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Veröffentlicht am 12.10.2019

Entspannung pur mit genau der richtigen Portion Zucker.

Sonnengeküsst
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Nach »Seine Narben« musste ich mir noch ein Buch von Regina Mars vorknöpfen. In Matt und Stans Geschichte habe ich mich an den vielen Beleidigungen und der negativen Darstellung von Frauen gestört, was ...

Nach »Seine Narben« musste ich mir noch ein Buch von Regina Mars vorknöpfen. In Matt und Stans Geschichte habe ich mich an den vielen Beleidigungen und der negativen Darstellung von Frauen gestört, was in »Sonnengeküsst« jetzt überhaupt kein Problem war. Sämtliche weibliche Figuren kommen hier gut weg, sie werden nicht sexualisiert und Slut Shaming sucht man glücklicherweise auch vergeblich. Aufgrund dessen konnte ich schon mal erleichtert durchatmen, weil mich das in der Bewertung von »Seine Narben« echt vor einen Zwiespalt gestellt hat, da ich die Liebesgeschichte an sich sehr genossen habe. Letzteres gilt auch wieder für »Sonnengeküsst« – Regina Mars trifft da irgendwie meinen Geschmack.

Der Schreibstil hat sich hier eine Spur besser gelesen, es gab keine merkwürdigen Stellen, bei denen ich die Stirn gerunzelt habe, keine unpassende Häufung von Beleidigungen, im Gegenzug aber viele süße Dialoge. Lucas anfängliches Gebrüll in Großbuchstaben ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber das legt sich dann zum Glück und die wenigen Großbuchstabenmomente, die dann noch kommen, sind eigentlich ziemlich amüsant. Ich habe mich häufig beim Schmunzeln und Grinsen ertappt.

Nach zwei Büchern von Regina Mars und dem Lesen einiger ihrer Klappentexte drängt sich bei mir der Verdacht auf, dass sie eine Schwäche für Hassliebe-Geschichten hat – ich auch. Das hat aber natürlich zwangsweise zur Folge, dass sich die Geschichten ein klein wenig ähneln, auch wenn der Hass-Aspekt in »Sonnengeküsst« deutlich geringer ist als in »Seine Narben«. Trotzdem war die Struktur irgendwie dieselbe: Die beiden Protagonisten fangen eine Art Affäre miteinander an und verlieben sich dabei ineinander. Positiv ist jedoch die Umsetzung, denn die ist in beiden Büchern wirklich anders, man bekommt Szenen nicht doppelt vorgesetzt, jede Geschichte hat ihren eigenen Charakter, weil ja auch die Protagonisten unterschiedlich sind.

Hier sind es Sunny und Luca: Sunny ist der leicht naive Sonnenschein, der in seinen besten Freund Alex verliebt ist, und Luca der grummelige, leicht reizbare Fußballspieler, vor dem die meisten Leute sogar Angst haben. Anfangs gilt das auch für Sunny, der von Luca regelmäßig als Lusche, Weichei, Heulsuse und was sonst noch alles tituliert wird, bis … Sunny etwas über Luca herausfindet, das Letzteren ganz schön in Panik versetzt. Und von da an tauschen sich die Rollen, auch weil Sunny ein paar Vorstöße unternimmt, die Luca aus dem Konzept bringen.

Ich mochte beide Charaktere sehr gerne. Sunny kann man in seiner liebenswürdigen, lebensfrohen Art sowieso nur gernhaben, er ist einfach … niedlich (so ungern er auch als „niedlich“ bezeichnet werden möchte: Es ist halt die Wahrheit). Ich habe mit ihm mitgefühlt, hätte ihn aber auch manchmal gerne ein bisschen geschüttelt, wenn er sich in Bezug auf Alex so naiv verhalten hat. Aber das rafft er dann zum Glück selbst. Luca ist anfangs – wie gesagt – noch etwas gewöhnungsbedürftig, ein ständig brüllender Proll, hinter dessen Fassade aber eigentlich ein lieber und auch leicht unsicherer junger Mann steckt. Überraschend ist das natürlich nicht, aber es verleiht dem Buch eine zusätzliche Portion Zucker und hat mich auch ihn ins Herz schließen lassen.

Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist authentisch, entwickelt sich von der sexuellen Anziehungskraft zu tieferen Gefühlen und spart dabei weder an erotischem Knistern noch an Schmetterlingen im Bauch. Das Buch ist einfach schön und vermittelt beim Lesen ein gutes Gefühl.

Fazit

Ein sehr süßer Liebesroman zwischen einem unbedarftem, aber überraschend kühnem Sonnenscheinchen und einem leicht reizbarem, aber auch unsicherem Wolf. »Sonnengeküsst« weist nicht die Kritikpunkte auf, die es für mich bei »Seine Narben« gab, trotzdem war die Liebesgeschichte von Matt und Stan für mich ein kleines bisschen spannender. Deshalb gibt es die gleiche Punktzahl: 4 Sterne!

Veröffentlicht am 11.10.2019

Manches ist für mich etwas grenzwertig, aber die Liebesgeschichte ist einfach süß.

Seine Narben
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Es fiel mir selten so schwer, ein Buch zu bewerten. »Seine Narben« stürzt mich in einen ganz schönen Zwiespalt: Möchte ich das Buch auf ernsthafter oder auf lockerer Basis bewerten? Je nachdem würde das ...

Es fiel mir selten so schwer, ein Buch zu bewerten. »Seine Narben« stürzt mich in einen ganz schönen Zwiespalt: Möchte ich das Buch auf ernsthafter oder auf lockerer Basis bewerten? Je nachdem würde das Buch von mir 2 oder 4,5 Sterne bekommen. Letztendlich reißt es die Tatsache raus, dass es schließlich zu Unterhaltungszwecken geschrieben wurde und ich mich – von einigen Kritikpunkten abgesehen – schon sehr gut unterhalten gefühlt habe. Die Kritikpunkte werde ich aber natürlich trotzdem nicht unterschlagen.

Ich war schon in der Leseprobe etwas skeptisch, denn man wird von den problematischen Stellen dieses Buches bereits zu Beginn angesprungen: Sämtliche weibliche Figuren werden sexualisiert und als oberflächliche, zum Teil auch hohle Nüsse dargestellt, die nur darauf aus sind, einen reichen Mann zu heiraten. Es beginnt schon damit, dass Ciara-Sophie (diese Doppelnamen tauchen immer wieder auf – das kann eigentlich nur Satire sein) am Anfang auf Stans wirklich schlecht gespielte schüchterne Masche reinfällt und aus wirklich lächerlichen Gründen mit ihm ins Bett hüpfen will. Und das geht dann so weiter. Mit Vanessa, Nora-Mireille, Leonora… Ich musste das ignorieren, damit ich die Geschichte doch noch genießen kann. Über diese überzogene Darstellung konnte ich nicht wirklich lachen, sie hat mich eher abgeschreckt.

Der zweite Kritikpunkt war der ruppige Ton, in dem die Figuren sprechen. Die vielen Beleidigungen, die misogynen Tendenzen und die schockierende Wortwahl der 10-jährigen Schwester von Matt haben mich schon ziemlich gestört. Das Mädel ist 10 Jahre alt und fragt ihren Bruder, ob heiße Btches auf seiner Schule sind. Für die anderen (ganz schön heftigen) Beleidigungen, die sie vom Stapel lässt, wird sie von ihrem Bruder nur halbherzig getadelt, ehe er sie sogar selbst (in ihrer Gegenwart!) in den Mund nimmt. Das waren echt ein paar Klopper, die die Autorin da gebracht hat.

Trotzdem habe ich dem Buch eine Chance gegeben, weil ich aufgrund der guten Bewertungen neugierig war. Ich habe meinen Kopf, der ständig die genannten Punkte kritisieren wollte, ausgeschaltet und mich berieseln lassen – und von da an hat mir das Buch wirklich gut gefallen.

