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Veröffentlicht am 03.09.2019

Die Autorin kann irgendwie keine guten Book Boyfriends schreiben - warum sind nicht alle wie Mal?

Crazy, Sexy, Love
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Von Kylie Scott habe ich bereits den ersten Band ihrer Rockstar-Reihe und „Perfect Mistake“ gelesen, die mir beide nach einem sehr vielversprechenden Start leider nur durchschnittlich gut gefallen haben. ...

Von Kylie Scott habe ich bereits den ersten Band ihrer Rockstar-Reihe und „Perfect Mistake“ gelesen, die mir beide nach einem sehr vielversprechenden Start leider nur durchschnittlich gut gefallen haben. Beide Male hat sich das Geschehen in eine entweder sehr klischeehafte oder ungewünschte Richtung entwickelt – hier war das anders und dennoch reiht sich auch der Auftakt der Dive Bar-Reihe für mich in die Kategorie „durchschnittlich gut“ ein.

Eigentlich mag ich den Schreibstil der Autorin ganz gerne: Er ist sehr leicht und angenehm zu lesen und mit humorvollen Dialogen gespickt. Bei „Crazy Sexy Love“ hat sich die Autorin für meinen Geschmack jedoch zu sehr in lange Gedankengänge verstrickt, durch die man sich erstmal durcharbeiten muss, um endlich wieder den Dialog weiterverfolgen zu können. In den erotischen Szenen dagegen, die zweifellos gut geschrieben sind, wird von den Figuren zu viel gequatscht, was das Knistern ein wenig dämpft.

Was mir nach dem Lesen von drei Büchern der Autorin aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass mir ihre männlichen Protagonisten nicht zusagen. Nicht äußerlich, denn es wird bestimmt tausendmal erwähnt, wie gut Vaughan aussieht (jap, das sind eindeutig 999 Male zu viel), sondern hinsichtlich ihres Charakters. Bei Vaughan ist das Problem, dass er brustfixiert ist und sich manchmal etwas zu plump-vulgär ausdrückt. Klar, es ist nichts Neues, dass sich die Männer in Liebesromanen gerne mal direkt und vulgär ausdrücken, aber hier war es mir doch irgendwie zu viel. Zusammengenommen mit seiner Brustfixierung, durch die er eine minutenlange Unterhaltung mit Lydia vortäuscht, während er eigentlich die ganze Zeit auf ihren Vorbau starrt, wirkte er auf mich irgendwie … hohl und oberflächlich.

Wegen ihm sind mir auch die Streitereien zwischen ihm und Lydia bitter aufgestoßen: Letztendlich führen sie immer dazu, dass Vaughan ihr etwas Verletzendes an den Kopf knallt, womit er zu erkennen gibt, was er insgeheim von ihr hält. Das ist schon ein starkes Stück. Imponiert hat mir in diesen Momenten nur Lydia, die trotz ihrer gelegentlichen Melodramatik, in den Auseinandersetzungen mit Vaughan immer ruhig und abgeklärt reagiert. Anstatt ihn anzukeifen, teilt sie ihm immer ruhig und besonnen mit, dass er sich gerade wie ein Idiot aufführt und so nicht mit ihr reden kann. Leider gibt sie schon nach kurzer Zeit wieder nach, ohne dass Vaughans Vorwürfe geklärt werden – mit einem simplen „Tut mir leid“ ist es immer wieder getan. Da muss man als Leser befürchten, dass er weiterhin dieses schlechte Bild von ihr hat und nur auf den nächsten Streit wartet, um ihr das wieder an den Kopf zu knallen. Ohweh.

Ein wenig habe ich mich auch an der kurzen Zeitspanne gestört, über die sich das Buch erstreckt: eine Woche. Die Liebesgeschichte bleibt zwar nicht oberflächlich, obwohl sich schon ein paar Liebesszenen häufen, aber Lydia und Vaughan verbringen auch Zeit miteinander, wenn sie nicht gedenken, im nächsten Moment die Hüllen fallen zu lassen. Sie lernen sich näher kennen, unterstützen sich, reden miteinander. Sie sind süß zusammen und die Freundschaft, die sich zunächst zwischen ihnen entwickelt, habe ich ihnen auch voll abgekauft – gleichzeitig waren aber auch die Funken zwischen ihnen zu spüren.

