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Veröffentlicht am 27.09.2024

Leider zu oberflächlich

Meet me in Autumn. Eine Pumpkin spiced Romance
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Durch das herbstliche Cover und den hübschen Buchschnitt bin ich auf das Buch „Meet in in Autumn“ aufmerksam geworden. Ich hatte mir eine Wohlfühlgeschichte à la Gilmore Girls erhofft, aber leider wurden ...

Durch das herbstliche Cover und den hübschen Buchschnitt bin ich auf das Buch „Meet in in Autumn“ aufmerksam geworden. Ich hatte mir eine Wohlfühlgeschichte à la Gilmore Girls erhofft, aber leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt.

Die Story ist schnell erzählt: Jeanie bekommt von ihrer Tante das Pumpkin Spice Café in Dream Harbour geschenkt und zieht kurzerhand in die Kleinstadt, wo sie nicht nur auf zahlreiche Einwohner, sondern auch auf den attraktiven Farmer Logan trifft. Jeanie und Logan fühlen sich direkt zueinander hingezogen, aber aus unterschiedlichen Gründen klappt es nicht recht mit dem zusammenkommen.

Der lockere Sprachstil der Autorin hat es mir leicht gemacht in das Kleinstadt-Geschehen einzutauchen, aber man hätte noch so viel mehr aus der Geschichte rausholen können:

Die Kapitel werden abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Hauptcharaktere Jeanie und Logan erzählt. Theoretisch könnte das Abwechslung und Tiefe in die Geschichte bringen. Leider wiederholten sich ihre Gedanken oft und die Charaktere blieben recht blass.

Auch das Kleinstadt-Setting und Herbstfeeling kamen bei mir nur oberflächlich an. Wörter wie „Flanell“, „Katze“, „Kürbis“ und „Café“ einzubauen hilft auch nicht viel, wenn ein gewisses Sprachgefühl fehlt und es nicht stimmig wirkt.

Ich wollte die Geschichte wirklich mögen, aber dafür fehlte mir ein bisschen die Detailverliebtheit, ein paar Ecken und Kanten, echte Probleme, Tiefe.

Wer eine romanitsche Lovestory sucht, wird hier leider auch nicht fündig. Dafür sind, wie bereits der Titel und das Cover ankündigen, einige „spicy“ Szenen zwischen den Buchdeckeln zu finden.

Die Marketing-Abteilung hat hier einen tollen Job gemacht. Für mich leider ein klarer Fall von hübsches Cover, nichts dahinter. 2/5 Sternen

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Veröffentlicht am 22.09.2024

Berührende Geschichte einer Radikalisierung

Der Morgen gehört uns
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„Als ich mich Jahre später fragte, wo und wann alles angefangen hatte, wo der Point of no Return gewesen sein mag, an dem ich endgültig falsch abgebogen war, stellte ich schaudernd fest, dass ich das unmöglich ...

„Als ich mich Jahre später fragte, wo und wann alles angefangen hatte, wo der Point of no Return gewesen sein mag, an dem ich endgültig falsch abgebogen war, stellte ich schaudernd fest, dass ich das unmöglich sagen konnte.“ (Seite 19/20)

In „Der Morgen gehört uns“ erzählt der in Arrest sitzende Ettore seine Geschichte. Wie kam es dazu, dass er bestimmte Dinge tat und dachte? Wo ist er falsch abgebogen?

Eigentlich war er ein ganz normaler, sensibler Junge. Ein Schulwechsel macht in zu einem Suchenden nach Halt und Anschluss. Dort lernt er den charismatischen Giulio kennen, der ihm Zugang zu einer faschistischen Jugendorganisation verschafft, der sogenannten Federazione.

Das ist der Zeitpunkt, wo er aufhört sich seiner Großmutter Elsa anzuvertrauen und eine andere Richtung einschlägt. Zu seinen Eltern hat er unlängst kein gutes Verhältnis mehr und in der Federazione erfährt Ettore zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl von Zugehörigkeit.

