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Veröffentlicht am 17.03.2018

Viele schöne Geschichten mit wichtiger Botschaft, hat aber auch Schwachstellen.

Komm, ich erzähl dir eine Geschichte
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»Diese Geschichten sind nur geschrieben worden, um einen Ort oder einen Weg zu markieren. Die Arbeit, in ihnen, in der Tiefe jeder Geschichte, den versteckten Diamanten zu suchen, ist die Aufgabe jedes ...

»Diese Geschichten sind nur geschrieben worden, um einen Ort oder einen Weg zu markieren. Die Arbeit, in ihnen, in der Tiefe jeder Geschichte, den versteckten Diamanten zu suchen, ist die Aufgabe jedes einzelnen.« (S. 363)

„Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“ ist ein wirklich ungewöhnlicher Roman. Er ist aus der Sicht von Demian, einem jungen Studenten, geschrieben, der sich bei Jorge – dem Autor – in Therapie begibt und hofft, dort wichtige Fragen des Lebens beantwortet zu bekommen. Der Autor hat sich also selbst in das Buch geschrieben, schreibt aber nicht aus seiner eigenen Perspektive, sondern aus Sicht der Person, die mit ihm interagiert. Das war schon ziemlich interessant. Des Weiteren gibt es keine Handlung, die einem roten Faden folgt, keine ausgefeilten Charakterentwürfe, keine tieferen Einblicke in das Leben der handelnden Personen. Eigentlich beschreibt es der Titel unglaublich gut: Es ist eine Aneinanderreihung von unglaublich vielen, lehrreichen und vielfältigen Geschichten, die am Anfang jedes Kapitels in einen kurzen Kontext gebunden werden. Sie sind eine Reaktion auf ein Ereignis in Demians Leben, über das man aber immer nur das Nötigste erfährt. Klar ist also, dass nicht Demian oder „der Dicke“ – Jorge selbst – im Mittelpunkt stehen, sondern immer die Geschichten.

»Der einzige Weg herauszufinden, ob du etwas kannst oder nicht, ist, es auszuprobieren, und zwar mit vollem Einsatz. Aus ganzem Herzen!« (S. 11)

Da ich mit keinen großen Erwartungen an das Buch herangegangen bin, störte mich das nicht groß, mit der Zeit wirkte das Buch aber ein bisschen überladen von diesen vielen Geschichten und ich hätte eine richtige Storyline nicht schlecht gefunden. Witzig war es aber, wie Jorge sich diesbezüglich manchmal selbst ein bisschen auf den Arm nimmt: »Zur Abwechslung werde ich dir eine Geschichte erzählen.« (S. 123)

Es war definitiv mal etwas anderes, ein Buch zu lesen, das in jedem Kapitel eine andere Geschichte erzählt, die eine tiefere Botschaft innehat. Die meisten haben mir sehr gut gefallen, weil sie mich mit ihrem Ausgang überraschten, mich zum Schmunzeln brachten oder mir eine Lebensweisheit mit auf den Weg gaben, wobei mir am besten „Der wahre Wert des Rings“ gefiel. Andere wiederum strengten mich an, interessierten mich wenig bis gar nicht und störten dadurch den Lesefluss: Zum Beispiel erläutert Jorge in einigen Kapiteln, welche Therapieströmungen es gibt, welche Vor- und Nachteile sie haben und warum er eine bestimmte davon bevorzugt. Das war zwar schon irgendwo interessant, wirkte aber – eingeschoben zwischen den lehrreichen Märchen, Parabeln und Geschichten – fehl am Platz und dadurch leider eher lästig.

»Der einzige Fehler ist fast immer, zu glauben, dass mein Standpunkt der einzige ist, von dem man aus die Wahrheit sieht.« (S. 166)

Was mir gar nicht gut gefallen hat, war außerdem die eigene Darstellung von Jorge selbst als der „perfekte Therapeut“, der all die negativen Eigenarten anderer Therapeuten natürlich nicht hat und noch dazu mit all seinen Geschichten immer sofortige Wirkung erzielt. Das ging mir irgendwann auf die Nerven, weil ich nicht zu dem Buch gegriffen habe, um eine Lobrede des Autors auf sich selbst zu lesen, sondern etwas mitnehmen wollte. Es sind zwar einige Weisheiten dabei, über die man länger nachdenken kann, möchte und auch sollte, aber ich wage es doch zu bezweifeln, dass sie so lebensverändernde Wirkung haben, wie es sehr überspitzt in Bezug auf Demian dargestellt wird.