Aber bei nur einer Woche fand ich das Ende doch etwas unglaubwürdig. Ich hätte mir gewünscht, dass mehr Zeit im Buch vergangen wäre – so hat es sich auch angefühlt, aber weil dauernd erwähnt wird, dass erst eine Woche vergangen ist, fällt es so schwer, den unrealistischen Beigeschmack loszuwerden.

Aber – und das macht fast alles wieder gut (aber nur fast) – es gibt eine kleine Überschneidung mit der Stage Dive-Reihe, weil Mal einen Gastauftritt hat (an dieser Stelle bitte lauten Jubel einfügen). Malcolms eigene Geschichte habe ich bisher noch nicht gelesen (Schande über mein Haupt), aber ich kenne ihn bereits aus dem Auftakt der Stage Dive-Reihe und … nun ja, ich liebe ihn. Auch hier sorgt er dafür, nur durch einen simplen Auftritt, dass das Lesen gleich viel mehr Spaß macht, weil er einfach unglaublich amüsant ist. Also gibt es zumindest ein Buch der Autorin, das einen wahnsinnig tollen männlichen Protagonisten hat – zumindest, soweit ich weiß und vermute.

Für mich waren das Beste an dem Buch der Anfang, als sich Lydia und Vaughan noch nicht an die Wäsche gegangen sind und eine herrlich süße Freundschaft aufgebaut haben, und das wirklich schöne Ende. Trotz all meiner Kritikpunkte habe ich das Buch mit einem Lächeln beendet.

Fazit

Eine Liebesgeschichte mit einem etwas stumpfsinnigen, oberflächlichen Book Boyfriend und einer schlagfertigen Protagonistin. Gelegentlich zu viele gedankliche Ausschweifungen und die Zeitspanne war mir einfach zu kurz, um die Liebesgeschichte realistisch zu machen. Trotzdem gibt es gute Dialoge, süße Szenen und vor allem ein schönes Ende. Bisher konnte mich Kylie Scott aber noch nicht wirklich überzeugen – vielleicht gelingt es dem Buch, das sich um Mal dreht. Ich vergebe 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Wer hätte nicht auch gerne einen Nathan? ♥ Sehr süße, amüsante Liebesgeschichte zum Wohlfühlen!

Work Play Love
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Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich durch das Cover, da es bereits andeutet, in welche Genre-Richtung das Buch einzuordnen ist. Mit Lesen des Klappentextes und der Leseprobe musste ich dann jedoch ...

Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich durch das Cover, da es bereits andeutet, in welche Genre-Richtung das Buch einzuordnen ist. Mit Lesen des Klappentextes und der Leseprobe musste ich dann jedoch feststellen, dass das Cover dem Inhalt überhaupt nicht gerecht wird – genauso verhält es sich auch mit dem Buchtitel, der im englischen Original viel treffender und auch amüsanter ist: Animate Me („animieren“ = 1. jemandem Mut oder Lust zu etwas machen, ermuntern; 2. durch aufeinanderfolgende Bilder einen Film erzeugen). In diesem Titel wird viel besser eingefangen, worum es geht: Um einen geekigen Protagonisten, der Comics zeichnet, beim Zeichentrick arbeitet und es sich zum Ziel gemacht hat, die weibliche Protagonistin Brooke für sich zu gewinnen.

Man sollte sich daher von dem Cover nicht irritieren lassen und auf keinen Fall einen Protagonisten erwarten, wie man ihn sehr häufig in dem Genre serviert bekommt: Einen Sonnyboy, Bad Boy, Womanizer oder Playboy. Das alles ist Nathan nämlich nicht. Er ist ein Geek durch und durch, tritt mitunter unsicher und unbeholfen auf und ist in den Unterhaltungen mit Brooke anfangs ganz schön nervös. Gerade seine Unbeholfenheit macht ihn aber unglaublich liebenswert, sein Schwärmen für Brooke ist einfach nur hinreißend und er gibt so viele süße Dinge von sich, dass man beim Lesen einfach nur über ihn lächeln kann. Er trägt Brooke wirklich auf Händen. Neben all der Unsicherheit weiß er jedoch, was er will, und gibt sein Bestes, um es zu erreichen. Das hat mir ganz schön imponiert.

