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Veröffentlicht am 05.11.2020

ein gelungener Liebesroman, dessen außergewöhnliche Protagonisten man schnell liebt gewinnt und deren fesselnde Geschichte einen sofort in ihren Bann zieht

Kissing Lessons
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Kissing Lessons ist ein sehr gelungener, erotischer Liebesroman, der dank der vielen positiven Aspekte trotz kleinerer Schwächen insgesamt überzeugen kann.
Punkten kann die Autorin Helen Hoang vor allem ...

Kissing Lessons ist ein sehr gelungener, erotischer Liebesroman, der dank der vielen positiven Aspekte trotz kleinerer Schwächen insgesamt überzeugen kann.
Punkten kann die Autorin Helen Hoang vor allem mit den sympathischen und diversen Charakteren, wobei sich die Diversität hier einmal nicht nur auf Randfiguren erstreckt, sondern auch die beiden Protagonisten umfasst: Stella ist eine Asperger-Autistin und Michael ist ein Amerikaner mit asiatischen Vorfahren. Doch auch darüber hinaus sind die beiden alles andere als gewöhnlich oder langweilig, zumal die Autorin bei ihnen gekonnt mit den „klassischen“ bzw. überholten Geschlechterrollen spielt und diese bewusst vertauscht. So ist Stella eine erfolgreiche, überdurchschnittlich gut bezahlte – das ist noch untertrieben – Ökonometrikerin, wohingegen Michael, der eigentlich Schneider ist, aus inzwischen eher ärmlichen Verhältnissen stammt und sich als Escort etwas hinzuverdient, um die Krankenhausrechnungen seiner kranken Mutter zu bezahlen, was diese natürlich nicht weiß.

Stella ist in sexueller Hinsicht nicht völlig unerfahren, hat aufgrund ihres Asperger-Syndroms jedoch manchmal Schwierigkeiten mit zwischenmenschlichen Interaktionen und mit Männern bisher leider eher schlechte Erfahrungen gemacht. Die Schuld sucht sie bedauerlicherweise bei sich selbst und als jemand sie auf die Idee bringt, dass Sex vielleicht nur eine Frage der Übung ist, engagiert sie einen Escort, damit dieser sie unterrichtet und ihre aus ihrer Sicht unzureichenden Fertigkeiten auf diesem Gebiet verbessert.

Zum Glück lernt sie dadurch den feinfühligen Michael kennen, der die junge Frau nicht ausnutzt, sondern ihr zeigt, wie schön körperliche Intimitäten sein können, wenn man Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse des jeweils anderen nimmt statt nur an sein eigenes Vergnügen zu denken, wie Stellas bisherige ignorante Sexualpartner dies getan haben. Obwohl sie ihm bestimmte Handlungen ausdrücklich gestattet, achtet Michael vielmehr auf die Signale, die ihr Körper sendet und passt sich ihrem Tempo an, sodass er zum Beispiel nichts tut, wozu sie ungeachtet ihrer anders lautenden Worte aufgrund ihrer sofortigen Anspannung oder Verkrampfung offenkundig noch nicht bereit ist. Dank Michael entdeckt Stella somit, dass sie tatsächlich Gefallen an körperliche Nähe finden kann.

Der charmante Michael wiederum fühlt sich auf Anhieb zu Stella hingezogen, was sehr schön zu beobachten ist. Durch den personalen Erzähler, der das Geschehen meist aus den Perspektiven von Stella oder Michael schildert, weiß man als Leser die ganze Zeit, was er wirklich über sie denkt und umgekehrt. Aufgrund der „geschäftlichen Basis“ schreitet ihre Beziehung recht zügig, aber dennoch nachvollziehbar voran. Irgendwann gehen die beiden dann von Sex- zu Beziehungsunterricht über, wobei sie sich zwangsläufig näher kommen, sowohl körperlich als auch emotional. Man spürt förmlich, wie es zwischen ihnen knistert, und es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass sie tiefe Gefühle füreinander entwickeln.

In der Mitte des Buches übertreibt Helen Hoang es quantitativ allerdings ein bisschen mit den Sexszenen, die infolgedessen zu sehr in den Vordergrund rücken. Weniger hätten der Geschichte insofern besser getan, zumal die zwischenmenschlichen Beziehungen viel interessanter sind und dieser Aspekt der Autorin besonders gut gelungen ist. Darüber hinaus sind diese Szenen auch stilistisch etwas gewöhnungsbedürftig, denn die teils sehr blumigen Umschreibungen werden sicherlich nicht jeden Geschmack treffen. Hinzu kommen zahlreiche Wortwiederholungen bzw. auffallend oft verwendete Redewendungen, die durch unterschiedliche Formulierungen vermeidbar gewesen wären. Dafür sind diese Momente stets von gegenseitigem Einvernehmen, einem respektvollen Umgang miteinander und großer Wertschätzung geprägt. Außerdem pflastert der humorvolle Stil der Autorin einem praktisch ein Dauergrinsen ins Gesicht.