Fazit

Insgesamt waren sehr viele tiefgründige Geschichten enthalten, die ich in mich aufgesaugt, über die ich noch länger nachgedacht und an denen ich mich auch erfreut habe. Ab einem gewissen Zeitpunkt lässt das Buch in meinen Augen jedoch nach und es wurde etwas anstrengend, weiterzulesen. Aufgrund dessen und wegen der oben genannten Kritikpunkte bekommt „Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“ von mir 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.03.2018

Die wichtigsten Dinge im Leben sind keine Dinge ...

Für immer ist die längste Zeit
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Bei "Für immer ist die längste Zeit" handelt es sich um einen Roman, der sich mit den ernsten Themen Trauer und Selbstmord beschäftigt, sensibel mit diesen umgeht und den Leser am Ende mit einem lachenden ...

Bei "Für immer ist die längste Zeit" handelt es sich um einen Roman, der sich mit den ernsten Themen Trauer und Selbstmord beschäftigt, sensibel mit diesen umgeht und den Leser am Ende mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurücklässt.

Wir begleiten die 16-jährige Eve und ihren Vater Brady durch ihre Trauer, nachdem Maddy, Mutter und Ehefrau, vom Dach der Bibliothek gestürzt ist und jetzt von oben aus der "Schwebe" auf ihre Familie herunterblickt. Geschrieben ist das Buch abwechselnd aus der Sicht der drei Charaktere. Während Eve und Brady mit ihrer Trauer ganz unterschiedlich umgehen, beiderseits aber von Schuldgefühlen gequält werden und der Frage auf den Grund gehen, was in ihrem Verhalten Maddy zu ihrer Entscheidung getrieben haben könnte, versucht Maddy von oben herab in das Leben der beiden einzugreifen, ihnen Botschaften zu schicken und eine neue Frau in ihr Leben zu integrieren, die den beiden gut tun könnte.

Gerade der Aspekt, dass Maddy kleine Botschaften schicken und sich in die Gedanken ihrer Liebenden schleichen kann, hat mir besonders gut gefallen. Nicht nur hat diese Vorstellung etwas Tröstendes - dass Verstorbene uns nie wirklich verlassen -, dadurch sind auch viele schöne Szenen entstanden, in denen sich Brady und Eve an Maddy zurückerinnern. Diese Rückblenden - die positiven - haben mir mit am besten gefallen, besonders jene, die die Mutter-Tochter-Beziehung in den Mittelpunkt rücken.

Natürlich gibt es aber auch negative Rückblenden, die eher bedrücken. Szenen, an die sich Brady und Eve zurückerinnern und in denen sie Gründe für Maddys Entschluss suchen. Bradys und Eves Fehler, die dabei ans Licht kommen, sind frei von großem Drama, sondern unglaublich lebensnah, wie wir sie wohl alle kennen. Es geht hauptsächlich um Wertschätzung. Dieses Realistische war es, was mich besonders berührt und betroffen gemacht hat. Wir lesen hier keine Geschichte mit absurden Familiendramen, sondern eine Geschichte aus dem Leben, wie sie sich tatsächlich zutragen könnte.

Handlungstechnisch ist das Buch erwartungsgemäß eher ruhig, von der Atmosphäre her mal bedrückend, mal aufatmend leicht und in vielen, vielen Zeilen verstecken sich wichtige Lebensweisheiten.

"Es ist da und es tut weh, aber es wird ... ich weiß nicht ... vertraut." (S. 249)

"Einen Menschen zu lieben macht ihn nicht zu dem, den man sich wünscht; es macht einen verwundbar durch das, was er wirklich ist." (S. 317)

"Die wichtigste Anerkennung, die man im Leben verdienen kann, ist die eigene." (S. 319)


Die Frage nach Maddys Beweggründen zieht sich durch das ganze Buch und ist der Aspekt, der die nötige Spannung hineinbringt, denn manchmal dümpelt die Handlung schon ein wenig vor sich hin. Dazu trägt auch bei, dass ab einem gewissen Punkt Hintergrundgeschichten von Nebencharakteren in den Mittelpunkt treten, die für die Geschichte wenig relevant erscheinen. Das war mir manchmal etwas zu viel und ich hätte die Szenen nicht vermisst, wenn es sie nicht gegeben hätte.