Durch das Cover könnte schnell die Befürchtung entstehen, dass Nathan sein geekiges Ich im Laufe des Buches „überwindet“ und zum Frauenschwarm mutiert – das ist … so teilweise der Fall. Es gibt eine (kleine) optische Veränderung, die auch weibliche Aufmerksamkeit auf sich zieht, aber – und das finde ich wirklich super! – im Inneren bleibt er derselbe. Er lässt sich nicht verändern und Brooke möchte das auch gar nicht. Das Buch vermittelt da eine schöne Botschaft.

Neben dem erfrischenden, recht ungewöhnlichen männlichen Protagonisten ist Brooke doch recht gewöhnlich – jedenfalls für mich, für Nathan sicher nicht. Sie ist bei allen Kollegen sehr beliebt, wunderschön, erfolgreich und eine sehr herzliche, liebe Person, die Nathan schließlich ihre Hilfe anbietet, um seinen Schwarm für sich zu gewinnen. Nur dass sie in Wahrheit selbst dieser Schwarm ist.

Hier werden zwei Plot-Elemente integriert, die ich auch schon in anderen Büchern gelesen habe: eine Lüge, die aus einem Missverständnis geboren wird, und etwas Nachhilfe in Liebesdingen. Der Autorin gelingt es jedoch, trotz allem ihr eigenes Ding zu machen, ohne dabei ins Klischeehafte abzudriften. Bestimmte Dinge werden unerwartet und deshalb umso erfrischender gelöst, weshalb ich an einer Stelle schon erleichtert war, dass die Handlung nicht in das typische Drama umschwingt.

Leider habe ich mich da zu früh gefreut, denn letztendlich gibt es doch ein bisschen Drama. Das war dann leider auch der Moment, an dem mir Brooke ein bisschen unsympathisch geworden ist, weil sie sich einfach sehr … egoistisch und melodramatisch verhalten hat, was ich mir anders gewünscht hätte. Nathan hätte definitiv auch etwas anderes verdient gehabt. Aufgrund dessen hat mir das Ende leider nicht ganz so gut gefallen wie die lockerleichten, amüsanten und auch spannenden ersten zwei Drittel.

Nichtsdestotrotz wusste mich Nathans und Brookes Geschichte, die komplett aus der Sicht von Nathan geschrieben ist (auch ein Highlight für mich!), definitiv zu überzeugen. Ich habe Nathan sofort ins Herz geschlossen, mit ihm auf seiner „Gewinne-Brooke-als-Freundin“-Mission mitgefiebert und sehr häufig gegrinst – vor allem auch über die wahnsinnig schönen Zeichnungen, die sich immer wieder im Buch finden. Das war ein sehr schönes Extra und hat den Spaß beim Lesen noch etwas verstärkt. Ich würde definitiv noch mehr von der Autorin lesen – sehr gerne auch aus diesem Universum und sei es nur, um Nathan noch einmal zu begegnen.

Fazit

Ein sehr unterhaltsames und süßes Buch mit einem etwas ungewöhnlichen, aber absolut wunderbaren Protagonisten. Mir hat das Lesen, abgesehen von einem Aspekt gegen Ende, sehr viel Spaß gemacht und ich würde gerne noch sehr viel mehr von der Autorin lesen. Trotz des doch sehr hohen Seitenumfangs für einen Liebesroman fühlte ich mich nie gelangweilt und hatte stets den Drang, weiterzulesen. Schön! Von mir gibt es 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Gefühl/Erotik
Veröffentlicht am 01.09.2019

Ist das Aussehen eines Menschen wichtig, wenn Du Dich bereits in seine Persönlichkeit verliebt hast?

