Eine tolle Märchenadaption, die in der zweiten Hälfte etwas oberflächlich bleibt
Cinderella ist totMeinung:
Märchenadaption sprechen mich ja immer wieder an, weshalb auch hier sofort meine Neugier geweckt wurde. Ich finde auch den Titel irgendwie total passend und ansprechend.
Und auch die Geschichte ...
Meinung:
Märchenadaption sprechen mich ja immer wieder an, weshalb auch hier sofort meine Neugier geweckt wurde. Ich finde auch den Titel irgendwie total passend und ansprechend.
Und auch die Geschichte selbst hat mich nicht enttäuscht. Sofort werden wir in die grausame Welt von Sophia geworfen, in der alle Mädchen und Frauen nichts zu sagen haben und deren Zweck es ist, ihrem Mann zu gehorchen und sich je nach seinen Bedürfnissen auch Schlagen zu lassen oder gar verstoßen zu werden. Begründet liegt dies alles im Märchen von Cinderella.
Sophia ist anders als die anderen. Sie möchte sich nicht nur nicht den abstrusen Gesetzen beugen, sondern ist auch noch in ihre beste Freundin verliebt. Dafür ist sie auch bereit, sich gegen den König aufzulehnen.
Ich mochte Sophia als Protagonistin sehr gern. Sie ist stark und steht trotz aller Widrigkeiten zu ihrer Meinung. Dabei schießt sie manchmal auch etwas übers Ziel hinaus und ist auch mal etwas blauäugig, aber durchaus realistisch dargestellt. Ich fand es schön, dass ihre Zuneigung zu Frauen, trotz der vorherrschenden Lage, nicht hochgespielt wird und auch die Liebesgeschichte an sich eher zart und unaufdringlich verläuft.
Als sie auf Constance trifft erhält sie Bestätigung darin, dass das Leben der Frauen in Lille nicht so weitergehen kann. Ich fand die Geschichte hinter Constance und die hier vertretene Wahrheit der Cinderella-Geschichte echt schön und mit einigen neuen und interessanten Elementen.
Im Anfangsteil ist das Tempo sehr hoch und der Plot sehr spannend gehalten. Auch auf emotionaler Ebene ist immer was geboten. Im Mittelteil wird das Tempo etwas gedrosselt und die Geschichte dreht sich ein bisschen im Kreis. Sophia und Constance versuchen hinter das Geheimnis des Königs zu kommen und einen Weg zu finden, ihn aufzuhalten und haben dabei etwas wenig Vorstellungskraft. Denn, die Hintergründe des ganzen kann sich der Leser schon sehr bald denken, während die Protagonistinnen noch lange im Trüben fischen. Ist zwar irgendwie verständlich, aber doch wäre da noch etwas mehr möglich gewesen.
Auch wenn mir die Geschichte wirklich gut gefallen hat, hat sie für mich doch nicht das ganze Potential genutzt und ist deshalb knapp an der Höchstbewertung vorbeigeschrammt. Sie blieb trotz allem etwas oberflächlich und hätte noch mehr Möglichkeiten zur Tiefe gehabt. So wird auch das Ende durchaus mit einem spannenden Showdown und einigen netten Wendungen über die Bühne gebracht und auch zu dem Danach gab es noch einige gute und versöhnliche Infos, aber auch hier wäre noch mehr möglich gewesen.
An sich hat mir der Schreibstil wirklich gut gefallen. Mitreißend, bildgewaltig und auch emotional. Nur der Humor kam bei mir nicht immer ganz so an, wie er wohl geplant war. Die Streitereien zwischen Constance und einer weiteren wichtigen Person, die erst im zweiten Drittel auftaucht, fand ich eher etwas nervig, statt lustig. Das habe ich in anderen Geschichten schon deutlich besser erlebt.
Fazit:
Eine richtig tolle Märchenadaption, die mich vor allem in der ersten Hälfte richtig gut unterhalten und mitgerissen hat. Ich mochte das hohe Erzähltempo, aber auch die starke Protagonistin und die andere Wahrheit des Cinderella-Märchens. Ab dem Mittelteil stockt das Tempo etwas, die Geschichte dreht sich ab und an im Kreis und bleibt teilweise hinter ihren Möglichkeiten zurück und zu oberflächlich. Der Showdown hat es wieder in sich, wobei manches vorhersehbar war, einiges hat mich aber doch auch überrascht und insgesamt bin ich zufrieden und hatte viel Spaß mit der Geschichte. Den Schreibstil fand ich sehr mitreißend und emotional, nur der Humor kam nicht immer ganz bei mir an. Somit reicht es leider nicht ganz für die vollen Sterne, aber gute 4 kann ich auf jeden Fall vergeben.