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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2022

Eher durchschnittlich

Die letzte Party
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Rhys Lloyd kehrt als Berühmtheit in sein walisisches Heimatdorf zurück, wo er dabei ist, eine luxuriöse Ferienanlage zu bauen. Das gefällt den Leuten im Dorf gar nicht, aber auch bei den ersten ...

Rhys Lloyd kehrt als Berühmtheit in sein walisisches Heimatdorf zurück, wo er dabei ist, eine luxuriöse Ferienanlage zu bauen. Das gefällt den Leuten im Dorf gar nicht, aber auch bei den ersten Bewohnern der Anlage ist er nicht gerade beliebt. So ist es nicht verwunderlich, dass er am Morgen nach der rauschenden Silvesterparty tot im See treibt. Ffion Morgan als einheimische Ermittlerin wird mit dem englischen Ermittler Leo Brady zusammengespannt, um den Fall zu lösen. Nach einigen Startschwierigkeiten bilden die beiden ein homogenes Team und arbeiten sehr gut zusammen.
Der Schreibstil ist einfach und flüssig zu lesen, trotzdem konnte mich das Buch nicht von Anfang bis Ende fesseln. Das Geschehen wird aus verschiedenen Perspektiven geschildert, so dass man die gleichen Dialoge mehrfach zu lesen bekommt. Das ist dem Spannungsaufbau nicht zuträglich. Auch sind die Verdächtigen mit nachvollziehbarem Motiv so zahlreich, dass es sehr schwer ist, den Überblick zu behalten und ich mehrfach fast den Faden verloren hätte. So ist die Auflösung des Falls auch überraschend, denn auf diese Täter hat im Verlauf der Ermittlungen doch gar nichts hingewiesen.

Von den Protagonisten ist mir keiner so recht sympathisch. Die Bewohner der Ferienanlage sind allesamt oberflächliche Snobs, von der alten Dame in Nummer 3, die auch ihre Geheimnisse hat, mal abgesehen. Auch die Dörfler sind so verschroben und schrullig, das es schwer ist, ihnen nahe zu kommen. Am Besten gefallen mir Ffion und Leo, denn ihren Gedanken kann ich folgen. Ich finde die beiden sehr authentisch dargestellt.
Insgesamt finde ich diese Geschichte eher durchschnittlich, deshalb gibt es hier nur eine eingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 05.12.2022

Mord im Landhaus

Die Dreitagemordgesellschaft
1

In der Bibliothek von Agatha Christies Landhaus liegt die Leiche des Journalisten Waring. Haushälterin Phyllida entdeckt ihn und alarmiert die Polizei, die leider nur sehr schwerfällig ermittelt. Deshalb ...

In der Bibliothek von Agatha Christies Landhaus liegt die Leiche des Journalisten Waring. Haushälterin Phyllida entdeckt ihn und alarmiert die Polizei, die leider nur sehr schwerfällig ermittelt. Deshalb schaltet sich Phyllida in die Ermittlungen ein und gerät dabei in allerlei gefährliche, aber auch witzige Situationen.

Colleen Cambridges bildhafter, flüssig zu lesender und mit köstlichem britischem Humor gewürzter Schreibstil macht richtig Spaß. In Rekordzeit hatte ich die einzelnen Kapitel durch - leider. Denn ich habe es bedauert, als dieses Buch zu Ende war.

Die handelnden Personen werden mit ihren teilweise verschrobenen Eigenheiten so liebevoll und detailliert geschildert, dass ich schnell Zugang zu ihnen fand. Besonders Phyllida und Mr. Dobbs sind mir sehr ans Herz gewachsen, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Mir. Dobbs ist der typische britische Butler mit dem sprichwörtlichen Stock im Kreuz, während Phyllida als Haushälterin eine warmherzige, eher unkonventionelle Person ist.
Die Auflösung des Mordfalls wird schlüssig und nachvollziehbar dargelegt, ich konnte jederzeit folgen. Von Anfang an ist die Story spannend und rätselhaft, bis zum Schluss konnte ich nur vermuten, wer der Täter ist - und lag daneben. Die Autorin nimmt an einigen Stellen Bezug auf das Werk Agatha Christies, auch die bei ihr übliche Schlussansprache fehlt nicht.

Besonders gefallen hat mir der feine britische Humor, der an zahlreichen Stellen des Buches durchkommt. Das tut der Spannung keinen Abbruch sondern rundet die Geschichte sehr ansprechend ab.

Insgesamt darf ich sagen, dass ich vom Start dieser Reihe sehr begeistert bin und sie auf jeden Fall weiterverfolgen werde - daraus folgt eine hundertprozentige Leseempfehlung.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 03.12.2022

Kreuzberg on fire

Die Stunde der Hyänen
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Kreuzberg wird erschüttert von einer Reihe von Brandstiftungen an Deutschlands liebstem Kind - dem Auto. Wir lesen die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven - da ist der Postbote Maurice, ...

Kreuzberg wird erschüttert von einer Reihe von Brandstiftungen an Deutschlands liebstem Kind - dem Auto. Wir lesen die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven - da ist der Postbote Maurice, der von vornherein als Täter geoutet wird, die Journalistin Jette, Polizistin Romina und der Obdachlose Radek, Opfer des ersten Feuers.
Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut zu lesen. Es werden zahlreiche aktuelle Themen behandelt, man muss aufpassen, dass man nicht den Überblick verliert. Ein bisschen weniger wäre da mehr gewesen. Gut gefallen hat mir der kritische Umgang mit der Automania der Deutschen, sehr gut dargestellt als der Besitzer des ausgebrannten PickUps minutenlang mit gelupfter Mütze wie im Gebet vor dem Wrack seines Fahrzeugs verharrt.

