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Veröffentlicht am 19.01.2018

Tief beeindruckende Geschichte

Die Vergessenen
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Manolis Lefteris ist Besitzer eines Autohauses in München. Doch nebenbei erledigt er für einen guten alten Freund immer wieder auch andere Aufträge. Aktuell soll er einen Mann namens Chris beschatten, ...

Manolis Lefteris ist Besitzer eines Autohauses in München. Doch nebenbei erledigt er für einen guten alten Freund immer wieder auch andere Aufträge. Aktuell soll er einen Mann namens Chris beschatten, der seinerseits auf der Suche nach Unterlagen ist und ihm diese abnehmen, sobald er sie gefunden hat. Um was es geht und was in diesen Unterlagen steht, wird Manolis nicht gesagt und normalerweise fragt er auch nicht groß nach, denn er vertraut seinem Auftraggeber. Doch bald kommt ihm diese Geschichte merkwürdig vor. Alles scheint mit einer alten Frau zusammenzuhängen, Kathrin, der Tante von Chris. Und mit ihrer Vergangenheit. Auch ihre Nichte Vera beginnt, Nachforschungen anzustellen.

Den Inhalt zu beschreiben, fällt mir hier sehr schwer, denn das Buch ist äußerst vielschichtig und die Familienverhältnisse der Protagonisten muss man erst einmal durchschauen. Eigentlich sind es 3 Hauptfiguren, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird:

Zum einen Manolis, Sohn einer Deutschen und eines Griechen, Autohändler und Problemlöser, mit einem schrecklichen Familienschicksal, das sein Vater, ein griechischer Einwanderer, ihm schon in sehr jungen Jahren aufgebürdet hat und das Manolis somit schon sein Leben lang verfolgt.

Vera, die sich gefangen fühlt in ihrem Job als Redakteurin einer Frauenzeitschrift, obwohl sie doch eigentlich lieber wieder in ihr eigentliches Ressort, Politik und Geschichte, zurückwill. Aber der Stempel Lifestyle hängt ihr nun an und macht es ihr schwer. Als ihre Tante einen Schlaganfall hat, entdeckt sie in ihrer Wohnung ein Foto, das Kathrin in Krankenschwesterntracht vor einer Heilanstalt während der NS-Zeit zeigt. Warum hatte Kathrin diese Zeit nie erwähnt?

Die dritte Protagonistin ist ebendiese Kathrin, deren Geschichte in der Vergangenheit langsam aufgerollt wird. Hat sie sich an der Ermordung von behinderten und kranken Menschen während des Nationalsozialismus beteiligt?

Ellen Sandberg, alias Inge Löhnig, verknüpft hier mehrere Handlungsfäden und Schicksale aus Gegenwart und Vergangenheit miteinander. Zum einen geht es um Verbrechen der Wehrmacht in Griechenland, zum anderen um das Thema Euthanasie im Dritten Reich. Es geht um Rache, Gerechtigkeit, Schweigen und Aufarbeitung. Während sich in der ersten Hälfte des Buches erst so langsam die Zusammenhänge herauskristallisieren, gibt es in der zweiten Hälfte, als man eigentlich denkt, man hätte jetzt alles durchschaut, noch diverse Überraschungen, so dass die Geschichte bis zum Ende absolut fesselnd bleibt!

Beide Themen sind grausam und schockierend, der Umgang der Justiz mit ihnen frustrierend. Auch dies wird entsprechend thematisiert und spielt eine große Rolle, insbesondere für Manolis. Den fiktiven Geschichten hier im Buch liegen reale Ereignisse zugrunde, das macht es umso bedrückender. Ich habe schon viele Romane aus der NS Zeit gelesen, aber so tief hat mich schon lange keiner mehr berührt. Keine leichte Lektüre für nebenbei, aber wer bereit ist, sich auf diese düsteren Kapitel der Vergangenheit einzulassen, wird mit einer ungemein spannenden und tief beeindruckenden Geschichte belohnt, die zumindest bei mir noch lange nachhängen wird.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Kulturhistorische Schnitzeljagd

Die Farben der Erinnerung
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Als sie ein kleines Kind war, starben Gemmas Eltern bei einem schrecklichen Brand. Sie hat als Einzige überlebt und wuchs dann bei ihrer Großmutter auf. Das Trauma damals hat sie tief erschüttert und so ...

Als sie ein kleines Kind war, starben Gemmas Eltern bei einem schrecklichen Brand. Sie hat als Einzige überlebt und wuchs dann bei ihrer Großmutter auf. Das Trauma damals hat sie tief erschüttert und so bewahrt sie sich ihr seelisches Gleichgewicht auch heute nur mit einigen Marotten und vor allem einer Mauer um sich herum. Doch sie hat sich in ihrem Leben eingerichtet, liebt ihren Job und kommt so ganz gut zurecht.