Stella und Michael sind einfach ein tolles Paar, dessen Geschichte einen so fesselt, dass man ununterbrochen weiterlesen bzw. -hören möchte, und natürlich verlieben sie sich schließlich ineinander. Lange Zeit können beide jedoch nicht glauben, dass der jeweils andere diese Gefühle jemals aufrichtig erwidern könnte. Dass die zwei Hauptfiguren sich letztlich immer mehr in ihre unzutreffenden Überzeugungen hineinsteigern statt endlich offen miteinander zu sprechen und ihre Unsicherheiten vorübergehend stärker als die Vernunft sind, verursacht am Ende ein etwas übertriebenes Drama. Im turbulenten letzten Drittel muss man über die beiden also mitunter ganz schön die Augen verdrehen. Trotzdem freut man sich über den Ausgang und obwohl die Geschichte um Stella und Michael in sich abgeschlossen ist – die anderen Bände handeln von Michaels Cousins – hofft man, dass die beiden in den Fortsetzungen wieder auftauchen werden, wenn auch nur am Rande.

Des Weiteren gibt es noch einige liebenswerte Nebenfiguren, vor allem in Michals Familie, sowie ein paar Charaktere, für die man nur Verachtung empfindet. Letzteres gilt insbesondere für Stellas Kollegen Philip, der ein übergriffiger und selbstverliebter Widerling ist und natürlich erst Interesse an Stella zeigt, als diese scheinbar vergeben ist. Michaels Mutter, seine Oma, seine Schwestern und seine Cousins mag man hingegen richtig gern, obschon sie alle zusammen manchmal für ein ganz schönes Chaos sorgen.

Positiv hervorzuheben ist ferner der Umstand, dass man durch Stella etwas mehr über das Asperger-Syndrom erfährt, das bei Frauen wohl wesentlich seltener diagnostiziert wird, weil sie besser darin sind die damit verbundenen Herausforderungen im Alltag zu überspielen als Männer. Dank der anschaulichen Beschreibungen kann man sich sehr gut mit Stella identifizieren, auch wenn man selbst nicht betroffen sein sollte, und es ist interessant zu sehen, wie es sich auf Stellas Leben auswirkt und wie sie damit umgeht. Diese Besonderheiten, darunter Stellas starkes Bedürfnis nach Routine, werden nachvollziehbar dargestellt und wirken sehr realistisch.

Abschließend noch ein paar Worte zum Hörbuch: Christiane Marx liest zwar nicht unbedingt schlecht, war als Sprecherin möglicherweise aber nicht die optimale Wahl. Das Tempo ist in Ordnung, ihre Stimmfarbe klingt dagegen viel zu tief bzw. „alt“ für die Protagonistin Stella. Ein paar Wörter spricht sie falsch aus und auch die Betonung ist manchmal weniger schön, vor allem bei Dialogen, wodurch sie einige Charaktere gelegentlich ziemlich unsympathisch erscheinen lässt, was so sicher nicht gewollt war. Bisweilen verstellt sie zudem ihre Stimme, was vor allem bei Michael eher negativ auffällt, da sie dann sehr gekünstelt und somit alles andere als authentisch klingt.

FAZIT
Kissing Lessons ist ein gelungener Liebesroman, dessen außergewöhnliche Protagonisten man schnell liebt gewinnt und deren fesselnde Geschichte einen sofort in ihren Bann zieht. Er ist vielleicht nicht perfekt, aber überaus unterhaltsam und auf jeden Fall eine willkommene Abwechslung vom genretypischen Einheitsbrei!

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Veröffentlicht am 05.11.2020

eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich ganz allgemein für Tiere und ihre markanten Eigenheiten interessieren

Unsere unbekannten Nachbarn
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Unsere unbekannten Nachbarn ist ein überaus informatives und erfrischend humorvoll geschriebenes Sachbuch, das man dank der vielen kurzen Kapitel, die jeweils einem anderen tierischen Stadtbewohner gewidmet ...

