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Veröffentlicht am 17.11.2021

Schwierig zu lesen

Der Kolibri
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"Der Kolibri" von Sandro Veronesi ist ein Roman, mit dem ich mich etwas schwer getan habe. Es geht hier um die Familiengeschichte von dem Augenarzt Marco Carrera. Ich muss zugeben, er hatte sicher ein ...

"Der Kolibri" von Sandro Veronesi ist ein Roman, mit dem ich mich etwas schwer getan habe. Es geht hier um die Familiengeschichte von dem Augenarzt Marco Carrera. Ich muss zugeben, er hatte sicher ein sehr interessantes Leben mit vielen Schwierigkeiten und Mißerfolgen, aber die Art und Weise wie das hier erzählt wird, ist schwer zu fassen.
Die Lebensgeschichte von Carrera wird bis in kleinste Einzellheiten zerlegt und analysiert, teilweise auch auf amüsante Art und Weise. Allerdings geschieht das nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern in Rückblenden. Diese Rückblenden springen aber auch in der Zeit hin und her und werden dann noch von Briefen mit verschiedenen Absendern und Empfängern unterbrochen. Auf diese Weise fand ich es sehr mühsam und zäh mir diese Geschichte zusammenzusetzen und zu erschließen.
Die Schreibweise war innerhalb der einzelnen Abschnitte gut und bildhaft, aber mir fiel es mit jedem Wechsel schwer, mich wieder zu orientieren, mit wem ich grade wann unterwegs bin. Der Bogen hat sich schon geschlossen und der Roman machte auch Sinn, vielleicht hatte ich mir etwas leichteres, schwebenderes erwartet unter dem Titel.

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Veröffentlicht am 16.11.2021

Erschreckende Zukunft

Heimatsterben
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"Heimatsterben" von Sarah Höflich ist eine etwas ungewöhnliche Familiengeschichte. Hier sind Familientradition und Politik sehr eng verwoben und sie ist sehr spannend erzählt.
Tilde Ahrens hat als einzige ...

"Heimatsterben" von Sarah Höflich ist eine etwas ungewöhnliche Familiengeschichte. Hier sind Familientradition und Politik sehr eng verwoben und sie ist sehr spannend erzählt.
Tilde Ahrens hat als einzige ihrer Familie den zweiten Weltkrieg überlebt und jetzt sitzt ihre Enkelin Hannah an ihrem Totenbett. Sie weiß gar nicht, was für ein schweres Erbe sie da übernimmt, sich um die Familie zu kümmern.
Es ist eine große Familie, sehr schön, dass im Buch der Familienstammbaum mit abgebildet ist, und jeder hier hat seine Schwächen, Stärken und auch Geheimnisse. Politisch ist das Geschehen in der nahen Zukunft angesiedelt und es bildet sich eine Partei, die die Wahl gewinnen, den Kanzler stellen und Deutschland umkrempeln will. Hannah lässt sich überzeugen, sich mit in die Politik einbeziehen zu lassen. Sehr schnell wird ihr klar, dass hier etwas ganz falsch in die rechte Richtung abrutscht und sich das Geschehen schon ziemlich verselbständigt hat.
Es wird ein Deutschland beschrieben, das Angst einjagt, in dem man nicht leben möchte. Es wird eine Perspektive beschrieben, die nur sehr knapp neben der Realität läuft und da macht noch mehr Angst. Gleichzeitig wird beschrieben, auch in Rückblicken, wie Tilde ein Familienimperium aufbaute und wie dieses dann in seine Bestandteile zersplittert.
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, einziger Kritikpunkt, es ist sehr sachlich und kühl geschrieben, fast wie eine Abhandlung. Ich denke aber, das macht auch einen Teil der Eindrücklichkeit aus.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Spannend, aber nicht perfekt

Die Stadt der Seher
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"Die Stadt der Seher" ist ein spannender Fantasyroman von Christoph Hardebusch. Marco ist ein Straßenjunge und für ihn ist es eine große Ehre in den Orden der Seher aufgenommen zu werden. Das gibt ihm ...

