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Veröffentlicht am 15.04.2018

Ein unerwarteter Schatz unter den Rockstar-Liebesromanen. Unbedingt lesen!

Trommelfeuer
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Worum geht es?

Von „Liebe auf den ersten Blick“ kann keine Rede sein, als sich Tessa Tardos und Richie Olivieri zum ersten Mal begegnen. Sie geraten direkt aneinander, als Richie ihr auf einer After-Show-Party ...

Worum geht es?

Von „Liebe auf den ersten Blick“ kann keine Rede sein, als sich Tessa Tardos und Richie Olivieri zum ersten Mal begegnen. Sie geraten direkt aneinander, als Richie ihr auf einer After-Show-Party versehentlich sein Bier und Garnelen in den Ausschnitt gießt und das auch noch zum Schreien komisch findet. Am liebsten würde sie ihm nie wieder begegnen, aber als sie dringend Geld braucht, um die Schulden ihrer Mutter zu begleichen, und die berühmteste deutsche Rockband Four Lives passenderweise einen Ersatzdrummer sucht, weil sich Schlagzeuger Tom den Arm gebrochen hat, bleibt ihr nichts anderes übrig als bei der Band vorzuspielen, in der Richie der Bassist ist. Richie macht ihr gleich von Anfang an klar, dass sie in seinen Augen unerwünscht ist, bis eine Nacht alles auf den Kopf stellt …

Meine Meinung

Ich bin durch Zufall auf diesen Liebesroman gestoßen und war von dem Klappentext sofort angetan. Und er hat mich auch nicht enttäuscht. „Trommelfeuer“ ist ein wahrer Schatz unter den Rockstar-Büchern, von denen es ja mittlerweile reichlich gibt.

Sabine Fischer hat einen erfrischenden, humorvollen Schreibstil. Geschrieben ist das Buch in der dritten Person, sowohl aus der Sicht von Tessa als auch von Richie. Das hatte ich zu Anfang gar nicht erwartet und hat mich positiv überrascht.

Vor allem die Protagonistin Tessa hat es mir angetan, die meiner Meinung nach das Buch auch so besonders macht. Sie ist tough und nicht auf den Mund gefallen, denn egal wie unmöglich Richie sich ihr gegenüber verhält, sie geigt ihm immer wieder ordentlich die Meinung, wofür ich ihr stellenweise sogar gerne applaudiert hätte. Sie ist außerdem ein Mensch, der enorm viel Verantwortung übernimmt und es jedem recht machen möchte: Sei es Four Lives, ihrer eigenen Band Unlimited oder ihrer Mutter, um die sie sich schon seit Jahren kümmern muss, obwohl sie auch mal ihre Unterstützung gebrauchen könnte. An diesem Knackpunkt sind bei mir am Ende auch Tränen geflossen, weil ihre Wut und ihre Traurigkeit komplett auf mich übergegangen sind. Mit Tessa hat die Autorin wirklich eine wunderbare Protagonistin geschaffen, die man sofort ins Herz schließt und mit der man einfach mitfühlen muss.

Richie dagegen war vor allem am Anfang etwas schwierig, denn er hat Tessa wirklich grundlos provoziert und sich ihr gegenüber völlig unmöglich verhalten. Warum er das getan hat, erschließt sich mir bis jetzt nicht, denn wirkliche Gründe scheint er dafür nicht zu haben. Trotzdem fand ich ihn gerade in diesen Momenten gar nicht mal so unsympathisch, sondern eher amüsant, weil es Tessa Stoff gegeben hat, ihm die Meinung zu geigen. Nach dieser erwähnten Nacht vollzieht sich bei ihm jedoch ein Charakterwandel und er ist überhaupt nicht wiederzuerkennen. Von dem unmöglichen Macho wird er auf einmal zum verständnisvollen Vorzeigefreund, was sich mir wieder nicht ganz erschlossen hat. Gleichzeitig war ich damit aber ganz zufrieden, denn damit hat sich die Handlung ein wenig vom Klischeehaften entfernt, weil er auf ein bestimmtes Problem ganz anders reagiert hat, als ich es befürchtet habe.

