutzt diese Lage schamlos aus und verpflichtet sie für ein perfides Schauspiel, um seinen Stiefvater hinters Licht zu führen – und von seinen wahren Motiven abzulenken. Doch dann funkt das Leben dazwischen und beide müssen feststellen, dass sie sich gegenseitig falsch eingeschätzt haben. Der Weg zu dieser Erkenntnis ist steinig und die beiden überraschen sich gelegentlich auch. Schritt für Schritt hält Alice Kian den Spiegel vor, was für ein Mistkerl er eigentlich teilweise ist. Und Kian? Der ist verblüfft davon, dass dieses unschuldige Mädchen ihm widerspricht, denn das ist er nicht gewohnt. Doch auch Kian hat Alice viel zu bieten. Alice, die ihr Leben lang hart schuften musste für das, was sie Leben nennt, kann endlich einmal zur Ruhe kommen. Wäre da nur nicht ihr blödes Herz, was immer etwas zu schnell schlägt, wenn sie Kian sieht…

Alice und Kian. Absolute Gegensätze und trotzdem harmonieren sie hervorragend. Alice ist süß und hat in ihrem Leben jedoch schon einiges durchmachen müssen. Dennoch möchte sie weder Almosen noch Mitleid. Mit ihrer liebevollen Art ist sie von Anfang an sympathisch. Trotzdem ist sie keine niedliche Maus, die man einfach herumschupsen kann. Sie hält Kian gut in Schach, gibt ihm Konter und zeigt sich hierbei regelmäßig sehr weitsichtig. Hin und wieder zeigt sie aber auch gutgläubige Züge, die ihr am Ende auf die Füße fallen. Man kann ihr hierfür aber nicht böse sein, denn sie ist noch jung und es passt. Kian hingegen ist ein Antiheld. Mistkerl durch und durch, ungehobelt, unfreundlich, dazu ein Playboy, der gut herumkommt. Er wirkt verbittert und zeigt sich vor allem in der ersten Hälfte des Buchs als wütende Person. Doch hinter der Fassade versteckt sich ein junger Mann, der auch viel mitmachen musste und mit seiner Intelligenz die Firma seines Stiefvaters groß macht, ohne die Anerkennung dafür zu kriegen. Kian ist nicht gerade ein Gentleman, aber auch er hat lobenswerte Züge an sich, die sich im Buch immer wieder zeigen. Alice und Kian sind starke Persönlichkeiten, die gern auch mal Wortduelle ausfechten oder sich in – teils körperlichen – Machtspielchen gegenseitig in die Grenzen weisen. Und es hat Spaß gemacht, dies mitzuerleben. Es ist ein wenig ein Katz-und-Maus-Spiel. Und dann sind da noch Kians Freunde. Vier heiße Typen, alle genauso kaputt wie Kian, aber in anderer Hinsicht. Jeder hat ein Problem, bei dem einen sind es zum Beispiel Drogen, bei einem anderen ein Aggressionsproblem – auf jeden Fall genug Stoff, um vier starke Folgebände zu gestalten. Die Jungs präsentieren sich dabei allesamt nicht sonderlich sympathisch, ganz im Gegenteil. Und dennoch – oder gerade deshalb? – wecken sie großes Interesse und man möchte mehr über sie und ihre Probleme erfahren. Weitere Randcharaktere, etwa die großmütterliche Haushälterin Sophia, runden die Geschichte ab, bleiben aber zugleich eher oberflächlich und im Hintergrund.

Überrascht war ich, dass das Buch doch mit für New Adult eher unterdurchschnittlich wenigen Sexszenen daherkommt. Oftmals hat man das Gefühl, dass die Erotik das einzige ist, was die Protagonisten verbindet. Das hatte ich hier nicht. Ich gehöre zu den Leuten, die ausufernde Sexszenen in Büchern meist störend finden oder einfach plump und niveaulos. Katie Weber präsentiert allerdings eher kürzere und wohldosierte Szenen. Es gibt eine längere Sexszene, die für mich tatsächlich als eine der besten Sexszenen in Erinnerung bleiben wird. Denn hier knistert es gewaltig und die Spannung und Machtspielchen zwischen Kian und Alice sprangen mir aus dem Zeilen wirklich zum Greifen entgegen. Auf jeden Fall passen die Szenen gut ins Buch und unterstützen die Geschichte.