"Die Stadt der Seher" ist ein spannender Fantasyroman von Christoph Hardebusch. Marco ist ein Straßenjunge und für ihn ist es eine große Ehre in den Orden der Seher aufgenommen zu werden. Das gibt ihm eine Zukunft und nimmt ihm den Hunger. Bei Aufträgen, die ihn in die Stadt führen lernt Marco Elena kennen und freundet sich mit ihr an. Bis auf ein seltsames Ritual im Orden, dass den Jungs regelmäßig ihre Kräfte raubt, ist Marcos Leben eindeutig gut.
Dann droht der Stadt ein Krieg und irgendwie gerät Marco mit Elena zwischen die Fronten. Bald weiß er gar nicht mehr, wem er wirklich vertrauen kann.
Das Hörbuch ist sehr gut gesprochen, eine angenehme Stimme mit passender Betonung, ich konnte der Handlung gut folgen.
Die Welt mit ihrer Magie und ihren Bewohnern ist von der Idee her gut angelegt, bietet sehr viel Potential, aber es wurden zuviele Handlungsstränge angelegt. Weniger und die dafür ausführlicher hätten der Geschichte sehr gut getan. Es wurde auch Spannung aufgebaut und viele Fragen tauchten für mich auf. Einige davon blieben dis zum Ende hin unbeantwortet. Die Figuren waren sympathisch, aber auch da gab es einige, die nach ausführlicher Beschreibung und Einführung nicht weiter beachtet wurden. Das fand ich etwas verwirrend.
Für mich war das eine gute Fantasygeschichte mit viel verschenktem Potential.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Besser spät als nie

Das geheime Leben des Albert Entwistle
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"Das geheime Leben des Albert Entwistle" von Matt Cain ist ein sehr angenehmer, ruhiger Roman. Albert ist Postbote und das ist schon so fast sein Leben, ansonsten hat er nur noch Gracie, seine Katze. Er ...

"Das geheime Leben des Albert Entwistle" von Matt Cain ist ein sehr angenehmer, ruhiger Roman. Albert ist Postbote und das ist schon so fast sein Leben, ansonsten hat er nur noch Gracie, seine Katze. Er versucht sein Leben so zu organisieren, dass er möglichst wenig Kontakte hat. Dann bekommt er die Pensionsmitteilung und seine Gracie stirbt, Albert beginnt sein Leben von Grund auf zu überdenken.
Er beginnt sich langsam an seine Kollegen und Nachbarn anzunähern, ja schließt sogar Freundschaften. Und er nimmt seinen ganzen Mut zusammen und beginnt nach der einzigen und großen Liebe seines Lebens zu suchen. Das letzte Mal, dass er ihn sah, ist fünfzig Jahre her.
Das alles ist hier ganz wunderbar und berührend erzählt, durch die sehr eigenwillige Art von Albert, auch durch einen großen Teil Humor. Es berührt sehr, zu sehen, wieviele Jahre seines Lebens er wegen dummer Vorurteile auf sein Glück verzichtet hat und macht aber auch Mut, dass es sich auch noch in diesem Alter lohnt, neue Wege zu suchen.
Albert ist ein so sympathischer Charakter, der seinen Mitmenschen soviel zu geben hat und der es nach und nach schafft aus seinem einsamen Leben einen erfüllten Alltag mit vielen Freunden zu schaffen.
Auch wenn das Buch so einige Klischees bedient und das Ende sehr vorhersehbar ist, ist es eine wunderbare Geschichte, die ich sehr gerne weiter empfehle.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Verloren im dunklen Wald

Waldeskälte
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"Waldeskälte" von Martin Krüger ist ein Thriller mit einer düsteren und kalten Grundstimmung.
Leutnant Valeria Ravelli wird von ihrer Vergangenheit eingeholt. In Eigersdorf in den Schweizer Alpen, das ...

"Waldeskälte" von Martin Krüger ist ein Thriller mit einer düsteren und kalten Grundstimmung.
Leutnant Valeria Ravelli wird von ihrer Vergangenheit eingeholt. In Eigersdorf in den Schweizer Alpen, das ist der Ort, in dem sie aufwuchs, verschwindet ein junges Mädchen. Obwohl sie wirklich nie mehr dahin zurückkehren wollte, fährt sie dahin und hilft bei den Ermittlungen. Denn sie ist "das Mädchen, das zurückkehrte". Vor 21 Jahren verschwanden nämlich gleich drei Mädchen und nur sie überlebte. Leider weiß sie nichts mehr.
Für Ravelli ist es nicht nur die erneute Jagd auf den Täter, sondern vielmehr ein Kampf mit ihrer eigenen Vergangenheit und den Erinnerungen, die sie daran hat. Sehr wichtig sind auch die Erinnerungen, die sie nicht hat.
Es wird hier eine sehr düstere und unheimliche Atmosphäre geschaffen, jeder scheint etwas zu verbergen zu haben, Mißtrauen überall, das kommt auch gut so rüber.
Mich hat ein wenig gestört, dass ich das Handeln von Ravelli oft nicht nachvollziehen konnte, sie ist eine Ermittlerin und macht sehr viele dumme Fehler. Auch menschlich bin ich mit ihrer Person nicht so ganz klargekommen, sie bleibt fremd und distanziert.
Die Auflösung präsentierte sich für mich nochmals als eine Überraschung, die aber noch einige Fragen ungeklärt lässt. Einiges ist für mich unschlüssig und offen geblieben, deshalb hat mich das Buch nicht voll überzeugt.

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