Richie hat meinen Book Boyfriend Geschmack zwar nicht ganz getroffen, dennoch hat mir seine und Tessas Liebesgeschichte sehr gefallen, weil die Gefühle inklusive erotisches Knistern super transportiert werden und man sich gut in die Charaktere hineinversetzen kann. Die Handlung bedient zwar manche Klischees, weicht von vielen anderen aber gekonnt ab und wartet stellenweise mit Spannung und großen Emotionen auf. Ein Rockstar-Liebesroman, der sich sehen lassen kann und definitiv zu wenig Aufmerksamkeit bekommt.

Ein persönliches, unerwartetes Highlight war für mich außerdem die Danksagung, denn es ist Danksagung und Epilog in einem, was mir total imponiert hat. Die Autorin bedankt sich bei allen Beteiligten innerhalb einer Unterhaltung mit ihren Protagonisten – wie cool ist das denn?!

Fazit

Ein spannender, unterhaltsamer Liebesroman mit sympathischen Rockstars und großen Emotionen, der viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Ich kann euch „Trommelfeuer“ wärmstens ans Herz legen und werde mir definitiv noch den Vorgänger vorknöpfen, der sich um den Keyboarder Jan dreht. Vor allem aber freue ich mich auf den nächsten Band über Frontmann Ben, der mir schon in diesem Band wahnsinnig imponiert hat. „Trommelfeuer“ bekommt von mir 4 Sterne. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 09.04.2018

Schöne Liebesgeschichte, die aber noch mehr Potential gehabt hätte.

Nichts ist gut. Ohne dich.
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Klappentext

Sechs Jahre lang haben sich Jana und Leander nicht gesehen. Als Kinder waren sie unzertrennlich – bis zu diesem einen, verhängnisvollen Abend im August, als Janas Bruder Tim bei einem Autounfall ...

Klappentext

Sechs Jahre lang haben sich Jana und Leander nicht gesehen. Als Kinder waren sie unzertrennlich – bis zu diesem einen, verhängnisvollen Abend im August, als Janas Bruder Tim bei einem Autounfall ums Leben kam. Leander fuhr den Wagen. Und verschwand danach aus Janas Leben. Kein Wort haben sie seitdem gewechselt, wissen nichts mehr voneinander. Und jetzt steht er plötzlich vor ihr. Mit seinen hellblauen Augen. Und die Anziehungskraft ist so viel größer als Jana wahrhaben will. Sechs Jahre hat sie versucht, ihn zu hassen. Und nun ist er da, aus einem wirklich guten Grund: Er ist hier, damit sie ihn rettet. Nur weiß er das selbst noch nicht.


Meine Meinung

Dies war mein erstes Buch von Lea Coplin, aber nicht mein letztes, obwohl ich ein klein wenig mehr erwartet hatte, als ich bekommen habe.

Anfangs war der Schreibstil für mich ein wenig gewöhnungsbedürftig, obwohl ich nicht genau sagen kann, woran genau das lag. Mit der Zeit habe ich mich jedoch daran gewöhnt und kam sehr flüssig durch die Seiten. Je mehr es sich in Richtung Liebesgeschichte entwickelte, desto mehr Spaß hatte ich am Lesen, woran auch der regelmäßige Sichtwechsel einen großen Anteil hat. Man spürt auf einmal die Funken, die zwischen Leander und Jana sprühen, bekommt auch ein bisschen Herzklopfen und wünscht den beiden ein Happy-End, weil sie trotz einiger Schwachstellen sehr sympathische Protagonisten sind.

Beide haben durch den Tod von Janas Bruder Tim eine schwere Last zu tragen, die sie in den vergangenen sechs Jahren dazu gebracht hat, nur so vor sich hinzuleben. Mit ihrem Aufeinandertreffen scheinen sie endlich aufzuwachen und es beginnt eine Zeit, in der der alte Schmerz wieder an die Oberfläche drängt, aber auch neue, schöne Gefühle geweckt werden. Vor sechs Jahren war Leander so etwas wie der große Bruder von Jana, den sie in Tim nie hatte, jetzt mit 18 bzw. 22 sind da aber auf einmal alles andere als geschwisterliche Gefühle zwischen den beiden, die sie sich zunächst nicht eingestehen wollen, aber unweigerlich vorhanden sind.

