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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.11.2023

Highlight

Man vergisst nicht, wie man schwimmt
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Es ist der letzte Sommertag vor der Jahrtausendwende, der 31. August 1999. Die großen Ferien sind in vollem Gange und es herrscht eine unfassbare Hitze im Heimatdorf Bodenstein des 15-jährigen Pascals. ...

Es ist der letzte Sommertag vor der Jahrtausendwende, der 31. August 1999. Die großen Ferien sind in vollem Gange und es herrscht eine unfassbare Hitze im Heimatdorf Bodenstein des 15-jährigen Pascals. Eigentlich möchte er nur den Sommer im Skatepark, auf Parties von Oberstufler:innen und im Freibad mit den klassischen Freibadpommes genießen. Doch seit 5 Jahre kann Pascal den Sommer nicht mehr genießen, nicht mehr schwimmen, nicht mehr frei sein. Warum, behält er für sich. Ebenso warum ihn niemand Pascal, sondern alle nur Krüger nennen. Eines Tages kracht Jacky wie ein Komet in seine Welt. Jacky, das geheimnisvolle Mädchen aus dem Zirkus mit den roten buschigen Haaren und den wasserblauen Augen, die keine Angst vor nichts und niemandem zu haben scheint.

Die Geschichte wird aus Pascals aka Krügers Sicht beschrieben. Wir erhalten Einblicke in seine Gedanken- und Gefühlswelt und werden immer wieder mit kleinen Geschichten aus seinem Notizbuch verwebt, die uns Pascals Leidenschaft noch einmal näher bringt. Ich mochte die Auflockerung und die kreativen Geschichten, die er aufgrund von eben Geschehenem oder noch nicht Geschehenem geschrieben hat.

Allgemein waren die drei Protagonisten wirklich toll gezeichnet. Ich mochte sehr, dass ich sie jederzeit für authentische Teenager:innen gehalten und mich sofort in meine Vergangenheit zurückversetzt gefühlt habe. Der Witz, die Stumpfheit, das Aufdrehen, um mutiger zu erscheinen als man eigentlich war. Dazugehören wollen, Angst haben, Neues ausprobieren – es hat einfach Spaß gemacht, die drei zu begleiten und mit ihnen den letzten Sommertag zu erleben. Die Dynamik, die zwischen ihnen entstanden ist, vor allem als Jacky dazu gekommen ist, war einfach wirklich, wirklich gut.
Auch ein großes Herz für die alte Berger, die mir aufgrund ihrer kantigen Art sofort ans Herz gewachsen ist und von der ich am Ende gern noch ein wenig mehr gelesen hätte.

Ich mocht die Messages, die zwischen gefühlt jeder einzelnen Zeile mitschwangen. Die Entwicklung von den verschiedenen Teilen und die Zusammensetzung zu einem großen Ganzen eben dieses.
Der flüssige Schreibstil, der mir ein paar sehr kurzweilige Lesestunden beschert hat und der mich daran hinderte, das Buch aus der Hand legen zu wollen. Auch wenn mir das große Inferno ein wenig zu drüber gewesen ist, hat es doch irgendwie zu den Charakteren und deren Meta-Entwicklungsschub gepasst. Vor allem der Schlussteil hat mich noch ein wenig nachdenklich zurückgelassen, weil ich ihn nicht erwartet hätte, aber alles darin rundet für mich die Geschichte ab, ohne direkt konstruiert zu wirken.

Ich hab einfach Spaß gehabt und die Geschichte um Krüger, Viktor und Jacky unfassbar genossen.

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Veröffentlicht am 22.11.2023

Herzerwärmende Freundschaft

Am liebsten sitzen alle in der Küche
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Drei Wege, die sich kreuzen. Tille, eine alleinerziehende Mutter eines Sohnes, ist Ärztin. Yeliz, sehr erfolgreich in der Werbebranche mit Partner Morten aus Dänemark. Almut, frisch getrennte Hausfrau ...

Drei Wege, die sich kreuzen. Tille, eine alleinerziehende Mutter eines Sohnes, ist Ärztin. Yeliz, sehr erfolgreich in der Werbebranche mit Partner Morten aus Dänemark. Almut, frisch getrennte Hausfrau und Vierfachmutter, die sich in ihrem neuen Alltag zu behaupten versucht. Durch den Zufall verbunden, birgt die Freundschaft der drei Frauen so einige Überraschung.

