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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2023

Too much

The Things we leave unfinished
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Georgia Stanton steht vor den Trümmern ihres bisherigen Lebens. Sie durchlebte gerade eine Scheidung und entschließt sich, sich erst einmal zurückzuziehen und macht sich auf die Reise in ihre Heimat Colorado. ...

Georgia Stanton steht vor den Trümmern ihres bisherigen Lebens. Sie durchlebte gerade eine Scheidung und entschließt sich, sich erst einmal zurückzuziehen und macht sich auf die Reise in ihre Heimat Colorado. Dort kümmert sie sich um den Nachlass ihrer Urgroßmutter und das halbfertige Manuskript, das diese zurückgelassen hat. Scarlett Stanton war eine sehr erfolgreiche Autorin von Liebesromanen. Doch ein einziges Buch liegt noch immer unvollendet in der Schublade und wurde nun an Georgia vermacht: ihre eigene Liebesgeschichte.
Noah Harrison befindet sich gerade auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Ein Traum geht für ihn in Erfüllung, als er von seinem Verlag die Chance bekommt, das letzte Manuskript seines Vorbildes zu vollenden: Scarlett Stantons unvollendetes Manuskript. Doch da hat er die Rechnung nicht mit Georgia gemacht, die mit Noahs Ideen ganz und gar nicht zufrieden ist. Zumindest bisher.

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Eine umfasst die Geschichte rund um Scarlett Standon, die ihren Mann im Zweiten Weltkrieg kennen und innig lieben lernt. Eingeleitet werden diese Kapitel jeweils mit einem Brief an Scarlett. Eine andere Perspektive befasst sich mit der Gegenwart, in der sowohl Scarletts Urenkelin Georgie Stanson als auch Noah Harrison zu Wort kommen. Die Perspektive greift teilweise ineinander und überschneidet sich. Schön fand ich hierbei, dass die Leser:innen auf diese Weise sowohl Noahs als auch Georgias Gedanken in bestimmten Situationen zu hören bekamen und das zarte Band, das die beiden knüpften, einfach noch intensiver zu erleben war.
Für mich waren teilweise jedoch ein paar Längen dabei. Vielleicht bin ich einfach zu emotionslos, aber an vielen Stellen war mir die Geschichte einfach einen Ticken too much.

Die Charaktere sind hauptsächlich wirklich schön rund und authentisch gezeichnet. Ich kam nur einfach mit Georgia nicht wirklich zurecht. Ich hab ihre starke Verbundenheit zu ihrer Urgroßmutter verstanden, aber in vielen Situationen reagierte sie mir einfach zu krass dafür, dass sie eine gestandene und erwachsene Frau ist.

Das Buch war eine nette Geschichte, die zwischen kurzweilig und langatmig jonglierte. Die vielen Zeitsprünge komplettierten zwar die Geschichte auf eine ganz besondere Art und Weise, waren mir aber an manchen Stellen einfach zu gewollt auf Zahnrad gemacht, das ineinander greift.

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Veröffentlicht am 27.11.2023

Übernatürliches Konstrukt

Schneewittchen schläft
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Auf dem Weg nach Hause gerät Gabe in den abendlichen Rush-Hour-Stau. Während er gedankenversunken vor sich hin starrt, fängt er den Blick des Mädchens im Auto vor sich auf. Dieses formt nur ein einziges ...

Auf dem Weg nach Hause gerät Gabe in den abendlichen Rush-Hour-Stau. Während er gedankenversunken vor sich hin starrt, fängt er den Blick des Mädchens im Auto vor sich auf. Dieses formt nur ein einziges Wort mit ihren stummen Lippen: »Daddy«. Doch ehe Gabe es sich versieht, ist der Wagen mit seiner fünfjährigen Tochter Izzy verschwunden.
Drei Jahre später verbringt Gabe Tag und Nacht mit der Suche nach seiner Tochter. Er fährt Rastplätze und Autobahnen ab, in der Hoffnung, seine Tochter auch nach dieser langen Zeit wieder in die Arme schließen zu können.
Auch Fran und ihre Tochter Alice sind auf den Straßen von England unterwegs. Jedoch nicht auf der Suche, sondern auf der Flucht. Denn Fran kennt die Wahrheit über Izzys verschwinden und weiß, in welcher Gefahr sie alle stecken.

