eine passable Fortsetzung, die zwar ein paar Schwächen aufweist, die Dilogie aber immerhin ordentlich abschließt
Das Lied des roten TodesDas Lied des roten Todes ist nicht unbedingt eine schlechte Fortsetzung, denn sie schafft es durchaus zu unterhalten, kommt aber auch nicht ganz an ihren Vorgänger heran. Das liegt vor allem an der relativ ...
Das Lied des roten Todes ist nicht unbedingt eine schlechte Fortsetzung, denn sie schafft es durchaus zu unterhalten, kommt aber auch nicht ganz an ihren Vorgänger heran. Das liegt vor allem an der relativ ereignislosen ersten Hälfte des Buches, die dadurch nicht sonderlich fesselnd ist. Das Schicksal der verschiedenen Figuren lässt einen nicht kalt und man möchte natürlich wissen, ob gewisse Gerüchte der Wahrheit entsprechen, weshalb man trotzdem weiter liest, es passiert allerdings einfach viel zu wenig. Im Prinzip ist die Gruppe um Araby nach der Hälfte immer noch auf dem gleichen Stand wie am Ende des ersten Bandes, also ohne nennenswerte Fortschritte.
Erst in der zweiten Hälfte kommt dann endlich etwas Spannung auf als die Charaktere in die Stadt zurückkehren und versuchen unterschiedliche Probleme zu lösen, wobei sie sich nicht nur vor den zwei Seuchen, sondern insbesondere ihren beiden Widersachern in Acht nehmen müssen, die es scheinbar gemeinsam darauf angelegt haben Elliotts Pläne den Menschen zu helfen um jeden Preis zu vereiteln. Außerdem verschlimmert sich Aprils Zustand zunehmend, sodass Araby nicht mehr viel Zeit bleibt um ein Heilmittel für sie aufzutreiben.
Die Auflösung musste dementsprechend letztendlich ziemlich schnell von statten gehen und ist daher in mancher Hinsicht etwas zu oberflächlich und überstürzt. Die Geschichte hatte gleich zwei Antagonisten, deren dunklen Machenschaften man ein Ende bereiten musste, doch während Beide im Endeffekt zwar bekommen, was sie verdienen, wird es nur bei einem von ihnen ausreichend beschrieben. Der Kampf mit dem anderen wird sträflich vernachlässigt und leider nur so knapp am Rande erwähnt, dass man es beinahe überlesen könnte.
Der Ausblick auf die nahe Zukunft sowie der generelle Stand der Dinge am Schluss des Buches sind aber durchaus zufriedenstellend, wodurch man sich wenigstens mit einem guten Gefühl von den Charakteren verabschieden kann.
Weniger schön ist hingegen die Tatsache, dass Bethany Griffin den Fokus so stark auf die Dreiecksbeziehung zwischen Will, Araby und Elliott gelegt hat, zumal jeder von ihnen viel größere Sorgen hat. Das ganze Hin und Her zwischen Will und Elliott, nur weil Araby sich nicht eingestehen will, für wen ihr Herz wirklich schlägt, ist nach einer Weile sehr ermüdend und nicht gerade nachvollziehbar.
Während man Will als Leser seinen Verrat aus dem ersten Teil relativ schnell verzeiht, hält Araby ihre Wut auf ihn wesentlich länger aufrecht und vergibt ihm erst viel später, obwohl sie genauso gehandelt hätte um Elise und Henry zu beschützen. Auf Grund einiger weniger Gemeinsamkeiten redet sie sich ein besser zu Elliott zu passen und bekennt sich deshalb erst kurz vor Schluss endlich zu ihren wahren Gefühlen. Dabei sind die Eigenschaften, die sie von Aprils Bruder unterscheiden, viel bedeutender, wie z.B. der Umstand, dass sie ihr Leben für das ihrer besten Freundin geben würde.
Das Herz des Lesers schlägt jedenfalls unangefochten für Will, der für jeden erkennbar sehr darum bemüht ist sein Verhalten wieder gutzumachen. Er nimmt sogar Elliotts herablassende Haltung im gegenüber in Kauf um bei Araby zu sein und ihr zu helfen.
Im Gegensatz zu Will glaubt diese fest an Elliott als neuen Machthaber und daran, dass er Gutes für die Menschen bewirken kann. Das mag sogar zutreffen und da man ihn in Das Lied des roten Todes besser kennen lernt merkt man, dass Elliott durchaus Gefühle hat und verletzt werden kann. Dennoch wird man nie so richtig mit ihm warm und kann ihm genauso wenig vertrauen wie Araby es tut. Möglicherweise bedeutet sie ihm tatsächlich etwas, trotzdem ist er so skrupellos, dass er nicht einmal davor zurückschreckt selbst sie zu manipulieren und für seine Zwecke zu benutzen. Anders als Will wäre er sogar bereit Araby zu opfern um sich selbst zu retten.
Er tötet zudem nicht nur, wenn er keine andere Wahl hat, sondern ebenso, wenn es ihm schlicht zweckmäßig erscheint und foltert Menschen um an Informationen zu gelangen. Vielleicht kann er nicht anders, weil ihm als Kind schon eingetrichtert wurde erbarmungslos zu sein, das macht sein Verhalten jedoch nicht weniger schrecklich oder entschuldbarer. Man fragt sich deswegen ernsthaft, zu was er fähig wäre, wenn Araby ihm nicht manchmal ins Gewissen reden oder von bestimmten Handlungen abhalten würde und, vor allem, was sie nur in ihm sieht, wenn nicht einmal sie ihm trauen kann.
Im Verlauf der Handlung zeigt Bethany Griffin sowohl durch ihre Protagonisten als auch durch ihre Randfiguren viele menschliche Abgründe auf. Eine Person allein kann einen unfassbaren Schaden anrichten und die gesamte Menschheit nur wegen seiner eigenen Aussichtslosigkeit zu unvorstellbarem Leid verdammen. Eine Person allein kann allerdings genauso viele Menschen retten, weshalb man nie den Glauben an das Gute verlieren darf. Selbst in schlechten Zeiten sollte man nicht alle Hoffnung auf Besserung aufgeben, man muss nur einen guten Grund zum Leben finden.
FAZIT
Das Lied des roten Todes ist eine passable Fortsetzung, die zwar ein paar Schwächen aufweist, die Dilogie aber immerhin ordentlich abschließt. Ein paar wenige Fragen bleiben offen, doch Bethany Griffin zeigt, dass die Figuren den Weg in die richtige Richtung eingeschlagen haben, sodass man sich beruhigt von ihnen verabschieden kann.