Das lag vor allem an Matt, der schon direkt dadurch gepunktet hat, dass er sich von Stans eingebildeter Schnöselmentalität nicht einschüchtern lässt. Es hat mir gefallen, dass er ihm Kontra gibt und seine hinterhältigen Spielchen durchschaut, gleichzeitig mochte ich aber auch seine unsichere und neugierige Seite. In seinen schüchternen Momenten war er einfach süß.

Stan dagegen ist schwerer ins Herz zu schließen. Am Anfang ist er echt heftig drauf: viel zu sehr von sich überzeugt, oberflächlich, vielleicht sogar ein bisschen einfältig. Mir hat es gar nicht gefallen, wie er über seine Mitschülerinnen gedacht hat (auch wenn sein Bild von ihnen vielleicht sogar gerechtfertigt ist, so wie die alle dargestellt werden), und sein boshaftes Verhalten gegenüber Matt hat es mir auch schwer gemacht, ihn zu mögen. Aber dieser Hassliebe-Aspekt war zumindest reizvoll und spannend. Wäre Stan bis zum Ende so geblieben (nicht, dass ich das erwartet hätte), dann wäre das Buch wirklich für mich durchgefallen. Aber natürlich macht er eine Wandlung durch. Er stellt sein Denken um, ist viel netter zu Leuten, die er vorher im besten Fall ignoriert hätte, und gegenüber Matt wird er sowieso liebevoller. Gegen Ende konnte er mir auch das eine oder andere Schmunzeln entlocken.

Die Liebesgeschichte selbst ist … kompliziert. Sie können sich einerseits nicht ausstehen (Stan hat ja bei ihren Annäherungen sowieso fiese Hintergedanken), beleidigen sich immer wieder und werfen sich finstere Blicke zu. Andererseits fühlen sie sich auch zueinander hingezogen, nähern sich einander an und führen irgendwann auch intensive tiefgründige Gespräche, die auch eine emotionale Nähe zwischen ihnen aufbauen. Die Entwicklung vom Körperlichen zum Emotionalen fand ich authentisch, es ging mir weder zu schnell noch zu langsam und es war wirklich süß, mitzuverfolgen. In Bezug darauf ist mein einziger Kritikpunkt, dass die beiden nicht auf Verhütung achten, ja, nicht einmal darüber sprechen. Dezent fahrlässig, würde ich sagen.

Wenn man jeden Auftritt der weiblichen Figuren ausblendet und sich nicht an dem ruppigen Ton der Figuren stört, dann hat »Seine Narben« schon eine gewisse Sogwirkung, gespickt mit Grinsen, Herzklopfen, erotischem Knistern und einigen süßen Momenten. Vielleicht ist es für mich sogar ein Reread, bei dem ich ein paar Szenen einfach überspringen werde.

Fazit*

Bei diesem Buch musste ich den Kopf abschalten, um Matt und Stans Geschichte zu genießen, denn die satirisch angehauchte Darstellung der Frauen (inklusive Slut Shaming) trifft echt nicht meinen Humor. Es ist sogar abschreckend. Die Liebesgeschichte selbst nach Hassliebe-Manier wusste mich aber zu überzeugen, deshalb sind es für mich vorsichtige 4 Sterne.

Veröffentlicht am 10.10.2019

Nach einem süßen Start hauptsächlich nur noch Zeitsprünge und Gezoffe!

Schneeprinz
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Klappentext

Auf einer Party soll Julius einen Kerl küssen. Was er erst als einen Spaß ansieht, wird kurz darauf eine gefühlsmäßige Herausforderung. Der Kuss bringt ihn völlig durcheinander und er bekommt ...