Die Geschichte wird aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der Charaktere erzählt, meistens begleiten wir jedoch Gabe, Fran oder Katie. Was zunächst nach zusammenhangslosen Erzählsträngen aussieht, greift schnell ineinander und wird in einen gemeinsamen Strang geflochten.

Die Charaktere waren wirklich gut ausgearbeitet. Auch wenn ich viele Dinge nicht nachvollziehen konnte, mainly in Frans Strang, hatte ich dennoch das Gefühl, sie können mich allesamt in ihre Welt ziehen. Ich stutze ein paar Mal, weil viele Gedanken, Taten und Begebenheiten wirklich nicht immer logisch erschienen, aber dennoch hatte ich die meiste Zeit über eine wirklich kurzweilige Geschichte mit schrägen und manchmal übertriebenen, aber dennoch okayish authentischen Charakteren.

Der Schreibstil hat mir wie bei den Geschichten zuvor echt gut gefallen. Ich mag den flüssigen und ungeschönten Stil, der ohne viel Schnörkel auskommt und die Emotionen dennoch gut transportieren kann. Jedoch gab es dieses Mal ein paar Längen für mich, die leider nicht durch geschickte Wendungen aufgelöst wurden. Natürlich gab es ein paar „Oha!“-Momente, aber gerade gegen Ende fehlte für mich die logische und gut durchdachte Auflösung. Ich bin es gewöhnt, dass Tudor Elemente einbaut, die zunächst übernatürlich erscheinen, dann aber in den meisten Fällen wirklich gut und ohne die übernatürliche Komponente aufgelöst werden. Das war dieses Mal nicht der Fall, was alles andere einfach überschattete. Ich mochte die Idee der „Anderen“ wirklich, wirklich gern, aber dank der Szene im Krankenzimmer bin ich leider komplett ernüchtert und enttäuscht.

Alles in allem ist es nicht meine Lieblingsgeschichte von Tudor und ich hoffe, die nächste kann an die vorher von mir gelesenen anknüpfen.

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Highlight

Man vergisst nicht, wie man schwimmt
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Es ist der letzte Sommertag vor der Jahrtausendwende, der 31. August 1999. Die großen Ferien sind in vollem Gange und es herrscht eine unfassbare Hitze im Heimatdorf Bodenstein des 15-jährigen Pascals. ...

Es ist der letzte Sommertag vor der Jahrtausendwende, der 31. August 1999. Die großen Ferien sind in vollem Gange und es herrscht eine unfassbare Hitze im Heimatdorf Bodenstein des 15-jährigen Pascals. Eigentlich möchte er nur den Sommer im Skatepark, auf Parties von Oberstufler:innen und im Freibad mit den klassischen Freibadpommes genießen. Doch seit 5 Jahre kann Pascal den Sommer nicht mehr genießen, nicht mehr schwimmen, nicht mehr frei sein. Warum, behält er für sich. Ebenso warum ihn niemand Pascal, sondern alle nur Krüger nennen. Eines Tages kracht Jacky wie ein Komet in seine Welt. Jacky, das geheimnisvolle Mädchen aus dem Zirkus mit den roten buschigen Haaren und den wasserblauen Augen, die keine Angst vor nichts und niemandem zu haben scheint.