Liebe und der erste Blick
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Ich bin auf das Buch aufmerksam geworden, weil mich die Thematik auf Anhieb angesprochen hat: Ein blinder Junge erhält sein Augenlicht zurück und muss feststellen, dass seine Freunde sie über das Aussehen ...

Ich bin auf das Buch aufmerksam geworden, weil mich die Thematik auf Anhieb angesprochen hat: Ein blinder Junge erhält sein Augenlicht zurück und muss feststellen, dass seine Freunde sie über das Aussehen seines Schwarms angelogen haben. Wie reagiert er? Vermittelt das Buch die richtige Botschaft?

Durch den Klappentext – „Ist es überhaupt entscheidend, wie Cecily aussieht? Eigentlich nicht. Aber warum fühlt sich Will dann so betrogen?“ – hatte ich da so meine Zweifel, weil es doch irgendwie so klingt, als wäre Will oberflächlich. Ha, tja. Ich denke, es reicht, wenn ich sage, dass ich selten von so einem süßen, lieben und einfühlsamen Protagonisten gelesen habe, der noch dazu immer die richtigen Worte findet. Ich wundere mich nicht, dass sich Cecily in ihn verliebt hat.

Ich habe das Buch in einem Tag durchgesuchtet, weil durch das Rätsel um Cecilys Aussehen viel Spannung aufgebaut wird. Anfangs dachte ich, der Autor legt ein paar Fährten, damit man sich schon eine Ahnung zurechtlegen kann (auch wenn man die sowieso hat), letztendlich erfährt man aber erst, was los ist, wenn der Autor will, dass man es weiß. Damit lässt er sich bis fast zum Ende Zeit, wodurch sich die Spannung auch erst am Schluss legt. Diese besteht natürlich auch darin, dass man wissen möchte, wie Will auf die kleinen Lügen seiner Freunde reagiert. Hier wird zum Glück die wichtige Botschaft vermittelt, die ich mir erhofft habe.

Neben der süßen Geschichte um Will und Cecilys Freundschaft, die sich durch kleine Andeutungen langsam aber sicher in eine Liebesgeschichte verwandelt, erhält man viele interessante Einblicke in den Alltag eines Blinden und spannende Informationen zu dem Ablauf nach der Operation, die Will sein Augenlicht zurückgeben soll (wobei „zurückgeben“ vielleicht das falsche Wort ist, da er von Geburt an blind ist). So leicht, wie man sich das vorstellt (er wird operiert und auf einmal kann er sehen), ist es leider nicht. Im Gegenteil: Es ist ganz schön anstrengend und mit viel Arbeit und Geduld verbunden, weil das Sehen überhaupt erstmal gelernt werden muss. Das klingt für uns Sehende schwer nachvollziehbar, aber Josh Sundquist gelingt es, uns die Thematik verständlich und mit anschaulichen Vergleichen näherzubringen. Man merkt, dass sich der Autor sehr intensiv damit auseinandergesetzt hat.

Fazit

Ein wunderbares Jugendbuch darüber, worauf es im Leben und in der Liebe wirklich ankommt. Neben der spannenden, süßen Liebesgeschichte gibt es viele interessante Informationen über die Schwierigkeiten, sehen zu lernen, wenn man seit seiner Geburt blind ist. Dadurch gibt es einige bedrückende Momente, die den Leser mit Will mitfühlen lassen, aber mindestens genauso viele schöne, heitere Momente, die dem Leser ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Ein sehr schönes Buch mit wichtiger Botschaft, dem ich 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Ein wahrer Buchschatz, der berührt, traurig und glücklich macht ♥

Am Ende sterben wir sowieso
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»Das Beste am Sterben ist deine Freundschaft.« (S. 306)

Bei einem Buch mit dem Titel „Am Ende sterben wir sowieso“ bzw. dem Originaltitel „They both die at the end“ wäre es naiv, ein Happy End zu erwarten. ...

