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Veröffentlicht am 15.09.2016

Deutsch-brasilianisches Familiengeheimnis

Die Lilie von Bela Vista
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Nach dem Tod ihrer Großtante Martha erhält Josie Zugang zu einem Bankschließfach. Dieses enthält ein altes Amethyst-Collier und ein Paar Ohrringe. Während ihr Lebensgefährte den Schmuck am liebsten schnellstmöglich ...

Nach dem Tod ihrer Großtante Martha erhält Josie Zugang zu einem Bankschließfach. Dieses enthält ein altes Amethyst-Collier und ein Paar Ohrringe. Während ihr Lebensgefährte den Schmuck am liebsten schnellstmöglich verkaufen möchte, um mit dem Geld endlich ein gemeinsames Eigenheim anzuzahlen, zögert Josie. Sie nimmt Kontakt zu einem Teil ihrer Familie auf, mit dem sie bisher nur wenig zu tun hatte. Ihre Verwandten führen einen Edelsteinhandel in Idar-Oberstein, wo Verarbeitung und Handel mit Edelsteinen eine lange Tradition haben. Sie wird herzlich aufgenommen und findet eine alte Freundin ihrer Tante. Diese beginnt, ihr die Geschichte von Marthas und Josies Vorfahrin Sophie zu erzählen, die das Familienunternehmen Mitte des 19. Jahrhunderts begründet hat. Sophies aufregende und erschütternde Lebensgeschichte rüttelt auch an Josies Weichenstellungen fürs Leben.

Ich lese sehr gerne Bücher, die eine Familiengeschichte auf mehreren Zeitebenen erzählen. Da ich schon „Die Glücksbäckerin von Long Island“ unglaublich gerne gelesen hatte, war klar, dass auch das neue Buch von Sylvia Lott auf meiner Wunschliste landet. Während das Cover eine heitere Geschichte verspricht, ist die Stimmung jedoch deutlich ernster und teilweise auch düsterer als im anderen Roman. Das ist keinesfalls negativ gemeint, man sollte sich nur vom Cover hier nicht täuschen lassen.

Sophies Lebensgeschichte ist hart und an vielen Stellen wirklich grausam. Als Leser rätselt man lange mit, wie aus dem lebensfrohen jungen Mädchen später einmal die knallharte und gefühltskalt wirkende Geschäftsfrau werden konnte. Ihre Geschichte breitet sich erst nach und nach vor dem Leser aus, immer mehr Puzzlestückchen kann man im Verlauf des Buches zusammensetzen, doch erst am Ende ergibt sich wirklich das ganze Bild.

Ich muss allerdings gestehen, dass ich mit Josie nicht so wirklich warmgeworden bin. Aber es geht mir oft so, dass ich bei derartiger Lektüre eine Vorliebe für eine der beiden Zeitebenen entwickele und die andere es dann schwer hat. So war es auch hier, ich wollte in erster Linie wissen, wie es mit Sophie weitergeht und die Passagen um Josie herum waren da schmückendes Beiwerk, für mich aber gar nicht so unbedingt nötig, auch wenn ich sie durchaus gerne zwischendurch gelesen habe.

Ich habe viel gelernt während der Lektüre, nicht nur über Brasilien, sondern vor allem über den deutsch-brasilianischen Edelsteinhandel, der damals begründet wurde. Die Autorin schildert hier in vielen Dingen historische Fakten, die mir so bisher überhaupt kein Begriff waren. Auch über Edelsteine an sich kann man hier so einiges lernen und ich betrachte Schmuck nun teilweise mit ganz anderen Augen.

Ich freue mich schon auf das nächste Buch der Autorin und bin sehr gespannt, was für einer Geschichte sie sich als nächstes annehmen wird!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die australischen Schwestern - in Australien und Deutschland

Die australischen Schwestern
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In "Die Australierin" hat Autorin Ulrike Renk die Lebensgeschichte der Emilia Lessing erzählt, einer jungen Frau aus guten Hamburger Verhältnissen, die den Kapitän Carl Gotthold Lessing geheiratet hat, ...

In "Die Australierin" hat Autorin Ulrike Renk die Lebensgeschichte der Emilia Lessing erzählt, einer jungen Frau aus guten Hamburger Verhältnissen, die den Kapitän Carl Gotthold Lessing geheiratet hat, mit ihm jahrelang um die Welt gereist ist, bevor sie sich in Australien niedergelassen haben.

Die Fortsetzung erzählt nun die Geschichte von drei Enkelinnen Emilias. Emilias Tochter Minnie stirbt bei der Geburt ihres fünften Kindes. Die Großeltern wollen die Kinder bei sich aufnehmen und sich um ihre Erziehung kümmern, da der Vater Rudolf te Kloot dazu nicht in der Lage ist und auch nicht das Interesse an seinen Kindern zu haben scheint. Doch er besteht darauf, dass Carola, die älteste Tochter, nach Deutschland geschickt wird, um dort bei wohlhabenden Verwandten aufzuwachsen. Mina und Elsa, sowie die beiden kleinen Brüder, dürfen bei den Großeltern bleiben. Dementsprechend unterschiedlich verläuft der weitere Lebensweg der Schwestern. Carola ist zunächst totunglücklich darüber, dass sie von ihren Geschwistern und der ganzen Familie getrennt und nach Deutschland zu ihr völlig fremden Verwandten geschickt wird. Der Kontakt zur Familie in Australien droht einzuschlafen, doch die Schwestern schreiben einander jahrelang weiter, ihre Verbindung reißt nie ganz ab.

