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Veröffentlicht am 11.11.2024

Eine Tasse Kaffee, die das Leben verändern kann.

Das kleine Café der zweiten Chancen
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„Das kleine Café der zweiten Chancen“ kommt ganz im Zeichen großartiger japanischer Literatur, wie das „Das Mondscheincafé“ von Mai Mochizuki oder „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ von Michiko Aoyama. ...

„Das kleine Café der zweiten Chancen“ kommt ganz im Zeichen großartiger japanischer Literatur, wie das „Das Mondscheincafé“ von Mai Mochizuki oder „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ von Michiko Aoyama. So reiht es sich wunderbar in diese Wohlfühl-Literatur ein.
Dabei weiß dieser Roman durch seine originelles Setting ganz eigenständig zu überzeugen.

Die Protagonistin ist Himari Misaki, sie ist zwölf Jahre alt und besucht die Mittelschule in Sapporo. Seit einen Unfall kann die talentierte Klavierspielerin leider nicht mehr spielen und bereut diesen zu tiefst. Durch einen Zufall kommt sie in das kleine und charmante Café Tacet Yuguredo. Die Besitzer dieses Café bieten nicht nur köstlichen Kaffee an, sondern auch einen Zufluchtsort mit der Chance auf eine Reise in die Vergangenheit.
Gemeinsam mit den Café-Besitzern fängt sie an Menschen eine zweite Chance zu ermöglichen, damit diese ihrem Leben eine neue Wendung geben können.

Mit das „Das kleine Café der zweiten Chancen“ veröffentlicht Shiori Ota ihren ersten Roman in Deutschland. Der Droemer Verlag wählt dabei ein wunderschönes Cover, welches mit seiner ruhigen Farbgebung und dem angedeuteten japanischen Flair zu überzeugen weiß.
Als kleiner Kritikpunkt muss, ich allerdings einfließen lassen, dass mich der Bucheinband eher an eine japanische Teezeremonie als an ein Kaffeehaus denken lässt.

Nach Beendigung dieser Lektüre, wird mir klar, dass es so vieles mehr zu bieten hatte als auf den ersten Blick erkennbar. Neben einem geschickten Fantasy-Einschlag, schafft es die Autorin gekonnt, einen Bezug auf die reale Welt zunehmen ohne das es dabei störend oder aufgesetzt wirkt.
Frau Ota nimmt sich Themenkomplexen wie zum Beispiel Vereinsamung, Mobbing, aber auch den allgegenwärtigen Leistungsdruck auf Kinder an. Sie thematisiert kaputte Familien, toxische Freundschaften und den Wunsch einen Moment im Leben eine neue Richtung zu geben. Die dabei ermöglichten „zweiten Chancen“ können mal kleine, aber auch mal große Auswirkungen haben. Dadurch gewinnt die Geschichte an philosophischen Aspekten und ermöglicht eine faszinierende Betrachtung des Themas.
Hervorheben möchte ich, dass auch kleinere Randfiguren eine interessante eigenständige Persönlichkeit und Geschichte erhalten haben, was dem Roman meines Erachtens nach viel mehr Substanz verleiht.
Einzig mit dem Verhalten der noch sehr jungen Protagonistin Himari, hatte ich anfangs meine Probleme. Das lies aber im Verlauf der Geschichte nach, da Frau Ota es schafft, dem Lesenden die jugendliche Gefühlslage glaubhaft zu vermitteln.

Mir hat der leichte Schreibstil und die gut ausgearbeiteten, verschiedenen Figuren sehr gefallen. Es ist zwar ein schlankes Buch, welches mich durch seine Vielschichtigkeit vollends überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 26.10.2024

Der äußere Schein kann trügen.

A Song to Drown Rivers
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Ann Laing gibt einer alten Legende mit „A Song to drown Rivers“ ein neues Gewand und erweckt die Geschichte rund um das junge Mädchen Xishi zum neuen Leben.
Aufgewachsen ist Xishi im ärmlichen, vom Krieg ...

Ann Laing gibt einer alten Legende mit „A Song to drown Rivers“ ein neues Gewand und erweckt die Geschichte rund um das junge Mädchen Xishi zum neuen Leben.
Aufgewachsen ist Xishi im ärmlichen, vom Krieg zerrütten Yue, einem Staat im damaligen China. Als eines Tages Fanil, der Minister von Yues König Goujian in ihr Dorf kommt, ändert sich ihr Leben schlagartig.
Es wurde ein Plan geschmiedet, dass sie durch ihre übernatürliche Schönheit den feindlichen König Fuchai ablenkt und schwächt, so dass Yue sich gegen das feindliche Königreich zur Wehr setzen kann.