Die Geschichte wird aus Pascals aka Krügers Sicht beschrieben. Wir erhalten Einblicke in seine Gedanken- und Gefühlswelt und werden immer wieder mit kleinen Geschichten aus seinem Notizbuch verwebt, die uns Pascals Leidenschaft noch einmal näher bringt. Ich mochte die Auflockerung und die kreativen Geschichten, die er aufgrund von eben Geschehenem oder noch nicht Geschehenem geschrieben hat.

Allgemein waren die drei Protagonisten wirklich toll gezeichnet. Ich mochte sehr, dass ich sie jederzeit für authentische Teenager:innen gehalten und mich sofort in meine Vergangenheit zurückversetzt gefühlt habe. Der Witz, die Stumpfheit, das Aufdrehen, um mutiger zu erscheinen als man eigentlich war. Dazugehören wollen, Angst haben, Neues ausprobieren – es hat einfach Spaß gemacht, die drei zu begleiten und mit ihnen den letzten Sommertag zu erleben. Die Dynamik, die zwischen ihnen entstanden ist, vor allem als Jacky dazu gekommen ist, war einfach wirklich, wirklich gut.
Auch ein großes Herz für die alte Berger, die mir aufgrund ihrer kantigen Art sofort ans Herz gewachsen ist und von der ich am Ende gern noch ein wenig mehr gelesen hätte.

Ich mocht die Messages, die zwischen gefühlt jeder einzelnen Zeile mitschwangen. Die Entwicklung von den verschiedenen Teilen und die Zusammensetzung zu einem großen Ganzen eben dieses.
Der flüssige Schreibstil, der mir ein paar sehr kurzweilige Lesestunden beschert hat und der mich daran hinderte, das Buch aus der Hand legen zu wollen. Auch wenn mir das große Inferno ein wenig zu drüber gewesen ist, hat es doch irgendwie zu den Charakteren und deren Meta-Entwicklungsschub gepasst. Vor allem der Schlussteil hat mich noch ein wenig nachdenklich zurückgelassen, weil ich ihn nicht erwartet hätte, aber alles darin rundet für mich die Geschichte ab, ohne direkt konstruiert zu wirken.

Ich hab einfach Spaß gehabt und die Geschichte um Krüger, Viktor und Jacky unfassbar genossen.

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Veröffentlicht am 22.11.2023

Herzerwärmende Freundschaft

Am liebsten sitzen alle in der Küche
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Drei Wege, die sich kreuzen. Tille, eine alleinerziehende Mutter eines Sohnes, ist Ärztin. Yeliz, sehr erfolgreich in der Werbebranche mit Partner Morten aus Dänemark. Almut, frisch getrennte Hausfrau ...

Drei Wege, die sich kreuzen. Tille, eine alleinerziehende Mutter eines Sohnes, ist Ärztin. Yeliz, sehr erfolgreich in der Werbebranche mit Partner Morten aus Dänemark. Almut, frisch getrennte Hausfrau und Vierfachmutter, die sich in ihrem neuen Alltag zu behaupten versucht. Durch den Zufall verbunden, birgt die Freundschaft der drei Frauen so einige Überraschung.

In „Am liebsten sitzen alle in der Küche“ begleiten wir abwechselnd Tille, Almut und Yeliz, deren einzelne Erzählstränge sich langsam zu einem zusammenformen. Ich hab die drei wirklich gern begleitet und Einblicke in ihre Leben bekommen. Ich mochte die Kapitel, die mir die einzelnen Charaktere näher brachten genauso gern wie die, in denen die drei aufeinander trafen und man die Dynamik der Freunschaft gespürt hat.