Einziges Manko, aber damit auch meckern auf hohem Niveau: Der zeitliche Ablauf. Denn die Story des Buches umfasst einen sehr kurzen Zeitraum, in dem sehr viel passiert. Der Zeitraum ist zwar nicht unglaubwürdig kurz, aber ein wenig mehr Zeit hätte der Beziehung sicher gutgetan, um stabiler zu wirken und die einzelnen Fäden etwas mehr zu entwirren. Auf der anderen Seite transportiert der kurze Zeitraum aber auch die Message, dass Alice wie ein Blitz in Kians Leben eingeschlagen ist – denn genauso knisternd wie ein Gewitter sind die beiden. Es sprühen die Funken und gelegentlich knallt es auch mal.

Love me Lordly ist ein sehr starker Reihenauftakt, welcher mich mit zwei tollen Protagonisten begeistern konnte, die durch einander und miteinander wachsen, ohne dabei ihre Persönlichkeit zu verlieren. Mit einigen witzigen Dialogen, jeder Menge Sticheleien von Kian und einer besonnenen, aber mutigen Alice hatte ich tolle Lesestunden und mit einem für mich so nicht unbedingt vorhersehbaren Ende freue ich mich bereits sehr auf Band 2, da mich die Geschichte um Grayson in diesem Buch bereits neugierig gemacht hat. Und ich hoffe sehr, Alice und Kian auch in den Folgebänden gelegentlich wiederzusehen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise von der Autorin überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 24.06.2019

gnadenlos, fesselnd und bedrückend

River of Violence
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„Er gibt und denkt, es wäre der Anfang. Ich nehme und weiß, das ist das Ende.“ (Harley über Will in River of Violence)

Worum geht’s?

Harley ist in einer Welt aufgewachsen, die von Drogen, Gewalt und ...

„Er gibt und denkt, es wäre der Anfang. Ich nehme und weiß, das ist das Ende.“ (Harley über Will in River of Violence)

Worum geht’s?

Harley ist in einer Welt aufgewachsen, die von Drogen, Gewalt und Angst beherrscht wird. Als Tochter von Duke McKenna, bekannter und gefürchteter Clanboss und Drogenbaron, besteht ihre Kindheit aus Waffen und Leichen. Schon jung wird sich darauf trainiert, nicht Daddys süßes Mädchen zu sein, sondern eine knallharte, taffe Frau zu werden, die den Clan übernehmen kann. Mit Anfang 20 ist es soweit. Doch Harley hat andere Pläne, denn diese Welt ist ihr zuwider und sie will raus, weg von all der Gewalt. Aber so einfach ist das alles nicht, denn für sie steht viel auf dem Spiel. Und so will sie dem Ganzen ein für alle Mal ein Ende setzen…

River of Violence ist ein Einzelband und in sich abgeschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das schlichte Cover in schwarz mit rot passt gut zum Buch. Es ist zurückhaltend, düster und unaufgeregt. Es passt insoweit gut zum Buch, da im Buch einiges an Blut fließt und die Geschichte an sich schon so nervenaufreibend ist, dass ein einfaches Cover die Botschaft mehr unterstreicht.

Das Buch wird durch Harley in der Ich-Perspektive erzählt. Die Autorin nutzt viele kurze Sätze, die Wortwahl ist erwachsen und teils sehr deftig. Es gibt zahlreiche Kraftausdrücke. Auch inhaltlich ist das Buch zielgruppentechnisch auf Erwachsene ausgerichtet. Es gibt keine Erotikszenen, aber zahlreiche Gewaltszenen. Die Autorin schildert hierbei anschaulich, aber nicht unbedingt detailliert, was geschieht. Dennoch entstehen im Kopf des Lesers eindeutig Bilder. Das Buch lässt sich gut lesen, ist teilweise aber auch eher anspruchsvoll.