Bis sie eines Tages mysteriöse anonyme Briefe erhält und dann ein merkwürdiges Schmuckstück. Schnell kommt ihr der Verdacht, dass dies etwas mit ihren Eltern, insbesondere ihm Vater zu tun haben muss und sie fängt an, Nachforschungen zu betreiben. Diese führen sie zunächst nach Oxford, wo sie den jungen und sympathischen, aber ebenfalls leicht exzentrischen Professor Sisley Ryland-Bancroft kennenlernt. Gemma steckt ihn mit ihrer Neugierde an und so machen sich die beiden nun zusammen auf eine kunsthistorische Schnitzeljagd um die halbe Welt – Dan Brown lässt grüßen!

Immer wieder eingestreut werden zwei weitere Handlungsebenen in der Vergangenheit. Ob und wie diese mit der Gegenwartshandlung um Gemma zusammenhängen, ergibt sich erst nach und nach, zumindest bei dem einen Handlungsstrang, bei dem anderen blieb die Verbindung für mich relativ vage und ich habe mich entsprechend schwergetan, diese Kapitel in den Gesamtkontext zu setzen, wenn ich sie auch davon losgelöst durchaus gerne gelesen habe, da es darin um zwei hochinteressante Personen geht, die auch real existiert haben.

Insgesamt war das Buch für mich als kleine Kunstbanausin eine ziemliche Herausforderung. Gemma und Sisley sind brillante Köpfe, die ganz erstaunliche Schlüsse ziehen und somit auf Ideen und Spuren kommen, die sich mir niemals erschlossen hätten. So blieb mir als Leserin nur, ihnen passiv staunend nachzueilen.

Die Motive und Auflösungen am Ende blieben für mich persönlich nur schwer nachvollziehbar und somit etwas unbefriedigend. Eine Figur, die sich eigentlich total in etwas verrannt hatte, gibt überraschend schnell auf, eine andere erklärt zwar ausführlich, was sie warum getan hat, aber es ist für mich einfach nicht schlüssig. Aber ich muss ja nicht immer alles verstehen, was Buchfiguren so tun oder nicht tun und als unbeteiligter Leser ist es ja auch immer einfacher, die logische Lösung zu sehen und sich dann zu wundern, warum die Charaktere da nicht draufgekommen sind.

Ich habe das Buch trotz meiner Kritikpunkte gerne gelesen, auch wenn es für mich diesmal leider kein Highlight war, freue ich mich schon jetzt auf das nächste Buch der Autorin!

Veröffentlicht am 08.01.2018

Aus einer guten Idee leider nichts gemacht

Das Auge von Licentia
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Licentia ist ein Dorf irgendwo in der Wildnis. Die Menschen leben hier wie im Mittelalter zusammen, von Errungenschaften moderner Technik ist weit und breit nichts zu sehen. Dass es eine andere Welt gibt, ...

Licentia ist ein Dorf irgendwo in der Wildnis. Die Menschen leben hier wie im Mittelalter zusammen, von Errungenschaften moderner Technik ist weit und breit nichts zu sehen. Dass es eine andere Welt gibt, wissen aber nur die „Ältesten“, die Generation Einwohner, die vor mehr als 10 Jahren frei entschieden hat, die normale Welt hinter sich zu lassen und nach Licentia zu gehen, um dort ein zwar einfaches, aber auch friedliches Leben zu führen. Der Preis für dieses Leben ist die Privatsphäre, denn Licentia ist eine TV-Show und das Dorfleben somit Unterhaltung für Millionen Zuschauer. Davon wissen die dort geborenen und aufgewachsenen Kinder nichts, für sie gibt es keine andere Welt. So auch für Jonata, die Protagonistin, die gerade 15 Jahre alt ist. Als sie eines Tages mit den Jungen des Dorfes auf die Jagd gehen darf, erlebt sie etwas Unerwartetes und ihr Leben verändert sich: Sie begegnet einem Jungen aus dem Dorf der sogenannten „Wolfsbanner“, die in Licentia als regelrechte Bestien verschrien sind. Doch Tristan scheint genauso ein Mensch zu sein wie sie selbst.