Was als allererstes bei diesem Buch auffällt, ist die unglaublich stimmige Covergestaltung, welche es in der Erstauflage mit einem aktuell so begehrten farbigen Buchschnitt gibt. Das macht dieses Buch natürlich zu einem Blickfang in jedem Regal!
Durch die poetische Sprache, welche sehr gut das Setting der Geschichte aufnimmt, entstehen eindrückliche Bilder. Es ist ein leichtes in die Erzählung abzutauschen und ihr zu folgen.
Dabei scheut die Autorin nicht davor zurück immer wieder zu moralisieren, wenn es um Krieg und dessen Folgen für beide Seiten geht. Das lässt sie allerdings so geschickt einfließen, dass es den Lesefluss niemals stört.

Leider gab es einige Kritikpunkte für mich an diesem Buch.
Zunächst einmal fand ich, dass die meisten Figuren, allen voran die Protagonistin Xishi, leider sehr schablonenhafte Charaktere sind, ohne Tiefgang oder Entwicklungspotenzial neben ihren fest definierten Rollen.

Auch geht Frau Laing nicht genauer auf die Gebräuche oder den eigentlichen Palastalltag genauer ein. Viele Nebenfiguren werden nur einmalig erwähnt, bekommen aber selbst überhaupt keine Chance das Buch zu bereichern. So verschenkt sie sehr viel Potenzial die Geschichte weiter auszuschmücken und ihr einen verständlicheren Rahmen zu geben.

Am meisten hat mich allerdings folgender Aspekt gestört:
„A Song to drown Rivers“ wirbt damit, dass es eine feministische Neuinterpretation einer alten Legende ist. Meiner Meinung nach ist das allerdings nicht der Fall. Die Protagonistin ordnet sich deutlich in das vorherrschende patriarchale System unter. Die tragisch sehnsuchtsvolle Liebesgeschichte rund um Xishi spielt sich dabei immer wieder in den Vordergrund, lässt sie allerdings wenig eigenständig wirken. Eher wie die Jungfer in Nöten, die immer auf die Rettung durch ihren strahlenden Helden wartet. So bleibt sie bis zum Ende ein Spielball der Männer in ihrem Leben.

Für mich blieb „A Song to drown Rivers“ hinter den Erwartungen zurück. Wer hier Tiefgang oder gar eine überraschende Neuinterpretation sucht, ist hier falsch. Was nicht bedeutet, dass es ein schlechtes Buch ist. Es ist eine leichte Liebesgeschichte, eingebettet in einer Legende aus alten Zeiten. Mehr leider auch nicht.

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Veröffentlicht am 20.10.2024

Alles schläft, einsam wacht.

Der längste Schlaf
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Die Autorin Melanie Raabe ist schon seit fast zehn Jahren eine etablierte und sehr erfolgreiche Autorin aus Deutschland, die immer wieder durch ihre Romane zu begeistern weiß. Mit „Der längste Schlaf“ ...

Die Autorin Melanie Raabe ist schon seit fast zehn Jahren eine etablierte und sehr erfolgreiche Autorin aus Deutschland, die immer wieder durch ihre Romane zu begeistern weiß. Mit „Der längste Schlaf“ stellt sie einmal mehr ihr Können vor.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Schlafforscherin Mara Lux, welche ironischerweise selbst unter ständiger Schlaflosigkeit leidet. Aber auch wenn der ersehnte Schlaf zu ihr kommt, so hat sie große Angst vor ihm. Denn Träume von Mara können prophetischer Natur sein und scheinen ihre Wurzeln immer mehr in die Realität zu schlagen.
Als ihr eines Tages eine mysteriöse Erbschaft in Aussicht gestellt wird, ist sie zwar zunächst skeptisch, aber die Neugierde doch zu groß. Damit setzt sich etwas in Bewegung, mit dem Mara so wohl nicht gerechnet hätte.