Das Buch beschäftigt sich mit der Entstehung einer Radikalisierung. Das besondere ist, dass es mit leisen und zarten Tönen auskommt, persönlich erzählt wird und alles in schöner Sprache verpackt ist. Ein Lob geht an dieser Stelle an den Übersetzer, der es geschafft hat, die besondere Atmosphäre des Buches zu transportieren.

Beim Lesen so nah mitzuerleben, wie schleichend eine Radikalisierungs-Spirale beginnen und irgendwann nur noch auf Extrem zusteuern kann, war faszinierend und erschreckend zugleich. Man merkt, das der Autor weiß, wovon er spricht, denn er hat Dinge aus seiner eigenen Vergangenheit in den Roman einfließen lassen. Nur ist er irgendwann woanders abgebogen…

Der Roman zeigt wieder: Es sind die leisen Dinge, die unser Herz berühren. Wahrscheinlich ist das der Grund, dass der Roman mir unter die Haut gegangen ist und hat mich nachhaltig beschäftigt hat.

Von mir gibt es eine große Empfehlung für das nach meinem Empfinden brandaktuelle Thema. Unlängst sind wir mittendrin in den Geschichten der Ettores von heute. Ich vergebe 4/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 17.08.2024

Die Jagd im Eis

Eisrausch
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Der Autor Roland Muller sagt von sich selbst, er sei mit dem „Arktis-Virus“ infiziert. Diese Begeisterung und Faszination habe ich zwischen den Zeilen gespürt.

Mit John Kaunak hat der Autor einen eigensinnigen, ...

Der Autor Roland Muller sagt von sich selbst, er sei mit dem „Arktis-Virus“ infiziert. Diese Begeisterung und Faszination habe ich zwischen den Zeilen gespürt.

Mit John Kaunak hat der Autor einen eigensinnigen, aber auch interessanten Ermittler erschaffen. Aufgrund eines dunklen Vorfalls wird er von Dänemark nach Grönland strafversetzt, um getarnt als Sicherheitschef verdeckt an der Aufklärung des Mordes an zwei Arbeitern im umstrittenen Tagebau auf der Insel zu ermitteln.

John begreift schnell, dass er in eine größere Sache hineingeraten ist. In der Firma werden seltene Erden abgebaut, die ganze Welt jagt dem begehrten Rohstoff Neodym nach, das so wichtig für zum Beispiel Elektromobilität ist.

Schon bald muss er um sein Leben fürchten, die Geschichte entwickelt sich rasant und steht jedem Bond-Film in nichts nach.

Einheimische Figuren und Wesen der lokalen indigenen Bevölkerung sowie Träume spielen auch eine große Rolle und verleihen dem Buch einen gewissen mystischen Touch.

Der Schreibstil hat mich von Seite eins an gepackt. Mit gut konstruiertem, intelligentem Plot und einem flüssigen und bildlichen Schreibstil war es sehr angenehm den Thriller zu lesen und auch Emotionen kamen bei mir an.

Grundlage für diesen Thriller war die „Fallstudie zu den Umwelt- und Sozialauswirkungen der Gewinnung seltener Erden in Grönland, Kvanefjeld“ und so steckt in dem ganzen Thriller auch viel Wahres. Ich mag Bücher, bei denen man auch noch etwas lernt, ganz ohne erhobenen Zeigefinger.

Wer einen außergewöhnlichen Thriller in spektakulärer Kulisse lesen möchte, dem empfehle ich „Eisrausch“ unbedingt weiter. Mich konnte das Buch auf voller Linie überzeugen und ich vergebe 5/5 Sternen. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 16.08.2024

Eindrucksvoll und stark

Malnata
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Diese Geschichte spielt im Jahr 1935 zu einer düsteren Zeit in der Historie Italiens, als der Faschismus im Land immer stärker wird.

Vor diesem Hintergrund lernen sich zwei Mädchen aus unterschiedlichen ...

Diese Geschichte spielt im Jahr 1935 zu einer düsteren Zeit in der Historie Italiens, als der Faschismus im Land immer stärker wird.