»Das Beste am Sterben ist deine Freundschaft.« (S. 306)

Bei einem Buch mit dem Titel „Am Ende sterben wir sowieso“ bzw. dem Originaltitel „They both die at the end“ wäre es naiv, ein Happy End zu erwarten. Hinsichtlich dessen ist das Buch unerbittlich, es geschieht kein Wunder, durch das das Unvermeidliche doch noch abgewendet wird – das würde dem Buch auch seine Besonderheit, seine Bedeutung nehmen. Wer sich für den Schmerz und die Tränen wappnet, die am Ende unweigerlich auf den Leser warten, der wird in „Am Ende sterben wir sowieso“ einen wahren Schatz finden.

Stellt euch eine Welt vor, in der es einen Todesboten gibt, der euch in der Nacht anruft und mitteilt, dass ihr im Laufe des Tages sterben werdet. Euch rät, euren letzten Tag zu nutzen. Wie würdet ihr ihn verbringen?

Als Mateo seinen Anruf erhält, ist er verständlicherweise geschockt. Im Alter von 18 Jahren hat er noch längst nicht genug erlebt, um von einem erfüllten Leben sprechen zu können, vielmehr hält er sein bisheriges Eremiten-Leben für schlichtweg verschwendet.

»Der Mensch, den ich am meisten vermissen werde, ist der zukünftige Mateo, der vielleicht etwas lockerer geworden ist und richtig gelebt hat. Es fällt mir schwer, ihn mir genauer vorzustellen, aber ich glaube, dass dieser Mateo neue Dinge ausprobiert […]. Aber ich werde mich nicht mehr in den zukünftigen Mateo verwandeln.« (S. 17)

Er ist alleine, als ihn der Anruf erreicht – seine Mutter ist bei seiner Geburt gestorben, sein Vater liegt im Koma und seine beste Freundin Lidia möchte er mit dem Wissen um seinen Tod nicht belasten. Aber da gibt es diese App, die sich „Letzte Freunde“ nennt und bei der er sich anmeldet. Und Rufus kennenlernt.

Rufus erhält seinen Anruf, als er gerade den neuen Freund seiner Exfreundin verprügelt, aber so ist er eigentlich gar nicht. Vor einigen Monaten sind seine Eltern und seine Schwester vor seinen Augen gestorben und er ist in einer Pflegefamilie gelandet. Seine Pflegegeschwister, auch die Plutos genannt, sind seine zweite Familie geworden. Aber seine Trauerfeier endet plötzlich damit, dass er sich auf der Flucht vor der Polizei befindet und sich nicht richtig verabschieden kann. Er meldet sich bei der App an, weil er seinen letzten Tag nicht alleine verbringen möchte … und da schreibt ihn Mateo an.

Wir verfolgen das Geschehen abwechselnd aus der Sicht von Rufus und Mateo, wobei sich hier und da auch einige Kapitel dazwischenschieben, die aus der Sicht von vermeintlich unbeteiligten Personen geschrieben sind. Anfangs fand ich diese noch recht lästig, weil ich mehr von Rufus und Mateo lesen wollte, aber, als mit der Zeit die Zusammenhänge deutlicher wurden und mich sogar zu überraschen und zu berühren begannen, stellten sich diese als wichtiger Bestandteil des Buches heraus. Alles hängt zusammen und das hat mir stellenweise eine ganz schöne Gänsehaut beschert.

Der Ton des Buches ist vorwiegend bedrückend und ich habe an nicht wenigen Stellen mit den Tränen gekämpft. Aber es finden sich auch viele Momente, die einfach nur schön und aufatmend leicht sind, die den Leser zum Lächeln bringen und glücklich machen, weil Mateo und Rufus durch ihre schicksalhafte Begegnung an ihrem letzten Tag auch etwas ganz Wertvolles finden: Ihre Freundschaft. Und sogar ein bisschen mehr.

