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Veröffentlicht am 23.04.2020

Die Tanzenden

Die Tanzenden
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Ganz Paris will sie sehen: Im berühmtesten Krankenhaus der Stadt, der Salpêtrière, sollen Louise und Eugénie in dieser Ballnacht glänzen. Ob die Hysterikerinnen nicht gefährlich seien, raunt sich die versammelte ...

Ganz Paris will sie sehen: Im berühmtesten Krankenhaus der Stadt, der Salpêtrière, sollen Louise und Eugénie in dieser Ballnacht glänzen. Ob die Hysterikerinnen nicht gefährlich seien, raunt sich die versammelte Hautevolee zu und bewundert ihre Schönheit gerade dann, wenn sie die Kontrolle verlieren. Für Louise und Eugénie aber steht an diesem Abend alles auf dem Spiel: Sie wollen aus ihrer Rolle ausbrechen, wollen ganz normale Frauen sein, wollen auf dem Boulevard Saint-Germain sitzen und ein Buch lesen dürfen, denken und träumen und lieben dürfen wie die Männer.
Mit verblüffender Lebendigkeit erzählt Victoria Mas in »Die Tanzenden« vom Aufbruch derer, die sich nicht zufriedengeben, von berührender Solidarität und unbeirrbarem Mut.

Victoria Mas Schreibstil ist flüssig und bildgewaltig. Man fühlt sich beim Lesen direkt in die Handlung versetzt und kann dieser problemlos bis zum Ende folgen. Mich konnte das Buch von der ersten Seite an fesseln und ich habe es daher binnen kürzester Zeit beendet. Besonders gut gefällt mir, dass die Autorin das bedrückende Thema locker, teilweise sogar humorvoll beschreibt aber nicht ins Lächerliche zieht und es ernst nimmt. Dennoch bin ich mit der Umsetzung des Themas Psychiatrie nicht ganz zufrieden, da mir hier einfach zu viel Potenzial verloren ging (aber dies könnte auch an meinem beruflichen Hintergrund liegen). Da ich mich selbst viel mit der Psychiatrie im 19 Jahrhundert und den damaligen Methoden beschäftigt habe, fand ich diesen Roman zu positiv. Mir hat die Kritik an den damaligen Behandlungsmethoden gefehlt. Das Gesamtbild der Psychiatrie erschien mir insgesamt zu positiv und hat meine Erwartungen an den Roman daher leider nicht ganz erfüllt. Ganz im Gegenteil hatte ich beim Lesen oftmals den Eindruck, dass die unmenschlichen Behandlungsmethoden klein geredet oder gar übersehen wurden, ich hatte hin und wieder sogar den Eindruck, dass es ja gar nicht schlimm war zur damaligen Zeit in die Psychiatrie eingewiesen zu werden.

Die Protagonisten sind allesamt interessant und hätten sehr viel Potenzial, aber leider waren sie für mich oftmals nicht gut genug ausgearbeitet. Gerade Therese fand ich etwas fehl am Platz. Therese kann Geister sehen und mit ihnen in Kontakt treten. Meiner Meinung nach ist sie zwar ein gutes Beispiel für eine psychisch kranke Frau, aber zum Darstellen, dass gesunde Frauen zu Unrecht in der Psychiatrie festgehalten und dort unmenschlich behandelt werden, ist sie nicht geeignet. Aber auch die Hauptprotagonistin Louise hätte bezüglich der im Klappentext angekündigten Themen Mut und Solidarität deutlich mehr Potenzial gehabt. Sie blieb mir insgesamt leider etwas zu blass und zu wenig ausgearbeitet.

FAZIT:
Da ich selbst mit psychisch kranken Menschen arbeite und im Studium viel über die historische Entwicklung der Psychiatrie gelernt habe, war ich richtig gespannt auf „Die Tanzenden“ und die Umsetzung eines wirklich wichtigen Themas mit viel Potenzial. Leider konnte mich die Umsetzung nur bedingt begeistern, da allen voran die Protagonisten nicht facettenreich genug waren. Daher vergebe ich 3 Sterne!

Veröffentlicht am 22.04.2020

Vanitas- Grau wie Asche

VANITAS - Grau wie Asche
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Carolins Flucht verschlägt sie wieder nach Wien, wo sie sich in Sicherheit wiegt. Allerdings gehen am Zentralfriedhof seltsame Dinge vor sich: denn es werden mehrere Gräber geschändet. Eines Tages wird ...

Carolins Flucht verschlägt sie wieder nach Wien, wo sie sich in Sicherheit wiegt. Allerdings gehen am Zentralfriedhof seltsame Dinge vor sich: denn es werden mehrere Gräber geschändet. Eines Tages wird eine Leiche gefunden, welche die Ermittlungen der Polizei erfordert und somit auch das öffentliche Interesse auf sich zieht. Als dann auch noch ein Mann mehrmals den Blumenladen besucht, erhärtet sich in Carolin der Verdacht, dass dieser hinter ihr her ist.