Unsere unbekannten Nachbarn ist ein überaus informatives und erfrischend humorvoll geschriebenes Sachbuch, das man dank der vielen kurzen Kapitel, die jeweils einem anderen tierischen Stadtbewohner gewidmet sind, auch gut in kleinen Etappen zwischendurch lesen kann, um etwas länger Freude daran zu haben. Zwischendurch schlägt das ansonsten eher heitere Werk allerdings auch ernste Töne an, denn es lässt sich bei einem Buch über die Tierwelt natürlich nicht die traurige Wahrheit verbergen, dass für die Ausrottung der meisten Arten nach wie vor der Mensch verantwortlich ist.
In jedem Abschnitt erfährt man unheimlich viel über die urbane Fauna und kann doch nie genug bekommen. Immer wieder ist man überrascht und beeindruckt vom Einfallsreichtum und der Anpassungsfähigkeit der Tiere, die zum Teil erstaunlich gut gelernt haben mit dem Menschen klarzukommen, der ihnen kontinuierlich mehr von ihrem Lebensraum streitig macht. Einige Dinge wird man vielleicht schon gewusst haben, die meisten Informationen sind dem Leser aber vermutlich neu.

Dass Wildschweine regelmäßig in der Hauptstadt unterwegs sind, dürfte zum Beispiel hinlänglich bekannt sein, ihre enorme Anzahl dürfte hingegen selbst die meisten Berliner überraschen. Es ist wahrlich faszinierend, welche Fähigkeiten einige Tiere entwickelt haben, um im städtischen Raum zu überleben und dass sich die Stadtbewohner bei manchen Arten schon jetzt merklich von den Vertretern ihrer Art unterscheiden, die man in ländlichen Gegenden vorfindet. Bei anderen Arten muss der Mensch hingegen aktiv Maßnahmen zu deren Erhaltung ergreifen, um das Zusammenleben zu erleichtern und sie beispielsweise vor den Gefahren zu schützen, die vom Straßenverkehr ausgehen.

Christian Koch und Axel Krohn verstehen es auf jeden Fall interessantes Wissen zu vermitteln. Nach der Lektüre dieses lehrreichen Buches kann deshalb sogar der zoologische Laie Frösche von Kröten unterscheiden. Dass es Tiere gibt, die Verletzungen vortäuschen, um – die leichte Beute markierend – Raubtiere von ihrem Nachwuchs wegzulocken, wird man ebenfalls nicht so schnell vergessen. Auf einige recht ekelhafte Erkenntnisse, darunter die Einzelheiten über die Nahrungsaufnahme der Stubenfliege, hätte man allerdings lieber verzichtet.

Optisch wurde das Buch ebenfalls sehr schön gestaltet. Jedes Kapitel beginnt mit einer wundervollen, ganzseitigen Photographie der entsprechenden Art. Auf den folgenden Seiten findet man dann kleinere Bilder zur Veranschaulichung der Tiere oder ihrer besonderen Verhaltensweisen, gespickt mit weiteren wissenswerten Informationen. Zusätzlich zu dem jeweils aufschlussreichen Vor- und Nachwort der Autoren, werden abschließend zudem ihre zahlreichen Quellen aufgelistet, sodass Interessierte sich ggf. noch eingehender über die einzelnen Themen informieren können.

FAZIT
Unsere unbekannten Nachbarn ist eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich ganz allgemein für Tiere und ihre markanten Eigenheiten interessieren. Wer gern Tier-Dokumentationen schaut, wird daher garantiert auch an diesem Buch Freude haben.

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Veröffentlicht am 05.11.2020

ein vielschichtiges und alles in allem sehr empfehlenswertes Buch, das nicht nur Fans der Autorin gefallen wird

Die tausend Teile meines Herzens
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Die tausend Teile meines Herzens ist auf jeden Fall anders als die bisherigen Werke der Autorin, wobei diese Beschreibung nicht zum ersten Mal auf eines ihrer Bücher zutrifft, sodass genau diese Spannbreite ...

Die tausend Teile meines Herzens ist auf jeden Fall anders als die bisherigen Werke der Autorin, wobei diese Beschreibung nicht zum ersten Mal auf eines ihrer Bücher zutrifft, sodass genau diese Spannbreite sich vielleicht zu ihrem neuen Markenzeichen entwickelt. Das gefällt womöglich nicht jedem, bietet aber definitiv Abwechslung. „Kennt man eines, kennt man alle“ kann man bei Colleen Hoover also gewiss nicht behaupten.
Protagonistin Merit ist noch ein Teenager und die zarte Liebesgeschichte zwischen ihr und Sagan steht nicht im Mittelpunkt der Geschichte – beides ist eher untypisch für einen New Adult Roman, weshalb man das Buch eigentlich eher dem Young Adult Genre zuordnen müsste. Inhaltlich richtet sich das Werk jedoch keineswegs nur an ein jüngeres Publikum, denn die Autorin nimmt sich hier gleich mehrerer ernster Themen an und enthüllt im Verlauf der Handlung zahlreiche erschütternde Wahrheiten, die für den Leser ebenso schwer zu verdauen sind wie für die Figuren. Wer nach knapp der Hälfte des Buches meint den Höhepunkt bereits erreicht zu haben und sich fragt, was denn jetzt noch kommen mag, wird wenig später zudem überrascht feststellen, dass Colleen Hoover durchaus noch einige ungeahnte Wendungen auf Lager hat.