Insgesamt bin ich mit der Entwicklung der Geschichte und der Charaktere jedoch sehr zufrieden. Es hat Spaß gemacht, Eve und Brady dabei zu begleiten, wie sie sich einander wieder annähern und gemeinsam lernen, mit dem Verlust von Maddy umzugehen. Menschen, die jemanden verloren haben, werden sich hierin sicherlich wiederfinden ... es berührt, macht nachdenklich, weckt auf und gibt auch ganz viel Hoffnung.

Fazit

Dieses Buch hat mich sehr oft zu Tränen gerührt, mir gleichzeitig aber immer wieder auch ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert - vor allem am Ende. Es hat mich berührt, nachdenklich gestimmt und mir viele Lebensweisheiten mit auf den Weg gegeben. Den Punktabzug gibt es für das manchmal etwas träge Lesen. Trotzdem alles in allem ein schönes Buch!

Veröffentlicht am 02.03.2018

Zwischen Harper & Nick sprühen ordentlich Funken!

Mr. O - Ich darf dich nicht verführen!
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Worum geht es?

Dies ist der Folgeband von "Big Rock" und handelt von Spencers jüngerer Schwester Harper und seinem besten Freund Nick Hammer. Während Harper ihren Lebensunterhalt mit dem Vorführen von ...

Worum geht es?

Dies ist der Folgeband von "Big Rock" und handelt von Spencers jüngerer Schwester Harper und seinem besten Freund Nick Hammer. Während Harper ihren Lebensunterhalt mit dem Vorführen von Zaubertricks auf Partys verdient, ist Nick ziemlich erfolgreich mit seiner Comicserie "Die Abenteuer des Mister Orgasmus", die sich um einen Superhelden dreht, der Frauen mit sexuellen Gefälligkeiten aus Notlagen rettet. Nachdem die beiden (in Big Rock) Spencer den Schreck seines Lebens verpasst haben, indem sie ihm vorspielten, dass sie etwas miteinander hätten, ist nichts mehr so wie vorher. Auf einmal ist da diese unerträgliche Anziehungskraft zwischen ihnen - von der Nick nicht weiß, ob Harper sie auch wahrnimmt. Als Harper ihn bittet, sie im Dating zu unterrichten, muss er nicht lange überlegen, ist sich aber gleichzeitig im Klaren darüber, dass Praxistests verbotenes Terrain sind...

Meine Meinung

Nachdem ich von Big Rock fast schon begeistert war, war für mich sofort klar, dass ich auch die Fortsetzung lesen muss. Nick und Harper haben mir schon im Vorgängerband imponiert und auch hier haben sie mich letztendlich nicht enttäuscht.

Nach dem Klappentext müsste man wohl annehmen, dass Harper ein schüchternes, unbeholfenes Mädchen ist - das ist sie aber nicht. Ganz im Gegenteil: Sie hat gerne mit Menschen zu tun, ist nicht auf den Mund gefallen und ist lebensfroh und aufgeweckt. Das einzige Problem: In der Gegenwart des Objektes ihrer Begierde verlernt sie ihre Muttersprache und stammelt unverständliches Zeug. Diese Widersprüchlichkeit fand ich seltsam und amüsant zugleich. Dadurch, dass alles aus Nicks Perspektive geschrieben ist, rätselt man die ganze Zeit mit, wann sich bei Harper tiefergehende Gefühle einstellen, versucht ihr Verhalten zu analysieren und leidet ein bisschen mit Nick mit, weil Harper so verdammt undurchschaubar ist.

Nick wirkte im Prolog wieder einmal wie der Womanizer schlechthin und machte Spencer ordentlich Konkurrenz. Dieser Eindruck hat sich dann aber ziemlich schnell verflüchtigt. Er mag sehr gut aussehen und (auch durch seine Comicserie) einige willige weibliche Fans haben, aber er hat nicht eine Frau nach der anderen, sondern ist - wie er selbst sagt - Serienmonogamist. In Highschool-Zeiten war er eher der stille, schüchterne Typ, der lieber Comics zeichnete, als mit Mädchen auszugehen, bis er sich am College langsam zu dem selbstsicheren, erfahrenen Typen mauserte, der uns hier vorgesetzt wird. Nick war mir sofort sympathisch, weil er einfach ein toller Kerl ist: Er ist Spencer und Harper ein guter Freund, hilfsbereit, charmant und lässt immer wieder witzige Bemerkungen vom Stapel.