Das Buch besteht aus zwei Erzählsträngen, die sich kapitelweise abwechseln. Der eine ist die Gegenwartshandlung der erwachsenen Harley, die einen Zeitraum von drei Tagen umfasst und chronologisch erzählt wird. Der zweite sind Rückblicke in Harleys Kindheit und Teenagerzeit, wo sie dem Leser einzelne Geschichten aus ihrem Leben erzählt. Die Rückblicke beginnen immer mit „ich war xx Jahre alt, als…“.

Mein Fazit

River of Violence ist ein Buch, bei dem ich mich entschuldigen muss. Es lag länger bei mir herum, da ich von einigen anderen Rezensionen abgeschreckt war und dachte, es würde mir nicht gefallen. Liebes Buch, es tut mir Leid. Wirklich, hätte ich dich doch nur früher gelesen. Denn du warst fantastisch!

Selten gibt es Bücher, die mich von der ersten Seite an so fesseln und in den Abgrund reißen können. River of Violence startet direkt mit der 8-Jährigen Harley, die mit ansehen darf, wie ihr Vater einen Konkurrenten auslöscht. Hier war mich schon klar: Dieses Buch wird sicher kein leichte Kost. Und das ist River of Violence wahrlich nicht. Man sollte sich bewusst sein, zu was man hier greift: Eine düstere, schonungs- und gnadenlose Geschichte um eine junge Frau, die über Jahre hinweg von ihrem Vater zu einer starken, tödlichen Führungspersönlichkeit ausgebildet wurde. In kapitelweisen Rückblicken in ihre Vergangenheit erfährt der Leser Stück für Stück, was Harley über sich ergehen lassen musste und was sich erleben musste, um zu dem zu werden, was sie jetzt ist. Gefangen zwischen Fassungslosigkeit, Mitleid und einer gewissen Bewunderung taucht man ein in eine Welt, die man so nicht kennt und sich wahrscheinlich auch nicht vorstellen kann. Eine Welt, die auf Drogen, Angst, Gewalt, Erpressung und Macht aufbaut, bei der die Leute getrieben sind von Rachegelüsten und Gier. River of Violence ist ein Buch voller Dunkelheit mit ganz wenig Licht. Atmosphärisch stark treibt das Buch einen immer wieder an die Grenzen der eigenen Vorstellung und testete ausgiebig die Toleranz des Lesers.

Hauptstrang des Buches ist ein Plan von Harley, die ausbrechen möchte aus dieser Welt, aber nicht kann. Denn einerseits ist dort die Erwartung ihres Vaters und des Clans, andererseits ist dort ihre „Nebenbeschäftigung“ – ein Frauenhaus, was bereits ihre Mutter aufgebaut hat und bei dem sie misshandelten und schutzlosen Frauen eine Zuflucht und Schutz bietet. Doch um die Rubys zu schützen, ist sie auf den Namen „McKenna“ angewiesen und teilweise auch auf die Kontakte ihres Vaters. Der wiederum erwartet, dass sie eine aktive Rolle im Clan spielt. Und so ist Harley permanente gefangen zwischen Wunsch und Realität, zwischen Hoffnung und Ernüchterung. Sie weiß, sie kann nicht ohne, aber sie will nicht mit. Daher reift ein Plan in ihr heran, wie sie dieses Dilemma beseitigen kann. Und Stück für Stück entfaltet sich ihr Plan. Der Leser erfährt ganz langsam, was sie tut, wieso sie es tut und was sie erreichen möchte. Ich habe mich permanent gefragt, ob es eine gute Idee ist, ob Harley es schaffen wird und ob es am Ende alle Bemühungen wert sein wird – vorausgesetzt, Harley überlebt überhaupt.