Vor diesem Hintergrund lernen sich zwei Mädchen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten kennen: Die wohlbehütet und streng katholische aufgewachsene zwölfjährige Francesca ist fasziniert von dem augenscheinlich armen Mädchen namens Maddalena, das barfüßig, unbefangen und ohne sich um irgendwelche Regeln zu scheren durch die Gegend zieht und sogar mit Jungs am Strand spielt.

Der Aberglaube, aber auch die Kirche haben eine große Macht in der Gesellschaft. Regeln bestimmten das Leben und alle Gesellschaftsschichten leiden unter der Unterdrückung des faschistischen Regimes.

Die Einwohner Monzas haben Maddalena einen eigenen Spitznamen gegeben: Sie sei die „Malnata“, die Unheilbringende und wird verachtet und gemieden.

All dies ruft nur noch mehr Trotz in der mutigen Maddalena hervor, die einen so eindrucksvoll vom Cover des Buches anschaut. Zu sehen, wie das zarte Band der Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Mädchen geknüpft wird und sie sich mit den Gefahren des Frauwerdens und Freiheitsdenkens in einer so frauenfeindlichen Gesellschaft auseinandersetzten müssen, hat mich absolut beeindruckt.

Der Schreibstil von Beatrice Salvioni ist scharfsinnig, bildlich und eindringlich und hat diesen Debütroman zu etwas ganz Besonderem gemacht. Sie hat gekonnt wahre historische Gegebenheiten mit dem Schicksal der beiden Mädchen verwoben und heraus gekommen ist ein feministischer Roman über Freundschaft, Zusammenhalt und Mut. Mich hat das Buch sehr beeindruckt und ich habe auch nach dem Lesen noch oft über Francesca und Maddalena nachgedacht. Das sind die besten Bücher, die noch für einen Nachklang sorgen. 4,5/5 Sterne

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Eine außergewöhnliche Freundschaft

Pi mal Daumen
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Nerd trifft auf Omi

Gestern fand ich das Überraschungspaket mit dem Buch „Pi mal Daumen“ nach dem Urlaub vor, legte die Füße hoch, um mich von der Reise zu erholen und wollte nur mal kurz reinlesen. Tja, ...

Nerd trifft auf Omi

Gestern fand ich das Überraschungspaket mit dem Buch „Pi mal Daumen“ nach dem Urlaub vor, legte die Füße hoch, um mich von der Reise zu erholen und wollte nur mal kurz reinlesen. Tja, heute gibt es schon die Rezi, was soll ich sagen außer: Lest dieses Buch!

Oscar ist hochbegabt, hat einen Adelstitel und ist gerade mal 16 Jahre alt, als er seinen erste Vorlesung in Analysis hat. Moni, die er erst für eine Putzfrau hält, die sich im Hörsaal verlaufen hat, setzt sich kurzerhand zu ihm und das ist der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft. Denn Moni ist genau wie Oscar eine Außenseiterin: Sie hat bereits drei Enkel, jongliert neben dem schon zeitintensiven Familienleben mit mehreren Jobs und liebt enge Röcke und Kleidung mit Leoparden-Muster. Kurzum, die beiden sind alles andere als angepasst und fallen an der Universität auf wie bunte Hunde.

Erzählstimme ist in dem Buch Oscar, der durch seine autistische Denkweise und Lebensunfähigkeit zwar alle Klischees erfüllt, aber dadurch auch eine witzige Tragik in die Geschichte einbringt. Ich habe es geliebt, seinen Ausführungen zu folgen, und konnte das Buch wirklich nicht weglegen, so dass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe.

Mit der aufopferungsbereiten Moni, die sich dazu durchgerungen hat, sich ihren Traum zu erfüllen und Mathematik zu studieren, hat die Autorin nicht nur eine interessante Figur ins Spiel gebracht, sondern auch eine echte Heldin erschaffen.

Der Schreibstil konnte mich komplett abholen und überzeugen. Nie hätte ich gedacht, welch schöne Geschichte sich hinter dem hübschen Cover verbirgt, ich hätte eine ganz andere Story erwartet und hätte zum Beispiel nicht mit der männlichen Erzählstimme gerechnet.

Von mir gibt es eine große Leseempfehlung, nicht nur für Mathe-Nerds. 5/5 Sternen

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