Problematisch ist dieser Umstand, weil sich Leander für Tims Tod verantwortlich fühlt und auch Jana, ihre Schwester und ihre Mutter Leander als den Schuldigen ansehen, obwohl es sich eigentlich um einen Unfall gehandelt hat. Somit gibt es nicht wenige Hindernisse, die ihr Zusammenkommen herauszögern, insbesondere Janas eigene Schuldgefühle. Hier war ich stellenweise ein wenig unzufrieden, weil die Hintergrundgeschichte so viel Potential hatte, das teilweise aber nicht ganz ausgeschöpft wurde. Manches wurde zu oberflächlich behandelt, um die volle Gefühlspalette abzudecken.

Das größte Beispiel dafür stellt der Brief dar, den Leander für Jana schreibt, um ihr mitzuteilen, was damals wirklich passiert ist, den wir aber nie zu lesen bekommen. Stattdessen fasst Jana ihn knapp zusammen, was ich sehr schade fand. Ein paar mehr Einblicke in dieses Ereignis hätten der Story mehr Emotionen gegeben. Auch bestimmte Probleme in den Familien wurden zwar zur Sprache gebracht, um die Charaktere tiefer zu gestalten, die dann aber nicht gelöst wurden bzw. bei denen nicht mal der Versuch einer Lösung unternommen wurde. Interessante Aspekte wurden also eingebaut, nur um sie dann unzufriedenstellend abzuhaken. Diesbezüglich könnte man auch über das Ende streiten – einerseits ist es passend, andererseits hätte ich ein paar mehr Seiten ein wenig schöner gefunden.

Fazit

Insgesamt eine schöne Liebesgeschichte für zwischendurch, bei der mir aber ein wenig das Besondere gefehlt hat, das einen völlig vom Hocker haut. Dennoch definitiv lesenswert. Ich vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 07.04.2018

Eine Vielfalt kreativer neuer Ideen & ein Cliffhanger, der mich in den Wahnsinn treibt.

Scythe – Der Zorn der Gerechten
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Achtung, dies ist der zweite Band einer Trilogie! Es sind Spoiler zum ersten Band enthalten.

Worum geht es?

Etwa ein Jahr ist vergangen seit Citra zu Scythe Anastasia wurde und sie Rowan die Flucht ermöglicht ...

Achtung, dies ist der zweite Band einer Trilogie! Es sind Spoiler zum ersten Band enthalten.

Worum geht es?

Etwa ein Jahr ist vergangen seit Citra zu Scythe Anastasia wurde und sie Rowan die Flucht ermöglicht hat. Seitdem geht Citra ihren Nachlesen mitfühlend und gewissenhaft nach, während Rowan nun unter dem Namen Scythe Luzifer bekannt ist und unehrenhafte Scythe zur Rechenschaft zieht. Als ein Attentat auf Scythe Curie und Citra ausgeübt wird, ist klar, dass ihnen irgendjemand nach dem Leben trachtet: Nur wer und warum? Und auf wen genau haben sie es abgesehen – auf die Grande Dame des Todes oder Scythe Anastasia, die frischen Wind ins Scythetum bringt, womit nicht jeder einverstanden zu sein scheint? Rowan hat derweil ganz eigene Probleme, denn als Scythe Luzifer wird auch er gejagt…

Meine Meinung

Ich habe diesen zweiten Band direkt nach Beenden des ersten Bandes verschlungen, weil ich unbedingt wissen musste, wie es weitergeht. Der Autor versteht es, die Vorfreude auf den Folgeband zu steigern – das hat er auch bei diesem Teil hier wieder mehr als bewiesen.

Im Gegensatz zum Vorgängerband, in dem wir immer wieder die Tagebucheinträge bestimmter Figuren lesen konnten, ist es hier diesmal der Thunderhead - die höchste Istanz dieser neuen perfekten Welt -, der immer wieder zu Wort kommt und Erklärungen über seine Entscheidungen etc. abgibt, die meist einen direkten Bezug zum darauffolgenden Kapitel haben. Eine geniale Idee des Autors, diesen im ersten Band wenig greifbaren "Charakter" hier nochmal näher zu beleuchten und ihn gleichermaßen zu einem Sympathieträger wie auch zu einem Mysterium zu machen. Ich wusste nie so recht, ob ich ihn für das absolut Beste in dieser Welt oder für eine eventuelle Bedrohung halten sollte.

