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Veröffentlicht am 22.02.2018

ein weiterer sehr gelungener Roman aus der Feder von Kai Meyer, dessen rasante sowie spannende Handlung den Leser schnell in seinen Bann zieht

Asche und Phönix
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Asche und Phönix ist ein toller Roman, mit dem Kai Meyer nicht nur erneut sein schriftstellerisches Talent und seine scheinbar grenzenlose Ideenvielfalt unter Beweis stellt, sondern auch zeigt, dass es ...

Asche und Phönix ist ein toller Roman, mit dem Kai Meyer nicht nur erneut sein schriftstellerisches Talent und seine scheinbar grenzenlose Ideenvielfalt unter Beweis stellt, sondern auch zeigt, dass es durchaus möglich ist eine Geschichte in nur einem Band zu erzählen und es somit nicht immer gleich einer ganzen Serie bedarf.
Im Gegensatz zu seiner Arkadien-Trilogie handelt es sich bezüglich des Genres hierbei weniger um Fantasy und mehr um Horror, wie der Autor selbst sagt. Es gibt zwar einige fantastische Elemente, der Fokus liegt aber eindeutig auf dem eher gruseligen Pakt mit einem Teufel, der für ein paar ziemlich blutige und brutale Szenen verantwortlich ist. Obwohl es sich offiziell um ein Jugendbuch handelt, ist es daher nicht für jeden geeignet und definitiv nichts für schwache Nerven.
Außerdem kehrt der Autor auch das Thema Sex nicht vollkommen unter den Teppich, was prinzipiell positiv zu bewerten ist, denn einerseits kommt es in der heutigen Zeit nun einmal auch schon bei Jugendlichen zu intimem Körperkontakt und andererseits sind die beiden Hauptfiguren des Romans bereits volljährig, sodass eine keusche Beziehung recht unglaubwürdig gewesen wäre.
Des Weiteren nimmt Kai Meyer hier auch sprachlich kein Blatt vor den Mund, sodass man hier und da mit Flüchen und Schimpfwörtern rechnen muss. Diese sind jedoch immer der Situation angemessen und wirken daher nicht künstlich oder gewollt jugendsprachlich.

Besonders interessant sind an diesem Werk wieder die beiden Protagonisten, Parker und Ash, die sich vor allem zu Beginn äußerst amüsante Wortgefechte liefern. Auf der einen Seite könnten ihre Leben sich kaum noch stärker voneinander unterscheiden, auf der anderen Seite haben sie aber sehr viel gemeinsam. Jeder von ihnen hat in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht und mit persönlichen Problemen zu kämpfen. Im Gegensatz zu Ash musste Parker sich vielleicht nie um Geld sorgen, dafür hat er keinerlei Privatsphäre und eine sehr komplizierte Beziehung zu seinem Vater. Trotz der vielen Fans ist er im Endeffekt einsam, denn sie sehen nur seine Rolle ihn ihm, aber nicht ihn als Person. Ash interessiert sich allerdings nicht für Phoenix Hawthorne, anfangs nicht einmal für Parker selbst, und muss schließlich überrascht feststellen, dass sich hinter dem scheinbar arroganten Schauspieler eine interessante Persönlichkeit verbirgt, die es sich lohnt näher kennen zu lernen.

Durch die ungeplante Begegnung mit Parker und die anschließende gemeinsame Flucht aus dem Hotel wird Ash in die merkwürdigen Geschehnisse um Parker mit hinein gezogen und macht sich zusammen mit ihm auf den Weg nach Frankreich zu seinem Vater. Während sie zunächst noch von Neugier und Abenteuerlust getrieben wird, drängt sie später vielmehr die ehrliche Sorge um Parker immer wieder zu ihm, auch wenn sie sich dadurch selbst in Gefahr begibt.
Zusammen mit ihm will sie herausfinden, was für einen Pakt sein Vater vor mehreren Jahrzehnten geschlossen hat und welche Auswirkungen er auf Parkers Zukunft hat. Auf der Flucht von London durch Frankreich nach Monaco kommen sie sich letztlich näher und entwickeln ernste Gefühle füreinander. Fans von Liebesgeschichten kommen also auch bei Asche und Phönix wenigstens ein bisschen auf ihre Kosten, wobei die Romantik sich hier nie in den Vordergrund drängt.