Mir hat „der längste Schlaf“ insgesamt gut gefallen. Der Roman ist sehr rund, das fängt bei der grandiosen Covergestaltung mittels der eingearbeiteten Symbolik (Ibisse, schlafende Frau oder das rote Gras) an und endet mit einer in sich schlüssigen Storyline.
Frau Raabe hat zum Thema Schlaf intensiv recherchiert. Dadurch hat sie dieses Themengebiet so aufbereitet, dass es einem breitem Publikum zugänglich ist.
Der Schreibstil ist leicht, ohne dabei zu seicht zu sein, des weiteren erlaubt er ein flüssiges Lesen.
Mara als Hauptfigur, aber auch alle Nebenfiguren waren sympathisch und man konnte ihren Handlungen meistens gut folgen (nur warum hat diese Frau so gar keine Angst vor Käfern & Spinnen?!).

Als Kritikpunkt möchte ich anführen, dass die Autorin sich meiner Meinung nach etwas zu sehr in ihrer Mystik verliert.
Es war, als hätte Frau Raabe etwas viel Weichzeichner benutzt, was dieses Buch gar nicht gebraucht hätte. Ich mochte den fiktionalen Anteil sehr, aber es hätte einfach nicht so gewollt enden müssen.

Insgesamt hat mir das Buch rundum gefallen. Die Figuren waren passend ausgearbeitet und das Thema Schlaf wurde sehr gut recherchiert.
Wer etwas genreübergreifende Mystik in einem Roman nicht scheut, ist hier genau richtig.
Ich könnte mir diesen Roman auch sehr gut verfilmt vorstellen.

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Veröffentlicht am 19.08.2024

Gesellschaftlicher Druck – ein Spagat zwischen der Rolle als Mutter & Frau.

Ava liebt noch
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Angezogen durch die wunderschöne Covergestaltung und den vielversprechenden Klappentext bin ich auf Vera Zischke‘s Debütroman „Ava liebt noch“ gestoßen und hatte große Erwartungen. Ich hoffte auf keine ...

Angezogen durch die wunderschöne Covergestaltung und den vielversprechenden Klappentext bin ich auf Vera Zischke‘s Debütroman „Ava liebt noch“ gestoßen und hatte große Erwartungen. Ich hoffte auf keine simple, romantische Komödie, sondern auf ein spannendes Drama mit vielen Höhen wie Tiefen.
Und ich wurde nicht enttäuscht!
„Ava liebt noch“ ist so viel mehr als ein großartiger Liebesroman über eine tabubehaftete Liebe einer Frau zu einem wesentlich jüngeren Mann. Dieser Roman zeigt, wie schwer es sein kann als Frau, aber vor allem als Mutter, gegen gesellschaftliche Normen anzuschwimmen. Viele Beziehungen sind in unserer heutigen Zeit immer noch von den Vorstellungen geprägt, dass eine gute Mutter und Ehefrau Zuhause bleibt, ihre Karriere und eigenen Bedürfnisse aufgibt. So wird sie ganz allmählich zu einem stillen und guten Geist ihrer Familie.

So ergeht es auch der titelgebenden Protagonistin Ava. Sie ist Mitte Vierzig, dreifache Mutter und Hausfrau. Die Ehe zu ihrem Mann Ralf ist über die Jahre immer mehr eingeschlafen. Ava fragt sich zunehmend, ob es das jetzt für immer gewesen ist. Sie will das Unmögliche, sie will Frau und Mutter gleichzeitig sein!
„Liebe, Erschöpfung, Hingabe, Zwang, Selbstaufgabe, Erfüllung, das ewig schlechte Gewissen – all das vermischt sich in Mütterherzen [...]“ S.295
Als sie den wesentlich jüngeren und sehr attraktiven Kieran kennenlernt, stürzt sie sich gegen alle Vernunft in eine leidenschaftliche Affäre, die sie alles kosten könnte, was sie sich aufgebaut hat und ihr doch so viel mehr geben kann, als sie je gewagt hatte zu hoffen.

Meiner Meinung nach ist die große Stärke dieses Buches, das es nie ins Kitschige abdriftet oder die Figuren zu eindimensional sind.
Nicht immer muss man mit jeder Entscheidung von Ava oder Kieran mitgehen, um ihnen nachfühlen zu können.
Vor allem Ava ist eine facettenreiche Figur, welcher man die innere Zerrissenheit glaubt. Sie hadert mit ihrer Rolle als Mutter und Hausfrau ohne sie dabei zu verteufeln oder zu bereuen. Kieran als wesentlich jüngerer Liebhaber wird nicht als simpler Toy Boy dargestellt, sondern bekommt auch genügend Raum um eine Persönlichkeit zu entwickeln. Ich konnte mit beiden mitfiebern, ihre Glücksmomente, sowie ihre Zweifel teilen.