Auch das Leben von Elsa und Mina in Australien ist spannend, geht es auch nicht nur um die beiden, sondern um die Familie als ganzes. Wir lernen hier weitere Familienmitglieder besser kennen, insbesondere die vielen Tanten, die zeigen, wie unterschiedlich das Leben von Emilias Kindern verlaufen ist. Allen gemeinsam ist jedoch der Familienzusammenhalt, der immer durchscheint und der bei allen Schwierigkeiten und Streitereien nie ernsthaft in Gefahr ist.

Besonders faszinierend an diesem Buch ist das Nachwort, in dem die Autorin beschreibt, wie die Geschichte der Familien Lessing und te Kloot zu ihr kam. Denn das Leben der drei Schwestern hat sich Ulrike Renk nicht ausgedacht, sondern aus Briefen und sonstigen Dokumenten und Hinterlassenschaften zusammengesetzt, die ihr die Familie zur Verfügung gestellt hat. Die Lücken hat sie gekonnt und unterhaltsam mit eigener Phantasie gefüllt, so sind nicht alle Figuren historisch belegt und manche Episoden auch komplett erfunden, aber die gelungene Mischung macht das Buch für mich zu einem ganz besonderen Leseerlebnis.

Am Ende ging es mir ein wenig zu schnell und schon war das Buch beendet, aber glücklicherweise soll es einen dritten Teil geben, so dass ich mich auf ein Wiedersehen freuen kann!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine starke Frau...

Die Rache der Duftnäherin
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Bremen, 14. Jahrhundert. Die Stadt hat mit den Nachwirkungen der Pest zu kämpfen, die Bevölkerung wurde dramatisch dezimiert. Nur zu gerne nimmt man daher Einwanderer aus Hoya auf und macht sie zu Bürgern. ...

Bremen, 14. Jahrhundert. Die Stadt hat mit den Nachwirkungen der Pest zu kämpfen, die Bevölkerung wurde dramatisch dezimiert. Nur zu gerne nimmt man daher Einwanderer aus Hoya auf und macht sie zu Bürgern. Doch die Hoyaer Grafen sehen diesen Verlust ihrer Leibeigenen nicht gerne und dementsprechend gibt es Kampf und Zwist.

Nur durch Zahlung einer immensen Summe können die Bremer eine Gruppe gefangengenommener Bürger wieder auslösen, doch nun steht die Stadt kurz vor dem Bankrott, ist man doch aus der Hanse ausgetreten und wollte das Glück auf eigene Faust versuchen.

Die "Duftnäherin" Anna von Goossen lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern im Haus des Großvaters Siegbert. Die von Goossens sind eines der reichsten Handelshäuser in Bremen und Großvater Siegbert hat auch großen politischen Einfluss. Man beschließt, die Handelssperre der Hanse zu umgehen und Geschäfte mit Brügge aufzunehmen. Zuerst scheint hier alles wunderbar zu verlaufen, doch dann geschieht etwas Schreckliches.

Und auch in Bremen selber passieren unheimliche Dinge. Menschen werden getötet und keiner weiß, wer dahintersteckt. Natürlich werden die Hoyaer verdächtigt, doch ist dieser naheliegende Verdacht wirklich richtig? Oder steckt vielmehr etwas ganz anderes hinter den Morden?

Das Buch ist die Fortsetzung von "Die Duftnäherin". Man kann diesen zweiten Band zwar ohne Vorkenntnisse lesen, doch einiges erschließt sich sicher besser, wenn man den Vorgänger kennt. Es sind eine ganze Reihe von Figuren, die der Leser sich merken muss und alle haben untereinander teilweise langjährigen Verbindungen und Beziehungen… ich rate daher dazu, die Bände in der chronologischen Reihenfolge zu lesen, man hat dann einfach mehr davon!

Aber auch so war es eine spannende und unterhaltsame Lektüre und ich werde Band 1 nun einfach demnächst einmal nachholen und mich ansonsten schon auf weitere Bücher von Autorin Caren Benedikt freuen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rasanter Endspurt!

Das Lied der Elfen
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Endspurt! Im dritten und letzten Teil der Weltenmagie-Reihe kämpfen Leána, Kayne und Rob ums Überleben und darum, irgendwie aus der verfluchten Welt Sharevyon zu entkommen, ohne den grausigen Mysharen ...