Im Mittelpunkt steht ganz klar der teuflische Pakt, den Parkers Vater irgendwann in der Vergangenheit eingegangen ist und der nun großen Einfluss auf Parkers Gegenwart nimmt. Nachdem Parker und Ash erst einmal herausfinden müssen, wie es zu diesem Pakt kam und was der Dämon eigentlich will, versuchen sie im späteren Verlauf einen Weg zu finden ihn zu vernichten damit Parker nicht sein Leben lang vor ihm fliehen muss und er Ash nicht länger als Druckmittel gegen ihn einsetzen kann. Dabei ist er ihnen die ganze Zeit über dicht auf den Fersen und manchmal sogar einen Schritt voraus, was konstant für Spannung sorgt.

Da es sich um einen Einzelband handelt, ist die Handlung natürlich in sich abgeschlossen und das Ende ist für den Leser vollkommen zufrieden stellend. Trotzdem gibt es dazu die eine oder andere Andeutung, sodass noch Raum für ein paar Spekulationen bleibt.


FAZIT

Asche und Phönix ist ein weiterer sehr gelungener Roman aus der Feder von Kai Meyer, dessen rasante sowie spannende Handlung den Leser schnell in seinen Bann zieht. Mit den außergewöhnlichen Hauptfiguren kann man sich vielleicht nicht allzu gut identifizieren, aber man fiebert mit ihnen mit und verfolgt gespannt ihren Weg quer durch Frankreich. Dass sie sich auf der gemeinsamen Flucht ineinander verlieben, sorgt für eine Prise Romantik, der teuflische Pakt dagegen eher für Gänsehaut.
Wer nach der Arkadien-Trilogie mehr von Kai Meyer lesen will ohne gleich eine neue Serie zu beginnen, sollte sich Asche und Phönix daher auf jeden Fall genauer ansehen.

Veröffentlicht am 22.02.2018

ein großartiger Roman, dessen Handlung einen von Anfang bis Ende an die Seiten fesselt

Incarceron
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Incarceron von Catherine Fisher ist ein fantastischer Roman, der mit einzigartigen innovativen Ideen überzeugen kann und damit deutlich aus der Masse anderer Jugendbücher heraussticht. Die interessanten ...

Incarceron von Catherine Fisher ist ein fantastischer Roman, der mit einzigartigen innovativen Ideen überzeugen kann und damit deutlich aus der Masse anderer Jugendbücher heraussticht. Die interessanten Einfälle der Autorin fesseln den Leser an die Seiten und sorgen damit nicht nur dafür, dass man das Buch in einem Atemzug verschlingt, sondern machen die Geschichte zudem unvergesslich.
Die Idee eines lebendigen Gefängnisses, das selbstständig denken kann, ist für sich genommen schon unheimlich faszinierend. Incarceron ist aber noch so viel mehr als das! Es gibt innerhalb seiner Mauern so viel mehr zu entdecken als man es je für möglich gehalten hätte und mehr als man sich je hätte ausmalen können. Es ist eine vollkommen eigene Welt, die wohl niemand je vollständig erkunden könnte, weil es beinahe unendlich ist. Es gibt Städte und Landschaften, wobei diese teilweise völlig anders beschaffen sind als außerhalb, genauso wie dunkle, beklemmende Zellen. Es gibt Wesen, wie man sie bereits kennt, aber auch solche, die Incarceron neu erschaffen hat und die außerhalb nicht existieren könnten. Es ist ein abgeschlossenes System, das wirklich alles wieder verwertet. Das Gefängnis hat seine Augen und Ohren überall und damit die absolute Kontrolle über all seine Insassen. Ihm entgeht (fast) nichts und wenn man etwas tut, was ihm missfällt, muss man mit Konsequenzen rechnen. Leider ist Incarceron dabei ziemlich grausam und unbarmherzig, sodass das Leben in ihm alles andere als paradiesisch ist.

Genau das ist es allerdings, was die Schöpfer mit diesem Experiment im Sinn hatten und was, mit Ausnahme des Hüters, alle Menschen außerhalb tatsächlich glauben. Als Leser erfährt man jedoch schnell, dass das nicht der Wirklichkeit entspricht und das Leben in Incarceron für die meisten Insassen eher der Hölle auf Erden gleichkommt und sie täglich um ihr Überleben kämpfen müssen.