Ja, es gibt eine Liebesgeschichte, aber die ist einen großen Teil des Buches nur unterschwellig durch kleine Andeutungen zu spüren, bis sie schließlich ins Zentrum rückt. Ich habe mich sehr auf diesen Aspekt der Geschichte gefreut, weil ich durch die Andeutungen immer wieder zum Mitfiebern animiert wurde und Mateo und Rufus so sehr ins Herz geschlossen habe. Trotzdem hatte ich meine Zweifel daran, ob eine Liebesgeschichte, die sich an einem einzigen Tag entwickelt, auf den Leser glaubwürdig wirkt. Mein Urteil lautet: Größtenteils. Man spürt die tiefe Verbindung, die starke Freundschaft, die Mateo und Rufus zueinander aufbauen, und man fühlt auch die Funken und die Schüchternheit (vor allem auf Seiten Mateos). Aber die „Liebe“ … tja, das ging vielleicht alles ein bisschen sehr schnell, aber es ist trotzdem unglaublich schön, wie die beiden dieses Gefühl entdecken und miteinander darüber sprechen.

»Wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, hätte ich dich geliebt. […] Vielleicht tue ich es sogar schon.« (S. 337)

Als ich im Klappentext gelesen habe, dass die beiden „gemeinsam ein ganzes Leben an einem einzigen Tag“ verbringen, habe ich erwartet, dass die Handlung voller abgefahrener Erfahrungen wäre, irgendetwas Gewagtes, Risikoreiches, Dinge, von denen man glaubt, dass man sie einmal im Leben getan haben sollte. Aber so ist es nicht. Eigentlich tun sie kaum etwas Außergewöhnliches und trotzdem ist jedes Erlebnis wichtig, macht ihren Abschiedstag zu etwas Bedeutendem, weil es eigentlich nicht die Erlebnisse sind, die diese besonderen Momente hervorbringen, sondern die Gesellschaft von Personen, die man liebt.

Und während man Mateo und Rufus auf ihrem traurigen, aber auch glücklichen Weg begleitet, liegt noch dazu die ganze Zeit eine Spannung in der Luft, weil man natürlich wissen möchte, wie die beiden ihren Tod finden. Kommt es dazu, weil sie einander begegnet sind? Haben die anderen Figuren etwas damit zu tun, aus deren Sicht man hin und wieder liest? Sind die beiden am Ende glücklich?

»Vielleicht ist es besser, es an einem Tag richtig gemacht zu haben und glücklich gewesen zu sein, anstatt sein ganzes Leben falsch zu leben.« (S. 340)

Mich hat das Ende ganz schön fertig gemacht – ich habe immer noch dieses aufgewühlte Gefühl, bei dem jeden Moment meine Augen überlaufen könnten. Aber nicht nur aus Traurigkeit, sondern auch aus Freude, denn irgendwie hat es Adam Silvera geschafft, dass man neben dem Gefühl, dass Mateos und Rufus‘ Schicksale so unfair sind, auch Hoffnung und Zuversicht verspürt. Man hat das zufriedenstellende und doch drückende Gefühl, dass Mateo und Rufus ihren letzten Tag genutzt, ihn wirklich gelebt haben. Und der letzte Satz … puh. Es ist selten, dass ein einziger Satz so viele verschiedene Emotionen heraufbeschwören kann.

Fazit

„Am Ende sterben wir sowieso“ ist keine leichte Kost: Es gibt Momente, da tut das Lesen richtig weh, und dann gibt es wiederum welche, die den Schmerz lindern und zum Lächeln bringen. Die Botschaft des Buches ist ganz klar: Lebe dein Leben und verschwende keine Zeit – du weißt (im Gegensatz zu Mateo und Rufus) nicht, wie viel dir noch bleibt. Das Buch ist einfach nur fantastisch und verdient nicht weniger als die volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Das unerwartet witzige und mitreißende erste Abenteuer der mutigen Amazonenprinzessin.

Wonder Woman – Kriegerin der Amazonen
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Unfassbar. Das ist das Wort, das gerade in meinem Kopf herumgeistert, nachdem ich Wonder Woman beendet habe. Ich hatte so sehr gehofft, dass mir das Buch gefallen würde, weil ich durch den sehr guten Auftakt ...