Ursula Poznanskis Schreibstil ist flüssig und fesselnd. Bereits im Prolog konnte mich die Autorin in den Bann der Handlung ziehen und mitreißen. Die Autorin baut schnell Spannung auf und steigert diese im ersten Teil des Buches immer weiter, weshalb man das Buch kaum zur Seite legen kann. Leider gibt es im Mittelteil allerdings einige langatmige Szenen und diese wirken zudem immer wieder etwas konstruiert, weshalb hier die Spannung deutlich abflacht. Aber im letzten Teil des Buches findet Ursula Poznanski zu ihrer Stärke zurück und überzeugt erneut durch hohe Spannung und viele unerwartete Wendungen. Die Auflösung kam für mich komplett unerwartet aber glaubwürdig und ich hoffe auf einen weiteren Band rund um Carolin.

Die einzelnen Protagonisten sind sehr interessant, obwohl ihr Handeln oftmals nicht sonderlich authentisch wirkt. Gerade Carolin konnte mich anfangs nicht so sehr überzeugen, wie dies im ersten Teil der Fall war. Mit zunehmender Handlung wurde sie mir allerdings wieder sehr sympathisch, auch wenn ihre Vorgehensweisen teilweise alles andere als nachvollziehbar waren. Dennoch habe ich die Handlung gerne und gebannt verfolgt.

FAZIT:
„Vanitas- Grau wie Asche“ ist eine gelungene Fortsetzung, bei welcher vor allem der spannende Schlussteil überzeugt. Da es im Mittelteil einige Längen gab und auch Carolin diesmal nicht ganz überzeugen konnte, vergebe ich 4 Sterne!

Veröffentlicht am 22.04.2020

Milchmann

Milchmann
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Die Hauptprotagonistin ist eine junge Frau, welche hohen gesellschaftlichen Erwartungen ausgesetzt ist. Als sie ungewollt die Aufmerksamkeit eines deutlich älteren Mannes auf sich zieht, erweckt sie auch ...

Die Hauptprotagonistin ist eine junge Frau, welche hohen gesellschaftlichen Erwartungen ausgesetzt ist. Als sie ungewollt die Aufmerksamkeit eines deutlich älteren Mannes auf sich zieht, erweckt sie auch das Interesse ihrer Mitbürger, was sie auf jeden Fall verhindern wollte.

Anna Burns Roman verbindet eine starke junge Hauptprotagonistin mit historischen Hintergründen und Gesellschaftskritik. Der Schreibstil ist sehr ungewöhnlich und ich hatte über weite Strecken Schwierigkeiten mit Anna Burns Art zu schreiben zu Recht zu kommen, obwohl mich die inneren Kämpfe der namenslosen Hauptprotagonistin sehr fasziniert haben. Ich empfand den Schreibstil als anstrengend aber dennoch berührend und aufrüttelnd. Dieser Roman ist äußerst intelligent verfasst und behandelt dabei viele aktuelle Themen, welche oftmals gesellschaftskritisch verpackt sind.

Die einzelnen Protagonisten, allen voran die Hauptprotagonistin, sind äußerst facettenreich und vielschichtig, wodurch sie unglaublich authentisch wirken. Vor allem die Gedankenwelt und Emotionen der Hauptprotagonistin werden unglaublich authentisch transportiert, wodurch einen die Handlung sowohl fesselt und aufwühlt als auch berührt und zum Nachdenken anregt. Mich konnte die Hauptprotagonistin restlos überzeugen. Es handelt sich um eine kritische, kluge und vor allem mutige junge Frau, welche durch zahlreiche Außenerwartungen nicht in der Lage ist ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Der innere Monolog zeigt den gesellschaftlichen Druck und den Wunsch diesem nicht nachzugeben sehr deutlich und in seiner gesamten Ambivalenz auf.

FAZIT:
„Milchmann“ ist ein äußerst anstrengender Roman, der eine gewisse Zeit braucht, bis man ihn gelesen hat. Da er allerdings sehr emotional und aufrüttelnd ist sowie zum Nachdenken anregt, lohnt es sich dennoch das Buch zu lesen. Daher vergebe ich 4 Sterne!

Veröffentlicht am 21.04.2020

Die Lüge

Die Lüge
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Lund, Schweden: Adam, Ulrika und Stella sind eine ganz normale Familie. Adam ist Pfarrer, Ulrika Anwältin und Stella ihre rebellierende Tochter. Kurz nach ihrem 19. Geburtstag wird ein Mann erstochen aufgefunden ...