Dieses Wissen verdankt man vor allem den verschiedenen Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird. Vorwiegend werden die unterschiedlichen Handlungsstränge aus der Sicht der zwei Protagonisten Claudia und Finn geschildert, nur zwischenzeitlich tauchen auch mal die Blickwinkel anderer Charaktere auf, wenn es erforderlich ist. Dadurch erhält man nicht nur einen Einblick in die Welt innerhalb des Gefängnisses, sondern auch in die außerhalb davon.

Sowohl Finn als auch Claudia sind zwei sehr interessante und vielschichtige Figuren, die man gern näher kennen lernt und schon bald ins Herz schließt. Obwohl nur einer von ihnen sich tatsächlich in Incarceron befindet, sind sie beide auf gewisse Weise Gefangene. Zum einen ist Claudia in einer Welt gefangen, in der jeder Fortschritt und Wandel verboten ist, sodass keinerlei Entwicklung, egal in welcher Hinsicht, möglich ist. Zum anderen steht ihr eine Zukunft in einem goldenen Käfig bevor, der sie am liebsten entfliehen würde. Sie muss vielleicht nicht um ihr Überleben kämpfen, weshalb ihre Situation nicht unbedingt mit der von Finn vergleichbar ist, aber paradiesisch ist ihr Leben deshalb noch lange nicht.
Finn ist ebenfalls in doppelter Hinsicht gefangen, da er einfach nicht zu den anderen Menschen innerhalb des Gefängnisses zu passen scheint. Er hat keinerlei Erinnerung mehr an seiner Vergangenheit, abgesehen von ein paar quälenden Momenten, die ab und zu vor seinem geistigen Auge erscheinen, ist aber überzeugt davon von außerhalb zu kommen. Natürlich glaubt ihm das niemand, denn mit Ausnahme des legendären Sapphique– der vielleicht eben nur das ist: eine Legende – ist niemandem je die Flucht aus Incarceron gelungen. Inzwischen sind viele sogar schon der Auffassung, dass ein Außerhalb gar nicht existiert.

Nachdem die Handlungsstränge um die zwei Hauptfiguren anfangs nicht nur getrennt voneinander, sondern scheinbar zusammenhanglos, verlaufen, entsteht nach und nach eine Verbindung zwischen ihnen als die beiden zufällig einen Weg finden miteinander zu kommunizieren. Je mehr Claudia über Finn und sein Leben erfährt, desto fester ist sie entschlossen ihn irgendwie zu befreien, insbesondere als sich ihr Verdacht in Bezug auf Finns wahre Identität mehr und mehr zu bestätigen scheint.
Durch den ständigen Kampf ums Überleben in Incarceron und die immer verzweifeltere Suche nach einer Möglichkeit aus dem Gefängnis zu fliehen sowie die Intrigen und den ständigen Wunsch nach der Enthüllung der vielen Geheimnisse außerhalb gelingt es Catherine Fisher mühelos die Spannung konstant aufrecht zu erhalten und zum Ende hin sogar immer mehr zu steigern. Von der ersten bis zur letzten Seite zieht Incarceron den Leser somit in seinen Bann und bleibt auch danach noch in seinen Gedanken haften.


FAZIT

Incarceron ist ein großartiger Roman, dessen Handlung einen von Anfang bis Ende an die Seiten fesselt und einen selbst danach nicht wieder so einfach loslässt. Die vielen einfallsreichen Ideen von Catherine Fisher sind absolut faszinierend und beschäftigen den Leser auch während der Lesepausen. Gebannt verfolgt man den Weg der nicht weniger interessanten Protagonisten und kann das Buch kaum aus der Hand legen. Nur eine Liebesgeschichte sollte man nicht erwarten, die hat Incarceron aber gar nicht nötig, denn es ist so schon spannend genug!

Obwohl die Autorin einen, zum Glück, nicht mit einem Cliffhanger quält, wird man sich die Fortsetzung auf keinen Fall entgehen lassen, da noch unzählige Fragen offen geblieben sind und man es gar nicht erwarten kann wieder in die Welt von Incarceron einzutauchen!

Veröffentlicht am 22.02.2018

ein unheimlich mitreißender Serienauftakt, den man allen Thriller-Fans und solchen, die es vielleicht noch werden wollen, uneingeschränkt empfehlen kann

Escape
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Mit Escape ist Jennifer Rush ein umwerfendes Debut und unheimlich spannender Serienauftakt gelungen, der einen von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln vermag und zudem noch mit einem fantastischem ...