Jede von ihnen war auf ihre Art und Weise besonders. Tille, die eher ungeschönt, manchmal ein wenig ruppig, eine harte Schale, aber einen sehr weichen Kern hat. Almut, die sich gerne kümmert, aber langsam merkt, dass sie sich selbst dabei ein wenig aus den Augen verloren hat. Yeliz, die sich in der Branche behaupten muss, sich für ein stärkeres Bild der Frau einsetzt und gerne eine Familie hätte und nicht sieht, dass sie bereits eine ganz kleine Familie hat. Ich mochte die drei wirklich, wirklich gern. Sie sind mir wahnsinnig schnell ans Herz gewachsen und waren so toll und authentisch beschrieben, dass ich zu keiner Sekunde ihre Existenz oder ihre Handlungen anzweifelte. Am liebsten wär ich mit ihnen in der Küche gesessen, hätte mit ihnen gelacht und mich mit ihnen auch wieder versöhnt.
Den Halt, den sich die drei zunächst unbekannten Frauen im Laufe der Zeit geben, fand ich einfach überwältigend.

Auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Auch wenn die Handlung nicht wirklich aufgeregt war und vermeintlich belanglose Dinge aus dem Alltag beschrieben wurden, war ich so gepackt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Ich war einfach gern Gast in Tilles, Yeliz und Almuts Leben.

Eine sehr kurzweilige Geschichte, die die Theman Freundschaft, Zusammenhalt, sich neu finden und allgemein das Leben auf ein ganz tolles Level bringen.

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Miträseln

Abgrund
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Clementine kann es noch immer nicht glauben: Ihre kleine Schwester ist tot. In einer wunderschönen und sternenklaren Nacht, soll sich Poppy von einer Klippe gestürzt haben. Die Untersuchungsergebnisse ...

Clementine kann es noch immer nicht glauben: Ihre kleine Schwester ist tot. In einer wunderschönen und sternenklaren Nacht, soll sich Poppy von einer Klippe gestürzt haben. Die Untersuchungsergebnisse der Ermittlungen lassen keinen Zweifel. Doch Clementine zweifelt. Ihre Schwester soll sich umgebracht haben? Niemals. Doch in besagter Nacht bekam Clementine einen Anruf, der ins Leere lief – von ihrer Schwester Poppy.
Während ihre Eltern gelähmt sind vor Schmerz, findet Clementine keine Ruhe und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Sie taucht ein in Poppys Leben und versucht herauszufinden, was in den letzten Monaten passiert ist. Denn sie ist sich sicher: Poppy hat sich nicht umgebracht. Sie wurde ermordet.

Ich hab die Geschichte um Clementine unwahrscheinlich gern gelesen. Clementine war so voller Selbstvorwürfe, Trauer, Schmerz und dem Willen, ihrer Schwester Gerechtigkeit zu schenken. Die Leute davon zu überzeugen, dass Poppy sich nicht das Leben nahm. Poppy wieder ins rechte Licht zu rücken. Auch wenn mir Clementine an sich nicht sonderlich sympathisch gewesen ist, war ich einfach komplett bei ihr. Ihre von Schmerz, Trauer und Ungläubigkeit getriebene Motivation war einfach mitreißend. Ich musste an ihrer Seite herausfinden, was mit Poppy passiert ist.

Und das tat ich. Und rätselte. Es wurden so viele falsche Fährten gelegt, dass ich kaum noch hinterher kam. Auf einmal waren jede:r und alle verdächtig. Manche Dinge zu offensichtlich und deswegen wieder verworfen, später wieder aufgenommen, weil sie eventuell doch wahrscheinlicher waren als zunächst angenommen. Ich kam aus dem Rätseln nicht mehr raus und hatte unwahrscheinlich Spaß daran, in Sackgassen zu laufen, falschen Menschen zu vertrauen und den richtigen zu misstrauen.

An sich zog sich die Geschichte an manchen Stellen schon sehr in die Länge, aber es machte dennoch Spaß. Besonders auch die Zerrissenheit zwischen Clementine und ihren Eltern, das zarte Band, das sich langsam wieder knüpfte, nur um dann zerrissen zu werden. Ehrliche Kommunikation ist einfach mal wieder der Schlüssel.

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, zum Miträseln einlädt und so voller Trauer ist, dass es einen teilweise zerreißt.

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