Der Spannungsaufbau allerdings leidet sehr unter den häufigen Ausflügen in die Welt einer sehr strikten Sekte (Zeugen Jehovas?), die auch noch von zahlreichen Wiederholungen geprägt sind.
Die Protagonisten wirken allesamt durchgeknallt, es fällt mir schwer, auch nur für einen Sympathie zu empfinden. Journalistin Jette jagt senstionslüstern ihren Stories hinterher und lässt sich von ihrem Freund misshandeln. Polizistin Romina jagt fanatisch nach der Anerkennung ihrer Kollegen, Postbote Maurice versucht seine sexuellen Spannungen durch Feuer abzubauen, die Sektenführer sind bigotte Päderasten. Es kann einem schlecht werden vor all diesen menschlichen Abgründen! Das ist mir alles ein bisschen zu viel des "Guten", da ist Johannes Groschupf eindeutig über das Ziel hinausgeschossen.

Punkte gibt es für den Schreibstil und die Sozialkritik, auch das Thema ist toll.
Deshalb eine eingeschränkte Leseempfehlung, denn wer so viele durchgeknallte Charaktere in einer Geschichte mag, wird hier sicher seine Freude haben.



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Veröffentlicht am 01.12.2022

Düster und abgedreht

Wintersterben
0

Ex-Interpol-Ermittler Gress wird tot in einer entlegenen Berghöhle aufgefunden. Zusammen mit einem neuen Kollegen vom BKA nimmt Valeria Ravelli, ebenfalls Interpol, die Ermittlungen im Bergdorf Steinberg ...

Ex-Interpol-Ermittler Gress wird tot in einer entlegenen Berghöhle aufgefunden. Zusammen mit einem neuen Kollegen vom BKA nimmt Valeria Ravelli, ebenfalls Interpol, die Ermittlungen im Bergdorf Steinberg nahe der Höhle auf. Sie setzen sich auf die Spur des Ermordeten und stoßen auf eine unvorstellbare Serie von Entführungen, Morden und weiteren Verbrechen.

Die Gestaltung des Covers gibt schon einen Hinweis auf die Düsternis in der Geschichte. Der Schreibstil ist bildhaft, manchmal etwas drastisch und zum Spannungsaufbau gut geeignet.
Ermittlerin Ravelli ist schwer zu greifen, vielleicht aufgrund der Tatsache, dass ich Band 1, auf dessen Handlung oft angespielt wird, nicht gelesen habe. Ihre Ermittlungsschritte sind selten schlüssig und deshalb für mich nicht nachvollziehbar, sie wirken sehr zufällig. Auch die Tatsache, dass Ravelli sich sehr unbedacht immer wieder alleine in gefährliche Situationen stürzt, hat mir missfallen. Allerdings wird davon die Spannung getragen, denn die Geschichte hat doch einige Längen. Ravellis Ermittlungspartner Bain ist blass geblieben, denn er bekommt sehr wenig Raum in der Geschichte. Allerdings sind seine Ermittlungsschritte für mich logisch und nachvollziehbar.
Die Auflösung des Falles ist wenig überraschend, denn der Verdächtige wird von seinem Erscheinen an so polarisierend geschildert, dass gleich klar ist, dass er derjenige sein muss.
Insgesamt hat mich dieser düstere, beklemmende Thriller nicht überzeugt, ich kann ihn nur eingeschränkt empfehlen.

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Veröffentlicht am 21.11.2022

Großartiger Historienroman

Der eiserne Herzog
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Wir lesen hier die Vorgeschichte der legendären Schlacht von Hastings, aus der der normannische Herzog Guilhem als „William der Eroberer“, König von England, hervorgeht. Zunächst heiratet Guilhem Matilda, ...

Wir lesen hier die Vorgeschichte der legendären Schlacht von Hastings, aus der der normannische Herzog Guilhem als „William der Eroberer“, König von England, hervorgeht. Zunächst heiratet Guilhem Matilda, die Tochter des Grafen von Flandern. Sie ist gebildet und eine ebenbürtige Partnerin für ihn. Als Eadweard, König von England, ihn zu seinem Nachfolger erklärt, ist ihm klar, dass er um seinen Anspruch wird kämpfen müssen. Sein Gegner ist Harold Godwinson, Spross der einflussreichsten Familie Englalands, dessen Anhänger aus diesem Einfluss einen Thronanspruch ableiten.
In gewohnt bildhaftem, detailliertem Schreibstil schildert uns Ulf Schiewe die Ereignisse die zur folgenreichen Schlacht von Hastings geführt haben. Er bettet fiktive Ereignisse perfekt in die historisch belegten Fakten ein und macht den Roman mit seinen akribischen Recherchen zu einem lehrreichen Lesespaß. Ich konnte sozusagen aus der ersten Reihe miterleben, welche Schachzüge der mächtigen letztendlich zu der folgenschweren Schlacht geführt haben. Alle Beteiligten werden ausführlich charakterisiert, so dass man ihre Handlungen immer nachvollziehen kann. Besonders Harold Godwinson, Guilhem und Matilda wirken sehr authentisch. Besonders mitfühlen konnte ich mit Harolds Frau Ealdgyth, deren Gefühle Ulf Schiewe besonders zum Schluss hin so einfühlsam schildert, dass ich mich direkt in sie hineinversetzen konnte.
Wie bei einem Werk von Ulf Schiewe üblich, wurde ich nicht nur erstklassig unterhalten, sondern konnte auch meine Geschichtskenntnisse erweitern. Folgerichtig kann ich dieses Buch für historisch interessierte Leseratten nur wärmstens empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Atmosphäre