Mit Escape ist Jennifer Rush ein umwerfendes Debut und unheimlich spannender Serienauftakt gelungen, der einen von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln vermag und zudem noch mit einem fantastischem Plot sowie sympathischen Charakteren begeistern kann.
Mit etwas über dreihundert Seiten ist das Buch zwar ohnehin nicht allzu lang, trotzdem hat man es viel schneller gelesen als gedacht, weil einen die Handlung schon ab dem ersten Kapitel so gefangen nimmt, dass man es kaum noch aus der Hand legen kann. Von Anfang an sind unzählige Fragen offen, auf die man unbedingt so schnell wie möglich eine Antwort erhalten möchte, vor allem natürlich in Bezug auf die vier Jungs und das Experiment, in dessen Mittelpunkt sie stehen, im späteren Verlauf aber auch was Anna betrifft. Einige Theorien bestätigen sich mit der Zeit, durch die unerwarteten Wendungen der Autorin werden viele andere aber auch immer wieder über den Haufen geworfen, wodurch man mit neuen Fragen und Ereignissen konfrontiert wird.

Nachdem es der Gruppe zunächst nur darum ging der Sektion zu entkommen, wollen die Jungs nun mehr über sich herausfinden um ihre Erinnerungslücken zu füllen, wobei sie sich trotzdem immerzu versteckt halten müssen. Viele Anhaltspunkte haben sie dafür nicht, weshalb das keine leichte Aufgabe ist und ihnen nichts anderes übrig bleibt als den Brotkrumen zu folgen, die Sam vor Jahren selbst für eben diesen Fall gestreut hat. Außerdem stellt sich dabei heraus, dass eine besondere Verbindung zwischen Anna und den anderen besteht, die viel tiefer geht als bisher gedacht, sodass schließlich auch sie auf der Suche nach Antworten ist. Es gelingt Jennifer Rush somit immer wieder den Leser zu überraschen und die Handlung in eine Richtung zu lenken, mit der man so nie gerechnet hätte.

Besonders mitreißend ist der Roman aber nicht nur wegen der interessanten Geschichte, sondern auch wegen der liebenswerten Charaktere, allen voran Anna und die vier Jungs: Sam, Cas, Trev und Nick.
Anna, aus deren Perspektive die Handlung geschildert wird, ist einem von Beginn an sympathisch und zusammen mit ihr fragt man sich, warum die Jungs in ihrem Keller festgehalten werden. Offiziell darf sie ja erst seit kurzem ins Labor, davor hat sie sich allerdings schon lange heimlich zu ihnen geschlichen, weshalb sie ihr inzwischen richtig ans Herz gewachsen und zusammen mit ihrem Dad zu ihrer Familie geworden sind. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sie mit dem Gedanken spielt sie zu befreien, sich aber gleichzeitig kein Leben ohne sie vorstellen kann.
Die vier Jungs selbst könnten kaum unterschiedlicher sein, weshalb jeder seine eigenen besonderen Fähigkeiten sowie eine ganz eigene Beziehung zu Anna hat. Nick steht Anna, aus ihr unbekannten Gründen, ziemlich feindselig gegenüber und ist generell eher verschlossen. Cas ist dagegen unheimlich charmant und liebenswürdig, jedoch regelrecht besessen von Essen. Trev ist Annas bester Freund und weiß so gut wie alles über sie, selbst über ihre Gefühle für Sam. Letzterer ist zwar nicht unsympathisch, ganz im Gegenteil, aber schwer zu durchschauen, sodass man bei ihm lange Zeit nicht so richtig weiß, woran man ist. Einerseits gibt er Anna auf ihrer gemeinsamen Flucht ein paar Antworten, andererseits scheint er allerdings auch viel vor ihr zu verbergen.

Da sich mit der Zeit herausstellt, dass auch er mehr für Anna empfindet als nur Freundschaft, muss man als Leser nicht gänzlich auf Romantik verzichten. Die Liebesgeschichte drängt sich jedoch nie in den Vordergrund, sodass sich reine Thriller-Fans nicht daran stören dürften.