Darüber hinaus vermittelt das Buch eine Vielzahl wichtiger Botschaften, z.B. dass der Schein oft trügen kann und „Normalität“ überbewertet wird. Merit muss mit der Zeit lernen, dass nicht alles im Leben entweder schwarz oder weiß ist, sondern viele Dinge vielmehr eine Frage der Perspektive sind, und dass die eigenen Sorgen oder Ängste nicht weniger wichtig oder bedeutend sind, nur weil andere Menschen im Vergleich dazu noch Schlimmeres erlebt haben, da sie das eigene Leben genauso aus der Bahn werfen können. Außerdem kommt ihre gesamte Familie irgendwann zu der schmerzlichen Erkenntnis, dass die Wahrheit zu verschweigen und nicht über Probleme zu sprechen, oftmals viel mehr Schaden anrichtet als es die Wahrheit je könnte. Die tausend Teile meines Herzens ist somit viel tiefgründiger als es zu Beginn vielleicht den Anschein hat. Neben den alltäglichen Schwierigkeiten von Jugendlichen werden nämlich auch Themen wie Vergebung, psychische Erkrankungen und sogar politische Zustände in anderen Ländern behandelt, wenngleich letztere nicht im Vordergrund stehen.

Dank der Ich-Perspektive kann man sich sehr gut in Merit hineinversetzen, die in der Regel einen sehr erwachsenen Eindruck hinterlässt. Sie hat unter anderem mit ihrem Selbstwertgefühl zu kämpfen, vergleicht sich ständig mit ihrer Zwillingsschwester Honor, die sie für attraktiver (und beliebter) hält, obwohl sie sich optisch kaum voneinander unterscheiden und charakterlich ihre jeweils eigenen Stärken bzw. Schwächen haben. Sie glaubt immer übersehen zu werden, muss später jedoch erkennen, dass das erstens nicht stimmt und sie zweitens auch so einiges nicht mitbekommen hat, weil sie so mit sich selbst beschäftigt war. Als Leser lernt man zusammen mit ihr ein paar wichtige Lektionen fürs Leben, denn genau wie sie hat man anfangs alles nur aus ihrem Blickwinkel betrachtet und ist daher umso überraschter als man erkennt, dass die Wirklichkeit ganz anders aussieht.

Lediglich an ihrer starken Schwärmerei für Sagan merkt man Merit ihr noch jugendliches Alter sofort an, allerdings kann man als Leser durchaus nachvollziehen, dass er ihr Herz höher schlagen lässt. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist so wundervoll, wie man es von Colleen Hoover gewohnt ist, steht hier aber ausnahmsweise, wie schon gesagt, nicht im Fokus, was beinahe schade ist, da man sich beim Lesen selbst ebenfalls ein bisschen in Sagan verliebt.

Die Handlung ist die gesamte Zeit über fesselnd und zwischendurch sogar einmal richtig spannend, um nicht zu sagen Nerven aufreibend, weshalb es überaus schwer fällt sich davon loszureißen. Geschickt lässt die Autorin immer wieder Anspielungen fallen, die neugierig machen, sodass man unbedingt mehr herausfinden will. Die Familie Voss ist eine Familie mit vielen Geheimnissen, die es nach und nach aufzudecken gilt, und deren Mitglieder alle irgendetwas zu verbergen haben. Glücklicherweise werden die meisten Fragen am Ende jedoch beantwortet, die Geschichte um Merit und ihre Familie ist somit in sich abgeschlossen.

Das Hörbuch gibt es in einer gekürzten und ungekürzten Version, wobei letztere hier nur 53 Minuten länger ist. Gelesen wird es von Merete Brettschneider, die in deutschen Synchronisationen unter anderem der Schauspielerin Melissa Benoist, besser bekannt als Kara Danvers alias Supergirl, ihre Stimme leiht. Sie macht einen echt guten Job und gibt einem nicht das Gefühl als würde sie einfach nur irgendeinen Text vorlesen. Ihre ziemlich jugendliche Stimme passt ganz wunderbar zur Erzählerin Merit und man hört ihr unheimlich gern zu. Sie reiht sich deswegen auch in die Liste der Sprecher ein, bei denen man jederzeit wieder gern zum Hörbuch greift.