Klappentext

Auf einer Party soll Julius einen Kerl küssen. Was er erst als einen Spaß ansieht, wird kurz darauf eine gefühlsmäßige Herausforderung. Der Kuss bringt ihn völlig durcheinander und er bekommt David nicht mehr aus dem Kopf. Doch wie soll er ihm näherkommen und ihn kennenlernen, wenn sie sich, außer auf dem Schulflur, kaum über den Weg laufen? Und würden seine Freunde ihn noch akzeptieren, wenn er schwul wäre?
David hingegen ist sich schon lange bewusst, dass er auf Kerle steht, auch wenn er das für sich behält. Seit dem Kuss mit Julius weiß er nicht mehr wo oben und unten ist. Der Gedanke, dass Julius zu den Bad Boys gehört und gerne Mädels für einen kurzen Spaß aufreißt, lässt ihn nicht mehr einfach kalt. Er kann sich doch nicht in einen Kerl verlieben, der ein Mädchen nach dem anderen hat. Und was empfindet Julius überhaupt für ihn?

Meine Meinung

Dies war mein erster Roman von Sandra Türpe und damit auch mein erster Ausflug in die Reihe. Da sich die Bücher unabhängig lesen lassen, war der Einstieg in den dritten Band kein Problem – aber es ist sicher schöner, wenn man die Charaktere schon kennt. Interessant finde ich es, dass die Liebesgeschichte von Julius und David offenbar parallel zu der von Niklas und Lisa stattfindet, was mich neugierig darauf macht, wie sich die Geschichte der Jungs aus der Sicht von Niklas oder Lisa darstellt. Trotzdem weiß ich noch nicht, ob ich die anderen Bücher auch lesen werde, denn ich hatte schon die eine oder andere Sache auszusetzen, die vor allem die letzten zwanzig Prozent des Ebooks etwas anstrengend für mich machten.

Der Schreibstil liest sich gut und leicht, ich hatte lediglich Probleme damit, dass regelmäßig Zeitsprünge gemacht werden. Es vergeht zwischen Annäherungen und Streitereien zwischen Julius und David immer so viel Zeit, dass ich mich nicht nur einmal gefragt habe, warum dauernd so lange Funkstille zwischen den beiden herrscht. Da wird ein klärendes Gespräch erst nach zwei Wochen geführt, bei dem sie sich sofort wieder vertragen, was es recht fraglich macht, warum bei der schnellen Versöhnung nicht schon zuvor eine zustande kam. An anderer Stelle wird dann der Versuch einer Versöhnung unternommen, bei der kleinsten Abweisung jedoch sofort aufgegeben, um dann wieder wochenlang bis zum nächsten Versuch zu warten. Das ständige Spulen ging mir ein bisschen auf die Nerven.

Anfangs hat mir das Buch sehr gut gefallen, da man direkt ins Geschehen geworfen wird und sofort davon lesen kann, wie es zu dem Kuss zwischen Julius und David kommt. In den Anfängen hat mir ihre Geschichte richtig viel Spaß gemacht, ich habe die Anziehungskraft zwischen den beiden gespürt und fand ihr heimliches Schwärmen füreinander unheimlich süß. Irgendwann jedoch ist meine Freude beim Lesen etwas abgeklungen, denn mir ist einfach zu viel Zeit zwischen den kleinen Annäherungen vergangen, die mir noch dazu viel zu kurz vorkamen. Da hätte ich einfach mehr gebraucht. Die meiste Zeit schwärmen sich die beiden von der Ferne an und führen die eine oder andere kurze Unterhaltung.

Und später … wird es dann richtig anstrengend, denn nach einiger Zeit besteht die Handlung hauptsächlich nur noch aus einem unangenehmen Hin und Her und ständigem Gezoffe. Beide sind schnell gereizt und Julius hat dauernd irgendwelche Stimmungsschwankungen. Aufgrund dessen habe ich die letzten zwanzig Prozent des Ebooks mehr oder weniger überflogen, da mich die Geschichte leider nicht mehr so packen konnte.