Das Einzige was ich beim Lesen zunächst als störend empfunden habe, war der plötzliche Wechsel zwischen Ava und Kieran. Beide Protagonisten berichten in abwechselnden Kapiteln ihre Sicht aus der Ich-Erzähler-Perspektive, was mich beim Übergang abrupt aus dem Lesefluss gerissen hat.

Es ist ein großartiges Buch mit nahbaren und vor allem fehlbaren Figuren. Man muss nicht in Ava‘s Lage sein um zu verstehen, wie schwer es sein kann als Mutter perfekt performen zu müssen und sich dabei als Frau selbst zu verlieren.
Eine klare Leseempfehlung für alle, die mehr wollen als nur „Standard- Liebesromane“.

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Veröffentlicht am 03.08.2024

Die langen Schatten der Vergangenheit.

Kleine Monster
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Jessica Lind, bekannt für ihr Debüt Roman „Mama“, erschafft mit ihrem zweiten Roman „Kleine Monster“ erneut ein sehr diffiziles Psychogramm einer Familie.

„Kleine Monster“ startet direkt mit einem Konflikt. ...

Jessica Lind, bekannt für ihr Debüt Roman „Mama“, erschafft mit ihrem zweiten Roman „Kleine Monster“ erneut ein sehr diffiziles Psychogramm einer Familie.

„Kleine Monster“ startet direkt mit einem Konflikt. Die Eltern des kleinen Luca werden in die Schule gebeten – es gab einen Vorfall mit einer Mitschülerin. Was genau passiert ist, darüber schweigen sich alle Beteiligten aus. Die Eltern versuchen es auf unterschiedliche Weise aus Luca herauszubekommen, allerdings ohne Erfolg. Während der Vater Jakob sehr entspannt mit der Situation umgeht und nichts Böses in seinem Sohn sieht, wird Pia als Mutter immer unruhiger. „Jakob sieht nicht, was ich sehe. Weil er das Dunkle nicht kennt. Aber ich kenne es, und wenn Luca auch so ist, dann wegen mir. Wegen meiner Familie.“ S. 146

Die Geschichte wird aus Pias Blickwinkel erzählt, ebenso werden kurze Rückblenden eingefügt, in welchen die Kindheit von Pia und ihren Schwestern beschrieben wird. Unterschwellig wird dabei der ständige Druck von außen auf Pia als Mutter beschrieben. Dieser findet durch ihr eigenen Anspruchsdenken, die Eltern der anderen Kinder, aber auch durch die „Heile Welt“- Ansicht ihres Mannes statt. Zunehmend zerreibt sich Pia an der Sprachlosigkeit ihrer Vergangenheit und dem Wunsch im Hier und Jetzt für ihr Kind vorbehaltlos da zu sein.

Für mich konnte die Autorin sehr gut die Zerrissenheit einer Mutter in dem Wunsch, ihr Kind vollkommen zu lieben, zu beschützen, aber auch der Angst davor, dass etwas nicht stimmt vermitteln. Von Anfang an verfügt dieser Roman über einen äußerst atmosphärischen Kern.
Der Schrecken wird hier nicht platt dem Lesenden aufgedrängt, sondern er ist sehr subtil.
Für mich macht die Autorin etwas sehr Spannendes, sie beleuchtet nicht nur eine dysfunktionale Familie, ferner deren Sprachlosigkeit, sondern sie betrachtet das Verhalten eines Kindes zusätzlich zu dem Blickwinkel der Mutter darauf. Das finde ich unglaublich interessant. Dabei mussten die Figuren nicht durchgehend sympathisch sein, um mit ihnen mitfühlen zu können.

Für mich ist es eine klare Leseempfehlung, welches durch seine großartige Covergestaltung zusätzlich bei mir punkten konnte. In der Danksagung fasst es die Autorin sehr gut zusammen, sie schreibt, dass es die Seele des Romans einfängt. Und nach Beendigung des Buches stimme ich ihr da vollkommen zu.
Wer sich traut, sollte es unbedingt lesen und sich eine eigene Meinung bilden!

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