Das einzige, was mich an ihm gestört hat, waren die anfangs sehr (!) häufigen sexuellen Fantasien, die er sich fast auf jeder Seite ausgemalt hat. Dadurch geriet die Handlung ein wenig ins Stocken, die Vorfreude auf das Zusammenkommen der Protagonisten legte sich und es zog sich alles ein bisschen. Glücklicherweise wurden diese Passagen dann weniger und ich konnte mich dann doch noch voll und ganz für Harpers und Nicks Liebesgeschichte begeistern.

Das lag einerseits an den ungewöhnlichen Jobs der beiden, die etwas Besonderes in die Geschichte brachten und interessante Unterhaltungen zur Folge hatten, andererseits aber auch daran, dass wieder einmal auch die emotionale Ebene nicht zu kurz kam. Das hatte mir schon bei Big Rock so gefallen. Ja, es gibt jede Menge heiße Liebesszenen oder Szenen, in denen man einfach nur ordentlich die Funken zwischen den beiden sprühen fühlt, aber es gibt auch tiefergehende Gespräche, die zeigen, dass die beiden auf einer Wellenlänge sind, sich wirklich verstehen und gut zueinander passen. Dadurch hat das Mitfiebern gleich viel mehr Spaß gemacht, weil ihre Beziehung nicht oberflächlich geblieben ist. Man konnte nachvollziehen, warum sie tiefere Gefühle füreinander entwickelten.

Aufgrund dessen hat mich das Ende auch mehr als zufriedengestellt. Ja, einfach glücklich gemacht und mit einem Grinsen auf den Lippen zurückgelassen. So muss es sein - da verzeihe ich auch den etwas schwereren Start. Es lohnt sich definitiv, weiterzulesen!

Fazit

Mr. O konnte mich auch wieder abholen und hat mir unterhaltsame Lesestunden beschert. Big Rock hat mir handlungstechnisch ein klein wenig besser gefallen, andererseits haben Harper und Nick bei den Charakteren nochmal eine Schippe draufgelegt. Eine Fortsetzung, die sich sehen lassen kann. Ich vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.02.2018

2 Welten prallen aufeinander - ein vielversprechender, spannender Auftakt! Gebt mir Band 2 ♥

Save Me
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Worum geht es?

Ruby Bell ist Stipendiatin am Maxton Hall College und fliegt lieber unter dem Radar. Mit der Welt der Reichen bestehend aus Geld, Macht, Partys, Drogen und Alkohol will sie nichts zu tun ...

Worum geht es?

Ruby Bell ist Stipendiatin am Maxton Hall College und fliegt lieber unter dem Radar. Mit der Welt der Reichen bestehend aus Geld, Macht, Partys, Drogen und Alkohol will sie nichts zu tun haben und vor allem James Beaufort, der unausgesprochene Anführer der Schule, verkörpert all das. Als sie Lydia Beaufort in einer eindeutigen Situation mit ihrem gemeinsamen Lehrer Mr. Sutton beobachtet, funktioniert ihr Unsichtbarkeitsumhang nicht mehr und James tritt auf den Plan, um sich ihr Schweigen zu erkaufen. Nur hat er nicht damit gerechnet, dass Ruby nicht käuflich ist…

Meine Meinung

Mit Save Me hat Mona Kasten wieder einmal einen Reihenauftakt geschaffen, der von vorne bis hinten überzeugt und mich jetzt am Ende sogar fassungslos zurückgelassen hat. Das Ende war unglaublich fies und man möchte am liebsten sofort den nächsten Band hinterherschieben, weil man wissen möchte, wie es weitergeht. Weil man mit dem Ende einfach echt nicht leben kann…

Mit Lesen der Leseprobe war ich zunächst mal überrascht, dass sich die Geschichte in einer Privatschule und nicht am College abspielt – dass wir es also mit minimal jüngeren Charakteren zu tun haben, als es in der Again-Reihe der Fall war. Trotz der deutlich anderen Kulisse – die meisten Szenen spielen sich in der Schule ab – herrscht doch die Mona-Kasten-übliche Atmosphäre: Wir haben eine toughe, schlagfertige Protagonistin, einen männlichen – manchmal charmanten, manchmal unmöglichen – Gegenpart, vielfältige Hintergrundgeschichten, genau die richtige Prise Drama und Nebencharaktere, die man ins Herz schließt und über deren Geschichte man ebenfalls mehr erfahren möchte. Das fand ich bisher auch immer so klasse an ihren Büchern: Dass sich nicht nur auf die Hauptcharaktere konzentriert wird, sondern auch Nebencharaktere gut genug ausgearbeitet werden, um für den Leser interessant zu sein. Und die Autorin hat das auch mit Save Me definitiv wieder geschafft.