Zum Ende hin nimmt die Spannung dann sogar noch einmal zu und ein unerwartetes Ereignis jagt das nächste. Von Verlusten bis hinzu Verrat und Wiedergutmachung ist alles dabei, wobei der Verrat einer bisher sehr geliebten Figur am meisten schmerzt, weil man es ihr nie zugetraut hätte.
Obwohl am Schluss etliche Fragen unbeantwortet bleiben sowie noch viele neue aufgeworfen werden und man die Fortsetzung daher am liebsten sofort verschlingen würde, bleibt einem wenigstens ein fieser Cliffhanger erspart, sodass nicht nur den Charakteren, sondern auch dem Leser eine kurze Atempause vergönnt ist. Allzu lange anhalten wird die allerdings bestimmt nicht.


FAZIT

Escape von Jennifer Rush ist ein unheimlich mitreißender Serienauftakt, den man allen Thriller-Fans und solchen, die es vielleicht noch werden wollen, uneingeschränkt empfehlen kann. Er bietet einem alles, was man sich nur wünschen kann: Ein interessanter, gut durchdachter Plot, viel Spannung, ein bisschen Romantik sowie sympathische Charaktere. Die Fortsetzung wird man sich daher auf keinen Fall entgehen lassen!

Veröffentlicht am 22.02.2018

ein fantastisches Debut, dessen Fortsetzung man schon jetzt kaum noch erwarten kann

Taken
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Mit Taken ist es Erin Bowman gelungen ein Debut abzuliefern, dem man nicht anmerkt, dass es sich dabei um ein Erstlingswerk handelt, da es den Leser sofort in seinen Bann zieht und von Anfang bis Ende ...

Mit Taken ist es Erin Bowman gelungen ein Debut abzuliefern, dem man nicht anmerkt, dass es sich dabei um ein Erstlingswerk handelt, da es den Leser sofort in seinen Bann zieht und von Anfang bis Ende fesselnd und dazu noch sehr gut geschrieben ist.
Besonders lesenswert ist das Buch vor allem wegen der spannenden Handlung, hinter der sich so viel mehr verbirgt als es auf den ersten Seiten den Anschein hat. Während sich zu Beginn alles um den merkwürdigen Ort Claysoot und den unerklärlichen Raub der gerade achtzehn gewordenen Männer dreht, geht es im späteren Verlauf der Geschichte nicht mehr nur darum, die Wahrheit über die Geschehnisse dort herauszufinden, sondern um den Kampf für die Freiheit.

Es ist wirklich interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Bewohner von Claysoot mit der Situation umgehen. Einige, sowohl Männer als auch Frauen, kämpfen dagegen an oder versuchen zu fliehen, andere nehmen ihn einfach hin und sind stattdessen nur bemüht die Jungen möglichst früh möglichst viele Kinder zeugen zu lassen um für genügend Nachkommen zu sorgen; eine andere Bedeutung haben sie für sie nicht, weil sie ja ohnehin bald verschwinden. Insgesamt ist es ziemlich überraschend, wie wenig Menschen in die erste Kategorie gehören und herausfinden wollen, warum ihnen die Männer geraubt werden.

Da man genau wie der Protagonist Gray das Gefühl hat, dass es noch etwas außerhalb von Claysoot geben muss, ist man nicht überrascht als sich das schließlich als wahr herausstellt. Das mindert die Spannung jedoch nicht im Geringsten, denn die Welt hinter der Mauer wirft noch viel mehr Fragen auf, die es zu beantworten gilt.
Gray landet in Taem und ist zunächst, verständlicherweise, vollkommen fasziniert von der Stadt, die so viel fortschrittlicher ist als sein altes Dorf, und vertraut Frank, dem Staatsoberhaupt, der scheinbar alle Antworten kennt und vorgibt die Menschen aus Claysoot befreien zu wollen. Dieses Vertrauen ist allerdings nicht so blind wie bei vielen anderen jungen Männern, einschließlich Blaine, die nicht erkennen, was für ein unbarmherziges Regime er führt und dass er nicht ehrlich zu ihnen ist. Im Gegensatz zu ihnen beginnt man als Leser gemeinsam mit Gray nach und nach an einigen der Informationen zu zweifeln, weil viele Dinge nicht zusammen passen, und erkennt, dass bestimmte Handlungen überhaupt nicht gerechtfertigt sind. Das bringt ihn aber in große Gefahr, denn Frank kennt keine Gnade und duldet niemanden, der ihn oder seine Befehle in Frage stellt. Die Flucht zu den Rebellen ist daher offenbar die einzige Alternative, doch Gray ist sich nicht sicher, ob er sich tatsächlich den Menschen anschließen will, die mit Harvey Maldoon zusammen arbeiten, der angeblich für Claysoot, die Mauer und den Raub verantwortlich ist.

