Spannendes Kapitel der britischen Geschichte
Cambridge 5 - Zeit der VerräterDie englische Kleinstadt Cambridge ist den meisten von uns als berühmte Universitätsstadt bekannt. Weniger bewusst war zumindest mir, dass Cambridge auch ein Zentrum der Spionage war und ist. Der berühmteste ...
Die englische Kleinstadt Cambridge ist den meisten von uns als berühmte Universitätsstadt bekannt. Weniger bewusst war zumindest mir, dass Cambridge auch ein Zentrum der Spionage war und ist. Der berühmteste – oder berüchtigt, je nach Standpunkt – Spion dürfte Kim Philby gewesen sein, dessen Leben die Autorin hier nachspürt. Seine Geschichte bettet sie in eine zweischichtige Rahmenhandlung ein, indem sie die junge deutsche Studentin Wera in der Gegenwart ihre Dissertation über Philby schreiben lässt. Weras Doktorvater Hunt ist heute Professor in Cambridge, in den 70er Jahren hat er selbst hier studiert. So ergibt sich die dritte Zeit- und Handlungsebene des Buches. Alle drei Ebenen zusammen zeichnen ein spannendes und vielschichtiges Bild von Cambridge und der Spionage-Thematik im 20. Jahrhundert.
Mir persönlich hat dieses Buch sehr gut gefallen, auch wenn ich zu Beginn vielleicht noch etwas anderes erwartet hatte. Wer hier einen Spionage-Thriller voller Action erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Wer sich auf eine spannende, vielschichte Handlung in eher ruhigem Erzähltempo einlassen kann und mag, der wird gut unterhalten werden und dabei auch noch so einiges lernen können. Die verschiedenen Zeitebenen und natürlich vor allem die Verknüpfung der Gegenwart mit den Ereignissen aus den 70er Jahren bieten auch einigen Raum zum Miträtseln und Spekulieren. Geübte Krimileser werden hier zwar vielleicht schnell einen Verdacht haben, aber ob und wie sich dieser bestätigt, bleibt bis zum Ende hin offen und die Spannung somit erhalten. Die Geschichte von Kim Philby liest sich wie ein Roman, ist aber der wahre Kern der Geschichte und damit umso interessanter. Ich muss zugeben, mir waren weder er noch die titelgebenden „Cambridge 5“ vorher ein Begriff und ich bin froh, dass diese Wissenslücke nun auf so unterhaltsame Weise geschlossen wurde!