Die Idee des Buches erinnert an Filme wie „Die Truman Show“. Die Umsetzung ist nur leider deutlich schwächer, ich hatte mir mehr erwartet. Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Einblicke in die Gedanken der Macher der TV Sendung, aber es wird nie wirklich darauf eingegangen, dass hier mit Menschen Profit gemacht wird, die teilweise noch nicht einmal etwas davon wissen. Kritik an der Show schimmert höchstens indirekt durch, gerade bei einem Jugendbuch hätte ich mir eine kritischere Auseinandersetzung mit dem Thema „Quoten um jeden Preis“ und Voyeurismus erhofft.

Die Liebesgeschichte wirkt auf mich leider sehr hölzern und unrealistisch. Die plötzlich aufkommenden Gefühle zwischen Jonata und Tristan konnte ich an keiner Stelle nachvollziehen.

Auch der Konflikt der beiden Dörfer hat eine interessante Grundidee, das Thema Angst vor Fremdem und daraus folgende Abschottung, aber es wird meiner Meinung nach nicht ausreichend herausgearbeitet, sondern einfach so dahingestellt.

Zudem gibt es mehrere Logikfragen, die sich mir einfach nicht erschlossen haben. Vieles wird zu sehr vereinfacht dargestellt, auch und gerade in einem Jugendbuch kann man den LeserInnen durchaus etwas mehr Komplexität zumuten, denke ich.

Gegen Ende lösen sich dann auch alle Probleme mehr oder weniger von selbst in Luft auf, eine wichtige Frage allerdings bleibt offen und unbeantwortet und insgesamt lässt mich dieses Buch somit leider ziemlich unbefriedigt zurück. Das Ende bietet Raum für eine Fortsetzung, wobei mir nicht ganz klar ist, ob eine solche bereits geplant ist. In jedem Fall werde ich dann nicht weiterlesen.

Veröffentlicht am 02.01.2018

Für mich schwächer als die Vorgänger

Todesreigen
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Endlich sind Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder zurück! Sneijder ist nach den Vorkommnissen im letzten Band (Todesmärchen) suspendiert, aber Sabine ist weiterhin beim BKA. Die Schwester einer Kollegin ...

Endlich sind Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder zurück! Sneijder ist nach den Vorkommnissen im letzten Band (Todesmärchen) suspendiert, aber Sabine ist weiterhin beim BKA. Die Schwester einer Kollegin wurde tot aufgefunden und der Fall wird ihr übertragen. Ein Unfall oder doch Mord? Gleichzeitig begeht ein weiterer Kollege Selbstmord, mit diesem Fall wird Sabines Freundin und Kollegin Tina Martinelli betraut. Schnell stößt Sabine auf weitere Fälle, in denen zuerst ein Familienangehöriger stirbt und dann ein BKA Beamter – wo liegt der Zusammenhang zwischen all den Toten? Denn Zufall kann dies alles doch nicht sein?

Ich habe bisher alle Vorgängerbände gelesen und mich auf diesen neuen Teil sehr gefreut.
Grundsätzlich hat mich der neue, bereits vierte Fall von Sneijder und Nemez auch wieder durchaus spannend unterhalten, allerdings kommt er für mich von der Handlung her nicht ganz an die Vorgänger heran. Sneijder hält sich relativ lange aus den Ermittlungen heraus und Sabine und Tina stolpern eher unbeholfen durch den Fall – was nicht nur ihre Schuld ist, denn sie haben keine Ahnung, womit sie es zu tun haben und alle, die ihnen etwas dazu sagen könnten, halten sich aus verschiedensten Gründen zurück.

Dem Leser (oder Hörer) wird ein möglicher Täter samt Motiv recht früh präsentiert, aber dies geschieht so deutlich, dass es dem geübten Krimileser sehr schnell klar sein muss, dass genau derjenige es sicher nicht ist und sich alles in Wahrheit ganz anders darstellen muss.

Einige Szenen erscheinen mir doch sehr konstruiert, auch wenn letztlich alles irgendwie erklärt wird. Dennoch fehlt für mich an einigen Stellen dann die Glaubwürdigkeit des Geschehens doch zu sehr.

Gegen Ende gibt es noch eine zusätzliche kleine Wendung, auf die ich hätte verzichten können, das fand ich ziemlich überflüssig.
Zudem bin ich traurig, dass der Autor eine liebgewonnene Nebenfigur geopfert hat, hier hatte ich bis zum Schluss auf eine doch noch gute Wendung und Auflösung gehofft.

Insgesamt war ich ein klein wenig enttäuscht, aber ich freue mich dennoch schon wieder auf den nächsten Fall der beiden!