Unfassbar. Das ist das Wort, das gerade in meinem Kopf herumgeistert, nachdem ich Wonder Woman beendet habe. Ich hatte so sehr gehofft, dass mir das Buch gefallen würde, weil ich durch den sehr guten Auftakt der Grischa-Reihe der Autorin relativ hohe Erwartungen hatte. Aber mit dem, was ich bekommen habe, habe ich dann doch nicht gerechnet. Dieser Auftakt der "DC Icons - Superhero Serie" erfüllt nämlich sämtliche Ansprüche, die ich an ein gutes Fantasy-Buch habe.

Zunächst einmal bin ich froh, dass mir mein Unwissen in Sachen Comics und dem DC-Universum hier nicht zum Verhängnis wurde. Mein Wissen beschränkt sich auf die Serien Arrow und Flash, wie ich kleinlaut zugeben muss, weshalb ich also bisher noch keinerlei Berührungspunkte mit Diana Prince alias Wonder Woman hatte. Das ist für die Lektüre dieses Reihenauftakts aber auch nicht nötig, denn alles Wichtige wird hier natürlich erläutert, z.B. was es mit den Amazonen und Dianas besonderer Herkunft auf sich hat.

Diana erlebt in diesem Band ihr erstes richtiges Abenteuer außerhalb ihrer Heimat und beweist ihre Stärke und ihren Mut, nachdem sie sich auf Themyscira (die Insel, auf der die Amazonen leben) stets als Außenseiterin gefühlt hat. Wir begleiten sie dabei, indem wir abwechselnd aus ihrer und der Sicht Alias lesen. Alia ist ein Menschenmädchen, das Diana vor dem sicheren Tod gerettet und verbotenerweise auf die Insel gebracht hat. Nachdem Diana durch das Orakel erfahren hat, dass Alia eine Kriegsbringerin ist, die bald ein Zeitalter des Blutvergießens einleiten könnte, trifft Diana eine Entscheidung und reist mit Alia in die Welt der Menschen, um den Schrecken abzuwenden.

Drei Dinge gibt es, an die ich mich in Verbindung mit diesem Auftakt noch lange erinnern werde:
1) Der Humor: Es gibt einige Bücher, die mich zum Lachen bringen, aber nur sehr wenige, denen dies auf jeder zweiten Seite gelingt. Damit spielt Wonder Woman in der Liga meiner absoluten Lieblingsbücher aus der Feder von Cassandra Clare. Ist es anfangs noch Alia, die mich mit ihren amüsanten Kommentaren oder Gedanken zum Lachen gebracht hat, war es auf einmal Diana, die das eher ungewollt getan hat, denn ihre naiven und unwissenden Äußerungen, die sie in Bezug auf ihr unbekannte Dinge in der Menschenwelt abgibt, sind einfach nur zum Schreien komisch. Es sind so wahnsinnig witzige Dialoge zustande kommen, über die ich auch jetzt noch grinsen muss. Als dann auch noch Nim und Theo dazukamen, musste mein Lachgetriebe ganz schön leiden.

2) Die Protagonistin: Mit Diana haben wir – erwartungsgemäß – eine toughe Protagonistin, die nicht nur schlagfertig und mutig, sondern auch stark ist und sich selbst zu helfen weiß. Sie ist eine richtige Heldin. Sie ist es, die die Kämpfe bestreitet und die anderen Charaktere immer wieder rettet. Gleichzeitig glaubt keiner an sie, nicht einmal ihre eigene Mutter, weshalb meine Sympathiegefühle für sie mit der Zeit immer größer wurden und ich bei jedem Kampf einfach nur mit ihr mitfiebern und im Stillen (oder manchmal auch laut) für sie jubeln konnte. Mir fällt für die Entwicklung, die sie durchmacht, kein anderes Wort als „episch“ ein.

