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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2024

Frei nach der Bibel

Die Löwin von Jerusalem
2

Wir lesen die Geschichte Bathsebas, die sich als sehr junges Mädchen unsterblich in den späteren König David verliebt. Eine unmögliche Liebe, denn Bathseba ist schon einem anderen versprochen, der Vater ...

Wir lesen die Geschichte Bathsebas, die sich als sehr junges Mädchen unsterblich in den späteren König David verliebt. Eine unmögliche Liebe, denn Bathseba ist schon einem anderen versprochen, der Vater hat die Mitgift bereits kassiert, und David ist sein Ehrgeiz wichtiger als seine Liebe. Trotzdem lässt Bathseba nicht locker - sie will Davids Frau werden.

In teilweise poetischem Schreibstil - stellenweise "gewürzt" durch die ziemlich vulgäre Sprache von Davids Kampfgefährten - erzählt Ruben Laurin die an die Bibel angelehnte Geschichte Bathsebas. Teilweise spricht er mich als Leser direkt an, was mir gut gefällt. Die häufigen Zeitsprünge irritieren anfangs etwas, es wäre gut gewesen, die Kapitel entsprechend zu kennzeichnen. Die Person der Bathseba, die anfangs so willensstark und durchsetzungsfähig wirkt, verkommt im Verlauf des Buchs immer mehr zu einem schwachen, liebeskranken Mädchen, das gegen jede Vernunft an einer doch eher einseitigen Liebe festhält. Sie orientiert ihr gesamtes Leben an David, der nicht einen Finger rührt, um wieder mit ihr zusammen zu kommen. Für mich enttäuschend, hatte ich mich doch auf die Geschichte einer starken Frau gefreut. Auch sind einige Handlungen in der Geschichte nicht schlüssig und scheinen nicht in die Zeit zu passen. Insgesamt muss ich leider sagen, dass ich von diesem Buch enttäuscht bin und keine Empfehlung aussprechen kann.

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Veröffentlicht am 11.08.2024

Rasanter Thriller

Tode, die wir sterben
0

Jon Nordh und Svea Karhuus werden als Ermittler-Duo "zwangsverpartnert" um den Mord an einem 13-jährigen Jungen aufzuklären, dessen Hintergrund sie im Gangmilieu vermuten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten ...

Jon Nordh und Svea Karhuus werden als Ermittler-Duo "zwangsverpartnert" um den Mord an einem 13-jährigen Jungen aufzuklären, dessen Hintergrund sie im Gangmilieu vermuten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten raufen sie sich zusammen und erkennen schnell, dass mehr hinter dem Fall steckt, als sie zunächst gedacht haben. Bis sie jedoch die ganze verwickelte Geschichte aufklären können, geschehen nicht nur weitere Morde, sondern sie geraten auch mehrmals in tödliche Gefahr.

Packend, aber nicht reißerisch erzählt das Autorenduo diesen spannenden Kriminalfall, der auf mich aufgrund des Bezuges auf aktuell brisante politische Themen wie Rassismus und den Überfall Russlands auf die Ukraine auch sehr beängstigend wirkt. Der Fall ist schlüssig aufgebaut und kommt mit zahlreichen überraschenden Wendungen daher. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ein solches Szenario auch im wahren Leben stattfinden kann.

Die beiden Ermittler könnten gegensätzlicher nicht sein, ihre sehr unterschiedliche Herangehensweise ist aber der Schlüssel zur Lösung des Falls. Beiden gemeinsam ist, dass sie Probleme aus der Vergangenheit mit sich herumschleppen, die der Cliffhanger am Ende des Buchs und damit einer der Gründe sind, sich auf eine Fortsetzung zu freuen. Gerne empfehle ich dieses Buch weiter.

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Veröffentlicht am 10.08.2024

So soll ein Krimi sein

Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi
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Landespolizistin Liv de Vries erschießt im Dienst einen Tatverdächtigen um ihren Kollegen zu schützen, was sich im Nachhinein als Fehler erweist. Um sie aus der Schusslinie zu nehmen, wird sie ...

Landespolizistin Liv de Vries erschießt im Dienst einen Tatverdächtigen um ihren Kollegen zu schützen, was sich im Nachhinein als Fehler erweist. Um sie aus der Schusslinie zu nehmen, wird sie von ihrem Vorgesetzten auf einen scheinbar unbedeutenden Vermisstenfall im idyllischen Städtchen Veere angesetzt. Dass in diesem Fall nichts so ist, wie es zunächst scheint, findet Liv erst nach und nach heraus. Schnell erkennt sie jedoch, dass der aktuelle Fall mit dem nur wenige Jahre zurückliegenden Fall eines vermissten Mädchens mit surinamesischen Wurzeln zusammenhängt.