Die Entwicklung, die Citra und Rowan seit Anfang des ersten Bandes durchgemacht haben, finde ich unglaublich spannend, denn sie sind zwei völlig neue Menschen geworden. Sie sind stärker und reifer und haben mich in diesem Band immer wieder beeindruckt. Mit diesen und auch anderen Charakteren wie Scythe Curie und Faraday, die wir schon im ersten Band kennengelernt haben, hat Shusterman Charaktere geschaffen, die man richtig ins Herz schließt, mit denen man bangt und leidet, was das Lesen noch erfreulicher macht. Zudem kamen in diesem Band auch einige neue Charaktere wie Greyson Tolliver dazu, die die Reihe nochmal enorm bereichert haben. Greyson hat sogar eine gute Portion Humor hineingebracht, die ich im ersten Band etwas vermisst hatte.

Gerade weil es aber so viele wunderbare Sympathieträger gibt, bin ich nach Beenden des zweiten Bandes auch ein wenig enttäuscht, denn leider erhielten nicht alle meine Favoriten zufriedenstellend viele Auftritte. Erstaunlicherweise liest man erstaunlich wenig von Rowan und Faraday, was ich total schade fand. Passagen, die Nebencharakteren gewidmet waren, überwogen, die zwar alle ihre Daseinsberechtigung haben und Wichtiges zur Story beitragen, mich aber doch manchmal genervt haben.

Dadurch war meine Begeisterung nicht durchgehend auf dem Level, auf dem sie beim Lesen von Band 1 war. Dennoch war auch der zweite Band wieder voller Spannung und unerwarteter Wendungen, die viele Möglichkeiten bieten, mitzurätseln und vor allem mitzufiebern. Der Autor kommt immer wieder auf völlig neue, spannende Ideen, die den Leser voll und ganz bei Laune halten. Auch für den dritten Band hat er wieder eine geniale Ausgangssituation geschaffen, die mich total in den Wahnsinn treibt, weil Band 3 erst im Frühjahr 2019 erscheinen soll. Wer Band 2 liest, tut das also auf eigene Gefahr, weil … fieser Cliffhanger!!!

Fazit

Mit der Scythe-Trilogie hat Neal Shusterman eine Reihe geschaffen, die vor kreativen, spannenden Ideen nur so strotzt, sympathische Charaktere zum Mitfiebern bietet und in einer Welt spielt, die gleichermaßen fasziniert wie schockiert. Ich bin völlig geplättet. Auch wenn mir Band 1 einen Ticken besser gefallen hat, ist „Der Zorn der Gerechten“ dennoch eine super Fortsetzung – ich vermisse die Charaktere schon jetzt. Lesen lohnt sich!
Dieses Mal gibt es fast perfekte 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 05.04.2018

Eine düstere, perfekte Welt, in der nur eine Krankheit nicht besiegt wurde: Die menschliche Natur ...

Scythe – Die Hüter des Todes
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Worum geht es?

Citra und Rowan leben in einer perfekten Welt: Unsterblichkeit, Wohlstand, unendliches Wissen. Sämtliche Krankheiten wurden besiegt, es gibt keine Kriege und keine Armut mehr und auch der ...

Worum geht es?

Citra und Rowan leben in einer perfekten Welt: Unsterblichkeit, Wohlstand, unendliches Wissen. Sämtliche Krankheiten wurden besiegt, es gibt keine Kriege und keine Armut mehr und auch der Tod selbst wurde bezwungen. Um eine Überbevölkerung zu vermeiden, müssen Menschen aber weiterhin sterben, nur dass diese Entscheidung nicht länger von der Natur, sondern von den Menschen selbst gefällt wird, nämlich von den sogenannten Scythe. Sie entscheiden, wer nachgelesen wird. Nicht jeder ist zum Scythe berufen: Sie dürfen beim Töten keine Freude empfinden, sondern müssen Mitleid und Reue verspüren. Das Scythetum wandelt sich jedoch und immer mehr Scythe scheinen die alten Grundsätze über Bord zu werfen. Eine Zeit des Umbruchs beginnt, in der Citra und Rowan gegen ihren Willen die Ausbildung zum Scythe antreten und die Kunst des Tötens erlernen. Jedoch kann nur einer von ihnen am Ende ausgewählt werden – der andere wird von dem Gewinner nachgelesen …

Meine Meinung

Was habe ich viele Dystopien gelesen – hier hatte ich es zum ersten Mal mit einer Utopie zu tun. Ich bin hellauf begeistert, wie gut und durchdacht Neal Shusterman diese Welt entworfen hat. Einerseits möchte ich selbst gern in einer solchen Welt leben, andererseits werden einem auch die Nachteile einer solch perfekten Welt vor Augen geführt, dass man es sich vielleicht doch lieber zweimal überlegt.