Ruby ist zunächst mal eine tolle Protagonistin, mit der ich mich gut identifizieren konnte. Zu keinem Zeitpunkt konnte ich ihr Verhalten nicht nachvollziehen. Anfangs bin ich zunächst davon ausgegangen, dass wir es diesmal mit einer etwas ruhigeren, vielleicht sogar schüchternen Protagonistin zu tun haben, die nicht gerne im Mittelpunkt steht und gerne unsichtbar bleiben möchte. Stattdessen ist Ruby jedoch ein Mensch, der zwar tatsächlich gerne im Hintergrund bleibt, aber nicht auf den Mund gefallen ist, offen sagt, was er denkt, und dabei trotzdem zu keinem Zeitpunkt zickig wirkt, wenn sie James Kontra gibt. Sie ist ehrgeizig und weiß bereits ganz genau, wie ihre Zukunft aussehen soll: Sie will in Oxford studieren und das um jeden Preis.

James‘ Zukunft ist ebenfalls schon von vorne bis hinten durchgeplant, nur nicht von ihm selbst: Er soll das milliardenschwere Unternehmen seiner Eltern übernehmen und scheint dabei keinerlei Mitspracherecht zu haben. Nach außen trägt er eine gleichgültige arrogante Haltung zur Schau, schießt sich am Wochenende mit seinen Freunden auf Partys ab und geht nebenbei in Lacrosse auf. Was hinter seiner Fassade steckt, weiß vielleicht höchstens seine Zwillingsschwester Lydia. Ruby ist ihm jahrelang nicht aufgefallen, bis es zu besagtem „Vorfall“ kommt, den Ruby unfreiwillig miterlebt und womit sie James‘ Aufmerksamkeit schlagartig auf sich zieht.

Die Szenen mit den beiden haben mir unglaublich viel Spaß gemacht, weil sie so verschieden sind. Ruby ist völlig anders, als es in James‘ Welt üblich ist, und James wirkt auf Ruby die meiste Zeit wie ein eingebildeter Kotzbrocken – was er auch irgendwie ist. James wechselt dauernd vom Ekelpaket zum Charmeur (und wieder zurück) und auch als Leser weiß man nicht so richtig, ob man den Kerl jetzt lieben oder schütteln soll. Aber gerade deshalb haben mir die Schlagabtäusche der beiden so gefallen – es prallen wirklich zwei völlig verschiedene Welten aufeinander.

Wie schon erwähnt gibt es neben diesen beiden Charakteren eine Vielzahl an Nebencharakteren, die sowohl positiv als auch negativ auffallen. Trotz der Tatsache, dass man nur ein paar pikante Details über sie erfährt, bleiben sie nicht flach und sind durch ihre Geheimnisse oder Eigenarten für den Leser interessant. Sie bilden einen unterhaltsamen Rahmen um die Protagonisten und „beleben“ das Buch. Das hat den Spaßfaktor des Buches nochmal um einiges erhöht.

Save Me hebt sich außerdem von einigen anderen Liebesromanen darin ab, dass es für einen Liebesroman auch überraschend viel Spannung gibt: Man fühlt sich dauerhaft unterhalten, weil immer wieder neue Geheimnisse ans Licht kommen, die man nicht erwartet und schließlich wieder neue Probleme aufwirbeln. Aufgrund dessen sticht Save Me für mich definitiv aus der Masse heraus.

Fazit

Mir persönlich hat dieser Reihenauftakt besser gefallen als Begin Again (die anderen beiden Bände habe ich noch nicht gelesen) und ich freue mich riesig auf die Fortsetzung!
Vielfältige, sympathische Charaktere und jede Menge Geheimnisse – einfach klasse! Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und fast perfekte 4,5 Sterne für diesen vielversprechenden, spannenden Auftakt.

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  • Geschichte
Veröffentlicht am 03.02.2018

Ziemlich belanglose Handlung, hat mich leider nicht berührt.

Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
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Klappentext (LovelyBooks)

Getroffen haben sich Tess und Jonah nur ein einziges Mal. Obwohl sie sieben Monate zusammen waren. In dieser Zeit haben sie alles miteinander geteilt per Chat, Facebook, Tweets, ...