FAZIT
Die tausend Teile meines Herzens ist ein vielschichtiges und alles in allem sehr empfehlenswertes Buch, das nicht nur Fans der Autorin gefallen wird. Es ist definitiv anders als die vorherigen Romane der Autorin, doch wer weiß, vielleicht ist ja gerade „anders“ das neue „typisch Colleen Hoover“.

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Veröffentlicht am 05.11.2020

eine seichte, überaus witzige Liebesgeschichte für Zwischendurch

The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman
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The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman ist kein allzu tiefgründer, dafür aber ein außerordentlich amüsanter Liebesroman, der einen bestens zu unterhalten vermag und den man innerhalb kürzester ...

The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman ist kein allzu tiefgründer, dafür aber ein außerordentlich amüsanter Liebesroman, der einen bestens zu unterhalten vermag und den man innerhalb kürzester Zeit verschlingt, weil man sich einfach nicht mehr von der Geschichte losreißen kann.
Die Idee, dass Männer – noch dazu Sportler – versuchen die „Sprache der Frauen“ zu verstehen, indem sie Liebesromane bis ins kleinste Detail analysieren, ist überaus kreativ und die Umsetzung ist der Autorin wirklich gut gelungen, auch wenn vielleicht nicht jede der darin pauschal getroffenen Aussagen auf alle Frauen zutreffen. Für Abwechslung sorgen zudem die einzelnen Szenen aus dem Regency-Liebesroman, den Gavin lesen soll, um seine Frau besser zu verstehen. Sie wurde zwischen manchen Kapiteln in die Geschichte eingeschoben und machen selbst die Leser neugierig darauf einen solchen Roman einmal zu lesen, die bislang einen Bogen um dieses Sub-Genre gemacht haben.

Es ist schön zu sehen, wie tatkräftig die anderen Männer Gavin dabei unterstützen seine Ehe zu retten, obgleich sie dabei mitunter über das Ziel hinausschießen und ihre scheinbar vertieften psychologischen Kenntnisse etwas übertrieben wirken. Sie helfen Gavin dabei mit Taten auszudrücken, was er mit Worten nicht ausdrücken – oder Thea ihm in dieser Form nicht glauben – kann. Im Verlauf der Geschichte wachsen einem die Männer richtig ans Herz, weshalb man sich schon darauf freut in den Fortsetzungen mehr über den einen oder anderen von ihnen zu erfahren. Man sollte jedoch beachten, dass trotz des Titels nicht etwa der Buchclub im Vordergrund steht, sondern die Beziehung zwischen Gavin und Thea bzw. sein beharrlicher Versuch seine Frau dazu zu bewegen, ihm eine zweite Chance zu geben.

Gavin und Thea sind zwei sympathische Protagonisten, mit denen man von Anfang an mitfiebert. Erfreulicherweise gibt es hier sogar mehr Szenen aus Gavins Perspektive als aus der von Thea, was für einen solchen Liebesroman eher untypisch ist. Im Grunde hätte man nichts dagegen gehabt, wenn die gesamte Geschichte ausschließlich aus Gavins Sicht erzählt worden wäre, allerdings könnte man Theas Haltung ohne die Kapitel aus ihrem Blickwinkel vermutlich überhaupt nicht nachvollziehen. So kann man sich in beide Figuren ganz gut hineinversetzen, wobei man Gavin im Endeffekt trotzdem etwas lieber mag als seine Frau. Es ist extrem charmant wie sehr Gavin sich für Thea ins Zeug legt und natürlich tut er das auch aus den richtigen Gründen. Er will sie zurückgewinnen, weil er sie aufrichtig liebt und nicht etwa, um schlechte Schlagzeilen zu vermeiden oder Ähnliches.

Theas Verhalten ihrem Ehemann gegenüber erscheint einem hingegen manchmal etwas unfair. Natürlich hat Gavin Fehler gemacht, doch das trifft auf Thea genauso zu, immerhin kann eine Ehe nur funktionieren, wenn beide Partner an der Beziehung arbeiten und ehrlich zueinander sind. Thea ist also an der ganzen Situation nicht unschuldig und tut Gavin Unrecht, wenn sie ihn aufgrund einer Handlung nun mit einer gewissen anderen Person in eine Schublade steckt und sich weigert ihm eine zweite Chance einzuräumen, nur weil sie in der Vergangenheit gelernt hat, dass es manchmal tatsächlich besser wäre einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen anstatt das Unvermeidliche immer weiter hinauszuzögern. Es macht nämlich einen großen Unterschied, ob man krampfhaft an einer lieblosen Ehe festhält oder es – sich selbst und der gemeinsamen Kinder zuliebe – noch einmal ernsthaft miteinander versucht.