Endspurt! Im dritten und letzten Teil der Weltenmagie-Reihe kämpfen Leána, Kayne und Rob ums Überleben und darum, irgendwie aus der verfluchten Welt Sharevyon zu entkommen, ohne den grausigen Mysharen die Gelegenheit zu geben, ebenfalls ein Portal zu durchqueren. Dabei treffen sie auf unerwartete Verbündete, aber auch immer wieder neue Schwierigkeiten. Können die Mysharen überhaupt besiegt werden? Je mehr wir über sie erfahren, desto hoffnungsloser sieht die Lage aus.

Parallel hierzu spitzt sich die Situation in Albany zu. Der mysteriöse Bärtige und seine Anhänger machen weiterhin Jagd auf Nebelhexen und arbeiten am Sturz von Königin Kaya. Doch wer steckt hinter der Maske? Zwei Verdächtige haben sich im Lauf der Geschichte herauskristallisiert, ist es einer dieser beiden oder doch jemand ganz anderes? Wie kann man den Täter entlarven?

Wie immer spielen nicht nur die Protagonisten eine wichtige Rolle, auch die Nebenfiguren haben ihre Platz und sind teilweise entscheidend für den Fortlauf der Handlung. Auch ein Auftritt von Zwergenopa Horac darf natürlich nichts fehlen, sonst wird das sowieso alles nix!

Der zweite Teil ist noch nicht so lange her und dementsprechend schnell habe ich wieder in die Handlung hineingefunden. Die Figuren sind bekannt, neue Charaktere kommen kaum noch hinzu, es geht nun darum, die verschiedenen Handlungsfäden zusammenzuziehen und die offenen Fragen zu beantworten. Und das gelingt hervorragend.

Ich habe diesen Abschlussband als äußerst temporeich und spannend empfunden. Mehr als einmal lässt die Autorin uns Leser um Figuren zittern und bangen und schreckt dabei auch nicht davor zurück, liebgewonnene Charaktere sterben zu lassen. Die Spannung bleibt bis zum Ende hoch, die Frage nach der Identität des Bärtigen bis fast zum Schluss ungelöst.

Das Ende ist dann dennoch ein versöhnliches, es ist ein guter Abschluss, lässt aber auch Raum für eine eventuelle Rückkehr nach Albany, auch wenn hierzu momentan laut Autorin nichts geplant ist. Aber man weiß ja nie!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein bisschen Zauber im Leben

Die erstaunliche Wirkung von Glück
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Dorle ist zwar offiziell nicht die Concierge des Hauses, aber sie lebt in der Concierge-Wohnung im Souterrain. Dementsprechend wird sie von den Bewohnern als solche angesehen und behandelt. Und da Dorle ...

Dorle ist zwar offiziell nicht die Concierge des Hauses, aber sie lebt in der Concierge-Wohnung im Souterrain. Dementsprechend wird sie von den Bewohnern als solche angesehen und behandelt. Und da Dorle nur sehr schlecht Nein sagen kann, Putzen außerdem als beruhigende Beschäftigung empfindet und sich nicht gut gegen andere Menschen behaupten kann, erfüllt sie eben klaglos alle Aufgaben, die ihr so aufgeladen werden. Dabei scheint sie gar nicht zu bemerken, dass sie ausgenutzt und teilweise wirklich unverschämt behandelt wird.

Aber jemand anderem fällt dies auf: Frau Sonne im oberen Stockwerk macht es sich zur Aufgabe, Dorle aus ihrem Kellerdasein herauszuholen. Sie bittet Dorle, drei Monate lang ihre Wohnung zu hüten und bietet ihr dafür eine großzügige Bezahlung. Es gibt nur zwei Bedingungen, Dorle darf nicht in ihre Wohnung zurückgehen und sie muss die gelegentlich per Fax eintreffenden Aufträge von Frau Sonne erfüllen. Dorle sagt zu und eine spannende Entwicklung setzt ein.

Ich wusste zu Beginn überhaupt nicht, wohin mich dieses Buch führen wird. Die Hausbewohner haben mich von Anfang an furchtbar aufgeregt, genauso aber auch Dorle selbst, die sich so behandeln lässt und nicht einmal wirklich aufbegehrt. Im Verlauf des Buches wuchs mir Dorle aber immer mehr ans Herz, man erfuhr mehr über sie und konnte besser verstehen, warum sie so ist, wie sie ist.

Die Hausgemeinschaft ist ziemlich verrückt, auf ganz unterschiedliche Weise. Es gibt Bewohner, die waren bis zum Ende hin einfach nur grässliche Gestalten, andere entpuppten sich als gar nicht so schlimm und hatten doch das Herz am rechten Fleck.

Frau Sonne und ihre Mitarbeiterin Henriette Schräubchen bleiben dabei relativ mysteriös und schwer greifbar, auch darf man nicht alles, was hier geschieht, bis ins allerletzte Detail hinterfragen und nach logischen Erklärungen für alles suchen. Manches muss man einfach hinnehmen und auf sich wirken lassen.

Ein bisschen Zauber im Leben tut uns doch allen gut und so war das Buch wirklich eine zauberhafte Geschichte, die gleichzeitig aber auch an vielen Stellen zum Nachdenken anregt.