Mit dem packenden Schreibstil und der geschickt aufgebauten Spannung auf zwei Handlungsebenen hat mich Marten Vermeer schnell eingefangen. Die Protagonisten sind sympathisch und authentisch, mit Liv konnte ich mich schnell identifizieren. Auch Ruben, ihr Kollege in Veere ist so schön normal und bodenständig, ebenso wie Rechtsmedizinerin Ann-Remi. Der Kriminalfall erweist sich als komplex und thematisiert nebenbei das heute so aktuelle Rassismus-Problem sehr gut. Die Verknüpfung mit einem ähnlichen Fall im von den Nazis besetzten Zeeland im zweiten Weltkrieg zeigt sehr gut auf, dass wir Gefahr laufen, die Fehler von damals zu wiederholen. Es gefällt mir sehr, wie Liv, Ruben und Ann-Remi zusammenarbeiten um die beiden Fälle gegen alle Widerstände zu lösen.
Fazit: Wir lesen hier einen spannenden Krimi mit Regionalbezug und einer klaren Botschaft gegen rechts, den ich sehr gerne wärmstens empfehle.

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Veröffentlicht am 31.07.2024

Rechtlose Frauen

Im Nordwind
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Vor allem um die nicht vorhandenen Rechte der Frauen dreht sich dieser Roman der in Hamburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt. Man konnte als Mädchen verkauft, vergewaltigt und geschwängert ...

Vor allem um die nicht vorhandenen Rechte der Frauen dreht sich dieser Roman der in Hamburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt. Man konnte als Mädchen verkauft, vergewaltigt und geschwängert und später zwangsverheiratet werden. Als Ehefrau durfte man arbeiten gehen, damit der Mann den Lohn versaufen und einem obendrein noch fast zu Tode prügeln konnte. All das ist Alice passiert, als sie sich an Rechtsanwalt John Reeven wendet, damit er ihr zur Scheidung verhilft. Zunächst macht er ihr wenig Hoffnung, wagt es dann aber doch. Im Lauf der Vorbereitungen entwickeln die beiden dann auch Gefühle füreinander. Was die beiden dabei durchmachen ist sehr spannend und manchmal aufwühlend zu lesen. Der Schreibstil ist so einfühlsam, dass Alice`s Angst vor ihrem Ehemann ebenso gut spürbar ist wie Johns Zerrissenheit in Bezug auf seinen weiteren Lebensweg. Er ist standesgemäß verlobt, scheint aber nicht so recht hinter dieser Beziehung zu stehen. Auch beruflich hat er Zweifel, ist da doch noch das Familienunternehmen, in dessen Leitung er sich eigentlich einbringen soll. Der Handlungsstrang, der sich um die Erkrankung von Johns Vater und den Auswirkungen auf die Familie dreht, hat mir sehr gut gefallen, denn er zeigt nebenbei die Gegensätze zwischen Johns Welt und der von Alice auf. Die beiden scheinen keine Chance auf ein gemeinsames Leben zu haben. Doch das wird wohl im zweiten Band geklärt werden, denn dieser endet nicht nur diesbezüglich mit einem Cliffhanger.
Insgesamt hat mir die Geschichte von John und Alice sehr gut gefallen, so dass ich sicherlich Band 2 auch lesen möchte und Band 1 wärmstens empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 11.07.2024

Drei Frauen in schwerer Zeit

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
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Don`t kiss Tommy ist die Geschichte dreier junger Frauen, deren ganzes Leben vom Krieg und dem Einmarsch der Alliierten auf den Kopf gestellt wurde. Anne muss schweren Herzens das elterliche ...

Don`t kiss Tommy ist die Geschichte dreier junger Frauen, deren ganzes Leben vom Krieg und dem Einmarsch der Alliierten auf den Kopf gestellt wurde. Anne muss schweren Herzens das elterliche Hotel, auf dem ihre Lebensplanung basiert, den Engländern überlassen. Ihre Schwester Iris, verheiratet mit dem ewig gestrigen Diethart und Mutter von drei Kindern, muss nicht nur ihr Haus abgeben, sondern auch ihre Ehe in Frage stellen. Annes frühere Freundin Rosalie hat ihre ganze Familie bei einem der letzten Bombenangriffe verloren und muss sich ganz neu orientieren. Alle zusammen müssen sie sich mit den Engländern arrangieren, die sich in ihrer Heimatstadt Bad Oeynhausen breitgemacht haben.

Einfühlsam und sehr berührend schildert Theresia Graw die Geschichte der drei jungen Frauen, die jede auf ihre Art mit der Besatzung fertig werden. Ihr Schicksal wurde perfekt mit dem gründlich recherchierten historischen Hintergrund verknüpft und wird so authentisch dargestellt, dass es genau so gewesen sein könnte. Besonders Anne hat mir sehr imponiert, sie verliert nie ihr Ziel aus den Augen, vergisst dabei aber auch nicht ihre Mitmenschen. Mit ihrer geradlinigen, bestimmten Art trägt sie sehr viel zur Verständigung zwischen Besatzern und Besetzten bei. Auch Rosalie ist sehr zielstrebig, hat dabei aber zuerst ihr eigenes Wohl im Auge. Iris dagegen ist zunächst sehr passiv, sie steht unter Dietharts Fuchtel und ihr fehlt Annes Mut.

Ich finde diese Geschichte von Anfang bis Ende sehr spannend und authentisch. Ich habe vieles aus den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern, die diese Zeit in der amerikanischen Besatzungszone erlebt haben, wiedererkannt. Gerade in unserer heutigen Zeit kann man nicht genug über Krieg und seine Folgen schreiben, um den Menschen bewusst zu machen, dass nichts wichtiger ist als der Frieden. Ich wünsche mir viel mehr solche Bücher wie dieses, das ich wärmstens empfehle.

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