»Es erinnert mich daran, dass wir trotz unserer hehren Ideale und der vielen Maßnahmen, die das Scythetum vor Korruption und Verderbtheit schützen sollen, immer wachsam bleiben müssen, weil Macht immer mit der letzten Krankheit infiziert ist, die wir nicht ausgemerzt haben: dem Virus namens menschliche Natur.« (S. 118)

Der Autor spielt eine perfekte – nicht unbedingt abwegige – Zukunft durch, in der die höchste Instanz eine künstliche Intelligenz namens Thunderhead ist, die Menschen wiederbeleben kann, für allgemeinen Wohlstand sorgt und Frieden schafft. Aber auch diese perfekte Welt hat negative Konsequenzen: Langeweile angesichts der unendlich verfügbaren Zeit, aber auch Korruption und Machtmissbrauch, da das Scythetum im Gegensatz zu allem anderen nicht dem Thunderhead, sondern nur sich selbst unterstellt ist. Und das Scythetum besteht nun mal nur aus fehlbaren Menschen …

Die Atmosphäre des Buches ist – trotz der perfekt geregelten Ordnung – erwartungsgemäß düster. Ständig werden wir mit menschlichen Abgründen konfrontiert und erleben die Handlung aus der Sicht der Scythe, denen zwar mit Respekt und oft auch nervigen Schmeicheleien, aber vor allem mit Angst begegnet wird. Mit Citra und Rowan, die neben einigen Nebencharakteren immer wieder zu Wort kommen, begleiten wir verschiedene Scythe zu Nachlesen, die sich in ihrer Methode immer wieder unterscheiden: Manche sind mitfühlend und ehrenhaft, andere wiederum auch erschütternd und erschreckend. Dadurch kommt eine ganz außergewöhnliche Atmosphäre auf.

Die beiden erwähnten Protagonisten hatten es mir sofort angetan, weil sie sich vor allem durch ihr Verhalten gegenüber Scythe von der Masse abheben. Sowohl Citra als auch Rowan haben hohe moralische Grundsätze, sind in ihrem Verhalten auf ehrliche Weise vorbildlich, hinterfragen immer wieder und lassen sich – auch von Scythe – nicht einschüchtern. Während Citra ihren Gefühlen freien Lauf lässt und ihr Herz auf der Zunge trägt, ist Rowan eher undurchschaubar und hält mit seinen Gefühlen hinter dem Berg. Trotzdem fühlen sie sich irgendwie zueinander hingezogen. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden (wenn man es zu diesem Zeitpunkt denn so nennen kann), ist hier unterschwellig bis fast gar nicht vorhanden. Es entwickelt sich nur sehr langsam etwas und die Handlung gerät zu keinem Zeitpunkt in den Hintergrund. Man wird quasi hingehalten und das hat mir ausgesprochen gut gefallen, da es auch die Vorfreude auf die Folgebände erhöht.

Die Charakterentwicklung der beiden verläuft völlig unterschiedlich, was es noch interessanter gemacht hat – trotzdem sind mir beide bis zum Ende sympathisch geblieben, was ein wahres Kunststück des Autors ist. Sowohl ihre Ausbildung als auch die Prüfungen, denen sie sich stellen müssen, halten die Freude beim Lesen die ganze Zeit aufrecht und garantieren, dass die Spannung zu keinem Zeitpunkt nachlässt, selbst dann nicht, wenn es handlungstechnisch ruhiger ist. Dazu trägt auch bei, dass es immer wieder überraschende Wendungen gibt, die man als Leser nicht kommen sieht. Mich hat dieser erste Band vollkommen überzeugen können.

Fazit

Ein absolut genialer Reihenauftakt mit einem faszinierenden Weltenentwurf, vielschichtigen, starken Charakteren und einer düsteren Atmosphäre. Es hat mir viel Spaß gemacht, Citra und Rowan auf ihren unterschiedlichen Wegen zu begleiten. Dieses Buch sollte wirklich jeder mal gelesen haben – ein absoluter All-Age-Roman. Ich vergebe die volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 03.04.2018

Starker Anfang, starkes Ende - der Mittelteil voll von Altbekanntem.

Kein Rockstar für eine Nacht
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Worum geht es?