Fazit

Insgesamt ist mein Eindruck von »Schneeprinz« eher mittelmäßig. Es fing als sehr süße, vielversprechende Liebesgeschichte an und wurde dann leider durch die Zeitsprünge und ständigen Streitereien anstrengend. Wegen der süßen Idee und des schönen Anfangs sind es 3 Sterne.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Herzklopfen bescherende Liebesgeschichte, die in Bezug auf Nick etwas undurchsichtig bleibt.

Die Sache mit der Motte und dem Licht
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Worum geht es?

Eigentlich ist Lenny derjenige mit der großen Klappe, immer cool und gelassen, stets in schwarzen Klamotten unterwegs. Seit einiger Zeit schwärmt er jedoch für Nick, den Fußballstar einer ...

Worum geht es?

Eigentlich ist Lenny derjenige mit der großen Klappe, immer cool und gelassen, stets in schwarzen Klamotten unterwegs. Seit einiger Zeit schwärmt er jedoch für Nick, den Fußballstar einer anderen Schule, der neuerdings einige Haltestellen später in den Schulbus zusteigt und in dessen Gegenwart er Anfälle von Sprachlosigkeit erleidet. Dabei hat er dafür gar keine Gründe, schließlich ist Nick hetero. Wenn da nur nicht die Komplimente wären, die ihm Nick hin und wieder macht ...

Meine Meinung

Das Cover hat mich sofort auf das Buch aufmerksam gemacht, obwohl ich jetzt nach dem Lesen denke, dass ein komplett schwarz gekleideter junger Mann, der Lenny darstellen soll, besser gepasst hätte. Mit Lesen des Klappentextes war jedoch mein Vorhaben besiegelt, dass ich das Buch unbedingt lesen möchte. Ich habe die süße, Herzklopfen bescherende Liebesgeschichte bekommen, die ich mir erhofft habe, aber es gibt doch ein oder zwei kleine Kritikpunkte, die ich vorzubringen habe.

Zunächst mal liest sich das Buch ratzfatz weg. Es ist witzig, süß und heiter, mit der einen oder anderen Stelle, die ein bisschen Zähneknirschen auslöst, aber natürlich auch Spannung reinbringt.

Ich liebe den Protagonisten Lenny. Er ist eigentlich schlagfertig und gelassen, mutiert in Nicks Gegenwart aber zum sprachlosen Schwärmer. Seine gelegentlichen „Fangirl“-Momente fand ich einfach nur niedlich, ich konnte mich so gut in ihn hineinversetzen. Diesen Kontrast zwischen schmachtendem „Fanboy“ und coolem „Emo“, dem egal ist, was andere über ihn denken und der Nick auch gerne mal die Meinung geigt, wenn er sich wie ein Idiot verhält, fand ich spannend und total sympathisch.

Nick auf der anderen Seite bleibt ganz schön blass und undurchsichtig, vielleicht wäre es von Vorteil gewesen, das Geschehen auch aus seiner Sicht zu schreiben. Andererseits wäre dann wohl die Spannung flöten gegangen, denn der Reiz der Geschichte besteht auch darin, dass man keine Ahnung hat, was in Nicks Kopf vor sich geht oder was er als nächstes tun wird. So muss man dann leider in Kauf nehmen, dass nicht alles verständlich gemacht wird, was er sagt, tut oder denkt. In Bezug auf ihn bleibt die Geschichte fast schon zu unausgereift.

Ich fand das Buch sehr spannend und musste es in einem Rutsch durchlesen, weil es Suchtpotential hat. Man fiebert mit Lenny voller Herzklopfen und Schmetterlingen im Bauch mit, würde Nick manchmal gerne schütteln und freut sich über jede süße Annäherung. Zwar gibt es hin und wieder einige Passagen, die ich nicht unbedingt gebraucht hätte, weil sie die Handlung nicht voranbringen und irgendwie zusammenhanglos im Raum stehen, da diese aber jeweils nur kurz sind, ist das nicht so schlimm.