Obwohl das Buch durchaus als lang zu betiteln ist, habe ich mich nie gelangweilt gefühlt. Die Gegenwartshandlung entfaltet sich langsam, aber dafür eindrucksvoll und hat vor allem in der zweiten Hälfte des Buches doch ein recht hohes Tempo. Zudem gibt es hier die ein oder andere Überraschung. Garniert mit den beklemmenden Rückblenden in Harleys Vergangenheit, die teilweise wirklich erschreckend und bedrückend sind, entwickelt das Buch eine starke Dynamik und hat mich teilweise sprachlos zurückgelassen. Das Ende war zwar durchaus idealistisch, konnte mich aber dennoch überzeugen, weil es stimmig war und zum Buch und Harley passte. Tatsächlich war ich sogar etwas traurig, dass das Buch vorbei war. Ich hätte gern mehr von Harley gelesen und davon, wie es jetzt weitergeht. Ich kann jedoch auch verstehen, wenn man insbesondere das Ende dann doch etwas zu feministisch empfindet. Glaubwürdig finde ich aber vor allem, dass die Autorin Harley nicht verändert hat. Denn nach ihrer Vergangenheit und ihren Erlebnissen wäre eine 180-Grad-Wendung unlogisch.

Harley ist ein sehr interessanter Charakter und eine untypische Protagonistin. Ich war lange unentschlossen, ob ich sie mag oder nicht. Denn tatsächlich ändert sich die Sicht des Lesers auf sie regelmäßig. Es gibt Phasen, wo Harley einen mit ihrer beschützerischen Art bezaubert, etwa wenn es um die Belange der Rubys geht. Es gibt Phasen, wo Harley einen mit ihrer Skrupellosigkeit schockiert und einem einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt, nur um danach zu zeigen, dass sie doch anders gestrickt ist als ihr Vater. Harley ist nicht „die typische Mafiatochter“, die mit einige Bodyguards durch die Gegend fährt und shoppen geht. Harley braucht keine Bodyguards, sie hat sich selbst. Sie ist hochgradig tödlich, dabei aber nicht unrealistisch „overpowered“, sondern hin und wieder muss auch sie mal einstecken. Durch die Rückblicke versteht der Leser gut, wieso Harley so ist, wie sie ist und wieso sie in einem dauerhaften inneren Kampf zwischen Morden und Moral steht. Es gibt zahlreiche Nebencharaktere, etwa Harleys Vater, einige seiner Männer aus dem Clan, die Rubys, Harleys Freundin Brooke und Will, die einzige Person, die Harley regelmäßig durchschaut und wahrscheinlich Harleys größter Schwachpunkt. Man lernt die einzelnen Figuren allenfalls oberflächlich kennen, was mich nicht so sehr gestört hat, denn ihre Bedeutung und ihren Einfluss kann man dennoch schnell erfassen. Als absolut fantastisch möchte ich zudem Harleys Hündin Busy erwähnen. Sie spielt im Buch immer wieder eine Rolle, beschützt und tröstet Harley. Ich habe mich als über Kopf in diese Hündin verliebt, die so treu an der Seite ihres Mädchen steht, welches sie als Hundewelpe gerettet hat und nur von ihrer Hündin bedingungslos verteidigt wird.

Eine der größten Stärken des Buches war für mich der Erzählstil. Harley berichtet in einer relativ nüchternen Art, vor allem die Rückblicke mit teils schrecklichen Erlebnissen, erzählt sie gelassen. Das hat nichts mit Emotionslosigkeit ihrerseits zu tun, sondern zeigt die Früchte ihrer Erziehung: Nicht weinen, nicht trauern, keine Gefühle zeigen. Selten bröckelt ihre Fassade und wenn das passiert ist, tat sie mir sehr leid. Tess Sharpe ist ein hervorragender Spagat zwischen Angst vor und Angst um Harley gelungen.

River of Violence ist ein Buch für alle, die sich an eine dunkle Welt herantrauen, in der Gewalt an der Tagesordnung steht. Für alle, die eine starke junge Frau dabei begleiten möchten, in einer männerdominierten Welt zu überleben und aus ihrer Vorbestimmung auszubrechen. Das Buch ist schockierend und gnadenlos, aber wenn man sich darauf einlässt, fesselt es einen unfassbar. Zartbesaitete sollten jedoch die Finger von diesem Buch lassen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]