Lund, Schweden: Adam, Ulrika und Stella sind eine ganz normale Familie. Adam ist Pfarrer, Ulrika Anwältin und Stella ihre rebellierende Tochter. Kurz nach ihrem 19. Geburtstag wird ein Mann erstochen aufgefunden und Stella als Mordverdächtige verhaftet. Doch woher hätte sie den undurchsichtigen und wesentlich älteren Geschäftsmann kennen sollen und vor allem, welche Gründe könnte sie gehabt haben, ihn zu töten? Jetzt müssen Adam und Ulrika sich fragen, wie gut sie ihr eigenes Kind wirklich kennen – und wie weit sie gehen würden, um es zu schützen

Mattias Edvardssons Art zu Schreiben ist sehr nüchtern und beschreibend, aber dennoch zieht einen Handlung in ihren Bann und auch die Emotionen sind spürbar. Dieses Buch ist kein typischer Kriminalroman. Das Buch lebt von den Figuren und den Geheimnissen sowie dem Verwirrspiel, welches den Leser bis zum Ende des Buches und auch darüber hinaus an der Wahrheit zweifeln lässt.

Das Buch wird aus drei Perspektiven erzählt, wodurch die Handlung anfangs sehr subjektiv wirkt. Als Leser hat man die Aufgabe die Objektivität des Erzählten zu beurteilen und beginnt dadurch immer mehr Szenen in Frage zu stellen und zweifelt an jeder neuen Offenbarung. Bei den einzelnen Perspektiven gefällt mir besonders gut, dass auch alltägliche Situationen darin Platz finden, allerdings sind diese Ausführungen leider immer wieder etwas langatmig. Dennoch hat mich die Suche nach der Wahrheit gefesselt und in den Bann der Handlung gezogen.

FAZIT:
„Die Lüge“ ist alles andere als ein typischer Kriminalroman. Als Leser zweifelt man bis zum Schluss und darüber hinaus am Wahrheitsgehalt der einzelnen Perspektiven. Dieses Verwirrspiel ist unglaublich gut gemacht. Da es leider auch ein paar langatmige Szenen gibt, vergebe ich 4 Sterne!

Veröffentlicht am 21.04.2020

Das Modehaus

Das Modehaus - Töchter der Freiheit
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Die goldenen Zwanziger, spektakuläre Modekollektionen und … Coco Chanel. Fanny hat genug von der altbackenen Mode im familieneigenen Imperium und will in Paris als Modeschöpferin durchstarten. Am Ende ...

Die goldenen Zwanziger, spektakuläre Modekollektionen und … Coco Chanel. Fanny hat genug von der altbackenen Mode im familieneigenen Imperium und will in Paris als Modeschöpferin durchstarten. Am Ende hat sie nur als Mannequin Erfolg, und auch dieser glitzernde Traum zerplatzt. 1946 kämpft Tochter Lisbeth im zerbombten Frankfurt ums nackte Überleben – und um das Modehaus ihrer Vorfahren. Erfindungsreich führt sie es in eine neue Zeit, zahlt dafür jedoch einen hohen Preis. 1971 ist Rieke die Liebe wichtiger als das Geschäft. Doch dann steht das Familienunternehmen vor dem Bankrott – und sie vor einer folgenschweren Entscheidung .

Julia Kröhns Roman verspricht eine interessante und zum Teil berührende Familiensaga, welcher sich über drei Generationen und Zeitebenen erstreckt. Leider ist die Umsetzung dieser ansonsten wirklich guten Idee nur mittelmäßig geglückt. Der Schreibstil ist flüssig und anschaulich. Dennoch bin ich bis zum Ende nicht richtig in die Handlung gekommen, was einerseits an den Sprüngen und andererseits an der fehlenden Authentizität der Figuren lag. Ich konnte mich mit keiner der Hauptprotagonistinnen identifizieren, zudem wirkten alle drei blass, unscheinbar und nicht sonderlich sympathisch. Aber auch die restlichen Protagonisten überzeugen nicht, denn auch diese sind meiner Meinung nach nicht ausreichend ausgearbeitet. Zudem zieht sich die Handlung über weite Strecken in die Länge und ich hatte oftmals Probleme mich weiterhin darauf zu konzentrieren. Es gab hin und wieder sehr vielversprechende Szenen, in welchen ich eine Nähe zu den jeweiligen Protagonistinnen aufbauen konnte, allerdings wurden diese häufig herunter gebrochen und dadurch viel Potenzial verschenkt.

FAZIT:
„Das Modehaus- Töchter der Freiheit“ hat eine unglaublich gute Grundidee für eine faszinierende Familiensaga. Leider ist die Umsetzung über weite Strecken langatmig und emotionslos. Die zwei größten Schwachstellen sind einerseits die blassen Figuren und andererseits die Zeitsprünge, welche die Handlung immer wieder etwas verwirrend gestalten. Ich kann leider nur 2 Sterne vergeben.