3) Und zu guter Letzt die Freundschaften (und damit auch die anderen Charaktere): Neben Diana lesen wir auch aus der Sicht von Alia, was mindestens genauso viel Spaß macht, denn obwohl sie nicht unsterblich ist wie unsere Amazonenprinzessin, ist auch sie ganz schön mutig. Anfangs ist sie Diana gegenüber verständlicherweise misstrauisch, aber mit der Zeit entwickelt sich eine sehr starke Bindung zwischen ihnen, die mich auf den letzten Seiten sehr gerührt hat. Dort sind dann auch ein paar Tränen geflossen.
Mit im Bunde sind aber auch die quirlige Nim, die immer wieder unnützes Wissen von sich gibt, wie Theo so liebevoll jedes Mal bemerkt, Alias großer Bruder Jason, der immer beschützend, kontrolliert und grummelig auftritt, mit Diana aber intime Gespräche unter Sternenhimmel führt, und Theo, der beste Freund Jasons, Alias heimlicher Schwarm und Nims Hassobjekt Nummer 1. Das absolut Witzigste in diesem Buch sind tatsächlich die Sticheleien zwischen Nim und Theo, die (zum Glück!) einfach nicht aufhören wollen und mich immer wieder unerwartet zum Lachen gebracht haben: „Ich gehe“, sagte Theo. „Super Idee“, sagte Nim. „Vielleicht kannst du es ja so einrichten, dass du unterwegs in einen Graben fällst.“ (S. 287). Mit all diesen Figuren kommt eine so tolle Truppe zusammen, deren Freundschaft und Zusammenhalt mir vor allem am Ende ein breites Lächeln aufs Gesicht gezaubert haben. So Freunde, die einem mit Optimismus, Humor und Mut den Rücken freihalten, kann man sich nur wünschen.

Neben diesen drei Aspekten, die mir sicher noch länger in Erinnerung bleiben werden, ist Diana und Alias Abenteuer aber auch voller Spannung und überraschenden Twists. Nichts geht reibungslos vonstatten, immer wieder stehen neue Hindernisse im Weg, die es zu überwinden gilt. Der eine große Twist, den ich befürchtet, aber nicht wirklich erwartet habe, hat mir erst nicht so gut gefallen, aber beim Weiterlesen hat er sich als ziemlich spannend und interessant für den weiteren Handlungsverlauf entpuppt, sodass ich auch hier wieder an den Seiten klebte. Ruhig ist es in diesem Buch wirklich selten, nach kurzer Zeit passiert immer irgendetwas, das Diana und ihre Freunde vor neue Herausforderungen stellt. Gegen Ende nimmt das Geschehen immer mehr an Fahrt auf, wobei meine Reaktionen in etwa so zusammengefasst werden können:
Nein, oder? Nein! NEIN! NEIN!!! Oh … was – oh mein Gott. YES!

Auch zwei Liebesgeschichten machen sich hier und da durch kleine Andeutungen bemerkbar, sodass es auch hinsichtlich dessen ein bisschen was zum Grinsen und zum Mitfiebern gibt. Sie gewinnen aber nie Überhand und drängen die Haupthandlung zu keinem Zeitpunkt in den Hintergrund. Sie sind weniger präsent, als ich das von anderen Büchern des Genres kenne, was der spannenden Handlung definitiv zugutekommt.

Abschließend sei noch das fantastische Ende erwähnt, das mich zu Tränen gerührt und meine (hoffentlich nicht grundlose) Vorfreude auf einen eventuellen Nachfolger geweckt hat. Das Ende gibt einen kleinen glücklich machenden Ausblick auf die Zukunft mancher Charaktere und verrät, dass Diana ein weiteres Abenteuer an der Seite von Alia bestreiten wird. Ich hoffe sehr, dass wir davon lesen können werden, denn ich vermisse diese wunderbaren Charaktere schon jetzt.

Fazit

Wonder Woman hat mir so viel mehr gegeben, als ich erwartet habe. Hochspannung, eine toughe Kämpferin als Protagonistin mit mutigen, sterblichen (!) Freunden an der Seite, epische und berührende Momente und vor allem ganz viel genialen Humor, der lautes Lachen garantiert. Vielleicht sollte man das Buch lieber nicht an öffentlichen Orten lesen, wenn man nicht für verrückt gehalten werden möchte. Ich sag’s ja nur.
Von mir gibt es natürlich die volle Punktzahl – hallo, neues Lieblingsbuch! Ich freue mich riesig auf die Abenteuer von Batman, Catwoman und Superman, aber auch auf ein zweites Abenteuer der Prinzessin von Themyscira.