Klappentext (LovelyBooks)

Getroffen haben sich Tess und Jonah nur ein einziges Mal. Obwohl sie sieben Monate zusammen waren. In dieser Zeit haben sie alles miteinander geteilt per Chat, Facebook, Tweets, haben sich herzzerreißende E-Mails geschrieben, ihr Innerstes preisgegeben, sich gegenseitig ihre Liebe erklärt. Und trotzdem hat Tess es nicht kommen sehen: Jonahs Selbstmord. Doch Tess sendet weiter Nachrichten an Jonah, ihre erste Liebe. Es ist ihre Art, die Trauer zu verarbeiten. Und eines Tages erhält sie tatsächlich Antwort …

Meine Meinung

»Unser ganzes Leben ist ein einziger Haufen unvollkommener Momente.« (S. 241)

Als ich die Leseprobe zu diesem Buch las, dachte ich mir: Hey, cool! Ein neues Jugendbuch, das von ernsteren, traurigen Tönen zu lockeren, witzigen hin und her springt. Eine Liebesgeschichte mit traurigem Hintergrund, aber einer sarkastischen Protagonistin! Solche Bücher liebe ich nämlich.

»Tessie, du gehst jetzt in dein Zimmer und ziehst dir eine richtige Hose an.«
»Wie bitte? Eine richtige Hose?«
»Du weißt schon, was ich meine. Eine hosige Hose eben.« (S. 71)


Hinsichtlich dieser Einschätzung habe ich mich bei dem Buch auch nicht getäuscht, aber … ich habe doch mehr erwartet.

Zunächst einmal steht die Liebesgeschichte nicht im Vordergrund. Das ist an sich ja nichts Schlimmes, aber hier wurde sie dadurch irgendwie „wirklich“ unbedeutend und nebensächlich – ich konnte mich nicht für sie begeistern. Was schade ist, weil ich beim Lesen des Klappentextes sogar gedacht habe, dass wir hinsichtlich dessen Großes erwarten können.

Stattdessen geht es vielmehr um sehr düstere Themen wie Selbstmord, Trauer und dem Umgang mit dieser. Ernste Themen, die für mich aber unzufriedenstellend behandelt wurden. Nicht nur die Liebesgeschichte, sondern die ganze Story erschien für mich irgendwie belanglos. Tess setzt sich mit ihrer Trauer auseinander (oder auch nicht), indem sie die Schule abbricht und schließlich ihrem Vater in seinem unkonventionellen Bestattungsunternehmen zur Hand geht (zu Beginn des Buches schickt er die Überreste eines Hundes mit einer Rakete in den Weltraum). Wir begleiten Tess also auf ihrem Weg zu verschiedenen Kunden, erfahren die Geschichte der Verstorbenen und erleben mit, wie deren ungewöhnliche, aber persönliche Beerdigungen ausgerichtet werden. Ich muss sagen: Das fand ich eher weniger spannend, fast schon langatmig, weil ich keine tiefere Message mitnehmen konnte.

Die Handlung dümpelt so ein bisschen vor sich hin. Die Nachrichten, von denen im Klappentext die Rede ist, sind am Anfang noch sehr präsent, dann irgendwann gar nicht mehr vorhanden, weil sich erstaunlich schnell persönlich getroffen wird und dann geht es vor allem um Tess‘ persönliche Trauerbewältigung. Es war alles so … na, wie soll ich es sagen? Unspektakulär! Die Idee hätte viel viel mehr hergegeben. So war es irgendwie keine Geschichte, die unbedingt hätte niedergeschrieben werden müssen, so heftig es auch klingt.

Mir fehlten ganz klar die großen Gefühle, das Mitfühlen und -leiden – einfach die Seele in jedem Wort. Ich wurde stellenweise zum Schmunzeln gebracht, aber nicht berührt. Einfach auch, weil die Charaktere dafür nicht gut genug ausgearbeitet waren.

Abschließend finde ich, dass wir im Deutschen außerdem um den berührenden Originaltitel betrogen wurden. „Things I’m Seeing Without You“ heißt das Buch eigentlich und man erfährt schon zu Beginn der Geschichte, wieso es diesen Namen trägt. Meiner Meinung nach steckt in diesem Satz einfach viel mehr Gefühl und er trifft den Gedanken des Buches besser…

Fazit

Ich bin leider relativ enttäuscht von dem Buch, weil ich einfach mehr erwartet habe. Ich musste mich nicht zum Lesen zwingen, aber richtig gefesselt war ich auch nicht, weil die Handlung bloß vor sich hinplätscherte und große Gefühle auf der Strecke blieben. Deshalb nur 2,5 Sterne von mir.