Etwas mehr gestört habe ich mich an dem Ende. Oder sagen wir: Ich war ein bisschen enttäuscht. Lenny gibt am Ende so unglaublich schnell nach, alles geht auf einmal viel zu schnell, ohne ein klärendes Gespräch zu führen, und mir fehlte irgendetwas. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin hier das Potential nicht genutzt hat, das für ein schönes Happy End über viele Seiten aufgebaut wurde. Alles wurde recht oberflächlich gelöst.

Positiv finde ich es jedoch, dass man auch nach dem Zusammenkommen der beiden noch ein bisschen weiterlesen darf. Man erfährt, wie ihre Familien und einige ihrer Freunde reagieren, obwohl ich auch hier den Hals nicht voll bekommen habe und mir sogar noch ein paar mehr Reaktionen gewünscht hätte. Von Mitschülern, die man vorher kennengelernt hat, Nicks Team und so weiter. Das war mir dann alles wieder zu indirekt und knapp. Der Epilog war aber sehr schön und der perfekte Abschluss für diese nichtsdestotrotz süße Liebesgeschichte.

Fazit

Für mich ein sehr gelungener, süßer, spannender und Herzklopfen bescherender Liebesroman, der hin und wieder aber etwas mehr Liebe fürs Detail und Tiefe – vor allem in Bezug auf Nick – gebraucht hätte. Nichtsdestotrotz fiebert man bis zum Schluss mit und ist am Ende vielleicht sogar ein bisschen positiv aufgekratzt. Ich hatte viel Spaß mit Lenny und Nick und vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 05.10.2019

Rüttelt wach, hinterlässt jedoch bedenkliche Hoffnungslosigkeit. Mit Vorsicht zu genießen.

Du wolltest es doch
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Worum geht es?

Emma ist wunderschön, das wird ihr von jedem seit ihrer Kindheit immer wieder versichert. Über die Jahre hat sie sich angewöhnt, sich darüber zu definieren, sie trägt gewagte Outfits, um ...

Worum geht es?

Emma ist wunderschön, das wird ihr von jedem seit ihrer Kindheit immer wieder versichert. Über die Jahre hat sie sich angewöhnt, sich darüber zu definieren, sie trägt gewagte Outfits, um die Aufmerksamkeit ihrer (männlichen) Mitmenschen auf sich zu ziehen, und stellt ihre Unwiderstehlichkeit beim anderen Geschlecht immer wieder auf die Probe. Bis es auf einer Party auf einmal eskaliert – ist Emma selbst schuld, dass sie vergewaltigt wurde?

Meine Meinung

Ich finde es unglaublich schwer, dieses Buch zu bewerten. Einerseits halte ich es für sehr gut, weil es den Leser durch einen Wirrwarr verschiedenster Gefühle schickt, andererseits störe ich mich enorm an dem Ende und damit an dem Gesamteindruck, den »Du wolltest es doch« hinterlässt. Wäre die zweite Hälfte des Buches anders gewesen, dann hätte ich vielleicht vier oder fünf Sterne gegeben. Mit dieser Entwicklung jedoch halte ich »Du wolltest es doch« eher für bedenklich.

Das Buch ist keine leichte Kost. Man wird als Leser fast ausschließlich von negativen Gefühlen bestürmt: Ich war wütend, fassungslos, schockiert, enttäuscht, traurig und bedrückt. Und dann wieder so unglaublich wütend. Es gibt zwei, vielleicht drei Personen, denen ich zwischenzeitlich nicht mindestens einmal den Kopf abreißen wollte. Von denen ich behaupten würde, dass sie sich richtig oder zumindest nachvollziehbar verhalten haben. Die meine Sympathie geweckt haben. Die meisten Charaktere, allen voran Emmas Eltern, sind einfach nur dazu da, um die Situation noch schlimmer zu machen, das schlimmstmögliche Szenario zu kreieren. Das Buch vermittelt kein gutes Gefühl, es frustriert und zieht runter. Natürlich würde Humor und Heiterkeit dieses wichtige Thema kleinreden und nicht ernst nehmen, aber mit dieser vollkommenen Trostlosigkeit hätte ich nicht gerechnet.