Man freut sich sehr als Thea und Gavin sich im Verlauf der Geschichte langsam wieder näher kommen – und das nicht erst auf den letzten Seiten. Die beiden sind ein tolles Paar, das einfach lernen muss, ehrlicher und offener über Probleme zu sprechen, damit sie sie gemeinsam überwinden können. Dass sie einander wirklich lieben und sich nicht nur körperlich zueinander hingezogen fühlen, verdeutlicht vor allem Gavin mit verschiedenen, vielsagenden Gesten, mit denen er zumindest die Herzen der Leser augenblicklich für sich gewinnt.

Gegen erotische Szenen hat man eigentlich nichts einzuwenden, im letzten Drittel übertreibt Lyssa Kay Adams es jedoch ein wenig damit. Man kann zwar sehr gut verstehen, dass Thea ihrem attraktiven Ehemann irgendwann nicht länger widerstehen kann, hat zwischenzeitlich aber das Gefühl, dass sich bei den beiden plötzlich alles nur noch um Sex dreht. Ein paar Szenen werden regelrecht zu bloßen Lückenfüllern degradiert, obwohl sie eigentlich einen viel größeren Einfluss auf die Geschichte haben sollten. Dieser Aspekt rückt zeitweilig also zu sehr in den Fokus, was einfach schade ist. Außerdem hätte die Autorin diese intimen Szenen ruhig ein wenig authentischer gestalten können.

Unrealistisch oder besser gesagt etwas überstürzt wirkt letztendlich auch die Entwicklung der Charaktere, die zwar erfreulich ist, dadurch allerdings an Glaubwürdigkeit verliert. Es ist nie zu spät die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten und sich zu ändern, das passiert in der Regel aber nicht von heute auf morgen. Grundsätzlich ist man jedoch sehr zufrieden mit dem Ausgang der Geschichte, die eine Portion Drama am Schluss natürlich nicht vermissen lässt.

Ausschlaggebend dafür, dass man die Geschichte so genießt, sind insbesondere der humorvolle Schreibstil der Autorin und ihr Gespür für Situationskomik. Gavins sarkastische Kommentare zu seiner Lektüre und die witzigen Dialoge – sowohl zwischen ihm und Thea als auch innerhalb des Buchclubs – sind einfach herrlich und bringen einen immer wieder dazu lauthals zu lachen oder permanent zu grinsen. Wer es unbedingt vermeiden möchte die neugierigen Blicke anderer auf sich zu ziehen, sollte das Buch daher keinesfalls in den öffentlichen Verkehrsmitteln lesen (oder hören).

Schon allein deshalb wird man sich die Fortsetzung keinesfalls entgehen lassen, selbst wenn man Theas Schwester Liv, die an der Seite eines anderen Mitglieds des Buchclubs im zweiten Band in den Mittelpunkt rückt, mit gemischten Gefühlen begegnet. Anfangs mag man sie recht gern, nicht zuletzt weil sie sofort für ihre Schwester Partei ergreift, in der Mitte verliert sie dann gewaltig an Sympathie, bevor sie am Ende doch wieder beim Leser punkten kann. Langweilig wird es mit ihr garantiert nicht und die Art, wie sie Mack bei ihrer ersten Begegnung sofort die Sprache verschlägt, ist definitiv ein gelungener Vorgeschmack auf den zweiten Band.

Als Hörbuch ist The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman auch akustisch ein echter Genuss, denn Sprecher Sven Macht liest das Buch mit viel Enthusiasmus und schafft es immer wieder Gavins sarkastischen Tonfall perfekt zu treffen. Für Irritation sorgt lediglich die inkonsequente, zwischendurch wechselnde Aussprache bzw. Betonung des Namens einer der beiden Töchter von Gavin und Thea – auf so etwas sollte der Regisseur bzw. die Regisseurin eigentlich achten. Außerdem leuchtet nicht ganz ein, warum für die Kapitel bzw. Abschnitte aus Theas Sicht keine weibliche Stimme dazu geholt wurde. Die Freude am Hören schmälern diese kleinen Kritikpunkt insgesamt aber nicht.