Gray ist eine äußerst sympathische und, im Unterschied zu Blaine, der leider ziemlich blass bleibt, vielschichtige Hauptfigur, die man gern auf ihrem Weg begleitet. Da der Roman aus seiner Perspektive erzählt wird, kann man sich sehr gut in ihn hineinversetzen und sein Verhalten stets nachvollziehen. Er ist zwar, wie gewöhnlich, sehr gut aussehend, hat aber auch viele Ecken und Kanten, die ihn sehr authentisch machen. Er folgt immer seinem Bauchgefühl und lässt seinen Emotionen freien Lauf, obwohl er manchmal lieber Nachdenken sollte, bevor er handelt. Er ist sehr loyal und verteidigt die, die er liebt.
Durch den Raub seines Bruders, seinem Weg über die Mauer und schließlich die Flucht aus Taem wird sein Leben innerhalb kürzester Zeit mehrfach auf den Kopf gestellt und er muss auf einmal alles hinterfragen, was er zu wissen glaubte. Auf seiner Suche nach der Wahrheit wird er immer wieder mit Lügen konfrontiert, die er allerdings erst als solche entlarven muss um irgendwann die richtigen Antworten zu finden. Er muss herausfinden, wem er wirklich vertrauen kann, und wie er leben will. Blinder Gehorsam entspricht nicht seinem Charakter, aber will er sich nur weigern zu folgen oder aktiv etwas gegen die Ungerechtigkeiten unternehmen?

Neben Gray gibt es natürlich noch viele weitere interessante Figuren, insbesondere die beiden weiblichen Protagonisten Emma und Bree, die durch ihre jeweilige Beziehung zu Gray für ein wenig Romantik sorgen.
Emma stammt ebenfalls aus Claysoot und ist dort zusammen mit Gray aufgewachsen. Nach dem Verschwinden von Grays Bruder verbringen sie viel Zeit miteinander und entwickeln Gefühle für den jeweils anderen, die schließlich dazu führen, dass Emma Gray sogar über die Mauer folgt um zusammen mit ihm nach Antworten zu suchen. Sie ist eine sehr starke Figur und weiß sich durchzusetzen, was sie zunächst sehr sympathisch macht. Als die Beiden durch gewisse Umstände voneinander getrennt werden, begeht sie jedoch einen Verrat, den man ihr, genau wie Gray, nicht so leicht verzeihen kann.
Bree, die Gray bei den Rebellen kennen lernt, ist ebenfalls eine sehr starke und unabhängige Frau. Sie hat ihren eigenen Kopf und lässt sich von niemandem unterbuttern. Sie ist nicht skrupellos, doch sie weiß, was sie will und ist bereit, dafür zu kämpfen, weil es das Richtige ist. Sie hat viel mit Gray gemeinsam und nach den anfänglichen Sticheleien kommen die Beiden sich langsam näher. Aus Loyalität gegenüber Emma verdrängt Gray lange Zeit seine Gefühle für Bree. Er kann nicht leugnen, was er für sie empfindet, lässt sich allerdings erst auf sie ein nachdem er von Emmas Vertrauensbruch erfahren hat.

Im letzten Teil nimmt die Spannung noch einmal zu und mündet nach einigen Überraschungen in einem wirklich gelungenen Ende. Die Handlung des ersten Teils lässt zwar noch viele Fragen offen, ist aber trotzdem in sich abgeschlossen, sodass man nicht völlig hängen gelassen wird. Doch die Geschichte als solche verlangt auf jeden Fall nach einer Fortsetzung, deren weiterer Verlauf schon angedeutet wird, in der einen aber mit Sicherheit wieder einige Überraschungen erwarten. Man wird sie sich daher auf keinen Fall entgehen lassen!


FAZIT

Taken ist ein fantastisches Debut, dessen Fortsetzung man schon jetzt kaum noch erwarten kann, obwohl die Autorin auf einen Cliffhanger verzichtet hat. Erin Bowman gelingt es mit diesem Serienauftakt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln und überzeugt nicht nur mit einer spannenden Handlung, sondern auch mit einer sympathischen Hauptfigur, die zugleich ein sehr guter Erzähler ist.