Für ungekürzte Hörbücher fehlt mir meist die Geduld, bei gekürzten stelle ich allerdings regelmäßig doch sehr auffällige kleine Brüche oder Sprünge vor, so war es auch hier. Nichts, was mich wirklich im Verständnis der Handlung beeinträchtigt hätte, aber eben doch so kurze „Häh?“-Momente. Und wenn mir das beim Hören auffällt, frage ich mich immer, ob das bei der Kürzung des Textes für die Hörbuchversion niemand merkt oder wenigstens der Sprecher beim Einlesen? Offensichtlich nicht oder es wird in Kauf genommen, das kann ich nicht beurteilen. Beim nächsten Band werde ich also wieder zum Buch greifen!

Veröffentlicht am 02.01.2018

Schönes Cover, der Inhalt kann nicht mithalten

Snow
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Memo an mich: du sollst keine Bücher nach dem Cover aussuchen! Immer wieder passiert mir das, manchmal entdecke ich so unerwartet tolle Bücher, aber eher öfter kann das Innere nicht mit dem Äußeren mithalten. ...

Memo an mich: du sollst keine Bücher nach dem Cover aussuchen! Immer wieder passiert mir das, manchmal entdecke ich so unerwartet tolle Bücher, aber eher öfter kann das Innere nicht mit dem Äußeren mithalten. So auch hier. Dabei ist das Cover gar nicht so außergewöhnlich toll, ein Mädchengesicht und Eisblumen, alles in frostigen Blautönen gehalten. Nichts Besonderes eigentlich, dennoch hatte es mich irgendwie angesprochen. Und auch die Buchbeschreibung klang nicht schlecht, beim Lesen stellte sich dann aber schnell Ernüchterung ein.

Snow sitzt seit Jahren in einer psychiatrischen Anstalt ein. Ab und an besucht ihre Mutter sie, ihr Vater hält sich eher fern. Es gibt eine recht coole Pflegerin und vor allem natürlich Bale, ebenfalls Patient der Klinik und Snow und ihn verbinden tiefe Gefühle. Die Klinik ist ihr Zuhause, darüber hinaus kennen sie kaum noch etwas von der Welt.

Eines Tages wird Bale entführt – und zwar verschwindet er durch einen Spiegel. Als ein mysteriöser junger Mann bei Snow auftaucht und ihr Hilfe verspricht, Bale wiederzufinden, zögert sie nicht lange und geht mit ihm. So gelangt sie nach Algid, einer anderen Welt. Hier herrscht der grausame Schneekönig Lazar – der zufällig Snows Vater ist. Und zufällig gibt es eine Prophezeiung, die besagt, dass Snow ihn stürzen könnte. Und auch wenn sie bisher keine Ahnung davon hatte, verfügt sie natürlich über phänomenale Kräfte, die sie nun einzusetzen lernen muss. Aber eigentlich will sie ja nur Bale retten!

Snow ist eine reichlich unsympathische Protagonistin und ich bin das ganze Buch über nicht mit ihr warmgeworden (sie ist ja auch die Schneeprinzessin, von daher nicht weiter verwunderlich). Nun ist es nicht so, dass ich Buchfiguren mögen muss, um ein Buch gut zu finden, aber ein Minimum an Verständnis sollte die Figur und ihre Gedanken und Handlungen bei mir schon erzeugen. Snow gelingt nichts davon, ich fand sie nur anstrengend, ignorant und langweilig. Sie stolpert völlig planlos durch Algid und gibt sich auch nicht wirklich Mühe, die neue Situation zu durchschauen. Dabei wird sie von verschiedenen Figuren immer weitergereicht. Ich hatte hier den Eindruck, dass die Autorin sehr viele Ideen hatte, die sie alle unbedingt in ihrer Geschichte unterbringen wollte. Das geht zu Lasten der Verständlichkeit und des roten Fadens. Die ganzen Wesen und Figuren bleiben somit blass und ohne Tiefe, obwohl gerade einige der Nebenfiguren durchaus Potential gehabt hätten. So gibt es auch nicht weniger als 3 junge Männer, die in der Geschichte und für Snow eine Rolle spielen. Gefühle kamen bei mir hier leider gar keine an, egal um wen es ging.

Ich hätte das Buch am liebsten abgebrochen, war aber doch neugierig und habe immer noch gehofft, dass es sich noch bessert – tat es aber nicht. Ich habe daher einige Abschnitte nur noch quergelesen, hatte aber dennoch nicht das Gefühl, dass ich dadurch weniger verstehe, die Welt und vor allem die Figuren und Handlung waren für mich einfach nicht gut ausgearbeitet und das Buch daher leider eine Enttäuschung.
Das Ende lässt auf eine Fortsetzung schließen, ich habe hier allerdings kein Interesse weiterzulesen.