FAZIT
Wer keine allzu tiefgründige Handlung oder einen umfassenden Einblick in die Vielseitigkeit des Genres erwartet, sondern mit einer seichten, überaus witzigen Liebesgeschichte für Zwischendurch viel lieber seine Lachmuskeln trainieren will, dürfte mit The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman bestens beraten sein.

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Veröffentlicht am 04.11.2020

lesenswert, aber nicht genauso gut wie die Trilogie

Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange
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Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange ist ein interessantes Prequel, dem man seit der ersten Ankündigung gespannt entgegen fieberte, das den Leser am Ende aber leider eher zwiegespalten ...

Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange ist ein interessantes Prequel, dem man seit der ersten Ankündigung gespannt entgegen fieberte, das den Leser am Ende aber leider eher zwiegespalten zurücklässt und nicht gänzlich zu überzeugen vermag.
Coriolanus Snow, den man aus der zeitlich mehrere Jahrzehnte später spielenden Trilogie als Präsident Snow kennt, ist – schon in seiner Jugend – durch und durch ein Narzisst, dessen ganze Welt sich ausschließlich um ihn dreht. Er ist unfassbar arrogant, herablassend und selbstbezogen. Er denkt stets zuerst an seinen eigenen Vorteil und stellt seine eigenen Interessen sogar über das Leben anderer Menschen. Er ist ein Soziopath, der Liebe für eine Schwäche hält und selbst gar nicht fähig ist zu lieben – auch wenn er tatsächlich das Gegenteil zu glauben scheint – weil er gar nicht weiß, was Liebe überhaupt ist. Coriolanus Snow ist davon überzeugt, dass ihm gewisse Privilegien von Geburt an zustünden, während die Menschen aus den Distrikten – zu Recht – weit unter ihm stünden und es verdienten im Elend zu leben. Er ist uneinsichtig, berechnend und skrupellos, obgleich er versucht sich selbst zu belügen und seine Taten mit fadenscheinigen Ausreden zu rechtfertigen.

Aufgrund dieser verzerrten Sicht auf die Welt, die er wahrhaftig zu retten glaubt, fällt es einem nicht nur schwer sich mit ihm zu identifizieren, es ist nahezu unmöglich. Jedes Mitgefühl, das man zu Beginn unter Umständen für ihn entwickelt, da er sich durchaus in einer schwierigen Lage befindet, macht er mit seinen Ansichten und seiner Einstellung innerhalb kürzester Zeit wieder zunichte, sodass man vor allem Abscheu und Verachtung für ihn empfindet. Wesentlich faszinierender wäre die Geschichte gewesen, wenn es Suzanne Collins gelungen wäre dem Leser wenigstens zu Beginn einen Protagonisten zu präsentieren, der mit dem späteren Präsidenten Panems kaum etwas gemeinsam hat und der einem zumindest ein wenig ans Herz wächst, sodass man sich wirklich fragt, welche einschneidenden Erlebnisse den Jungen von damals zu einem gewissenlosen Tyrannen werden ließen.

Noch abgestoßener ist man lediglich von der wahrlich Furcht erregendem Dr. Gaul, der Obersten Spielmacherin. Sie ist ebenfalls eine Soziopathin, wie sie im Buche steht, was sie natürlich noch gefährlicher und unberechenbarer macht. Sie schreckt offenbar vor nichts zurück und spielt nach Belieben mit dem Leben anderer – unabhängig von deren Herkunft.

Generell gibt es im Kapitol nur wenige Charaktere, die man ernsthaft als sympathisch bezeichnen könnte, denn zahlreiche Bewohner, darunter auch einige von Snows Mitschülern, teilen seine schlechten Eigenschaften. Die wenigen Ausnahmen bilden Coriolanus‘ Cousine Tigris, über die man insgesamt aber leider nicht allzu viel erfährt, sowie sein Mitschüler Sejanus. Letzterer ist in einem der Distrikte aufgewachsen, lebt nun jedoch im Kapitol, da es seinem Vater gelungen ist aus dem Krieg Kapital zu schlagen. Das ist vermutlich der Grund dafür, dass er als einziger zu Empathie fähig zu sein scheint und sich traut offen auszusprechen, wie krank das ganze Konzept der Hungerspiele eigentlich ist. Unglücklicherweise wird genau diese Offenheit ihm irgendwann zum Verhängnis, denn so etwas wie Meinungsfreiheit gibt es im Kapitol natürlich nicht.