Emma ist eine ungewöhnliche Protagonistin, denn auf den ersten Seiten kommt sie nicht gerade gut weg. Sie ist oberflächlich, muss ständig im Mittelpunkt stehen und treibt auch mit ihren Freundinnen ein falsches Spiel, indem sie diese mit getarnt-fiesen Bemerkungen kleinmacht, weil sie auf das Geld, die Noten oder Komplimente, die ihre Freundinnen bekommen, eifersüchtig ist. Gleichzeitig möchte sie sich mit jedem gut stellen, spielt Freundlichkeit vor, um bei allen beliebt zu sein, und setzt ihr Aussehen gekonnt in Szene, um sich der Aufmerksamkeit sämtlicher Jungen sicher zu sein. Natürlich ist sie von der Autorin absichtlich so entworfen, denn Louise O’Neill möchte die Botschaft vermitteln, dass niemand, wirklich niemand, Emmas Schicksal verdient hat. Dass auch Frauen, die sich freizügiger kleiden und wechselnde Sexpartner haben, keine Schuld an einer Vergewaltigung tragen und ausschließlich die Täter zur Verantwortung gezogen werden sollten. Ich finde, diese Botschaft kommt durch, denn so wenig ich Emma auch mochte, ich habe trotzdem mit ihr mitgefühlt. Ich war so unglaublich wütend, wie sich ihre Mitmenschen ihr gegenüber verhalten haben. Wie schon gesagt gibt es nämlich nur drei Personen, die in diesem Buch annähernd gut wegkommen, obwohl auch sie Fehler machen.

Der Autorin ist es definitiv gelungen, dass ich mich emotional in die Geschichte verstricke. Sie hat mich berührt, aber sie hat mich auch bedrückt. Louise O’Neill erklärt im Nachwort, was sie mit dieser Entwicklung und dem Ende bezweckt hat – und ich finde es soweit auch nachvollziehbar, aber ich glaube trotzdem nicht, dass das der richtige Ansatz ist. Das vorherrschende Gefühl am Ende ist Hoffnungslosigkeit. Bedrückende Hoffnungslosigkeit. Es kann nichts besser werden, alle Bemühungen sind von vorneherein zum Scheitern verurteilt, warum sollte man es überhaupt versuchen? Natürlich ist mir bewusst, dass das nicht die Botschaft ist, die die Autorin vermitteln möchte: Sie möchte den Leser wachrütteln, darauf aufmerksam machen, dass sich viel zu viele Opfer so fühlen und Victim Blaming falsch ist – »A dress is not a yes!«. ABER: Emmas Geschichte sollte nicht ohne das Nachwort gelesen werden, denn man könnte auch auf die Idee kommen, dass die Autorin zeigen möchte, wie sinnlos alles ist, wie hoffnungslos. Sollte das wirklich das vorherrschende Gefühl nach der Lektüre des Buches sein?

Ganz klar: Nein. Deshalb stehe ich dieser Umsetzung zutiefst skeptisch gegenüber. Ohne Zweifel halte ich sie für authentisch, aber gerade deshalb auch für umso gefährlicher. Ein Mut machendes Ende, das Hoffnung und nicht Hoffnungslosigkeit spendet und die Botschaft vermittelt, dass man nicht aufgeben, sein Schicksal nicht einfach so hinnehmen sollte – DAS wäre für mich das richtige Ende gewesen. Stattdessen könnte der Ausgang dieser Geschichte kaum trostloser und aussichtsloser sein. Emmas Verhalten nach der Vergewaltigung sollte man sich gerade NICHT zum Vorbild nehmen.

Fazit

Eine wichtige Thematik erschreckend trost- und hoffnungslos umgesetzt, was die Lektüre des Buches für Jugendliche bedenklich macht. Jedoch rüttelt das Buch in puncto Victim Blaming und Slut Shaming wach. Nichtsdestotrotz: Mit Vorsicht zu genießen. Deshalb vergebe ich 3,5 Sterne.