In „Am liebsten sitzen alle in der Küche“ begleiten wir abwechselnd Tille, Almut und Yeliz, deren einzelne Erzählstränge sich langsam zu einem zusammenformen. Ich hab die drei wirklich gern begleitet und Einblicke in ihre Leben bekommen. Ich mochte die Kapitel, die mir die einzelnen Charaktere näher brachten genauso gern wie die, in denen die drei aufeinander trafen und man die Dynamik der Freunschaft gespürt hat.

Jede von ihnen war auf ihre Art und Weise besonders. Tille, die eher ungeschönt, manchmal ein wenig ruppig, eine harte Schale, aber einen sehr weichen Kern hat. Almut, die sich gerne kümmert, aber langsam merkt, dass sie sich selbst dabei ein wenig aus den Augen verloren hat. Yeliz, die sich in der Branche behaupten muss, sich für ein stärkeres Bild der Frau einsetzt und gerne eine Familie hätte und nicht sieht, dass sie bereits eine ganz kleine Familie hat. Ich mochte die drei wirklich, wirklich gern. Sie sind mir wahnsinnig schnell ans Herz gewachsen und waren so toll und authentisch beschrieben, dass ich zu keiner Sekunde ihre Existenz oder ihre Handlungen anzweifelte. Am liebsten wär ich mit ihnen in der Küche gesessen, hätte mit ihnen gelacht und mich mit ihnen auch wieder versöhnt.
Den Halt, den sich die drei zunächst unbekannten Frauen im Laufe der Zeit geben, fand ich einfach überwältigend.

Auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Auch wenn die Handlung nicht wirklich aufgeregt war und vermeintlich belanglose Dinge aus dem Alltag beschrieben wurden, war ich so gepackt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Ich war einfach gern Gast in Tilles, Yeliz und Almuts Leben.

Eine sehr kurzweilige Geschichte, die die Theman Freundschaft, Zusammenhalt, sich neu finden und allgemein das Leben auf ein ganz tolles Level bringen.

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Miträseln

Abgrund
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Clementine kann es noch immer nicht glauben: Ihre kleine Schwester ist tot. In einer wunderschönen und sternenklaren Nacht, soll sich Poppy von einer Klippe gestürzt haben. Die Untersuchungsergebnisse ...

Clementine kann es noch immer nicht glauben: Ihre kleine Schwester ist tot. In einer wunderschönen und sternenklaren Nacht, soll sich Poppy von einer Klippe gestürzt haben. Die Untersuchungsergebnisse der Ermittlungen lassen keinen Zweifel. Doch Clementine zweifelt. Ihre Schwester soll sich umgebracht haben? Niemals. Doch in besagter Nacht bekam Clementine einen Anruf, der ins Leere lief – von ihrer Schwester Poppy.
Während ihre Eltern gelähmt sind vor Schmerz, findet Clementine keine Ruhe und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Sie taucht ein in Poppys Leben und versucht herauszufinden, was in den letzten Monaten passiert ist. Denn sie ist sich sicher: Poppy hat sich nicht umgebracht. Sie wurde ermordet.

Ich hab die Geschichte um Clementine unwahrscheinlich gern gelesen. Clementine war so voller Selbstvorwürfe, Trauer, Schmerz und dem Willen, ihrer Schwester Gerechtigkeit zu schenken. Die Leute davon zu überzeugen, dass Poppy sich nicht das Leben nahm. Poppy wieder ins rechte Licht zu rücken. Auch wenn mir Clementine an sich nicht sonderlich sympathisch gewesen ist, war ich einfach komplett bei ihr. Ihre von Schmerz, Trauer und Ungläubigkeit getriebene Motivation war einfach mitreißend. Ich musste an ihrer Seite herausfinden, was mit Poppy passiert ist.

Und das tat ich. Und rätselte. Es wurden so viele falsche Fährten gelegt, dass ich kaum noch hinterher kam. Auf einmal waren jede:r und alle verdächtig. Manche Dinge zu offensichtlich und deswegen wieder verworfen, später wieder aufgenommen, weil sie eventuell doch wahrscheinlicher waren als zunächst angenommen. Ich kam aus dem Rätseln nicht mehr raus und hatte unwahrscheinlich Spaß daran, in Sackgassen zu laufen, falschen Menschen zu vertrauen und den richtigen zu misstrauen.

An sich zog sich die Geschichte an manchen Stellen schon sehr in die Länge, aber es machte dennoch Spaß. Besonders auch die Zerrissenheit zwischen Clementine und ihren Eltern, das zarte Band, das sich langsam wieder knüpfte, nur um dann zerrissen zu werden. Ehrliche Kommunikation ist einfach mal wieder der Schlüssel.

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, zum Miträseln einlädt und so voller Trauer ist, dass es einen teilweise zerreißt.