Veröffentlicht am 22.02.2018

zählt zusammen mit seinem Vorgänger definitiv zu den besten Graphic Novels überhaupt

Die Stadt der Träumenden Bücher (Comic)
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Die Stadt der träumenden Bücher – Die Katakomben ist eine großartige Fortsetzung der faszinierenden Geschichte um den Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz und seine erste Reise in die Stadt der Bücher. Man ...

Die Stadt der träumenden Bücher – Die Katakomben ist eine großartige Fortsetzung der faszinierenden Geschichte um den Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz und seine erste Reise in die Stadt der Bücher. Man kann also nur hoffen, dass Autor, Illustrator und Verlag Das Labyrinth der träumenden Bücher eines Tages ebenfalls in so überragende Graphic Novels verwandeln – je eher desto besser.
Erfreulicherweise beginnt der zweite Band mit einer kurzen Zusammenfassung, die einem die wichtigsten Ereignisse des ersten Teils wieder in Erinnerung ruft, sodass man zu Beginn auf dem aktuellen Stand ist und direkt in die Handlung eintauchen kann. In der Fortsetzung erfährt man nun etwas mehr über die Katakomben sowie ihre Erbauer, man erhält einen umfassenden Einblick in die legendäre Lederne Grotte, man trifft den berühmt-berüchtigten Bücherjäger Colophonius Regenschein, lernt den Schattenkönig kennen, erfährt mehr über dessen höchst interessante Geschichte und verbringt erstaunlich viel Zeit in seiner äußerst spannenden Residenz Schloss Schattenhall . Außerdem findet man zusammen mit Hildegunst heraus, wer das perfekte, geheimnisvolle Manuskript geschrieben hat, durch das diese Geschichte ihren Anfang nahm. Allerdings ist dieses Wissen mit einem sehr traurigen Schicksal verbunden, mit dem man so sicherlich nicht gerechnet hätte.

Sowohl Hildegunst als auch die einzigartigen Buchlinge wachsen einem im Verlauf der Geschichte sehr ans Herz. Als Leseratte findet man sich in dem Lindwurm wieder und teilt natürlich seine große Liebe zu Büchern. Generell spricht der Graphic Novel echten Bücherwürmern an mehr als einer Stelle wahrlich aus der Seele.

Deshalb ist man sofort wieder fasziniert von den grandiosen Illustrationen von Florian Biege und den unzähligen darauf abgebildeten Büchern. Die bunten Zeichnungen sind wirklich herausragend, vom ersten bis zum letzten Panel, und versetzen einen immer wieder in Erstaunen. Sie sind harmonisch, atmosphärisch und wahnsinnig detailliert – man kann sich unmöglich daran sattsehen.

Die komplexe Handlung, deren Tiefgang auch nicht durch die Umsetzung als Graphic Novel verloren geht, ist durchgängig fesselnd und zwischendurch so trübsinnig und erschütternd, dass einem zum Heulen zumute ist. Im letzten Drittel nimmt die Spannung dann noch einmal zu und eine bestimmte Stelle rührt einen sogar zu Tränen. Das Ende bringt die phantastische Geschichte gekonnt zum Abschluss und überzeugt mit einer gelungenen Auflösung der offenen Fragen, obschon der Ausgang teilweise ziemlich traurig ist.

Als Leser freut man sich am Schluss schon darauf auf die eine oder andere Weise irgendwann nach Buchhaim bzw. in das Labyrinth darunter zurückkehren, es ist demnach keinesfalls ein endgültiger Abschied. Eine so tiefgründige, wundervolle und gut ausgearbeitete Welt, in der es unendlich viel zu entdecken gibt, findet man nämlich selten. Man kann daher nicht genug davon bekommen und wird seine aufkeimenden Gelüste wohl nur mit anderer zamonischer Literatur stillen können, wenn auch nicht in Form eines Graphic Novels.

Als Extra enthält die Fortsetzung am Ende darüber hinaus noch ein aufschlussreiches Making-of über die Entstehung der zwei Bände, das unter anderem aus Informationen und Bildmaterial zu den einzelnen Arbeitsschritten besteht.


FAZIT

Die Stadt der träumenden Bücher – Die Katakomben zählt zusammen mit seinem Vorgänger definitiv zu den besten Graphic Novels überhaupt, sowohl inhaltlich als auch optisch. Beide Bände sind überwältigend und unvergleichlich und demzufolge unverzichtbar für Fans von Graphic Novels und phantastischer Literatur!