Nach ihrer Geburtstagsnacht in Vegas wacht die 21-jährige Evelyn mit einem fetten Klunker am Finger auf und kann sich an nichts mehr aus der Nacht erinnern. Anders als ihr frischgebackener ...

Worum geht es?

Nach ihrer Geburtstagsnacht in Vegas wacht die 21-jährige Evelyn mit einem fetten Klunker am Finger auf und kann sich an nichts mehr aus der Nacht erinnern. Anders als ihr frischgebackener Ehemann, der niemand Geringeres ist als David Ferris, der Gitarrist der weltberühmten Rockband Stage Dive, und nicht besonders erfreut auf ihren Gedächtnisverlust reagiert. Was genau ist in der Nacht zwischen ihnen vorgefallen? Wieso reagiert David so wütend? Evelyn muss versuchen, ihre Gedächtnislücken zu füllen und wer, wenn nicht David, könnte ihr dabei am besten helfen?

Meine Meinung

In dieses Buch hatte ich ganz zu Beginn hohe Erwartungen gesetzt, weil es unfassbar stark und interessant anfing. Nicht beide haben ihr Gedächtnis verloren, sondern nur der eine Part, der andere ist verärgert darüber, dass die gemeinsame Zeit einfach so vergessen wurde. Das war für mich eine völlig neue Ausgangssituation und versprach einiges.

In der ersten Hälfte des Buches wurden meine Erwartungen auch komplett erfüllt. Es gab jede Menge interessante, aufregende und auch lustige Szenen zwischen den beiden. Manche Erinnerungen kamen zurück, wodurch sich die beiden (wieder) näherkamen. Diese Entwicklung mitzuverfolgen hat viel Spaß gemacht.

Dazu trug auch bei, dass Evelyn eine tolle Protagonistin ist. Zwar wirkte sie auf mich (außer ganz am Ende) viel jünger als sie ist, was mich manchmal sehr gestört hat, aber sie schaffte es immer wieder, meine Sympathie zu gewinnen. Sie ist nämlich ein unerwartet starker Charakter, gibt Kommentare gegenüber David ab, bei denen ich am liebsten applaudiert hätte, und lässt auch im großen Finale nicht alles mit sich machen. Sie steht für sich ein, egal, wie sehr sie David liebt. Das fand ich einfach große Klasse.

David mochte ich prinzipiell auch, aber so richtig erst ganz am Ende, weil ich sein Verhalten sehr oft nicht nachvollziehen konnte. Er hat ein sehr hitziges Temperament und kam mir in den Streitereien zwischen Evelyn und ihm oft wie ein kleiner Junge vor, der wütend mit dem Fuß aufstampft, weil er nicht bekommt, was er will.

Gefiel mir diese erste Hälfte trotz mancher Schwächen noch extrem gut, so baute das Buch in der zweiten Hälfte leider ab, weil das Zusammenfinden der Protagonisten meiner Meinung nach zu früh stattfand. Dadurch geht in meinen Augen immer extrem viel Spannung verloren und das war hier leider auch der Fall. Auf einmal entwickelte sich alles nach dem ganz typischen Schema eines Liebesromans: Die Protagonisten kommen zusammen, es gibt noch einmal einen großen Knall und am Ende finden die beiden wieder zusammen. Das fand ich sehr schade, weil das Buch so ungewöhnlich begonnen hatte.

Der große Knall wirkte auf mich auch sehr konstruiert. Da wurde die Aussprache schon fast unnötig hinausgezögert. Das große Finale war dann schon wieder viel besser und ich habe sowohl Evelyn als auch David auf einmal nochmal ganz anders, positiver, wahrgenommen. Sie wirkten älter und reifer. Das Ende hielt zwar nichts bereit, was man nicht irgendwo schon mal irgendwie gelesen hätte, aber es war ein guter Abschluss.

Insgesamt hat mich an dem Buch noch gestört, dass eigentlich ständig nur an der Oberfläche gekratzt wurde. Aus vielen Details oder Hintergrundgeschichten hätte man viel mehr machen können. Hier leider auch viel verschenktes Potential.

Fazit

Ein Liebesroman, der sehr spannend und vielversprechend beginnt, dann aber leider in Altbekanntes abdriftet und nur an der Oberfläche kratzt. Schade! Für zwischendurch aber unterhaltsam. 3,5 Sterne!