Die musikalische Lucy Gray hingegen ist eine Figur, die man bis zum Schluss nicht richtig einzuordnen vermag. Sie ist keineswegs vollkommen naiv und unbedarft, sondern ziemlich clever und gerissen. Sie versteht es durchaus sich in Szene zu setzen und ein Publikum für sich zu gewinnen, scheint aber nicht annähernd so manipulativ zu sein wie ihr Mentor. Sie hat keine Freude daran anderen Menschen Leid zuzufügen, gibt sich in der Arena jedoch nicht so leicht geschlagen und tut, was sie tun muss, um zu überleben.

Durch die Zuteilung als Mentor und Tribut ist das Schicksal von Coriolanus und Lucy Gray in gewisser Hinsicht ohnehin untrennbar miteinander verbunden. Die Autorin intensiviert diese Verbindung allerdings noch einmal und versucht dem Roman mit einer Liebesbeziehung zwischen Coriolanus und Lucy Gray etwas Romantik hinzuzufügen. Doch der Aufrichtigkeit dieser Gefühle begegnet man als Leser auf beiden Seiten mit großer Skepsis; bei Snow, weil er zu solchen Emotionen, wie gesagt, nicht fähig ist; bei Lucy Gray, weil man sich nicht vorstellen kann, dass sie Coriolanus wirklich nicht durchschaut und sich daher die ganze Zeit fragt, ob sie ihn nicht vielleicht ebenfalls nur für ihre Zwecke benutzt.

Wesentlich interessanter als diese Liebesgeschichte, mit der man aus den vorgenannten Gründen nicht richtig mitfiebern kann, sind die Hintergrundinformationen über die Vergangenheit von Panem, die man im Verlauf der Handlung erhält. Welche Auswirkungen der Krieg auf die Bewohner des Kapitols hatte und dass längst nicht jeder dort die ganze Zeit über im Wohlstand lebte, dürfte zum Beispiel eine neue Erkenntnis sein, ebenso wie der Umstand, dass zahlreiche Friedenswächter nicht etwa aus dem Kapitol, sondern aus den Distrikten stammen. Aufschlussreich ist zudem die Entwicklung der Hungerspiele, die anhand des Vergleiches zwischen der zehnten Austragung und den Arenen zu Katniss‘ Zeiten deutlich wird. Aus der einstigen Bestrafung der Distrikte, die zwar jeder kannte, über die Ernte hinaus aber kaum verfolgte, wurde erst später das aufwendige, mediale Spektakel, das den Massen als Unterhaltung dient.

Die Handlung ist durchgängig fesselnd, doch nicht so spannend, wie man es vielleicht von der Autorin gewohnt ist. Für ein wenig Nervenkitzel sorgen zwischendurch allenfalls die verschiedenen Vorfälle in der Arena, danach flacht die Spannungskurve ziemlich ab und nimmt auch später nicht mehr drastisch zu. Langeweile kommt dank einiger Überraschungen und ungeahnter Wendungen zwar nicht auf, sodass man das Buch trotzdem gern weiterliest, vor allem im dritten Abschnitt plätschert die Handlung aber schließlich ohne spürbaren Höhepunkt nur noch so vor sich hin.

Bis dahin war diese Vorgeschichte vielleicht kein Highlight, jedoch immerhin eine lesenswerte Ergänzung zur Trilogie. Das Ende ist allerdings in vielfacher Hinsicht so enttäuschend, dass es sich zwangsläufig negativ auf die Bewertung auswirkt. Mit einem Happy End für Coriolanus und Lucy Gray wird niemand rechnen, der Die Tribute von Panem gelesen oder auch nur die Filme gesehen hat, doch die – absolut nicht nachvollziehbare – Entwicklung der Liebesgeschichte bzw. die Art und Weise, wie sie ihr Ende findet, ist mehr als unbefriedigend. Das Schicksal einer bestimmten Figur wird darüber hinaus viel zu offen gehalten, der Tod einer anderen viel zu „unkompliziert“ gestaltet, wenn man es so ausdrücken kann. Insgesamt wirkt das Ende platt, überstürzt und irgendwie unausgereift. Die Botschaft, die in Bezug auf Coriolanus und sein Verhalten damit vermittelt wird, ist mehr als fragwürdig und sorgt für einen sehr bitteren Beigeschmack. Außerdem lässt es die erhoffte Entwicklung des Protagonisten vermissen, der am Schluss einfach nur der gleiche verachtenswerte Mann ist wie zu Beginn.

FAZIT
Für Fans der Trilogie um Katniss, Peeta und Gale ist Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange mit Sicherheit lesenswert, zumal man darin diverse Anspielungen auf die Reihe entdecken kann. Genauso zu begeistern vermag einen die Vorgeschichte um Coriolanus Snow jedoch – insbesondere wegen des ziemlich enttäuschenden Ausgangs – keinesfalls.

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