Grandioses Highlight
22 BahnenTilda führt ein streng durchgeplantes Leben, das aus Studium, Arbeit an der Supermarktkasse und der Betreuung ihrer kleinen Schwester Ida besteht. Sie lebt mit Ida und ihrer alkoholabhängigen Mutter in ...
Tilda führt ein streng durchgeplantes Leben, das aus Studium, Arbeit an der Supermarktkasse und der Betreuung ihrer kleinen Schwester Ida besteht. Sie lebt mit Ida und ihrer alkoholabhängigen Mutter in einem tristen Haus in der Fröhlichstraße einer Kleinstadt, die Tilda verabscheut. Ihre Freunde sind längst weggezogen, während Tilda zurückblieb, um sich um ihre Schwester zu kümmern und Verantwortung zu übernehmen. Doch plötzlich ergeben sich neue Möglichkeiten: Tilda erhält ein Jobangebot in Berlin, das ihr eine Zukunft in Freiheit verspricht. Gleichzeitig taucht Viktor auf, der große Bruder ihres früheren Freundes Ivan. Doch als Tilda beginnt zu glauben, dass sich alles zum Besseren wenden könnte, gerät die Situation zu Hause außer Kontrolle.
Ich bin super gut in die Geschichte reingekommen und hab mich sofort wohl an Tildas Seite gefühlt. Ich hab sie von Anfang an in mein Herz geschlossen, war mit ihr stark, hab mit ihr geweint, mich zusammen mit ihr um Ida gekümmert, Viktor kennengelernt und mich mit ihrer Mutter auseinandergesetzt. Tildas runder Charakter hat sich so unwahrscheinlich echt angefühlt, dass ich ihre Authentizität zu keiner Sekunde angezweifelt hab. Ich konnte all ihre Handlungen nachvollziehen und hab mich ein wenig wie ihre große Schwester gefühlt. Ich wollte sie in den Arm nehmen, ihr ihre Last von der Schulter nehmen und schlichtweg für sie da sein. Umso glücklicher war ich, als Viktor in ihr Leben getreten ist. Und auch wenn schon zu Beginn klar war, in welche Richtung das läuft, hat es mir unfassbar viel Freude bereitet, den gemeinsamen Weg der beiden zu gehen.
Auch Ida mocht ich total gern. Man merkte einfach auf jeder Seite, wie sehr auch sie in ihren jungen Jahren schon vom Alltag gezeichnet wurde und wie schnell sie gezwungen war, erwachsen zu werden. Auch wenn Tilda versucht hat, möglichst viel von ihr fernzuhalten.
Das Buch hat mich durch alle Emotionen geschickt, die man sich nur vorstellen kann. Ich war glücklich, verliebt, musste schmunzeln, wurde wütend, hatte Tränen der Trauer im Augenwinkel – es war einfach unfassbar stark.
Der Schreibstil ist ungeschönt und bringt in die sehr schweren Themen von Alkoholmissbrauch, Tod, Verlust, Vernachlässigung und vielem mehr eine unfassbare Leichtigkeit hinein.
Ich hab selten sowas Gutes wie 22 Bahnen gelesen und bin mir sicher, dass es mir noch lang im Kopf bleiben wird.