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Unglaubwürdig

Der Nachtwandler
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Klappentext: In seiner Jugend litt Leon Nader an Schlafstörungen. Als Schlafwandler wurde er während seiner nächtlichen Ausflüge sogar gewalttätig und deswegen psychiatrisch behandelt. Eigentlich glaubte ...

Klappentext: In seiner Jugend litt Leon Nader an Schlafstörungen. Als Schlafwandler wurde er während seiner nächtlichen Ausflüge sogar gewalttätig und deswegen psychiatrisch behandelt. Eigentlich glaubte er geheilt zu sein – doch eines Tages, Jahre später, verschwindet Leons Frau unter unerklärlichen Umständen aus der gemeinsamen Wohnung. Ist seine Krankheit etwa wieder ausgebrochen? Um zu erfahren, wie er sich im Schlaf verhält, befestigt Leon eine bewegungsaktive Kamera an seiner Stirn – und als er am nächsten Morgen das Video ansieht, macht er eine Entdeckung, die die Grenzen seiner Vorstellungskraft sprengt: Sein nächtliches Ich steigt durch eine ihm völlig unbekannte Tür hinab in die Dunkelheit …

Was stark startete, wurde sehr schnell artifiziell und driftete stark in einen konstuierten Fiebertraum ab, bei dem man nicht mehr weiß, was eigentlich gerade der Wirklichkeit entspricht und was lediglich Einbildung und Fiktion sind. Manchmal wünscht ich mir, dass dieser doch sehr gute Start einfach normal fortgeführt wird, ohne immer gleich ins Unrealistische abzubiegen, was mir leider jegliche Spaß am lesen nimmt.

Ohne zu spoilern: Ich frage mich oft, in welcher Welt Fitzeks Bücher eigentlich real sind. Ich bezweifle stark, dass Psychiater:innen ein solches Experiment irgendwo legal durchführen können, allein da litt meine Glaubwürdigkeit schon stark und mein Inneres machte dicht. Ich meine sogar behaupten zu können, dass das der am wenigsten nachvollziehbare Roman von Fitzek ist, den ich von ihm gelesen habe.

Nee, vielleicht werden er und ich auch einfach keine Freunde mehr und ich muss das langsam akzeptieren.

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Veröffentlicht am 20.11.2023

..., aber irgendwie mocht ich's

Zeiten der Langeweile
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Mila ist dreißig und entscheidet sich, offline zu gehen. Sie möchte nicht mehr gesehen werden, keine Spuren mehr im Internet hinterlassen und sich von all dem befreien, was online über sie existiert. Doch ...

Mila ist dreißig und entscheidet sich, offline zu gehen. Sie möchte nicht mehr gesehen werden, keine Spuren mehr im Internet hinterlassen und sich von all dem befreien, was online über sie existiert. Doch aus Abstinenz wird Einsamkeit.

Ich kann das Buch tatsächlich ganz schwer einordnen und wenn ich ehrlich bin, weiß ich auch gar nicht genau, wie bzw. ob ich es wirklich gut fand.

Mila ist eine Protagonistin, die uns viel an ihren gedanken teilhaben lässt, Ängste teilt und an deren Seite wir ihren Alltag bestreiten. Oft sind ihre Gedanken widersprüchlich, ebenso oft nicht nachvollziehbar. Man fragt sich ständig, ob sie nicht irgendetwas overthinkt, sich ein wenig zu sehr in etwas reinsteigert und warum sie manchmal handelt, wie sie handelt. Aber dennoch war ich gern an ihrer Seite. Erlebte fasziniert ihren Detox, den sie hin und wieder brach. Begleitete ihre Paranoia, die sich schnell aufbaute, aber auch immer mal wieder abflachte. Hörte ihren großen Monologen zu, die sie Freund:innen präsentierte. Aber irgendwie mocht ich all das. Ich mochte die Distanz, die zwischen uns herrschte, weil ich mich so nicht über die aufregen konnte, sondern meine Leselust überwog.

Ebenso mocht ich den Schreibstil. Er ist unaufgeregt, ungeschönt und sehr modern. Es hat einfach Spaß gemacht, Belanglosigkeiten zu verfolgen, den Alltag zusammen mit Mila neu zu entdecken und in eine Vergangenheit abzutauchen, die es so für uns nie gegeben hat.

Die Geschichte bescherte mir einfach ein paar gute Stunden, zog sich nicht endlos in die Länge und war wirklich angenehm zu lesen. Daher mocht ich's. Auch wenn mich meine Rezension das erste Mal selbst verwirrt: Ich mochte das Buch, wüsste aber auch nicht, für wen es genau gedacht ist.

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